Heiße Leidenschaft - Best of Baccara 2019 - Emily McKay - E-Book

Heiße Leidenschaft - Best of Baccara 2019 E-Book

Emily McKay

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Beschreibung

Mit diesem eBundle präsentieren wir Ihnen die schönsten und erfolgreichsten Baccara-Romane aus 2019 - leidenschaftlich, aufregend und extravagant. Die kleine Auszeit vom Alltag für die selbstbewusste Frau … Happy End garantiert! VERLANGEN NACH DEM BOSS Er drehte sich zu ihr um. Sie zitterte angesichts der lodernden Begierde in seinen Augen. Nur einmal verrückt sein, keine Grenzen kennen, sich in den Armen eines Mannes verlieren. Sally zögert nicht lang, als der gut aussehende Kirk Tanner sie nach einem ausgelassenen Abend mit in sein Bett nehmen will. Zwar kennt sie ihn kaum, doch seine Blicke versprechen ihr pure Lust. Am nächsten Morgen schleicht sie sich aus seiner Wohnung und seinem Leben. Nicht ahnend, dass sie ihn bald wiedersehen wird: Der Millionär ist ihr neuer Boss! Und nicht nur das - die Stunden der Ekstase mit ihm haben ungeahnte Folgen … VERBRENN DIR NICHT DIE FINGER, DARLING Meg kann Grants Liebe einfach nicht vergessen. Ebenso wenig wie den Schmerz, als er sie wortlos verließ! Sie hat sich geschworen, ihn nie wiederzusehen. Doch diesen Schwur muss sie heute brechen - wegen ihrer kleinen Tochter. Mit bebendem Herzen tritt sie ihm entgegen … DER MILLIARDÄR, DER MICH BEGEHRTE Seit zwei Jahren hat er sie nicht mehr gesehen, doch Milliardär Noah Grant hat Camilla nie vergessen. Sie war die Liebe seines Lebens. Trotzdem hat sie damals zu seinem Antrag Nein gesagt - denn sie glaubte nicht an seine wahren Gefühle. Jetzt ist er zurück, und schon bei ihrem ersten Wiedersehen weiß er: Er will Camilla noch immer. Und sie haben einen gemeinsamen Sohn, von dem sie ihm nie erzählt hat! Noah beschließt, um Camilla und sein Kind zu kämpfen. Er wird ihr beweisen, dass sie mehr als bloßes Verlangen verbindet …

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Seitenzahl: 610

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Yvonne Lindsay, Emily Mckay, Sara Orwig

Heiße Leidenschaft - Best of Baccara 2019

IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Dolce Vita Trust Originaltitel: „Little Secrets: The Baby Merger“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2065 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Susann Rauhaus

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733724764

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Kirk saß im gedämpften Licht der Bar, als das Aufblitzen hellblonder Haare in der Nähe des Eingangs seine Aufmerksamkeit erregte. Eine Frau kam durch die Tür, dicht gefolgt von einem hochgewachsenen, gut gebauten Mann. Sie drehte sich um und sagte etwas zu ihm. Es sah zuerst so aus, als würde er widersprechen, doch dann nickte er schließlich und verschwand nach draußen. Interessant, dachte Kirk. Der Typ war eindeutig ein Angestellter, vielleicht ein Bodyguard, der offensichtlich von ihr weggeschickt wurde.

Kirk trank einen Schluck Bier und beobachtete, wie die Frau den Raum durchquerte. Sie schien jemanden zu suchen und bewegte sich dabei mit unbewusster Sinnlichkeit. In der eng geschnittenen Hose und der locker fallenden Tunika wirkte sie so, als wollte sie ihren kurvigen und zugleich schlanken Körper verstecken. Doch das, was er sah, hatte bereits sein Interesse geweckt. Die meisten Frauen hassten es, wenn sie wohlgerundete Hüften und einen ausgeprägten Po hatten. Angesichts der Art, wie sie sich kleidete, schien auch sie kein Fan davon zu sein. Aber er war es. Um genau zu sein, er mochte ihre Konturen sehr.

Wen suchte sie? Ihren Freund wahrscheinlich, dachte er und verspürte einen kleinen Stich der Eifersucht, während seine Augen sie von Kopf bis Fuß musterten. Müde und auf der Suche nach besserer Gesellschaft als Personalakten und Finanzprognosen war er heute Abend hierhergekommen. Wie es nun aussah, hatte sich das gelohnt. Er war augenblicklich hellwach, als sein Blick über den Körper der fremden Blondine glitt.

In diesem Moment sah sie die Person, nach der sie gesucht hatte. Ihre Züge erhellten sich, sie hob grüßend die Hand und ging direkt auf ihr Ziel zu. Kirk entspannte sich, als er das Paar erblickte, das sie freundschaftlich begrüßte. Also doch kein Freund, dachte er und lächelte innerlich, während er noch einen Schluck von seinem Craft-Bier nahm.

Der Mann reichte ihr einen Martini, den er offensichtlich schon zuvor für sie bestellt hatte. Sie schien demnach eine zuverlässige und pünktliche Person zu sein. Leider waren das nicht unbedingt Charaktereigenschaften eines Menschen, der sich auf kurze, heftige Affären einließ, was Kirks momentanem Interesse entsprochen hätte. Ihm entfuhr ein leiser Seufzer. Er hatte seine Lebensplanung fest vor Augen. Im Moment war seine Firma gerade im Begriff, mit ‚Harrison Information Technology‘ hier in Bellevue zu fusionieren. Das würde die Dinge zwar beschleunigen, aber eine feste Beziehung stand für ihn trotzdem in nächster Zeit nicht an. Sobald er dafür bereit war, würde er dieses Projekt genauso angehen wie seine Arbeit – mit viel Recherche und der Absicht, es gleich beim ersten Mal richtig zu machen. Denn Kirk Tanner machte keine Fehler – und er suchte ganz bestimmt nicht nach Liebe.

Er wandte seinen Blick von der Frau ab, doch etwas an ihr ließ ihn nicht los. Irgendetwas Vertrautes, das er nicht genau benennen konnte. Erneut sah er zu ihr hinüber und studierte sie genauer. Er ertappte sich bei dem Wunsch, über ihr goldblondes Haar zu streichen.

Als ob sie seinen Blick gespürt hätte, wandte sie sich in diesem Moment zu ihm um und sah ihn kurz an, bevor sie sich wieder ihren Freunden zuwandte. Und ja, ganz klar, ihr Gesicht kam ihm bekannt vor. Er war sich zwar nicht sicher, ob er sie schon einmal persönlich gesehen hatte, aber vielleicht ein Foto von ihr.

Angestrengt dachte Kirk nach, und dann hatte er es. Natürlich, es war Sally Harrison, die einzige Tochter von Orson Harrison, dem CEO von ‚Harrison Information Technology‘. Genau die Firma, mit der sein Unternehmen morgen Nachmittag um fünfzehn Uhr fusionieren würde. Die Vorstellung, mit Sally Harrison zu fusionieren, war mehr als verlockend, obwohl ihm natürlich klar war, dass er die Finger von ihr lassen sollte.

Was wusste er über sie? Seit dem Abitur hatte sie in jeder Abteilung der HIT-Zentrale ein Praktikum absolviert. Wahrscheinlich kannte sie die Abläufe innerhalb der Firma besser als ihr Vater. Außerdem hatte sie in Sozial- und Ingenieurwissenschaften promoviert. Und trotz allem hatte sie, die Tochter des Firmeneigentümers, es bisher nur bis ins mittlere Management geschafft.

