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Prinzessin Leda zu Lüttgenstein kann sich nicht glücklicher schätzen: In genau einem Monat wird sie den angesehenen Adligen Jacques de Musquis heiraten. Jacques‘ Familie ist wohlsituiert und steht in aller Munde. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Leda so kurz vor der Hochzeit von der Presse belästigt wird. Die Prinzessin trägt all das mit Fassung, denn durch ihre Heirat wird sie nicht bloß zu einer der einflussreichsten Frauen des Landes werden, sondern sie ehelicht auch noch den Mann ihres Herzens.
Leda schwimmt im puren Glück. Sie ahnt jedoch nicht, dass ihre zukünftige Schwiegermutter die Hochzeit um jeden Preis verhindern will. Denn Babette de Musquis verbirgt ein dunkles Geheimnis. Sie schmiedet einen Plan, um Leda endgültig von Jacques zu trennen und beginnt, Lügen über die schöne Prinzessin zu verbreiten ...
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Seitenzahl: 127
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Palastgeflüster
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Impressum
Palastgeflüster
Lügen stürzen die schöne Prinzessin Leda ins Unglück
Von Marlene von Mainau
Prinzessin Leda zu Lüttgenstein kann sich nicht glücklicher schätzen: In genau einem Monat wird sie den angesehenen Adligen Jacques de Musquis heiraten. Jacques' Familie ist wohlsituiert und steht in aller Munde. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Leda so kurz vor der Hochzeit von der Presse belästigt wird. Die Prinzessin trägt all das mit Fassung, denn durch ihre Heirat wird sie nicht bloß zu einer der einflussreichsten Frauen des Landes werden, sondern sie ehelicht auch noch den Mann ihres Herzens.
Leda schwimmt im puren Glück. Sie ahnt jedoch nicht, dass ihre zukünftige Schwiegermutter die Hochzeit um jeden Preis verhindern will. Denn Babette de Musquis verbirgt ein dunkles Geheimnis. Sie schmiedet einen Plan, um Leda endgültig von Jacques zu trennen und beginnt, Lügen über die schöne Prinzessin zu verbreiten ...
»Mit Verlaub, Durchlaucht, aber Sie sehen heute noch zauberhafter aus als sonst«, versicherte Schlossbutler Friedrich ganz angetan.
Das Grau seiner väterlichen, von Falten umrahmten Augen erstrahlte, als er die bildhübsche Leda Prinzessin zu Lüttgenstein die breite Treppe im Schlossfoyer ihrer Eltern, der Fürsten, hinabsteigen sah. Ein wenig fühlte er sich selbst wie ein Vater, der einsehen musste, dass seine kleine Prinzessin letztlich erwachsen geworden war. Immerhin hatte er Leda seit der Geburt begleitet und teilweise mehr Zeit mit ihr verbracht als ihr leiblicher Vater Anton Fürst zu Lüttgenstein, den seine Geschäfte die meiste Zeit ins Ausland gezogen hatten.
Majestätisch!, waren Friedrichs beeindruckte Gedanken. Jacques kann sich glücklich schätzen, so eine bildhübsche Dame an seiner Seite zu haben.
Der Mann musste achtgeben, das Schimmern seiner Augen zu verbergen. Mit dem Alter wurde er noch sentimental. Doch Contenance war das A und O in seinem Beruf, weswegen sich Friedrich mit einem geübten Räuspern zusammenriss und so steif wirkte wie zuvor. Diejenigen, die sein Gesicht nicht so gut lesen konnten wie Leda, würden seinen inneren Gefühlsausbruch auch nicht weiter bemerken.
Die junge Prinzessin trug ein langärmliges, golden- und silberschimmerndes Kleid, das sich eng um ihren schlanken Körper legte und ihrer attraktiven Figur schmeichelte. Ledas offenes, dunkles Haar fiel sanft über ihre Schultern bis zur Mitte des Rückens. Durch die leichten Wellen der schokobraunen Strähnen wirkte es, als würden ihre Haare fließen. Ein beinahe magischer Anblick.
