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Helfen, mit seiner Hände Arbeit etwas bewirken - und zwar bei den Menschen, die es am nötigsten brauchen: Das ist der tiefe Wunsch von Julian Prinz von Frohnthal, den er nun endlich in die Tat umsetzen will. Lange genug hat er seinen Vater, den Fürsten, im Immobiliengeschäft unterstützt und sich immer unwohler dabei gefühlt, nur das Geld anderer Leute zu mehren. In Tansania will der Prinz nun bei einer Hilfsorganisation lernen, sich wirklich für andere einzusetzen, um später einmal sein eigenes Projekt leiten zu können.
Sofia Mahlsen, der Teamleiterin vor Ort, ist der Besuch aus Deutschland noch suspekt: Ein reicher verwöhnter Prinz in einem Camp mitten in der Serengeti ohne jeglichen Komfort, dazu konfrontiert mit Hitze, Armut und Elend ... Er wird nicht lange bleiben, denkt sie im Stillen bei sich. Doch da hat sie sich gründlich getäuscht ...
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Seitenzahl: 137
Cover
Liebe unter der Sonne Afrikas
Vorschau
Impressum
Liebe unter der Sonne Afrikas
Wie Prinz Julian in Tansania das große Glück fand
Von Marlene von Mainau
Helfen, mit seiner Hände Arbeit etwas bewirken – und zwar bei den Menschen, die es am nötigsten brauchen: Das ist der tiefe Wunsch von Julian Prinz von Frohnthal, den er nun endlich in die Tat umsetzen will. Lange genug hat er seinen Vater, den Fürsten, im Immobiliengeschäft unterstützt und sich immer unwohler dabei gefühlt, nur das Geld anderer Leute zu mehren. In Tansania will der Prinz nun bei einer Hilfsorganisation lernen, sich wirklich für andere einzusetzen, um später einmal sein eigenes Projekt leiten zu können.
Sofia Mahlsen, der Teamleiterin vor Ort, ist der Besuch aus Deutschland noch suspekt: Ein reicher verwöhnter Prinz in einem Camp mitten in der Serengeti ohne jeglichen Komfort, dazu konfrontiert mit Hitze, Armut und Elend ... Er wird nicht lange bleiben, denkt sie im Stillen bei sich. Doch da hat sie sich gründlich getäuscht ...
»Hast du an den Pass gedacht?«, fragte Fürstin Marie nun bereits zum dritten Mal an diesem Morgen.
»Ja, Mutter«, antwortete Julian Prinz von Frohnthal und lächelte sanftmütig. Er fasste sie bei den herumwirbelnden Händen und drückte ihre Finger leicht. »Ich bin jetzt zweiunddreißig und habe das schon mehrmals gemacht.«
Marie seufzte und nahm sein Gesicht in beide Hände.
»Für mich bist du noch immer der kleine Junge, der in seiner Latzhose im Garten spielt und auf Bäume klettert. Verzeih mir. Manchmal geht mein Mutterinstinkt mit mir durch, dabei könntest du längst verheiratet und selbst Vater sein.«
... Wenn du die Richtige getroffen hättest statt dieser Tabea, die dich nur ausgenutzt hat und an dein Geld wollte, schwang in ihren Worten mit.
Marie war immer schon schlecht auf seine Ex-Freundin zu sprechen gewesen. Als Julian seinen Eltern von der Trennung nach sechs Jahren Beziehung erzählt hat, hatte sie zufrieden genickt und ihm Kuchen zur Feier des Tages aufgetan.
Julian spielte verträumt mit dem Feuerzeug in seiner Hand, das seit der Trennung von Tabea nutzlos geworden war. Er hatte es aus reiner Sentimentalität behalten. Vielleicht war es ein gutes Zeichen, dass er nicht mehr rauchte. Daran merkte er, dass ihr Abschied richtig gewesen war.
»Du musst dich nicht entschuldigen. Ich weiß, dass du es nur gut meinst. Es wird Zeit, meinen eigenen Weg zu gehen und etwas von der Welt zu sehen. Ihr habt mich lange genug in der Firma beschäftigt«, sagte er. »Ich kann aber nicht mehr im Büro sitzen, sondern möchte selbst mit anpacken. Um die Zahlen kann sich auch jemand anderes kümmern. Ich brauche frische Luft, lächelnde Gesichter und das Gefühl, etwas zu bewirken.«
Marie ließ sich auf der Kante seines Bettes nieder und nestelte an ihrem Kleid. Sie hatte sich für den Brunchbesuch des Bürgermeisters schick gemacht. Teurer Schmuck aus dem Familienerbe zierte ihr Dekolleté.