Gab es etwas, das in ihrer Personalakte nicht erwähnt worden war, das sie für eine Position im höheren Management disqualifizierte? Und ganz wichtig: Fühlte sie sich gekränkt, weil sie nicht aufsteigen konnte? In letzter Zeit hatte es eine undichte Stelle in der Firma gegeben, die wichtige Informationen an die Konkurrenzfirma ‚DuBecTec‘ weitergegeben hatte. Orson vermutete, dass das Konkurrenzunternehmen Material für eine feindliche Übernahme sammelte. Er hatte Kirk gebeten, alle Mitarbeiter seiner Firma gründlich unter die Lupe zu nehmen, inklusive seiner attraktiven Tochter.

Kirk nahm erneut einen Schluck von seinem Bier und sah zu ihr hinüber. Bis jetzt hatte sie ihren Drink kaum angerührt, doch jetzt griff sie nach dem Zahnstocher mit der Cocktailkirsche, schloss ihre Lippen darum und ließ sie in ihrem Mund verschwinden. Voller Verlangen stand sein gesamter Körper plötzlich unter Spannung, sodass er fast laut aufgestöhnt hätte.

Sally Harrison ist in der Tat eine faszinierende Zielperson, dachte er, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. Und bevor er heute Abend die Bar verließ, würde er bestimmt einen Weg finden, um sie besser kennenzulernen

Firmenfusion. Zum Besten aller.

Auch wenn Sally nach außen hin so tat, als würde sie ihren Freunden zuhören, die ihr gerade begeistert von ihren Flitterwochen erzählten, konnte sie in Wahrheit über nichts anderes nachdenken als über die schockierende Ankündigung ihres Vaters heute beim Abendessen. Eigentlich konnte sie es immer noch nicht glauben. Und dass er ihr nichts von diesem Vorhaben erzählt hatte, das er mit Sicherheit seit Langem plante, wurmte sie am allermeisten.

Es war eine brutale Erinnerung daran, dass sie bestimmt Teil seiner Überlegungen gewesen wäre, wenn sie gleichberechtigt an seiner Seite gestanden hätte, statt sich hinter ihm zu verstecken. Und nicht nur das – wenn sie die Person wäre, die sie sein wollte, nämlich selbstbewusst und charismatisch statt schüchtern und introvertiert, dann wäre diese ganze Fusion wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen.

Ihr ganzer Körper bebte unter dem Gefühl, versagt zu haben. Vom Verstand her wusste sie natürlich, dass ihr Vater sich auf ein solches Unterfangen gar nicht erst einlassen würde, wenn es nicht das Beste für die Firma wäre. Aber bis jetzt war ‚HIT‘ immer ein Familienbetrieb gewesen, und, verdammt noch mal, schließlich war sie seine Familie.

Natürlich hatte sie ihn auch gefragt, warum er ihr seine Pläne erst jetzt offenbart hatte.

„Ach, mach dir deswegen keine Sorgen“, hatte er nur wegwerfend erwidert.

Doch natürlich machte Sally sich Sorgen. Wie zum Beispiel … warum wollte er speziell mit dieser Firma zusammengehen? Was brachte ihnen das über ihre eigenen Ressourcen hinaus? Wer war dieser Mann, der morgen zum Vizepräsidenten des neuen Unternehmens ernannt werden würde? Und warum wollte ihr Vater, dass sie bei der morgigen Skype-Konferenz anwesend war, in der er den Angestellten beider Firmen das Ergebnis der Verhandlungen verkünden und ihnen das neue Unternehmen ‚Harrison Tanner Tech‘ vorstellen würde?

Allein wenn sie daran dachte, bekam Sally schon Magenschmerzen. Denn sie hasste es nicht nur, in der Öffentlichkeit zu stehen … wie sollte sie ihren Kollegen danach noch in die Augen blicken? Würden sie ihr glauben, wenn sie ihnen sagen würde, dass sie keine Ahnung von der geplanten Fusion gehabt hatte? Und wäre das nicht noch viel schlimmer? Bei diesem Gedanken zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen.

Ihr Vater hatte Sally immer gesagt, dass er deshalb so hart arbeiten würde, damit sie es nicht tun musste. Dass er hart arbeitete, daran konnte kein Zweifel bestehen, wie man an seinem angeschlagenen Gesundheitszustand und der grauen Gesichtsfarbe erkennen konnte. Das war ein weiterer Beweis dafür, dass sie sich nicht genug in die Firma eingebracht hatte. Dass sie ihm nicht die Unterstützung gewähren konnte, die er verdient hatte und vielleicht auch brauchte. Nicht, dass er sie je darum gebeten hätte. Er hatte sie seit jeher beschützt und tat es immer noch, wie sie beschämt zugeben musste.

Dabei wollte sie sich wirklich mit aller Kraft einsetzen und entwickelte immer jede Menge eigene Ideen für die Projekte. Aber ihre Phobie, in der Öffentlichkeit zu sprechen, behinderte sie, und deshalb waren viele ihrer Kollegen bereits an ihr vorbeigezogen. Sie waren befördert worden, während sie im mittleren Management stecken geblieben war.

Diese lähmende Angst war erstmals nach dem Tod ihrer Mutter aufgetreten, und auch viele Jahre der Therapie schienen daran nichts ändern zu können. Ihr Vater, dem das natürlich nicht verborgen geblieben war, hatte sie stets beruhigt und ihr versichert, dass sie einfach nur ein Spätzünder wäre und dass sich diese Angst bestimmt mit der Zeit legen würde. Aber inzwischen war sie achtundzwanzig und noch genauso unsicher wie früher. Bis jetzt hatte sie immer gedacht, ihr Vater würde an sie glauben. Ihr war bis zum heutigen Tag nicht klar gewesen, dass er sie aufgegeben hatte.

Noch immer ging ihr der Schock seiner Ankündigung durch und durch. Das war das Menetekel an der Wand: Er hatte sie bei dieser wichtigen Entscheidung im Dunkeln gelassen. Und im Dunkeln würde sie auch bleiben, bis sie irgendetwas dagegen tat. Sie konnte diese ganzen Entschuldigungen nicht länger vorbringen. Inzwischen war sie erwachsen, und es wurde Zeit, dass sie ihr Potenzial erfüllte. Denn wenn nicht, würde man sie für den Rest ihres Lebens übersehen. Das wollte Sally auf keinen Fall. Nein, es musste sich etwas ändern. Sie musste sich ändern. Und zwar sofort.

Gilda und Ron redeten und lachten weiter, tauschten gemeinsame Erinnerungen aus, berührten sich, so wie es Paare nun einmal taten. Das war zwar rührend, verstärkte aber ihr Gefühl, ausgeschlossen zu sein. In ihrem Privatleben und im Beruf schienen alle anderen vorwärtszukommen, während sie um jeden Schritt kämpfen musste. Dabei freute sie sich für ihre Freunde, das stand außer Frage. Aber sie selbst tat sich einfach nur leid.

Als die beiden aufbrechen wollten, machte sie keine Einwände. Stattdessen winkte sie ihnen zum Abschied noch einmal lächelnd zu und widmete sich dann wieder ihrem Drink, den sie kaum angerührt hatte.

Sie sollte nach Hause und früh ins Bett gehen, um sich für den morgigen Tag vorzubereiten. Sollte sie? Ihr Leben lang hatte Sally immer getan, was sie tun sollte, besonders, um den anderen zu gefallen. Warum konnte sie nicht endlich einmal mutig sein und sich neuen Herausforderungen stellen?

„Ma’am? Der Gentleman dort drüben hat mich gebeten, Ihnen das hier zu bringen.“

Eine Kellnerin stellte einen weiteren Martini auf das Tischchen vor ihr. Sally sah sie überrascht an.

