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Amalia Prinzessin von Wittbrock ist alles andere als schüchtern. Eine Affäre jagt die nächste, doch nach außen hin mimt sie den Unschuldsengel. Ihr Vater wünscht sich für sie eine Heirat, während Amalia andere Pläne verfolgt. Seit dem Unfalltod ihrer Mutter ist das Herz der Prinzessin erkaltet. Den Schmerz in ihrem Inneren versucht sie, mit Liebschaften zu betäuben und sammelt Abenteuer wie andere Leute Briefmarken. Mittlerweile ist sie regelrecht besessen davon, mit den Gefühlen der Männer zu spielen. Und tatsächlich kann ihr keiner widerstehen.
Bis Amalia auf Roderick trifft. Der Grafensohn scheint gegen ihre weiblichen Reize immun zu sein. Prompt muss sie ihre erste Niederlage einstecken. Wie sie erfährt, ist Roderick in festen Händen und sogar bereits verlobt. Ihr Ehrgeiz ist geweckt. Fortan setzt Amalia alles daran, den Prinzen zu verführen. Mit ungeahnten Folgen ...
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Seitenzahl: 134
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Kein Unschuldsengel
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Impressum
Kein Unschuldsengel
Prinzessin Amalia ist mit allen Wassern gewaschen
Von Marlene von Mainau
Amalia Prinzessin von Wittbrock ist alles andere als schüchtern. Eine Affäre jagt die nächste, doch nach außen hin mimt sie den Unschuldsengel. Ihr Vater wünscht sich für sie eine Heirat, während Amalia andere Pläne verfolgt. Seit dem Unfalltod ihrer Mutter ist das Herz der Prinzessin erkaltet. Den Schmerz in ihrem Inneren versucht sie, mit Liebschaften zu betäuben. Wie andere Leute Briefmarken, so sammelt sie Abenteuer. Mittlerweile ist sie regelrecht besessen davon, mit den Gefühlen der Männer zu spielen. Und tatsächlich kann ihr keiner widerstehen.
Bis Amalia auf Roderick trifft. Der Grafensohn scheint gegen ihre weiblichen Reize immun zu sein. Prompt muss sie ihre erste Niederlage einstecken. Wie sie erfährt, ist Roderick in festen Händen und sogar bereits verlobt. Ihr Ehrgeiz ist geweckt. Fortan setzt Amalia alles daran, den Prinzen zu verführen. Mit ungeahnten Folgen ...
»Bitte sehen Sie nach meiner Tochter«, bat Gerald Fürst von Wittbrock seine Hausdame, als sie ihm ein Tablett mit Gebäck auf den Tisch stellte. »Ich hätte Amalia während der Teezeit gern bei mir.«
»Sehr wohl, Durchlaucht.«
Sie machte einen Knicks und verschwand aus dem Salon, in den sich Gerald seit dem Tod seiner geliebten Frau häufig zurückzog. Dieses war Charlottes Lieblingszimmer gewesen. Hier hatte sie gesessen und gelesen, das knisternde Kaminfeuer genossen oder mit ihm gemeinsam den Tag Revue passieren lassen. All das lag nun fast auf den Tag genau fünf Jahre zurück. Ihr Fehlen schmerzte dem alten Fürsten noch genauso im Herzen wie damals.
»Du wolltest mich sprechen, Vater?«, begrüßte ihn Amalia und betrat das Zimmer.
Sie warf ihre schokobraunen, lockigen Haare über die Schultern und schloss die Tür. In ihren markanten grünen Katzenaugen erkannte er seine Frau und fühlte sogleich Wehmut in sich aufsteigen.
»Du siehst zauberhaft aus«, lobte er ihren Auftritt in dem weißen taillierten Sommerkleid. »Kein Mann dieser Welt kann dir jetzt noch widerstehen. Aus dir ist eine richtige Frau geworden.«
»Mit Mitte zwanzig wäre es schade, wenn ich noch keine wäre«, erwiderte sie lachend.
Sie tauschten Wangenküsschen aus und setzten sich nebeneinander auf die Chaiselongue.
»Du möchtest mit mir also wieder über meine Zukunft sprechen?«
»Ich würde gern, dass du bald einen Mann fürs Leben suchst, statt von einer Gala zur nächsten zu jagen.«
Amalia schnappte sich einen Keks und ließ sich das warme Gebäck sichtlich auf der Zunge zergehen. Gerald goss seiner Tochter Tee ein, den sie mit etwas Milch mischte.
