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Seit Jahrzehnten erfreut sich das Genre des Heimat-Bergromans sehr großer Beliebtheit. Je hektischer unser Alltag ist, umso größer wird unsere Sehnsucht nach dem einfachen Leben, wo nur das Plätschern des Brunnens und der Gesang der Amsel die Feierabendstille unterbrechen.
Zwischenmenschliche Konflikte sind ebenso Thema wie Tradition, Bauernstolz und romantische heimliche Abenteuer. Ob es die schöne Magd ist oder der erfolgreiche Großbauer - die Liebe dieser Menschen wird von unseren beliebtesten und erfolgreichsten Autoren mit Gefühl und viel dramatischem Empfinden in Szene gesetzt.
Alle Geschichten werden mit solcher Intensität erzählt, dass sie niemanden unberührt lassen. Reisen Sie mit unseren Helden und Heldinnen in eine herrliche Bergwelt, die sich ihren Zauber bewahrt hat.
Dieser Sammelband enthält die folgenden Romane:
Alpengold 225: Die böse Fee auf ihrer Hochzeit
Bergkristall 306: Ihr Herz blieb auf dem Birkenhof
Der Bergdoktor 1807: Vom Hof gejagt!
Der Bergdoktor 1808: Gretas Frühlingsmärchen
Das Berghotel 162: Verbannung in der Osternacht
Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 320 Taschenbuchseiten.
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Seitenzahl: 655
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben
Für die Originalausgaben:
Copyright © 2016/2018 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Für diese Ausgabe:
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Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Covermotiv: © Ground Picture / Shutterstock
ISBN: 978-3-7517-6503-9
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Cover
Titel
Impressum
Inhalt
Alpengold 225
Die böse Fee auf ihrer Hochzeit
Bergkristall - Folge 306
Ihr Herz blieb auf dem Birkenhof
Der Bergdoktor 1807
Vom Hof gejagt!
Der Bergdoktor 1808
Gretas Frühlingsmärchen
Das Berghotel 162
Verbannung in der Osternacht
Ostern im Zillertal
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Contents
Die böse Fee auf ihrer Hochzeit
Sie macht der Braut ein schockierendes Geständnis
Von Sissi Merz
Solange sie denken kann, verfolgt die junge Erika ihre Stiefschwester Sophie mit brennendem Neid und wilder Eifersucht, doch es ist ihr gelungen, ihre Gefühle hinter einer lächelnden Maske zu verbergen!
Arme, ahnungslose Sophie! Ausgerechnet an ihrem Hochzeitsmorgen zeigt Erika unvermutet ihr wahres Gesicht: Wie eine böse Fee stürmt sie in Sophies Brautgemach, um das Glück der Schwester zu zerstören …
Golden stieg die Sonne an diesem frühen Augustmorgen über die karstige Spitze des Wambergs, um von einem wolkenlos klaren und tiefblauen Sommerhimmel zu strahlen.
Den Wamberg zierte ein Gipfelkreuz, das einst von mutigen Bergsteigern dort aufgestellt worden war, zum Lobpreis des Allmächtigen und zugleich als Landmarke für Einheimische und Fremde.
Die Bewohner von Berghausen, das im Tal darunter lag, waren an seinen Anblick gewöhnt. Für Bergsteiger und Heimkehrer aus der Fremde aber hatte es schon oft als Orientierungshilfe und Trost fungiert. Wer lange nicht daheim gewesen war, der empfand bei seinem Anblick die Gewissheit, bald wieder nach Hause zu kommen. Und manch ein Wanderer, der zwischen Dreitorspitze, Alpspitze und der berühmten Zugspitze den Weg verloren hatte, konnte mithilfe des schweren Kreuzes aus Metall zurück auf den rechten Pfad finden.
Dem Wamberg gegenüber erhob sich der Griesen, an dessen Westseite mehrere Berghöfe zu finden waren. Einige Bergbauern hatten in den vergangenen Jahrzehnten aufgegeben. Das Wirtschaften auf der Höhe war mühselig, die Erträge waren gering. Wer kein Land im Tal hinzukaufen oder sich in einer Marktnische spezialisieren konnte, rutschte unweigerlich in die roten Zahlen.
Doch es gab sie noch, die bodenständigen Gebirgler, die ihren Betrieb gegen alle Widerstände am Leben erhielten. Die Familie Theisen zum Beispiel.
Max Theisen hatte den Betrieb oberhalb von Berghausen vor einer Weile von seinem verwitweten Vater Alois übernommen. Die beiden Männer kamen gut miteinander aus. Mithilfe einiger Saisonkräfte und weniger Knechte hatten sie auf dem über zweihundert Jahre alten Hof ihr Auskommen.
Max hatte die Landwirtschaftsschule in Garmisch besucht und sich aufs ökologische Wirtschaften verlegt. Für seine Heumilch und den selbst hergestellten Almkäse erzielte er ebenso anständige Preise wie für Schinken und hausgemachte Wurst. Der Metzger in Berghausen arbeitete Hand in Hand mit den Bergbauern und lieferte hochwertige Produkte, die entsprechend bezahlt wurden. Abnahmeschwierigkeiten gab es keine.
Alois Theisen hatte den Plänen seines Sohnes zunächst skeptisch gegenübergestanden. Doch als sich abzeichnete, dass die Bilanz stimmte, hatte der alte Bergbauer sich überzeugen lassen.
An diesem strahlenden Sommermorgen hatte Max bereits den Stall gemistet und nach den Almkühen geschaut, die auf einer Hochweide oberhalb des Hofes ausgestallt waren. Als der hochgewachsene, fesche Bursch mit den dunklen Locken und den tiefblauen Augen sich nun an den Frühstückstisch setzte, wollte sein Vater wissen, ob draußen alles in Ordnung sei.
Alois hatte vor einem Jahr einen leichten Herzinfarkt erlitten und musste sich seither schonen. Doch er war Bergbauer mit Leib und Seele, das wusste sein Sohn. Deshalb hielt er ihn stets bei allem auf dem Laufenden und traf nie eine Entscheidung, ohne den Rat des Vaters einzuholen.
»Das Gras steht noch hoch genug, wir können die Herde mindestens bis Ende der Woche auf der Weide lassen«, erklärte er. »Das ist gut, denn ich will in den nächsten Tagen den neuen Weidenzaun fertig aufstellen. Und dafür brauch ich alle Mann.«
»Ich könnt die Herde treiben. Mit dem alten Ringstock krieg ich das leicht hin«, bot Alois an.
»Nein, Vater, die Leitkuh ist nimmer an den Ringstock gewöhnt. Seit wir keinen Senn mehr haben, hören die Tiere auf Zuruf. Mit dem alten Ding würdest du sie bloß erschrecken. Aber du kannst mir helfen, wenn ich sie rüber zum Kogel treib. Ich denk, in einer Woche wird’s so weit sein.« Max lächelte seinem Vater zu. »Ich geb dir rechtzeitig Bescheid. Allerdings nur, wenn du mir versprichst, es net zu übertreiben.«
»Geh, bemuttere mich net! Du weißt, das kann ich nicht leiden«, brummte der alte Bergbauer und wechselte dann das Thema. »Gehst heut Nacht wieder rüber zum Nachbarn?«
Max gab sich einsilbig. »Warum?«
»Na, warum wohl? Meinst, ich hab net gespannt, dass du ein Auge auf die Erika geworfen hast?« Er lachte, als sein Sohn rot anlief, sich zugleich aber den Anschein von völliger Gleichgültigkeit gab. »Das Madel ist schon recht. Bildsauber und tüchtig. Eine gelernte Köchin gibt auch eine gute Bäuerin ab, denk an meine Worte.«
Der Jungbauer seufzte. Erika Heidmüller gefiel ihm tatsächlich über die Maßen. Doch er hatte schlechte Karten bei dem Madel, das nach Höherem strebte.
»Die will mich aber net. Sie sucht einen reichen Kerl, der ihr was bieten kann.«
»Bist du vielleicht ein Bettler?«
»So mein ich das net. Die Erika will mal ein eigenes Hotel haben. Die Heidmüllers werden ihren Berghof der Sophie geben, weil die ihre leibliche Tochter ist. Die Erika haben sie ja als kleines Madel angenommen.«
»Soll das heißen, sie wird mal nix erben, wenn’s so weit ist?«, wunderte Alois sich. »Das kann ich mir net denken. Der Schorsch ist ein guter Christenmensch. Der wird schon auch die Erika bedenken. Schließlich haben sie das Madel adoptiert. Und das heißt, sie gehört ebenso zur Familie wie ihre Schwester.«
»Schon. Ich hab auch net sagen wollen, dass der Onkel Georg die Erika enterben will oder so was. Aber sie ist stolz, mag es aus eigener Kraft zu was bringen. Das ganze Leben nur im Betrieb von den Eltern schaffen, das ist net ihr Ding. Sie will halt hoch hinaus, verstehst? Und ein Hotel kann ich ihr nicht bieten.«
»Aber einen stolzen Hof. Ist das nix?«
»Für die Erika ist es nicht das Rechte.« Max seufzte leise.
