Die Männer der sieben Meere: Die schicksalshafte Fahrt der SWEET LADY - Glenn Stirling - E-Book

Die Männer der sieben Meere: Die schicksalshafte Fahrt der SWEET LADY E-Book

Glenn Stirling

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Beschreibung

Es handelt sich um einen bis ins Kleinste ausgeklügelten Plan.
Die »Sweet Lady« sticht in See und soll Kurs in Richtung Westen nehmen. Die Fracht ist für die Rebellen in Mexiko bestimmt, die Übergabe soll auf offener See erfolgen. Offiziell hat die »Lady« Maschinenteile geladen – es ist jedoch auch eine Kiste Gold mit an Bord.
Der junge Allan Snow ist Kapitän der »Sweet Lady« und es ist sein erstes Kommando überhaupt. Niemand an Bord ahnt, dass sie alle Marionetten in einem Spiel sind, das nur der Reeder Adams Rowes kennt, und der hat ganz andere Plane. Ob am Ende Menschen sterben, interessiert ihn nicht im Geringsten …

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Glenn Stirling

 

 

Die Männer der sieben Meere

 

Die Schicksalhafte Fahrt

der »Sweet Lady« 

 

 

Seefahrer-Roman 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors

© Copyright dieser Lizenzausgabe by XEBAN-Verlag.

Verlag: XEBAN-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang; [email protected]

Lizenzgeber: Edition Bärenklau / Jörg Martin Munsonius

www.editionbaerenklau.de

Cover: © Copyright by Steve Mayer nach Motiven, 2024

Korrektorat: Sandra Vierbein

 

Alle Rechte vorbehalten!

 

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Männer der sieben Meere 

Die schicksalhafte Fahrt der »Sweet Lady« 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

26. Kapitel 

27. Kapitel 

28. Kapitel 

29. Kapitel 

30. Kapitel 

31. Kapitel 

32. Kapitel 

33. Kapitel 

34. Kapitel 

35. Kapitel 

Über den Autor Glenn Stirling 

 

Das Buch

 

 

 

Es handelt sich um einen bis ins Kleinste ausgeklügelten Plan.

Die »Sweet Lady« sticht in See und soll Kurs in Richtung Westen nehmen. Die Fracht ist für die Rebellen in Mexiko bestimmt, die Übergabe soll auf offener See erfolgen. Offiziell hat die »Lady« Maschinenteile geladen – es ist jedoch auch eine Kiste Gold mit an Bord.

Der junge Allan Snow ist Kapitän der »Sweet Lady« und es ist sein erstes Kommando überhaupt. Niemand an Bord ahnt, dass sie alle Marionetten in einem Spiel sind, das nur der Reeder Adams Rowes kennt, und der hat ganz andere Plane. Ob am Ende Menschen sterben, interessiert ihn nicht im Geringsten …

 

 

***

Die Männer der sieben Meere

 

Die schicksalhafte Fahrt der »Sweet Lady«

 

Seefahrer-Roman von Glenn Stirling

 

 

1. Kapitel

 

»Hau ab, du Wicht! Aus dem Weg! Oder soll ich dich verprügeln, dass du in kein Hemd mehr passt?«

Der bullige Mann stand in der Mitte der schmalen Gasse. Seine raue Stimme hallte von den Wänden wider und übertönte den Lärm, der aus der nahe gelegenen Spelunke drang.

Allan Snow blieb stehen. Er wirkte unsicher. Hinter seinem Rücken waren Schritte zu hören. Und weiter entfernt das ewige Plätschern der Wellen an der Kaimauer. Snow schluckte. Er hüstelte. »Du bist besoffen, Mann!«

Ein grollendes Lachen antwortete ihm.

