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Die Geschwister Lynn und Marius machen wie jedes Jahr mit ihren Eltern Urlaub am Steinhuder Meer. Dort treffen sie auch ihre Freunde Emma und Felix. Gemeinsam radeln die vier Kinder am See entlang, gehen schwimmen oder machen Picknick im Moor. Eines Tages kommen sie einer jugendlichen Diebesbande auf die Schliche. Als sie selbst bestohlen werden, nehmen sie die Verfolgung auf und geraten in große Gefahr. Geheimnis im Moor ist eine spannende Abenteuergeschichte für Mädchen und Jungen von 7 bis 10 Jahren.
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Seitenzahl: 113
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Die Personen stellen sich vor
Kapitel 1: Endlich wieder da
Kapitel 2: Auf dem Bauernmarkt
Kapitel 3: Erkundungsfahrt am See
Kapitel 4 Das Lager im Wald
Kapitel 5 Ein verregneter Tag
Kapitel 6 Das Kanu
Kapitel 7 Picknick im Moor
Kapitel 8 Etwas stimmt nicht im Moor
Kapitel 9 In der Moorhütte
Kapitel 10 Ein Ausritt
Kapitel 11 Das Baumhaus
Kapitel 12 Wilhelmstein
Kapitel 13 Der Geheimgang
Kapitel 14 Gefangen
Kapitel 15 Ende gut – alles gut
Das ist Lynn.
Sie ist 10 Jahre alt.
Lynn ist klein und zart. Sie hat krause, etwas wuselige, blonde Haare. Ihre grünen Augen sprühen vor Lebensfreude. Sie ist eine große Naturliebhaberin, sportlich und ziemlich mutig.
Das ist Lynns Bruder Marius. Er ist 11 Jahre alt.
Marius ist durchschnittlich groß, schlank, aber sehr sportlich trainiert. Seine Augen sind so grün wie Lynns, aber sein Haar ist viel dunkler.
Marius kommandiert gerne und übernimmt die Führung, aber auch die Verantwortung. Er ist ein guter Beobachter.
Mama Beatrix schreibt Kinderkrimis.
Papa Mark ist Anwalt.
Gemeinsam sind sie Familie Sander.
Gerade sind Sommerferien. Mama und Kinder freuen sich auf die Zeit in ihrem Ferienhaus in Mardorf am Steinhuder Meer.
Leider bleibt Papa vorerst zu Hause, er muss noch arbeiten, denn er steckt mitten in einer Gerichtsverhandlung. Aber er wird bald nachkommen.
Das Häuschen liegt in einer ruhigen Siedlung, hat einen großen Garten, in dem man herrlich spielen und auf die alten Bäume klettern kann. Und es ist gar nicht weit vom Steinhuder Meer entfernt.
Für Lynn und Marius gibt es keinen schöneren Platz auf der Erde.
Die Beiden haben in dem Dorf inzwischen auch Freunde gefunden.
Das sind
Emma und Felix Ehlert
Emma ist neun Jahre alt. Sie ist ein bisschen ängstlich und nicht ganz so sportlich wie Lynn. Felix ist leidenschaftlicher Fußballer und baut gerne Buden im Wald.
Auf die beiden freuen sich Lynn und Marius auch.
Mama nimmt ihre neuste Arbeit mit. Dann sitzt sie in ihrem kleinen Büro, das sie extra an das Wohnzimmer angebaut haben und schreibt. Na ja, Lynn und Marius können sich beschäftigen…
Lynn riss das Fenster in ihrem Schlafzimmer weit auf, lehnte sich hinaus und breitete die Arme aus. „Yippiiiiihhhh! Endlich wieder hier!“
Sie blickte auf einen großen Garten mit uralten Bäumen, in denen sie schon geklettert war, als sie gerade laufen konnte. In der alten Eiche hatten sie Marius ein Baumhaus gebaut, in dem sie oft zusammen gesessen hatten. Leider hatte der Orkan Kyrill es im letzten Jahr zerstört.
Rings herum war das Grundstück so dicht bewachsen, dass man nicht hinaus sehen konnte und auch nicht gesehen werden konnte. Es war ein ganz eigenes Reich.
Zu Hause in Paderborn war das anders. Das Haus war noch recht neu. Die paar Obstbäume waren noch nicht wirklich hoch und die Hecke noch nicht ganz dicht.
Mama lächelte. Sie schleppte gerade die Reisetasche in Lynns Zimmer. „Dass du dich immer noch so darüber freust. Wir sind so oft hier, dass es eigentlich gar nichts Besonderes mehr ist, eher ein zweites Zuhause.“
„Aber es ist der tollste Platz auf der ganzen Welt!“, schrie Lynn aus dem Fenster.