Friedrich bot ihr seinen Arm galant für die letzten Stufen an. Dankbar lächelte sie und entblößte dabei eine Reihe perfekter Zähne. Leda ließ sich den Rest des Weges hinabführen. Ob sie sich genauso glücklich fühlen würde, wenn ihr Vater sie endlich zum Altar begleitete?
»Da heute mein fünfundzwanzigster Geburtstag ist, wollte ich für ein wenig Aufsehen sorgen. Findest du es zu pompös für meine Feier im Schloss?«
»Sie laden Ihre Freunde in einen prächtigen Palast mit über hundert Zimmern und Schlossgarten ein und fragen sich allen Ernstes, ob Ihr Kleid zu auffällig ist?« Friedrich schmunzelte amüsiert. »Da Sie am selben Abend Ihre Verlobung mit einem der beliebtesten Junggesellen des Landes bekanntgeben, finde ich dieses atemberaubende Stück Stoff nur umso angebrachter. Ihre Konkurrentinnen um Jacques de Musquis werden vor Neid erblassen. Und die Presse wird sich um Sie beide reißen. Ich sehe die Schlagzeile bereits vor mir: ›Leda, die Glückliche‹. Und seit wann muss sich eine leibhaftige Prinzessin überhaupt zurücknehmen, Durchlaucht?«
Friedrich zwinkerte und brachte Leda wiederum zum Lächeln. Er wusste, dass er der Adligen gegenüber nicht zu förmlich sein musste, bewahrte sich aber stets seine höfliche Anrede, obwohl sie den Butler bereits mehrmals um das vertraute ›Du‹ gebeten hatte. Einen alten Baum verpflanzte man nicht, dachte sie sich in diesen Momenten und gab sich zufrieden mit dem, was sie teilten: eine Prise Humor, eine gesunde Skepsis zur richtigen Zeit sowie ein von Grund auf heiteres Wesen voller Optimismus. Leda konnte sich an keine Minute ohne den mittlerweile ergrauten Mann im altmodischen Frack erinnern. Von klein auf hatte sich ein Band zwischen der Prinzessin und Butler Friedrich geflochten, das mitunter stärker war als das zu ihren eigenen Eltern.
Leda drückte seine Hand liebevoll und schenkte ihm einen langen Augenkontakt aus ihren warmen, braunen Iriden. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart wohl und geborgen. Friedrich war weit mehr als nur ein Hausdiener – er war Vertrauter und Vaterersatz in einem.
»Ich danke dir«, sagte sie ehrlich.
Die zwei wurden unterbrochen, als sowohl die in die Jahre gekommene Hausdame Marlies Kamenz als auch das neue Mädchen für alles, Katja, ihren Weg kreuzten. Friedrich ging sofort auf Abstand zur Prinzessin, da es sich als Angestellter im Schloss gemeinhin nicht schickte, ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Arbeitgebern aufzubauen. Die Frauen knicksten einmal höflich vor Leda, die darüber nur den Kopf schüttelte, bevor die zwei ins Gespräch vertieft weitergingen.
»Das wird sich auch in den nächsten hundert Jahren hier nicht ändern. Als ich jung war, war es nicht anders.«
»Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert«, seufzte die Prinzessin theatralisch. »Dass meine Eltern immer noch auf die alte Etikette bestehen, ist mir ein Rätsel. Sobald ich bei Jacques auf dem Château lebe, werde ich als erste Amtshandlung die verstaubten Rituale abschaffen.« Friedrich sah zu Boden, um sein Schmunzeln zu verbergen. »Du findest das witzig? Lass mich bitte mitlachen.«
Er schien die richtigen Worte zu suchen. Seine Augen zeigten weiterhin seinen typischen schelmischen Ausdruck wie bei einem kleinen Jungen. Aus unerfindlichen Gründen dachte Leda an ihren Verlobten Jacques, dem das gleiche hintergründige Lächeln im Gesicht stand, wenn er über etwas Lustiges nachdachte, das er nicht sofort mitteilte oder ganz für sich behielt.
»Durchlaucht«, begann Friedrich förmlich und entfernte ein Staubkorn auf seinem frisch gebügelten, schwarzen Gesellschaftsanzug. »Ich finde Ihr Anliegen vortrefflich und zeitgemäß, aber ...«
Der alte Herr wand sich spürbar.