»Du hörst dich an, als wärst du verliebt. Willst du denn net um das Madel werben, wenn es dir gar so gut gefällt?«
»Was hätte das für einen Sinn, wenn sie mich nicht will?«
Alois schüttelte den Kopf. »Die Jugend von heut! Wenn ich damals so schnell aufgegeben hätt, mei, dann gäbe es dich jetzt nicht. Deine Mutter, Gott hab sie selig, hat nämlich nicht mal im Traum daran gedacht, Bergbäuerin zu werden. Weißt, was sie sich vorgestellt hat? Einen Beamten wollte sie heiraten, einen mit Schlips und weißem Kragen.«
Max machte große Augen. »Im Ernst?«
»Und ob! Sie hatte auch einen passenden Verehrer.« Der alte Bergbauer schürzte die Lippen und näselte: »Der Herr Peter Haslinger aus Garmisch. Mei, das war ein halbes Hemd! Stammte aus guter Familie, war Anwärter auf den Auswärtigen Dienst. Ein Diplomat, verstehst? Ganz was Gespreiztes. Hat deiner Mama die edelsten Rosen und Orchideen verehrt, sie ins klassische Konzert ausgeführt und in solche Lokale, wo man das Essen auf dem Teller nur mit einer Lupe findet.«
»Und der hat der Mama gefallen? Das kann ich mir net vorstellen.«
»Er hat sie eingeseift mit seinen guten Manieren und all dem Schnickschnack. Aber glaub bloß net, dass ich vor dem die Waffen gestreckt hab.«
»Hast du dich auch bemüht, kultiviert zu werden?«
Alois lachte aus vollem Hals. »Ich hab deiner Mama gesagt, dass ich sie lieb hab, und ihr ein Busserl aufgedrückt, das mehr sagt als Worte. Und dann hab ich dem Haslinger eine zünftige Rauferei angeboten. Mei, der konnte rennen! Freilich war deine Mama danach eine Weile bös auf mich. Hat mich einen groben Klotz genannt und noch einiges andere, das ich lieber nicht wiederholen mag. Aber mein Busserl, das hat sie am End überzeugt. Und bereut hat sie es nie.«
»Du meinst, ich sollte es bei der Erika ebenso machen?«
»Na ja, nur wenn das Madel dich gern hat. Sonst könntest du dir ein paar saftige Watschen einfangen. Falls die dich aber net schrecken, versuch es halt.«
Max lächelte. »Das werde ich. Doch ich glaub, ich geh’s lieber langsam und überlegt an.«
»Wie auch immer; Hauptsache, du findest dein Glück, Bub. Darauf kommt’s an im Leben.«
***
Das Madel, von dem Max Theisen träumte, wohnte direkt nebenan.
Die Heidmüllers und die Theisens waren von jeher Nachbarn gewesen und immer gut miteinander ausgekommen. Als seinerzeit Sepp Heidmüller beschlossen hatte, aus dem prächtigen Berghof ein Ausflugslokal mit Fremdenpension zu machen, war sein Nachbar eher skeptisch gewesen. Der Theisen hing an der Landwirtschaft und wollte nichts anderes sein als Bauer.
Sein Nachbar ging den Umbau aber mit Elan und Herzblut an. Sein Schwung beeindruckte den Bauern, und er wunderte sich nicht, dass Sepp Heidmüller am Ende Erfolg hatte. Es dauerte nur wenige Jahre, bis der Berghof mit seiner ausgezeichneten lokalen Küche und den sauberen Fremdenzimmern ein Begriff weit über die Region hinaus wurde. Das war nun an die hundert Jahre her.
Heutzutage fand man den Berghof bei allen großen Reiseanbietern, und während der Saison gab es nie ein freies Zimmer, denn alles war schon weit im Voraus ausgebucht. Der Laden lief sozusagen wie geschmiert.
Georg Heidmüller, der den Berghof nun in der sechsten Generation führte, war ebenso tüchtig wie seine Vorfahren. Zusammen mit seiner Frau Lina sorgte er dafür, dass Tagesgäste und Reisende sich in seinem Haus wohlfühlten.
Der Berghof war bestens in Schuss, die Fremdenzimmer auf dem neuesten Stand und im Untergeschoss des Hauses gab es ein Hallenbad und einen Wellnessbereich. Nicht zuletzt die große Aussichtsterrasse, auf der man in der warmen Jahreszeit die Mahlzeiten einnehmen konnte, beeindruckte die Gäste stets. Von hier aus hatte man einen weiten Blick in die Umgebung, der seinesgleichen suchte.
An diesem frühen Sommermorgen kontrollierte Lina Heidmüller die Tische, die fürs Frühstück gedeckt worden waren. Dabei wanderte ihr Blick ab und an ins Weite, und sie lächelte verhalten.
Lina, eine noch immer schöne Blondine mit warmen, rehbraunen Augen, stammte nicht aus Berghausen. Sie kam aus einem kleinen Flecken im Werdenfelser Land und war die Tochter eines Lehrers. Als sie zum ersten Mal hier gestanden und das Panorama bewundert hatte, war sie zutiefst beeindruckt gewesen. Sie hatte sich sozusagen nicht nur in den feschen Georg verliebt, sondern auch in die wunderbare Landschaft, die den Berghof umgab.
Weit im Norden erhoben sich die himmelhohen Gipfel von Dreitorspitze, Alpspitze und Zugspitze. Östlich schimmerte der Eibsee im Morgenlicht, daneben fand sich der Griesen mit seinen ausgedehnten Almen und Berghöfen.
Im Westen schließlich lag der Wamberg, der Berghausen vor raschen Wetterumschwüngen schützte und für ein mildes Klima sorgte, das die Bergwirtschaft erst möglich machte.
Im Tal lag Berghausen, die schönen, gepflegten Höfe aufgereiht wie Perlen an einer Schnur. Weideflächen, Wiesen, fruchtbarer Acker und ausgedehnte Mischwälder umgaben das Dorf, das gut eine halbe Stunde Wegs von Garmisch entfernt war. Dort drunten gab es alles, was man für den täglichen Bedarf brauchte. Zum Großeinkauf fuhren die Menschen in die Stadt.
Auch im Tal gab es einige Fremdenpensionen, doch Bürgermeister und Rat schauten darauf, dass der Tourismus nicht überhandnahm. Man setzte auf einen gesunden Ausgleich zwischen traditioneller Landwirtschaft und Fremdenverkehr, der bislang gut funktionierte.
Die Häuser im Tal waren freilich keine Konkurrenz für den Berghof mit seiner einzigartigen Lage und dem besonderen Service. Lina schaute sich noch einmal um, und nachdem sie alles zu ihrer Zufriedenheit vorgefunden hatte, verließ sie die Aussichtsterrasse und ging hinüber in die privaten Räume, um mit Mann und Tochter Erika das Frühstück einzunehmen.
Georg Heidmüller legte großen Wert darauf, dass die Familie sich zu den Mahlzeiten um den Tisch versammelte. Auch wenn man den ganzen Tag für die Gäste schaffte und stets präsent war, sollten doch feste Zeiten fürs Familienleben eingehalten werden.
Lina war da ganz seiner Meinung, Erika hingegen nicht. Die junge Küchenfee hatte oft so viel am Hals, dass sie eine oder zwei Mahlzeiten ausfallen lassen wollte. Dagegen hatte ihr Vater aber etwas. Und da Georg der einzige Mensch war, auf den Erika wirklich hörte, fügte sie sich seinen Wünschen.
Lina dachte an die Zeit zurück, als Erika und Sophie noch klein gewesen waren. Der tödliche Autounfall ihrer Schwester und ihres Schwagers hatte sie sehr getroffen, denn die Geschwister hatten sich nahegestanden.
Für Lina und Georg war es keine Frage gewesen, die kleine Erika zu sich zu nehmen. Ebenso selbstverständlich hatten sie das Madel, das sich problemlos in die Familie eingefügt hatte, dann adoptiert.
Erika hatte den Tod der Eltern lange nicht verwunden, Lina war deshalb bestrebt gewesen, an der kleinen Waise Mutterstatt zu vertreten und Erika ein neues Zuhause zu geben, das sie die Vergangenheit irgendwann vergessen ließ. Dies schien ihr auch gelungen zu sein.
Sophie und Erika hatten sich stets gut verstanden. Lina wusste, dass Sophie ihre Cousine liebte wie eine Schwester und dass sich daran bis auf den heutigen Tag nichts geändert hatte. Wie es in Erika aussah, das erschien ihr in letzter Zeit aber manchmal fraglich.
Die Harmonie zwischen den Madeln litt zunehmend unter manch spitzer Bemerkung Erikas. Dass Sophie nach dem Abitur eine Ausbildung zur Hotelkauffrau gemacht und einige Praktika in verschiedenen Ländern absolviert hatte, reizte Erika zu verstecktem Spott, der auf heimlichen Neid hinwies.
Überhaupt hatte Lina im Laufe der Jahre immer wieder Anzeichen von Eifersucht und unbemerkter Missgunst bei Erika entdeckt. Dabei hatten sie und ihr Mann sich stets bemüht, keinen Unterschied zwischen den Madeln zu machen, keine zu bevorzugen. Und Lina meinte, dass ihnen dies auch gelungen war.
Die Schwestern waren sich einig gewesen, den Berghof in Zukunft gemeinsam zu führen. Sophie hatte nicht vor, die Chefin zu spielen. Sie wollte sich um die Fremdenpension kümmern, während Erikas Reich die Küche war. So würden sie sich nicht in die Quere kommen, konnten zugleich aber Hand in Hand arbeiten. Sophie schien sich darauf zu freuen, während Erika dazu nichts weiter sagte. Und sie nahm es auch kaum zur Kenntnis, dass ihre Schwester in wenigen Tagen nach Hause zurückkehren würde.