„Gentleman?“

„Dort drüben.“ Sie machte eine Geste. „Möchten Sie, dass ich ihn wieder mitnehme?“

Wollte sie das? Die kleine ängstliche Maus in ihr zitterte und hätte am liebsten Ja gesagt. Aber war es nicht das, was sie normalerweise getan hätte? Und hatte sie sich nicht gerade vorgenommen, etwas mutiger zu sein? Neue Leute kennenzulernen? Mit jemandem zu flirten?

Sally drehte sich um und betrachtete den Mann, der ihr den Drink spendiert hatte. Er war ihr vorhin schon aufgefallen, sie hatte ihn jedoch gleich wieder vergessen, da er eindeutig zu einer anderen Liga gehörte. Er wirkte unglaublich selbstbewusst in seinem dunklen maßgeschneiderten Anzug und dem taillierten Hemd, dessen oberster Knopf offen stand. Jede ihrer Zellen wurde plötzlich hellwach, als ihre Blicke sich trafen. Er nickte ihr zu, hob sein Bierglas und lächelte sie an. Es verschlug ihr den Atem.

Sei mutig, flüsterte ihre innere Stimme ihr zu, und sie wandte sich wieder der Kellnerin zu.

„Nein, lassen Sie ihn hier. Und sagen Sie dem Gentleman vielen Dank von mir.“

„Oh, das können Sie selbst tun. Er ist auf dem Weg hierher.“

Auf dem Weg hierher? Jetzt wäre sie doch am liebsten geflohen. Doch es war zu spät.

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte der Fremde höflich und legte seine Hand auf die Sitzfläche des Barhockers, auf dem Gilda vorher gesessen hatte.

„Äh, ja, natürlich.“ Sallys Puls fing an zu flattern, aber ihre Stimme blieb ruhig. Sie griff nach ihrem Glas und stieß mit ihm an. „Danke für den Drink!“

„Gern geschehen. Heutzutage sieht man ja gar nicht mehr so viele Leute, die Martini trinken. Ist das ein altmodischer Drink für ein altmodisches Mädchen?“

Seine Stimme war tief und voll und fühlte sich an wie Samt auf nackter Haut. Und das war nicht das einzig Umwerfende an ihm. Er hatte breite Schultern und einen muskulösen, durchtrainierten Oberkörper. Seine Züge waren klassisch, mit einer geraden Nase, und seine Augen – welche Farbe sie auch immer haben mochten, hell, aber was genau war in dem schummrigen Licht nur schwer zu erkennen – sahen sie direkt an. Seine Lippen waren leicht geschwungen, und er wirkte ein wenig amüsiert.

Da sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte, sah sie auf ihren Drink und murmelte: „So was in der Richtung.“

Sie blickte gerade rechtzeitig wieder hoch, um sein Lächeln mitzubekommen. Es durchzuckte sie wie ein elektrischer Schlag. Wow! So viel erotische Anziehungskraft sollte eigentlich verboten sein.

„Ich bin Kirk, und wer sind Sie?“ Er streckte ihr die Hand entgegen und sah sie fragend an.

Sallys Inneres löste sich auf. Sie merkte, dass sie es satthatte, immer das brave Mädchen zu sein. Ausnahmsweise würde sie einmal genau das tun, wonach ihr war, zur Hölle mit den Konsequenzen!

Sie nahm seine Hand und schüttelte sie. „Ich bin Sally, und die nächste Runde geht auf mich!“

„Freut mich, Sie kennenzulernen. Aber ich muss Sie warnen – normalerweise lasse ich mir von Frauen keinen Drink ausgeben.“

Das schüchterte sie gleich etwas ein, doch es gelang ihr, ein gezwungenes Lächeln aufzusetzen.

„Ach, wirklich? Und warum ist das so, wenn ich fragen darf?“

„Weil ich auch altmodisch bin.“

Sie unterdrückte nur mit Mühe ein leichtes Stöhnen. Denn schließlich war ihr Vater ebenfalls ziemlich altmodisch, und das Letzte, was sie brauchte, waren zwei Männer von dieser Sorte.

„Aber“, setzte er hinzu und lächelte immer noch, „in Ihrem Fall bin ich bereit, eine Ausnahme zu machen.“

Überrascht blinzelte sie. „In meinem Fall? Warum denn?“

„Weil ich nicht glaube, dass Sie mir einen Drink ausgeben wollen, um sich meines Körpers zu bemächtigen.“

Sie konnte nicht anders und musste laut loslachen. Es kam direkt aus ihrem Bauch.

„Passiert das oft?“

„Hin und wieder“, gab er zu.

„Vertrauen Sie mir, bei mir sind Sie sicher.“

„Wirklich?“

Bildete sie sich das nur ein, oder klang er wirklich ein bisschen enttäuscht?

„Nun, vielleicht sollten wir das abwarten“, erwiderte sie, lächelte ebenfalls und griff nach ihrem Glas.

2. KAPITEL

Wie konnte es nur von ein paar Drinks und ein bisschen Tanzen so weit kommen, fragte Sally sich, als sie Kirks Apartment betrat. Er warf sein Jackett über die Lehne eines beigen Sofas. Sie bekam nur einen vagen Eindruck von seiner Wohnung, doch sie schien ziemlich austauschbar zu sein, als wäre er kaum hier. Das Einzige, was darauf hindeutete, dass hier jemand wohnte, war der Esstisch, auf dem sich Archivkisten und Akten stapelten.

Das war alles, was ihr auffiel, bis er die Hand um ihren Nacken legte, ihre Haare hochhob und sie genau dort küsste. Sie zitterte bei seiner Berührung. Er ließ ihr Haar wieder herunterfallen, griff nach ihrer Hand und führte sie zu seinem Schlafzimmer. Dort drehte er sich zu ihr um, und sie sah das nackte Begehren in seinen Augen.

Sei mutig, erinnerte sich Sally. Du wolltest das hier. Übernimm die Regie. Nimm dir, was du willst.

Sie griff nach seiner Krawatte, löste den Knoten und ließ sie zu Boden fallen. Dann nahm sie sich die Knöpfe seines Hemds vor und war überrascht, dazu überhaupt noch in der Lage zu sein, denn ihr ganzer Körper zitterte vor Verlangen nach diesem Mann. Ein Teil von ihr drängte sie dazu, es sich noch einmal zu überlegen, aber sie verbannte diese Stimme energisch in den letzten Winkel ihres Bewusstseins. Das hier war das, was sie wollte, und sie würde es sich endlich nehmen.

Kirk blieb allerdings auch nicht passiv. Er streichelte sie durch den dünnen Stoff ihrer Tunika hindurch, was sich unglaublich erotisch anfühlte. Sie seufzte laut auf, als sie ihm das Hemd abstreifte und über seinen muskulösen Oberkörper strich. Als sie miteinander getanzt hatten, hatte sie gemerkt, wie gut er in Form war. Aber erst jetzt sah sie, wie außergewöhnlich straff sein Körper war. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie sich unbehaglich, weil sie sich ihrer eigenen Defizite sehr bewusst war. Sie hatte kleine Brüste, breite Hüften und einen ausgeprägten Po. Doch dann beugte Kirk den Kopf zu ihr hinunter und küsste sie hingebungsvoll in die Halsbeuge. Unter seinem heißen Atem und mit seinen Lippen auf ihrer Haut konnte Sally keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Seine Hände schienen überall zu sein, und sie bekam nur vage mit, wie er den Reißverschluss ihrer Tunika herunterzog und sie ihr abstreifte. Dasselbe tat er mit ihrer Hose, und erneut wurde sie von Schüchternheit erfasst, als er ihr danach ihren hübschen Spitzen-BH und ihren eher praktischen Hüftslip abnahm.

