Von Verzweiflung getrieben - Glenn Stirling - E-Book

Von Verzweiflung getrieben E-Book

Glenn Stirling

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Beschreibung

Einem Mann wurde übel mitgespielt und dafür beschloss er, sich zu rächen. Seine Rache war aber ein noch viel schlimmeres Verbrechen als das, wofür er büßen sollte. Er scheute sich auch nicht, das Leben Unschuldiger auszulöschen. Colorado war ihm jedoch auf der Spur …

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Glenn Stirling

 

 

Von Verzweiflung getrieben 

 

 

Western-Edition 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors

© Copyright dieser Lizenzausgabe by XEBAN-Verlag

www.xebanverlag.de

Verlag: Xeban-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang; [email protected]

Lizenzgeber: Edition Bärenklau / Jörg Martin Munsonius

www.editionbaerenklau.de

Cover: © Copyright by Steve Mayer mit einem eigenen Motiv von edeebee, 2024

Korrektorat: Frank Schmidt

 

Alle Rechte vorbehalten!

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt beim XEBAN-Verlag. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Von Verzweiflung getrieben 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Glenn Stirling 

 

Das Buch

 

 

Einem Mann wurde übel mitgespielt und dafür beschloss er, sich zu rächen. Seine Rache war aber ein noch viel schlimmeres Verbrechen als das, wofür er büßen sollte. Er scheute sich auch nicht, das Leben Unschuldiger auszulöschen. Colorado war ihm jedoch auf der Spur …

 

 

***

Von Verzweiflung getrieben

 

Western von Glenn Stirling

 

 

1. Kapitel

 

Barry Elm verbrachte den letzten Morgen seines abwechslungsreichen Lebens damit, dass er auf einem schwankenden Brett in halber Höhe des Wasserturmes saß und die Außenwand mit roter Grundfarbe anpinselte. Neben diesem zehntausend Gallonen Wasser fassenden Turm stand ein zweiter und zusammen mit einer baufälligen Hütte, in der sich der Telegraf befand, schimpfte sich das Ganze: Blockstelle Kiowa Springs der El Paso und Panhandle Railroad Company. Wer den Alten so sitzen sah, in abgetragener Kleidung, unrasiert und waffenlos, der wäre wohl kaum auf die Idee gekommen, dass Elm früher US-Marshal gewesen war. Elm war groß, grobknochig, hatte dichtes, graues Haar, das an den Schläfen weiß wurde, und die Sechzig schon ein paar Jahre überschritten. Das Gerüst, auf dem er saß, ragte gut sieben Meter über den Boden und Elm hatte auf einer brüchigen Strickleiter hinaufsteigen müssen, was ihm umso schwerer fiel, als sein linkes Bein vor Jahr und Tag von einem Indianerpfeil zerschossen worden war.

Aus diesem Grunde ließ er einen ellenlangen Fluch vom Stapel, als das metallische Hämmern des Telegrafen an sein Ohr drang. Missmutig warf er den Pinsel in den Farbtopf und machte sich an den Abstieg.

Wird wieder so eine verdammte Routinemeldung sein, dachte er, als er die Strickleiter hinabkletterte. Der Sowieso Zug stoppt zu der und der Zeit in Kiowa Springs, um Wasser aufzunehmen. 

Well, das war sein Job: die Bedienung des Telegrafen und die Versorgung der Wassertürme, und Barry war froh, dass er ihn hatte. Weniger, weil er die paar Dollar nötig hatte, die diese Beschäftigung ihm einbrachte, aber er war einfach nicht der Typ, der sich in seinen alten Tagen auf die faule Haut legte und den lieben Gott einen frommen Mann sein ließ. Unten angekommen, humpelte er über den aus Schlacke und Steinen aufgeschütteten Bahndamm auf die Hütte zu, riss die Tür auf und blieb schwer atmend vor dem Tisch stehen, auf den der Telegraf montiert war. Er legte den Schalter auf »Geben« um und morste seine Empfangsbereitschaft durch. Dann griff er zu einem Bleistiftstummel, um die ankommenden Zeichen in Buchstaben zu übertragen.