»Beim heiligen Klabautermann, du hast recht, Kleiner! Besoffen bin ich wie eine Seekuh! Und du kannst von Glück sagen, dass es so ist, sonst hätt’ ich dich schon über den Haufen geschlagen! Verschwinde jetzt! Mach mir Platz!«

Es war klüger, nachzugeben. Der breitschultrige Seemann hatte Bärenkräfte. Ein einziger Fausthieb von ihm würde genügen, Allan Snow in die Gosse torkeln und zusammenbrechen zu lassen.

Mit dem linken Fuß trat Snow in den Rinnstein. Er stützte sich an der Hauswand ab. So hatte der Betrunkene reichlich Platz, vorüberzugehen.

Aber der frischgebackene Käptn hatte sich verschätzt. Denn der Seemann vor ihm begnügte sich nicht damit, dass der andere ihm Platz machte. Er wollte Streit. Er wollte seine überschüssigen Kräfte loswerden. Doch das begriff Snow erst, als er die mächtige Faust des anderen auf sein Gesicht zuschießen sah.

Geistesgegenwärtig ließ sich Allan Snow fallen. Er rutschte an der Hauswand herunter. Aber das Glück verließ ihn. Denn die Faust war schneller. Sie traf ihn mit voller Wucht an der rechten Schläfe, riss ihn zur Seite, dass sich Snow überschlug und inmitten eines Unrathaufens neben dem Rinnstein landete. Hundekot und faule Eier, einige Knochen und ein paar faulende Pflanzen dämpften die Gewalt des Aufpralls. Aber sofort stieg dem jungen Kapitän der ekelerregende Gestank in die Nase und verursachte ihm trotz seines Benommenseins entsetzliche Übelkeit.

Und zu allem Überfluss hörte Snow, als er sich ächzend wieder aufrichtete, auch noch das höhnische Lachen des Kahlköpfigen, der mittlerweile bereits ein Stück die Gasse hinuntergegangen war.

Allan Snow war von der körperlichen Erscheinung her genau das Gegenteil von dem, was man sich gemeinhin unter einem Seemann, einem Kapitän vorstellte. Er war schmächtig und sah eher aus wie ein schmalbrüstiger Schreiber bei Gericht.

Obwohl es keinen Zweifel geben konnte, dass Snow dem bärenstarken Seemann weit unterlegen war, wollte der Kapitän in seiner ersten Wut hinter dem Betrunkenen herrennen, sich auf ihn stürzen und sich für das, was jener ihm angetan hatte, revanchieren.

»Mistkerl«, knurrte er aufgebracht. Er ballte die Fäuste. Dann aber hatte er sich wieder in der Gewalt. Er atmete tief durch und flüsterte heiser: »Hat ja doch keinen Sinn.«

Im trüben Licht einer Tranfunzel, die über dem Eingang zur Spelunke hing, säuberte sich Snow notdürftig. Den größten Teil des fest an der Kleidung haftenden Unrats konnte er beseitigen. Nicht aber den bestialischen Gestank um sich, der ihm beinahe den Atem verschlug.

Allan Snow überlegte. In diesem Zustand konnte er sich nicht unter die Leute begeben. Hier im Hafenviertel störte sich zwar kaum jemand daran. Aber konnte er sich so, verdreckt und mit dieser scheußlichen Wolke von Gestank um sich, Adam Rowes vorstellen? Was für einen Eindruck sollte Rowes von ihm haben? Zumindest war es sehr zweifelhaft, ob er einem solchen. Mann das Kommando über ein Schiff anvertrauen würde.

Snow warf einen Blick auf die Taschenuhr. Fünf Minuten blieben ihm noch. In dieser Zeit schaffte er es bestenfalls im Laufschritt bis zum Reedereibüro. Daran, umzukehren und zum Kai zu laufen, sich in der Kajüte rasch umzuziehen und dann den gleichen Weg noch einmal zurückzulegen, war überhaupt nicht zu denken.