Nur mit Mühe unterdrückte sie ein nervöses Kichern. „Bitte entschuldige. Damit habe ich nicht gerechnet, als ich mich heute Abend umgezogen habe.“

„Du musst dich nicht entschuldigen“, gab er zurück. „Du bist wunderschön. Perfekt. Und nur damit du es weißt – ich finde weiße Baumwollslips total sexy.“

Sie sah ihn an – als ob sie überprüfen wollte, ob er es ernst meinte oder es nur sagte, weil er glaubte, dass sie es hören wollte. Aber die Aufrichtigkeit, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, gab ihr einen Kick. Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen, zog es zu sich herab und küsste ihn hingebungsvoll. Denn mit nur wenigen Worten hatte er ihr das Gefühl gegeben, wertgeschätzt zu werden.

Sie konnte nicht genau sagen, wann er ihren BH geöffnet hatte, doch ihr würde immer in Erinnerung bleiben, wie er das erste Mal ihre Brüste umfasste. Seine Berührung war ehrfürchtig und doch entschieden. Sanft und herausfordernd zugleich spielten seine Finger mit ihren Brustwarzen. Sally bog den Rücken zurück und drückte gegen seine Handflächen, gierig darauf, mehr zu spüren. Sie war zwar keine Jungfrau mehr, aber noch nie hatte ihr Körper auf diese Weise reagiert. Sie verlor sich völlig in dem Gefühl der Vorfreude auf das, was er als Nächstes tun würde.

Als er sich hinunterbeugte und eine Brustspitze in den Mund nahm, gab sie ein Wimmern von sich. Ihre Beine schienen zu versagen, und in ihrem weiblichen Zentrum pulsierte eine unglaubliche Lust, die schon fast schmerzhaft war.

„Perfekt“, flüsterte er an ihrer Brust und schickte einen Schauer des Verlangens durch ihren Körper.

Einen Augenblick später umfasste Kirk ihre Hüften und zog ihr den Slip darüber. Sie stieg aus ihm heraus und schämte sich zum ersten Mal in ihrem erwachsenen Leben nicht dafür, nackt zu sein.

„Ich habe den Eindruck, ich bin hier im Nachteil“, sagte sie mit einem provozierenden Lächeln.

„Oh, ich bin absolut für gleiche Rechte.“ Er erwiderte ihr Lächeln und zeigte auf seinen Gürtel.

Sie wusste nicht, wie er es schaffte, aber irgendwie fand sie es unglaublich sexy, wie er sich seiner Schuhe, seiner Socken, seiner Hose und seiner Boxershorts entledigte. Vielleicht hing es auch nur damit zusammen, dass sie sich so sehr darauf freute, ihn ebenfalls nackt zu sehen. Und die Möglichkeit zu haben, jede seiner Muskeln zu berühren und über seine Haut zu streichen.

Prompt bekam er eine Gänsehaut, als sie mit dem Finger langsam den Weg von seiner Brust zu seinem Unterleib nachzeichnete. Seine Erektion war groß und ragte stolz und ohne Scham in den Raum.

„Daran bist du schuld“, sagte er, während sie seine Männlichkeit betrachtete.

Erneut gab er ihr das Gefühl, als wäre sie die Stärkere. Diejenige, die Autorität und Kontrolle besaß. Ohne weiter nachzudenken, umschloss sie mit der Hand sein Glied und begann, ihn langsam zu streicheln. Sie staunte über den Kontrast von seidenweicher Haut und der stählernen Härte darunter.

Irgendwie schafften sie es bis zum Bett. Auch das geschah auf eine sehr elegante Weise und hatte nichts mit den Verrenkungen zu tun, wie sie es sonst in solchen Situationen kannte. Noch nie zuvor hatte Sally einen solchen Gleichklang zweier Körper erlebt. Seinen Körper zu erforschen, seine Reaktionen auf ihre Zärtlichkeiten zu beobachten, wurde zur natürlichsten Sache der Welt. Nachdem sie es vorher kaum noch hatte erwarten können, nahm sie sich jetzt viel Zeit. Und auch Kirk schien nichts dagegen zu haben, ihr die Führung und das Tempo zu überlassen. Er ließ es zu, dass sie ihn an den Rand des Wahnsinns trieb, um ihn dann langsam wieder zurückzubringen.

Dann war er an der Reihe. Mit sicheren Bewegungen ließ er seine Hände über ihren Körper gleiten. Seine Finger erkundeten und spielten mit ihren empfindlichen Stellen, bis Sally am ganzen Körper vor Erregung zu zittern begann. Sie bettelte um Erlösung und wünschte sich gleichzeitig, dass er diese süße Folter ewig fortführen würde. Und die ganze Zeit über flüsterte er ihr zu, wie wunderschön und perfekt sie war. Sie fühlte sich auf eine Weise bestärkt wie noch nie zuvor.

Und als er sich dann – nachdem er sich ein Kondom übergestülpt hatte – mit ihr vereinte, hätte es nicht perfekter sein können. Ihre Hüften drängten sich ihm entgegen, und als er sie dann ganz erfüllte, wusste sie, dass sie noch nie etwas so Wunderbares erlebt hatte. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass es etwas noch Schöneres geben konnte. Der heutige Abend war ein Geschenk. Etwas, das sie genießen sollte, vor allem das Gefühl, sich so sehr von ihm begehrt zu fühlen.

„Beweg dich nicht“, stieß er hervor, als sie begann, ihre inneren Muskeln um ihn zu schließen.

„Was meinst du? Etwa so?“ Sie schloss sie noch fester und senkte ihre Hüften, sodass er noch etwas tiefer in sie eindringen konnte.

„Nein, genau so eben nicht.“

Doch sie tat es erneut und genoss die Macht, die seine Worte ihr verliehen hatten. Genau wie jede einzelne Empfindung, die in kleinen Wellen durch ihren Körper ging. Kirk stöhnte laut auf und zog sich leicht zurück. Dann versenkte er sich noch tiefer in sie, und diesmal war es Sally, die sich stöhnend ergab. Sie krallte die Finger in seine Schultern und passte sich seinem Rhythmus an, wobei sie merkte, dass die Spannung in ihr immer mehr anstieg. Irgendwann verlor sie dann völlig das Gefühl für Raum und Zeit, und als sie schließlich den Höhepunkt erreichte, ließ sie auf eine erschütternde Art und Weise los, die so atemberaubend war, dass sie wusste, ihr Leben würde nie wieder so sein wie vorher.

Als sie zitternd im Nachbeben auf dem Bett lag, nach diesem Orgasmus, der sie an den Rand der Galaxis gebracht hatte, bedauerte sie plötzlich, dass dies hier nur ein One-Night-Stand war. Eine Frau könnte sich leicht an diese Art von Liebemachen gewöhnen. Natürlich nicht eine Frau wie sie, wie sie sich gleich ermahnte. Schließlich hatte sie eine Karriere, die ihr wichtiger war als alles andere. Eine Beziehung würde sie nur von ihren Zielen ablenken. Nein, sie musste dieses Rendezvous für das nehmen, was es war – eine großartige Ablenkung –, und sich bei diesem wunderbaren Mann für den schönen Abend bedanken, bevor sie sich anziehen und wieder nach Hause fahren würde.

Doch irgendwie schaffte sie es nicht, sich von ihm zu lösen und sich der Wärme seiner Umarmung zu entziehen und die Verbindung ihrer beiden Körper zu unterbrechen. Kirk flüsterte ihr irgendetwas ins Ohr und rollte sich auf die Seite, wobei er sie mit sich zog, bis sie halb auf ihm lag. Er ist wirklich ein Prachtexemplar, dachte sie, als sie seinen Oberkörper studierte. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Den Kopf auf seine Brust gebettet lauschte sie seinem Herzschlag, der immer ruhiger wurde. Auch Kirks Atem veränderte sich, und er hörte auf, mit ihrem Haar zu spielen.

