Der Henker wartet - Glenn Stirling - E-Book

Der Henker wartet E-Book

Glenn Stirling

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Beschreibung

»Indianer-Joe, wir müssen dir zeigen, dass du nicht tun kannst, was wir dir verboten haben«, sagte der Schwarzhaarige. Er wandte sich seinen drei Cowboys zu, die erwartungsfroh grinsten. Sie alle waren so jung wie ihr Anführer, und das, was jetzt kommen würde, machte ihnen höllischen Spaß.
Indianer-Joe ahnte das Schlimmste. »Mr. Catlyn, bitte, lassen Sie mich!«, flehte er. »Ich bin ein alter Mann, ich lebe davon, meine Ware zu verkaufen. Es ist doch mein Brot …«
Der Schwarzhaarige lachte heiser. Dann rief er seinen Cowboys zu: »Werft ihm den Plunder vom Wagen. Werft ihn weit in die Runde, damit er das nächste Mal einen Bogen um das Gebiet der Broken C macht. Los, Jungs!«
Er selbst zog den Revolver und richtete ihn auf den Alten, der hilflos wie ein altes Weib auf dem Bock saß und dem Heulen nahe war …

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Glenn Stirling

 

 

Der Henker wartet 

 

 

Western-Edition 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors

© Copyright dieser Lizenzausgabe by XEBAN-Verlag

www.xebanverlag.de

Verlag: Xeban-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang; [email protected]

Lizenzgeber: Edition Bärenklau / Jörg Martin Munsonius

www.editionbaerenklau.de

Cover: © Copyright by Claudia Westphal nach eigenen Motiven von edeebee, 2024

Korrektorat: Claudia Müller

 

Alle Rechte vorbehalten!

 

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Der Henker wartet 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Glenn Stirling 

 

Das Buch

 

 

»Indianer-Joe, wir müssen dir zeigen, dass du nicht tun kannst, was wir dir verboten haben«, sagte der Schwarzhaarige. Er wandte sich seinen drei Cowboys zu, die erwartungsfroh grinsten. Sie alle waren so jung wie ihr Anführer, und das, was jetzt kommen würde, machte ihnen höllischen Spaß.

Indianer-Joe ahnte das Schlimmste. »Mr. Catlyn, bitte, lassen Sie mich!«, flehte er. »Ich bin ein alter Mann, ich lebe davon, meine Ware zu verkaufen. Es ist doch mein Brot …«

Der Schwarzhaarige lachte heiser. Dann rief er seinen Cowboys zu: »Werft ihm den Plunder vom Wagen. Werft ihn weit in die Runde, damit er das nächste Mal einen Bogen um das Gebiet der Broken C macht. Los, Jungs!«

Er selbst zog den Revolver und richtete ihn auf den Alten, der hilflos wie ein altes Weib auf dem Bock saß und dem Heulen nahe war …

 

 

***

Der Henker wartet

 

Western von Glenn Stirling

 

 

1. Kapitel

 

Entsetzt blickte der alte Halbindianer auf die vier Reiter.

Wie gelähmt saß der Alte auf seinem zweirädrigen Karren, der mit Trödlerwaren beladen war.

Die drei Cowboys hatten sich vor das Maultier am Karren aufgebaut.

Ihr Anführer, ein untersetzter Mann von etwa zweiundzwanzig Jahren mit dunklem Haar, ritt ein Stück weiter, sodass er jetzt mit dem Alten auf gleicher Höhe war.

»Ich hatte dir vor drei Wochen verboten, über das Gebiet der Broken-C-Ranch zu fahren, weil wir hier keine verdammten Zigeuner wie dich haben wollen!« Der Alte zitterte.

Sein welkes Gesicht erschlaffte noch mehr. Er, der seiner gemischten Abstammung wegen schon immer verspottet, vertrieben und wie der letzte Dreck behandelt worden war, wagte nichts.

Auch nicht gegen diesen jungen Burschen, der sich wunder was einbildete, nur weil sein Vater eine große Ranch besaß.

»Indianer-Joe, wir müssen dir zeigen, dass du nicht tun kannst, was wir dir verboten haben«, sagte der Schwarzhaarige. Er wandte sich seinen drei Cowboys zu, die erwartungsfroh grinsten. Sie alle waren so jung wie ihr Anführer, und das, was jetzt kommen würde, machte ihnen höllischen Spaß.

