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„Seid heilig, denn ich bin heilig!“ (1. Petrus 1,16) Gottes Lösung für alle unsere irdischen Probleme liegt in dieser Aufforderung zur Heiligung. Aber was ist Heiligkeit? Entspricht sie den religiösen Vorstellungen, die uns traditionell angeboten werden? Der Autor bringt erstaunliche Zusammenhänge ans Licht, die uns helfen, den Weg der Heiligkeit zu gehen, der uns mit Gott in Einklang bringt. Diese Harmonie zu erfahren, ist Seligkeit und Frieden. „Echte“ Heiligkeit ist menschlich nicht „machbar“, sondern kann nur von Gott selbst empfangen werden – geistgewirkte Heiligkeit voller Klarheit, Kraft und Schönheit. Heute geht es nicht nur persönlich, sondern auch gesellschaftlich um einen großen Übergang aus der destruktiven „Epoche der Unheiligkeit“ in die Morgendämmerung einer göttlichen Heiligkeit, die uns vom Heiligen Geist offenbart wird. Sie gleicht dem Exodus Israels aus dem Sklavenhaus Ägypten in die Freiheit des gelobten Landes. Eine Zeitenwende steht an. Altes vergeht, Neues entsteht.
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Seitenzahl: 277
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Frank Krause
Der heilige Weg
Leben im Geist und in der Wahrheit
GloryWorld-Medien
1. Auflage 2023
© 2023 Frank Krause
© 2023 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de
Alle Rechte vorbehalten
Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 2006, entnommen. Hervorhebungen und in Klammern gesetzte Ergänzungen stammen vom Autor. Weitere Bibelübersetzungen:
GNB: Gute Nachricht Bibel, 2002HFA: Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 1983LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 2017NLB: „Neues Leben. Die Bibelübersetzung“, Holzgerlingen, 2017DBU: „Das Buch“. Neues Testament – übersetzt von Roland Werner, © 2009 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten
Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.
Anmerkung zu Zitaten: Die vom Autor benutzten Zitate dienen ausschließlich der Erläuterung, Bereicherung und Untermauerung des eigenen Textes. Sie sollen zum Nachdenken anregen, inspirieren, Gedankengänge zusammenfassen und, je nachdem, den Text auflockern und den Leser zum Schmunzeln bringen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass er weder alle Werke der von ihm zitierten Autoren kennt noch zwingend deren Weltanschauungen oder sonstigen Ansichten teilt.
Lektorat: Brigitte KrauseSatz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Markus AmolschTitelbild: brian-mann-Qmbp26bep6k-unsplashHintergrundbild: von fwstudio auf freepik.com
ISBN (epub): 978-3-95578-719-6
ISBN (Druck): 978-3-95578-619-9
Vorwort
Einführung
1 Die große Ernüchterung
2 Das Spiegeluniversum
3 Das Pendel schlägt zurück
4 Neu anfangen
5 Das Glück der Heiligen
6 Die Sprache der Heiligen
7 Die Kraft der Heiligkeit
8 Das einfache Leben
9 Heilige Hände
10 Keine anderen Götter
11 Vor dem Thron
Nachwort
Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung,ohne die niemand den Herrn schauen wird.
Hebräer 12,14
Als Frank mir letztes Jahr strahlend verkündete, Gott habe ihm im Gebet mitgeteilt, worüber er die Nr. 7 der Reihe „7+7+7“, schreiben solle, war ich gespannt. Er werde über „den heiligen Lebensstil“ schreiben.1 Mir klappte erst einmal vor Staunen die Kinnlade herunter. Nachdem ich meine Überraschung überwunden hatte, wandelte sich mein Gesichtsausdruck in ein breites Grinsen. Ich teile ihm unverblümt und ehrlich mit: „Das kannst du nicht, nicht du. Das ist mein Thema.“ Daraufhin schaute er mich verwegen an und konterte: „Wetten, dass? Warte nur ab!“ Lachend gingen wir auseinander.
Für die, die jetzt denken, dass ich meinen Mann mit dieser Aussage nicht unterstützen oder gar frustrieren wollte: Es gibt einen Hintergrund für meine Äußerung. Ich komme nämlich aus einem gänzlich anderen „Familienstall“ als Frank. Bei uns waren Fehler erlaubt, dienten jedoch dazu, zu lernen. Der Moralkodex in unserer Familie war hoch. Nach dem Motto: Man kann viele Fehler machen und Dummheiten begehen, aber man trägt erstens die Konsequenzen daraus selbst und zweitens ist es eine Pflicht, daraus zu lernen und seinen Weg zu ändern. Wie anders war es dagegen in Franks Familie!
So prallten bei unserer Eheschließung vor über dreißig Jahren Welten aufeinander. Mein ständiges Appellieren an Moral und „anständiges Verhalten“ brachten mir den Namen „Äbtissin“ ein. Frank fühlte sich oft eher als Novize, denn als Ehemann, wenn ich ihn mal wieder ermahnte, z. B. nicht so viel fernzusehen oder allerlei andere Dinge zu tun bzw. zu lassen. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich mit meinen ehrlich gemeinten, moralisch unterlegten (Gardinen)Predigten oft übers Ziel hinausgeschossen bin.
Gott musste mir beibringen, dass es unwichtig ist, ob ich Recht habe oder nicht. Dass es vielmehr darauf ankommt, wie seine Güte und Milde sowohl Frank als auch mich stets zur Umkehr auf den Heiligen Pfad bewegen kann.
