Fürsten-Roman 2543 - Marion Alexi - E-Book

Fürsten-Roman 2543 E-Book

Marion Alexi

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Beschreibung

Ausgerechnet in der Stadt der Liebenden steht Prinz Julian einsam und verlassen in der Dunkelheit der Nacht auf einer Brücke. Leise gluckst das schwarze Wasser des Kanals unter ihm - so tiefschwarz wie Prinz Julians Verfassung. Trübsinnig starrt er in die dunklen Fluten. Bitterkeit und Enttäuschung beherrschen ihn. Was macht sein Leben noch für einen Sinn, wenn es doch nach dem Tod seiner Frau niemanden gibt, mit dem er es teilen könnte, wenn es nur noch aus Verpflichtungen besteht?

Da ertönen hastige Schritte auf dem Pflaster. Trotz aller Niedergeschlagenheit hebt Julian den Kopf - und glaubt, seinen Augen nicht zu trauen. Vor ihm steht eine Frau, allein in der Nacht unterwegs wie er - und atemberaubend schön. Es ist wie Magie, als Cecilia zu ihm spricht, ihre tröstenden Worte sind Balsam für seine traurige Seele. Gemeinsam tauchen sie ein in die venezianische Nacht, endlich nicht mehr allein. Doch allzu schnell holt die Vergangenheit die beiden jungen Menschen wieder ein ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die schöne Fremde aus Venedig

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Gladius Stock / shutterstock

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6011-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die schöne Fremde aus Venedig

Sie war vollkommen wie ein Bild von Tintoretto – und sie brach sein Herz

Von Marion Alexi

Ausgerechnet in der Stadt der Liebenden steht Prinz Julian einsam und verlassen in der Dunkelheit der Nacht auf einer Brücke. Leise gluckst das schwarze Wasser des Kanals unter ihm – so tiefschwarz wie Prinz Julians Verfassung. Trübsinnig starrt er in die dunklen Fluten. Bitterkeit und Enttäuschung beherrschen ihn. Was macht sein Leben noch für einen Sinn, wenn es doch nach dem Tod seiner Frau niemanden gibt, mit dem er es teilen könnte, wenn es nur noch aus Verpflichtungen besteht?

Da ertönen hastige Schritte auf dem Pflaster. Trotz aller Niedergeschlagenheit hebt Julian den Kopf – und glaubt, seinen Augen nicht zu trauen. Vor ihm steht eine Frau, allein in der Nacht unterwegs wie er – und atemberaubend schön. Es ist wie Magie, als Cecilia zu ihm spricht, ihre tröstenden Worte sind Balsam für seine traurige Seele. Gemeinsam tauchen sie ein in die venezianische Nacht, endlich nicht mehr allein. Doch allzu schnell holt die Vergangenheit die beiden jungen Menschen wieder ein …

Schwarz waren die Fluten, in die er starrte, so unergründlich und undurchdringlich schwarz, dass er sich schaudernd fragte, ob er jemals zuvor in ein derart dunkles Wasser geblickt hatte.

Aufseufzend spekulierte er, es müsse mit Sicherheit an seiner Stimmung liegen, dass er alles schwarzsah, sozusagen schwarz in schwarz. Aber, bitte schön, war das ein Wunder in seiner Situation? Einer Situation, die man keinem Freund wünschte …

Ein modriger Geruch stieg aus dem Kanal auf, über den sich die schmale, höchstwahrscheinlich uralte Brücke spannte, auf der er stand – seit Stunden, wie er vermutete. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren, seit sein Flieger in Venedig gelandet war.

Ständig gluckste es, wenn das schwarze Wasser gegen die finsteren Häuserfronten schwappte. Das Geräusch hörte sich unheimlich an, obwohl er es andererseits als wohltuend empfand, überhaupt etwas zu hören. Venedig konnte überraschend still sein mitten in der Nacht – natürlich nur, wenn man sich nicht in der Nähe der bekannten Sehenswürdigkeiten aufhielt.