Die Eltern hingegen freuten sich sehr darauf, ihre Madeln wieder beide daheim zu haben.
»Am Samstag schließen wir ab dem Nachmittag die Restauration«, erklärte Georg Heidmüller beim Frühstück. »Wir wollen ja Soferls Heimkehr gebührend feiern. Gelt, Erika, du denkst an das Festmenü, das wir besprochen haben?«
»Freilich, nur dass ich dabei die ganze Arbeit hab«, versetzte das blonde Madel mit den tiefblauen Augen mürrisch. »Außerdem find ich es net gut, auf das À-la-carte-Geschäft zu verzichten. Gerade am Samstag ist das ein Verlust.«
»Vielleicht sollten wir die Sophie bitten, einen Tag später heimzukommen«, scherzte Lina vielsagend. Da wurde Erika bewusst, dass sie sich im Ton vergriffen hatte. Sie lächelte schmal und murmelte: »Schon gut, so hab ich es nicht gemeint. Aber ich kann die Kalbsmedaillons net den Küchenmadeln überlassen. Darum muss ich mich schon selbst kümmern.«
»Du wirst es gewiss recht machen«, war der Vater überzeugt. »Die Soferl kommt ja nur einmal nach der Ausbildung heim. Hernach wird sich alles rasch einspielen, und der Alltag hält wieder Einzug, schneller als uns lieb sein kann.«
»Ich bin nur gespannt, was die Sophie uns für eine Überraschung mitbringt«, sinnierte Lina. »Sie hat sehr geheimnisvoll getan, wollte mir am Telefon nix verraten.«
»Bis Samstag wirst du dich gedulden müssen, Liebes«, meinte Georg. »Ruft sie denn noch mal an, bevor sie kommt?«
Erika stellte ihre Ohren auf Durchzug, denn das Gesäusel der Eltern ging ihr gegen den Strich. Immer wenn von Sophie die Rede war, das Gleiche! Freilich gab sie sich Mühe, sich ihre wahren Gefühle nicht anmerken zu lassen. Ihren Zorn würden dann später die Küchenmädchen zu spüren bekommen …
Bevor sie den Frühstückstisch verließ, fragte Lina sie noch: »Magst du net den Max für Samstag einladen? Ich bin sicher, er wird gerne kommen. Ihr zwei vertragt euch doch so gut.«
»Wenn ihr drauf Wert legt, kann ich den Max einladen«, meinte sie betont gleichmütig. »Mir ist das ganz einerlei. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss in die Küche. Bis später!« Weg war sie. Lina und Georg tauschten einen verdutzten Blick.
»Ich dachte, sie und der Max von nebenan sind sich gut«, merkte der Berghofwirt an. »Stimmt das denn net?«
»Der Max hat die Erika gern«, war seine Frau überzeugt. »Aber anscheinend ist diese Zuneigung nur einseitig.«
»Schade, die zwei würden ein nettes Paar abgeben. Und der Max ist ein fleißiger, anständiger Bursch.«
»Der tät dir als Schwiegersohn wohl gefallen?«, neckte Lina ihn, woraufhin er ihr ein Busserl schenkte und feststellte: »Du hast mich wieder mal durchschaut. Aber wen die Madeln sich mal aussuchen, das ist ihre Sache. Da misch ich mich net ein.«
»Eine weise Entscheidung. Warten wir’s halt ab …«
***
Wie Erika wirklich über ihre Schwester dachte, wusste nur sie allein. Und das war auch gut so, denn sie hasste das sanfte, liebenswürdige Madel mit dem ausgleichenden Charakter von ganzem Herzen. Während die junge Köchin nun ihre Untergebenen anschnauzte, ließ sie ein wenig Dampf ab. Nur auf diese Weise gelang es ihr, nach außen halbwegs gute Miene zu machen.
Erika war nämlich mit ihrem Leben alles andere als zufrieden. Obwohl sie nach dem Tod ihrer leiblichen Eltern bei den Heidmüllers liebevolle Aufnahme und ein gutes Daheim gefunden hatte, war ihr auf dem Berghof doch alles zuwider. Vom ersten Moment an hatte sie sich fremd gefühlt, nur geduldet, sozusagen ein Kind zweiter Klasse. Sophies warmherzige Art und die Bemühungen ihrer Adoptiveltern sorgten dafür, dass ihr Widerwille mit jedem Jahr, das verging, wuchs.
Erika hatte sich aber von klein auf nicht anmerken lassen, was sie wirklich empfand. Sie wusste, dass sie den Heidmüllers Dankbarkeit schuldete. Und sie wusste auch, wie groß ihr Glück gewesen war, nicht in ein Heim abgeschoben zu werden.
Trotzdem wuchs in ihrem verstockten Herzen der Hass auf die leibliche Tochter. Neid und Eifersucht flüsterten ihr dieses Gefühl ein. Wie zwei böse Schwestern hatten sie sich in Erikas Herzen eingenistet und ihr Fühlen und Denken übernommen.
Schon als kleines Madel hatte Erika Sophie heimlich geärgert und alles dazu getan, sie vor anderen schlecht dastehen zu lassen. Sie hatte im Untergrund gewühlt und intrigiert, doch nie wirklich etwas erreicht. Ihre Einflüsterungen wurden von Sophies offener, netter Art im Handumdrehen entkräftet. So kam es, dass die Schwester beliebt war und viele Freundinnen hatte, während mit Erika bald niemand mehr etwas zu tun haben wollte.
Trotzdem hatte sie nicht von ihrem intriganten Treiben lassen können. Bis auf den heutigen Tag legte sie es darauf an, Sophie zu schaden. Freilich nie offen, sondern immer hinter dem Rücken der Schwester, die weiterhin an ihre Zuneigung glauben sollte.
Für die Zukunft hatte Erika bereits Pläne. Wenn Sophie den Berghof übernahm, würde sie kündigen. Ohne Vorwarnung, damit die Schwester von jetzt auf gleich ohne Küchenchefin dastand. Bis dahin wollte sie sich heimlich eine eigene Existenz aufbauen. Erika hatte schon sehr genaue Vorstellungen davon, wie diese aussehen sollte. Einen begüterten Hotelier wollte sie sich angeln, um dann Chefin über ein großes Haus zu werden.
Es sollte ein Hotel sein, gegen das der Berghof wie ein Hüttel wirkte. Und einen feschen Mann wollte sie haben, mit dem sie Sophie einmal so recht von Herzen neidisch machen konnte. Die Schwester schien dieses Gefühl, das Erikas Leben schon allzu lange regierte, nämlich nicht einmal zu kennen.
Wie sich diese Pläne in der Wirklichkeit umsetzen ließen, stand allerdings auf einem anderen Blatt.
Erika hatte schon so einiges dafür unternommen. Sie besuchte regelmäßig Flirtbörsen im Internet, sie meldete sich zu jedem Kochkurs an, der in einem renommierten Haus durchgeführt wurde. Und sie war sogar Kundin bei einer Partnervermittlung. Doch all ihre Bemühungen hatten bisher nichts gebracht. Es mochte daran liegen, dass sie ziemlich genaue Vorstellungen von ihrem Zukünftigen hatte. Und davon wollte sie keinesfalls abgehen.
Da war dann der verwitwete Hotelier vom Tegernsee mit Glatze, Bierbauch und drei minderjährigen Kindern ebenso durchgefallen wie der zwar gut aussehende, aber unseriöse Existenzgründer, dessen Hotel auf Mallorca noch nicht über den Zustand des Rohbaus hinaus gediehen war und der offenbar dringend eine Finanzspritze in Form einer Angetrauten aus gutem Hause suchte.
All diese Fehlschläge konnten Erika jedoch nicht entmutigen. Sie hatte ihr Ziel fest im Blick und würde so lange darauf zusteuern, bis sie es erreicht hatte! Egal, was es sie kosten oder wie lange es dauern würde. Nur eines zählte: dass sie Sophie eines Tages übertrumpfen konnte!
Am Abend, Erika wollte gerade die Küche abschließen und Feierabend machen, erschien Max Theisen auf dem Berghof. Er brachte ihr einen Strauß Nelken und schlug vor, noch ein wenig spazieren zu gehen. Dabei schaute er sie so hoffnungsvoll an, dass es ihr schwer wurde, ihm eine Abfuhr zu erteilen. Aber genau das musste sie tun, denn sie hatte bereits eine andere Verabredung.
Sie machte keine Anstalten, die Blumen zu nehmen, und erklärte kühl: »Ich hab keine Zeit, hab schon was vor. Außerdem wäre es mir lieber, wenn du net andauernd hierherkommst. Die Eltern haben schon was gespannt und meinen, dass wir zwei uns gut sind.« Sie lachte verächtlich auf.
»Das stimmt ja auch, jedenfalls zur Hälfte«, erwiderte er unverdrossen und legte den Strauß auf den Herd neben ihr. »Ich komm wieder, wenn du bessere Laune hast.«
»Meine Laune ist ausgezeichnet«, fuhr sie da gereizt auf.
