Fürsten-Roman 2686 - Marlene von Mainau - E-Book

Fürsten-Roman 2686 E-Book

Marlene von Mainau

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Beschreibung

Annabelle Prinzessin von Hagendorn freut sich unbändig auf den bevorstehenden Traumurlaub in Thailand mit ihrer besten Freundin Maria. Endlich kann sie einmal den Zwängen des fürstlichen Elternhauses entkommen, frei sein und eigene Entscheidungen treffen. Auch Maria kann ein bisschen Abstand gut gebrauchen, hat sie doch noch an der Trennung von ihrem allzu besitzergreifenden Ex-Freund zu knabbern. Also sollte doch einem perfekten Mädels-Trip nichts im Wege stehen, denn Männer sind das Letzte, was die beiden jungen Frauen jetzt im Kopf haben. Wären da nicht ein äußerst geheimnisvoll-attraktiver thailändischer Yoga-Lehrer und ein cooler blonder Surferboy, der in Deutschland alle Zelte abgebrochen hat ... Schneller als ihnen lieb ist, spielen Annabelle und Maria wieder mit dem Feuer - und eine von ihnen wird sich schwer daran verbrennen ...


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Inhalt

Cover

Sehnsucht nach dem Paradies

Vorschau

Impressum

Sehnsucht nach dem Paradies

Eine verbotene Liebe unter Palmen

Von Marlene von Mainau

Annabelle Prinzessin von Hagendorn freut sich unbändig auf den bevorstehenden Traumurlaub in Thailand mit ihrer besten Freundin Maria. Endlich kann sie einmal den Zwängen des fürstlichen Elternhauses entkommen, frei sein und eigene Entscheidungen treffen. Auch Maria kann ein bisschen Abstand gut gebrauchen, hat sie doch noch an der Trennung von ihrem allzu besitzergreifenden Ex-Freund zu knabbern. Also sollte doch einem perfekten Mädels-Trip nichts im Wege stehen, denn Männer sind das Letzte, was die beiden jungen Frauen jetzt im Kopf haben. Wären da nicht ein äußerst geheimnisvoll-attraktiver thailändischer Yoga-Lehrer und ein cooler blonder Surferboy, der in Deutschland alle Zelte abgebrochen hat ... Schneller als ihnen lieb ist, spielen Annabelle und Maria wieder mit dem Feuer – und eine von ihnen wird sich schwer daran verbrennen ...

»Sehr geehrte Fluggäste, wir beginnen nun den Landeanflug auf Bangkok. Ich bitte Sie, Ihren Sitz in eine aufrechte Position zu bringen sowie Ihre Vordertische hochzuklappen. Die aktuelle Wetterlage in Bangkok ist sonnig mit zweiunddreißig Grad. Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen in meine Crew. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Thailand. Bitte bleiben sie so lange angeschnallt, bis die Zeichen über Ihren Köpfen erloschen sind. Vielen Dank.«

Die Stimme erstarb nach einem Knacken im Lautsprecher, und Annabelle Prinzessin von Hagendorn richtete sich in ihrem Sitz auf. Die letzten beiden Stunden hatte sie es trotz ihrer Aufregung geschafft, die Augen zu schließen und etwas zu entspannen. Nun war die Vorfreude auf einen dreiwöchigen Strandurlaub mit ihrer besten Freundin zurück.

Maria Arnold richtete ihren Blick aus großen dunklen Augen nun direkt auf sie.

»Wir sind schon über Bangkok!«, rief sie freudig und klatschte in die Hände.

»So, wie es der Kapitän eben erwähnt hat«, erwiderte Annabelle amüsiert.

Sie lächelte angesichts Marias ausgelassener Freude. Die Freundin erinnerte sie an ein fröhliches Kind.

Das war nicht immer so gewesen. Maria hatte es in den letzten Jahren nicht einfach gehabt. Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis sie sich endlich von Thomas getrennt und wieder nach vorn gesehen hatte. Annabelle bewunderte sie für ihren Mut, noch einmal ganz neu anzufangen. Sieben Jahre in Abhängigkeit waren eine lange Zeit, aber Maria hatte den Absprung gemeistert und einen Schlussstrich gezogen – nicht zuletzt dank Annabelle, die sie bestärkt hatte, die Koffer zu packen und Thomas zu verlassen.