Mama ließ die schwere Tasche auf den Boden plumpsen, stellte sich neben sie und blickte aus dem Fenster auf die Bäume und Wiese. Sie atmete tief ein. „Finde ich ja auch“, sagte sie dann. „Und wie gut es hier riecht. Nur nach Blumen und Natur. Und man hört nur Vogelgezwitscher, keinen Autolärm.“
„Nur schade, dass Papa nicht mitkommen konnte.“ „Na ja. Er kommt ja bald nach. Ich kann übrigens auch nicht die ganze Zeit Urlaub machen. Ich muss unbedingt mein Buch fertig stellen.“
„Das Geheimnis im Moor“, hauchte Marius gespenstisch.
Unbemerkt war er hinter den Beiden aufgetaucht. „Klingt schaurig.“
Mama drehte sich zu ihm um. „Wird spannend“, meinte sie zuversichtlich. „Aber ihr wollt euch ja sicher sowieso mit Felix und Emma verabreden und werdet mich nicht vermissen, habe ich recht?“ „Klar. Wie gut, dass hier nicht zu der gleichen Zeit Ferien sind wie bei uns. Sonst wären sie am Ende irgendwo im Urlaub, während wir hier Urlaub machen“, meinte Marius und verzog den Mund.
„Das wäre ja eine Katastrophe“, lachte Mama.
Sie stemmte energisch die Arme in die Hüften. „So und jetzt lasst uns auspacken. Lynn – du kannst schon mal mit der Tasche anfangen und Marius – du kommst mit runter und hilfst mir, den Wagen auszuräumen. Ihr seid wirklich groß genug, um mit anzupacken.“
„Jawohl!“, riefen beide wie aus einem Munde.
Das Ausladen des Autos und das Einrichten des Häuschens waren eine ziemlich anstrengende Arbeit. Immerhin – für vier Wochen brauchte man eine ganze Menge. Nur gut, dass das Häuschen inzwischen gut ausgestattet war. Badetücher und Bettwäsche mussten sie nicht mitbringen. Und zum Glück gab es eine Waschmaschine – fand jedenfalls Mama.
Marius und Lynn war das egal.
Endlich war das Auto leer. Die Kleidung war ordentlich in die Schränke geräumt, die Lebensmittel im Kühlschrank verstaut und Zahnbürsten und Duschmittel lagen im Badezimmer.
Mama saß mit ausgestreckten Beinen im Sessel und schlug vor, Essen zu gehen.
„Können wir nachher zu Emma und Felix?“, fragte Marius.
„Klar. Wenn ich einkaufen fahre, nehme ich euch mit. Oder wollt ihr mit dem Fahrrad fahren?“
„Fahrrad!“, rief Marius.
„Auto!“, schrie Lynn gleichzeitig.
„Na was denn nun?“, fragte Mama.
„Fahrrad!“, sagte Marius. „Dann können wir später zurückfahren, wann wir wollen. Sonst muss Mama uns auch wieder abholen. Zu Fuß ist es zu weit.“
„Ihr könnt auch mit dem Fahrrad nicht kommen, wann ihr wollt“, erklärte Mama streng. „Also?“
„Nimm uns mit dem Auto mit“, sagte Lynn.
Mama sah Marius fragend an.
„Okay, okay, Auto. Wenn Lynn es unbedingt will.“
„Gut. Und wo wollen wir essen gehen?“
Sie einigten sich darauf, in eine Pizzeria zu gehen. Pizza mochten sie alle gerne und preisgünstig war es außerdem.
Als sie gegessen hatten, setzte Mama Lynn und Marius bei den Ehlerts ab.
Sie begrüßte kurz Frau Ehlert, die Mutter von Emma und Felix. Die Familien hatten sich vor ein paar Jahren mitten auf dem Bauernmarkt kennen gelernt. Frau Ehlert hatte einen Stand mit Handarbeiten. Genähtes, Gestricktes, Taschen, Sofakissen, Teddybären… Ihre beiden Kinder langweilten sich und begannen sofort, mit Lynn und Marius zu spielen. Sie tobten über den kleinen Marktplatz und nahmen an einem Malwettbewerb teil, den aber am Ende niemand von ihnen gewann.
Die Vier verstanden sich auf jeden Fall gut und da sie obendrein im gleichen Alter waren – Emma war neun und Felix elf Jahre alt - verabredeten sich die Familien zum Schwimmen am See.
So hatte ihre Freundschaft begonnen, die bis heute andauerte.
Emma und Felix freuten sich jedes Mal genau so auf die Freunde aus Paderborn wie umgekehrt.