Max lächelte schmal. »Man hört’s. Bis dann.«
»Warte mal, du hast was vergessen!« Sie hielt die Nelken hoch, doch er winkte ab und meinte ironisch: »Behalt sie nur! Dein Verehrer wird dir gewiss keine mitbringen.«
»Momenterl mal!« Erika musterte den Burschen forschend. »Was willst du damit sagen?«
»Nix. Nur dass deine Vorliebe für Kellner hierorts net verborgen geblieben ist. Schaut aus, als ob du es aufs Unverbindliche anlegst. Ob das aber auf Dauer das Richtige ist, wage ich zu bezweifeln.«
Sie bekam schmale Augen. »Was fällt denn dir ein, mir hinterherzuschnüffeln und dich in mein Privatleben einzumischen? Das verbitte ich mir!«
Max hob die breiten Schultern und erinnerte sie: »Ich hab dich gern. Und ich glaub, dass du einen Fehler begehst, wenn du dich auf nichtssagende Flirts einlässt, statt dir einen Mann zum Heiraten zu suchen.«
»Ach ja? Und dieser Mann, der wärst dann wohl du?«, spottete sie. »Bildest du dir ein, es wäre mein Traum, auf deinem Hof die Bäuerin zu spielen? Ich hab was Besseres verdient!«
»Ja, ich weiß, du magst Chefin in einem großen Hotel werden«, seufzte der Bursche. »Aber im Leben geht es net immer nach dem, was wir uns wünschen. Manchmal hat das Schicksal sich halt was anderes für uns ausgedacht.«
»So? Und was hat es sich wohl für mich ausgedacht? So schlau, wie du heut tust, wirst du das gewiss auch wissen«, höhnte sie.
»Leider bin ich kein Hellseher. Ich denk mir nur, dass du mir eine Chance geben könntest. Und wenn du dein Herz befragst, dann wird es mir gewiss zustimmen.« Damit lächelte er ihr vielsagend zu und ging.
»Schmarren«, knirschte Erika. »Ich weiß genau, was ich will. Und das bist ganz sicher net du!« Doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme dabei ebenso schwankte wie ihr Herz. Denn das schien mit einem Mal tatsächlich ganz anderer Meinung zu sein als ihr Verstand …
***
Oliver Kramer lebte und arbeitete noch nicht sonderlich lange auf dem Berghof. Der fesche, junge Kellner hatte schon viele Stellen gehabt und war nirgends lange geblieben. Wo ihn der Wind hinwehte, da schlug er sein Lager auf. Doch ans Bleiben dachte er dabei nicht. Auf dem Berghof schien sich das allerdings zum ersten Mal in seinem Leben zu ändern.
Es hatte nicht lange gedauert, bis der gewitzte Hallodri die Verhältnisse auf dem Hof durchschaut hatte. Dass Erika zwar hübsch und tüchtig, aber sehr unzufrieden war, konnte ihm nicht lange verborgen bleiben. Und dass sie sich womöglich als seine Eintrittskarte in ein sorgenfreies Leben entpuppen würde, ebenfalls nicht. Er musste es nur geschickt anstellen. Und darin war er ein wahrer Meister …
So hatte er umgehend einen dezenten Flirt gestartet, auf den Erika, ohne zu zögern, eingegangen war. Es hatte ihn überrascht, wie offen sie ihm zeigte, dass er ihr gefiel. Allerdings hatte es nicht lange gedauert, bis ihm aufging, dass sie ihn vom ersten Moment an durchschaut hatte. Dieser Umstand ersparte ihm zwar eine weitere Verstellung, doch er schwächte auch seine Position.
Oliver war gern Herr der Lage, er manipulierte die Menschen in seiner Umgebung nach Herzenslust und pickte sich im Leben am liebsten nur die Rosinen heraus. Wurde es ernst, verschwand er. Mit Erika war das anders. Sie bestimmte von Anfang an. Sie besaß einen unbeugsamen Willen und ein starkes Selbstbewusstsein.
Zum Schein war er auf alles eingegangen und hatte ihr das Gefühl vermittelt, den Ton anzugeben. Sie sollte nicht ahnen, was er wirklich beabsichtigte. Wenn es ihr gefiel, ihn zu beherrschen, tat er ihr den Gefallen. Doch sein eigentliches Ziel verlor er dabei nicht aus den Augen …
Als sie sich an diesem Abend oberhalb des Berghofs am Aussichtspunkt der Griesenklamm trafen, war Erika schlechter Laune. Sie schob ihn von sich, wollte kein Busserl und starrte nur mit angespannter Miene in die Klamm.
»Was ist los?«, fragte er einfühlsam. »Hattest Stress?«
»Nix ist los.« Sie lehnte sich über das Sicherheitsgeländer und seufzte. »Wie immer.«
»Sei vorsichtig, mein Schatzerl! Ich will dich net retten müssen, ich bin nämlich nicht schwindelfrei«, scherzte er.
Sie lächelte schmal. »Meine Schwester kommt am Samstag heim. Mei, das wird ein Freudenfest! Die Eltern können es kaum abwarten. Und ich darf dann auch noch stundenlang in der Küche schwitzen, damit das Herzele sein Festmahl bekommt!«
»Freust dich net, deine Schwester wiederzusehen?«
»Freilich net! Ich kann sie nicht ausstehen, die dumme, sanfte Kuh. Das ganze Leben ist sie mir vorgezogen worden. Und jetzt soll ich auch noch so tun, als wär ich froh, weil sie heimkommt. Von mir aus hätte sie wegbleiben können, für immer!«
»Du willst wohl Berghofwirtin werden«, versetzte er leichthin, behielt sie dabei aber sehr genau im Blick.
Erika lächelte verächtlich. »Die Bruchbude können meine Eltern sich einsalzen. Ich will Chefin in einem großen Haus werden, in Salzburg, München oder Wien! Ich will was darstellen im Leben, es zu was bringen. Und wenn die Leut mich grüßen, dann gefälligst mit Ehrerbietung im Blick, verstehst?«
Oliver grinste. »Die Monarchie ist abgeschafft, Schatzerl.«
»Verschon mich mit deinen schalen Spaßletten!«
Er hob die Schultern und vergrub die Hände in den Hosentaschen, dabei musterte er sie abwägend. »Wozu treffen wir uns hier eigentlich, wenn du so eine Laune hast? Ich geh lieber zurück und hau mich in meiner Kammer aufs Ohr. War ein langer und anstrengender Tag.«
»Das Arbeiten schmeckt dir wohl net«, stichelte sie. »Lieber drückst dich mit hübschen Madeln herum.«
»Die Arbeit macht mehr Spaß, wenn man sein eigener Chef ist. Und die Madeln sind sonst auch zugänglicher …«
»Ach, rutsch mir doch den Buckel runter!«, giftete sie und machte auf dem Absatz kehrt, um im Sturmschritt davonzueilen. Oliver schaute ihr gleichmütig hinterher. Er blieb noch eine Weile am Aussichtspunkt, schaute zu, wie die Sonne gemächlich hinter dem Wamberg versank, und ließ die Gedanken schweifen. Dabei schmauchte er ein Pfeiferl aus Elfenbein, das einzige Erbstück seines seligen Vaters.
Er war ebenfalls Kellner gewesen, hatte lange Jahre als Stewart auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert. Das Pfeiferl hatte ihm einst eine vornehme Dame aus Südafrika geschenkt. Unter welchen Umständen, das hatte der Vater nicht erzählt, aber Oliver konnte es sich denken. Ja, die Frauen, sie schienen das Schicksal der Kramers zu sein. Alle gefielen sie ihnen, und keiner waren sie treu.
»Diesmal wird’s vielleicht anders«, murmelte der Bursch nachdenklich. »Wenn ich das Wildkatzerl zähme, winkt mir eine solide Existenz.«
Je länger er darüber nachdachte, desto mehr freundete er sich mit diesem Gedanken an …
***
»Morgen geht’s also zurück in die Heimat. Freust du dich schon sehr?« Matthias Fassbender legte seine Arme um Sophies schmale Taille und schenkte ihr einen zärtlichen Kuss. Sie schmiegte sich vertrauensvoll an ihn, seufzte wohlig und gab zu: »Schon. Aber ich hab mich auch hier bei euch in München eingelebt.«
»Das kann man so sagen.« Der hochgewachsene, sportliche junge Mann mit dem dichten, dunklen Haar und den klugen, grauen Augen betrachtete seinen Schatz innig. »Die Mama mag dich gar net gern hergeben. Und der Papa ist sogar ein bisserl in dich verliebt, vermute ich. Fast schon ein Grund zur Eifersucht für mich.«
Sophie lachte. Sie war ein bildschönes Madel mit ebenmäßigen Gesichtszügen, großen, rehbraunen Augen und glänzendem, dunklem Haar. Als sie vor einem halben Jahr ihr Praktikum im Hotel der Fassbenders begonnen hatte, war es bereits auf den ersten Blick um Matthias geschehen gewesen. Und Sophie war es nicht anders ergangen. Ihr Herz war dem feschen Hotelerben zugeflogen.
Daran hatte sich in den vergangenen Monaten nichts geändert. Sie waren noch so verliebt wie am ersten Tag und zugleich spürten sie beide, wie ihre Liebe sich vertiefte, inniger und schöner wurde, je mehr Zeit verging. Dass sie zusammenbleiben wollten, war keine Frage. Matthias hatte Sophie kürzlich einen Antrag gemacht, und sie hatte Ja gesagt.
