Fürsten-Roman 2645 - Marlene von Mainau - E-Book

Fürsten-Roman 2645 E-Book

Marlene von Mainau

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Beschreibung

Die Maler Katrina und Robert Hainz sind das perfekte Vorzeigepaar der Kunstszene und auf jeder High-Society-Party anzutreffen. Doch hinter der Fassade bröckelt es. Während sich seine Frau selbst einen Namen als Künstlerin machen möchte, hält Robert sie lieber klein. Er fürchtet um seinen Ruf, sobald Katrina mit ihren deutlich besseren Gemälden ausstellt und aus seinem prominenten Schatten tritt.
Maximilian Prinz von Weißbach erkennt das Talent der unbekannten Malerin sofort, als ihm das einzige Bild von ihr inmitten der Ausstellung ihres Mannes ins Auge fällt. Er ist fasziniert von ihrer Farbauswahl und dem geschickten Blick für Details. Kurzerhand bestellt er Katrina für ein Auftragsporträt auf sein Schloss. Sehr zum Ärger von Robert, der alles daran setzt, die Karriere seiner Ehefrau zu stoppen ...


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Inhalt

Cover

Der purpurne Prinz

Vorschau

Impressum

Der purpurne Prinz

Künstlerin Katrina findet in ihm die wahre Liebe

Von Marlene von Mainau

Die Maler Katrina und Robert Hainz sind das perfekte Vorzeigepaar der Kunstszene und auf jeder High-Society-Party anzutreffen. Doch hinter der Fassade bröckelt es. Während sich seine Frau selbst einen Namen als Künstlerin machen möchte, hält Robert sie lieber klein. Er fürchtet um seinen Ruf, sobald Katrina mit ihren deutlich besseren Gemälden ausstellt und aus seinem prominenten Schatten tritt.

Maximilian Prinz von Weißbach erkennt das Talent der unbekannten Malerin sofort, als ihm das einzige Bild von ihr inmitten der Ausstellung ihres Mannes ins Auge fällt. Er ist fasziniert von ihrer Farbauswahl und dem geschickten Blick für Details. Kurzerhand bestellt er Katrina für ein Auftragsporträt auf sein Schloss. Sehr zum Ärger von Robert, der alles daran setzt, die Karriere seiner Ehefrau zu stoppen ...

»Begrüßen Sie nun mit mir einen Mann, der mit seiner großzügigen Spende ein weiteres Mal dafür sorgt, dass auch die junge Generation die Aufmerksamkeit in der Kunstwelt erhält, die ihr sonst verwehrt bliebe. Mit seiner Hilfe können wir das Projekt des Kinderkunst e.V. erfolgreich fortsetzen und kleinen sowie großen Kinderträumen eine echte Chance bieten. Herzlich willkommen, Robert Hainz!«, rief der Veranstalter des Charity-Events in sein Mikrofon und klatschte lautstark in die Hände.

Die Anwesenden spendeten überschwänglichen Beifall, als sich der Angesprochene lächelnd erhob, den Knopf seines feinen schwarzen Jacketts schloss und sich von seiner Frau Katrina einen Kuss auf die Wange drücken ließ. In ihren Augen zeigte sich eine Mischung aus Stolz und Freude.

Als sie jedoch den angespannten Blick ihres Mannes zur Kenntnis nahm, der für den Bruchteil einer Sekunde auf ihrem weißen, engen Abendkleid verweilte, hielt sie sich sofort wieder zurück, zupfte das Stück Stoff zurecht und überprüfte ihre blonde Hochsteckfrisur sowie den funkelnden Schmuck auf ihrem Dekolleté. Alles saß perfekt.

Robert höchstpersönlich hatte ihre Abendgarderobe ausgewählt. Was er also nun schon wieder meinte, gesehen zu haben, erschloss sich Katrina dieses Mal nicht. Aber sie hatte ihrem Ehemann versprochen, ihn niemals mehr in so eine prekäre Situation wie vor zwei Monaten auf dem Kongressball zu bringen, als sie etwas zu tief ins Champagnerglas geschaut hatte.

