Abgekartetes Spiel - Glenn Stirling - E-Book

Abgekartetes Spiel E-Book

Glenn Stirling

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Beschreibung

New Mexico … Magdalena County …
Das Reich Howard Dickens’, des mächtigsten und reichsten Ranchers, beginnt zu zerbröckeln. Jemand scheint es darauf abgesehen zu haben, den ungekrönten König der Savanne in die Knie zu zwingen.
Dickens’ Gegner haben jedoch einen Faktor nicht in ihre Rechnung einbezogen: den US-Assistant-Marshal Steve Screen. Wenn der Hilfsmarshal auch ein Einzelgänger ist und eine ganz andere Spur verfolgt, so stellt er sich doch auf die Seite des Ranchers, obwohl dieser nicht gerade Sympathien für ihn hegt.
Beider Gegner ist José Zamorra, ein mexikanischer Bandenführer, der seine im Magdalena-County lebenden Landsleute aufwiegelt. Dieser Mann kann Steve Screens jedoch nicht täuschen, der Marshal sieht mehr hinter den Verbrechen des Mexikaners und zieht seine Schlüsse …

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Glenn Stirling

 

 

Abgekartetes Spiel

 

 

 

 

Western-Roman 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors

© Copyright dieser Lizenzausgabe by XEBAN-Verlag.

Verlag: XEBAN-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang; [email protected]

Lizenzgeber: Edition Bärenklau / Jörg Martin Munsonius

www.editionbaerenklau.de

Cover: © Copyright by Steve Mayer nach Motiven, 2024

Korrektorat: Roland Heller

 

Alle Rechte vorbehalten!

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt beim XEBAN-Verlag. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Abgekartetes Spiel 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

Über den Autor Glenn Stirling 

Eine kleine Auswahl der Romane von Glenn Stirling 

 

Das Buch

 

 

 

New Mexico … Magdalena County …

Das Reich Howard Dickens’, des mächtigsten und reichsten Ranchers, beginnt zu zerbröckeln. Jemand scheint es darauf abgesehen zu haben, den ungekrönten König der Savanne in die Knie zu zwingen.

Dickens’ Gegner haben jedoch einen Faktor nicht in ihre Rechnung einbezogen: den US-Assistant-Marshal Steve Screen. Wenn der Hilfsmarshal auch ein Einzelgänger ist und eine ganz andere Spur verfolgt, so stellt er sich doch auf die Seite des Ranchers, obwohl dieser nicht gerade Sympathien für ihn hegt.

Beider Gegner ist José Zamorra, ein mexikanischer Bandenführer, der seine im Magdalena-County lebenden Landsleute aufwiegelt. Dieser Mann kann Steve Screens jedoch nicht täuschen, der Marshal sieht mehr hinter den Verbrechen des Mexikaners und zieht seine Schlüsse …

 

 

***

Abgekartetes Spiel

 

 

Western-Roman von Glenn Stirling

 

 

1. Kapitel

 

Wer sich mit einem Berufsspieler einlässt, muss damit rechnen, betrogen zu werden. Und er muss damit rechnen, dass solche Leute nicht gerade zimperlich sind. Und wenn man viertausend Dollar verspielt, sollte man nicht die Nerven verlieren – wie Jack Dickens.

Berufsspieler wie Billy Lonford, genannt der »schöne Billy«, sind besonders gefährlich – eine Tatsache, von der sich Jack Dickens überzeugen lassen muss. Gestern hat ihm der »schöne Billy« die viertausend Bucks abgenommen, und nun will Dickens sie ihm heute – hier am Fluss – wieder abnehmen. Mit dem Revolver in der Hand.

Billy hat die Hände erhoben, und das macht Jack Dickens so mutig, von hinten an ihn heranzutreten und ihm die Brieftasche abzunehmen. Doch dann passiert es: Der Spieler wirft sich herum, ein Schlag lässt den Revolver davonwirbeln. Jack Dickens bekommt einen Hieb ins Gesicht und geht zu Boden. Und als er sich aufrichtet, weist die Mündung seines eigenen Revolvers auf seine Stirn.

