Gezeichnet für das Leben - Glenn Stirling - E-Book

Gezeichnet für das Leben E-Book

Glenn Stirling

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Beschreibung

Jahre sind vergangen …
Mit Hass im Herzen kehrt Humphrey Palling ins Presidio Valley zurück. Er hat nichts vergessen – er, der Gezeichnete, der Verfemte. Gezeichnet seit dem Tage, da er stürzte und mit dem Gesicht in ein glühendes Brenneisen fiel. Verfemt seit dem Tage, da sich Jeanne Degrange entsetzt von ihm abwandte. Und nun ist er zurückgekommen.
Ausgerechnet Madeleine Degrange, die einmal fast seine Schwägerin geworden wäre, wird von ihm aus Lebensgefahr gerettet. Und als ihr Vater davon hört, weiß er sofort, dass der Zurückgekehrte von dem Gedanken getrieben wird, sich für die Schmach zu rächen. Es wird Krieg im Presidio Valley geben … Und sie schlagen sofort zu, als sie erfahren, dass Palling eine Ranch gekauft hat. Gaston Degrange und sein Schwiegersohn Ernest Suddenby. Sie wollen es auf die harte Tour, doch es wird härter, als sie beabsichtigen. Die Zügel entgleiten ihren Händen, die Lawine, die Palling überrollen sollte, trifft sie selbst, reißt sie mit sich hinweg.
Suddenby wird das Opfer der von ihm gekauften Banditen. Werden sein Schwiegervater und seine Frau noch rechtzeitig erkennen, auf welche Seite sie wirklich hingehören?

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Glenn Stirling

 

 

Gezeichnet

für das

Leben

 

 

 

 

Western

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer mit Bärenklau Exklusiv, 2022

Korrektorat: Roland Heller

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Gezeichnet für das Leben 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

Der Autor Glenn Stirling 

 

Das Buch

 

 

 

 

Jahre sind vergangen …

Mit Hass im Herzen kehrt Humphrey Palling ins Presidio Valley zurück. Er hat nichts vergessen – er, der Gezeichnete, der Verfemte. Gezeichnet seit dem Tage, da er stürzte und mit dem Gesicht in ein glühendes Brenneisen fiel. Verfemt seit dem Tage, da sich Jeanne Degrange entsetzt von ihm abwandte.

Und nun ist er zurückgekommen.

Ausgerechnet Madeleine Degrange, die einmal fast seine Schwägerin geworden wäre, wird von ihm aus Lebensgefahr gerettet. Und als ihr Vater davon hört, weiß er sofort, dass der Zurückgekehrte von dem Gedanken getrieben wird, sich für die Schmach zu rächen. Es wird Krieg im Presidio Valley geben … Und sie schlagen sofort zu, als sie erfahren, dass Palling eine Ranch gekauft hat. Gaston Degrange und sein Schwiegersohn Ernest Suddenby. Sie wollen es auf die harte Tour, doch es wird härter, als sie beabsichtigen. Die Zügel entgleiten ihren Händen, die Lawine, die Palling überrollen sollte, trifft sie selbst, reißt sie mit sich hinweg.

Suddenby wird das Opfer der von ihm gekauften Banditen. Werden sein Schwiegervater und seine Frau noch rechtzeitig erkennen, auf welche Seite sie wirklich hingehören?

 

 

***

Gezeichnet für das Leben

 

 

1. Kapitel

 

Über den Brennfeuern zittert die Luft. Staubwolken wehen von der Herde her auf die beiden Reiter zu, die sich auf ihre Sattelhörner lehnen und auf das Round-up-Treiben blicken, das sich vor ihren Augen abspielt.

Wie Schemen tauchen die Cowboys im Staubnebel auf. Schreie gellen über die festgestampfte Prärie, Bullen brüllen, Kühe muhen erregt, und zwischendurch blöken ängstliche Kälber.