»Am liebsten würde ich hierbleiben«, verriet sie ihm nun. »Und ebenso gern möchte ich heim nach Berghausen.«
»Dann musst du dich wohl teilen«, scherzte er, nahm ihre Hände und zog sie mit sich auf das Sofa. »Wir haben schon öfter über die Zukunft gesprochen, mein Schatz, aber nie so ganz ernsthaft und verbindlich.«
»Das ist auch net leicht. Schließlich müssen wir entscheiden, wie und wo wir leben wollen.« Sie seufzte. »Während meines Praktikums war alles viel einfacher.«
»Das ist nun vorbei, und wir können eine Entscheidung net länger vor uns herschieben«, erinnerte er sie. »Also hör zu, was ich mir überlegt hab. Unsere Häuser laufen auch ohne mich. Der Vater wird noch einige Jahre unser Stammhaus hier leiten. Und hernach können wir auch einen guten Geschäftsführer einstellen. Damit wäre ich frei und könnte leben, wo ich wollte.« Er lächelte ihr jungenhaft zu. »Zum Beispiel auch in Berghausen …«
Sophie machte große Augen. »Das würdest du für mich tun? Dein ganzes Leben ändern, die Hotelkette aufgeben?«
»Freilich. Das fällt mir net schwer. Ich tausch das alles gegen das Glück ein. Was gibt es da noch zu überlegen?«
»Matthias, ich hab dich lieb!«, jubelte Sophie und fiel ihm stürmisch um den Hals. Sie tauschten ein langes Busserl, das kaum ein Ende nehmen wollte, bis der junge Mann seine Liebste von sich schob und sie lächelnd daran erinnerte, dass sie in Kürze mit seinen Eltern gemeinsam das Nachtmahl einnehmen wollten. »Wenn du so weitermachst, wird daraus nix«, neckte er sie und lachte, als sie errötete und verschämt den Blick senkte.
»Gut, dann mach ich mich fix zurecht«, entschied sie und sprang auf. »Wir wollen deine Eltern net warten lassen.«
»He, Momenterl, so schnell muss das auch nicht sein«, wandte der junge Mann ein, aber Sophie war bereits im Bad verschwunden.
Mit einem zufriedenen Seufzer lehnte Matthias sich zurück, schaute aus dem Panoramafenster, das den Blick freigab auf die Münchner City, die Doppeltürme der Liebfrauenkirche und in der verblauenden Ferne die gezackte Silhouette der Alpen, und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
Ganz so unproblematisch, wie er eben behauptet hatte, war seine Entscheidung, mit Sophie nach Berghausen überzusiedeln, allerdings nicht gewesen. Sein Vater hatte vehement versucht, ihn umzustimmen. Und die Mutter wollte das junge Paar auch lieber in der Nähe behalten.
»Du wirst doch unsere Häuser net gegen diese Bergwirtschaft eintauschen wollen, das ist Unsinn«, hatte Karl Fassbender ihm entgegengehalten. »Die Sophie ist eine Spitzenkraft. Ihr zwei bildet ein überaus erfolgreiches Team. Aber nicht im Hinterland in einem Betrieb, der gegen unsere Bilanzen ein Krauter ist.«
»Und die Enkelkinder, was ist mit denen?«, hatte Ursula wissen wollen. »Muss ich jedes Mal eine Reise machen, um sie zu sehen? Sie sollten hier in München aufwachsen!«
Die Eltern hatten noch viele weitere schlagende Argumente gefunden, um ihren Sohn umzustimmen. Aber Matthias hatte von alldem nichts wissen wollen. Sophie hing an ihrer Heimat, an ihrer Familie und dem Berghof. Das war für ihn das Wichtigste. Denn was sie glücklich machte, das machte auch ihn glücklich. Er hatte das so offen ausgesprochen und sich dadurch den Respekt der Eltern erworben. Schließlich hatten sie eingesehen, dass es seine Entscheidung war. Ganz glücklich waren sie damit allerdings nicht.
Matthias hoffte, dass ein Besuch in Berghausen sie endgültig überzeugen würde. Wenn Hochzeit gefeiert wurde, wenn seine Eltern die Heidmüllers kennenlernten, dann würde sich gewiss alles einrenken. Der junge Mann war optimistisch, denn das Glück, das er im Herzen trug, machte für ihn nun alles leicht.
Als das junge Paar wenig später mit seinen Eltern zu Abend aß, erzählte Sophie sehr farbig von ihrem Leben in Berghausen. Die Fassbenders stellten fest, dass ihre zukünftige Schwiegertochter nicht nur eine smarte Geschäftsfrau, sondern und vor allem ein heimatverbundenes Madel der Berge war. So fleißig Sophie in ihrem Beruf war, so viel Freude ihr der Umgang mit Menschen und das Flair der Großstadt machten, ihr wahres Wesen lag in der Bergwelt. Dort hatte sie ihre Wurzeln, dort wollte sie leben.
Sie begannen zu verstehen, warum Matthias sich entschlossen hatte, Sophie nach Berghausen zu begleiten. Und sie spürten einmal mehr den besonderen Zauber, der dieser tiefen Liebe innewohnte. Dagegen kamen keine sachlichen Argumente an, das sahen die Fassbenders an diesem Abend ein.
Als Sophie an diesem Abend in Matthias’ Armen einschlief, war der junge Mann rundum glücklich. Er freute sich ebenso wie seine Liebste auf die morgige Reise nach Berghausen und das neue, gemeinsame Leben, das vor ihnen lag.
Matthias Fassbender konnte nicht ahnen, was ihn dort wirklich erwartete. Und wie steinig der Weg zum Glück für ihn und Sophie sein würde. Aber er sollte es schon sehr bald erfahren.
***
Oliver betrachtete Erika, die sich hastig ankleidete, wohlwollend. »Wieso beeilst du dich so? Hast du vielleicht Angst, dass jemand was merkt? Oder schämst dich meinetwegen?«
»Red keinen Schmarren daher! Ich muss in die Küche, es ist schon spät«, erwiderte sie knapp.
»Aha.« Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste breit. »Das Festmahl für deine Schwester muss vorbereitet werden, net wahr?«
»Hast du keinen Dienst?«, fragte sie unwillig, während sie ihr Haar frisierte.
»Heut net, es ist mein freier Tag. Ich hab Zeit …«
»Schön für dich. Ich wünschte, ich könnte das auch mal sagen.« Sie wollte die Kammer verlassen, aber dagegen hatte Oliver etwas. Er sprang aus dem Bett und umfing sie mit beiden Armen. »Bleib halt noch ein bisserl!«, schmeichelte er. »Ich kann net genug kriegen von dir, mein süßer Engel.«
»Lass mich los, sonst fängst du dir eine Watschen!«
Er hob die Hände und grinste frech. »Eben warst du viel anschmiegsamer. Die Sophie scheint dich schon nervös zu machen, noch ehe sie überhaupt hier ist.«
Erika verzog bei der Erwähnung ihrer Schwester abschätzig den Mund.
»Von mir aus müssten wir heut net ihre Heimkehr feiern. Ich begreif sowieso nicht, was sie noch hier will. Nachdem sie so in der Welt umeinand’gekommen ist, muss es ihr bei uns doch recht fad werden. Aber ich kann mir schon denken, wieso sie in Wirklichkeit zurückkommt. Sie mag mich beeindrucken mit ihren Erzählungen und sich in der Bewunderung der Eltern sonnen, während ich mal wieder die Arbeit machen darf. So schaut es aus! Und dabei bildet sie sich ein, dass es allerweil so weitergehen wird. Aber net mit mir!« Die junge Köchin hatte sich in Rage geredet.
Oliver meinte lässig: »Was regst du dich auf? Du hast doch deine eigenen Pläne. Deine Schwester kann dir ganz egal sein.«
»Ist sie aber net! Einmal im Leben will ich sie am Boden sehen, einmal nur will ich triumphieren!« Sie verstummte, als sie dem forschenden Blick des Burschen begegnete. Plötzlich hatte Erika das Gefühl, schon zu viel gesagt, zu viel von ihrem Gefühlsleben preisgegeben zu haben. »Ist ja auch egal«, brummte sie und verließ rasch die Kammer.
Oliver lächelte zufrieden vor sich hin. Er hatte sich also nicht getäuscht, hatte Erika gleich richtig eingeschätzt. Ihr Hass und Neid auf die bevorzugte Schwester, ihre ständige Unzufriedenheit, all das waren Bausteine, mit denen er seine eigenen Pläne leicht umsetzen konnte …
Erika ahnte nicht, was in Oliver vor sich ging. Sie hielt nicht viel von ihm und meinte, in ihrer Beziehung das Sagen zu haben. Deshalb machte sie sich auch keine weiteren Gedanken darüber. Als sie in die Küche kam, richtete eines der Küchenmädchen ihr aus, dass ihre Mutter sie sehen wolle.
Missmutig kontrollierte sie alle Töpfe, gab einige Anweisungen und ging dann hinüber in die Privaträume.
Lina hatte den Tisch im Esszimmer festlich gedeckt und ließ Erika wissen: »Die Sophie kommt jeden Moment, wenn du dich noch umziehen magst, solltest du dich beeilen.« Die rosa überhauchten Wangen der Berghofwirtin und ihre glänzenden Augen sprachen von der Vorfreude, die sie empfand. Wieder befiel Erika da die Eifersucht.