In diesem Moment peitscht ein Gewehrschuss auf. Der Colt wirbelt davon …

Steve Screen hat die beiden schon eine ganze Zeit beobachtet. Er kennt sie, weiß auch, dass sie gestern gepokert haben. Aber wenn auch die beiden Männer nicht viel taugen, einen Mord kann er nicht zulassen. Und Billy würde schießen, dessen ist sich Steve Screen sicher.

Während Billy seine blutende Hand schlenkert, sieht Jack Dickens eine Chance für sich. Er springt auf und greift nach Billys Colt.

Steve schießt noch einmal. Und diesmal klatscht das Geschoß haarscharf neben Jacks Fuß.

Jack hat begriffen. Er richtet sich auf, blickt sich nach allen Seiten um. Auch Billy denkt nicht mehr an seinen Kampf gegen Jack. Er ist völlig mit seiner verletzten Hand beschäftigt.

Langsam geht Steve den Hang hinunter. Das verwaschene blaue Hemd sitzt straff auf dem muskulösen Körper. Auf der linken Brustseite ist ein von der Witterung stumpf gewordenes Abzeichen aufgesteckt. US Assistant Marshal steht darauf.

Steve Screen, US-Hilfsmarshal, ist achtundzwanzig Jahre alt. Seinem Gesicht nach, wetterbraun und harthäutig, könnte man ihn für älter halten. Die ihn kennen – und das sind nicht wenige – nennen ihn einen ›ganz gefährlichen Spürhund‹. Dieser Steve Screen gehörte vor wenigen Jahren noch den Texas Rangers an. Eigenwillig wie er war, geriet er in Streit mit einem Offizier, wurde bestraft und verließ daraufhin die Truppe. Die texanischen Banditen atmeten auf, denn Screen, der Banditenjäger, ging nach Arizona. Dort empfing man ihn mit offenen Armen. Er säuberte zwei Städte von Banditen und wurde vom Provost Marshal zum US Assistant Marshal vorgeschlagen. Das ist der Mann, der jetzt hinunter zu Jack Dickens und Billy Lonford geht.

Sie erkennen ihn alle beide. Offenbar beeindruckt es sie auch, denn sie stehen reglos, bis er vor ihnen angelangt ist.

Lächelnd betrachtet er den schönen Billy. »Na, mit der Pfote spielst du nicht mehr falsch. Schnall ab, Bill!«

Billy sieht ihn wütend an. »Wir sehen uns wieder! Und dann spicke ich dich mit heißem Blei, du Bluthund!«

Ungerührt wendet sich Steve Jack Dickens zu. »Geh zu ihm und hol die Viertausend Bucks aus seiner Tasche!«

Jack grinst zufrieden und befolgt Steves Befehl. Vielleicht denkt er, Steve würde ihm die viertausend Dollar lassen.

Der schöne Billy ist da völlig anderer Ansicht. »Eh, das gibt es nicht. Auch als Marshal hast du kein Recht, mir das Geld abnehmen zu lassen. Es ist erspielt und …«

»Und?«, näselt Steve geringschätzig. »Nimm es ihm ab, Jack! Und dann bringst du’s mir! Bill, schnall den Waffengurt endlich ab, bevor ich es tue!«

Der Gewehrlauf schwenkt herum. Das genügt Billy. Er schnallt ab.

Jack hat indessen die Brieftasche in den Händen.

»Zähl die viertausend Dollar ab! Den Rest gibst du ihm wieder«, befiehlt Steve.

»Und wenn du zehnmal ein verdammter Polizist bist, ich werde dich drankriegen! Du hast kein Recht, mein Geld …« Billy bebt vor Wut.

Doch Steve bleibt ruhig. »Komm wieder runter von der Leiter, Dummkopf! Gegen mich richtest du nichts aus … Bist du fertig mit dem Zählen, Jack?«

Der will die viertausend Dollar einstecken.