Gaston Degrange gibt seinem Begleiter ein Handzeichen, dass er warten soll, und reitet selbst in den wogenden Staub hinein. Vor ihm ragen die Pfosten des Round-up-Korrals auf, in dem die gebrändeten Jungtiere abgesondert sind. Rechts jagt gerade ein Reiter heran, vor ihm her flüchtet ein Jungstier.

Der Reiter schwingt das Lasso zur Krinoline, lässt die Schlinge vorschießen, und zischend legt sie sich um die Hinterbeine des Jungstiers, der stürzt wie vom Schlag getroffen, das Lasso spannt sich zum Zerreißen an, und fast automatisch – und doch ein Resultat langer Dressur – stemmt sich das Pferd des Cowboys ein, hält das Lasso straff, während zwei andere Reiter heranfegen, abspringen und sich auf den Stier werfen, der vergebens versucht, wieder auf die Reine zu kommen.

Die Männer drücken den Kopf des Tieres herunter. Nun taucht im Dunst ein weiterer Mann zu Fuß auf, der das Brandeisen hält, die lange Stange mit der Brandform dieser Ranch, die Gaston Degrange gehört.

Blitzschnell wird das Brandzeichen aufgedrückt. Der Stier zuckt zusammen, krümmt sich. Beißender Rauch, der nach verbranntem Haar und Fleisch riecht, steigt auf, aber schon ist die Lassoschlinge gelöst, die beiden Männer springen auf, sind zwei Sekunden später wieder in den Sätteln, und der Mann mit dem Brandeisen wird von ihnen vor dem Stier abgeschirmt.

Der junge Bulle springt auf, macht einen Bocksprung, brüllt auf und jagt mit steil erhobenem Schwanz auf den Korral zu.

Das Gatter ist offen, und jetzt ist schon der Lassowerfer wieder hinter dem Tier, schwingt die Bullpeitsche und treibt den Jungbullen genau durch das Gatter.

Ein junger Bursche schließt es, als der Stier drinnen ist, und der Reiter kehrt um.

Erst jetzt scheint er seinen Rancher zu sehen, der dem Schauspiel zugesehen hat; ein Schauspiel, das sich an diesem Vormittag schon mehr als hundert Mal ereignet hat.

»Hallo, Boss!«, krächzt der Reiter und wischt sich mit dem Handrücken den mit Staub vermischten Schweiß von Mund und Nase. Dann wendet er sich den beiden anderen Reitern zu, die ein Stück hinter ihm warten.

»Pferdewechsel!«

»Der wievielte heute?«, fragt Rancher Degrange. »Ihr scheint schon weit zu sein, Hump.«

»Nur noch an die dreißig Stück, Boss«, erwidert Humphrey Palling.

Degrange mustert den Vormann mit Wohlgefallen. Humphrey Palling ist sein bester Mann, dazu viel tüchtiger als der Vormann, den er früher hatte. Die Round-up Arbeiten werden in der halben Zeit geschafft, und die Mannschaft arbeitet so gut zusammen wie noch nie.

Humphrey Palling reitet mit den beiden anderen Cowboys zur Remuda der Ersatzpferde im Seilkorral. Jede Stunde werden die Pferde gewechselt. Nur die Männer wechseln sich nicht ab, bis zu sechzehn Stunden an einem Round-up Tage nicht.

Degrange wendet sich nach seinem Begleiter um, und als er ihn nicht sieht, treibt er sein Pferd aus der Staubwolke heraus. Da entdeckt er den Viehaufkäufer aus Kansas wieder. Er winkt ihm zu und bringt vor ihm sein Pferd zum Stehen. »Morgen sind sie fertig«, sagt er, und der dicke Aufkäufer nickt zufrieden.

»Ich habe es selten so schnell wie hier gesehen«, erklärt der Mann aus Kansas.