Dort war selbst um diese Zeit verrückt viel los, die Touristen liebten die berühmte Lagunenstadt, dieses von unzähligen Wasserläufen durchzogene Wunder aus Stein, Granit und Marmor mit seinen Kunstschätzen, den wasserumspülten Adelspalästen und der abenteuerlichen Geschichte.

Julian Prinz von Lengefeldt empfand die steinerne Balustrade der hochgewölbten Brücke schon lange nicht mehr als kalt und abweisend. Beide Hände lagen flach auf der rauen Oberfläche, reglos wie die ganze schlanke, groß gewachsene und tadellos proportionierte Männergestalt. Als hätte Julian sich vorgenommen, in dieser Nacht zu einer Brückenfigur zu versteinern, um für die nächsten Jahrhunderte mit toten Augen auf die Verliebten herabzublicken, die eng aneinandergeschmiegt in einer lackschwarzen Gondel unter der Brücke hindurchfuhren.

»Notturno« in der Altstadt. Mit dem nächsten lauen Wind wehte ihn dieser faulige Geruch aus dem engen, gewundenen Kanal erneut an wie ein Pesthauch.

Julian verfluchte seine Gedanken, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen. Herrgott, wieso war es nicht möglich, mal einfach nichts zu denken? Und warum war es so schwer, ganz bestimmte Überlegungen zu verdrängen, sogar ein für alle Mal zu … löschen?

Die ihn umgebende Dunkelheit war nicht, wie erhofft, wohltuend, sondern schien sein Gefühl des Ausgeschlossenseins zu intensivieren. Blickte er empor zum dicht bewölkten Nachthimmel, auf dem auch nicht das winzigste Sternchen auszumachen war, dann empfand er das Gefühl einer unendlichen Weite. Und er war vollkommen allein und auf sich gestellt in dieser unendlichen Dunkelheit.

Ach, er hielt es schon lange nicht mehr für eine gute Idee, nach Venedig gekommen zu sein. Ausgerechnet Venedig! Seine starren Gesichtszüge verzogen sich ein wenig zu einem bitteren Lächeln. Venedig, die Stadt der Liebenden, ha!

So absurd es klingen mochte: Es hatte ihn irgendwie instinktiv in diese Stadt gezogen, als er Hals über Kopf zum Flughafen gefahren war, um sich ein Ticket zu kaufen. Eigentlich hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, wohin er eigentlich fliegen wollte: Es war ihm vollkommen egal gewesen. Nur fort!

Doch als er den Namen auf der Anzeigetafel entdeckte, hatte für ihn spontan festgestanden, dass es Venedig sein musste.

Aber jetzt stürmten all diese Erinnerungen auf ihn ein, die er längst vergessen geglaubt hatte. Fatale Erinnerungen, die einen Teil seines Lebens betrafen, der ihm nichts mehr bedeutete. Und wenn ich es recht bedenke, überlegte er schweren Herzens, gibt es gar nichts mehr, was mir irgendetwas bedeutet.

Wäre es nicht richtig und vollkommen logisch, wenn er endlich ein Ende machte mit der mühseligen Qual? Denn nichts anderes war sein Leben. Und er hatte die Einsamkeit so satt!

Das Gefühl der Verlassenheit, ja der absoluten Hoffnungslosigkeit überwältigte ihn, noch nicht einmal einen Blick und noch weniger Bewunderung konnte er für die sich um ihn herum im fahlen Dämmer der Nacht erhebenden Umrisse der Wahrzeichen und Gebäude einer großartigen Zivilisation, die von einer ruhmreichen Vergangenheit kündete, aufbringen.

Irgendwo in der Ferne – oder in der Nähe, so genau wusste man das nie in Venedig – über dem Gewirr der Gassen und Kanäle, gekrönten Löwen und Dachterrassen, über mächtigen Kirchenkuppeln und dramatisch abblätternden Fassaden, schlug eine Glocke.