Dieses Schleifen an unserem Charakter – ich die Rechthaberin, Frank der Verweigerer meiner „Klosterregeln“ aus Prinzip – hat uns im Laufe der Jahrzehnte milde und gütiger zueinander werden lassen. Heute lachen wir über die meisten Eigenheiten, die uns früher aneinander nervten.
Trotz der vielen Bücher, die Frank geschrieben hat, an denen ich mit meinen Korrekturen mitwirken durfte und zu denen ich ihn auch immer ermutigt habe, da ich seine schriftstellerische Begabung beeindruckend finde … ein Buch über Heiligung? Na, warten wir es also ab, dachte ich mir und blickte mit einem unguten Gefühl auf das kommende Lektorat.
Als mein Mann mir dann Anfang des Jahres das Buch mit einem triumphierenden Lächeln auf den Schreibtisch legte, war ich gespannt wie ein Flitzebogen, aber auch ein wenig nervös. „Eine große Aufgabe für eine Äbtissin, die doch so heilig ist“, frotzelte er liebevoll.
Als ich mich an den Text setzte, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen und streute innerlich büßend Asche auf mein Haupt. Wie sehr hatte ich mich getäuscht! Das Buch rührte mich tief im Herzen an und sprach zu mir in vielen Bereichen. Wie hatte ich Frank doch Unrecht getan. Ich war eine Woche lang komplett gefangen in diesem wunderbaren Text.
Mein Resümee: Frank kann sehr wohl über Heiligkeit schreiben, auch wenn es weniger emotional geworden ist, als ich es mir gewünscht hätte. Tja, Männer und Frauen sind verschieden …
Ich hatte Gott sei Dank nicht Recht. Durch das Schreiben, Lesen und Korrigieren von uns beiden kamen wir selbst in ganz neue Verständnisse des Heiligen Lebensstils hinein. Es gäbe so viel dazu zu sagen, aber ein zu dickes Buch sollte es auch nicht werden.
Wir sehen uns beide nicht als die Super-Heiligen an, manchmal eher als „komische Heilige“. Aber wir sind auf dem heiligen Pfad Gottes unterwegs und lieben es, ihn weiterzugehen und immer mehr so zu werden, wie Gott uns gemeint hat, als er uns schuf.
Ich wünsche den Leserinnen und Lesern, dass sie ermutigt werden, die Wunder dieses heiligen Pfades mit uns neu zu entdecken. Das dazugehörige Kursbuch bringt weitere Aspekte, Geschichten und Fragen zum Thema auf, die das Buch großartig ergänzen.
Brigitte Krause, Februar 2023
1 Das 6. Buch der Reihe über den fünffältigen Dienst und den Leib Christi verschiebt sich aus diversen Gründen zeitlich nach hinten auf Platz 7 bei der Herausgabe. Darum erscheint nun das 7. Buch zuerst.
Schreib alles auf, was du soeben gesehen hastund was dir noch offenbart wird über die Gegenwartund über das, was in Zukunft geschehen wird.
Offenbarung 1,19 GNB
Das siebte Buch des „7+7+7-Projektes“ liegt nun vor1. Das heißt, sieben Bücher und sieben begleitende Kurshefte zu fundamentalen geistlichen Themen sind geschrieben und sieben erklärende Videoserien zur Vertiefung dazu aufgenommen worden. Ich kann es kaum glauben, in welch kurzer Zeit eine solche Mega-Arbeit vollzogen worden ist! Ist ein solch umfangreiches Werk nicht eine Lebensleistung? Durch die Gnade Christi können wir in einem einzelnen Leben vollbringen, was eigentlich mehrere brauchen würde! Das ist meine Erfahrung, und so empfinde ich die gesteigerte Produktivität, die sich in meinem Leben eingestellt hat. Durch die Gnade werden wir der Kraft und Wirkung Christi teilhaftig. Kreativität und Eifer erwachen. Wunder geschehen.
Rasch wurden mir „von oben“ zahlreiche Titel und Texte eingegeben; der himmlische „Download“ an Inspiration des Heiligen Geistes floss mir nur so in die Tastatur, auf der die Buchstaben vor lauter Gebrauch kaum mehr erkennbar sind. Für mich zeigt sich daran, dass die Zeit auf der Weltenuhr weit fortgeschritten ist. Was noch hervorgebracht werden kann, muss sich beeilen, denn „das Ende“ ist nahe herbeigekommen. Es ist, als würde sich alles beschleunigen und komprimieren. Der Druck nimmt zu wie Presswehen, eine neue Welt will geboren werden, rein und heilig. Die Zeit der Hure Babylon2 läuft ab, die der Braut Christi steht bevor. Eine höchst aufregende Zeitenwende, die meiner Meinung nach sehr viel mit Heiligkeit zu tun hat!
In meinen ersten Jahren als Christ war mir der heilige Gott weitgehend unverständlich. Meine gottlose Prägung hatte ihn aus meinem Konzept von Wirklichkeit komplett ausgeschlossen. Ihn nun darin unterzubringen, fiel mir schwer. Ich versuchte, ihn in meine „Box“ hineinzuglauben und hineinzubeten, während er mich herausholen wollte. In meinem Kosmos war Gott nicht präsent. Er fehlte in den Filmen und Nachrichtensendungen, die ich mir anschaute, und genauso in den Gesprächen, die ich mit Freunden und Mitschülern führte. Die Welt, wie ich sie kannte, hatte keine Verwendung für Gott und verbannte ihn in die Kirche … für mildtätige Zwecke.