Das Flugzeug setzte mit einem Ruck auf und riss Annabelle aus ihren Gedanken. Maria hielt es kaum an ihrem Platz. Auch ihre Freundin wollte sich nach den vielen Stunden, die sie eingezwängt dagesessen hatte, endlich die Beine vertreten und raus an die frische Luft.

Sie befanden sich im Bezirk Don Mueang im Norden der thailändischen Hauptstadt. Menschenmassen wuselten durch den großen Flughafen. Es wurden viele unterschiedliche Sprachen gesprochen, die sich für die beiden Frauen nach dem Summen eines Bienenschwarms anhörten. Maria musste am Band etwas länger auf ihr Gepäck warten, doch dann war es endlich geschafft.

»Wusstest du, dass der Flughafen wegen Überschwemmungen für über vier Monate schließen musste?«, prahlte Maria mit ihrem Wissen. »Das war zwischen 2011 und 2012.«

»Wenn du mir gleich noch von den vielen Unfällen mit Flugzeugen genau an dieser Stelle erzählst, stopfe ich dir deinen süßen Mund mit dieser Frucht dort.«

Annabelle deutete auf das tropische knallgelbe Obst in der Auslage eines Verkäufers, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Thailand war eine ganz andere Welt – aber eine schöne.

Sie lachten gemeinsam. Die eifrige Maria hatte die Angewohnheit, sich in jede Stadt- und Landschaftsgeschichte hineinzulesen und Annabelle regelmäßig mit ihrem Wissen zu beeindrucken, aber auch zu nerven. Die Prinzessin schätzte sie für beides davon. Keine andere Freundin war ihr so lieb und teuer wie Maria.

Die beiden zogen ihre Koffer hinter sich her und setzten die Sonnenbrillen auf, als sie nach draußen traten. Sie prallten auf eine Wand heißer Luft. Annabelle musste sich zunächst an den Temperaturunterschied zu Deutschland gewöhnen. Auch die Luftfeuchtigkeit war deutlich höher als daheim.

Maria beobachtete das zufriedene Gesicht ihrer Freundin.

»Woran denkst du gerade? An deine Familie?«

»Soll das eine Erinnerung sein, meine Eltern zu benachrichtigen? Aber ja, du hast absolut recht. Ich habe es schließlich versprochen.«

Schnell tippte die junge Prinzessin eine Textnachricht ein und sendete diese an das Handy ihrer Mutter, der Fürstin von Hagendorn.

Als das einzige Kind reicher Eltern hatte sich Annabelle niemals Sorgen machen müssen, war behütet aufgewachsen und viel zu sehr verhätschelt worden. Seit ein paar Jahren suchte sie daher die Herausforderung und neue, eigene Wege. Ihre Eltern vermissten sie sehr, kaum dass sie in das Flugzeug gestiegen war, und erwarteten regelmäßig Bericht aus Thailand. Annabelle befürchtete, dass sie niemals auf eigenen Beinen stehen würde, wenn das so weiterging. Vielleicht ergab sich in Thailand die Möglichkeit für ein neues soziales Projekt. Wenigstens darin ging sie auf und fühlte sich wohl. Ihr Zuhause war dagegen zu einem Gefängnis geworden. Ein goldener Käfig.

»Hey, nicht Trübsal blasen«, sagte Maria und fasste ihre Freundin am Arm.

Ihr Blick war mitfühlend, dabei ging es bei dieser Reise nicht um Annabelle, sondern um sie.

Die Prinzessin lächelte wieder und legte ihren Arm um die Schultern der Jüngeren. Sie zog Maria an sich und küsste ihre Schläfe.

»Das wird der Urlaub deines Lebens!«, jubelte sie, woraufhin Maria in das Freudengeschrei einstimmte.

Niemand beachtete sie großartig. Sie schämten sich nicht, wie zwei verrückte Touristinnen zu wirken. Hier und jetzt ging es nicht mehr darum, es anderen recht zu machen, weder Marias Ex-Freund Thomas noch Annabelles strengen Eltern. Sie würden eine großartige Zeit in Bangkok verbringen.

Nach einer kleinen Tour durch den beeindruckenden Flughafen suchten sich die beiden einen Taxistand und fuhren eine Weile den Fluss Chao Phraya entlang Richtung Süden. Ihr Ziel war ein Fünf-Sterne-Hotel direkt am Strand, in dem sie Zimmer mit Frühstück und Yoga-Retreats gebucht hatten. Der Kurs interessierte Annabelle nicht besonders, aber Maria sollte voll auf ihre Kosten kommen, wenn sie schon einmal hier war. Zudem gab es ein Spa-Programm mit Massagen und Wellness im selben Hotel sowie einen eigenen Whirlpool auf dem Zimmer.