»Du weißt, dass ich noch nicht so weit bin. Außerdem gehören diese Galas und Feten allesamt zu meinem Job als Eventmanagerin.«
»Ich frage mich bis heute, wieso du nicht in meine Fußstapfen treten wolltest.«
Amalia beugte sich vor und fixierte ihren graumelierten Vater vergnügt.
»Weil ich nach Mutter komme und meinen eigenen Kopf habe. Dafür liebst du mich doch. Bankgeschäfte sind eben nichts für mich.«
Gerald seufzte, setzte aber ein vergnügtes Lächeln auf. Er war trotz allem stolz auf Amalia, die ihr Studium mit Bravour beendet und einen festen Platz in der Welt gefunden hatte. Er überhörte die Gerüchte, die um sie kreisten, gewissenhaft, weil er seine Tochter besser kannte als jeder andere. Sie war kein männerfressender Vamp, wie ihm Cousine Elisabeth vor Kurzem weismachen wollte. Die alte Dame tratschte gern, um von ihren eigenen Problemen abzulenken, und nahm die Worte der bösen Zungen einfach zu ernst.
»Hast du mitbekommen, was Elisabeth über dich verbreitet?«, kam er auf das Thema zu sprechen. Amalia hob ihre geschwungenen Augenbrauen erwartungsvoll. »Sie hat herumerzählt, du hättest den Sohn ihrer besten Freundin verführt und dann eiskalt fallenlassen, als es für ihn ernst wurde.«
Amalia prustete drauflos und hätte sich beinahe an ihrem nächsten Keks verschluckt.
»Nichts als leere Worte, Vater«, beruhigte die Prinzessin ihn. »Elisabeth ist ein Tratschweib, und ich kenne diesen Mann kaum. Ich bin ihm vielleicht einmal begegnet, falls du den meinst, von dem ich ausgehe. Arthur hat sich tatsächlich an meine Fersen geheftet und nicht lockergelassen. Wahrscheinlich verkraftet er meinen Korb nicht. Verletzter Männerstolz, nennt man so etwas.«
»Ich verstehe. Und er war wirklich niemand, für den du dich begeistern konntest? Vielleicht hast du ihn nur mit falschen Augen gesehen.« Er machte eine kurze Pause, in der er nachdachte. »Aber wenn er böse Gerüchte über dich verbreitet, ist er sowieso nicht der Richtige für meine Tochter. Mein Engel hat etwas Besseres verdient als das.«
Gerald nahm ihre Hand in seine und hauchte Amalia einen liebevollen Kuss auf. Die Prinzessin kicherte amüsiert und nickte zufrieden.
»So ist es. Ich sehe mich um, wenn dich das beruhigt, aber zurzeit steht meine Arbeit an erster Stelle. Mutter hätte nicht gewollt, dass ich mich an den nächstbesten Hals werfe, auch wenn das früher einmal Tradition gewesen ist.«
Wie nah sie mit ihrer Aussage lag, ahnte Amalia sicher nicht. Gerald versteckte seine Trauer tief in seinem Herzen und versuchte, nur an die guten Seiten seiner Frau zu denken.
Der Fürst erwiderte ihr Schmunzeln und musste einsehen, dass er bei ihr nicht mit Zwang weiterkam. Dafür mochte er Amalia viel zu sehr. Er wünschte sich eine Hochzeit aus Liebe für seine Tochter, so wie er sie einst selbst mit Charlotte erlebt hatte.
»Du hast mich überzeugt, Liebes. Magst du mir bitte die Kanne reichen? Ich lasse noch mehr Tee kochen.«
»Eigentlich muss ich schon bald wieder los«, gestand Amalia zerknirscht und wich dem forschenden Blick ihres Vaters aus.
Seine grauen Augen ruhten auf ihr, und er schob die dünne Brille seinen Nasenrücken hinauf, wie er es meistens tat, wenn er auf etwas wartete.
»Musst du sogar an deinem freien Tag ins Büro?«, wollte er nun wissen, als sie nicht mit der Sprache herausrückte.
Amalia schüttelte den Kopf. Dabei fiel ihr eine lange Strähne auf das hübsche Dekolleté. Sie suchte wieder die Augen ihres Vaters.
