Texas Wolf Band 78: Die Wüstenfalle - Glenn Stirling - E-Book

Texas Wolf Band 78: Die Wüstenfalle E-Book

Glenn Stirling

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Beschreibung

Höllische Wüstenhitze. Staubteufel und Skorpione. Zu wenig Wasser. Zwei Männer suchen die verschwundene Tochter eines Freundes. Tom Cadburn und sein Gefährte Old Joe, der Sonderling, sind auf einer schier aussichtslosen Mission unterwegs. Schon bald kämpfen sie nur noch um das nackte Überleben. Als sie zu guter Letzt in eine Falle skrupelloser Banditen geraten, scheint alles aus zu sein …

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Glenn Stirling

 

 

Texas Wolf

 

Band 78

 

Die Wüstenfalle

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright © by Author/Edition Bärenklau 

Cover: © Layout by Steve Mayer, 2022

Korrektorat: Antje Ippensen

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau.

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

 

Das Buch

 

 

Höllische Wüstenhitze. Staubteufel und Skorpione. Zu wenig Wasser. Zwei Männer suchen die verschwundene Tochter eines Freundes. Tom Cadburn und sein Gefährte Old Joe, der Sonderling, sind auf einer schier aussichtslosen Mission unterwegs. Schon bald kämpfen sie nur noch um das nackte Überleben. Als sie zu guter Letzt in eine Falle skrupelloser Banditen geraten, scheint alles aus zu sein…

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

Argwöhnisch blickte Tom Cadburn auf die drei windschiefen Bretterhütten inmitten der trostlosen Einöde. Das musste Forgerville sein, wenn der Händler am Rande der Wüste nicht gelogen hatte.

Jetzt schien es, als hätte der Mann einen grimmigen Scherz gemacht. Diese Stadt war von Menschen verlassen.

Tom hielt die Zügel locker, um Storms Kopf Spielraum zu geben. Die Ohren spielten, die Nüstern blähten sich, aber der Hengst machte keinen Schritt vorwärts. Das war der Beweis, dass es in Forgerville auch kein Wasser gab. Storm hätte Wasser gewittert.

Hinter Cadburn erklang ein Prusten, dann folgte ein Laut, der die ganze Enttäuschung eines ausgetrockneten Mannes verdeutlichte.

»Das habe ich erwartet«, krächzte Old Joe. Er ritt auf seinem stolpernden Maultier den Sandwall herunter und hielt neben Tom. »Der Kerl hatte kein ehrliches Gesicht. Vom Pferdestehlen versteht er wahrscheinlich mehr als vom Händlergeschäft. Möchte sowieso wissen, womit man in der Gegend Handel treiben kann.«

Tom rückte den Hut tiefer in die Stirn, um die brennenden Augen besser zu beschatten. »Von den aufgezählten Wasserstellen haben wir immerhin eine gefunden …«

»Das war gestern Morgen«, unterbrach ihn Old Joe mit der Gereiztheit eines Mannes, der vor Stunden die letzten Tropfen Wasser dazu verwendet hat, den Reittieren die Nüstern auszuwaschen.

»… und Forgerville ist schließlich auch da«, fuhr Tom fort. Er sprach genauso heiser und krächzend wie der Alte.

»Auf die Entdeckung können wir uns aber was einbilden!«, höhnte Old Joe. Er fuhr mit den Fingern durch seinen Dachsbart und trieb den feinen Wüstenstaub heraus, der sich festgesetzt hatte. »Der schäbige Wicht hat uns bloß nicht gesagt, dass die großartige Wüstenstadt längst aufgegeben ist.«

Danach hatten sie ihn auch nicht gefragt, in diesem Punkt war sich Tom absolut sicher. Sie hatten sich lediglich nach Wasserlöchern und nach den paar winzigen Ansiedlungen in der Llano Wüste erkundigt. Vor allem nach den Wasserlöchern, weil da die Wahrscheinlichkeit am größten war, die verdammte Kutsche zu finden.

Durch Benton war sie noch gekommen.

Irgendwo zwischen Benton und Anderson Wells war sie dann spurlos verschwunden. Vor vier Tagen.