Die Rede für den heutigen Abend hatte Katrina geschrieben. Sie griff in ihre Handtasche, zog die Karten unauffällig heraus und wollte sie Robert in die Hand drücken, doch er schob diese zurück, ohne dass es jemand bemerkte. Katrina steckte sie daraufhin wieder in ihre Tasche. Sie war enttäuscht und fühlte sich ausgenutzt, immerhin hatte sie die gesamte letzte Nacht an der Rede gesessen und sich große Mühe mit ihren Formulierungen gegeben. Robert selbst hatte sie um ihre Hilfe gebeten, besaß er leider kein Talent, mit Worten umzugehen. Nun ließ er Katrina auf ihrer Rede sitzen. Die Zurückgewiesene leerte ihr Glas in einem Zug. Sie fühlte den Frust in sich aufwallen. Einen vorbeilaufenden Kellner bat sie nachzuschenken, damit sie noch etwas Champagner zum Anstoßen hatte.

Die Gäste erhoben sich, während der breit grinsende Schirmherr mit einer Selbstverständlichkeit auf die Bühne zuschritt. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten, der Bart perfekt getrimmt. Feine Lachfalten entstanden um seine Mundwinkel und die braunen Augen, in die sich Katrina einst verliebt hatte.

Früher war alles irgendwie einfacher und ... anders, dachte sie verträumt, und ihre glückliche Miene glich von da an einer aufgesetzten Maske.

Oft sehnte sich Katrina in die Zeit zurück, in der Robert noch keine Porträtberühmtheit gewesen war. Als sie beide noch Seite an Seite am See gesessen und ihrer Fantasie auf der Leinwand freien Lauf gelassen hatten. Damals war sein Lächeln noch nicht in Eis erstarrt, sein Anspruch nicht der eines Kritikers gewesen.

Katrina schoss heimlich ein paar Fotos mit ihrem Handy, auch wenn ihr Mann das nicht mochte. Jener pflegte zu sagen: »Wir sind keine normalen Bürger mehr, Liebes, sondern gehören ab sofort zur Elite. Wir lassen uns von jetzt an fotografieren und werden sogar dafür bezahlt.«

»Besten Dank, Jörg«, sprach Robert mit sonorer Stimme in das Mikrofon, welches auf Kinnhöhe vor ihm stand. »Wie viele bestimmt erahnen, bin ich kein Mann der großen Worte. Im Gegenteil.« Einige Gäste lachten wissend. »Ich möchte lediglich betonen, dass es ein Herzensprojekt ist, unserem Künstler-Nachwuchs unter die Arme zu greifen. Von dem Moment an, als die Idee dazu in meinem Kopf heranreifte, war ich Feuer und Flamme.«

Katrinas Brust wurde eng, ihre Kehle trocken.

Das war meine Idee. Du fandest sie sogar dämlich, weil du Kinder nicht ausstehen kannst, dachte sie erzürnt und presste ihre rotgeschminkten Lippen fest aufeinander.

Es war nicht das erste Mal, dass Robert seine Ehefrau mit keinem Wort erwähnte und ihre Ideen als die seinen ausgab. Katrina verstand zwar, dass die Kunstwelt nach wie vor von Männern dominiert wurde, aber er hätte ihr für ihre Hilfe wenigstens einmal danken können. Wenn nicht öffentlich, dann zumindest im Privaten, doch selbst diese Geste blieb seit einigen Jahren aus.

Mit dem Erfolg über Nacht hatte auch die Gleichgültigkeit gegenüber Katrina Einzug gehalten. Robert hatte sich mehr und mehr verändert, aber seine Liebste hoffte insgeheim, dass sein Höhenflug bald ein Ende finden und er wieder zu dem Menschen werden würde, der er einst gewesen war. Katrina vermisste die alten Zeiten in Armut sogar ein wenig. Sie waren glücklich gewesen, weil sie sich hatten.