Kirk war eingeschlafen. Noch fünf Minuten, dann würde sie gehen müssen. Sanft wand Sally sich aus seinen Armen und ging auf Zehenspitzen durchs Zimmer, wobei sie ihre Sachen aufsammelte. Sie eilte ins Bad, um sich frisch zu machen, dann würde sie verschwinden. Auf gar keinen Fall wollte sie im kalten Morgenlicht neben ihm aufwachen oder ein peinliches Frühstück über sich ergehen lassen.

Sie verließ das Apartment und zog ihr Handy aus ihrer Tasche, um ein Taxi zu rufen. In dem Moment klingelte es. Sie erkannte den Namen auf dem Display sofort. Marilyn war seit vielen Jahren die persönliche Assistentin ihres Vaters und war nach dem Tod ihrer Mutter für sie eine Ersatzmutter geworden. Aber warum, zum Teufel, rief sie so spät an? Es war nach Mitternacht.

„Hallo?“, erwiderte Sally, als sich die Türen des Lifts zur Lobby hin öffneten.

„Wo bist du?“, fragte Marilyn scharf. „Ich versuche seit zwei Stunden, dich zu erreichen.“

In ihrer Stimme lag ein Ton, den Sally noch nie zuvor gehört hatte. Es musste Angst sein. Ihr Magen zog sich zusammen.

„Was ist denn los?“

„Es geht um deinen Vater. Er ist heute Abend noch einmal ins Büro gefahren, und die Sicherheitsleute haben ihn auf ihrer Runde auf dem Boden liegend gefunden. Er hatte einen Herzanfall und ist jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus. Es sieht schlecht aus, Sally, wirklich schlecht.“

Sie stöhnte verstört auf und versuchte sich die Adresse des Krankenhauses zu merken.

„Wo bist du?“, fragte Marilyn. „Ich werde Benton mit dem Wagen schicken.“

„Nein, das ist nicht nötig. Ich bin nicht weit vom Krankenhaus entfernt und wollte sowieso gerade ein Taxi rufen. Bist du auch dort?“

„Selbstverständlich“, erwiderte die ältere Frau. Ein Anflug von Verletzlichkeit lag in ihrer Stimme. „Aber sie wollen mir nichts sagen, weil ich nicht zur Familie gehöre.“

„Ich bin so schnell wie möglich da, versprochen!“

Die fünf Minuten, während sie auf das Taxi wartete, erschienen Sally wie die längsten ihres Lebens. Als es schließlich erschien und sie einstieg, konnte sie sich nicht genug über die Schicksalsschläge des Lebens wundern. In einem Moment war alles perfekt und aufregend, und im nächsten konnte einem alles genommen werden.

Sie hätte ihren Vater nach dem Abendessen nicht verlassen dürfen, besonders nicht am Vorabend eines so bedeutenden Ereignisses wie der Fusionsankündigung am nächsten Tag. Aber wie hätte sie auch ahnen können, dass er einen Herzanfall erleiden würde? Und warum hatten die Sicherheitsleute Marilyn angerufen und nicht sie? Schließlich war sie seine Tochter. Doch ihr Vater hatte sie immer vor allem beschützen wollen.

Sie erinnerte sich, wie abgespannt er am Abend ausgesehen hatte, doch sie hatte es als nichts Ungewöhnliches angesehen und ihn nicht einmal gefragt, ob es ihm nicht gut ging. Mit einem Mal wurde sie von heftigen Schuldgefühlen gepackt. Er hatte nicht gewollt, dass sie sich Sorgen über die Fusion machte, warum würde er sich also Sorgen um sein Wohlergehen machen? Mit einem Mal erschien ihr die Entscheidung, mutig zu sein und ihrem eigenen Vergnügen nachzugehen, schal und egoistisch. Wenn sie nach dem Treffen mit ihren Freunden einfach nach Hause gefahren wäre, hätte sie den Anruf bekommen und könnte schon längst im Krankenhaus sein. Was, wenn sie dort zu spät eintraf? Sie wusste nicht, was sie tun sollte, wenn sie ihren Vater verlieren würde. Er war für sie der Fels in der Brandung.

„Halte durch, Daddy“, flüsterte sie. „Bitte, halt durch!“

Kirk, der schon immer ein Frühaufsteher gewesen war, erwachte, als das Sonnenlicht durch die Jalousien fiel. Sein Körper fühlte sich so befriedigt an wie schon lange nicht mehr. Er spürte diesem Gefühl einen Moment lang nach und dachte, dass er gern noch eine weitere Runde drehen würde. Daher streckte er den Arm aus und erwartete, Sallys warmen, wohlgerundeten Körper neben sich zu spüren. Doch tatsächlich war der Platz neben ihm leer. Wann hatte sie das Bett verlassen? Es war ausgesprochen untypisch für ihn, so lange zu schlafen. Aber die Leidenschaft, die sie miteinander erlebt hatten, hatte ihn offensichtlich ausgeknockt.

Vielleicht war sie im Bad. Doch aus dem Badezimmer drang kein Licht. Er setzte sich auf und sah sich im Zimmer um. Ihre Kleider waren verschwunden, genau wie sie selbst.

Eigentlich hätte ihm das egal sein können, denn er würde sie später im Büro wiedersehen, auch wenn sie das noch nicht wusste. Aber irgendwie lag etwas Beschämendes in der Art und Weise, wie sie sich aus seinem Apartment geschlichen hatte, ohne sich wenigstens zu verabschieden. Als wäre ihr das, was sie getan hatten, peinlich, oder als ob sie lieber so getan hätte, als wäre es gar nicht passiert.

Nun ja, vielleicht war das Ganze für sie ja auch gar nicht so gut gewesen wie für ihn. Doch Kirk schüttelte den Kopf und ermahnte sich selbst, jetzt nicht albern zu sein. Er wusste, dass Sally ihr Liebesspiel genauso genossen hatte wie er. Die Reaktionen ihres Körpers waren eindeutig gewesen.

Er stöhnte und warf die Bettdecke zurück. Dabei fiel ihm auf, dass er das Kondom noch trug, das er sich wie durch ein Wunder geistesgegenwärtig in letzter Sekunde noch übergestülpt hatte. Als er bemerkte, dass es zerrissen war, stieß er einen kräftigen Fluch aus, ging schnell ins Bad und spülte es das Klo hinunter.

Mit einem Mal war er schlagartig hellwach, und Tausende von Szenarien schossen gleichzeitig durch seinen Kopf. Natürlich konnte es sein, dass sie die Pille nahm. Verdammt noch mal, warum hatte er sie eigentlich nicht gefragt? So oder so musste er ihr Bescheid geben, und zwar schnell.

In diesem Moment klingelte sein Handy, und er ging nach nebenan, um es zu holen. Es handelte sich um die Privatnummer von Orson Harrison, doch als er abnahm, war eine Frau am Ende der Leitung. Es war Marilyn, Orsons persönliche Assistentin, und sie beschrieb ihm schnell den medizinischen Notfall vom gestrigen Abend. Als er die Nachricht vernahm, wurde ihm ganz anders.

„Rufen Sie den Aufsichtsrat zusammen“, wies er sie an. „Ich bin in zwanzig Minuten da.“

3. KAPITEL

Kirk drehte sich der Kopf. Bei der eilig zusammengerufenen Vorstandsversammlung waren alle schockiert gewesen, als sie die Nachricht vom Herzanfall ihres Vorsitzenden erfuhren. Aber sie waren sich auch darin einig gewesen, keine Schwäche zu zeigen, besonders angesichts Orsons vertraulichem Bericht über die wahren Gründe der Fusion, der ihnen vorlag. Deshalb hatten sie Kirk einstimmig zum vorläufigen Vorsitzenden gewählt.