»Ich bin noch mit einer Freundin aus dem Studium verabredet. Wir haben uns lange nicht gesehen. Sie ist nicht oft in der Stadt, also möchte ich diese Gelegenheit ungern verstreichen lassen.«
»Ach, so ist das. Natürlich, mein Kind, geh nur. Dein alter Vater wird auch noch hier auf Schloss Wittbrock sein, wenn du wiederkommst.«
Amalia erhob sich schwungvoll von ihrem Stuhl und drückte Gerald einen Kuss auf das lichter werdende Haar. Schon bald würde er eine Halbglatze tragen.
»Vielleicht magst du bald mal wieder mit mir ins Kino gehen? Aktuell laufen viele interessante Filme.«
»Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, Amalia«, beruhigte er sie. »Ich komme bestens allein zurecht. Und ganz einsam bin ich schließlich nicht. Ich habe Personal und meine Skatkumpels, die sich um mich kümmern. Genieß deinen Abend.«
Er erwiderte das kurze Winken an der Tür mit einem warmen Lächeln für seine vielbeschäftigte Tochter, die wie ein Wirbelwind aus dem Zimmer verschwand.
Gerald hatte das unbestimmte Gefühl, dass Amalia ihn belog, was die Verabredung mit ihrer Freundin betraf. Er kannte sie nicht erst seit gestern. Der Fürst vermutete eine Männergeschichte dahinter, die sie ihm nicht erzählen wollte. Es waren ihr Leben und ihre Entscheidungen. Er hoffte bloß, dass besagter Mann seiner Amalia nicht das Herz brach, denn spätestens ab da würde sich Gerald einschalten.
Amalia schwirrte der Kopf, nachdem sie ihrem Gegenüber eine halbe Stunde dabei zugehört hatte, wie er sich über langweilige Börsenkurse ausließ, von denen sie ohnehin nicht viel verstand. Er hätte sich wunderbar mit ihrem Vater unterhalten, allerdings hatte die Prinzessin nicht vor, ihm Kai vorzustellen, dessen Nachnamen sie wieder vergessen hatte.
Nicht wichtig, urteilte sie stumm und versuchte, interessiert auszusehen, während ihr eigentlich nach Gähnen zumute war.
Er konnte von Glück sagen, dass er mit einem blendenden Aussehen und einem stählernen Körperbau gesegnet war, sonst hätte Amalia längst ihre Handtasche gegriffen und das edle Restaurant, das nur die Oberschicht betreten durfte, wieder verlassen.
»... und wenn man dann noch den Absturz der amerikanischen Millton-Aktie zurechnet, braucht man sich später nicht wundern, nicht wahr?«
Er lachte, als habe er einen Witz gerissen, dessen Pointe Amalia durchgerutscht war. Sie erwiderte Kais breites Grinsen, bis ihre Mundwinkel schmerzten, und prostete ihm mit ihrem Weinglas zu. Amalia wusste, dass ein Lächeln auf geschminkten Lippen so manchen Mann aus der Fassung brachte. Die meisten ließen sich entweder davon oder von einer beiläufigen Berührung mit den Fingerspitzen aus der Fassung bringen. Meistens genügte schon ein weit ausgeschnittenes Kleid, sodass sie ihr nicht mehr in die Augen sahen. Männer waren einfache, schnell durchschaubare Wesen, mit denen sie nach Belieben spielen konnte. Diese Form der Macht erregte Amalia, obwohl sie insgeheim wusste, dass ihr Verhalten schäbig war.
Ihre Mutter schüttelte wahrscheinlich jedes Mal den Kopf, wenn sie ihr bei ihrem Treiben zusah, dabei war sie selbst nicht besser, eher sogar schlimmer gewesen. Ein kleiner Teufel auf Amalias Schulter redete ihr ein, dass sie es Charlotte mit ihrem Verhalten heimzahlte. Die Fürstin war in der Öffentlichkeit von einem anderen Schlag gewesen: gutherzig und sanftmütig. Ihr hatten immer die richtigen Ratschläge für ihre Tochter auf der Zunge gelegen. Seit sie fort war, hatte sich vieles verändert.
Amalia fühlte sich manchmal abgestumpft und wie eine leere Hülle, die nur noch von ihrem Schabernack mit den ach so wichtigen, erfolgreichen Männern dieser Welt ausgefüllt wurde. Sex war für sie zu einer Form des Erfolgs geworden. Sie sammelte Abenteuer wie andere Briefmarken.