Als Mama gegangen und Frau Ehlert im Wohnzimmer verschwunden war, gingen die vier Kinder in den Garten. Emma setzte sich auf die Schaukel, die sich leise quietschend hin und her bewegte.
Lynn kuschelte sich in den Hängesessel und die beiden Jungen lümmelten sich in die Hollywoodschaukel.
„Cool, dass ihr wieder da seid“, freute sich Felix.
„Finden wir auch“, sagte Lynn.
„Schreibt eure Mutter wieder einen Krimi?“, fragte Emma neugierig.
„Mmm“, machte Marius. „Das Geheimnis im Moor.“
„Hört sich spannend an.“
„Ist es auch“, sagt sie. „Wir dürfen ihre Geschichten ja niemals lesen, bevor sie fertig sind.“
„Aber sie ist ziemlich gut drauf“, ergänzte Lynn. „Deshalb läuft es wohl gut.“
„Wovon handelt das Buch? Wisst ihr das wenigstens?“, fragte Emma. Sie war einer der größten Fans von Beatrix Sander.
„Doch, doch. Dieses Mal wird es aber kein Krimi“, erklärte Marius. „Die Geschichte spielt vor tausend Jahren oder so. Es geht um Moorwesen, Trolle und so weiter. Und um einen Schatz, den frühere Strandräuber im Moor vergraben haben.
„In unserem Moor?“
„Sicher. Mama wollte schon lange eine Geschichte schreiben, die im Moor spielt.“
„Wisst ihr was?“, fragte Emma.
„Neeee!“, riefen die drei anderen wie aus einem Munde. „Was denn?“
„Wir könnten doch auf Schatzsuche gehen.“
Die Jungen lachten.
Marius prustete sogar so los, dass er sich verschluckte. Sie hielten sich die Bäuche, so sehr mussten sie lachen.
„Wieso macht ihr euch über mich lustig?“, fragte Emma böse.
„Dummerchen“, lästerte ihr Bruder. „Das mit dem Schatz im Moor ist doch reine Fantasie.“
„Weiß ich doch. Bin doch nicht blöd.“
Emma zog einen Schmollmund.
„Könnte doch trotzdem spannend sein, so zu tun…“
Die Jungen lachten immer noch.
Aber da meldete sich Lynn aus den Tiefen ihres Hängesessels.
„Warum eigentlich nicht? Wer weiß, vielleicht finden wir wirklich was.“
„Einen Schatz?“
„Neee – keinen Schatz. Nicht wirklich. Irgendwas eben. Vielleicht hat ja mal einer was verloren. Ist doch lustig.“
Marius seufzte. Ganz überzeugt war er nicht. Hörte sich zu sehr nach Kinderspiel an.
„Wie bei Pippi Langstrumpf. Die war auch Sachensucher“, murmelte Felix.
„Vielleicht sollten wir Mama sagen, sie soll vorher etwas verstecken. So wie früher, als wir klein waren“, grinste Marius.
„Ach, seid nicht blöd“, fauchte Lynn. Allmählich wurde sie sauer.
Und einen Moment lang schwiegen die Vier sich einfach an.
Dann wechselte Felix das Thema.
„Wir haben eine Überraschung für euch. Papa hat ein Kanu gekauft. Ein richtiges aus Holz. Ist zwar gebraucht – aber total cool“, erzählte Felix. „Nur der Anstrich muss unbedingt erneuert werden. Wir könnten das doch zusammen machen in diesem Sommer.“
Lynns Augen leuchteten. Das würde Spaß machen.
„Hört sich klasse an“, fand auch Marius. Besser, als einen Schatz suchen, den es nicht gibt, dachte er. Aber das sagte er nicht, sonst würden die Mädchen wieder rumzicken.
„Wir können es streichen, wie wir wollen. Sogar kariert“, erklärte Felix.
Die Vier lachten laut. Die etwas bedrückte Stimmung lockerte sich wieder.
„Na ja, kariert ist vielleicht keine so gute Idee“, meinte Lynn. „Aber etwas Besonderes lassen wir uns schon einfallen. Wo liegt es denn? Wann können wir es sehen?“
„Am See natürlich. Am Surfstrand im Schilf. Wenn wir morgen ins Moor fahren, zeige ich es euch.“
„Ja! Das ist doch besser als einen Schatz suchen, den es gar nicht gibt!“ Jetzt hatte Marius doch seinen Mund nicht halten können.
„Blödmann!“, zickte Lynn.
Emma zog einen Schmollmund.
„Was habt ihr denn heute vor?“, fragte Mama gut gelaunt beim Frühstück. Lynn und Marius berichteten von dem Kanu.