»Es liegt am Vormann. Ein Prachtbursche.« Degrange lächelt und fügt hinzu: »Deshalb

wird er auch mein Schwiegersohn. Meine Tochter Jeanne und Hump sind seit zwei Wochen verlobt.«

»Herzlichen Glückwunsch zu so einem Schwiegersohn, Mr. Degrange.« Er blickt plötzlich an Degrange vorbei zum Round-up Platz hinüber. »Was ist denn dort los?«

Degrange dreht sich um und sieht, wie ein einjähriger Stier auf das Pferd eines Cowboys losgeht.

Da fegt Humphrey Palling auf einem Schecken heran, schlägt mit der Bullpeitsche nach dem Kopf des Stieres, um ihn abzulenken.

Der Stier dreht sich blitzschnell um, senkt den Kopf noch tiefer und reißt ihn dann unvermittelt hoch. Eins seiner langen Hörner streift Pallings Schecken.

Der Bronco keilt aus, und Palling verfehlt mit der ausgeholten Peitsche den Bullen. Da springt der Bulle schon vor, rammt den Schecken, den dieser Stoß fast aushebt und wie von Geisterhand quer durch die Luft schleudert.

Palling hat noch die Geistesgegenwart, abzuspringen. Sein Schecke stürzt und bleibt mit aufgerissener Flanke für Sekunden wie betäubt liegen.

Da ist schon der Bulle heran. Palling springt zur Seite, wirft sich von da aus nach dem Hals des vorbeistürmenden Bullen, packt mit der Rechten nach dem einen Horn des Bullen, hängt sich mit dem linken Arm um das andere und stemmt sich mit beiden Beinen ein. Dabei gerät sein rechtes Bein vor die Läufe des Bullen, der prompt stolpert. Doch das soll so sein. Mit einem Ruck reißt Palling den Kopf des Bullen herum, und nun verliert der das Gleichgewicht und stürzt schwer zur Seite. Bulldogging nennen das die Cowboys, doch dieser Bulle hier ist besonders groß und kräftig für sein Alter. Vor allem wild wie eine Furie. Und nun sind die beiden anderen Cowboys, die diesen Bullen jetzt im richtigen Augenblick mit am Boden halten müssen, nicht schnell genug.

Sie sind alle noch wie gebannt vom Geschehen. Palling kann den Bullen niemals allein am Boden halten, und schon reißt der Stier den Kopf hoch, ist mit der Hinterhand wieder auf, Palling brüllt etwas, aber der Bulle ist nun schon ganz hoch.

Mit einer wilden Kopfbewegung will er Humphrey Palling wegschleudern, doch der krallt sich verbissen fest und lässt nicht locker.

Da endlich sind die beiden anderen Cowboys heran. Aber nun ist das Unglück nicht mehr aufzuhalten. Der eine der beiden will dem Stier die Bola, diese Bleikugeln, die sich an Lederriemen befinden, um die Hinterbeine werfen, um ihn so wieder zu Fall zu bringen.

Noch steht der Stier und ringt mit seinem Gegner. Doch als ihn eine der Kugeln, statt um die Fesseln zu wirbeln und die Lederleinen herumzuwickeln, das Sprunggelenk trifft, macht er einen Satz nach vom. Immer noch ist Humphrey Palling an den Hörnern. Doch der vorgestreckte rechte Fuß bringt den Bullen nicht zu Fall. Der Stier rast los, und jetzt versucht es der zweite Cowboy mit dem Lasso. Er verfehlt ebenfalls mit der Schlinge die Hinterbeine.

Da endlich stolpert der Bulle wieder über Pallings Bein. Er stürzt, stürzt aber auf die linke Seite, Palling stößt sich geistesgegenwärtig ab, überschlägt sich und fällt mit dem Gesicht in eines der Brennfeuer. Direkt auf das glühende Brandeisen.

Pallings Schrei übertönt alle anderen Geräusche.