»Auf uns«, sagte Amalia, weil ihr nichts Besseres einfiel.
Dieser Mann war ein absoluter Langweiler. Als sie ihn auf der letzten Messe zufällig getroffen hatte, hatte sie sich mehr von ihm versprochen. Aber der Abend war ja noch lang, es konnte also einiges passieren, das Amalia doch noch von ihm überzeugte. Sie träumte sich bereits in seine Hotelsuite hoch über der Innenstadt, dachte an ein breites Doppelbett und eine vollgestellte Minibar, Massageöl und starke, fordernde Männerhände auf ihrer hellen kühlen Haut. Beim Gedanken daran wurde ihr warm. Um das Ganze zu beschleunigen, ließ sie gespielt versehentlich ihren Träger herunterrutschen und zeigte ihrem Date die nackte Schulter. Kai schluckte sichtlich und blieb für einen Moment an ihrer Halsschlagader hängen. Amalia spornte ihn weiter an, als sie dem Börsenmakler einen verführerischen Augenaufschlag schenkte.
»Wir sollten zahlen«, drang es wie ferngesteuert aus seinem Mund. Sie sind ja so einfach gestrickt. Ein Kinderspiel. Kai tupfte sich ebendiesen ab und schnipste nach dem Kellner. »Die Rechnung bitte.«
»Sehr wohl, mein Herr.«
Der Angestellte im steifen Frack verschwand mit einer leichten Verbeugung. Angespannte Stille herrschte am Tisch. Amalia waren die Themen für ein Gespräch ausgegangen, die sie sich vorab zurechtgelegt hatte. Nun hatte sie nur noch eines im Sinn, und dabei würde ihr Begleiter hoffentlich seinen Mund halten und ihn für andere Dinge benutzen.
Natürlich hatte sie sich vorher überzeugt, dass sie eine Nische ganz für sich bekamen, einen Platz, an dem sie niemand entdeckte. Ihr Vater sollte nichts von ihrem wilden Treiben erfahren, das ein schlechtes Bild auf das Fürstentum und den wichtigen Namen ihrer Familie geworfen hätte. Schlimm genug, dass ihre Mutter alles mit ansah, aber dafür hörte Amalia ihre bissigen Kommentare nicht. Mit der Zeit hatte sie sich an den Gedanken gewöhnt und ihn achtlos beiseitegeschoben.
Doch eine tratschende Elisabeth Fürstin von Kummenbach konnte sie hier nicht gebrauchen. Der abservierte Sohn ihrer besten Freundin hatte also tatsächlich von seinem Leiden erzählt. Amalia hätte ihn nicht für so eine Memme gehalten. Ein Grund mehr, keine nahen Bekannten mehr zu treffen. Sie trauerte Prinz Arthur nicht nach, denn auch im Bett war er alles andere als ein Held gewesen.
Amalia versprach sich mehr von dem blondierten Muskelberg vor ihrer Nase. Er war erst vor Kurzem zu Geld gekommen. Das sah man an seinem unpassenden Anzug, der an den Armen und Schultern zum Bersten gespannt war. Außerdem schmiss er sein Vermögen zum offenen Fenster heraus, gab ein unmögliches Trinkgeld, um sein Date zu beeindrucken, und hielt ihr etwas unbeholfen den Arm hin, als sei er noch nicht lange Teil der Oberschicht.
Amalia ließ sich von Kai bis zu seinem protzigen Sportwagen begleiten, hinter dessen Steuer der große Mann kaum Platz fand. Es dauerte, bis er sich hinter das Lenkrad gequetscht hatte. Dann brausten sie endlich Richtung Hotel davon.
Weder war Amalia in die Arme der Klatschpresse gelaufen, noch hatte sie jemand auf ihre unpassende Sonnenbrille mitten in der Nacht angesprochen. Man kannte die sich bedeckt haltende Prominenz in diesem Fünf-Sterne-Hotel bereits und schützte sie.
Kai geleitete sie in den Fahrstuhl und begann bereits dort, an Amalias Hals zu knabbern. Sie spürte seine feuchte Zunge auf ihrer Haut und seine grobschlächtigen Finger überall auf ihrem schlanken Körper. Er begehrte sie und würde ihr heute Nacht das geben, was sie brauchte.