»AN BARRY ELM KIOWA SPRINGS BLOCKSTELLE«, tickte es aus dem Apparat. Es war also eine persönliche Botschaft und keine Eisenbahnmeldung. Barry kratzte sich mit dem Stift hinterm Ohr. Schon seit Monaten hatte er kein Telegramm mehr bekommen. Genauer gesagt, seit dem Zeitpunkt nicht mehr, da der Vorstand ihm zum Jahresende die Glückwünsche der Eisenbahn übermittelt hatte.

Vielleicht ist es meine Entlassung, dachte Elm, weil ich zu alt für den Job bin. Doch das war es nicht.

»ANKOMME MIT GÜTERZUG 667 VON EL PASO UM 3 UHR 20 BRINGE DEINEN LIEBLINGSWHISKY BLUE SKY BOURBON MIT COLORADO.«

Barry wurden die Augen feucht, als er durchgab, dass er die Meldung verstanden habe.

Colorado, dachte er. Mein Gott, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen. Er hatte Colorados Laufbahn von Anfang an verfolgen können. Barry war dabei gewesen, als Colonel Houston Colorado vereidigt hatte. Und er war an seiner Seite, als ihn der Kiowa verwundete. Er hatte nicht mehr lange gelebt, dieser rothäutige Bandit. Colorado hatte ihn in die ewigen Jagdgründe befördert. Und wenn Colorado dies damals nicht rechtzeitig besorgt hätte, würde Barry jetzt nicht die Wassertanks dieser Blockstelle versorgen.

An diesem Tag war Barry zu aufgeregt, um in Ruhe zu frühstücken. Er freute sich auf die Begegnung mit Colorado und schwelgte in Erinnerungen an die schönste Zeit seines Lebens.

Gegen ein Uhr mittags trat er wieder zum Telegrafen, um die für diese Zeit fällige Routinemeldung durchzugeben. Es wurde nichts daraus. Die Leitung nach Warbonnet war tot. Elm überprüfte den Apparat, aber der war in Ordnung. Es half alles nichts. Er musste sich aufmachen und den Fehler suchen. Da die Leitung nach Pecos funktionierte, konnte nur der nach Westen führende Draht unterbrochen sein. Und aus Erfahrung wusste Barry, dass in neunzig von hundert Fällen die Fehlerquelle im Kiowa-Pass lag, durch den früher die Bahnlinie führte. Man hatte sie schon seit vielen Jahren umgelegt, weil die Strecke zu gefährlich war. Nur noch der Draht der Telegrafenleitung nahm seinen Weg durch das Gebiet. Und oft kam es vor, dass einer der Masten durch einen Erdrutsch stürzte oder eine Steinlawine den Draht durchschlug.

An einem anderen Tag wäre Barry nicht ungern auf Störungssuche gegangen. Brachte ihm doch so ein Ritt durch die Berge Abwechslung in das Einerlei seines Alltages. Doch ausgerechnet heute, wo Colorado kommen sollte, ging ihm die Störung verdammt gegen den Strich.

Missmutig trat er aus der Hütte und sattelte seinen Wallach, ein altes, fett gewordenes Tier, mit dem man kein Rennen mehr gewinnen konnte. Als er die Packtaschen mit dem Werkzeug holte, kritzelte er auf die Rückseite eines alten Telegrammformulars eine Nachricht für Colorado auf das Papier.

»Bin auf Störungssuche«, schrieb er. »Tut mir leid, dass ich Dich nicht getroffen habe. Vielleicht klappt es ein anderes Mal. Viele Grüße, Dein Barry.«

Dann machte sich Elm auf den Weg. An den Wassertanks füllte er seine Feldflasche an einem Überlaufhahn auf und trabte los, in Richtung auf den Kiowa Pass. Sein Blick hing am Draht der Telegrafenleitung und verfolgte sie. Für ihn stand fest, dass sein Treffen mit Colorado ins Wasser fiel, denn vor morgen früh würde er kaum zu seiner Hütte zurückkehren.