»Die Schlammkuren sollen der absolute Wahnsinn sein«, hörte sie Maria schwärmen.

Annabelle schmunzelte. »Du hast dich also vorbereitet?«

»Im Netz findest du alles zum Hotel. Hast du es dir bei der Buchung denn nicht angeschaut?«

Die Prinzessin zuckte mit den Schultern.

»Ich habe auf die Bewertungen geachtet und darauf, dass es am Strand liegt. Der Preis interessierte mich genauso wenig wie das genaue Freizeitangebot.« Sie biss sich auf die Lippe. Das hatte sich ziemlich überheblich angehört. Zum Glück kannte Maria sie gut genug, um zu wissen, dass Annabelle keine verwöhnte Göre war. »Wir werden das Programm voll ausschöpfen und uns am Strand sonnen«, malte sie sich aus und erntete ein glückliches Lächeln.

Maria legte ihren Kopf an die Schulter ihrer Freundin.

»Danke, Annabelle, du bist die Beste. Ohne dich hätte ich mir das nie leisten können. Aber es ist nicht nötig, dass du mich komplett einlädst. Lass mich wenigstens das Abendessen bezahlen.«

Zunächst wollte Annabelle widersprechen. Sie wusste, wie leer das Konto der medizinischen Fußpflegerin war. Dennoch brauchte Maria wieder etwas mehr Selbstbestimmtheit. Sie sollte eigene Entscheidungen fällen und sich nicht mehr entmündigt fühlen. Das war wichtig für ihre weitere Entwicklung und ihren Weg zurück in ein normales Leben. Thomas hatte sie kleingehalten und schlechtgeredet, ihr das Selbstwertgefühl genommen und Maria als eine Art Sklavin gehalten, die alles für ihn getan hätte, bis hin zur völligen Aufgabe ihrer selbst. Sie musste nun erst wieder lernen, ihren Hobbys nachzugehen und niemandem gegenüber Rechenschaft abzulegen sowie ihre Finanzen selbst zu überblicken. All das hatte Thomas ihr genommen. Für Maria war die Reise nach Thailand ein Sprung ins kalte Wasser.

»Mach das«, stimmte Annabelle deshalb zu und betrachtete das vorbeifliegende Stadtbild.

Sie bat den Fahrer, eine extra Runde an den Sehenswürdigkeiten vorbei zu machen. Dieser stellte einheimische Musik an und sang dazu. Annabelle und Maria wechselten einen Blick und mussten kichern. Sie waren wirklich in einer anderen Welt gelandet.

Es ging an buddhistischen Tempelanlagen, sogenannten Wats, am thailändischen Nationalmuseum und der Nationalgalerie vorbei. Der Wat Phra Kaeo auf der Rattanakosin-Insel bildete das historische Zentrum der Stadt.

Maria hing staunend am Fenster. Beinahe drückte sie ihre Nase dagegen.

»Das ist wunderschön«, hauchte sie überwältigt. »So etwas kenne ich nur von Bildern. Und jetzt sind wir wirklich hier.«

Annabelle hatte schon viele Reisen, vor allem in jungen Jahren, mit ihren Eltern, unternommen, aber auch sie war hellauf begeistert von der Kultur der Thailänder. Sie fragte sich, ob sie Zeit für einen Trip außerhalb der Stadt hätten. Sie interessierte sich für die Flusslandschaft um Kanchanaburi mit ihren üppigen grünen Feldern. Dort sollte die Brücke am Kwai liegen, die Namensgeber des berühmten Filmes mit Alec Guinness war. Zudem sollte der Erawan Nationalpark mit seinen exotischen Tieren und faszinierenden Wasserfällen ein wahres Paradies sein. In den ehemaligen Königsstädten Lopburi und Ayutthaya konnte man auf den Spuren der Khmer wandeln und die beeindruckenden Bauwerke und Tempel aus der Blütezeit Thailands bewundern.

Ja, es gab definitiv noch viel zu sehen.

Das Hotel war riesig und weitaus imposanter als auf den Fotos im Internet. Selbst die verwöhnte Annabelle, die auf einem Schloss mit hohen Zinnen, Burgmauern und Wassergraben samt Zugbrücke aufgewachsen war, kam aus dem Staunen kaum heraus.