Das war natürlich eine große Verantwortung für ihn, und zu allem Übel musste er jetzt auch noch die Gelegenheit finden, Sally zu sagen, dass sie möglicherweise schwanger war.

Gequält schloss er die Augen. Er war so dumm gewesen, wider besseres Wissen seinem Verlangen nachzugeben. Bestimmt würde sie alles andere als glücklich über die Nachricht sein, vor allem nicht jetzt, wo das Leben ihres Vaters in Gefahr war. Das Krankenhaus hatte bisher noch nicht viel sagen können, außer dass Orson sich in einem kritischen Zustand befand.

Kirk sah auf seine Uhr. Vielleicht war es Marilyn inzwischen gelungen, Sally zu erreichen.

Er drückte auf die Gegensprechanlage und fragte sie, ob es schon irgendwelche Neuigkeiten bezüglich Orsons Gesundheitszustand gab.

„Nein, Sir.“ Die Antwort war einsilbig, ein bisschen kurz.

Offensichtlich gefiel es der persönlichen Assistentin nicht, dass er jetzt das Büro ihres Chefs benutzte. Doch es war wichtig, dass dieses Schiff nicht führerlos war, deshalb hatte man ihn ja auch zum Stellvertreter berufen.

„Danke, Marilyn“, erwiderte er daher im selben unpersönlichen Tonfall. „Und Ms. Harrison? Hat man sie schon erreichen können?“

„Soweit ich weiß, ist sie bereits im Hause. Aber ich hatte noch nicht die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.“

Erneut sah Kirk auf seine Uhr. Halb drei. Sie hatten beschlossen, die geplante Fusion trotz allem zu verkündigen – denn wie sonst hätte man auch erklären können, dass man ihn zum vorläufigen Vorstandsvorsitzenden ernannt hatte –, und zwar um Punkt drei Uhr. Hatte Sally geplant, bei diesem Ereignis anwesend zu sein?

„Bitte lassen Sie ihr eine Nachricht zukommen, dass sie so schnell wie möglich in mein Büro kommen soll. Ich möchte mit ihr sprechen, bevor wir mit der Skypekonferenz beginnen.“

„Natürlich, Sir.“

Erneut war ihre Abneigung deutlich spürbar. Kirk hatte sie gebeten, ihn beim Vornamen zu nennen, doch anscheinend bevorzugte sie das förmliche ‚Sir‘. Nicht, dass ihm das im Moment wichtig war. Er hatte andere Sorgen. Wie, zum Teufel, sollte er Sally nur beibringen, dass das Kondom geplatzt war?

Nach wenigen Minuten hörte er erregte Frauenstimmen aus dem Nebenzimmer. Dann wurden die Doppeltüren aufgerissen, und er vernahm Marilyns laute Stimme: „Da ist jemand …“

Und hier war sie. Sally Harrison stand in der Tür, sie hatte den Kopf noch zu Marilyn gewandt. Das Lächeln um ihre Mundwinkel verschwand, und sie riss bei seinem Anblick erstaunt die Augen auf.

„K…Kirk?“, stammelte sie.

Sie wurde ganz blass, und die tiefen Schatten unter ihren Augen, die auch das Make-up nicht kaschieren konnte, wurden noch deutlicher sichtbar. Kirk erhob sich und ging schnell auf sie zu. Dann führte er sie zu dem Stuhl vor seinem Schreibtisch.

„Bitte holen Sie Ms. Harrison ein Glas Wasser“, sagte er zu Marilyn, die ebenfalls ins Zimmer gestürzt war.

Marilyn nickte und kehrte wenige Minuten später mit dem Glas zurück.

„Mr. Tanner, man kann von ihr wirklich nicht erwarten, dass sie an der Skypekonferenz teilnimmt“, begann sie, doch Kirk unterbrach sie.

„Das ist einzig und allein Ms. Harrisons Entscheidung. Aber vielleicht könnten Sie ihr etwas zu essen holen. Ich nehme an, Sie haben noch nichts zu sich genommen, oder?“, fragte er, zu Sally gewandt.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich konnte den Gedanken an Essen nicht ertragen.“

Sie versuchte, einen Schluck Wasser zu trinken, doch ihre Hand zitterte so sehr, dass Kirk ihr das Glas wegnahm, damit sie das Wasser nicht verschüttete. Sie zuckte bei seiner Berührung zusammen. Marilyn entging ihre Reaktion nicht.

„Sie müssen etwas essen“, sagte er streng. „Marilyn, bitte holen Sie ihr etwas Obst und vielleicht auch einen Joghurt aus der Küche.“

Doch die ältere Frau rührte sich nicht von Sallys Seite. „Möchtest du, dass ich hierbleibe?“, fragte sie fürsorglich. „Vielleicht wäre es besser, wenn Mr. Tanner dir etwas zu essen holen würde.“

Kirk sah sie wütend an, doch er hielt sich zurück. Das hier war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um sich mit ihr zu streiten. Erstaunt musterte er Sally von oben bis unten. Trotz ihres etwas biederen blauen Kostüms und des zum Pferdeschwanz hochgebundenen Haars berührte sie ihn.

War es wirklich möglich, dass sie mit seinem Kind schwanger war? Dieser Gedanke traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube.

Sally sah Marilyn an und schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Mir wäre lieber, wenn du mir etwas holen würdest, denn du weißt, was ich mag. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich im Moment ziemlich schwach.“

„Na klar“, erwiderte die andere versöhnlich und tätschelte ihr beruhigend den Arm. „Du hattest schon immer eine empfindliche Konstitution. Bin gleich wieder zurück.“

Sie verließ den Raum und ließ die Tür hinter sich laut ins Schloss fallen. Eins stand fest – Marilyn war alles andere als glücklich darüber, dass Kirk jetzt Orsons Platz einnehmen würde.

„Trink noch einen Schluck Wasser“, forderte er Sally auf und war froh, als er sah, dass ihre Wangen sich wieder ein wenig röteten.

„Wie geht es deinem Vater?“, erkundigte er sich.

Sie holte tief Luft. „Er liegt im künstlichen Koma, und sie sagen, sein Zustand wäre stabil, was auch immer das heißen mag. Aber er sieht schrecklich aus und reagiert überhaupt nicht.“ Ihre Stimme brach, doch sie fuhr fort: „Sie hoffen, ihn morgen operieren zu können. Ein vierfacher Bypass, wie es aussieht.“

Mitfühlend legte er die Hand auf ihre Schulter. „Ich kenne deinen Vater. Er ist stark, er wird bestimmt durchkommen.“

Sie sah auf, und so etwas wie Ärger blitzte in ihrem Blick auf. „Wie gut kennst du ihn überhaupt?“

Er wusste, dass es darauf nur eine einzige ehrliche Antwort gab. „Schon mein ganzes Leben lang.“

„Und wie kommt es, dass ich dich vor dem letzten Abend noch nie gesehen habe?“

„Unsere Eltern waren miteinander befreundet, bevor mein Vater gestorben ist. Danach sind meine Mom und ich weggezogen. Es ist also kein Wunder, dass du mich bis gestern noch nicht getroffen hast.“

Er hielt es absichtlich kurz, denn jetzt war nicht die Zeit für nähere Details.