Eben wollte sie eine abfällige Bemerkung fallen lassen, als ihr Vater ins Zimmer kam und verkündete: »Sie sind da!«
Sie? Erika folgte den Eltern, die nach draußen eilten, mit gemessenem Schritt. In der Hotelhalle prallte sie allerdings zurück, als wäre sie vor eine Mauer gelaufen. Mit offen stehendem Mund und bleich bis in die Haarwurzeln starrte sie auf das Bilderbuchpaar, das eben von den Heidmüllers überaus herzlich begrüßt wurde. Das war also Sophies Überraschung! Sie hatte sich einen Mann aus der Stadt mitgebracht!
Erika bekam schmale Augen, und ein verächtlicher Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Fesch schaute er aus, das musste der Neid ihr lassen. Doch er war wohl bestenfalls ein Kellner, der sich hier ins gemachte Nest setzen wollte. Ja, so musste es sein! Dieser Gedanke sorgte dafür, dass Erika sich ein wenig entspannte. Mit gefasster Miene schaute sie der Schwester und ihrem Begleiter entgegen, als diese nun die Halle betraten.
»Erika!« Sophie fiel ihr um den Hals und drückte sie herzlich. »Mei, ich hab dich vermisst. Gut schaust du aus. Es ist so schön, wieder daheim zu sein!« Sophie strahlte. »Ich möchte dir gern meinen Verlobten vorstellen. Matthias, das ist meine Schwester Erika. Erika, Matthias Fassbender.«
Sie reichte ihm kurz die Hand und murmelte kühl: »Freut mich.«
»Kommt, Kinder, wir wollen uns gemütlich zusammensetzen«, schlug Georg munter vor. »Und dann musst du uns alles von unserem zukünftigen Schwiegersohn erzählen, Soferl. Du glaubst net, wie neugierig wir auf ihn sind!«
Sophie lachte und hängte sich bei ihrem Vater ein, die Mutter begann eine freundliche Plauderei mit Matthias, während Erika sich wieder einmal wie das fünfte Rad am Wagen vorkam. Doch sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Wiedersehensfreude der Eltern gewiss bald einen Dämpfer erhalten würde. Spätestens, wenn sie erfuhren, dass Sophies Liebster ein Nassauer war, der nur aufs Einheiraten ausging …
Als man dann bei einem Glas Wein zusammen in der guten Stube saß, wollte Georg ausführlich wissen, wie das junge Paar sich kennengelernt hatte und was sie für Zukunftspläne hatten.
Erika lauschte gespannt. Allerdings blieb ihr die Luft weg, als sie Matthias von der Hotelkette seiner Eltern erzählen hörte, die er einmal erben würde. Er berichtete ausführlich von seiner Ausbildung an der Hotelfachschule, den Praktika in allen ihren Häusern in ganz Europa und dem angeschlossenen Studium, das er mit Auszeichnung beendet hatte. Zu allem Überfluss wollte er auch noch Sophie zuliebe die Leitung der Hotelkette gegen das Leben auf dem Berghof eintauschen!
Erika hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Nie im Leben war ihr ein solcher Tiefschlag versetzt worden. Das konnte, das durfte einfach nicht wahr sein! Nicht nur dass Sophie dieses Prachtexemplar von einem Mann an Land gezogen hatte, er war zudem genau das, wovon Erika schon so lange träumte, wonach sie sich sehnte, was sie mit ihrer ganzen Kraft erstrebte. Und Sophie war das einfach so zugefallen!
Die junge Köchin leerte ihr Weinglas und war verzweifelt bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Jetzt nur nicht das Pokerface lüften! Keiner durfte auch nur ahnen, was in ihr vorging. Wie eine grelle Stichflamme loderte der Hass auf Sophie in ihrem Innern hoch und nahm ihr den Atem. Mit all ihrer Willensstärke kämpfte sie das vernichtende Gefühl nieder. Später, wenn sie allein war, konnte sie dem nachgeben. Aber jetzt hieß es, nach außen hin ruhig und entspannt zu bleiben. Und sie schaffte es tatsächlich.
»Ich möchte euch gratulieren«, sagte sie freundlich, drückte zuerst Sophie und dann auch Matthias. »Wann ist die Hochzeit?«
»Schon recht bald. Wir wollen in Berghausen in unserer kleinen Kirche heiraten«, erklärte Sophie arglos. »Du magst doch meine Brautjungfer sein, net wahr? Ohne dich wäre es nur halb so schön, Erika!«
»Gewiss. Ich werde da sein«, versprach sie und hatte einen Moment lang das Gefühl, als müssten ihre Gesichtszüge entgleisen. Doch sie schaffte es, ihr nettes Lächeln beizubehalten. »Jetzt müsst ihr mich aber entschuldigen, ich schau rasch nach dem Essen. Es wird gewiss gleich so weit sein.«
Sophie nickte und blickte ihrer Schwester wohlwollend hinterher. »Sie ist so tüchtig, immer so fleißig. Ohne sie wäre der Berghof nix. Ich sag es dir, Matthias, eine bessere Küchenchefin können wir niemals finden.«
***
»Ich hasse sie! Ich hasse sie! Ich wünschte, sie wär tot!« Erika schlug bei jedem Wort mit der Faust gegen den Stamm einer niedrigen Bergkiefer. Ihre Augen brannten in einem fanatischen Licht, und sie machte auf Oliver den Eindruck einer Furie, die gleich vollkommen durchdrehen würde.
Dem Burschen kam die Entwicklung der Dinge gerade recht, passte sie doch gut zu seinen eigenen, heimlichen Plänen. Er hatte Erika eine Weile toben lassen, nun legte er die Hände auf ihre Schultern und bat sie begütigend: »Beruhige dich. Der arme Baum kann nix dafür. Und wenn du deine Hände aufschürfst, musst du die Schmerzen aushalten.«
Sie fuhr herum und starrte ihn böse an. Für einen Moment schien es ihm, als wäre sie nicht ganz bei Verstand. Dann aber klärte sich ihr Blick, und er begriff, dass es einzig die unbändige Wut auf die bevorzugte Schwester war, die sie so hatte reagieren lassen.
»Wieder besser?« Er lächelte ihr zu. »Manchmal muss man Dampf ablassen. Aber es gibt Grenzen. Man sollte sich damit net selbst schaden.«
»Was du alles weißt.« Sie verzog den Mund und trat an das Absperrgitter oberhalb der Griesenklamm.
Es war Erika gelungen, das Familienessen hinter sich zu bringen, ohne aus der Rolle zu fallen. Danach aber hatte sie wie eine Verrückte in der Küche gewütet. Töpfe waren durch die Luft geflogen, und die Angestellten hatten erschrocken die Flucht ergriffen. Oliver hatte es für das Beste gehalten, mit Erika einen Spaziergang zu unternehmen, damit sie sich ohne Zeugen austoben konnte.
»Und was soll nun werden?«, fragte er und trat neben sie.
»Am liebsten würde ich die Sophie da hinunterschmeißen«, knirschte Erika. Mit trostlosem Blick starrte sie in die Tiefe. »Ich bin es leid, immer die Verliererin zu sein.«
»Das muss net so bleiben. Ich hab schon eine Idee«, ließ er sie da wissen. »Du könntest die Situation zu deinen Gunsten ändern. Das wäre gar nicht so schwer. Du musst es nur geschickt anstellen, dann bist du am End die Siegerin.«
»Ach ja? Und wie soll das bitte schön gehen? Der Matthias hat nur Augen für meine Schwester. Zwischen die beiden passt kein Blatt Papier, so nah stehen die sich. Da gibt’s keine Chance einzuhaken.«
Oliver lachte. »Du hast schon in die richtige Richtung gedacht, mein kluger Schatz. Aber zu kurz und zu einfach.«
Sie musterte ihn abwägend. »Was willst du damit sagen? Was geht dich das überhaupt an?«
Er hob die Schultern, vergrub die Hände in den Hosentaschen und brummte: »Nix, wenn du es net willst. Ich kann gern gehen und dich allein lassen.«
»Von mir aus. Tu, was du willst! Ich brauch dich nicht.«
»Schön.« Er wandte sich zum Gehen.