 

 

2. Kapitel

 

Tom und Old Joe hatten in Anderson Wells gewartet, um die Tochter von Colonel Bums abzuholen und sie nach Santa Rosa auf der anderen Seite der Wüste zu geleiten.

Die Kutsche kam einmal im Monat von Brazoria herauf und fuhr durch bis Santa Fé. Eine mörderische Strecke, die jedoch von Handlungsreisenden, Landvermessern, Geschäftemachern und anderen eiligen Leuten bevorzugt wurde, denen es mehr auf Schnelligkeit und weniger auf Bequemlichkeit ankam. Die Fahrt um die Llano Wüste herum dauerte sechs Tage länger als die Reise mitten durch die sonnendurchglühte Sandhölle hindurch.

Für einige war das zu lang.

Benton lag am Rande des Llano, Anderson Wells hingegen mittendrin. Hier schwenkte die Kutsche immer scharf nach Norden, seit die Strecke betrieben wurde. Im nördlichen Teil des Llano verkroch sich zu allen Jahreszeiten allerhand Gesindel und machte die Piste unsicher.

Schon aus diesem Grunde hatte Colonel Burns den Ranger gebeten, Amy in Anderson Wells aus der Kutsche zu holen. Auf einem von Andersons guten Pferden war die Wüste in drei Tagen zu bewältigen, und einen weiteren Tag dauerte es bis Santa Rosa.

Mit der Kutsche wäre Amy allein bis Fort Summer am oberen Pecos fünf Tage unterwegs gewesen. Dann hätte sie zwei Tage auf die Anschlusskutsche warten müssen, die bis Santa Rosa noch einmal eineinhalb Tage fuhr.

Ein ganz schöner Umweg.

Da war ein Drei-Tage-Ritt durch die Wüste für eine junge Dame das kleinere Übel.

Der Haken an der Sache war nur, dass die Kutsche gar nicht bis Anderson Wells gekommen war.

Old Joe, den Tom wegen seiner Wüstenkenntnisse mitgenommen hatte, war das Ausbleiben der Kutsche gleich seltsam vorgekommen. Aber Verspätungen auf der Wüstenstrecke waren nicht außergewöhnlich. Gegen Abend war dann aber auch Anderson unruhig geworden, sodass Tom und der Alte im letzten Tageslicht aufbrachen und der Kutsche entgegenritten.

Als sie Benton zwei Tage später erreichten, waren sie ihr nicht begegnet. Nur die Radspuren ließen sich noch einen halben Tagesritt in die Wüste hinein verfolgen – in eine Richtung, die weder nach Anderson Wells noch nach Norden zeigte.

Etwas Unvorhergesehenes war passiert. Aber was, das hatte der Nachtwind mit dem fliegenden Sand ebenso zugeweht wie die Radspuren.

Seitdem suchten und irrten Tom und der Alte im Llano herum, denn Old Joe hatte, als sie nacheinander die Wasserstellen verfehlten, ganz kleinlaut eingestanden, dass er vor fünfzehn Jahren zum letzten Mal in diesem Teil der Wüste geritten war und die Gegend sich seitdem beträchtlich verändert hätte. Die Sandberge seien damals viel weiter im Westen gewesen.

»Vielleicht sind sie da durchgekommen«, krächzte der Alte. »Die Hütten halten den Wind ab.«

Er hoffte auf Spuren, die der Sand nicht zugedeckt hatte.

Wie zum Hohn erhob sich in Forgerville ein Staubteufel und tanzte zwischen den Hütten.

Tom Cadburn schloss die schmerzenden Augen bis auf einen schmalen Spalt. Die Suche war aussichtslos geworden – da drüben und überhaupt. Wenn das Kutschenpersonal keine Wasserstelle gefunden hatte, dann bestand kaum noch Aussicht darauf, die Passagiere lebend anzutreffen. Fünf Tage ohne Wasser im Llano waren das sichere Verderben.

Und Amy Burns war in der Kutsche!

»Lass uns weitersuchen!«, sagte Tom rau. Er kannte das Mädchen nicht. Er dachte aber so oft daran, dass es ihm schon fast vertraut erschien.