 

*

 

Jeanne Degrange hat Humps Gesicht noch nicht gesehen, denn es ist schon dick verbunden gewesen, als sie ihn auf die Ranch brachten. Noch hofft sie, hofft wie Hump selbst auch, dass alles verheilen möge. Ihr Vater weiß es besser, denn er hat mit dem Doc gesprochen. Das Gesicht wird nie mehr diese furchtbare Narbe, die sich nach der Verletzung bilden wird, verlieren.

Der Doc ist gut, das weiß Jeanne. Es ist ihm aber nicht möglich, Wunder zu vollbringen, und das weiß sie nicht.

Sie besucht Hump in seinem Krankenzimmer, sie bringt ihm das Essen, und alles ist zwischen ihnen wie früher. Drei Wochen lang.

Dann kommt der Tag, an dem sie sein Gesicht ohne Verband sieht. Der Doc hat es nicht gewollt, dass sie dabei ist, aber sie hat darauf bestanden.

Humphrey Palling, noch vor drei Wochen das Bild eines Mannes mit einem anziehenden, scharfgeschnittenen Gesicht, dieser Humphrey Palling hat jetzt eine furchtbare, eine abstoßende Fratze.

Als der Verband fällt, sieht sie es. Und sie sieht auch Humphreys um Verständnis bittende Augen. Aber sie kann nicht anders. Sie schreit schrill auf, schlägt die Hände vors Gesicht und flüchtet wie vor einem Pestkranken. Sie läuft in ihr Zimmer, schließt die Tür hinter sich ab, wirft sich auf ihr Bett und schluchzt von Entsetzen ergriffen.

Humphrey Palling ist wie gelähmt. Er selbst hat seine Verletzung schon gesehen, aber bisher hat er geglaubt, dass Liebe stärker ist, dass sie auch das überwinden könnte. Und er ahnt nicht, dass alles noch viel schlimmer kommt.

Der Doktor spricht von der Zeit, die auch Wunden heilt, vor allem seelische Wunden, aber Humphrey Palling hört nicht zu.

Später kommt der Rancher, der es vermeidet, ihm ins Gesicht zu sehen, wenn er mit ihm spricht. Doch noch merkt Humphrey nicht, dass sie außer dem Doktor alle vermeiden, ihn anzusehen. Noch hat er nicht dieses Feingefühl, diese Empfindlichkeit, die später sein Denken und alles andere bestimmen wird.

Degrange redet von der Arbeit, spricht vom Wetter, aber er sagt keinen Ton von Jeanne.

»Was ist mit Jeanne?«, erkundigt sich Humphrey nach langem Zögern.

Degrange tritt ans Fenster, sieht hinaus auf den Ranchhof und knetet verzweifelt die Hände ineinander. »Hump«, sagt er schließlich, »du musst sie verstehen. Jeanne hat einen Schock erlitten. Sie ist eine Frau. Du weißt doch, wie Frauen sind. Es ist doch verständlich! Hump, das musst du doch einsehen!«

Humphrey versteht es nicht, aber er murmelt zutiefst enttäuscht: »Ja, ich begreife!«

»Nun werde erst einmal richtig gesund, Hump!«, tröstet Degrange und geht dann hinaus. Humphrey kommt es wie eine Flucht vor.

Dann ist der Tag da, an dem Humphrey aufstehen kann, als er sich auf dem Ranchhof zeigt. Und eigentlich sollte er auch mit den anderen essen. Doch noch immer bringen sie ihm das Essen in sein Zimmer.

Er kann sich noch nicht denken, dass auch die anderen seinen Anblick entsetzlich finden. Er versteht das einfach nicht. Es war doch nicht seine Schuld, ins Feuer und auf das Brandeisen zu fallen. Er selbst hat doch die grausamsten Schmerzen erduldet und – nein, er versteht es nicht.

Dann merkt er, wie sie ihm alle ausweichen, wie sie versuchen, seinen Anblick zu meiden, ihm sogar entfliehen.