Da bat sie: »Bleib halt und sag mir, was dir vorschwebt! Kann net schaden, wenn ich es mir anhöre. Wahrscheinlich ist es eh ein ausgemachter Schmarren.«
»Denkst du. Pass auf, Erika, ich erzähl dir, was mir so durch den Sinn gegangen ist, als du den armen Baum massakriert hast. Aber lass es dir net einfallen, mich nachher darauf festzunageln. Das sind bloß Gedankenspiele, verstehst?«
Sie lächelte abfällig. »Entweder rede oder verschwind! Ich lass mich auf nix ein, bevor ich Bescheid weiß.«
»Also gut.« Er seufzte. »Das Erste wird sein, deine Schwester und ihren Schatz auseinanderzubringen. Du musst der Sophie einen richtigen Schock versetzen. Sie soll dermaßen aus der Fassung geraten, dass sie net nur ihre Verlobung löst, sondern auch nimmer auf dem Berghof bleiben will. Es muss so arg für sie kommen, dass sie einen Schlussstrich ziehen und woanders völlig neu anfangen wird.«
»Das klingt gut, aber ich kann mir net vorstellen, wie ich das bewerkstelligen soll. Und wenn es tatsächlich klappt, was wird dann aus dem Berghof? Du kennst meine Pläne. Ich bleibe nicht für immer hier. Und ohne die Sophie fehlt den Eltern dann die Nachfolgerin.«
Oliver lächelte schmal. »Wenn du meine Hilfe willst, dann schlägst du dir ein großes Hotel mit passendem Besitzer aus dem Kopf, verstanden? Ich helfe dir dabei, deine Schwester loszuwerden. Und wenn das geschehen ist, heiraten wir zwei und führen den Berghof gemeinsam. Das ist mein Angebot.«
»Soll das vielleicht ein Witz sein?«
»Hörst du jemanden lachen? Also, was sagst du? Ist das net fair? Ich biete dir einen Triumph über deine Schwester und ein solides Leben mit mir. Du könntest es schlechter treffen.«
Erika sagte zunächst nichts. Ihre Miene war verschlossen, und Erika schien sich alles ganz genau durch den Kopf gehen zu lassen. Bevor sie Oliver eine Antwort gab, fragte sie: »Was soll das sein, das meiner Schwester so einen Schock versetzt?«
»Das werden wir zwei uns gemeinsam ausdenken. Du kennst die Sophie besser als ich. Du musst mir alles über sie erzählen, damit ich ihre Schwachstellen finde und weiß, wie sie tickt. Hernach können wir einen perfekten Plan schmieden. Sozusagen mit Erfolgsgarantie.«
»Ich weiß net, ob ich mich darauf einlassen soll. So gut kenne ich dich auch wieder net. Und wenn du nachher alles, was ich dir sag, gegen mich verwendest, zur Sophie gehst und mich verrätst?«
»So was würde ich nie tun.«
»Tatsächlich? Ich vertraue dir aber net.«
»Ich hab viel für dich übrig, Erika. Gewiss könnten wir zwei eine gute Ehe führen, denn wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Wir wissen beide, was wir wollen, und wir sind net zimperlich, wenn es darum geht, unsere Ziele zu erreichen.«
»Wieso sollte ich dich heiraten? Ich will was Besseres.«
»Du kannst freilich weiterhin auf die Suche nach deinem vermeintlichen Traummann gehen. Ob du ihn findest, ist aber fraglich. Und was willst du dann damit noch beweisen? Die Sophie wirst du nimmer neidisch machen können, so wie die es jetzt getroffen hat.«
»Ich mag dein aalglattes Gerede net. Du hast auf alles eine Antwort. Aber was Konkretes hab ich noch nicht gehört.«
Oliver legte die Arme um Erikas schmale Taille und schaute ihr in die Augen. Er bemühte sich, einen ehrlichen Ausdruck in seinen Blick zu zaubern, während er ihr beteuerte: »Du wirst es net bereuen, wenn du dich auf mich verlässt. Ich sorge dafür, dass du genau das kriegst, was du willst. Gibt es noch jemanden, der das von sich behaupten kann?«
Sie musterte ihn nachdenklich, dann lächelte sie ein wenig. »Also schön, ich geb dir eine Chance. Aber eins steht von vorneherein fest: Wir spielen nach meinen Regeln. Es passiert, was ich will, verstanden?«
»Gewiss, so wie die ganze Zeit«, versprach er mit einem hinterhältigen Grinsen und stahl ihr ein Busserl, wie es inniger und zugleich leidenschaftlicher nicht sein konnte. Das fiel ihm nicht schwer, er musste nur an den Berghof und seine eigene goldene Zukunft denken, für die er einfach alles tun wollte …
***
Wie der Vater vermutet hatte, hielt der Alltag bald nach Sophies Heimkehr wieder Einzug auf dem Berghof. Allerdings anders, als Erika sich das vorgestellt hatte.
Während sie weiterhin auf ihre Arbeit in der Hotelküche beschränkt blieb, richteten Sophie und Matthias sich bereits als die zukünftigen Besitzer des Berghofes ein.
Lina teilte ihre Aufgaben mit der Tochter, Georg wies seinen Schwiegersohn in spe in alles ein, was bislang ihm oblag. Dabei herrschte eine große Harmonie zwischen den vier Menschen, die Erika wieder einmal den Eindruck vermittelte, Außenstehende zu sein. Ihr Neid wuchs mit jedem Tag, der verging, ihr Hass auf die Schwester wurde immer stärker und beherrschte mehr denn je ihr Denken und Fühlen.
Was sie zunächst nicht wirklich ernst gemeint hatte, wurde nun zu ihrer einzigen Hoffnung. Sie verließ sich darauf, dass Oliver ihr helfen würde, Sophies Glück zu zerstören.
Erika traf sich nun jeden Abend mit dem jungen Kellner, der sie immer und immer wieder über ihre Schwester ausfragte. Nach und nach erhielt Oliver so ein genaues Bild von Sophie und hatte schließlich die »zündende Idee«, wie er es nannte.
Auf einem Spaziergang zur Griesenklamm setzte er Erika dann seinen Plan auseinander.
»Wann wird deine Schwester heiraten?«, fragte er zuerst. Ihm war nicht entgangen, dass die Vorbereitungen für die Hochzeit bereits liefen, es musste also schon ein Termin festgelegt worden sein. Und das war auch der Fall.
»In zwei Wochen«, knirschte Erika.
»Gut, bis dahin wirst du dich ruhig verhalten und dir nix anmerken lassen«, wies er sie an. Er merkte, dass sie widersprechen wollte, und fuhr unbeirrt fort: »Achte darauf, dass die Sophie dich ab und zu mal mit dem Matthias sieht. Du kannst ihn ja unter einem Vorwand in deine Küche locken. Vielleicht wegen des Hochzeitessens, dir fällt schon was ein. Wenn die Sophie dazukommt, benimm dich nervös. Net zu auffallend, aber so, dass man es schon merkt.«
»Worauf willst du überhaupt hinaus?«, murrte sie gereizt.
»Das wirst du gleich verstehen. Wenn deine Schwester vor der Hochzeit allein ist, holst du zum großen Schlag aus. Es muss ganz kurz vor der Trauung sein. Am Tag vorher oder am Morgen vor der Hochzeit. Wie die Gelegenheit sich ergibt, das müssen wir abwarten. Du passt sie ab und erzählst ihr, dass du und der Matthias ein Gspusi habt und du von ihm in der Hoffnung stehst, verstanden?«
Erika stutzte kurz, dann lachte sie auf und spottete: »Das glaubt sie mir nie. Und er wird’s eh bestreiten!«
»Das macht nix, denn du wirst einen Zeugen haben, der deine Geschichte bestätigt.«
»Wie? Jetzt versteh ich gar nix mehr!«
»Ist doch ganz einfach. Sobald deine Schwester den ersten Schock verwunden hat, was wird sie da machen?«
»Vermutlich zum Matthias rennen und ihn zur Rede stellen.«
»Genau. Er weiß von nix und stellt sich entsprechend dumm. Das wird sie misstrauisch machen. Du bist verzweifelt, in Tränen aufgelöst. Du schämst dich, kannst deiner geliebten Schwester nimmer in die Augen schauen. Aber du darfst net den Fehler machen, dem Matthias die ganze Schuld zu geben. Stell es so hin, als hättet ihr euch beide gegen eure Gefühle gewehrt, jedoch vergeblich. Dann trete ich auf den Plan. Wir sind befreundet, und ich hab es nimmer mit ansehen können, wie unglücklich du in letzter Zeit gewesen bist. Da hast du dich mir anvertraut und mir alles gebeichtet. Ich kann die Geschicht also bestätigen.«
Erika verzog missbilligend den Mund. »Das ist recht dünn.«
»Mag sein, aber der Matthias kann dir net das Gegenteil beweisen.«
»Und was dann? Nehmen wir mal an, die Sophie glaubt mir. Was soll danach werden?«
»Die Sophie wird dir ganz bestimmt glauben. Sie hat doch keine Ahnung, wie du wirklich zu ihr stehst. Sie hält dich nach wie vor für ihre liebe Schwester, die ebenso unter dieser Geschichte leidet wie sie selbst.«
»Und wie geht es dann weiter?«
»Die Hochzeit wird abgesagt. Ich vermute, Sophie wird Matthias bitten, zurück nach München zu fahren. Sie braucht Zeit zum Nachdenken, Abstand. Wenn er weg ist, musst du sie bearbeiten. Du redest ständig davon, den Berghof zu verlassen. Weil du dich so sehr vor ihr schämst, ihr nimmer in die Augen schauen kannst, willst du woanders neu anfangen, dein Baby irgendwo zur Welt bringen, wo dich keiner kennt.«
»Ich geh aber net weg, oder?«
»Freilich nicht.« Oliver grinste kalt. »Du wirst das gute Herz deiner Schwester so sehr rühren, dass sie freiwillig das Feld räumt. Sie geht weg, du bleibst da. Wir heiraten, und dann übernehmen wir zwei den Berghof.«
»Das hört sich alles ganz gut an. Du hast nur eine Kleinigkeit vergessen. Was ist mit dem Butzerl, das ich net krieg?«
»Da fällt uns schon was ein. Vielleicht eine Fehlgeburt.«
Erika schüttelte den Kopf. »Du bist ein durchtriebener Hundling, Oliver Kramer. Und ich bin mir gar nimmer so sicher, ob ich dich wirklich heiraten soll. Wer weiß, welches Schicksal du mir in Wahrheit zugedacht hast!«
Er lachte und zog sie in seine Arme. »Ich hab dich lieb, du Wildkatzerl. Das einzige Schicksal, das ich dir zugedacht hab, ist das als meine geliebte Ehefrau und Mutter meiner Kinder.«
»Tatsächlich?« Sie musterte ihn misstrauisch.