Später verstand ich, dass es da ein Innerhalb meiner Weltsicht und ein Außerhalb von ihr gab. Gott befand sich draußen und rief mich, aus meinem ideologischen „Grab“ aufzustehen und dorthin zu kommen, wo er war. Jedoch wurde schnell klar, dass der Übergang von Drinnen nach Draußen eine Initiation brauchte, eine Geburt, die wahrhaft einer Auferstehung gleicht.
Ob es allen anderen Christen auch so geht, weiß ich nicht, aber bei mir verlief und verläuft diese „Auferstehung“ in Stufen. Jede Stufe ist dermaßen lebendiger und lichter als die vorherige, dass es mir stets scheint, als sei das Ziel erreicht und das geistliche Wachstum vollendet. Jedoch stoße ich über kurz oder lang erneut an Grenzen, die überwunden werden wollen. Ich sehe kein Ende in dieser Auferstehungs- bzw. Aufstiegs-Entwicklung. Die Verwandlung in das Bild Jesu – von einer Herrlichkeit zur anderen, wie der Heilige Geist sie initiiert (vgl. 2 Kor 3,18) – nimmt kein Ende. Es ist ein heiliger Weg, der kontinuierlich weitergegangen werden will, ein fortschreitender geistlicher Prozess, der dynamisch und machtvoll ist. Der Heilige Geist hält uns in Bewegung! Wo wir geneigt sind, stehenzubleiben und zu erstarren, uns vielleicht sogar umzuwenden und nach hinten zu orientieren (Tradition), anstatt nach vorne (Vision), ist der Geist unerbittlich. Denn wie wir aus der Geschichte von Lots Frau wissen, könnten wir im Blick nach hinten „zur Salzsäule“ erstarren. Oder, wie Jesus es in Lukas 9,62 sagt:
Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.
Die mir bekannte christliche Lehre sagt, dass wir mit der Bekehrung zu Jesus auferstanden und wiedergeboren sind. Die Theologen sehen in diesen Begriffen Punkte, die „erledigt“ werden und keine Prozesse, die sich immer weiter entfalten. Mir war es stets seltsam, dass ich auferstanden und wiedergeboren sein sollte, ohne groß etwas davon zu bemerken. Die Unterschiede zwischen Tod und Leben, Finsternis und Licht, zwischen einem ungeborenen und einem geborenen Kind sind im Natürlichen dermaßen groß, dass es mir stets fragwürdig erschien, wie man im geistlichen Bereich davon kaum etwas mitbekommen sollte. Mir wurde gesagt, ich solle einfach „glauben“, dass es geschehen sei, dann würde es sich mit der Zeit schon zeigen …
Durch die Jahre meines Glaubenslebens erkannte ich: Jede Stufe der Realisierung der Wiedergeburt und der Auferstehung braucht Zeit, ihr größeres Maß an Wirklichkeit und Möglichkeit (Macht) sowohl zu entfalten als auch zu integrieren. Viele Stufen brauchten bei mir länger, als es hätte sein müssen. Das zu erkennen, war stets eine Ernüchterung. Jedoch hielt ich mir zugute, dass ich über das Allermeiste, das ich über diesen „Heiligen Weg“ erkannte und erlebte, in den Predigten, die ich gehört und selbst Bibelschulen, die ich besuchte, kaum je etwas vernommen hatte.
Halten wir das Prinzip fest: Nach der Initiation3 kommt die Integration. Verstehen und verinnerlichen wir eine Initiation mit der daraus resultierenden Verwandlung, die uns auf eine neue Stufe hebt, nicht, dann können wir in einem „Dazwischen“ hängen bleiben, ein sehr unangenehmer Zustand. Wir sind nicht mehr, die wir waren, aber auch noch nicht, die wir werden. Das Alte ist keine Option mehr, aber das Neue ist noch unklar. Wie gesagt: An diesem Punkt erliegen meines Erachtens viele Christen dem Irrtum, dass sie ihre Wiedergeburt, Auferstehung, Verherrlichung, Erleuchtung, Erweckung usw. als punktuelle geistliche Geschehnisse betrachten und nicht als Prozesse, die zu durchlaufen sind bzw. als Weg, der zu gehen ist. Wie jemand eine volle Erweckung und Erfahrung der unmittelbaren Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi aushalten sollte, nur weil er sich bekehrt hat, kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin jetzt 40 Jahre lang Christ und habe nicht den Eindruck, mit der Bekehrung fertig zu sein, genauso wenig wie mit allen anderen Aspekten der Erlösung und Verwandlung in das Bild Christi: weder mit dem Kreuz noch mit der Auferstehung noch mit der Himmelfahrt noch mit Pfingsten. Meine Erfahrung der Heiligkeit ist fragmentarisch, die Unheiligkeit der Welt eine stete Herausforderung.