»Es ist gerade heutzutage wichtig, der Jugend ein Vorbild zu sein, ihre Talente zu fördern und sie mit der Schönheit der Kunst in Berührung zu bringen«, ergänzte Robert, und Katrinas Aufmerksamkeit lag wieder auf seinem schönen und so markanten Gesicht. »Lassen Sie uns gemeinsam auf diesen wundervollen Abend anstoßen!« Er erhob sein Glas feierlich, die anderen Gäste taten es ihm gleich. »Auf unsere Spendengala zu Ehren des Kinderkunst e.V.!«

Es wurde einander zugeprostet, und überall erklang das leise Klirren von Glas. Stimmengewirr ertönte und gleich darauf wurde das großzügige Büfett eröffnet, zu dem die meisten direkt eilten, ganz so, als würde das Essen nicht für alle ausreichen.

Katrina ließ sich Zeit und wartete geduldig am Tisch auf ihren Mann, der auf dem Weg zurück immer wieder von bekannten Gesichtern aufgehalten wurde, die ein Wort mit ihm wechseln wollten. Sie musste erneut erkennen, wie wohl er sich in seiner Rolle als berühmter Künstler fühlte. Robert ging regelrecht auf, sobald ihn jemand auf der Straße erkannte. Doch am liebsten schienen ihm die zahlreichen Events und High-Society-Partys zu sein, auf welchen er sich in seinem Erfolg baden konnte. Jede Woche lag eine neue Einladung in ihrem Briefkasten, die um Robert Hainz' Anwesenheit bat. Nebst Gattin.

Katrina stand im Schatten ihres berühmten Mannes, obwohl sie selbst malte und ausstellte. Allerdings wurde kaum jemand auf ihre modernen Porträts aufmerksam. Schließlich kamen die Besucher einzig und allein wegen Roberts Gemälden und nicht, um sich die weniger interessanten Bilder einer Unbekannten anzusehen, die in der hintersten Ecke der Galerie hingen und somit kaum Beachtung fanden.

»Da bist du ja endlich«, meinte Katrina leicht genervt und zügelte ihren Tonfall direkt wieder, damit keiner der Umstehenden etwas davon hörte.

»Hast du was?«, hakte er nach und winkte jemandem in ihrem Rücken zu. »Der Abend läuft doch hervorragend.«

»Ja, hervorragend für dich. Du hast anscheinend vergessen, wer in Wahrheit die Idee zu dieser vielversprechenden Spendenaktion hatte«, presste Katrina hervor.

Sofort nahm er seine Ehefrau am Arm und zog sie eng an sich, um ihr einen Kuss auf den Hals zu hauchen. So versuchte er immer, sie einzuwickeln und eine Szene vor Fremden zu verhindern.

»Darüber haben wir schon mehrmals gesprochen, Liebes«, erklärte er einfühlsam, aber Katrina hörte den gefährlichen Unterton eindeutig heraus. »Wenn diese Leute glauben, ich könne nicht für mich selbst entscheiden, verkaufen wir keine Bilder mehr. Du weißt doch, wie sie ticken.«

»Ja, wie altmodische Idioten«, erwiderte Katrina schnippisch, gab sich jedoch geschlagen. »Ich würde gerne selbst wieder ausstellen. Vielleicht kann ich dadurch auch etwas Geld beisteuern.«

»Du?«, echote Robert geringschätzig.

Katrina war geschockt von seinem ungläubigen Tonfall und den hochgezogenen Augenbrauen. Er sah aus, als wolle er sie jeden Moment laut auslachen.

»Ja, ich. Wieso denn nicht? Meine Bilder sind gut. Das sagtest du damals selbst.«

»Als wir zusammen am See saßen, ja. Das ist eine Ewigkeit her. Die Kunstwelt, der Geschmack der Menschen und der Markt als solcher haben sich seither stark verändert. Es ist ein Haifischbecken, in das man hineingestoßen wird. Wer ein Mal schwächelt, verliert und wird gefressen. Verstehst du das? Es ist richtig, dass du malen kannst, aber das Danach wird dein Problem sein. Bei Kunst geht es schon lange nicht mehr um die Gemälde selbst, sondern vielmehr um den Verkauf derer. Du musst sie an den Mann bringen können und dir dadurch einen Namen machen. Und verzeih mir, Schatz, aber das kannst du leider nicht besonders gut.«

Sein Gesicht verzog sich bekümmert.