»Der Wolf ist weg!«, sagte Old Joe vorsichtig.

»Seit wann?« Tom wandte den Kopf. Der Sandwall lag öd und verlassen in der unbarmherzigen Hitze unter der gnadenlosen Sonne.

»Seit ’ner halben Stunde.«

Auch das noch! Mochte der Himmel wissen, was Sam bewogen hatte, auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Eine frische Wildspur konnte ihn nicht angelockt haben, Tom hatte keine bemerkt. Und Wasser? Darauf hätten auch der Hengst und das Maultier reagiert.

Tom war in Versuchung, zurück auf den Sandwall zu reiten. Das bedeutete hin und zurück aber eine halbe Meile, die den Hengst weitere Kraft kostete. Und mit den Kraftreserven mussten sie jetzt haushalten.

Der Timberwolf war von Natur aus ein Überlebenskünstler. Vielleicht grub er gerade eine Eidechse aus. Auf alle Fälle war da die Spur vom Pferd und vom Maultier, der er folgen konnte. Solange sich kein Sturm erhob, blieb diese Fährte bestehen.

Ächzend stieg Tom aus dem Sattel und zog Storm das letzte Stück nach Forgerville hinter sich her. So hatten sie es bisher auf ihrer Suche immer gemacht, wenn das Land schlecht war. Eine Meile im Sattel und eine Meile zu Fuß. Das schonte die Kräfte der Reittiere. Und das Land war hier schlecht.

Die Goldgräber, die geglaubt hatten, sie könnten dem Llano seine Schätze abluchsen, hatten rings um Forgerville den knochentrockenen Boden um und umgewühlt. Bis sie einsahen, dass außer Schwielen nichts zu holen war.

Forgerville war vor vier Jahren entstanden, Tom hatte davon gehört. Irgendein halbverrückter Bursche hatte einen daumennagelgroßen Goldkiesel vorgezeigt und einen Goldrausch ausgelöst. Ein Strom von Glücksrittern hatte sich in den Llano ergossen. Die meisten waren nach ein paar Wochen enttäuscht zurückgekommen, andere hatten weitergesucht, bis auch sie die Aussichtslosigkeit ihres Bemühens einsahen.

Es verging kein Jahr, in dem nicht die Kunde von einem erfolgversprechenden Fund die Runde machte. So entstanden nacheinander Goldgräbercamps, die meist nach kurzer Zeit schon verlassene Geistersiedlungen waren. Wenn nicht gerade Wasser gefunden wurde, wie in Anderson Wells zum Beispiel. Statt der erhofften Goldader hatte Anderson gleich drei Quellen angeschlagen. Über die Jahre hinweg hatten sie ihm mehr eingebracht als ein großer Sack voll Gold. Seine kleine Siedlung war eine feste Station im Llano geworden, wo vom Hosenknopf bis zum Pferd alles zu haben war.

Nicht alle Goldgräber hatten so viel Glück gehabt wie Anderson. Von vielen hatte man nie wieder etwas gehört. Gelegentlich fand man gebleichte Knochen, vor allem nach einem Sturm, aber das war auch alles.

Old Joe war ebenfalls abgestiegen und zerrte das widerborstige Maultier hinter sich her. Er rutschte in einen Graben, den der Sand nicht zugedeckt hatte, und arbeitete sich schimpfend heraus.

»Lang genug gegraben haben sie«, krächzte er mit einem wütenden Blick auf das umgewühlte Land. »Woher hatten sie Wasser?«

Das überlegte sich auch Tom. Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten, weil die dritte, dass nämlich die Goldgräber ihr Frischwasser vom Rand der Wüste bezogen hatten, völlig ausschied. Zu Pferd waren das vier Tagesritte, und mit einem Wagen, der mit Wasserfässern beladen war, brauchte man in jedem Fall eine Woche. Eine verdammt kostspielige Sache, denn der Fahrer wollte bezahlt werden. Außerdem war wenigstens ein Vierergespann notwendig, das schließlich auch nicht mit Sand gefüttert werden konnte. Hinzu kam der Eigenverbrauch. Mindestens vier Pferde und ein Fahrer lebten von dem mitgeführten Wasser. Weiter musste Trockenfutter auf dem Wagen sein.