Ich nehme an, dem Teufel ist es sehr recht, wenn wir glauben, wir seien mit der Heiligung „fertig“, weil wir uns einmal Jesus zugewendet haben und in eine Gemeinde gehen. Dort drehen wir uns dann ewig im liturgischen Kreis und kommen nicht vom Fleck. Eine weitergehende Initiation und Transformation finden wir dort in der Regel nicht, sie wird weder verkündet, noch verlangt, noch sind die gemeindlichen Strukturen beweglich (dynamisch) genug dafür. Viele Aspekte der geistlichen Erfahrung werden darum auf „nach dem Tod“ verschoben und „in den Himmel“ verlegt. Was bleibt, ist ein im Großen und Ganzen menschlich verwaltbares, religiöses Konstrukt, das mit „dem Reich Gottes, welches nicht in Worten, sondern in Kraft“ (vgl. 1 Kor 4,20) und in „Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist“ (vgl. Röm 14,17) besteht, wenig gemein hat, noch etwas damit anfangen kann.
Ich glaube, dass heute viele Gläubige – ob ausgesprochen oder unausgesprochen (innere Kündigung) – ihre Kirchen und Gemeinden verlassen, weil vom Reich Gottes dort wenig zu finden ist, sondern stattdessen ein frommer Ersatz angeboten wird, der aus einem geist- und kraftlosen Evangelium der Gutbürgerlichkeit und mildtätigen Zwecke besteht. Aktuell sammeln sich immer mehr Christen in dieser „Zwischenstation“, vielleicht sogar die ganze Welt, da die Geburt eines neuen Himmels und einer neuen Erde ansteht. Da sich zunehmend die ganze Menschheit auf dieser Linie zwischen dem vergehenden Alten und dem werdenden Neuen einfindet, ob freiwillig oder unfreiwillig, eröffnet sich in diesem „Dazwischen“ eine ungeahnte evangelistische Möglichkeit. Sie wird in den Endzeitreden Jesu angedeutet:
Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen (Mt 24,14).
Bleiben wir, die wir waren, können wir nicht in das Neue, das heilig ist, hinübergehen, weil wir das Alte, das unheilig ist, einschleppen und das Neue damit kontaminieren würden. Kompatibel mit der „heiligen Stadt, dem neuen Jerusalem“ zu werden, „welches aus dem Himmel von Gott herniederkommt“ (vgl. Offb 21,2), das ist eine wirklich große Verwandlung.4 Wir werden heilig, wie ER heilig ist, denn es heißt:
Seid heilig, denn ich bin heilig! (1 Petr 1,16).
Ein kleiner Satz, der es in sich hat. Zudem steht er in Befehlsform, lässt uns also keine Wahl. Dabei geht es nicht darum, „so zu tun, als ob“, was zur reinen Heuchelei führt, sondern um einen Seinszustand, in den wir von Gott selbst hineingetaucht werden. Es ist also eine Initiation.
Die Heiligkeit besteht nicht darin, außergewöhnliche Dinge zu tun, sondern Gott wirken zu lassen. Sie ist die Begegnung mit der Kraft Seiner Gnade in unserer Schwäche, sie ist das Vertrauen in sein Wirken, das uns erlaubt, in Barmherzigkeit zu leben und alles mit Freude und Demut zu tun, zur Ehre Gottes und im Dienste am Nächsten.5
Meiner Überzeugung nach wird die letzte und notwendige Erweckung, die über die Welt geht, einerseits eine Renaissance des Reiches Gottes sein und andererseits eine der Heiligkeit. Zu unserem Erstaunen werden wir feststellen, dass Heiligkeit nicht so schwer ist, wie wir dachten, denn es heißt ja auch: „Gottes Gebote sind nicht schwer“ (vgl. 1 Joh 5,3). Es gab bereits eine ganze Reihe von Heiligungsbewegungen6, die jedoch immer wieder ausgebremst werden konnten, da die Seite der Macht – also des Reiches Gottes – fehlte. Beides zusammen bringt eine mächtige Heiligkeit bzw. heilige Mächtigkeit auf den Plan, die bereit und fähig ist, Gottes Heil in einem Maß umzusetzen, dass es die Welt erstaunen wird. Aber genauso wird sich die „mildtätige Gemeinde“ über diese Dynamik wundern, da sie sich allgemein an eine „gepflegte Ohnmacht“ und (schein)christliche Harmlosigkeit gewöhnt hat.
Die heilige Gemeinde, die Gott sich selbst heranbildet, wobei er die institutionalisierte Kirche nicht um Erlaubnis fragt, wird in der Lage sein, zu den Waffen des Lichts (vgl. Röm 13,12) zu greifen, um die Werke der Finsternis in einem solch globalem Maßstab bloßzustellen, dass noch einmal viele Menschen den Absprung schaffen und aus der Finsternis ins Licht fliehen werden.
Wie man im Licht wandelt und handelt, das wird ein großes Thema sein und die Bibelschulen beschäftigen! Der Unterschied zwischen Menschen, die im Licht leben, und jenen, die in der Dunkelheit bleiben, wird immer deutlicher werden. Eine heilige Zäsur vollzieht sich. Das Licht nimmt zu, die Dunkelheit wird entsprechend dunkler, die Grautöne und das Zwielicht verschwinden. Beides ist nicht miteinander vereinbar, wenn auch sehr lange daran gearbeitet wurde, Licht und Finsternis miteinander zu vermischen. Darüber hat Paulus sehr ernüchternde Worte zu sagen:
Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilnehmen und am Tisch der Dämonen (1 Kor 10,21).
Macht keine gemeinsame Sache mit Ungläubigen! Wie passen denn Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zusammen? Was hat das Licht mit der Finsternis zu tun? Ist Christus in Einklang zu bringen mit dem Teufel? Haben Glaubende etwas mit Ungläubigen gemeinsam? Haben Götzenbilder etwas im Tempel Gottes zu suchen? (2 Kor 6,14-16a GNB).