Vor allem die Frauen flüchten geradezu vor ihm. Aber auch abgebrühte Männer müssen die Zähne zusammenbeißen, wenn sie ihm gegenübertreten. Degrange selbst meidet ihn allerdings nicht.

Eines Morgens sucht Humphrey nach Jeanne. Er will, er muss mit ihr sprechen. Es kann doch nicht sein, dass sie nur sein Gesicht geliebt hat.

Als er sie in der Küche sieht, läuft er ihr nach. Sie kreischt vor Entsetzen und rennt davon.

Erschüttert bleibt er stehen und geht auf den Hof zurück. Dort trifft er den Rancher.

Degrange windet sich wie ein Wurm, doch endlich platzt er heraus: »Hump, du weißt, dass ich dich immer gern hatte, aber ich muss dich bitten, Jeanne zu vergessen. – Ich meine es gut mit dir. Deshalb sollst du draußen das Camp übernehmen. Dort bist du mit zwei Jungs aus der Mannschaft allein und …«

»In die Verbannung also?«, fragt Humphrey erschüttert.

Degrange zuckt die Schultern und sieht an Humphrey vorbei. »Hump«, sagt er, sich noch immer windend, »du musst doch begreifen, dass Jeanne nicht dazu zu zwingen ist, einem Manne, der so aussieht wie du …«

»Wessen Rinder sind es denn, wem gehörte denn der Bulle, der mich ins Feuer geschleudert hat? Für wen ist mir denn das zugestoßen?«, fährt ihn Humphrey an, dem jetzt die Nerven durchgehen. Er packt Degrange am Hemdkragen und schüttelt ihn voller Zorn. »Es war dein Vieh, Boss, dein Round up, deine Weide, und es war dein verdammtes Brenneisen!«

Degrange packt das Entsetzen, als er jetzt in Pallings Gesicht sieht. Ihm ist, als sehe er einen Teufel, und der Zorn, der sich in Humphreys Augen spiegelt, erregt Degranges Furcht, obgleich er nie ein ängstlicher Mann gewesen ist. Doch dieser Anblick geht über seine Vorstellung.

Plötzlich schreit er japsend: »Hilfe, er bringt mich um, Hilfe!« In seiner Stimme ist die nackte Panik eines Mannes, der nicht mehr ein noch aus weiß.

Einige Männer, die Degrange vor ein paar Tagen neu eingestellt hat, sind um diese Zeit im Bunkhouse. Als sie Degranges Schreien hören, stürzen sie hinaus.

Doch da hat Humphrey den Rancher schon losgelassen und auf die Bank vor dem Wohnhaus gestoßen. »Du bist es wirklich nicht wert«, sagt Palling geringschätzig, und alle Verachtung liegt in diesen Worten, aber auch seine eigene Erschütterung und sein Schmerz.

Die Cowboys stehen wie gelähmt, doch es ist Degrange selbst, der sich zuerst fasst. Mit überschnappender Stimme brüllt er: »Vom Hof! Scher dich hier weg! Du bist vom Teufel besessen, scher dich weg! Jeanne kann dich nicht sehen, und mich hast du bedroht! Geh! Geh!«

Humphrey Palling mustert kurz die Cowboys, dann sieht er Degrange an. »Ja«, sagt er leise, und dennoch hören sie es alle, »ja, ich werde gehen. Aber eines Tages komme ich zurück, Degrange, und dann wirst du den Tag verfluchen, da du so mit mir gesprochen hast. Adios, Degrange!«

Er holt sein Pferd, packt seine Deckenrolle und reitet davon. Jeanne steht oben in ihrem Zimmer und presst den heißen Kopf an die Scheiben des Fensters. Sie sieht ihn reiten, aber ihr wird dennoch nicht leichter. Seine Drohung, die er zum Schluss dem Vater ins Gesicht geschleudert hat, klingt noch wie das Dröhnen von Hammerschlägen in ihren Ohren.