»Wenn du mir net vertraust, blasen wir die Sache eben ab«, meinte er da lässig und ließ sie los. »Aber eins sollte dir klar sein: Du hast jetzt die Wahl zwischen unserem Plan und einem Leben als Küchenchefin in Diensten deiner Schwester und ihres begüterten Mannes. Was schmeckt dir da besser? Ein bisserl ins Risiko gehen, was wagen und nachher gewinnen? Oder sich fügen und weiter den Ärger in dich hineinfressen?«
Es zeigte sich, dass Oliver genau wusste, wie er mit Erika zu reden hatte, denn seine Worte kamen an.
»Wir machen es so, wie du gesagt hast«, beschloss sie spontan. »Aber es bleibt dabei: Ich geb den Ton an, net du.«
»Freilich.« Er lachte. »Du hast mein Wort, Schatzerl.«
***
»Du warst schon länger nimmer drüben. Habt ihr gestritten, die Erika und du?« Alois Theisen ging neben seinem Sohn Max her, vor ihnen trabten die Kühe, die sie an diesem Tag von der Almweide hinüber zum Kogel trieben. Das war ein Hochtal mit saftigem Gras, wo das Weidevieh bis zum Abtrieb bleiben konnte.
Es war ein wolkenverhangener Tag, im Tal stand die warme, stickige Sommerluft wie eine Glocke, während man auf der Höhe freier atmen konnte. Hier wehte ein frischer Wind von West, der am Abend Regen bringen sollte.
Max schnalzte mit der Zunge, um die Leitkuh anzutreiben, dann gab er zu: »Die Erika hat keine Zeit für mich. Ihr Gspusi nimmt sie anscheinend zu sehr in Anspruch.«
»Was sind denn das für Reden?«, murrte der Altbauer.
»Das sind keine Reden, es ist die Wahrheit. Sie hat was am Laufen mit diesem Kellner, Oliver heißt der, glaub ich. Ein rechter Hallodri. Immer, wenn man ihn sieht, hat er ein anderes Madel am Arm. Ich hab schon daran gedacht, der Erika ein Licht aufzustecken. Aber sie beachtet mich gar nimmer.«
Alois blieb stehen und wischte sich über die Stirn. Als sein Sohn wissen wollte, ob es ihm zu anstrengend sei, sie eine Pause einlegen müssten, winkte er aber ab. Er steckte sein Taschentuch weg und monierte: »Du gibst zu leicht auf, Bub, das hab ich dir schon mal gesagt. Wenn dir wirklich was an dem Madel liegt, dann musst du dranbleiben, dich anstrengen.«
»Was soll das nützen? Sie ist allerweil bei dem anderen und schaut mich nimmer an.«
Sie hatten den Kogel erreicht. Hier stand eine alte Sennhütte, die schon lange nicht mehr benutzt wurde. Davor fand sich eine Bank, auf die Vater und Sohn sich nun niederließen.
»Und wie geht es der Sophie? Sie scheint glücklich zu sein mit dem Burschen aus der Stadt, was man so hört.«
Max nickte. »Der Matthias ist schon recht. Ich hab mich mit ihm bekannt gemacht und schon öfter ein paar Worte mit ihm gewechselt. Er ist geradeheraus, überhaupt net eingebildet. Ich glaub, er wird sich gut bei uns einpassen. Und er scheint die Sophie von Herzen lieb zu haben.«
»Das kann man net beurteilen, man schaut in keinen hinein.«
»Schon. Aber er hat in München alles aufgegeben, um hier mit der Sophie zu leben. Ich denk, das spricht für sich.«
»Ja, mag sein.« Der alte Bergbauer rieb sich nachdenklich das Kinn. »Was du mir da eben von der Erika erzählt hast, gefällt mir net. Was, wenn der Kellner sie in die Hoffnung bringt?«
»Das wäre dann sein Problem, net meines«, murmelte Max mürrisch. »Wenn der andere ihr besser gefällt …«
»Jetzt mal langsam! Ich verstehe gar nix mehr«, beschwerte sein Vater sich da. »Die Erika geht angeblich auf einen begüterten Mann aus. Und gleichzeitig lässt sie sich mit einem Kellner ein? Da stimmt doch was net!«
»Ich versteh auch nicht, was sie an dem findet. Aber sie hat mir schon einmal gesagt, dass ich kein Recht hab, mich in ihr Leben einzumischen. Deshalb tu ich es auch nimmer.«
»Wenn du sie lieb hast, wäre das falsch.«
Max seufzte. »Mei, Vater, ich weiß auch nicht so genau, woran ich bei der Erika noch bin. Ich weiß nur eins: Diese Geschichte mit dem Kellner behagt mir ganz und gar net.«
»Dann solltest du Erika mal wieder besuchen. Kampflos das Feld zu räumen ist feig. Außerdem seht ihr euch ja sowieso morgen auf dem Hochzeitsfest, net wahr?«
Der Bursche nickte langsam. »Ja, vielleicht hast du recht. Ich schau später mal wieder bei ihr vorbei. Schaden kann’s nicht …«
Als Max dann hinüber zum Berghof ging, war dort bereits alles für die Hochzeit vorbereitet. Das ganze Haus war festlich geschmückt, auf der Aussichtsterrasse stand eine lange Tafel, an der die Hochzeitsgäste speisen sollten, und in der Hotelhalle baute eine Musikband ihre Instrumente auf.
Sophie stand mit ihrer Mutter an der Rezeption und begrüßte Max freundlich. »Die Erika ist noch in der Küche«, ließ sie ihn wissen. »Mei, es gibt vor morgen ja noch so viel zu tun!«
»Wann ist denn die kirchliche Trauung?«, fragte er.
»Um elf. Vorher gehen wir aufs Standesamt.« Sie lächelte ein wenig nervös. »Hoffentlich klappt alles!« Und an ihre Mutter gewandt: »Ich schau morgen vor der Trauung noch mal in der Kirche nach dem Rechten. Hoffentlich hält sich der Blumenschmuck und welkt net vor der Zeit!«
»In der Kirche ist es doch kühl«, meinte ihre Mutter.
Max wandte sich zum Gehen. Er traf Erika tatsächlich noch in der Küche an. Sie war allein und arbeitete an den letzten Verzierungen der Hochzeitstorte.
Als sie ihn gewahrte, hob sie überrascht die Augenbrauen. »Was machst du denn hier? Hast dich in letzter Zeit ja gar nimmer blicken lassen.«
»Du wolltest es doch so«, erinnerte er sie. »Wie geht’s dir, Erika? Freust du dich auf morgen?«
Es blitzte kurz und heftig in ihren Augen auf, was Max nicht entging. Dann aber erwiderte sie scheinbar gleichmütig: »Freilich, so wie alle hier auf dem Berghof.«
»Ehrlich? Ich dachte, dass dir’s anders ums Herz sein müsste.«
Sie legte die Sahnespritze, mit der sie weiße Rosen auf den Kuchen gezaubert hatte, beiseite und schaute ihn fragend an. »Ich verstehe net, worauf du hinauswillst.«
»Na ja, wenn ich es recht bedenk, ist der Matthias doch genau das, was du gesucht hast. Dass er deine Schwester heiratet, muss dich wurmen. Stimmt’s?«
Sie lächelte abfällig. »Was du alles weißt. Jetzt kommst du dir gewiss schlau vor, was? Aber ich will dir ein Lichterl aufstecken. Der Matthias ist net mein Typ. Zur Sophie passt er wunderbar. Deshalb hab ich gar keinen Grund, neidisch zu sein.«
»So, so.« Max nahm ihr das nicht ab. »Hast du vielleicht eine Prise Gift in die Hochzeitstorte eingearbeitet? Oder warum bist du sonst so entspannt?«
»Jetzt hör mir mal zu …«
»Nein, du hörst mir zu. Ich kenn dich besser, Erika. Du neidest deiner Schwester den Mann. Nur deshalb hast du dich auf dieses Gspusi mit dem Kellner eingelassen. Aber das ist der falsche Weg, glaub mir! Ich kann dir viel bieten, wir zwei …« Er verstummte, denn sie lachte herzlich. Und er hatte dabei das unangenehme Gefühl, ausgelacht zu werden.
»Mei, Max, deine Besorgnis rührt mich ehrlich«, spottete sie. »Aber ich hab es dir schon einmal gesagt: Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten und lass mich in Ruh! Ich kann es nämlich net leiden, wenn sich einer ungefragt in mein Leben mischt. War das jetzt endlich deutlich genug?« Sie blitzte ihn drohend an, doch er ließ sich nicht beirren. Max hatte sich nun entschieden, Erika die Wahrheit zu sagen.
Eigentlich hatte er sich ja nicht mehr einmischen wollen, doch er meinte, dass sie dringend einen Dämpfer brauchte, um wieder klar zu sehen. Und er war auch nicht gewillt, einfach aufzugeben, wie sein Vater ihm schon des Öfteren vorgeworfen hatte.