Hier finden wir eine Gegenüberstellung von Attributen der Unheiligkeit – Ungerechtigkeit, Finsternis, der Teufel, die Ungläubigen und Götzenbilder – mit denen der Heiligkeit – Gerechtigkeit, Licht, Christus, die Glaubenden, der Tempel Gottes.
Diese Aspekte sind für uns so wichtig, dass wir sie ganz genau kennen sollten, sodass wir sie auch unterscheiden können. Denn die Ungerechtigkeit liebt es, sich in die Kleider der Gerechtigkeit zu hüllen und der Teufel verkleidet sich als Engel des Lichts (vgl. 2 Kor 11,14). Diese Beurteilung ist jedoch nur durch die Offenbarung des Heiligen Geistes möglich, denn unser weltliches Verständnis eines jeden einzelnen Punktes ist sehr beschränkt. Diese geistgewirkte Klarheit nennt sich auch „die Gabe der Unterscheidung der Geister“ (vgl. 1 Kor 12,10).
Diese Geistes-Gabe können wir heute mehr denn je gebrauchen, da wir zu jener unmöglichen Vermischung von Dingen neigen, die nicht zusammenpassen und nichts miteinander zu tun haben, die nicht in Einklang zu bringen sind und nichts gemeinsam haben. Heute wird diese Vermischung gerne unter dem Nimbus der „Toleranz“ propagiert, was zu einer fatalen Gleichgültigkeit führt, wo alles „gleich-gültig“ ist. Ohne Unterscheidung können wir nicht entscheiden. Heute ist das Leben vieler Menschen von Unentschiedenheit geprägt. Dieses „Sich-nicht-Entscheiden“ führt zu Unklarheit und Stagnation. Der heilige Weg ist jedoch gekennzeichnet durch Klarheit und Dynamik.
1 Siehe Fußnote im Vorwort.
2 Über den Geist von Babylon habe ich ein Buch geschrieben: „Ein Turm bis zum Himmel“, GloryWorld-Medien, Xanten 2022.
3 Über den Begriff „Initiation“ habe ich ein Buch mit Kurs dazu geschrieben: „Initiation – Der andere Weg“, GloryWorld-Medien, Xanten 2020.
4 Diesem Übergang und seinen spezifischen Herausforderungen habe ich das Buch „Auf dem Weg in die goldene Stadt“ (GloryWorld-Medien 2014) gewidmet.
5 Papst Franziskus: „Über die Heiligkeit der Kirche“ am 02. Oktober 2013, Quelle: https://www.vatican.va/content/francesco/de/audiences/2013/documents/papa-francesco_20131002_udienza-generale.html
6 Unter Heiligungsbewegung versteht man im weiteren Sinne eine christliche Erweckungsbewegung der Neuzeit. Sie legt starken Wert darauf, dass ihre Anhänger eine „wirkliche“ Bekehrung erlebt haben und sich in ihrem Leben nach den ethischen Geboten des Christentums richten und möglichst sündenfrei leben. Konkret fand das, je nach Zeitumständen, Ausdruck in Betonung von Evangelisation, Diakonie, Nächstenliebe, Abstinenz und praktischer Heiligung. Eine der ersten Heiligungsbewegungen war der Methodismus. Auch der erweckte bzw. Radikale Pietismus (Gottfried Arnold) ist dieser Richtung zuzuordnen. Weitere Kirchen, die zur Heiligungsbewegung gerechnet werden, sind die Heilsarmee, die Gemeinden Christi, die Kirche des Nazareners, die Gemeinde für Christus und in der Schweiz die Evangelische Gesellschaft des Kantons Bern (Wikipedia, „Heiligungsbewegung“, 1.12.22).
Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung,seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade,die euch gebracht wird in der Offenbarung Jesu Christi!Als Kinder des Gehorsams passt euch nicht den Begierden an,die früher in eurer Unwissenheit herrschten,sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist,seid auch ihr im ganzen Wandel heilig!
1. Petrus 1,13-15
Die nächste Welle bzw. Geburtswehe wird das Licht heller aufdrehen und ein ungeheures Chaos sowie eine schwer zu fassende Verkehrtheit ans Licht bringen, die systemisch, gesellschaftlich etabliert sowie von den Architekten der Weltordnung programmiert und installiert ist. Dem wird die große Ernüchterung folgen, die meines Erachtens der Katalysator für eine weitere, mächtige Heiligungsbewegung sein wird. Denn die Frucht der Unheiligkeit wird offenbar werden – mit Tod und Verderben in ihrem Gefolge. Siehe die vier apokalyptischen Reiter:
Dann sah ich, wie das Lamm das erste von den sieben Siegeln aufbrach. Und ich hörte, wie eine der vier mächtigen Gestalten mit Donnerstimme sagte: „Komm!“ Ich schaute hin, da kam ein weißes Pferd. Sein Reiter hatte einen Bogen und erhielt eine Krone. Als Sieger zog er aus, um zu siegen.Dann brach das Lamm das zweite Siegel auf. Ich hörte, wie die zweite der mächtigen Gestalten sagte: „Komm!“ Da kam ein anderes Pferd hervor, ein feuerrotes. Sein Reiter wurde ermächtigt, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sich die Menschen gegenseitig töteten. Dazu wurde ihm ein großes Schwert gegeben.Dann brach das Lamm das dritte Siegel auf. Ich hörte, wie die dritte der mächtigen Gestalten sagte: „Komm!“ Ich schaute hin, da kam ein schwarzes Pferd. Sein Reiter hielt eine Waage in der Hand. Aus dem Kreis der vier mächtigen Gestalten hörte ich eine Stimme rufen: „Eine Ration Weizen oder drei Rationen Gerste für den Lohn eines ganzen Tages. Nur Öl und Wein zum alten Preis!“Dann brach das Lamm das vierte Siegel auf. Ich hörte, wie die vierte der mächtigen Gestalten sagte: „Komm!“ Ich schaute hin, da kam ein leichenfarbenes Pferd. Sein Reiter hieß Tod, und die Totenwelt folgte ihm auf den Fersen. Ein Viertel der Erde wurde in ihre Macht gegeben. Durch das Schwert, durch Hunger, Seuchen und wilde Tiere sollten sie die Menschen töten (Offb 6,1-8 GNB).