»Wow«, hörte sie Maria hauchen, die den Mund nicht mehr schloss. Mit leuchtenden Augen wandte sie den Kopf. »Das ist ... Das ... Also ...«, stammelte sie verblüfft und fiel Annabelle um den Hals, verdrückte sogar ein Tränchen.

Annabelle war glücklich, ihre Freundin so zu sehen. Diese Reise war genau das, was sie brauchte.

Die beiden betraten das riesige Foyer, das mit Palmen ausgeschmückt war. Holzvertäfelungen wechselten sich mit Glas oder Metall ab. Das Hotel bekam dadurch einen modernen, aber auch traditionellen Touch.

»Wusstest du, dass die thailändischen Nachnamen alle eine Bedeutung haben, aber immer nur eine positive?«, fragte Maria die Prinzessin an der blank polierten Rezeption aus, während sie auf ihre Schlüsselkarte warteten.

Sie überreichten einem hilfsbereiten Pagen ihr Gepäck. Mit dem Lift ging es in die zehnte Etage. Die Freundinnen teilten sich ein großes Zimmer mit Balkon, dem versprochenen Jacuzzi und Blick aufs Meer sowie in den üppig bewachsenen Garten des Hotels.

»Lass uns spazieren gehen und die Gegend erkunden«, schlug Maria vor. »Ich habe Lust auf Land und Leute.«

»Genug Trubel werden wir in Bangkok ohnehin erleben, am Strand erst recht«, meinte Annabelle. »Aber gern. Ich möchte mich nur kurz umziehen. Hast du denn gar keinen Jetlag?«

Wie zur Untermalung rieb sie sich die müden Augen und gähnte.

»Ich fühle, ehrlich gesagt, nichts außer Adrenalin und pures Glück. Fast, als wäre ich auf Droge. Wahrscheinlich werde ich nachher hundemüde in die Kissen fallen.« Maria deutete auf ihr riesiges Himmelbett. Ein Schleier war einmal ringsherum gespannt worden und hielt Mücken fern. »Wahrscheinlich werden wir schlummern wie Schneewittchen.«

»War das nicht Dornröschen?«

»Aber die andere hat auch geschlafen«, wandte Maria ein.

»Nein, die war vielmehr tot«, verbesserte Annabelle kritisch.

»Und davor hat sie sich in gleich sieben Betten ordentlich ausgeruht.«

Maria hatte wie immer recht. Die Freundin kannte sich in solchen Dingen einfach besser aus als Annabelle.

Die jungen Frauen zogen sich um und schlenderten durch den Ort. Natürlich trafen sie auf zahlreiche Touristen, darunter verliebte Pärchen und ganze Familien. Die meisten zog es an den weißen Sandstrand.

Sie suchten sich ein Restaurant für Meeresfrüchte. Das Angebot war schier endlos. Fisch, Garnelen und Muscheln standen auf nahezu jeder Speisekarte. Die zwei erfreuten sich neben dem köstlichen Essen an der herrlichen Aussicht – wann aß man schon mal am Strand.

Im Anschluss besuchten sie das Bang Pu Recreation Center an der Küste. Hier fanden sich zahlreiche Möwen und Fische ein, die von den Touristen gefüttert wurden. Annabelle kaufte etwas Futter für wenige thailändische Baht bei den fliegenden Händlern und reichte Maria eine Tüte. Gemeinsam warfen sie es in die Luft. Einige geschickte Vögel schnappten es sich direkt dort und sorgten für viel Spaß und ein paar Lacher, weil sie ihren Konkurrenten zuvorkommen wollten. An einer Möwenstatue, die die Größe ihrer Artgenossen weit überschritt, ließen sich die Freundinnen ablichten. Es war ein herrlicher Ausflug für den ersten Tag gewesen.

Annabelle wünschte sich, dass der restliche Urlaub ebenso entspannt verlaufen würde. Sie sollte sich irren.

»Ich bin Saimon«, sprach ihr barfüßiger Yoga-Lehrer am folgenden Morgen in fließendem Englisch zu ihnen. Er stand vor einer Gruppe Hotelgäste und lächelte warmherzig in die Runde. Für Annabelle, die mehrere Sprachen beherrschte, war es kein Problem, ihn zu verstehen. Sie mochte spontan seinen Akzent, der ihn auszeichnete. Saimon ließ die Blicke aus seinen großen braunen Augen über die Gruppe wandern, bis er bei ihr angekommen war. Annabelle bildete sich ein, dass sie für einen Moment bei ihr verharrten. Ein Schauer jagte über ihren Körper. Seine Lippen lächelten nun noch ein Stück breiter. Sie wurden von einem dunklen, gepflegten Vollbart umrahmt. Auch sein Haupthaar war kurz geschnitten und ordentlich gelegt worden. »Gemeinsam werden wir eine schöne Zeit haben und ein wenig Schwung, aber auch tiefe Ruhe in unseren Körper bringen«, erzählte er weiter.