»Langsam, mein Freund, langsam. Das Geld bringen wir einem gewissen Mr. Howard Dickens wieder, dem es in seiner Kasse fehlt. Der weiß noch nicht, wer es ihm gestohlen hat. Komm, Jackie, du missratenes Küken! Her mit den Fröschen!«

Widerwillig nähert sich Jack. »Was willst du überhaupt von mir, Screen?«

»Dein Vater, der große König von Magdalena, sucht seine viertausend Bucks. Und weil er ein guter Steuerzahler ist, mussten wir ihm beim Suchen helfen. Wer weiß, wann ich das Geld gefunden hätte, wenn du nicht so leichtsinnig wärst. Einer, der so auffällig Spuren hinterlässt und so große Einsätze im Spiel wagt, fällt auf. Außerdem warst du ja auch als vermisst gemeldet. Dein Vater denkt eben an alles, mein Junge. Und nun brauche ich dich und deine viertausend Bucks. Was dagegen, Kleiner?«

Jack steht mit hängenden Schultern vor ihm.

»Ich gehe nicht mit«, erklärt er.

»Du Würstchen«, erwidert Steve, abfällig lächelnd. »Solche halbe Portionen verdrückte

ich als Vierzehnjähriger. Menschenskind, gegen dich ist der schöne Billy geradezu ein ganzer Kerl. Aber so ist es eben, wenn ein Vater im Geld erstickt. Aus den Söhnen wird nichts. Und du, Jack, du endest garantiert im Sumpf. Du riechst jetzt schon danach.« Er spuckt angewidert aus.

Der aalglatte Billy grinst triumphierend. »Du gefällst mir besser, Screen. Vielleicht überlegst du dir noch, ob der Bursche die viertausend Böcke nicht zu Recht verloren hat.« Lauernd blickt er Steve an.

Der schüttelt den Kopf. »Deine Methoden kenne ich schon länger. Los, Kleiner, hol die beiden Gäule, und dann in die Sättel!« Er gibt Jack einen Wink.

Der wirft einen missmutigen Blick auf Steve, sieht hinüber zu Billy und geht.

Steve hat das Zwinkern bemerkt, mit dem Jack Billy etwas mitteilen wollte.

»Screen, was willst du mit mir anstellen?«, fragt er und grinst harmlos.

»Nichts, du kannst verschwinden, wenn Jack deinen Gaul bringt.«

»Well, dann sehen wir uns sicher sehr bald wieder. Das nächste Mal habe ich das Eisen eher in der Hand als du!«

»Das war sogar diesmal der Fall, und das nächste Mal nützt es dir auch nicht … Hierher mit den Gäulen!« Steve blickt zu Jack hinüber, der einen Umweg mit den beiden Tieren machen will.

Billy hat auf diesen Augenblick gewartet. Mit seiner gesunden Linken fasst er unter die Jacke und reißt einen doppelläufigen Derringer heraus. »Hei, und nun ist Schluss, Screen!«, stößt er heiser hervor.

Der Marshal erfasst seine Situation sofort. Zwanzig Schritt entfernt steht Jack neben den Pferden. Er braucht nur zuzugreifen und kann sein Gewehr aus dem Scabbard des Sattels ziehen.

Zehn Schritte weiter links, viel zu nahe vor Steve, hat Billy den Derringer im Anschlag.

Steve wird mit seinem Gewehr nichts ausrichten können, nicht auf eine so geringe Entfernung. Billy ist im Vorteil, und es sieht so aus, als würde Jack mit seinem ehemaligen Gegner gemeinsame Sache machen.

»Lass das Langrohr fallen, Screen!«, befiehlt Billy.

Steve beugt sich leicht vor. »Hm, diesmal sind deine Karten verdammt echt, Bill. Spiel sie aus!« Er lässt das Gewehr fallen, springt mit einem Satz rückwärts. Die Hände zucken blitzartig zu den Revolverkolben.

Bellend kracht der Derringer …

 

*

Es ist eine lange Tafel. Zehn Männer und Frauen sitzen daran und essen. Am Kopfende thront Howard Dickens. Ein Mann wie ein Schrank, mit grauen, eiskalten Augen, einer Adlernase, grauem Vollbart und buschigen, dunklen Brauen.

Als er fertig ist, steht er auf, dreht sich ostentativ um und wischt sich die Hände am ledernen Hosenboden ab.