Wo man auch hinschaut, kommt diese „Frucht der Sünde“, der „Fluch der vier Siegel“ in Form von Krieg, Hunger, Seuche und Tod ans Licht. Es wird deutlich, dass die natürliche, menschliche und göttlich angelegte Welt zugunsten einer diabolischen Kunstwelt, gezielt und von langer Hand geplant, abgeschafft wird. Sie wird von entsprechenden Kunstmenschen bevölkert, die genetisch verändert, technisch modifiziert und digitalisiert werden, um kontrolliert zu funktionieren. Wohin, als „nach oben“, soll man in einer solch umfassenden und global vorangetriebenen Programmatik fliehen, die heute über die Möglichkeiten verfügt, ihre teuflischen Träume einer „neuen Weltordnung“1 umzusetzen?
Der von Gott sowie von der Natur als auch von sich selbst abgekoppelte Mensch, der in einer computergenerierten und voll überwachten Umgebung lebt, ist die Vollendung der Sünde, die endgültige Pervertierung und Degeneration des Menschen zu einer programmierten Maschine im Dienste entsprechender Mächte.
Wie immer gibt Gott uns jedoch die Gelegenheit dazu, dies alles kommen zu sehen, bevor es geschieht, und eine Entscheidung zu treffen, ob wir diesen Weg gehen und ein Teil dieser Art von Welt sein wollen oder nicht. Wie gesagt: Leider sind viele Menschen nur noch schwer in der Lage dazu, existentielle Entscheidungen für sich zu treffen. Es muss schon etwas sehr Einschneidendes geschehen, um überhaupt einmal ihre volle Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Vielleicht wird Gott es zulassen, dass die digitale Matrix eine bestimmte Zeit lang kollabiert, also das Internet durch eine Fehlfunktion runterfährt oder der Strom in einem „Blackout“ ausfällt. Dann sind die Menschen auf einmal ohne Bildschirme aller Art auf sich selbst zurückgeworfen und merken, wie total abhängig sie geworden sind und nicht wie frei. Einfachste Aspekte des natürlichen Lebens sind ihnen fremd und ungeübt. Für alles gibt es schließlich die Infos im Internet, eine App und die Experten, die sich kümmern, aber nun nicht erreichbar sind.
Die Endzeit kommt in Wellen, jede heftiger als die vorherige. Zwischen den Wellen gibt es Phasen relativer Ruhe. Man kann sich einbilden, alles sei doch nochmal gut oder zumindest vorübergegangen, aber die nächste Welle baut sich im Hintergrund schon auf und wird desto mächtiger über uns hereinbrechen, bis die teuflischen Zukunftspläne vollendet sind. Aber Gott hat andere Pläne mit uns und eine andere Zukunft für uns vorgesehen. Auch seine Wellen rollen. Er verwirklicht mit „neuen Menschen“ einen „neuen Himmel und eine neue Erde“ – aber in heiliger Art und nicht in unheiliger.
Alle diese „Wehen“ und „Wellen“ der Endzeit kann man als Stufen zunehmender Unheiligkeit à la Satan und parallel dazu zunehmender Heiligkeit à la Gott betrachten. Oder anders gesagt, vollzieht sich ein fortschreitender Prozess des Ablegens der Unheiligkeit, welche die Welt auf jeder Ebene durchdrungen hat und sie verdirbt. Die Wiederherstellung der Heiligkeit ist DAS große Endzeit-Werk. Dabei geht es nicht um eine religiöse Heiligkeit, sondern um die ECHTE. Darüber handelt dieses Buch. Die Wiederherstellung der Heiligkeit geht einher mit der Wiederherstellung der Gemeinde. Sie wird wieder, was sie einmal war: Gottes Gegenüber, und noch mehr: Die Braut des Lammes (vgl. Offb 19,9 und 21,2.9; vgl. auch Jes 54,1, Hes 16,8, Hos 2 und das Hohelied).