Umso überraschter war er und umso mehr freute er sich, als er die Fehlerquelle kaum hundert Meter von der Hütte entfernt entdeckte. Dicht an einem der Masten war der Draht gerissen und baumelte nun lose herunter. Das Ende lag auf den Zweigen eines Busches, er brauchte sich nicht einmal danach zu bücken.

Aber das Gefühl der Freude, Colorado nun doch zu sehen, machte bald dem Misstrauen Platz.

Wieso, fragte sich Elm, bricht hier an diesem geschützten Platz der Draht?

Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als er eine Bewegung in den Büschen sah, dort, wo der Mast stand, an dem die Leitung unterbrochen war. Sein Pferd warf den Kopf auf und wieherte. Es begrüßte die beiden Pferde, die von ihren Reitern jetzt ins Freie getrieben wurden. Sie waren nicht weiter als zwanzig Meter von Barry entfernt.

Der eine der beiden war ein rothaariger Bursche, der an die vierzig sein mochte. Er trug eine nussbraune Jacke, einen schwarzen Stetson; der Sattel seines Pferdes und das Zaumzeug waren reich mit Silber beschlagen. Der andere trug Cowboykleidung, war unrasiert und hatte nur ein Auge. Über dem anderen trug er eine schwarze Klappe.

Aber nicht das war es, woran sich Elms Blick festsaugte. Der Einäugige hatte eine Drahtschere am Sattelhorn hängen, und damit stand für Barry fest, dass die Leitung nicht gerissen, sondern absichtlich durchschnitten worden war. Und die beiden Reiter hatten es wahrscheinlich nur deshalb getan, um ihn aus seiner Hütte zu locken.

Wenige Schritte vor ihm zügelten sie ihre Pferde. Gewohnheitsmäßig ließ Barry seinen Blick über die Kruppen ihrer Gäule schweifen und hielt nach einem Brandzeichen Ausschau, doch er konnte keines entdecken.

»Habt ihr den Draht durchgeschnitten?«, fragte Elm, nur um etwas zu sagen.

Der Rotkopf holte gemächlich einen 45er Colt aus dem Holster und richtete die Mündung auf Barry.

»Stimmt, Oldtimer«, sagte er. »Du wirst die Leitung jetzt wieder in Ordnung bringen. Wie ich sehe, hast du Steigeisen dabei. Pete hier hat keine Lust, den Mast zum zweiten Mal zu besteigen.«

Wut erfüllte Barry Elm, denn er trug keinen Colt. Die einzige Waffe, die er besaß, war eine Winchester, die der Eisenbahnverwaltung gehörte und mit der er hin und wieder Kojoten schoss.

Der Einäugige, den der andere Pete gerufen hatte und der Rothaarige glitten aus den Sätteln und kreisten Elm ein.

»Los, runter vom Gaul und hinauf auf den Mast, Oldtimer!«, kommandierte Pete. Elm stieg vom Pferd, legte den Sicherheitsgurt und die Steigeisen um und ging breitbeinig zum Mast.

»Warum, zum Teufel, habt ihr die Leitung gekappt?«, fragte Barry.

Der Rothaarige lachte auf.

»Wir mussten verhindern, dass du auf den Gedanken kommst, etwa über den Draht durchzugeben, dich hätten zwei Reiter besucht«, sagte er. »Jetzt hast du keine Gelegenheit mehr dazu.«

In diesem Augenblick hatte Barry Elm zum ersten Mal das Gefühl, dass ihm Gefahr drohte. Der Ex-Marshal dachte an alles Mögliche. Die beiden mochten Eisenbahnräuber sein, die den Frachtzug 667 überfallen wollten. Doch er ließ diesen Gedanken wieder fallen. An der Lokomotive des Zuges 667 hingen nur leere Viehwagen, und der nächste Postzug kam in frühestens einer Woche.

Was also wollten die beiden Burschen? Barry konnte sich keinen Vers machen aus ihrem merkwürdigen Verhalten. Kopfschüttelnd nahm er das Leitungsende auf und begann, den Mast emporzuklettern.