„Na, das wird ja Spaß machen“, meinte Mama. „Dann können wir drei heute Morgen etwas zusammen unternehmen und heute Nachmittag kann ich mich meinem Buch widmen.“
„Super!“, rief Lynn mit vollem Munde. „Was wollen wir machen?“
„Dinopark!“, rief Marius sofort.
„Auf keinen Fall!“, lehnte Mama ab. „Das ist ein Tagesausflug, den machen wir, wenn Papa kommt.“
„Shoppen“, schlug Lynn vor.
„Spinnst du? Ihr wollt mich durch Klamottengeschäfte schleifen? Auf keinen Fall!“ Marius sah so entsetzt aus, dass Mama und Lynn lachen mussten.
Schließlich beschlossen sie, einfach auf den Bauernmarkt nach Mardorf zu radeln. Den mochten zwar auch Lynn und Mama ganz besonders, aber Marius hatte nichts dagegen. Es gab viele interessante Dinge. Von Mardorfer Leckerbissen bis Töpferwaren und Holzgeschnitztem.
Frau Ehlert stellte allerdings ihre Handarbeitssachen nicht mehr aus. Sie hielt Nähkurse und hatte eine Änderungsschneiderei eröffnet. Deswegen hatte sie keine Zeit mehr, regelmäßig kleine Dinge zu fertigen, um sie jede Woche auf dem Bauernmarkt zu verkaufen.
Gleich, nachdem die drei Sanders das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine geräumt hatten, ging es los. Sie radelten über Feldwege bis zu dem kleinen Marktplatz, wo der Bauernmarkt stattfand. Es war schon ziemlich voll. Natürlich – in den Sommerferien waren viele Gäste hier.
Lynn fand ein hübsches, holzgeschnitztes Türschild in Form eines Pferdes für ihr Zimmer. Die Verkäuferin gravierte noch ihren Namen „Lynn“ hinein.
Mama kaufte Wurst, Käse und Honig und eine handgearbeitete Tasche.
„Eigentlich zu teuer“, meinte sie. „Aber ist sie nicht toll?“
„Total schön“, bestätigte Lynn.
„Mmm“, brummte Marius ohne viel Interesse.
Als die drei alles intensiv begutachtet hatten und Marius allmählich ungeduldig wurde, schlug Mama vor, noch etwas für das Mittagessen einzukaufen und dann wieder nach Hause zu fahren.
Plötzlich gab es lauten Tumult. „Ich habe mein Fahrrad doch hier abgestellt“, regte sich ein junger Mann mit schwarzen, kurz geschnittenen Haaren auf.
„Haben sie es abgeschlossen?“, fragte ein anderer.
Mama, Lynn und Marius schlichen vorsichtig näher.
„Neee – Aber - wo sind wir denn hier?“
„Was ist denn los?“ Zielstrebig kam der Mann näher, der ihnen eben noch die Wurst verkauft hatte.
„Dem Herrn wurde das Fahrrad gestohlen.“
„Oh – mitten auf dem Markt? War es denn nicht abgeschlossen?“
„Verflixt noch mal! Nein!“
„Das ist natürlich….“
„Ich weiß, dass ist Mist. Trotzdem – wer nimmt denn einfach ein fremdes Fahrrad? Hier in so einem K…. kleinen Dorf.“
„Wollte der etwa Kaff sagen?“, flüsterte Lynn.
Marius nickte. „Zu deinem Lieblingsdorf. Unglaublich.“
Der Wurstverkäufer hob hilflos die Schultern.
Mama schob Lynn und Marius sacht an dem kleinen Menschenauflauf vorbei.
„Warte doch mal!“, forderte Marius.
„Das geht uns nichts an“, erwiderte Mama. „Ich hasse diese Sensationslust. Wenn jemand verletzt dort liegen würde, ständen auch alle drum herum. Oder wenn ein Haus brennt. Schreckliche Vorstellung.“
Sie bekamen gerade noch mit, dass der schwarzhaarige Mann ungeduldig in sein Handy rief: „Polizei? Ja, mein Fahrrad ist gestohlen worden. Ja, am Marktplatz…“
„Wird die Polizei etwas machen können?“, fragte Lynn.
Mama legte die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. „Das bezweifele ich. Einen Fahrraddieb zu finden ist nicht so einfach. Es ist ja auch vermutlich keinem aufgefallen, dass es gestohlen wurde. Der Dieb musste ja nur aufsteigen und fortfahren. Und ich befürchte, wenn das Rad nicht abgeschlossen war, ist es nicht mal versichert. Lasst euch das eine Lehre sein und schließt eure Räder immer gut ab.“