»Ich lasse dich nur ungern ziehen«, gab sie zu.
Julian stellte den gepackten Koffer beiseite und setzte sich zu ihr.
»Ich bin nicht aus der Welt, sondern bloß in Tansania, Mutter. Dieses Hilfsprojekt ist genau das, was ich brauche. Ich wollte immer schon etwas Eigenes auf die Beine stellen und helfen. Das weißt du.«
Maries Lächeln erreichte ihre schimmernden grünen Augen.
»Das hast du ganz von deinem Vater«, befand sie. »Ich bin sehr stolz auf dich.«
»Sag das noch einmal, wenn ich etwas erreicht habe. Bis jetzt sitze ich noch nicht mal im Flieger.« Ihr Sohn küsste sie auf die Stirn. »Mach dir keine Sorgen. Ich komme ja wieder.«
»Nicht, wenn du eine hübsche Frau kennenlernst und auswanderst.«
Julian grinste schief, als er erwiderte: »Du weißt, dass ich gerade alles andere als Frauen im Kopf habe. Ich bin froh, wenn ich in Ruhe meiner Arbeit im Hilfslager nachgehen kann.«
Er griff nach seinen beiden Rollkoffern und ließ die einen Kopf kleinere Fürstin vorgehen. Seine imposante Größe und die vollen braunen Haare hatte Einzelkind Julian von seinem Vater, Fürst Stephan, geerbt, den drahtigen Körperbau und die grünen Augen hingegen von seiner Mutter.
Ein letzter Blick wanderte über sein Bett, den Kleiderschrank und den aufgeräumten Schreibtisch. Sein ehemaliges Kinderzimmer hatte sich mit der Zeit in das eines Jugendlichen und später in das eines Geschäftsmannes verwandelt. Nun würde es für mehrere Monate leer stehen und Marie hoffentlich nicht allzu traurig machen.
Julian wusste, wie sehr sie an ihm hing. Die Fürstin hatte immer schon Wert auf seine Anwesenheit gelegt. Trotzdem würde er nun seine Flügel ausbreiten und in den Süden ziehen. Der Prinz empfand es als wichtig, sich selbst ein Bild von der Welt zu machen und nicht an einem Schreibtisch zu versauern. Um Geld oder Ansehen ging es ihm dabei nicht.
»Denk an die Sonnencreme«, erinnerte die Mutter ihn vor dem Bentley der Familie. Ihr Chauffeur belud das Auto gerade mit Julians Koffern. »Und an einen Hut. In Afrika ist die Sonne viel gefährlicher als hierzulande. Unsere europäische Haut ist nicht daran gewöhnt.«
»Mache ich, Mutter«, antwortete er und rollte heimlich mit den Augen. So lieb ihre Fürsorge gemeint war, nervte sie Julian auch. Immerhin war er längst erwachsen und wusste, was er tat. Vielleicht wäre es Zeit für eine eigene Wohnung fernab des Schlosses. »Wo ist Vater?«
»Er wollte kommen, aber die Konferenz dauert länger«, meinte sie bedauernd. »Du weißt, wie aufreibend seine Arbeit ist.«
Und wie er das wusste! Julian hatte ein paar Jahre unter Stephan von Frohnthal gearbeitet und live miterlebt, wie hart die Immobilienbranche sein konnte. Ein Grund mehr, das Weite zu suchen und mit Menschen statt mit Plänen und Berechnungen zu arbeiten.
Er lächelte seiner Mutter aufmunternd zu.
»Das macht nichts. Ich rufe euch an, sobald ich eintreffe. Du weißt noch, wie das mit dem Video-Anruf ging?«, testete er sie schmunzelnd.
Hinter Maries Stirn arbeitete es, ehe sie abwinkte und sagte: »Dein Vater kennt sich mit diesem neumodischen Quatsch am besten aus. Wir schaffen das schon.« Sie lachten gemeinsam und umarmten sich lange. »Pass gut auf dich auf, mein Schatz. Und falls du etwas brauchst, dann melde dich.«
»Auch, wenn ich nichts brauche außer einem Gespräch«, versprach er.