Fast war die Prinzessin enttäuscht, als er seine Aufmerksamkeit nun wieder auf andere lenkte. Annabelle schlüpfte nach Saimons Aufforderung aus den Schuhen und stellte sich, genau wie die anderen, auf die Yogamatte zu ihren Füßen.

Sie wurden neugierig von Touristen beäugt, während sie ihre Übungen am Strand durchgingen. Manche ahmten sie sogar nach, was sie zum Lachen brachte.

Maria beugte sich verschwörerisch zu Annabelle, die ihre Augen nun nicht mehr von dem trainierten Einheimischen mit den breiten Schultern und dem dunklen Teint abwenden konnte, der sich anmutiger bewegte als die meisten Frauen, die sie kannte.

»Wetten, er ist schwul?«

Annabelle hätte sich beinahe an ihrem Speichel verschluckt.

»Was? Wie kommst du denn auf so etwas?«

Bitte lass ihn Frauen mögen!, betete sie stumm, weil sie die Enttäuschung nicht ertragen würde. Saimon sah zu interessant aus, um ihn gleich wieder gehen zu lassen.

»Sind diese muskulösen, hübschen Yoga-Trainer nicht alle schwul? Du weißt doch: Die besten Männer sind entweder vergeben oder vom anderen Ufer.«

»Ich halte das für ein Gerücht«, antwortete sie und verfolgte Saimons gleitende Bewegungen auf der Matte.

Er führte seine Arme und Beine geschmeidig um den Körper und achtete während des Kurses auf die Haltung der Gäste. Manchmal ging er durch die Reihen und berichtigte einige von ihnen. Als er bei Annabelle angekommen war, fasste er sie sanft bei den Schultern und führte sie in die richtige Position zurück. Seine warmen Finger sorgten für eine Hitzewelle, die bis zu ihrer intimsten Stelle wanderte. Er roch nach Sonne, Meer und Curry – eine verführerische Mischung, die Annabelle träumen ließ.

Das Rauschen des Meeres vermischte sich derweil mit leiser Musik aus einem Lautsprecher. Annabelle machte einen Schritt zur Seite und verbrannte sich beinahe die Zehen, zwischen denen nun der heiße Sand klebte.

»Autsch«, ärgerte sie sich leise, zog den Fuß zurück und achtete darauf, niemanden in seiner Konzentration zu stören.

Saimon lächelte spitzbübisch angesichts ihres ungeschickten Verhaltens. Sie schämte sich für ihre Tollpatschigkeit, doch der Ärger war verflogen, sobald sie in seine faszinierenden Augen sah. Sie nahmen die Prinzessin vollkommen ein und bannten sie.

Annabelle beobachtete nun lieber die anderen Gäste. Sie wollte sich fokussieren, statt sich von einem hübschen Mann aus der Fassung bringen zu lassen.

Sie hörte ein Kichern neben sich und wandte sich um. Maria unterhielt sich leise mit einem gleichaltrigen Mann mit dunkelblonder Mähne und Ring im Ohr. Er hatte ein smartes Lächeln und hellblaue Augen. Annabelle war überrascht, dass sich ihre Freundin so kurz nach der unschönen Trennung von Thomas bereits wieder auf einen Flirt einließ. Aber vielleicht dichtete sie auch zu viel hinein. Sie würde Maria beim Sonnenbaden später über den attraktiven Fremden ausfragen.

Nach einer Weile fühlte Annabelle Muskeln, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie existieren. Ihr unterer Rücken wurde mit den Übungen gestrafft, ihre Arme und Beine trainiert. Yoga wurde zwar langsam ausgeführt, war aber auch furchtbar anstrengend. Sie hatte Probleme, die Positionen zu halten und die Atmung anzupassen, wie es Saimon ihnen vorführte. Annabelle freute sich auf ein entspannendes Sprudelbad in ihrem Jacuzzi, bevor sie heute Abend schlafen ging. Das warme Wasser würde die beanspruchten Glieder etwas lockern.