Indianer-Joe ahnte das Schlimmste. »Mr. Catlyn, bitte, lassen Sie mich!«, flehte er. »Ich bin ein alter Mann, ich lebe davon, meine Ware zu verkaufen. Es ist doch mein Brot …«

Der Schwarzhaarige lachte heiser. Dann rief er seinen Cowboys zu: »Werft ihm den Plunder vom Wagen. Werft ihn weit in die Runde, damit er das nächste Mal einen Bogen um das Gebiet der Broken-C macht. Los, Jungs!«

Er selbst zog den Revolver und richtete ihn auf den Alten, der hilflos wie ein altes Weib auf dem Bock saß und dem Heulen nahe war. Die Cowboys aber ritten beiderseits an den Wagen und rissen die Körbe, Kästen und Flaschen herunter, schlugen kaputt, was nicht widerstand, warfen es weit verstreut auf die Erde und amüsierten sich wie auf einem Rodeo.

Der alte Indianer-Joe schrie, zeterte und lamentierte, aber es feuerte sie nur noch mehr an. Binnen weniger Minuten war der Wagen abgeräumt, und die Habseligkeiten des Alten lagen mehr oder weniger ramponiert im Kreis um das wackelige Fahrzeug herum.

Dann schrie der Rancherssohn: »Sage es ruhig, wenn dich einer fragt, dass dir Perry Catlyn den Wagen abgeräumt hat. Sag es, damit sie etwas zu lachen haben. Und jetzt hast du zwei Stunden Zeit, denn wenn wir aus Concho zurückkommen, will ich dich hier nicht mehr sehen. Das nächste Mal brennen wir deinen Mist an und lassen dich barfuß am Schwanze deines Esels laufen, du verdammter Bastard!«

Der Alte sah fassungslos auf seine Waren, und im Geiste überschlug er den Verlust. Es würde Monate dauern, ehe er wieder mit einem winzigen Gewinn arbeiten konnte. Und viel hatte Indianer-Joe nie verdient.

Perry Catlyn lachte, als er das verdatterte Gesicht des Alten sah, der wie versteinert auf seinem Karren saß. Dann brüllte er: »Kommt, Jungs, erst reiten wir noch zu Ballard, dann in die Stadt!«

Sie schossen ihre Revolver in die Luft, dass es dem mickrigen Maultier des Alten in die Glieder fuhr. Vor Schreck vor dem Geknalle machte das Maultier einen Satz, und der unvorbereitete Alte flog vom Bock hinten in den Wagenkasten.

Die Cowboys und Perry Catlyn schrien vor Vergnügen, dann stoben sie wie die wilde Horde davon.

Der alte Indianer-Joe aber hatte sich aufgerappelt und drohte ihnen mit der Faust nach.

»Ich verfluche euch! Ich verfluche dich, Perry Catlyn! Sterben sollst du, sterben, du Lump!«

Einen Augenblick lang wirkte der hutzelige alte Mann wie einer der ganz großen Häuptlinge. Jetzt sah er mehr wie ein Indianer aus, und in seinen Augen leuchtete der brennende Hass auf die Weißen.

Es verflog schnell wieder. Als der Alte auf die Trümmer blickte, ernüchterte er und sank wieder in sich zusammen. Dann endlich kletterte er vom Wagen und begann, seine Habseligkeiten zu sammeln.

Während er es tat, murmelte er: »Ich bete, dass ein starker Mann kommt, und dass er es dir zeigt, Catlyn, dir und dieser verdammten Pest, die du aufgezogen hast. Dir und deinen Söhnen Perry und Ernie.«

 

 

2. Kapitel

 

»Das muss Concho sein«, sagte Johnny Stone und deutete auf die Ansammlung von Häusern in der flachen Talmulde.

Comanche, der neben ihm ritt, nickte.

»Ja, es ist Concho. Von da noch zweihundert Meilen bis nach Hause.« Er lachte. »Du hast ja zwölfhundert Dollar für unseren Prachtbullen in Sanders bekommen. Vielleicht lässt sich da ein Drink abzweigen. Ich bin schon ausgetrocknet wie eine Aztekenmumie.«

Der kleine, hagere Cowboy lachte rau auf und griff sich an den Hals, als wollte er demonstrieren, wie trocken es sich dort anfühlte.