»Was sollte dagegen sprechen?«, führte Leda das Gespräch fort und runzelte ihre Stirn leicht. »Wir leben im Hier und Jetzt und nicht vor hundert Jahren. Ich möchte dem Personal mit Respekt entgegentreten und sie nicht wie Luft oder etwas Ansteckendes behandeln.«
»Soweit es mir zu Ohren kam, hat nicht Jacques, sondern seine Mutter, die Herzogin, das Sagen auf dem Château. Und Babette de Musquis hat die Zügel noch nie aus der Hand gegeben, erst recht nicht seit dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren. Sie wacht über ihren Sohn wie eine Löwin.«
»Tun das nicht alle Mütter? Aber ich ahne, was du mir damit sagen willst. Und ja, ich werde mich in Acht nehmen, aber auch auf sie zugehen. Wenn Babette und ich erst einmal ein Herz und eine Seele sind, wird sie sich meine Vorschläge und Pläne für das Schloss bestimmt anhören. Ich gehe zuversichtlich in diese Ehe.«
»Man heiratet immer auch ein Stück weit die Mutter des Mannes mit, das wissen Sie.«
Leda hakte sich bei Friedrich unter, bis sie wieder auf zwei Hausmädchen trafen. Sie wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen, indem sie allen ihr enges Verhältnis auf die Nase band. Friedrichs Ansehen würde sonst leiden, erst recht bei Hausdame Marlies.
»Sag mir, Friedrich, wie findest du eigentlich Marlies?«, wollte Leda nun wissen.
»Sie ist eine sehr tatkräftige Persönlichkeit«, erwiderte er verkrampft.
»Und mehr nicht? Sie schaut dir immer so neugierig hinterher. Ich habe gedacht, ihr zwei ...«
»Tut sie das?«, unterbrach er seine Prinzessin ungewohnt unhöflich. »Ich konzentriere mich lieber auf meine Arbeit im Schloss. Das Fürstenpaar würde es nicht gerne sehen, wenn ich mit ihrer Hausdame poussiere. Zudem gibt es sicher einen anderen Grund, weshalb Frau Kamenz so interessiert dreinblickt. Vielleicht schaut sie sich etwas ab, da ich der dienstälteste Mitarbeiter auf Schloss Lüttgenstein bin. Oder sie sucht einen Grund für Klatsch und Tratsch. Marlies ist ein gerissenes Ding«, meinte er und schlug sich die Hand vor den faltigen Mund. »Bitte verzeihen Sie mir, Durchlaucht. Das sollte nicht anmaßend klingen. Ich wollte die Arbeit von Frau Kamenz auf keinen Fall niederreden.«
Leda winkte ab. »Schon vergessen. Außerdem weiß ich von Marlies' Neugierde. Ich habe sie sogar einmal beim Herumschnüffeln in Mutters Unterlagen erwischt.«
»Davon höre ich zum ersten Mal. Wenn Sie mir die Frage gestatten, Prinzessin: Wieso haben Sie geschwiegen?«
»Ach, Marlies ist schon so lange auf dem Schloss. Ich wollte sie nicht bloßstellen, nur weil sie das kleine Kind in sich wiederentdeckt hat. Es gibt weitaus Schlimmeres. Zumal es nie wieder passierte und deshalb eine einmalige Sache war.«
»Ich verstehe.«
Die Prinzessin schwebte regelrecht neben ihrem Butler über das edle Parkett bis zum Ballsaal, in welchem fleißig für den Abend geschmückt wurde. Geschäftig beachtete zunächst niemand die Adlige, doch als sie an ihnen vorbeischritt, knicksten oder nickten die Bediensteten brav. Leda hätte am liebsten die Augen verdreht, doch auch sie musste dem Wunsch ihrer altmodischen Eltern nachkommen. Leda spielte mit, solange sie noch nicht selbst das Sagen hatte.