Sie ist plötzlich sicher, dass er irgendwann zurückkommen würde. Irgendwann!

 

 

2. Kapitel

 

Die Jahre vergehen. Harte, schlimme Jahre für den Mann mit dem Zeichen des Brenneisens im Gesicht. Jahre, in denen er wieder zu sich selbst finden musste und dann das wurde, was seinen Namen allein schon zur Legende werden ließ.

Er wurde zum Schrecken aller, die ihre Macht missbrauchten, die Unrecht taten und andere unterdrückten. Im Presidio Valley hörte man bald nichts mehr von ihm. Schließlich begann man ihn zu vergessen.

Jeanne vergaß ihn nie, doch das Leben ging weiter, auch für sie. Und immer seltener entsann sie sich Humphrey Pallings Versprechen, in dieses Tal zurückzukehren und Rache zu nehmen für die Demütigung, die man ihm angetan hatte.

Jeanne heiratete einen anderen Rancher im Tal, und nur noch ihre Schwester Madeleine blieb bei den Eltern. Allmählich glaubte Jeanne – glaubte auch Degrange –, man werde Humphrey Palling nie mehr sehen. Sicher war er schon tot, verschollen, vergessen.

Das Presidio Valley war ein großes weites Tal mit saftigen Weiden und zwei sprudelnden Bächen.

Drei Ranches gab es hier: weit im Norden die BarS von Ernest Suddenby, zwanzig Meilen weiter nach Süden die CircleL von Serge Lendrosh und dicht an den Felsenbergen des Big Bend Gaston Degranges Frenchman Ranch.

Zwischen den Ranchern herrschte gutes Einvernehmen. Seit mehr als zwanzig Jahren war das so, und in diesem Tal gab es bisher nur einen Feind für die Siedler: die mexikanischen Banditen, die zuweilen über den Rio Grande herüberkamen.

 

*

 

An diesem heißen Augusttag ahnt niemand im Tal etwas davon, dass der Frieden zwischen den Nachbarn gefährdet ist – und doch ist es so.

Es beginnt damit, dass Madeleine Degrange ihren Schecken satteln lässt, aufsitzt und übermütig aus dem Gehöft galoppiert. Ihr langes Haar weht wie eine goldene Fahne im Wind; das junge Gesicht rötet sich vor Freude. Der Schecke greift feurig aus und drängt seine Reiterin immer weiter nach Süden bis zum Reginald Canyon hin.

Madeleine hat kein festes Ziel. Sie möchte nur reiten, sich den Wind um die Ohren wehen lassen und ein wenig mit sich allein sein. Allein – wie einst in ihrer Kindheit, als sie zum ersten Male über die Weiden ritt. Es liegen Jahre dazwischen, Jahre, in denen Madeleine in den Schulen des Ostens gebüffelt hat und von strengen Pensionatslehrerinnen erzogen worden ist.

Jetzt aber ist sie frei, kann ungezwungen singen, lachen und ihre Freude hinausschreien.

Der Schecke erreicht den Canon; die Hufe tappen auf hartem Fels. Kühle, feuchte Luft schlägt Madeleine entgegen.

Langsam reitet sie weiter, lässt das Pferd durch den Canon im Schritt gehen und sieht dann das blitzende Band des Rio Grande vor sich.

Die Schlucht wird breiter, die Uferböschung senkt sich hinab zum Fluss.

Drüben, auf der mexikanischen Seite, beginnt die weite Prärielandschaft Chihuahuas.

Weit in der Ferne sind die Dächer einer Hazienda zu erkennen, und dazwischen kann Madeleine viele winzige Punkte sehen. Punkte, die sich langsam nach Westen bewegen. »Rinder auf der Prärie«, murmelt sie.

Irgendwie wird in ihr der Wunsch wach, von den Felsen der Mesa auf das weite mexikanische Hinterland zu blicken.