Julian zerriss es das Herz, als er ihre aufsteigenden Tränen sah. Er drückte ihre Arme leicht und riss sich los. Für Marie war es neu, ihr einziges Kind eine Weile nicht zu sehen. Kein Wunder, dass sie diese Umstellung zuerst verkraften musste. Aber mit Anfang dreißig sollte Julian sein Leben selbst in die Hand nehmen, fand er.
»Sind Sie so weit, Durchlaucht?«, fragte Chauffeur Albert vom Vordersitz.
Er rückte seine Mütze zurecht, trug Handschuhe und Uniform wie in alten Zeiten.
Julian winkte Marie und dem alten Butler, der fünf Schritte hinter der Fürstin auf Anweisungen wartete. Maximilian war immer schon eine treue Seele gewesen und würde auf seine Eltern achten. Da war sich Prinz Julian sicher.
Er wandte sich wieder dem Mann am Steuer zu.
»Fahren wir, Albert«, bat er mit einem Lächeln in der Stimme. »Ich muss einen Flieger bekommen.«
Julian bestieg das Flugzeug keine Stunde später. Der Check-in war bestens verlaufen, und er fand sich in der First Class wieder, in der man ihm ein Glas Champagner und ein Dessert anbot. Es hätte bloß noch das Blattgold auf dem Schokoladensoufflé gefehlt. Julian hatte ein schlechtes Gewissen, dass er sich kein Ticket in der Economy Class gekauft hatte.
Es dauerte anderthalb Stunden bis nach Amsterdam. Dort bestieg Julian nach einer Wartezeit von zwei weiteren Stunden pünktlich seinen Flieger nach Tansania. Während der neun Stunden Flugzeit schlief er kaum, weil ihn die Aufregung wach hielt. In der Dunkelheit der Nacht konnte er nichts mehr vor dem Fenster erkennen. Irgendwann siegte doch die Müdigkeit, und seine Augen fielen von ganz allein zu. Erst, als die Ansage des Piloten bereits ihren Landeanflug voraussagte, wurde er wach und gebeten, sich anzuschnallen, die Rückenlehne hoch- und den Tisch einzuklappen.
Julian beendete sein kleines Frühstück in aller Schnelle, rückte seine Kleidung zurecht und packte das Handgepäck zusammen. Ein Blick aus dem Fenster ließ ihn staunen. Er sah in der Morgensonne das imposante Bergmassiv des Kilimandscharo, auf dem der Rest einer Eiskappe zu erkennen war, und eine weite Ebene aus Gras- und Strauchland, die die Serengeti sein musste, in der er sich die nächsten drei Monate aufhalten würde. Von Akazien über Orchideen und Zedern bis hin zu Olivenbäumen gab es hier alles, was das Herz eines Botanikers aufblühen ließ.
Sie landeten sanft auf dem Kilimanjaro International Airport. Julian prallte auf eine Mauer heißer Luft, als er ausstieg. Die Trockenzeit des frühen Septembers ließ ihn bei siebenundzwanzig Grad im Schatten schwitzen. Sein Kreislauf musste sich erst noch an das tropische Klima so nah am Äquator gewöhnen. Geduldig wartete er am Gepäckband auf seine beiden Koffer und textete seinen Eltern, dass er gut eingetroffen war.
Danach sah sich Julian um. Er schob die Sonnenbrille nach oben, um sich einen Überblick über die Leute zu verschaffen. Tatsächlich entdeckte er einen muskulösen Mann mit dunkler Haut und schwarzem Schnurrbart am Eingang stehen, der ein Schild mit seinem Namen in Händen hielt. Er trug ein buntes Hemd und mehrere Tätowierungen auf den Armen.
Der Prinz steuerte auf ihn zu. Sogleich veränderte sich die Miene des Wartenden und zeigte ein breites Lächeln. Die charmante Zahnlücke ließ auch Julian lächeln.
»Sie sind King Julien?«, fragte er auf Englisch und mit einem starken Akzent.
»Prinz Julian«, verbesserte der Angesprochene amüsiert. »Nicht dieser Lemur aus Madagaskar, sondern einfach nur ein Mann aus Deutschland. Mit wem habe ich die Ehre?«
»Ich bin Maalik, Ihr Fahrer. Bitte kommen Sie. Das nehme ich.«
Er packte das Gepäck, ehe Julian reagieren konnte. Maaliks fröhliches Grinsen verblieb in seinem Gesicht, während er Julian zu einem Jeep führte.