Schwer tappen seine Stiefel über das glänzende Parkett. Ein farbiger Diener reißt die Tür auf. Howard Dickens stapft hinaus und tritt auf die Veranda.

Hinter ihm hebt im Speisesaal ein Geplapper und Debattieren an. Er weiß, dass sie über ihn sprechen. Aber es regt ihn nicht auf.

Unten am Windrad steht der Vormann.

Dickens lehnt sich über die Brüstung. »Hagerty!«

Die untersetzte, muskelbepackte Gestalt erwacht aus ihrer Bewegungslosigkeit. »Yeah, Boss!«, klingt es herüber.

Dickens lacht in sich hinein, als er diese bullige Gestalt auf den krummen Beinen daherkommen sieht.

Hagerty ist vor der Veranda angelangt. »Boss, ich komme eben von der kleinen Acro zurück. Wir haben die Spuren verfolgt. Die Rustler haben zehn Mann im Sattel gehabt.«

»Wieviel waren von uns im Camp?« Der eiskalte Blick Dickens’ richtet sich starr auf Hagertys Augen. Dem bulligen Vormann behagt das offenbar nicht. Er zwinkert und schluckt.

»Sie waren … äh … sechs Mann waren sie, Boss«, stottert er.

»Das darf doch nicht wahr sein«, erklärt Dickens ruhig. Doch jetzt hebt er die Stimme und brüllt Hagerty ins Gesicht: »Sechs gut bezahlte Cowboys, sechs Burschen, die bei mir gelernt haben, nicht nur auf dämliches Rindvieh aufzupassen, sondern auch mit dem Colt umzugehen. Sechs dieser Männer lassen es einfach zu, dass zehn verlauste Greaser uns hundert Stück Vieh abtreiben!«

»Boss«, erwidert Hagerty in weinerlichem Ton, »Boss, Wilkens und Torrenton sind tot, Blerny schwer verwundet. Die Boys taten, was sie konnten, aber irgendwie ging ihnen alles schief. Ich habe …«

»Du hast nichts! Du bist ein ausgemachter Trottel, Hagerty!«, grollt Dickens. Leiser spricht er weiter: »In deiner verdammten Crew hat sich was festgesetzt. Diese Ansammlung von Muttersöhnchen macht sich die Hosen voll, wenn ein Greaser nur auftaucht. Zum Teufel, Hagerty, ich glaube, du gibst deiner Mannschaft zu viel zu essen! Sie werden fett und faul, deine reitenden Stinktiere! Aber das wird anders, ola, es wird verdammt schnell anders. Ich will die Crew selbst in die Hand nehmen. Nur für ein paar Wochen, und auch über den Round-up hinweg. Und dann wirst du sehen, mein Junge, wie ich aus dieser Herde lausiger Affen eine Mannschaft schmiede, mit der man den Teufel aus der Hölle angelt … Wo steht die Südherde?«

»Sie wird gerade auf die große Acro getrieben, Boss«, erklärt Hagerty. Er ist blass, dieser massive Schläger. Sieht er schon im Geiste die grinsenden Gesichter seiner Männer? Wie sie ihn verhöhnen, weil er nicht mehr Vormann ist? Oder denkt er daran, dass er von nun an wieder mit zweihundert Dollar im Jahr zufrieden sein muss, statt vierhundert zu verdienen wie ein Vormann?

Dickens glaubt, dass Hagerty an beides denkt. »Du bleibst Vormann. Und du bekommst weiter deinen Lohn. Aber von heute an gebrauchst du deine Pfoten. Wer nicht spurt, kriecht am Boden. Hast du das begriffen, Hagerty?«

In Hagertys Gesicht leuchtet es auf. »Ich habe begriffen, Boss. Ich werde alles tun, was ich …«

Dickens winkt ab. »Geschenkt. Tu es, statt zu schwatzen!« Er will schon weggehen, da dreht er sich noch einmal zu Hagerty um. »Zehn Greaser, sagst du? Kommt dir eine Idee, wer sie anführt?«

»Es muss ein schlauer Kopf sein. Er hat es so raffiniert ausgedacht, dass unsere Boys auf alle Tricks hereingefallen sind.«

»Ich weiß nicht, warum ich nicht so einen Kopf als Vormann habe. Sind denn nur die Banditen schlau? Habt ihr eure Grütze in den Zehen sitzen? Mein Pferd, Hagerty!«

Hagerty schnauft erleichtert, dreht sich um und spurtet zum Korral hinüber.