Hübsche Blumenbouquets und polierte Armleuchter standen auf den Tischen verteilt, an denen in wenigen Stunden ihre Freunde und Bekannten sowie einige Vertreter ausgewählter Zeitungen sitzen sollten. Ein riesiger Kristallleuchter über der ausufernden Tanzfläche komplettierte das Bild eines herrschaftlichen Ballsaals.
»Es sieht wunderschön aus«, schwärmte Leda mit einem Glitzern in den braunen Augen. »Genau, wie ich es mir gewünscht habe. Modern und traditionell zugleich. Wie könnte man besser die Fusion zweier Adelsfamilien ankündigen?«
An den Wänden hingen große Spiegel und erinnerten an den berühmten dreihundert Jahre alten Saal von Versailles. Leda drehte sich vor einem von ihnen. Sie überlegte, ob ein weites, flatterndes Kleid die bessere Wahl gewesen wäre.
Friedrich musste ihre Gedanken gehört haben, denn er sagte: »Sie sehen perfekt aus, Prinzessin. Wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf: Der weite Rückenausschnitt wird an diesem Abend sicher für neidzerfressene Frauenblicke und zerbrochene Männerherzen sorgen.«
»Du sagst es, denn ich werde nur Augen für meinen Verlobten haben. Jacques ist ein toller Mann mit Charisma und Intellekt. Noch dazu sieht er blendend aus. Ich kann es immer noch nicht glauben, diesem Wahnsinnsmann durch Zufall auf Vaters Firmenfeier begegnet zu sein. Es hat sofort geknistert, als wir uns das erste Mal in die Augen sahen. Und außerdem scheint Jacques ein Händchen für Geschäftsabschlüsse zu haben, was wiederum Vater gefiel. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Er bekommt einen perfekten Schwiegersohn, der vielleicht in seine Firma einsteigt, und ich darf den Mann meiner Träume heiraten.«
»Sie machen Ihrem Namen alle Ehre, Leda. Das Glück scheint für Sie gepachtet zu sein.«
»Ich hoffe, ich nehme es niemand anderem weg. In diesem Fall verzichte ich gerne auf ein Quantum davon.«
Sie lächelte wieder. Die zwei schlenderten noch ein Stück, als sich Friedrich der Frau an seiner Seite zuwandte: »Darf ich Sie ab hier alleine lassen? Ich muss mich noch um den Empfang kümmern und die Arbeitsschritte überwachen, damit nachher alles zu Ihrer Zufriedenheit ist.«
»Nur zu, tu dir keinen Zwang an. Ich bin groß genug, um mich selbst zu beschäftigen.«
Bevor sich Friedrich umdrehte, steckte er Leda ein goldenes Briefkuvert zu.
»Einen fröhlichen Geburtstag, Durchlaucht«, wünschte er leise, knickste absichtlich auffällig, um die Prinzessin zu necken, und ging mit einem humorigen Grinsen davon.
Leda suchte sich ein Zimmer, in dem gerade niemand aufräumte oder schmückte. Dort öffnete sie den Umschlag mit großer Vorfreude. Heraus fiel eine Karte voller Ziffern und Buchstaben, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergaben, doch für Leda bedeuteten sie alles. Glücklich hob sie das Kärtchen auf und betrachtete es. Auf der Rückseite davon las sie Friedrichs handschriftliche Worte:
Für die schönste Prinzessin der Welt! Du erinnerst dich an unsere kleinen Rätsel von früher? Dieses hier wird dir zunächst den Verstand rauben, dir danach aber endlich die Augen öffnen – dir und Jacques. Viel Spaß!
Leda bemerkte erst später, dass Friedrich sie in seinem Schreiben sogar geduzt hatte. Sah er sie also endlich als Freundin an? Vor Rührung lächelte sie abermals und drückte sein Geschenk fest an ihre Brust. Mit einem Mal fühlte sich Leda wieder wie das Kind von damals, das ein Geheimnis mit ihrem herzensguten Butler teilte.
Jacques de Musquis atmete ein letztes Mal durch, ehe er die Räume seiner Mutter Babette betrat. Die Herzogin saß mit einem Buch in der Hand auf ihrer Chaiselongue und blickte nun über die schmale Lesebrille hinweg.