»Das kannst du doch für mich erledigen, Robert. Mit deiner Berühmtheit wäre es doch ein Klacks, einem Nachwuchstalent zu helfen. So wie diesen Kindern.«

Er schmunzelte und strich ihr belächelnd über das blonde glatte Haar wie bei einem kleinen Mädchen, dem er gerade die Welt erklärte.

»So einfach ist das nicht. Wenn ich für jemand anderen Werbung mache, verlieren meine eigenen Bilder an Wert. Und das möchtest du doch sicher nicht. Immerhin finanzieren sie uns das ausschweifende Leben, das wir führen. Wir haben so viele Jahre darauf hingearbeitet.«

Wenigstens sprichst du jetzt mal von einem Wir, dachte Katrina und schmollte innerlich leicht, doch der Rauch verzog sich langsam.

»Meine Rede hättest du aber ruhig benutzen können. Das war nicht die feine Art von dir. Ich habe sehr lange daran gesessen.«

»Ich weiß, Kat, und es tut mir leid. Aber ich habe mich für eine spontane Rede entschieden, weil so etwas besser ankommt. Das wirkt nicht so aufgesetzt und steif.«

Und das wusstest du vor einem Tag noch nicht?

»Na schön. Wie du meinst. Dann halte es aber bitte weiterhin so. Ich kann dadurch viel Arbeit und Stunden sparen. Es hat ewig gedauert, diese Augenringe zu überschminken«, murrte sie leise.

»Du siehst toll aus. Habe ich dir das etwa noch nicht gesagt?«

Katrina hob skeptisch eine Augenbraue, ließ sich aber auf das Spiel ein.

»Heute noch nicht. Aber erzähl mir gerne mehr davon.«

Sie erwiderte sein Grinsen, weil sie nicht anders konnte. Damit steckte er sie seit etlichen Jahren an. Der Ärger verflog endlich.

Robert kam näher, und sie fühlte seinen Atem auf ihren blassen Wangen. Er sah Katrina tief in die grünen Augen und streichelte über ihr schmales Kinn. Sie erschauerte. Ob vor Wonne oder Angst, konnte sie nicht bestimmen. Sie hatte den größten Respekt vor ihrem Mann und dem, was er erreicht hatte. Und trotzdem fühlte sie sich immer häufiger unwohl in seiner Nähe. Katrina konnte selbst nicht genau sagen, weshalb.

»Mit dem Geld können wir auch endlich sorgenlos an Nachwuchs denken. Es war doch immer dein größter Traum, ein eigenes Heim zu besitzen, in dem man lautes Kindergetrappel hört.«

Katrina biss sich in die Innenseite ihrer Wange, um die Tränen zu unterdrücken. Die Kinderkarte spielte Robert gerne aus, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlte und keine Argumente mehr vorzubringen hatte. Dennoch saß diese auch jetzt wieder und traf Katrina in den Tiefen ihres Herzens. Sie wünschte sich schon seit einer halben Ewigkeit eine Familie, aber durch den steten Erfolg Roberts hatten sie ihre Pläne vorerst nach hinten geschoben. Katrina hoffte erneut auf eine baldige Besserung ihrer Situation.

»Dann ziehen wir auch endlich an die Küste«, hauchte sie hoffnungsvoll.

»Magst du Bayern denn nicht mehr? Hier ist es doch wunderschön.«

»Ja, schon, aber ich sehne mich nach Ruhe von diesem Münchner Trubel. Es wird mir alles zu viel, Robert. Lass uns endlich das machen, wovon wir früher geträumt haben. Weißt du noch? Du und ich in einer Hütte am Meer.«

Robert gluckste auf. Kurz erkannte Katrina ihren früheren Freund hinter dem aufrichtigen Lachen wieder, der sich für nichts zu fein gewesen war. Mit jenem hätte sie Pferde stehlen können.