Schaue ich mir die Themen der sieben Bücher an, die zu schreiben mir aufgetragen wurde, dann sind es durch die Bank grundlegende Aspekte einer christlichen Spiritualität, die seltsamerweise in der Kirche der Gegenwart nur fragmentarisch vermittelt werden. Jedenfalls nicht so, dass man sein Leben danach richten und darauf bauen kann. Vieles, was im Neuen Testament als „normal“ beschrieben wird, kommt im modernen Gemeinde-Alltag nicht vor2. Gewöhnt an die weitgehende Abwesenheit all dessen, was der Heilige Geist der Heiligen Schrift nach in, an und durch uns – die Heiligen – tut, lebt die Christenheit nur ein Schattendasein ihrer selbst, während sie das Licht der Welt und das Salz der Erde sein sollte. All die göttlichen Kräfte, Wirkungen und Dienste, welche die Gemeinde kennzeichnen sollten (vgl. 1 Kor 12,4-6), wurden auf ein menschliches Maß heruntergeschraubt oder uminterpretiert, damit sie unter der Kontrolle des Systems bleiben – in diesem Fall der religiösen Struktur, die nahtlos integriert ist in die unheilige Weltmatrix der „Gewalten und Mächte, der Weltbeherrscher dieser Finsternis, der Geister der Bosheit in himmlischen Regionen“ (vgl. Eph 6,12).
Es ist für viele Menschen und auch Christen sehr schwer zu begreifen, dass das Böse zumeist gar nicht böse aussieht, sondern nett und freundlich, besorgt um Menschenrechte und Frieden. Erst wenn man näher hinschaut, erkennt man hinter den wohlklingenden Worten die trügerische Interpretation der Begriffe. Hinter dem Schleier der Gutmenschlichkeit offenbaren sich unvorstellbare Korruption, Perversion, Gottlosigkeit und systematische Ungerechtigkeit. Der Teufel trägt Anzug und Krawatte und bringt die Menschen „ganz sachlich“ gegeneinander auf. Vielleicht bekommt er den Friedensnobelpreis dafür, dass er mehr Bomben auf Zivilisten geworfen und mehr Drohneneinsätze genehmigt hat, als jeder andere. Das muss honoriert werden!
Die Endzeit ist davon gekennzeichnet, mit diesen Gewalten und Mächten in einem finalen Ringkampf zu liegen, der in der Vergangenheit so häufig zu Ungunsten der Gemeinde ausging, dass niemand damit rechnet, dass dies noch einmal anders werden könnte. Scheint die Kirche doch ganz den Weg in die unheilige Matrix mitzugehen und wie alle Unternehmen dieser Welt auf Geld gegründet zu sein und davon kontrolliert zu werden und nicht auf Christus und darauf, von ihm geführt zu werden.
Regelmäßig in der Geschichte kollabierte das Finanzsystem in einem „Crash“. Dann trat die große Ernüchterung darüber ein, dass so etwas passieren kann. Im Gegenzug füllten sich die Kirchen mit Menschen, die alles verloren hatten, und es wurden die erstaunlichsten Erfahrungen mit Gottes Versorgung gemacht. Die Welt greift auf begrenzte Ressourcen zurück, der Himmel auf unbegrenzte. Er kauft nicht, was benötigt wird, sondern spricht es in Existenz. Die Entdeckung dieses heiligen Glaubensprinzips wendet die Verzweiflung zu Erstaunen. Eine andere – heilige – Art zu leben, eröffnet sich. Da kommt Freude auf – heilige Freude. Wer sie erlebt hat, weiß, dass für Geld nichts Vergleichbares zu bekommen ist. Sie ist zutiefst menschlich und höchst göttlich zugleich. Aber sobald es den Menschen wieder besser ging, vergaßen sie Gott und bauten erneut mit allem Fleiß auf ihre eigene Leistungsfähigkeit und auf Mammon … bis zum nächsten Crash.
Die Vergesslichkeit in diesem Zusammenhang kann nur als besorgniserregend bezeichnet werden. Für mich zeigt sich gerade an diesem pathologischen Erinnerungsverlust, dass die „Geister der Bosheit in himmlischen Regionen“ den Schleier des Vergessens über die Wahrnehmung der Menschen legen.
Preise den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht alle seine Wohltaten! (Ps 103,2).
Das Zusammenfallen der gegensätzlichen Pole von Untergang und Aufgang in einen sich gegenseitig auflösendenMoment, ist die Zerreißprobe, in der wir stehen. Heftige Widersprüchlichkeit ist auf Erden die derzeitige Norm. Wahnsinn ist heute die neue Vernunft. Aufgrund des magnetischen Widerstandes von aufeinanderprallenden Polen fliegt alles in extreme Gegensätze auseinander; der Druck (die Kompression) zwischen den Polen wird so groß, dass die „Mitte“ mit ihren integrativen und ausgleichenden Eigenschaften gänzlich verschwindet.3
Unter diesen Umständen eine verbindende, ausgewogene, auf Langfristigkeit angelegte Politik zu machen, ist meines Erachtens zum Scheitern verurteilt. Umgekehrt wird einfach alles sowohl fragiler als auch chaotischer – und das in rasendem Tempo. Die Mittel und Modelle, Werkzeuge und Strategien der Vergangenheit greifen unter diesen Umständen nicht mehr. Sie waren auf Kontinuität und Berechenbarkeit angelegt, aber nicht auf Wandel und Tumult als neuer Norm.
Menschen sind verwirrt und verängstigt, die „alte“ Politik und ihre Medien sind nicht mehr in der Lage, sie zu beruhigen. So ist die Situation „nervös“ und kann sich nicht mehr einpegeln. Seit Jahren schon wird das „Ruhe finden“ immer schwerer und die Verschreibungen von entsprechenden Medikamenten gehen durch die Decke. Neuerdings bricht die Produktion der pharmazeutischen Produkte zusammen, da es den Firmen an den Grundsubstanzen mangelt und Lieferengpässe entstehen. Was dann? Was geschieht, wenn die unvorstellbaren Mengen an Psychopharmaka nicht mehr zur Verfügung stehen? Dann muss die „Ruhe“ woanders gefunden werden.
Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und „ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht (Mt 11,28-30).
Woran mit ungeheurem Aufwand unter zunehmender Zerstörung der kompletten Umwelt gearbeitet wird, um es – gegen eine Menge Geld – in chemischer Form zur Verfügung zu stellen, das gibt Gott uns durch Jesus einfach so. Wir müssen uns nur an ihn wenden, darum bitten und auf sein Angebot reagieren. Das nennt sich „Glauben“. Die Ruhe, die Gott liefert, ist umfänglich und ganzheitlich, sie hat keine Nebenwirkungen und macht nicht müde, sondern wach. Die Erfahrung, dass Gott „sicher“ ist, gleicht einer Sensation, einer gewaltigen Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen unter seiner Hand. Für alles und jedes, was Gott uns anbietet, ist ein und derselbe Preis zu entrichten: Glauben. Gott zwingt sein Heil – inklusive seiner „Medizin“ – niemandem auf.
Himmel und Erde sind meine Zeugen: Ich habe euch heute Segen und Fluch, Leben und Tod vor Augen gestellt. Wählt das Leben, damit ihr am Leben bleibt, ihr und eure Nachkommen! (5 Mose 30,19 GNB).
Die imperialen Strukturen, welche die Gewalten und Mächte zur Kontrolle der Welt seit jeher aufrichten, nennen sich in der Bibel u. a. „Babylon“. Es ist die „Stadt des Menschen“ im Gegensatz zur Stadt Gottes, dem himmlischen Jerusalem. Da die Welt-Unterwerfung und Welt-Umwandlung zu „Babylon“ (wrtl.: „Verwirrung“) im dualistischen bzw. gespiegelten Gegensatz zu Jerusalem („Frieden“) mindestens seit dem Sündenfall im Gange ist, finden wir Babylon in der Bibel überall erwähnt. Allseits bekannt ist gleich im ersten Buch Mose der Turmbau zu Babel.
Seltsamerweise ist der unvollendete Turm die Vorlage für das Hauptgebäude der Europäischen Union in Straßburg. Unverhohlen zeigt dieses Machtzentrum, welch Geistes Kind es ist. Ebenso tun es viele andere, wenn wir nur einmal auf ihre Symbole und Embleme, Flaggen und Wappen, Architektur und Riten achten. Manchmal, wenn man den Ton der Informationssendungen ausschaltet, sieht man auf einmal allerlei von dem, was einem verborgen bleibt, wenn man von dem wirren Gerede zugetextet wird und innerlich abschaltet. Möglicherweise finden wir bei der Stummschaltung Unstimmigkeiten im Hintergrund oder bei den auftretenden Figuren, die uns fragen lassen, wie echt das eigentlich ist, was wir da präsentiert bekommen. In dieser „Anti-Welt“ leben wir und versuchen, in Jesu Namen heilig zu sein …
Nun hat diese Gegenwelt auch ein Konzept von „Heiligkeit“ parat, welches sie denen anbietet, die heilig sein wollen. Es ist eine Schein-Heiligkeit, die äußerlich ein moralisches, frommes und soziales Verhalten verlangt, analog zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, mit denen Jesus es in den Evangelien zu tun hatte. An den heftigen Auseinandersetzungen mit ihnen, die darin gipfelten, dass sie, die Frommen und Guten, Jesus als den „Bösen“ und „Scharlatan“ ans Kreuz lieferten, sehen wir, wie mörderisch diese Art von Pseudo-„Heiligkeit“ ist, wenn sie aufgedeckt wird. Tatsächlich vergleicht Jesus die Tugendwächter und Religiösen seiner Zeit mit „Gräbern“: Von außen schön gepflegt, aber von innen voller Fäulnis und Totengebeinen (vgl. Mt 23,27). Vor niemand anderem warnt Jesus mehr, als vor diesen Leuten! Sie richten gewaltige Institutionen auf, welche die „Laien“ gegen eine Gebühr verwalten und schön auf dem Boden halten.
Die wirkliche Heiligkeit, die nicht in ihrer „sakramentalen“ Verfügung steht, sondern ausschließlich in der Macht Gottes, kann innerhalb dieser streng reglementierten und kontrollierten Strukturen nicht ausbrechen. Sie würde den Rahmen sprengen und für Unordnung sorgen – genau wie Jesus es seinerzeit in der Synagoge getan hatte. In der Folge würde alles erneut genauso in sein Gegenteil verkehrt werden – wie in den Evangelien vorgezeichnet. Die Scheinheiligen würden die wahre Heiligkeit als „vom Teufel“ diagnostizieren; denn sie macht die Menschen unfassbar frei und sorgt für „wilde“ Szenen – in der Synagoge bzw. Kirche! Das muss geprüft und geregelt werden … Wo bleibt die würdige Haltung, wo die Unterordnung, wo die Legitimation von der Hierarchie, welche die Lizenzen erteilt?
Das Sein ist im Schein unerwünscht. Die wirkliche Heiligkeit ist in der Welt der „So-tun-als-ob-Heiligkeit“ ein Sakrileg, eine „Sünde“. Mit diesem Paradox haben wir es in allen Bereichen zu tun.