»Jacques!«, freute sie sich sichtlich und legte das Werk beiseite, um ihren Sohn gebührend in Empfang zu nehmen. »Du bist zurück. Und das ausnahmsweise pünktlich zum Dinner.«
Sie sprach das Wort Französisch aus. Zudem war ihr ein leichter Akzent geblieben, der ihrem Sohn fehlte, welcher im Süden Deutschlands geboren und aufgewachsen war. Jacques hatte sogar eine Privatschule besuchen dürfen, statt auf Hauslehrer zurückzugreifen. Der Prinz war seiner Mutter auf ewig dankbar dafür.
Sein Vater Hugo de Musquis hatte das Château bis zu seinem Krebstod vor ein paar Jahren mit harter Hand geführt. Bei ihm hätte Jacques ohne jegliche Widerrede aufwachsen müssen. Dank Babettes Einfluss hatte er seinen eigenen Willen entwickelt und war zu einem stattlichen Mann herangewachsen. Sein volles dunkelblondes Haar ähnelte dem der Herzogin. Sie trug das ihre heute in einer eleganten Hochsteckfrisur. Wenn Jacques in Babettes grüne Augen sah, fand er sich darin allerdings nicht wieder. Die Frau betonte ständig, er sehe seinem Vater ähnlich, aber auch die heimlichen Blicke in das Gesicht auf den Fotografien im Salon und dem einschüchternden Gemälde über dem Kamin erzeugten in Jacques nicht das Gefühl von Nähe. Zu Hugos Lebzeiten sogar noch weniger, so abweisend und kühl, wie sein alter Herr gewesen war.
»Ich wollte dich sprechen«, begann er zögerlich.
Babette klopfte neben sich auf das helle Polster. Ihr Sohn setzte sich erst nach einer Weile. Die Alarmglocken der Herzogin schrillten bereits, wie er im blitzenden Grün ihrer Iriden sah. Babettes Oberkörper versteifte sich leicht. Sie war auf alles gefasst, glaubte sie, doch Jacques wusste es besser, denn das, was er seiner Mutter heute verkünden würde, ließe sie sicherlich aus allen Wolken fallen.
»Ich höre dir zu, Jacques«, sprach sie betont gefasst.
»Du weißt, dass Leda und ich seit zwei Jahren ein Paar sind. Ich liebe sie sehr, und sie liebt mich mindestens so viel.«
Babette schlug einen Handfächer auf und wedelte sich kühle Luft zu. Jacques entdeckte ein paar rote Flecken an ihrem schmalen Hals, die sie immer dann bekam, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte oder aufregte.
»Natürlich, mon fils. Ihr seid unzertrennlich, sagte man mir. Zu schade, dass ich deine Liebste bisher kaum zu Gesicht bekam. Ich habe fast den Verdacht, du versteckst sie vor mir. Ich lese höchstens in den Klatschspalten von eurer Beziehung und fühlte mich seither wie eine entfernte Cousine statt wie deine eigene Mutter.«
»Aber nicht doch, maman«, beschwichtigte Jacques sie und ergriff Babettes Hand. »Es wird dich sicher freuen zu hören, dass du in naher Zukunft deutlich mehr Zeit mit Leda verbringen kannst. Ich werde sie auf unser Château holen. Heute Abend verkünden wir unsere Verlobung. Ich wollte, dass du es vor der Öffentlichkeit erfährst. Deshalb bin ich hier.«
Jacques' Lächeln gefror, als Babette sehr unglücklich reagierte. Hatte er etwas Falsches gesagt? Sie erhob sich, streifte ihr Kleid glatt und schritt durch den Raum. Dabei wich sie den aufmerksamen Augen ihres Sohnes aus.
»Aber du kennst diese Prinzessin doch kaum«, mahnte sie zur Vorsicht. »Lernt euch doch erst einmal besser kennen, bevor ihr den nächsten Schritt geht.«
»Wir lieben uns. Daran werden auch die folgenden Jahre nichts ändern. Ich weiß, dass das für dich alles etwas plötzlich kommt, aber du wirst Leda genauso mögen lernen. Vertrau auf mich, maman. Mein Herz sagt mir jedenfalls, dass Leda die Richtige für mich ist.«