Zwei Mexikaner schrecken verstört auf.

Hagerty schlägt ihnen die Köpfe aneinander.

»Ihr verdammtes Greaserpack, sattelt den Hengst des Bosses, Pronto!«, brüllt er.

Dickens beobachtet das von der Veranda aus. In seinem Gesicht regt sich nichts.

Trippelnde Schritte nähern sich dem Rancher von hinten. »Daddy«, sagt eine Mädchenstimme, »ich wollte dich fragen …«

Er sieht sich um. May steht vor ihm, seine vierundzwanzigjährige Tochter.

Sie sollte endlich einen Mann finden, denkt er. Es ist Zeit, dass sie Kinder zur Welt bringt und einen Haushalt führt.

Mays Anblick reißt ihn aus seinen Gedanken. »Was willst du? Ich habe keine Zeit, beeil dich!«

Sie schlägt den Blick nieder, wird rot, wie immer, wenn er sie so streng ansieht. »Ich wollte wissen, ob du mit … ob du vielleicht …« Sie blickt ihn an, wird noch unsicherer und verhaspelt sich noch mehr.

Er knallt die Faust aufs Verandageländer. »Willst du nun endlich sagen, was du willst und was ich soll?«, faucht er sie an.

Ihre Hände zittern. Sie weicht unwillkürlich einen Schritt zurück. »Heute Abend ist doch die Versammlung für das Fest.«

»Welches Fest?«, fragt er, obgleich er es sehr genau weiß.

Sie blickt ihn betroffen an. »Das Fest am Sonntag. Die Zehnjahresfeier von Magdalena City.«

Er lacht verächtlich. »Meine Feste finden auf der Prärie statt. Mich kümmert dieses aufgeblasene Fest nicht. Solange ich nicht weiß, wo sich mein Sohn herumdrückt, werde ich wenig Sinn für solche lächerlichen Feste haben. Außerdem sind letzte Nacht hundert Rinder gestohlen worden. Aber das interessiert dich ja doch nicht. Los, in die Küche. Ich brauche Proviant für drei Tage. Spute dich und vergiss ja nicht, den Whisky mit feuchten Tüchern einzuschlagen. Ab mit dir!«

Sie geht noch nicht. »Daddy«, sagt sie leise, »ich glaube, Jack kommt bald zurück.«

Er lacht belustigt auf. »So, das glaubst du.«

Sie nickt. »Mr. Screen hat es Leonie fest versprochen, dass er …« Sie bemerkt zu spät, dass sie sich verplaudert hat.

»Moment, May, wer hat das versprochen und wem?«, fährt er sie barsch an.

»Ich weiß nicht mehr genau«, erwidert sie ausweichend.

Er packt sie am Arm. »May, rede jetzt!«

»Er hat es zu Leonie gesagt, bevor er wegritt.«

»Ist sie sein Tagebuch? Gibt es einen besonderen Grund, warum er Leonie solchen Blödsinn vorschwätzt?«

Sie hat Angst. Er sieht es ihr an. Gleich wird sie heulen.

Besänftigend sagt er: »May, hat sie was mit ihm?«

»Sie haben sich gern. Er hat es ihr noch nicht gesagt, aber man sieht es.«

Er nickt. »Man sieht es. Nur ich habe es nicht gesehen. Und ausgerechnet dieser unbedeutende Kerl verdreht Leonie den Kopf.«

»Er ist doch tüchtig. Alle sagen es, Daddy«, erklärt May.

Er lacht. »Ein hoffnungsloser Narr. Ein Niemand. Hilfsmarshal. Was kann er außer schießen? Und der will mir Jack wiederbringen? Ich glaube nicht einmal, dass ich die viertausend Dollar wiedersehe, die mir gestohlen wurden. Ich wette, Jack hat sie aus der Kasse geholt.«

»Daddy! Das würde Jack nie tun«, entfährt es May.