Johnny nickte zustimmend.

»Klar, wir werden ein paar Stunden Rast einlegen und übernachten. Morgen früh geht es weiter. Ich bin gespannt, wie diese Stadt ist. In Concho bin ich erst einmal gewesen, auch nur sehr kurz.«

»Wie wird sie schon sein«, meinte Comanche schulterzuckend, »Hauptsache, es gibt Whisky.«

Es war Nachmittag. Die Sonne stand schon tiefer, die Ocotillos und der Sage warfen lange Schatten. Das in mannhohen Büscheln stehende Grammagras erschien wie funkelndes Gold. Der Himmel war klar und wolkenlos, aber im Westen hatte er eine fast violette Färbung. In der tiefstehenden Sonne glitzerten und blitzten die Scheiben der Häuser, und auf der langen Straße, die durch die kleine Ortschaft führte, gab es nur tiefe Schatten oder grelles Ocker, wo die Sonne hin schien. Je näher die beiden Reiter kamen, desto deutlicher sahen sie alles.

Concho war eine jener Städte, wo noch viele Mexikaner in einem Ortsteil für sich wohnten, und ihre Häuser unterschieden sich schon im Baustil. Wie viele Menschen in diesen Adobegebräu den zusammen in einem Raum lebten, war Johnny schon immer wie ein Rätsel vorgekommen. Noch mehr aber wunderte es ihn, dass die Bewohner das jahrzehntelang aushielten.

Der amerikanische Teil der Stadt lag direkt an der Straße, mit Häusern aus Holz. Viele von ihnen waren angestrichen und wiesen die Besitzer als wohlhabend aus. Andere zeigten gar keinen Anstrich und wirkten grau und verwittert. Die Kirche war das einzige Steingebäude, aber ihr mexikanischer Baustil war unverkennbar. Wie ein Bollwerk stand sie zwischen dem amerikanischen und dem mexikanischen Teil der Stadt.

Das imposanteste Bauwerk war jedoch das Joliy-Hoke Hotel mit der Wells-Fargo-Relaisstation.

Gegenüber befand sich der einzige Saloon des Ortes in einem abgeblätterten Holzbauwerk, dessen verblasste Aufschrift »Cattlemen’s Saloon« so alt zu sein schien wie das Haus selbst.

An einem Haltebalken stand ein halbes Dutzend Pferde, auf dem Verandavorbau spielten Kinder und Hunde mehr oder weniger gemeinsam.

Johnny hatte sein Pferd vor dem Hitchrack pariert und sah sich zu Comanche um, der verkniffen die Straße entlang sah. Comanches faltiges Gesicht und der bronzene Teint, der ihm zu seinem Namen verholfen hatte, wirkten im Sonnenschein wie aus Erz gegossen.

»Du hattest eine trockene Kehle, hast du gesagt«, meinte Johnny.

Comanche nickte und blickte wieder die Straße hinab.

»Sieh dir diese Kerle dort an!«, sagte er.

Johnny folgte Comanches Blickrichtung und sah ungefähr in Höhe der Kirche vier Cowboys, die hinter einer jungen Mexikanerin her ritten, ihr immer wieder den Weg zu versperren suchten, während das Mädchen wie panisch mit einem großen Tonkrug davonzulaufen suchte.

Jetzt stolperte sie, der Tonkrug fiel ihr aus den Händen und zerbrach. Die Cowboys bogen sich vor Lachen und stoben davon.

»Feine Gentlemen, muss man wirklich sagen«, brummte Johnny, der sah, wie das Mädchen die Schürze vors Gesicht presste und offensichtlich weinte. Zwei Jungen, anscheinend auch Mexikaner, kamen zu ihr und hoben die Bruchstücke des Kruges auf, was Johnny völlig sinnlos erschien, denn was sollte das Mädchen damit anfangen.

Ein alter Mexikaner tauchte auf, sah die Szene und schüttelte drohend die Faust hinter den Cowboys her, die zu weit waren, um das noch zu bemerken. Dann legte er seinen Arm um die Schulter des Mädchens und führte die Weinende auf einen Adobelehmbau zu.

Als sich Johnny umwandte, sah er den Sheriff. Er war ein älterer Mann mit einer Zigarre im Mund; die Hände über dem Bauch gefaltet, stand er mitten auf der Straße, drehte sich ruckartig um, als er sich beobachtet fühlte, und schlurfte wie ein Greis auf sein Office zu, an dem wie ein zerfetzter Lappen die Staatsfahne mit der aufgehenden Sonne hing, Symbol von Arizona.