»Ein schönes Stück«, lobte Julian begeistert. »Perfekt für eine Safari.«
»Sie sollten den großen Bruder von ihm sehen«, meinte Maalik stolz und hievte Julians Koffer auf die Rückbank.
Er schnallte sie an wie einen Menschen und öffnete dem Prinzen die Beifahrertür auf der linken Seite. Erst da fiel Julian wieder ein, dass in Tansania Linksverkehr herrschte.
»Danke«, sagte er und setzte sich.
»Sie sollten sich anschnallen, Julien. Es könnte ruppig werden«, warnte Maalik.
Julian verbesserte ihn nicht noch einmal. Sollte Maalik seinen Namen ruhig aussprechen, wie er wollte. Angesichts der glatten Straßen sah er kein Problem, folgte dem Rat des Fahrers aber lieber. Maalik würde wissen, wieso er es ihm riet.
Sie fuhren vom Flughafengelände, das mit bunt blühenden Sträuchern und allerlei grünen Rasenflächen überraschend lebendig und einladend wirkte. Die Flughäfen in Deutschland sahen dagegen schäbig und farblos aus. Unterwegs auf den ländlichen Straßen begegneten ihnen Frauen und Männer in bunten Gewändern, die Körbe oder Tontöpfe auf den Köpfen trugen. Kinder liefen neben dem Auto her, staunten und lachten über den Neuankömmling, der nicht anders konnte, als ebenfalls zu lächeln. Wie konnte es sein, dass ein so armes Land so farbenfroh und glücklich war? Julian hoffte, dass er etwas von der Mentalität der Tansanier mit nach Hause nehmen würde.
Dem Prinzen machte langsam doch der lange Flug zu schaffen, der ihm in den Knochen saß.
»Stört es Sie, wenn ich schlafe, bis wir da sind?«, fragte er seinen Fahrer.
Maalik drehte den Kopf.
»Nur zu. Schlaf ist wichtig«, meinte er und zeigte sein unverwechselbares Zahnlückengrinsen. »Wir sind ein paar Stunden unterwegs. Es dauert also.«
Julian wäre gern wach geblieben, um die raue Natur zu bewundern, auf die sie zusteuerten, aber sein Körper schrie nach Schlaf. Keine Minute später war er bereits eingenickt und träumte von Zebras, Löwen und Elefanten.
Der Jeep ruckelte und weckte Julian unsanft. Beinahe wurde er abgeworfen wie von einem störrischen Pferd. Er hielt sich nun doch lieber an der Karosserie fest, auch wenn ihm jene in der Mittagshitze fast die Finger verbrannte.
Sein Fahrer fuhr ihn über Stock und Stein mitten durch die Serengeti. Das helle Sonnenlicht schmerzte in Julians Augen. Er rieb sich den Schlaf weg und streckte sich, so gut es in einem Auto ging.
»Gibt es hier keine wilden Tiere?«, rief er über den Autolärm hinweg und sah sich um. »Weit und breit ist nichts zu sehen.«
»Natürlich gibt es die, aber sie jagen kaum in der Mittagshitze. In der Dämmerung muss man achtgeben, aber ich bin vorbereitet, falls es Stress gibt.« Maalik klopfte auf ein Gewehr auf dem Armaturenbrett. »Ein Schuss genügt, um sie zu verjagen.«
»Um was genau zu verjagen?«, hakte Julian nach.
»Hyänen, Löwen, Nilpferde ... Suchen Sie sich was aus. Die Biester greifen manchmal an, wenn sie denken, es gibt was zu holen. Einem Freund von mir haben sie erst letzten Monat die Hand abgebissen. Aber das kommt so gut wie nie vor.«
»Sehr beruhigend«, raunte Julian schockiert und holte seinen Arm lieber wieder ins Auto.
Als zehn Minuten lang nichts passierte und auch weit und breit kein Raubtier zu sehen war, entspannte er sich. Beeindruckt schoss er ein paar Fotos der endlosen Grassteppe. Die Serengeti war stärker bewachsen, als er sich vorgestellt hatte. Es gab viele hohe Bäume und ganze Buschlandschaften.