Da lag es schon näher, dass sich in der Nähe ein Wasserloch befand. Noch wahrscheinlicher war, dass es in Forgerville eine Quelle gegeben hatte. Beim Sprengen war sie verschüttet worden, wie das oft vorkam. Und hier war gesprengt worden. Die herausgerissenen Steinbrocken zeigten es.

Der Staubteufel hatte sich gelegt. Hinter einer Hütte entdeckte Tom einen Haufen Blechbüchsen und leere Flaschen, die Hinterlassenschaft der Goldgräber. Die Büchsen waren nicht einmal angerostet. Ein Zeichen, wie trocken die Wüste war. Die letzten Monate, vielleicht sogar die vergangenen zwei Jahre, hatte es in diesem Strich nicht geregnet. Ebenso wenig war Tau gefallen.

Eine Tür klappte und weckte Hoffnungen. Aber es war nur der heiße Wüstenwind, der sie bewegte. Und es war die einzige Tür. Die anderen hatte man samt den Fenstern mitgenommen.

Old Joe suchte in den Sandverwehungen zwischen den Hütten nach einer brauchbaren Spur. Da und dort hielt der Wind Stellen des hartgebackenen Bodens frei, den die Stiefel der Goldgräber festgetrampelt hatten. Der nahm überhaupt keine Spuren auf. Und die kleinen Dünen waren ständig in Bewegung.

Selbst wenn die Kutsche vor einem Tag hier durchgekommen war, hatten Sand und Wind jede Spur getilgt.

»Die Hitze bringt uns um«, sagte Tom heiser. »Und die Tiere sind genauso fertig wie wir.« Er zog die knarrende Tür auf. Was sie jetzt brauchten, war Schatten, damit sie nicht noch mehr austrockneten. In der Hütte war es heiß, aber immerhin schattig.

»Bienen«, brabbelte Old Joe. »Oder Wespen!«

»Was?« Tom lockerte dem Hengst gerade den Bauchgurt.

»Bienen und Wespen kennen jede Wasserstelle im Umkreis von zehn Meilen. Achte drauf, ob du welche hörst oder fliegen siehst. In der Richtung müssen wir dann suchen.«

Tom nahm dem Hengst die Gebissstange aus dem Maul und gab ihm die letzten Maiskörner, gerade eine Hutspitze voll.

Rosinante, das Maultier, schnappte nach der leeren Blechflasche, die sich Old Joe um die Schulter gehängt hatte.

»Ich finde Wasser«, versprach der Alte, aber das Maultier schaute ihn nur mit einem Ausdruck von Tücke und Teufelei an. Er brach ein doppelt armlanges Brett aus der Hüttenwand, drückte mit der Hand Storms Kopf beiseite und verschwand in der Türöffnung. Gleich darauf schlug er drinnen gegen die Wände.

»Wenn du in ein Wespennest haust, ergeht es uns dreckig!«, warnte Tom besorgt.

»Verbring du mal so viele Jahre in der Wüste wie ich, dann weißt du, worauf es ankommt«, gab der Alte zurück und klopfte weiter gegen die Wände. »Die Wespen hausen hier in Erdhöhlen.« Ein Fluch folgte, ein Schuh stampfte. »Sieh dich vor, Junge!«

Die Warnung war überflüssig. Rosinante und Storm warfen gleichzeitig den Kopf hoch und beäugten den Skorpion, der unter der Hüttenwand herausmarschiert kam und kriegerisch seinen Stachel über den Leib nach vorn geschwungen hielt. Die grelle Sonne und der heiße Boden behagten ihm nicht, er kehrte um. Einen Schritt vor der Wand begrub ihn das niedersausende Brett.