Der schmächtige Mann stieß einige Verwünschungen aus. Dann trottete er missmutig und verdrossen an. Den Kopf gesenkt, ging er mit raschen Schritten weiter. Er ärgerte sich maßlos, wenn er daran dachte, dass seine Chancen, das erste Kommando über ein Schiff zu bekommen, nun möglicherweise durch einen Betrunkenen zunichte gemacht worden waren.

Als dann das Reedereibüro zu sehen war, hatte sich der junge Kapitän damit abgefunden, dass er die Entscheidung von Adam Rowes so oder so würde hinnehmen müssen. Und er nahm sich vor, seinen schlechten äußerlichen Eindruck durch ein sicheres, überzeugendes Auftreten wettzumachen.

 

 

2. Kapitel

 

Der Glatzkopf, der Snow niedergeschlagen hatte, war weitergetorkelt. Er benötigte die ganze Breite der Gasse. Und er lallte eine Melodie vor sich hin; er grölte manchmal. Ganz entfernt erinnerte sie an einen Shanty.

Walross war der Spitzname dieses glatzköpfigen Seemanns. Und unter diesem sehr bezeichnenden Namen kannten ihn die Seeleute, die Offiziere und die Kapitäne entlang der ganzen englischen Südküste.

Walross. Das Aussehen dieses Mannes entsprach haargenau dem Bild jenes Tieres. Er war kahlköpfig, hatte einen massigen Körper, ein breites, etwas flächiges Gesicht, einen imposanten Schnauzbart und eine breite, eingeschlagene Nase. Wenn man dazu auch noch das ausladende Kinn betrachtete, erschien einem dieser Mann wie der typische Raufbold. Dieser Eindruck wurde nur etwas gemildert durch den gutmütigen, fast weichen Zug um seinen Mund.

Auch die Augen wiesen Walross eher als einen gutmütigen Riesen aus. Und so war er auch. Nüchtern allerdings. Nicht, wenn er betrunken war. Da konnte er boshaft und streitsüchtig sein wie selten ein Mann.

Walross war ein sehr guter, zuverlässiger Matrose. Ein bärenstarker Bursche, der gut und gern zwei Männer ersetzte. Aber er hatte einen Fehler, mit dem er sich schon viele Sympathien verscherzt hatte. Er soff.

Alkohol war für diesen Mann beinahe etwas wie ein Lebenszweck. Doch das Merkwürdige daran war, dass er nur dann Unmengen in sich hineinschüttete, wenn das Schiff vor Anker lag. Nur an Land trank er, als wollte er in diesen wenigen Tagen oder Wochen alles nachholen, was er auf See entbehren musste.

Mit schweren Schritten näherte sich Walross dem Kai. Er blieb vor der »Sweet Lady« stehen, die von den Wellen leicht bewegt wurde. Die Verschanzung scharrte an der Kaimauer. Undeutlich waren die Deckswachen auszumachen.

Walross schwankte ein wenig. Er hielt die Hände trichterförmig vor den Mund.

»He, Kerls! Habt ihr nix zu saufen?«

Einige Sekunden blieb es still. Dann näherte sich einer der Männer der Reling. Er lachte kurz auf.

»Hau ab, du versoffenes Aas! Such dir ’n anderen Kahn! Vielleicht kriegst du dort was ab. Aber wenn ich dir ’n Rat geben darf, Seemann, dann sauf lieber nichts mehr! Du hast den Kanal schon längst voll!«

»Blöder Hund«, brummte Walross. »He, du kannst mich mal! Der Klabautermann soll dich holen! Er soll dich fressen, du Schwachkopf!«

Langsam torkelte Walross weiter. Wieder begann er zu singen. Und als er ein Stück weiter eine Barkentine am Kai liegen sah, wiederholte er das gleiche Spiel …

 

 

3. Kapitel

 

Vor dem Eingang zum Reedereibüro war Allan Snow stehengeblieben. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Auf einmal war die eben noch vorhandene Selbstsicherheit wieder verschwunden. Erneut zweifelte er daran, dass er sich richtig verhielt, wenn er so ins Büro trat.