„Und jetzt bist du also wieder da.“ Sie sah ihn scharf an. „Du hast von Anfang an gewusst, wer ich bin, oder?“

Kirk biss die Zähne zusammen und nickte kurz. Was hätte er schon tun können? Sally wäre nie mit ihm nach Hause gegangen, wenn sie gewusst hätte, dass er bald ihr Boss sein würde. Erneut fiel ihm das zerplatzte Kondom ein, und er stöhnte innerlich auf.

„Verstehe“, erwiderte sie und trank einen weiteren Schluck Wasser, bevor sie fortfuhr: „Marilyn hat dich Mr. Tanner genannt. Heißt das, du bist der Tanner von ‚Harrison Tanner Tech‘? Der neue Vizepräsident?“

Er nickte.

Sie presste die Lippen zusammen, bevor sie sprach. „Dann war ich dir gegenüber ja von Anfang an im Nachteil. Warum hast du das überhaupt getan? Hat es dir einen Kick gegeben, mit der nichts ahnenden Tochter des CEOs zu schlafen? Nein, vergiss es – mach dir keine Mühe zu antworten.“

Sally machte eine wegwerfende Handbewegung, als wollte sie die gerade ausgesprochenen Worte auslöschen.

„Können wir nicht später darüber sprechen, beim Dinner?“

„Ich werde nicht mit dir zum Dinner gehen. Wenn du es genau wissen willst, will ich mit dir nicht einmal im selben Raum sein!“

Ihre Wangen waren rot vor Wut. Aber das war immer noch besser als die wächserne Maske, die sie ihm vor ein paar Minuten präsentiert hatte.

In diesem Moment kehrte Marilyn zurück und setzte ein kleines Tablett auf Sallys Schoß ab.

„Hier, meine Liebe. Schließlich darfst du nicht auch noch zusammenbrechen, wenn es deinem Vater schon so schlecht geht. Seit Jahren sage ich ihm, dass er kürzertreten soll, aber glaubst du, er würde auf mich hören?“ Als würde ihr jetzt erst die Spannung im Raum bewusst, sah sie Kirk an. „Äh … ist irgendetwas, Sir?“

„Nein, danke, Marilyn. Das wäre im Moment alles“, erwiderte er und sah auf seine Armbanduhr. „Bitte, iss etwas. Wir haben noch fünfzehn Minuten.“

„Ich will aber nichts essen, ich …“

„Bitte, Sally, nur ein bisschen, ja? Das wird deinen Blutzuckerspiegel erhöhen und dafür sorgen, dass du die nächsten Stunden überstehst. Denn ob es dir nun gefällt oder nicht, wir müssen jetzt zusammenhalten. Und das Letzte, was wir brauchen, wäre, dass du bei dieser Livekonferenz vor laufender Kamera zusammenbrichst.“

Ihre Blicke trafen sich kurz, dann nickte Sally resigniert und machte sich über ihren Obstsalat her.

„Ich will aber immer noch nicht mit dir zum Dinner ausgehen“, sagte sie störrisch.

„Aber wir müssen über letzte Nacht sprechen, und jetzt haben wir keine Zeit dafür.“

„Ich will auch nicht über letzte Nacht sprechen. Um ehrlich zu sein, würde ich sie am liebsten vergessen.“

Ihre Worte trafen ihn wie ein Messerstich. Die Spannung zwischen ihnen war mit den Händen greifbar. Kirk mochte sich gar nicht ausmalen, was sie sagen würde, wenn er ihr die schlechte Nachricht beibringen würde.

In diesem Moment klopfte jemand an die Tür, und ein Mitarbeiter des Kommunikationsteams steckte den Kopf herein.

„Noch zehn Minuten, Mr. Tanner. Vorher müssen wir noch eine Mikroprobe machen.“

„Ja, ich komme.“

„Und ich auch“, erklärte Sally energisch und stellte die Schale mit dem Obstsalat auf Kirks Schreibtisch ab.

„Bist du sicher?“

„Ganz sicher.“

Kirk nickte, denn sie wirkte sehr entschlossen. „Du musst auch gar nichts sagen. Ich werde die geplante Fusion verkünden.“

„Ach, wirklich?“, fragte sie wütend. „Hältst du es für eine gute Idee, dass die Leute meinen Vater erwarten, den sie kennen und dem sie vertrauen, und stattdessen dich bekommen?“

„Sie können mir vertrauen“, erwiderte er schlicht. „Und du auch.“

„Bitte entschuldige, aber das kann ich nur schwer glauben.“

Sally wünschte sich, sie hätte nichts gegessen. Ihr war jetzt richtig schlecht. Wie hatte Kirk es wagen können, seine Identität vor ihr geheim zu halten? Was für ein mieser Kerl war er eigentlich? Und was sollte sie machen, wenn er sie wegen ihres One-Night-Stands vorführen würde?

Sie richtete sich würdevoll auf und sah ihm direkt in die Augen. „Da mein Vater abwesend ist, würde ich die Ankündigung der Fusion lieber selbst übernehmen. Danach kannst du die Details erklären. So hätte auch mein Dad es sich gewünscht.“

Allerdings wurde ihr noch schlechter, als sie sich vorstellte, wie sie den versammelten Mitarbeitern die Neuigkeiten verkünden müsste. Aber ihr war klar, sie hatte gar keine andere Wahl, schon um ihr Gesicht nicht zu verlieren.

Kirk sah sie einen Moment lang an und zuckte die Achseln. Er griff nach einem Ordner auf seinem Schreibtisch und reichte ihn ihr.

„Hier ist das Statement, das dein Vater gestern vorbereitet hat. Wenn du glaubst, dass du das hinkriegst, habe ich kein Problem damit, dass du die Ankündigung machst und ich mögliche Fragen beantworte. Danach werden wir die gesamte Prozedur noch einmal für die Presse wiederholen.“

„Aber warum willst du die Fragen beantworten? Warum nicht Silas Rogers, der CEO, oder irgendein anderes Mitglied des Managements?“

„Sally, dein Vater und ich arbeiten jetzt schon seit Monaten an dieser Fusion. Niemand anderes als ich kann all diese Antworten geben. Ich bin derjenige, der die Pläne umsetzen kann, und deshalb hat man mich auch zum vorläufigen Vorsitzenden gewählt. Der Vorstand hat dazu heute Morgen seine Zustimmung gegeben, und zwar einstimmig.“

Heute Morgen … als sie im Krankenhaus gewesen war, außer sich vor Angst um ihren Vater. Doch plötzlich wurde ihr bewusst, was Kirk gesagt hatte.

„Seit Monaten?“ Sie starrte ihn entgeistert an. „Aber ich weiß ja erst seit gestern von der Sache!“

„Es war die Entscheidung deines Vaters, alles so lange wie möglich unter Verschluss zu halten. Hast du damit ein Problem?“

Ob sie damit ein Problem hatte? Natürlich! Aber offensichtlich hatte ihr Dad wie immer an alles gedacht, ohne sie einzubeziehen.

„Sally?“

„Lass mich das Statement lesen!“

Sally überflog die zwei dicht geschriebenen Seiten und hatte dabei die Stimme ihres Vaters im Kopf. Das hier war einfach nicht richtig. Er war derjenige, der das alles vorlesen sollte. Die Firma war sein ganzer Stolz, er hatte sie mit harter Arbeit aufgebaut. Und er respektierte jeden einzelnen seiner Mitarbeiter. Je länger sie las, desto mehr wurde ihr die Bürde bewusst, die vor ihr lag. Doch sie zwang sich zur Ruhe und nahm sich fest vor, endlich die Art von Person zu sein, auf die ihr Vater sich verlassen konnte.

Nachdem sie fertig war, stand sie auf, holte tief Luft und sah Kirk an.