Als er sich auf halber Höhe umblickte, sah er, wie der Rothaarige, sein Pferd am Zügel führend, hinüber zu den Wassertanks lief. Er band es an einen der eisernen Streben fest, die den Fuß der Anlage bildeten, und ging zur Hütte. Vor der Tür blieb er stehen und las offenbar die Mitteilung, die Elm für Colorado hinterlassen hatte. Der andere, Pete, holte jetzt seinen Colt aus dem Holster und ließ ihn um den ausgestreckten Zeigefinger wirbeln.

»Was hat dein Partner in meiner Hütte zu suchen?«, fragte Barry, als er oben angelangt war und begann, die durchschnittenen Enden wieder miteinander zu verbinden.

Der Einäugige grinste.

»Ich schätze, er wird nachsehen, was du gegessen hast«, antwortete er ironisch.

Barry biss sich auf die Lippen und beendete schweigend seine Arbeit. Dann kraxelte er wieder den Mast hinab, band sich seine Steigeisen ab und verstaute sein Werkzeug.

Der Rothaarige verließ jetzt die Hütte, schwang sich in den Sattel seines Pferdes und kam heran getrabt

»Colorado kommt mit diesem Zug«, rief er schon von weitem. »Der Alte hat ihm eine Nachricht hinterlassen. Es stimmt also, was Todd uns gesagt hat, Partner.«

Elm bekam ein kribbelndes Gefühl zwischen den Schulterblättern. Was wollten die Burschen von Colorado? Irgendwie hatten sie herausgekriegt, von irgendjemand, der Todd hieß, dass Colorado im Abteil des Begleitpersonals des Güterzuges 667 war.

»Was habt ihr vor?«, fragte Barry tonlos.

»Oh, nichts weiter, Opa«, antwortete der Rothaarige. »Wir wollen nur verhindern, dass ein bestimmter Schnüffler Warbonnet erreicht. Aus diesem Grund habe ich mir diesen Weichenschlüssel aus deiner Hütte geholt.«

Barry erstarrte. Der Weichenschlüssel, den der Bursche in der Hand hielt, war ihm nur zu gut bekannt. Der Schlüssel war rot angestrichen und nicht zu verwechseln. Er passte in die Weiche am Kiowa-Pass.

»Was meinst du wohl, Oldtimer, wird passieren, wenn wir die Weiche am Pass umstellen?«, fragte Pete zynisch.

Elm schluckte.

»Der Zug würde in den Seco Canyon stürzen«, erwiderte Barry mechanisch.

»Die Kurve nach der Weiche zum Kiowa Pass ist unheimlich steil. Der Zug würde entgleisen und über die Wand gehen.«

Es geht zweihundert Meter hinunter, dachte Elm. Das überlebt keiner. 

»Siehst du«, fuhr Pete fort. »Das haben wir uns auch gesagt. Es ist die sicherste Art, um diesen verdammten Bullen auszuschalten.«

Barry hatte das Gefühl zu träumen. Was dieser Bursche da sagte, konnte einfach nicht wahr sein. Wie gebannt starrte er auf den Weichenschlüssel in der Hand des Rothaarigen, den dieser zwischen Daumen und Zeigefinger gepackt hielt und wie einen Wurstzipfel vor Elms Augen baumeln ließ.

Jetzt schwang sich auch Pete in den Sattel, trieb sein Pferd an Elms Wallach heran und griff nach dessen Zügeln.

»Come on, Oldtimer«, sagte er. »Du reitest mit uns hinauf zum Pass.«

Was das zu bedeuten hatte, wusste Barry. Sie wollten tatsächlich den Güterzug über die Wand gehen lassen, um Colorado zu vernichten. Und nicht nur Colorado und die Zugbegleiter. Sie hätten kaum so offen zu ihm gesprochen, wenn sie die Absicht gehabt hätten, ihn leben zu lassen. Der Ex-Marshal wusste in diesem Moment, dass er so gut wie tot war. Seine Hände zitterten, als er nach dem Sattelhorn griff, um sich in den Sattel zu ziehen.