»So einfach und schnell wird das leider nicht gehen. Und meine Ansprüche sind seitdem gewachsen. Aus der Schilfhütte machen wir lieber ein edles Appartement mit Blick auf den Strand. Wie wäre das? Ist doch ein guter Kompromiss.«

Katrina hakte sich bei ihrem galanten Ehemann unter und gemeinsam schlenderten sie hinüber zum Büfett, um ihre leeren Mägen zu füllen. Auf dem Pfad durch die Menge wurden sie von diversen Fotografen aufgehalten, die sie mit ihrem Blitzlichtgewitter verharren ließen. Katrina zwang sich zu einer fotoreifen Maske in Form eines starren Lächelns. Sie hatte mittlerweile Übung darin. Daraufhin fühlte die Malerin, wie Robert ihr heimlich an der Seite ihres Kleides zog. Er schien wohl erneut nicht zufrieden damit zu sein.

Ob dieser Irrsinn wohl jemals ein Ende findet?

Maximilian Prinz von Weißbach fuhr mit dem Finger über die schneeweiße Serviette auf dem Tisch. Er hörte seinem ein Jahr jüngeren Bruder Daniel inzwischen nicht mehr zu und dachte an sein letztes Treffen mit Vanessa zurück. Hier, in ebenjenem Restaurant des Hotels, hatte er den mutigen Entschluss gefasst, seiner langjährigen Freundin einen Heiratsantrag zu machen. Nur einen Tag später hätte der schönste Tag in seinem Leben sein sollen, der sich leider zum grausamsten gewandelt hatte. Bittere Galle stieg seinen Hals empor, und der Prinz schluckte den Kloß schnell herunter, als die Kellnerin ihre Getränkebestellung aufnahm. Ihr Blick haftete etwas zu lange auf den beiden Männern, wie ihm erschien.

Maximilian und Daniel sahen sich so ähnlich, dass viele meinten, sie seien Zwillinge, obwohl sie unterschiedliche Augenfarben hatten.

Als sie wieder zu zweit waren, beugte sich Daniel zu seinem Bruder.

»Die Kleine findet dich interessant«, raunte er verschwörerisch.

Seine schwarzen Haare, die er im Gegensatz zu Maximilian etwas länger und verwegener trug, fielen ihm störend in die Stirn. Mit einem geübten Fingerwisch lagen sie wieder an Ort und Stelle. Hinter der dünnen, randlosen Brille leuchtete das Grün seiner Augen auf.

»Wohl eher dich«, konterte Maximilian sofort. »Ich strahle nicht gerade etwas Freundliches aus, das die Frauen wie Motten anzieht. Sie machen seit einem Jahr einen weiten Bogen um mich – und du weißt, wieso.«

»Genau das mögen sie ja so an dir. Du bist geheimnisvoll und unnahbar.«

»Du fantasierst dir etwas zusammen, was nicht ist. Aber danke, dass du mich aufmuntern möchtest.«

Daniel seufzte und lehnte sich wieder zurück. Das spitzbübische Lächeln verlor sich sogleich. Er schlug die Karte auf, um sich ein Gericht auszusuchen, musterte Maximilian jedoch hin und wieder neugierig, anstatt sich auf den Fisch vor sich zu konzentrieren. Dieser stöhnte genervt auf und sah seinem Bruder direkt in das sonnengebräunte Gesicht. Daniel hob seine dunklen Augenbrauen vielsagend.

»Es wird Zeit, dass du wieder nach vorne schaust. Die Geschäfte des Schlosses leiden unter deiner Stimmung, Max.«

»Was willst du damit sagen?«

Maximilian verengte seine Augen zu Schlitzen. Er konnte sich die Antwort zwar denken, wollte sie aber trotzdem aus dem Mund seines kleinen Bruders hören. Wenn er auf jemanden hörte, dann auf ihn. Immerhin waren sie Seite an Seite aufgewachsen.

»Du kümmerst dich kaum noch um etwas. Vater ist mittlerweile mehr als wütend, weil er dir hinterherräumen muss. Du vergisst Vertragsabschlüsse, Spendengalas und Verabredungen mit hochrangigen Gesellschaftsmitgliedern. Ständig muss ich für dich einspringen, obwohl ich diese Aufgaben eigentlich niemals erben werde.«