»Schattige Plätze sind in der Wüste sehr begehrt«, meinte der Alte und lehnte das Brett an die Hüttenwand. »Ein Stich ist das Letzte, was ich mir wünsche. Eine Tarantel war auch da. Sieh mal nach Wespenhöhlen.«

Tom untersuchte die beiden anderen Hütten und das Land drum herum. Von Bienen und Wespen keine Spur. Um das gesamte umgewühlte Land mit seinen Senken, Löchern, Gräben und Erhöhungen gewissenhaft durchzukämmen, hätte er einen vollen Tag benötigt, wahrscheinlich sogar zwei. Es musste andere Wege geben, eine Wasserstelle zu finden. Eine, die sie erreichen konnten, solange sie noch bei klarem Verstand waren.

Statt der Kutsche Hilfe zu bringen, hatten sie selber welche nötig. Auf jeden Fall durften sie nicht mehr in der schlimmsten Tageshitze unterwegs sein. Die brannte Mensch und Tier mitleidlos aus.

Tom blickte zu dem Sandwall zurück, der sich jenseits des zerwühlten Landes erhob. Der Wolf kam nicht auf der Spur daher, die sie hinterlassen hatten. Weit hinter dem Wall, im Dunst der Ferne schwimmend, ragten die Sandberge auf, die Old Joe viel weiter im Westen in Erinnerung hatte.

Nach Norden zu verlor sich der Blick in der Trostlosigkeit der Einöde.

Und nach Süden hin schienen sich Seen aus flüssigem Blei aneinanderzureihen. Die Luft waberte in der Hitze und machte alles unwirklich und gespenstisch. Die Hitzewellen verzerrten alles. Kleine Felsen erschienen riesengroß. Eine Verwerfung täuschte ein tief eingegrabenes Bachbett vor.

Der Llano war tückisch. Wehe dem, der einer Einbildung nachgab und auf ein Gaukelbild zuritt! Es zerfloss vor ihm, bildete sich neu, lockte ihn von einem Ort zum andern, bis er die Orientierung verloren hatte.

Eine Bewegung weit drunten im Süden ließ Tom schärfer hinblicken. Da war ein Punkt inmitten der vermeintlichen Bleiseen. Aber dann verschwand er wieder. Und er kehrte nicht zurück. Auch eines von den gefürchteten Trugbildern, vor denen der Händler gewarnt hatte. Tom hatte aufmerksam zugehört.

Die drei schäbigen Hütten waren keine fünfzig Schritte entfernt, dennoch hörte Tom keinen Laut. Die Wüste und die mörderische Hitze saugten jedes Geräusch auf.

Als er zurückkam, hatte Old Joe die beiden Tiere in die Hütte geschafft. Ein zweiter Skorpion lag in der Sonne. »Sie scheinen hier ihr Hauptquartier eingerichtet zu haben. Nichts zu finden, was?«

Tom hob nur die Schultern.

»Verdammte Angelegenheit«, brummte der Alte und warf seine Deckenrolle auf den Boden.

»Zwei Stunden vor Sonnenuntergang reiten wir.« Tom holte das leere Kaffeesäckchen aus der Satteltasche. Es enthielt seine silberne Uhr, die er zusätzlich in ein Tuch gewickelt hatte. Sie ging noch, der Sand hatte ihr nichts anhaben können. Es war jetzt kurz nach ein Uhr. Das bedeutete, sie konnten vier Stunden ruhen und Kräfte sammeln.

»Heute hätten sie noch eine Chance.« Old Joe streckte sich auf dem Boden aus und band Rosinantes Zügel um seinen rechten Knöchel.

»Wir können nur hoffen, dass sie an einer Wasserstelle sitzen.«

»Ich wünschte, wir säßen mit dort.« Der Alte deckte sich den speckigen Hut aufs Gesicht. »Wir müssen in der Nacht nach Norden, egal, was aus den Leuten geworden ist. Wir müssen die Quelle finden.«

Er meinte die Toter-Mann-Quelle. Nach den Worten des Händlers war das ein hutgroßes und zwei Fuß tiefes Wasserloch in einem weißen Granitbecken, schwer zu finden, weil es obendrein noch in einem ausgetrockneten Flussbett lag, das nur alle zwanzig Jahre Wasser führte und auch nur dann, wenn es zwei Tage ununterbrochen regnete.

---ENDE DER LESEPROBE---