»Wir werden es so einrichten, dass man glaubt, du hättest den Zug entgleisen lassen«, sagte der Rothaarige. »Jeder wird das annehmen, denn es gibt keinen, der weiß, dass wir hier überhaupt in der Gegend waren.«

Ein nie gekanntes Gefühl der Hilflosigkeit erfasste Elm. Der Güterzug würde die Weiche mit einer Geschwindigkeit von sechzig Meilen in der Stunde passieren. Wenn er bei diesem Tempo entgleiste, flog er unweigerlich in den Abgrund und landete im Fluss.

Nein, es gab keine Rettung, soweit er die Sache übersehen konnte. Der Zugführer würde seine Abwesenheit nicht für ungewöhnlich halten, wenn er die Notiz las, die er an die Tür geheftet hatte. Und diese Nachricht würde es auch sein, die tatsächlich den Verdacht auf ihn lenkte. Es war ein teuflischer Plan, den sich die beiden Halunken da ausgedacht hatten.

»Hört zu«, sagte Barry. »Ihr könnt doch nicht ein Dutzend Leute töten, nur um einen Marshal zu beseitigen.«

»Was du nicht sagst«, kicherte Pete. Und zu dem anderen gewandt: »Der Oldtimer möchte nicht, dass der Zug entgleist, Red.«

»Der Zug entgleist«, sagte Red. »Schade, dass er es nicht sehen kann, wie er über die Felswand geht. Muss einen verdammt hübschen Knall geben. Also, ich würde mir den Anblick um keinen Preis der Welt entgehen lassen.«

Barry biss die Zähne zusammen. Er kletterte endlich in den Sattel seines Wallachs und nahm Pete die Zügel aus der Hand. Dann trieb er das Pferd mit einem Schenkeldruck vorwärts. Er hatte eingesehen, dass es zwecklos war, mit diesen Burschen zu diskutieren.

Elm hatte bis zu diesem Tag und bis zu dieser Stunde angenommen, dass er hier in Kiowa Springs einen ruhigen Job hatte. Jetzt bereute er zutiefst, keine Waffe bei sich zu haben. Trotzdem wollte er alles versuchen, um dieses Verbrechen zu verhindern.

Red und Pete hatten ihre Colts in die Holster zurückgesteckt. Der alte Mann war ihnen sicher, und der Gaul sah auch nicht so aus, als könne er ihnen davonlaufen.

Sie redeten nicht viel, als sie mit Elm hinauf zum Kiowa-Pass ritten. Sie waren nur darauf bedacht, dass er keinen zu großen Vorsprung gewann.

An der Bahnstrecke entlang ritten sie bis zu jener Stelle, wo sich die Weiche befand. Die frühere Linie, die direkt durch den Pass führte, wurde seit Jahren nicht mehr benutzt, weil die Kurven zu eng, die Gefahr von Steinschlägen zu groß für die Züge gewesen war. Man hatte deshalb auch einen Prellbock angebracht. Vorn an der Weiche war der Stellhebel umgelegt. An seinem Ende befand sich eine rote Scheibe. Sie lag quer über dem stillgelegten Schienenstrang.

»Meinst du, dass ihnen der Prellbock was hilft?«, fragte Red und glitt aus dem Sattel.

Pete zuckte die Schultern.

»Ob der Zug hier oder ein Stück weiter aus den Schienen fliegt, bleibt sich meiner Meinung nach gleich«, sagte er. »In den Abgrund segelt er auf alle Fälle.«

Trotzdem ging Red zu dem Prellbock, trat dagegen und rüttelte daran.

»Viel hält der nicht aus«, sagte er und kam zurück. Jetzt schob er den Weichenschlüssel in die dafür vorgesehene Vorrichtung, drehte ihn herum und legte die Weiche um.

»Siehst du, Oldtimer«, meinte er und klopfte sich die Hände an den Hosen ab. »So einfach ist das, einem Güterzug das Fliegen beizubringen.

---ENDE DER LESEPROBE---