»Der sieht auch nur zu. Feine Stadt, wie?«, meinte Johnny. Der Sheriff musste es gehört haben, aber er drehte sich nicht einmal um.

»Jetzt muss ich wirklich den Brandy haben«, meinte Comanche. »Dort drüben ist der Korral für die Pferde!«

Sie brachten ihre Tiere zum Korral und übergaben sie einem Mexikanerjungen, der aussah wie ein kleiner Rebell. Seine Augen funkelten wild, und sein Gesicht war in jäher Wut gerötet.

Johnny sah ihn an. Er hatte Kinder gern, gleich, ob sie Schwarze, Indianer oder Weiße waren.

»Was ist mit dir, Pancho?«, fragte er und legte dem etwa Zwölfjährigen die Hand auf die Schulter.

»Ich heiße Benito«, korrigierte ihn der Junge grimmig. »Das Futtergeld für einen Tag beträgt einen Dollar für zwei Pferde«, fügte er sachlich hinzu.

Comanche grinste.

»Hallo, kleiner Freund, die zwei Dollar bekommst du sicher. Aber warum bist du so böse?«

Da zuckte der kleine Benito herum und sah Comanche wütend an.

»Soll ich mich freuen, wenn dieses Gringopack meine Schwester belästigt wie eine – eine …

»War das Mädchen deine Schwester?«

Der Junge nickte.

»Und sie machen hier, was sie wollen.«

»Wer ist denn das, wer ist 'sie'?«, fragte Johnny.

»Diese Catlyns!«, zischte der Junge, und in der Art, wie er das sagte, lag ein abgrundtiefer Hass.

»So? Sind das Cowboys aus der Gegend?«

Der Junge schüttelte den Kopf.

»Rancher. Der eine von den Vieren da unten war Perry Catlyn, der eine Sohn von Catlyn. Ein Schwein ist der, ein Lump. Er hat immer drei, vier Cowboys bei sich, und die müssen alles tun, was er sagt, sonst werden sie gefeuert. Und dann machen sie hier, was sie wollen. Der Sheriff sieht weg.«

»Das haben wir auch gesehen. Na, vielleicht begegnen wir diesem Kerl auch noch. Er war nur zu weit weg, ich würde ihn nicht wiedererkennen. Du, Comanche?«

Comanche schüttelte den Kopf.

»Nein, so genau habe ich den nicht erkennen können.«

Johnny gab dem Jungen das Geld und noch zwei Quarter Trinkgeld. Der Junge bedankte sich und rief ihnen nach: »Das beste Essen gibt es drüben im Hotel, Sefiores!«

»Erst trinken wir einen«, meinte Comanche.

 

 

3. Kapitel

 

Der alte Rip Canning, dem dieser Saloon gehörte, stand vor einem der Spieltische, als Johnny und Comanche eintraten. Zufrieden sah der Alte auf seine bildhübsche Tochter, die gerade ein volles Tablett mit gefüllten Schnapsgläsern an einen langen Tisch trug, an dem acht Cowboys einer Ranchmannschaft saßen und nach dem Essen nun trinken wollten.

An der Theke lehnten drei Männer aus der Stadt, unter ihnen der Schuhmacher, der aussah wie ein Fass auf Beinen, massig und groß, den unheimlichen Bauch an die Einfassung des Tresens gestemmt.

Rip Canning humpelte auf seinem Holzbein zur Theke zurück, und seine Tochter warf einen schnellen Blick auf Johnny, der ihr zulächelte. Sie lächelte zurück und wäre um ein Haar gegen den Rücken von Tom Tumberley geprallt, der mit seiner Mannschaft hier am Tische saß.

»Hoppla, Kate, du willst uns doch nicht mit Schnaps taufen?«, rief der hagere Rancher und nahm Kate das Tablett mit den Gläsern ab.

»Sie ist heute zu sehr in Fahrt«, meinte einer der Cowboys, und alle lachten.

Kate machte ein spitzbübisches Gesicht und erwiderte kokett: »Ihr glaubt doch nicht, dass euer Anblick mich so in Fahrt gebracht hat, wie?

---ENDE DER LESEPROBE---