Der bronzene Klang der Zeit. Julian vermutete, dass es die Glocken der wunderschönen spätbarocken Kirche Santa Maria della Pietá waren, im Volksmund als Vivaldi-Kirche bekannt, weil der berühmte Komponist im benachbarten Konservatorium als Chorleiter gearbeitet hatte.

Aber selbst diese Erinnerung an etwas Schönes konnte Julian nicht aufheitern. Der etwas scheppernde Glockenschlag ließ ihn kaum aufhorchen. Auch das Geräusch von sich nähernden hastigen Schritten vermochte nicht, ihn aus seinen düsteren Gedanken zu reißen. Das schwarze Wasser schien ihn magisch anzuziehen …

Da nahm er aus den Augenwinkeln eine flüchtige Bewegung wahr. Gleichzeitig verspürte er eine spontane Abneigung, denn alles in ihm sperrte sich gegen eine menschliche Begegnung, gar Berührung. Er musste allein sein und über seine Situation nachdenken.

Als ein feiner, unwiderstehlich femininer Duft in seine Nase stieg, wandte er sich doch um, wenn auch zutiefst widerwillig.

Das, was er nun sah, sorgte dafür, dass sein Herz sofort schneller schlug. Denn nie hätte er mit dieser sensationellen Erscheinung gerechnet, die ihm wie ein filigranes Wesen aus einer anderen Welt vorkam.

Sie war die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte, davon war er fest überzeugt. Während seine Hände wie Halt suchend die steinerne Balustrade umklammerten, blickte er unendlich fasziniert die elegante Frau mit den langen schwarzen Haaren im scharlachroten Abendkleid an, als wäre sie eine Vision, von der Dunkelheit erschaffen.

Ihr scharlachrot geschminkter Mund verzog sich zu einem sanften Lächeln.

»Wohin, wohin beweg ich meinen Schritt«, murmelte sie. »Dem Ekel zu entfliehen, der mich umsaust, dem Abgrund zu entgehen, der vor mir liegt?«

Julian war fassungslos. Die mitternächtliche Schönheit sprach. Sie sprach mit ihm. Und sie sprach in seiner Sprache mit ihm!

»Das war Goethes Tasso, der Dichter, nicht wahr?«, stammelte er, sich gleichzeitig sehnsüchtig wünschend, sie möge bei ihm bleiben in dieser furchtbaren Nacht.

Wie lange war es her, durchzuckte es ihn schmerzlich, dass er sich etwas mit solch heftiger Sehnsucht gewünscht hatte?

Bestand in solchen Nächten nicht die Gefahr, dass Wesen, die plötzlich auftauchten, ebenso plötzlich wieder verschwanden?

Sie kam näher, betrachtete ihn aufmerksam.

Dann sagte sie mit vollkommen ernster Miene: »Das Schlimme an solchen Nächten ist, nicht wahr, dass sich Gedanken herandrängen und sich breitmachen, die man sonst im Zaum zu halten versteht … In solchen schlaflosen Nächten verrinnt die Zeit, die sonst an einem vorübersaust, qualvoll langsam.«

Die Stadt war noch immer totenstill, das schwarze Wasser gluckste gegen die blatternarbigen Häuserwände. Doch in Julian jubelte es. Zuerst nur zaghaft, zögernd, ungläubig. Dann keimte Hoffnung in seinem verzweifelten Herzen auf.

Sie verstand ihn. Endlich gab es einen Menschen, der ihn nicht mit irgendwelchen schrecklich gut gemeinten Allgemeinplätzen abspeiste, sondern die richtigen Worte fand – es war unfassbar!

Ihr sanftes Lächeln löste seine Erstarrung. Julian nahm die Hände von der Brückenbalustrade und rieb sie aneinander. Und sein armes Herz pochte nicht mehr matt, sondern stürmisch, als wäre es ihr gelungen, ihn von irgendeinem mysteriösen Bann zu befreien.