Sie sitzt ab, blickt an den steilen Felswänden empor und überlegt, wie sie hinaufkommen könnte. Noch nie war sie dort oben. Obwohl ihr Vater es immer verboten hat, kann sie der Verlockung nicht widerstehen, zum Canon zurückzugehen und an einer etwas schrägeren Stelle zu beginnen.

Ihr Reitrock hindert sie, und sie schürzt ihn, um besser voranzukommen.

Als sie knapp dreißig Fuß hoch, geklettert ist, blickt sie triumphierend nach unten, wo ihr Pferd an den Grasbüscheln rupft.

Keuchend setzt sie sich oben auf den glühend heißen Stein. Als sie die Hitze spürt, steht sie auf und lehnt sich an eine Felszacke, die wie ein Zahn aus der tischartigen Hochfläche herausragt.

Breit liegt das Land vor ihr, mexikanisches Land südlich vom Rio Grande. Rechts und links sind die Hochflächen, aber über sie vermag Madeleine nicht weit hinwegzusehen.

Eine ganze Zeit blickt sie hinüber zur Hazienda, versucht Einzelheiten zu unterscheiden und wünscht jetzt, ein Fernglas zu haben.

Schließlich setzt ihr die Hitze zu. »Ich muss wieder hinunter!«, murmelt sie und geht bis zum Rand des Felsens. Als sie hinabblickt, wird ihr fast schwindelig. Tief unten steht – fürs Auge so groß wie ein Spielzeug – der Schecke.

Madeleine bekommt Angst. Ihr graut vor dem Abstieg. Mit einem Male bereut sie, hier herauf geklettert zu sein. Nur schwach versucht sie sich einzureden, dass der herrliche Rundblick sie für ihre Strapazen belohnt hätte.

Die Angst wird größer und nimmt immer mehr zu, als Madeleine vorsichtig, etwas unsicher, mit dem Abstieg beginnt.

Ein Stück Fels bricht unter ihrem rechten Fuß ab. Sie rutscht, kann sich aber oben festkrallen. Ein lähmender Schauer der Furcht vor dem Tod überkommt sie. Als sie wieder nach unten blickt, nimmt die Angst zu, lähmt sie und lässt sie noch unsicherer werden, als sie schon ist.

Langsam, zittrig klettert sie weiter.

Unter ihr gähnt der Canon, gefährlich, tödlich wegen seiner Tiefe.

Plötzlich rutscht Madeleine ab, versucht sich noch festzuklammern, aber da bricht ein breites Felsstück aus. Morsch, verwittert und rissig rutscht es aus dem Gestein.

Madeleine gleitet dicht an der Felswand entlang nach unten. Sie findet einen Vorsprung, will sich festhalten, aber der Schwung ist bereits zu groß. Sie reißt sich die Finger und Handflächen blutig, kann den Fall aber nur verlangsamen, nicht aufhalten.

Sie will schreien vor Angst, möchte in Ohnmacht fallen, um das Schreckliche nicht bewusst erleben zu müssen.

Aber weder bekommt sie einen Schrei heraus, noch verliert sie das Bewusstsein.

Dafür fängt sich ihr Rock in einer Felszacke. Es gibt einen Ruck, und Madeleine hängt quer an der Felswand.

Trotz Angst und Schreck besitzt sie jetzt so viel Überlegung, um sich nicht zu bewegen. Reglos hängt sie in ihrer unglücklichen Stellung am Felsen, von der glühend heißen Sonne beschienen, von Angst durchströmt.

Unten hebt der Schecke den Kopf, schnaubt und grast weiter.

Der Schweiß rinnt Madeleine über Gesicht und Rücken. Kalter Schweiß ist es. Sie bekommt Kopfschmerzen. Die Hitze brennt ihr auf Gesicht und Brust. Das gespannte Kleid erschwert das Atmen.

---ENDE DER LESEPROBE---