»Du scheinst deinen Bruder nicht zu kennen. Geh und pack den Proviant!«, schnauzt er sie an.

Hagerty steht mit dem Pferd vor der Veranda. Er selbst sitzt auf einem mausgrauen Bronco, der einem Maultier mehr ähnelt als einem Gaul.

»Hol den Proviant, Hagerty!«

Der Vormann treibt sein Pferd an, als gälte es, ein Rodeo zu gewinnen.

Plötzlich ertönt vom Ranchtor her Hufschlag. Dickens dreht sich im Sattel um und sieht einen schwarzgekleideten Reiter auf einem ebenso dunklen Pferd. Ein Mexikaner auf einem Rassetier.

So schwarz wie der Anzug sind auch Augenbrauen, Schnurrbart und Koteletten des Reiters. Dickens schätzt den Mann auf etwa fünfunddreißig Jahre. Und gleichzeitig spürt er auch, dass dieser Mexikaner überdurchschnittlich ist.

Der Fremde lächelt, lüftet den Hut und verbeugt sich leicht im Sattel. Sein blauschwarzes Haar glänzt seidig in der Mittagssonne.

Dickens mustert den Mexikaner wie einen Aussätzigen. Er hasst alles, was aus dem Süden kommt. Ob Hidalgos oder schmutzige, zerlumpte Wetbacks. Er mag keine Mexikaner, verachtet sie.

»Senor, mein Name ist José Zamorra«, erklärt der Mexikaner in akzentfreiem Englisch.

Dickens hebt erstaunt die Brauen. Dieser Bursche spricht bald besser als ich, denkt er. Das riecht geradezu nach Collegeausbildung in den Staaten.

»Ich bin Dickens. Was wollen Sie?«, fragt Dickens knurrig. »Meine Zeit ist Gold wert. Schießen Sie los und machen Sie es kurz!«

Der Mexikaner lächelt, und wie es Dickens scheint, tut er es geringschätzig. »Sie werden Zeit genug für mich haben, Senor. Sehr viel Zeit.«

Dickens atmet geräuschvoll durch die Nase. Zeichen eines bevorstehenden Wutanfalls.

Den Mexikaner Zamorra beeindruckt das offenbar nicht. Er lächelt wieder verbindlich und fährt in seiner Eröffnung fort. »Ich bin gekommen, Senor Dickens, um Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten. Auf dem Land, das Sie bewirtschaften, liegen die Ranchos von vierunddreißig mexikanischen Familien. Alle sind mehr oder weniger von Ihnen abhängig. Nicht eine dieser Familien hat genug Land, um leben zu können. Deshalb sind die Männer gezwungen, bei Ihnen als Ranchhands oder Vaqueros zu arbeiten. Sie tun, wie ich weiß, das nicht gern.

Mein Vorschlag, verehrter Senor Dickens, zielt dahin, diesen mexikanischen Familien das gesamte Land am Fluss abzutreten. Als Gegenleistung sichere ich Ihnen die Unverletzbarkeit Ihres Gebietes zu. Das bedeutet: Kein Bandit wird es wagen, Ihnen nur ein Kalb zu stehlen, geschweige denn eine ganze Herde. Als Ersatz für die Männer, die bisher als Vaqueros und Ranchhands bei Ihnen beschäftigt waren und dann am Fluss Äcker anlegen, biete ich Ihnen fünfzig ihrer Landsleute an, die in Sonora in einem Gefängnis eingesperrt sind. Das heißt, zurzeit arbeiten sie am Bau einer Straße.«

José Zamorra lächelt wieder. Dickens kommt es so vor, als fühle sich dieser unverschämte Mexikaner sicher wie in Abrahams Schoß.

Dickens kann den Anblick dieses grinsenden Mexikaners nicht mehr ertragen. Er treibt sein Pferd an und reitet auf Zamorra zu. Aus dem Sattel will er ihn prügeln und mit der Peitsche vom Hofe jagen.