»Wenn Sie möchten …«, begann er stockend, »… ich glaube, es gibt hier irgendwo ein Café …« Du liebe Zeit, er war völlig aus der Übung und fragte sich, wie er es anstellen musste, um sie am Fortgehen zu hindern. Machte er nicht alles falsch?

Ihr Schweigen stürzte ihn in Mutlosigkeit. Sie würde sich alsbald schroff umdrehen und in der Dunkelheit verschwinden. Und wie sollte er ohne seinen Schutzengel diese Nacht überleben?

***

»Sie meinen das ›Florian‹?«, erkundigte sie sich. Die kühn geschwungenen Brauen hoben sich, schwarzen Flügeln gleich.

»Ist das nicht am Markusplatz?«

Er wollte ihr keinen stundenlangen Fußmarsch durch das Labyrinth der engen Gassen zumuten. Außerdem war er alles andere als sicher, ob er den Weg dorthin finden würde. Seine Ortskenntnisse waren eher mangelhaft.

Sie schien seine Gedanken zu erraten. »Ich kenne eine Abkürzung«, verriet sie ihm mit kaum wahrnehmbarem Augenzwinkern.

Weil er sich nicht rührte, forderte sie ihn auf: »Gehen wir?«

Und sie ging voraus und bog nach wenigen Schritten nach rechts ab. Julian folgte ihr eilig und hielt sich an ihrer Seite, wobei er sich in seinem verwirrten Zustand fragte, ob er wohl träumte.

Ein Blick aus schwarzen Augen streifte ihn flüchtig.

»Sind Sie schon lange in Venedig?«, wollte sie wissen.

Er schüttelte verneinend den Kopf. Antworten konnte er nicht, denn seine Kehle war wie zugeschnürt, und sein Blut rauschte in seinen Ohren.

Die schwere Seide ihres scharlachroten Abendkleids rauschte und bauschte sich bei jedem ihrer leichten Schritte. Die junge Frau strich sich mit einer lässigen Handbewegung die langen Haare aus dem ovalen, blassen Gesicht.

Sie erinnerte Julian an jemanden. Aber an wen?

Wieder bogen sie ab, diesmal nach links in eine noch schmalere Gasse. Hoch oben über ihnen war zwischen den Häusern eine Leine gespannt, im Zickzack hingen Wäschestücke daran.

Alle Fenster waren dunkel, die Stadt schlief. Und doch war gelegentlich ein geheimnisvolles Flüstern zu hören, ein Wispern lief dann durch die dunklen Altstadtgassen, als erzählten sich die uralten Häuser Geschichten. Einmal rief ein Unsichtbarer seinem Nachbarn einen Gruß zu, das Echo wiederholte ihn mehrfach.

Julian hielt es plötzlich für wichtig, sich seiner Begleiterin vorzustellen.

Dazu blieb er stehen. »Ich bin übrigens Julian von Lengefeldt«, sagte er. Es klang in seinen Ohren ein bisschen feierlich.

»Cecilia«, entgegnete sie und streckte ihm ihre Rechte hin.

Ein bildschöner Name, der wunderbar zu ihr passte. Julian lächelte, was ihm gar nicht recht bewusst wurde.

Cecilias linke Augenbraue hob sich ein wenig.

»Demnach sind Sie Italienerin?«, vermutete der Prinz.

»Meine Mutter wurde hier geboren, sie ist Venezianerin.«

Das erklärte vieles, glaubte er. »Wie interessant.«

Sie zuckte mit den nackten Schultern, die aus der scharlachroten Seide aufragten, und setzte ihren Weg fort.

Als einzigen Schmuck konnte er eine prächtige Perlenkette entdecken. Die großen weißen Perlen schimmerten geheimnisvoll in der Dunkelheit und bildeten einen reizvollen Kontrast zu ihren Haaren.

»Und warum sind Sie hier?«, wollte sie von ihm wissen.

Er hatte in dem steinernen Gewirr längst die Orientierung verloren. Hinzu kam die Dunkelheit, die alle Geräusche schluckte. Ohne Cecilia wäre er mitten in Venedig verloren gewesen.