Julian hatte sich vor seiner Abreise belesen. Das Wort »Serengeti« stammte aus der Sprache der Massai und bedeutete so viel wie »das endlose Land«, was den Nagel auf den Kopf traf. In der Ferne entdeckte er endlich eine Herde Zebras und machte auch davon Bilder.
»Da vorn ist schon das Lager«, erklärte sein Begleiter und nickte zu einer hohen Umzäunung, hinter der viele weiße Zelte standen und Menschen hektisch umherliefen.
Julian atmete auf. Viel länger hätte er es in diesem Auto wohl nicht ausgehalten. Sein Magen hätte sonst das Flugzeugfrühstück wieder hochgeholt. Der Jeep schaukelte bedrohlich und warf die Männer hin und her.
Es fiel dem Prinzen schwer, in der brütenden Hitze zu atmen. Er hatte das Gefühl, dass sich seine Lungen nicht ordentlich mit Sauerstoff füllten, sondern zusammengedrückt wurden – ein Umstand, an den er sich nach ein paar Tagen bestimmt gewöhnt hatte. Seine Wasserflasche war bereits nach fünfzehn Minuten geleert gewesen, die zweite im Wagen warm und ungenießbar geworden.
»Wir sind da«, sagte der Fahrer unnötigerweise, als sie endlich vor dem Tor zum Stehen kamen. Als Julian Anstalten machte, auszusteigen, verdeutlichte Maalik ihm, zu warten. »Niemand verlässt das Auto, bevor wir sicher sind.«
»Sicher? Was soll uns denn direkt vor der Anlage passieren?«, fragte der Prinz erstaunt.
Maalik beäugte ihn amüsiert.
»Typisch Europäer«, murmelte er und lachte. »Ihr glaubt, euch gehört die Welt. Hier draußen gilt nur das Gesetz der Wüste. Wir Menschen sind klein und unbedeutend.«
Julian schluckte. »Also greifen mich auch hier Tiere an? Wollen Sie mir das damit sagen? Muss ich auf meine Hände aufpassen?«
»Entweder lauern uns Hyänen auf und greifen im Rudel an, oder die Hitze zerstört uns in wenigen Minuten. Und wenn Ihr Körper erst einmal in der Sonne schmort, kommen die Geier und zerpflücken Ihr Fleisch bei lebendigem Leib«, raunte Maalik verschwörerisch und amüsierte sich über Julians entsetzten Gesichtsausdruck. »Sie sollten sich sehen!«, brüllte er vor Lachen und schlug sich auf die massigen Schenkel. »Herrlich!«
Julian lachte gequält mit ihm. Na, das war ja eine nette Begrüßung!
Maalik hupte mehrmals laut und wartete darauf, dass das Tor geöffnet wurde. Das Lager war wie eine Festung gebaut. Es fehlte bloß noch der Wachturm.
»Seltsam. So lange brauchen sie sonst nicht«, murmelte er.
»Ein schlechtes Zeichen?«
Maalik wiederholte das Hupen, aber nichts tat sich. Nun stieg er doch aus und öffnete das Tor von Hand.
»Wenn man nicht alles selbst macht ...« Julian wartete brav im Wagen und sah sich nervös um. Hier draußen fühlte man sich tatsächlich klein und schwach. Maalik setzte sich wieder hinters Steuer und fuhr ins Lager. »Was zum ...«, setzte der Fahrer an, unterbrach sich aber vor Schreck.
Auch Julian blieb der Mund offen stehen, als er eine Traube Menschen wild umherrennen sah. Eine blonde junge Frau stand in der Mitte eines Platzes Auge in Auge mit einer großen Löwin, die brüllte und den Kopf hin und her warf.
Maalik wollte hupen, aber Julian hielt ihn instinktiv auf.
»Nicht, dass sie sich erschreckt«, zischte er.
Maalik runzelte die Stirn und erwiderte: »Das ist Sinn der Sache.«
»Und was, wenn sie wütend wird und zum Angriff übergeht, statt zu verschwinden?«
Maalik griff zum Gewehr.
»Dann eben so. Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie sie meine Leute angreift. Das sind Freunde von mir.«
Julians Herz rutschte ihm in die Hose. Er und Maalik blieben in großem Abstand zu dem majestätischen Tier stehen und beobachteten die Situation angespannt. Sein Fahrer legte an und machte sich zum Schuss bereit. Er zielte nicht auf die Löwin, sondern in die Luft.