Zamorra lächelt noch immer. »Falls Sie irgendwelche verrückten Einfälle haben, Senor Dickens, empfehle ich Ihnen, dort hinüberzusehen. Ich glaube, Sie erkennen eine Menge vertrauter Gesichter!«

Zamorra deutet zu den Joshuabäumen hin. Dickens blickt in diese Richtung und sieht an die zwanzig Reiter. Alle sind mit weißen Baumwollanzügen bekleidet, alle haben Gewehre in den Händen, und alle sind Mexikaner. Einige davon gehörten noch gestern zu Dickens Mannschaft.

»Ich brauche nur den Arm zu heben, und sie werden schießen, Senor«, erklärt Zamorra. Und höflich fügt er hinzu: »Ich bin natürlich sicher, mein Verehrtester, dass Sie das alles schon berücksichtigt haben und gerne mit mir verhandeln wollen.«

Dickens schnauft schwer. »Da hast du aber Pech gehabt, du windiger Greaser.«

Ungeachtet der Tatsache, dass zwanzig Gewehrläufe auf ihn zielen, greift Dickens an. Mit seiner rechten Faust schlägt er dem Rappen Zamorras auf die Nase. Der Wallach bäumt sich auf.

Dickens stößt sich geschickt vom Sattel ab und hechtet auf Zamorra zu.

Der rutscht blitzschnell vom Pferd, zieht seinen Colt und drückt ab.

Er verfehlt Dickens.

Bis jetzt ist nur der eine Schuss gefallen. Die Mexikaner drüben zwischen den Joshuabäumen wagen offenbar nicht, Zamorra mit einem Schuss auf Dickens in Gefahr zu bringen.

Dickens hat Zamorra eingeholt, bekommt ihn an der Schulter zu packen und reißt ihn herum. Zamorra ist wendig wie ein Puma. Er wirbelt herum und will den Revolver abdrücken. Aber da landet Dickens einen mit voller Wucht geführten Schlag auf den Oberarm des Mexikaners.

Zamorra verliert den Colt und taumelt ein paar Schritte zurück. Sofort ist Dickens wieder bei ihm, schlägt mit äußerster Kraft zu und trifft Zamorra am Hals. Dem Mexikaner nimmt es die Luft weg. Er wird dunkelrot im Gesicht, schwankt und versucht sich krampfhaft gegen Dickens’ Schläge abzudecken.

Dickens ist kein junger Mann mehr. Mit fünfzig Jahren kann er nicht mehr Zamorras Energie und Ausdauer haben. Dickens weiß das. Er muss Zamorra jetzt schlagen, muss diesen Kampf schnell beenden.

Der Mexikaner ist wie eine Katze. Er ist nicht auf den Boden zu kriegen. Die härtesten Schläge von Dickens bringen ihn einfach nicht von den Beinen.

Da trifft Dickens’ Rechte den Mexikaner voll am Kinn. Zamorra fliegt durch die Luft und

kracht gegen einen Chuckwagen. Schlaff sackt er am Wagen herunter.

In diesem Augenblick krachen die Schüsse. Dickens macht einen Satz auf den Chuckwagen zu, um ihn als Deckung zu benutzen. Ein Geschoß trifft seine Wade. Er spürt, wie es brennend ins Fleisch fährt.

Da ist der Wagen. Mit einem Sprung ist er über die Deichsel hinweg, reißt die Sitzkiste herunter und springt auf das Fahrzeug. Dicht hinter ihm klatschen die Geschosse ins Holz, splittern es auf und hämmern gegen die Beschläge.

Dickens hat Deckung. Die Wagenplanken sind dick. Durch sie wird so leicht keine Kugel dringen.

Er fetzt die Plane mit einem Ruck zur Seite. Als er über den Rand späht, sieht er Hagerty drüben am Küchenfenster. Die Mexikaner liegen verteilt zwischen den Bäumen. Den mit Steinen erhöhten Grabhügel benutzen sie als Deckung.

»Verdammtes Pack«, keucht Dickens. »Auch das noch!

---ENDE DER LESEPROBE---