Schon liebäugelte der junge Kapitän mit dem Gedanken, umzukehren und doch noch rasch die Kleidung zu wechseln. Er konnte sich nicht entscheiden.'

Schon kehrte er der Tür den Rücken zu. Da wurde sie geöffnet. Licht fiel aus dem Büro. Ein hagerer Mann mit schütterem Haar stand da. Die bleiche Gesichtshaut leuchtete auf.

»Hallo! Sir! Wollten Sie zu Mr. Rowes?«

Allan Snow drehte sich auf dem Absatz um. Er war erschrocken. Und seine Stimme klang belegt, als er antwortete:

»Mr. Rowes? Ja, den suche ich. Ich meine sein Reedereibüro.«

Der Hagere lächelte.

»Bitte, kommen Sie herein, Sir! Sie sind Kapitän Snow, nehme ich an.«

Der Angesprochene nickte.

»Ja. Ich bin mit Mr. Rowes verabredet. Es tut mir leid, wenn ich mich verspätet haben …«

»Treten Sie ein, Sir!«

Der Hagere ließ Snow nicht ausreden. Er winkte einladend und gab den Eingang frei.

Allan Snow betrat das kärglich eingerichtete Büro. Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass Adam Rowes nicht viel für eine üppige Ausstattung übrighatte. Er war Geschäftsmann und dachte zweckmäßig. Eine einfache Barriere aus Holz trennte den Besucherraum vom Büro ab. Hinter dieser hüfthohen Barriere befanden sich drei Sekretäre und einige Schränke. Ein wuchtiger Schreibtisch befand sich in einer Ecke in einem durch eine halbhohe Bretterwand abgetrennten Raum.

Der Hagere beobachtete Snow sehr aufmerksam. Als der Kapitän dies gewahr wurde, lächelte er verlegen. Und da meinte er, einen geringschätzigen Blick des anderen zu sehen.

Sofort hatte er wieder den Gestank in der Nase, der nach wie vor intensiv an seiner Kleidung haftete.

Als hätte der Hagere seine peinlichen Gedanken erraten, rümpfte er die Nase und sagte: »Es riecht merkwürdig hier. Finden Sie nicht auch, Sir?«

Allan Snow konnte nicht vermeiden, dass er vor Verlegenheit rot anlief. Er mied den Blick des anderen und ermahnte sich selbst, wieder sicherer zu werden.

»Finden Sie? Ich kann nichts feststellen. Vielleicht haben Sie eine sehr empfindliche Nase. Es riecht wie in jedem anderen Reedereibüro.«

Der Schreiber schluckte. Sein Hochmut hatte unter dieser Antwort gelitten. Snow konnte ihm ansehen, dass er gerne eine patzige Antwort gegeben hätte. Aber er beherrschte sich. Ob es Höflichkeit war oder ob dieses Verhalten auf eine Anweisung von Adam Rowes zurückzuführen war, ließ sich nur schwer beantworten.

»Bitte, Sir. Mr. Rowes ist noch nicht eingetroffen. Aber er lässt Ihnen bestellen, dass es noch einige Minuten dauern kann. Er hatte eine Besprechung. Möchten Sie etwas trinken?«

Überrascht blickte Snow auf.

Diese letzte Frage passte absolut nicht zur Atmosphäre und zu seinem Eindruck von diesem Büro. Anscheinend legte Rowes großen Wert darauf, dass Snow sich wohlfühlte. Und das hatte ganz sicher etwas zu bedeuten.

Da er nicht antwortete, fragte der Hagere erneut:

»Sherry, Sir?«

»Hm. Ich glaube, ich könnt’ einen Schluck vertragen.«

Der Hagere zog die Brauen hoch, als missbilligte er diese Zustimmung. Er wies auf einen alten Stuhl jenseits der Barriere.