Als er etwas zu plump zwischen ihre Beine griff, hielt sie ihn zurück. Amalia schenkte ihm ein herausforderndes Lächeln und wartete auf das Klingeln des Lifts. Als sie die Suite erreichten, glitten die Türen auf, und sie zog Kai an seiner Krawatte ins Zimmer.
Erst ab jetzt ließ sie ihn gewähren und genoss eine aufregende Liebesnacht mit diesem Mann, dessen Zuname ihr noch immer nicht einfallen wollte.
»Du willst schon los?«, drang ein Nuscheln aus dem Berg von Kissen zu Amalia herüber.
Sie schlüpfte am frühen Morgen in ihr Kleid, das am Vorabend achtlos auf dem Boden gelandet war, und richtete sich ihre Haare vor dem Spiegel.
»Ich muss arbeiten«, meinte sie und lächelte verhalten.
Sie drehte sich nicht zu Kai, der sich schläfrig aufsetzte. Seine ausgeprägten Brustmuskeln waren selbst im Halbdunkeln gut zu erkennen. Ein Bild von einem Mann, aber nicht das, was sich Amalia als festen Partner vorstellte. Sie brauchte jemanden, der ihr die Stirn bot und sich nicht seinem Schicksal ergab. Noch nie war sie auf Widerworte gestoßen und hatte immer leichtes Spiel gehabt. Es war fast zu einfach, um schön zu sein. Amalia wünschte sich einen Partner, der sie herausforderte, statt sich immer nur von ihr führen zu lassen.
»Sehen wir uns wieder?«, stellte er die Frage, die Amalia beinahe jedes Mal hörte.
Sie war es satt, dass sie immer an Männer geriet, die mehr wollten. Inzwischen gewöhnte sie sich daran, Herzen zu brechen und Hoffnungen zunichtezumachen.
»Ich denke nicht«, sagte sie die Wahrheit und schloss den letzten Knopf ihres Mantels.
»Lass uns wenigstens noch frühstücken. Der Zimmerservice ist ein Traum«, probierte er es weiter. Kai schien einer von der anhänglichen Sorte zu sein. »Ich rufe gleich mal an und frage, ab wann wir ...«
»Nicht nötig«, ging Amalia etwas härter dazwischen und drehte sich nun doch zu ihm um. Beinahe tat er ihr leid, als sie seine verlorene Miene sah. Kai schien ein feiner Kerl zu sein, aber nicht zu begreifen, dass es für sie nicht mehr als ein One-Night-Stand gewesen ist. »Ich bin keine Frau fürs Frühstück, wenn du verstehst.«
Wenigstens ihre Andeutung fruchtete. Kai ließ die breiten Schultern sinken und schnaufte leise.
»Wie du meinst. War trotzdem schön«, murmelte er beleidigt und warf sich zurück ins Bett. »Schließ die Tür hinter dir, wenn du gehst.«
Auch das war ein typisches Verhalten. Kaum hatten sie ihren Korb bekommen, spielten sie die beleidigte Leberwurst und versuchten, den Spieß umzudrehen, indem sie möglichst garstig auf sie reagierten. Amalia schmunzelte traurig und verließ die Suite.
Draußen traf sie erst die kühle Winterluft, dann das Gefühl von Freiheit. Ihr Körper strotzte noch immer vor Glückshormonen. Beschwingt machte sie sich zum Taxistand auf, an dem drei Fahrzeuge auf sie warteten. Amalia entschied sich für das mittlere und ließ sich zum Schloss ihres Vaters kutschieren, da es näher lag als ihre Wohnung. Die Zeit rannte. Sie hatte noch eine Stunde, um sich frisch zu machen und danach direkt zur Arbeit im Büro zu fahren. Währenddessen checkte sie ihren Posteingang und die privaten Nachrichten. Ihr Finger flog über das Display.
Die Prinzessin blieb an einer Einladung zu einem Bankett hängen, die ihr der Veranstalter, ein gewisser Baron von Graubach, hatte zukommen lassen.
Als Amalia in das Landschloss ihrer Familie eilte, traf sie im Foyer auf ihren Vater und erschreckte zutiefst.
»Hast du etwa auf mich gewartet?«, wollte sie außer Atem wissen.
»Du trägst noch immer das Kleid von gestern«, bemerkte er mit hochgezogenen Augenbrauen, statt auf ihre Frage einzugehen.
»Ich mag es«, konterte Amalia und reckte ihr Kinn trotzig. »Aber ich muss mich beeilen, sonst komme ich zu spät.«