Er atmete aus. »Vielleicht, um Ihnen zu begegnen?«

Sie blieb sofort stehen. Der Blick ihrer dunklen Augen forschte aufmerksam in seinem Gesicht. Das, was sie sah, schien sie zu beruhigen, denn sie lächelte ihr wunderbar sanftes Lächeln, das ihn schon auf der Brücke an das Lächeln der Mona Lisa erinnert hatte.

Der Prinz schaute auf sie herunter und verlor sich prompt im Samtschwarz ihrer Augen, bis ihm schwindelte.

»Sie sind nicht zufällig auf Hochzeitsreise?«, fragte sie.

Er musste spontan auflachen.

Sie fuhr schulterzuckend fort: »Venedig ist noch immer das bevorzugte Reiseziel aller Hochzeitspaare. Und wird es vermutlich bis in alle Ewigkeit bleiben.«

Julian verriet, wieder ernst geworden: »Ich war vor vielen Jahren hier.« Ihm kam es wie ein Jahrhundert vor. »Damals waren wir auf Hochzeitsreise, meine Frau und ich.«

»Ah«, sagte sie nur. »Sie sind demnach verheiratet.«

»Meine Frau lebt nicht mehr.«

»Ich verstehe.«

Wirkte sie erleichtert? Julian meinte so etwas wie ein flüchtiges Aufleuchten auf ihrem Gesicht gesehen zu haben.

»Deshalb also«, fuhr Cecilia fort. »Es tut mir sehr leid. Aber Sie wissen bestimmt, dass auch ein sehr großes Unglück einmal endet, nicht wahr? Es kann eine Zeit dauern, bis der Schmerz vorüber ist: Sie fühlen sich jetzt einsam, allein und enttäuscht. Eine Welt von Geborgenheit und Zuneigung ist Ihnen verloren gegangen.«

Er verstand, dass sie ihn trösten wollte, und war überaus gerührt. Nun hätte er es dabei belassen und sich von ihr streicheln lassen können – gewissermaßen. Was er nicht fair gefunden hätte.

Cecilia fuhr fort: »Seien Sie dankbar für die Zeit und das Glück mit Ihrer Frau. Sie haben Schönes erlebt, wo viele andere scheitern oder … bitter enttäuscht werden.«

»Cecilia …« Ihm war es wichtig, das Missverständnis aufzuklären. »Nicht deshalb stand ich vorhin dort … Ich will damit sagen, dass es nichts mit Barbara zu tun hatte …«

»So hieß sie, Ihre Frau?«

»Ja. Barbara«, bestätigte er. »Sie war damals schon …«

»Krank?«, fragte sie mit wunderbar viel Mitgefühl.

»Wir wussten es noch nicht. Niemand hat es gewusst.«

»Wie tragisch. Sie müssen unendlich gelitten haben.«

Er nickte.

»Und Sie vermissen Ihre Frau noch immer?«

O Gott, dachte er, das geht ja in eine ganz falsche Richtung. Die Frage war, wie er nun antworten sollte, ohne kaltherzig zu wirken. Denn schließlich war Barbara schon so lange tot, es gab, wie er sich beschämt eingestand, ganze Wochen, in denen er ihre Existenz völlig vergessen hatte.

Cecilia war jetzt ganz Verlegenheit.

»Sie müssen nichts sagen, Herr von Lengefeldt. Ich hätte Ihnen diese neugierigen Fragen nicht stellen dürfen. Es tut mir aufrichtig leid.« Ihre gedämpfte Stimme hatte einen unwiderstehlich weichen, singenden Klang.

»Oh nein, bitte nicht, Sie müssen sich nicht entschuldigen. Es ist so …« Er schaute zufällig nach oben und entdeckte zu seinem Entzücken, dass die Wolkendecke aufgerissen war. »Sehen Sie nur«, rief er begeistert, »dort ist ein Stern.«

Cecilias Blick folgte seiner ausgestreckten Hand.