»Wenn Sie einstweilen Platz nehmen möchten, Käptn. Ich hole rasch ein Glas.«

Snow wartete, bis der hochmütige Bursche verschwunden war. Er sah an sich herunter. Bei Licht sah er erst richtig, wie verdreckt seine Kleidung war. Suchend blickte er sich um. Wenn er nur irgendwo eine Möglichkeit gefunden hätte, den schlimmsten Schmutz mit Wasser und einem Lappen zu entfernen. Aber das schien aussichtslos. Ihm blieb nur, sich in sein Schicksal zu ergeben, wenn es ihm auch noch so schwerfallen sollte.

Mit einem Aufseufzen öffnete er die Verriegelung, die sich hinter der Tür befand, durch die er auf die andere Seite der Barriere gelangen konnte. Er ging langsam zu dem angebotenen Stuhl und ließ sich darauf nieder.

Wie sollte er sich verhalten, wenn nun auch Rowes auf den Gestank anspielte? Er konnte unmöglich mit der gleichen Antwort aufwarten wie bei Rowes’ Schreiber.

Der Hagere kam zurück. Er trug ein kleines rundes Holztablett in der Rechten und balancierte darauf eine Flasche Sherry und zwei Gläser. Auf einem winzigen runden Tisch, den Snow bisher noch nicht einmal gesehen hatte, stellte der Hagere das Tablett ab. Er goss die beiden Gläser voll.

»Bitte, Sir. Bedienen Sie sich! Ich muss Sie bitten, mich zu entschuldigen. Es gibt noch einige Arbeit, die erledigt werden muss.«

Snow nickte.

Der Hagere entfernte sich und ging zu einem der Sekretäre. Er nahm den Gänsekiel, schnitt ihn mit dem Federmesser zu, und wenig später kratzte die Feder auf dem Papier.

Das Geräusch klang aufdringlich laut in der Stille.

Allan Snow beobachtete den schreibenden Mann. Er bemerkte, dass der Hagere immer wieder die Nase rümpfte und Anstalten machte, seinen Arbeitsplatz zu verlassen, um ein Fenster zu öffnen.

Dieses auffällige Verhalten aber war so provozierend, dass sich der Kapitän dadurch nicht mehr aus der Ruhe bringen ließ.

 

 

4. Kapitel

 

»Ja, Mr. Rowes, ES ist zwar bedauerlich, aber ich habe schon alle Hebel in Bewegung gesetzt. Zwecklos. Wir können Ihnen nicht weiter entgegenkommen. Es ist aussichtslos. Warum drängen Sie mich? Sie wissen doch selbst sehr genau, wie es um Ihre finanzielle Lage beschaffen ist. Ich fürchte, Sie werden einen Teil Ihrer Schiffe abstoßen müssen, um das Schlimmste abzuwenden.«

Der Mann, der dies in ruhigem, ja sogar mitfühlendem Ton sagte, war Elmer Mergentheim. Ein dunkel gekleideter Mann um die Sechzig. Er hatte graues Haar und einen bis zur Brust reichenden schlohweißen Bart. Er wirkte seriös, und sein Gebaren ließ sofort den Bankier erkennen.

In der Rechten hielt Mergentheim eine Havanna, deren lange Asche jeden Augenblick abzubrechen drohte. Mit einer ruhigen, überlegten Bewegung streifte er sie über einem Glasascher ab.

Adam Rowes rückte unruhig auf dem Sessel hin und her. Sein Gesicht war hochrot. Die Schläfenadern waren geschwollen. Gehetzt ließ er seine Augen ununterbrochen hin und her wandern. Er verstrahlte Nervosität. Und nur mühsam blieb er beherrscht

»Mann Gottes, Sie wissen nicht, was Sie sagen! Unsere Reederei ist seit Generationen Kunde bei Ihrer Bank, Mr. Mergentheim. Seit Generationen! Und wir sind Ihnen nie einen Penny schuldig geblieben! Sie haben gute Geschäfte mit uns gemacht. Und ich kann mich nicht an einen einzigen Fall erinnern, dass die Geschäftsbeziehungen getrübt worden wären, weil Ihre Bank sich geweigert hätte, uns eine Notlage überbrücken zu helfen.«

Eimer Mergentheim drehte die Handflächen nach außen.

»Ich wollte auch nicht sagen, dass wir nicht bereit wären und gewesen wären, Ihnen jede erdenkliche Unterstützung angedeihen zu lassen, Mr. Rowes. Aber schließlich haben wir als Bank auch gewisse Rücksichten zu nehmen. Rücksichten auf das Geld, das unsere Kunden uns zu treuen Händen anvertrauen. Wir könnten uns keinen Verlust von mehr als hunderttausend Pfund Sterling leisten. Die Zeiten sind nicht nur für Reedereien schwer.«

»So kann man eine Absage auch ausdrücken.« Adam Rowes rutschte auf dem Sessel nach vorn. »Aber ich kann nicht verstehen, warum Sie sich mit allen Mitteln dagegen wehren, einzusehen, was ich gesagt habe! Schauen Sie, Mr. Mergentheim: Wenn ich die Unterstützung Ihrer Bank nicht mehr habe, kann ich kein Schiff mehr ausrüsten. Das bedeutet, dass ich keine Fracht mehr befördern kann. Die Schiffe liegen im Hafen. Die Liegegebühren fressen mich auf. Dann bin ich ruiniert.«

Mit einem bedauernden Schulterzucken nahm Mergentheim diese Worte zur Kenntnis. Er ließ einige Rauchkringel aufsteigen.

»Was glauben Sie denn, was wir noch für Sie tun sollten? Gewiss, Ihre Firma und unser Haus haben seit fast hundert Jahren gut zusammengearbeitet. Aber leider hat sich in den letzten Jahren vieles so entwickelt, wie es keiner von uns wollte. Ich zweifle daran, dass es viel Sinn hat, immer wieder neue Fremdgelder in Ihre Firma hineinzupumpen. Bald würden es die Zinsen sein, die Sie auffressen würden, Mr. Rowes. Sie sollten versuchen, das einmal von dieser Seite zu betrachten. Ich glaube, wir würden Ihnen durch das Vermitteln weiterer Darlehen keinen Gefallen erweisen. Eher ist das Gegenteil der Fall.«

Rowes ächzte wütend und enttäuscht.

»Es ist zwar sehr nett, dass Sie sich so sehr um unser Wohl und Wehe einsetzen, Mr. Mergentheim. Aber dennoch ist es mir unverständlich, wieso Sie uns nicht helfen wollen. Schließlich würden Sie uns eine große Chance geben. Alles, was ich brauche, sind zweitausend Pfund. Nicht mehr. Und das ist doch nun wirklich nicht zu viel verlangt, meine ich. Zwei Schiffe, die schon beladen sind, müssen auslaufen. So schnell wie möglich. Wir müssen sie ausrüsten, verproviantieren und Heuergelder bereitstellen. Sobald die Schiffe zurückkommen, kann ich Ihnen nicht nur den neuen Kredit zurückzahlen, sondern darüber hinaus auch noch einen weiteren großen Teil meiner Schulden.«

Mit lauernder Aufmerksamkeit beobachtete Rowes das Gesicht des anderen, während er sprach. Er meinte, in Mergentheims Zügen ein Zeichen der Bereitschaft zum Einlenken zu erkennen. Und das verschaffte ihm einige Genugtuung.

Tatsächlich schien Mergentheim Einsicht mit der akuten Notlage seines Gegenübers zu haben. Er atmete tief durch.

»Ich weiß nicht, ob es richtig ist, was ich jetzt tun will, Mr. Rowes. Ich weiß es wirklich nicht. Aber wenn es falsch war, dann ist es um Ihre und meine Zukunft schlecht bestellt. Sehr schlecht, fürchte ich.«

»Zweitausend Pfund, Mergentheim. Das ist für Ihre Bank eine unbedeutende Summe. Eine wirklich unbedeutende Summe.«

Flehend hörte sich an, was Rowes sagte.

»Unbedeutend? Sie irren, Mr. Rowes. Keine Summe ist für eine Bank unbedeutend. Und wenn sie noch so klein ist.«

»So war es nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, dass es doch viel leichter ist, bei einer solchen Summe zuzustimmen als bei einem Betrag von zehntausend Pfund.«

Mergentheim sparte sich die Antwort. Er öffnete eine Schreibtischlade und nahm Papier heraus.

»Ich überschreite meine Kompetenzen. Das sollen Sie wissen. Und ich kann nur auf das Glück vertrauen. Wenn ich Ihnen die Summe jetzt zur Verfügung stelle, dann vor allen Dingen deshalb, weil ich ein persönliches Interesse an einer soliden Geschäftslage Ihrer Firma habe, Mr. Rowes. Kommen Sie morgen in die Bank, und dann können Sie über die Summe auch gleich verfügen.«

Rowes hatte das Bedürfnis, aufzuatmen. Er unterdrückte es jedoch und lächelte verzerrt. Mit gierigen Blicken verfolgte er, wie der weißhäuptige Mergentheim schrieb. Für Rowes war es wie eine Schlacht, die er aus einer aussichtslosen Situation begonnen und gewonnen hatte.

Mergentheim legte das Schreibzeug beiseite. Er stand auf und faltete das Papier zusammen, nachdem er den Streusand in einen Becher geleert hatte.

»Hier, Mr. Rowes. Ich wünsche uns beiden Glück.«

Die Männer reichten sich die Hand.

»Sie werden sehen, dass diese Entscheidung richtig gewesen ist, Mr. Mergentheim. Sie werden nicht enttäuscht sein.«

Der Angesprochene lächelte müde. Er kannte die Menschen. Er kannte sie alle, die zu ihm kamen, ihn anflehten, ihn bestürmten und drängten. Er erlebte jeden Tag, wie sie ihm das Blaue vom Himmel versprachen, um ihn zu überzeugen. Und er hatte in langen Jahren als erster Mann der Bank erfahren, wie rasch alle Schwüre und Versprechen vergessen waren, sobald die Bittsteller erhalten hatten, was sie begehrten.

Elmer Mergentheim wusste sehr gut, dass Rowes nicht darauf aus war, ihn zu betrügen. Er war überzeugt, der Reeder würde alles tun, um seine Zusagen einzuhalten. Aber ebenso gut wusste er, dass es keineswegs leicht war für einen Mann in dieser wirtschaftlichen Notlage, seine Verpflichtungen zu erfüllen.

Adam Rowes steckte das Papier in die Innentasche seines Rocks. Er ging zur Tür und nahm seine Melone und den Umhang vom Kleiderhaken. Einige Sekunden später stand er auf der Straße. Und da atmete er auf. Er war zufrieden mit sich und dem, was er erreicht hatte. Zumal der sonst clevere Mergentheim nicht einmal bemerkt hatte, dass Rowes eine ganz andere Absicht verfolgte, als er vorgegeben hatte.

»Du dummer alter Mann«, sagte er leise, als er losging. Ihm fiel die Verabredung mit Kapitän Snow ein. Es war schon eine halbe Stunde über die Zeit.

Ja, dieser Allan Snow, den er bis jetzt nur dem Namen nach kannte, sollte auch auf ihn hereinfallen. Aber bei diesem Mann befürchtete Adam Rowes nicht einen Bruchteil der Schwierigkeiten wie bei Mergentheim.

---ENDE DER LESEPROBE---