„Gut, lass uns gehen!“

„Bist du sicher? Wird es für dich okay sein?“

Der Blick seiner blaugrünen Augen bohrte sich in ihre, und Sally hatte das unangenehme Gefühl, als könnte er auf den Grund ihrer Seele sehen. Durch die ganze Chuzpe hindurch bis dorthin, wo sie nur ein einziges zitterndes Angstbündel war. Er wusste Bescheid. Wahrscheinlich war es ihr Vater gewesen, der ihm von ihrer Angst erzählt hatte, vor vielen Leuten zu sprechen. Aber sie weigerte sich, jetzt noch einen Rückzieher zu machen.

„Ja, es wird okay sein“, erwiderte sie und war selbst überrascht, wie ruhig ihre Stimme klang. „Es ist doch eine Skypekonferenz, richtig? Nur du und ich und die Kamera, ja?“

„Hör mal, Sally, du musst nicht …“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, vertrau mir nur. Ich muss sehr wohl!“

Vielleicht konnte er das ja nicht verstehen, aber es wurde immer wichtiger für sie, ihre Angst zu überwinden. Denn nur so konnte sie ihrem Vater beweisen, dass er sich auf sie verlassen konnte und dass sie es wert war, die Karriereleiter aufzusteigen.

Kirk nickte schließlich. „Na, gut. Und vergiss nicht, ich bin an deiner Seite.“

Sally hatte schon befürchtet, dass er das sagen würde. Aber als sie jetzt das Büro verließen und den Flur hinuntergingen bis zum Konferenzraum, verlieh ihr seine Nähe unerwartete Stärke. Dabei wollte sie sich nicht auf ihn verlassen, und schon gar nicht wollte sie an letzte Nacht denken – nicht an seinen Geschmack, nicht an die wundervollen Gefühle und auch nicht an die Lust, die er ihr bereitete.

Doch in dieser Hinsicht hätte sie sich keine Sorgen machen müssen. Denn es war das Letzte, woran sie dachte, als sie den Konferenzraum betrat. Sofort sah sie sich Auge in Auge mit der Linse einer Kamera, die direkt auf sie gerichtet war. Dahinter waren mehrere Monitore an der Wand angebracht. Jeder einzelne davon war voll mit den Gesichtern der Mitarbeiter in den verschiedenen Büros. Alle starrten sie an.

4. KAPITEL

Kirk merkte, wie sich Sallys Körperhaltung veränderte, als sie den Konferenzraum betraten. Man sah ihr an, dass sie sich am liebsten auf der Stelle umgedreht hätte und geflohen wäre. Sie stand neben ihm und starrte auf die vielen Monitore an der Wand. Ein kleiner Schweißfilm hatte sich über ihrer Oberlippe gebildet, und tatsächlich zitterte sie am ganzen Leib.

„Sally?“, fragte er leise.

Sie schluckte und sah ihn an. „Ich schaffe das“, erklärte sie mit der ganzen Verbissenheit einer französischen Aristokratin auf dem Weg zur Guillotine.

Entschlossen ging sie auf das kleine Podest vor der Kamera zu. Sie hielt den Ordner mit den Papieren, den er ihr gegeben hatte, fest in der Hand.

Das musste er ihr lassen. Sie machte keinen Rückzieher, obwohl sie vor Angst schlotterte. Einen Moment lang wünschte er, sie würde ihn die Ankündigung machen lassen. Doch dafür war es jetzt natürlich zu spät.

Der Kameramann wies ihn an, sich neben Sally zu setzen. Nachdem er sich niedergelassen hatte, spürte er ihre extreme Anspannung. Sie war sogar noch blasser geworden.

„Sally?“, fragte er noch einmal.

„Noch fünf Minuten, dann sind wir live“, verkündete jemand aus der anderen Ecke des Raums. „Steckt ihnen die Mikros an.“

Kirk legte beruhigend seine Hand auf Sallys. „Bitte lass mich das machen. Ich hatte genügend Zeit, mich darauf vorzubereiten. Du nicht.“

Mit angehaltenem Atem wartete er auf ihre Antwort, aber sie wurden von zwei Technikern gestört, die jeweils ein Mikro an ihren Jacketts befestigten und danach einen kurzen Soundcheck machten.

„Noch eine Minute, Leute.“

Kirk drückte ihre Hand. „Sally, niemand erwartet das von dir. Schon gar nicht dein Vater, besonders nicht unter diesen Umständen.“

„Ja, aber verstehst du denn nicht“, gab sie mit einem Hauch der Verzweiflung zurück, „genau aus diesem Grund muss ich es ja machen.“

„Zehn, neun, acht …“

„Du brauchst einfach nur hier zu sein, Sally. Das ist mehr als genug, wenn man bedenkt, was du alles durchgemacht hast.“

„Wir sind live in drei …“ Der Techniker zählte die letzten beiden Zahlen stumm mit den Fingern.

Mit angehaltenem Atem wartete Kirk darauf, dass Sally zu sprechen begann, doch Schweigen erfüllte den Raum. Sally sah über den blinkenden roten Punkt der Kamera hinweg zur Wand, auf die vielen Gesichter der Angestellten von ‚Harrison IT‘. Dann rührte sie sich endlich und schob Kirk ganz langsam die Papiere zu. Er reagierte sofort, setzte ein betont fröhliches Lächeln auf und stellte sich zunächst vor, ehe er die von Orson vorbereitete Begrüßung vorlas und den Teilnehmern erklärte, warum Orson diese Ankündigung nicht selbst vornehmen konnte.

Sally blieb die ganze Zeit an seiner Seite, auch als er die zahllosen Fragen zu der geplanten Fusion beantwortete. In dem Moment, als der rote Punkt erlosch und die Konferenz offiziell beendet war, riss sie sich das Mikrofon ab, sprang auf und eilte zur Tür. Kirk ging ihr nach und erwischte sie schließlich im Flur.

„Lass mich in Ruhe!“, schrie sie ihn an und wirbelte herum.

Entsetzt sah Kirk die Tränen, die ihr Gesicht herunterliefen.

„Sally, es ist alles in Ordnung. Du hast es super gemacht!“

„Super? Du findest es super, wenn ich dasitze wie ein toter Fisch und keinen Mucks von mir gebe? Ich konnte dich ja nicht einmal vorstellen, was wohl das Mindeste gewesen wäre, was ich unseren Leuten geschuldet hätte!“

„Toter Fisch? So siehst du aber wirklich nicht aus!“

Sie schüttelte den Kopf, ihre Tränen versiegten langsam.

„Nimm es nicht so wörtlich!“

Er wusste, er musste sie jetzt ablenken.

„Sally, wir beide müssen miteinander sprechen. Über letzte Nacht und über heute.“

Ihr war anzusehen, wie gern sie abgelehnt hätte. Doch in diesem Moment trat ihm ein Reporter in den Weg, und ihm fiel wieder ein, dass er auf der Pressekonferenz erwartet wurde.

„Bitte. Nur Dinner, nichts sonst.“

Sie holte tief Luft und nickte schließlich.

„Nicht zum Dinner. Aber wir können reden. Ich fahre jetzt wieder ins Krankenhaus, danach können wir uns in meinem Büro treffen. Dann kannst du mir sagen, was du mir zu sagen hast.“

Kirk hätte sich zwar etwas anderes gewünscht, aber für den Moment würde es wohl genügen müssen. Er sah ihr nach, wie sie zum Aufzug ging.

„Mr. Tanner, die Presse wartet unten im Konferenzraum drei auf Sie!“

Schweren Herzens wandte er sich wieder der Aufgabe zu, die jetzt vor ihm lag. Zu seinem Bedauern würde Sally noch ein bisschen warten müssen.

Es war schon spät, und der größte Teil der Mitarbeiter war schon nach Hause gegangen. Die Pressekonferenz hatte länger gedauert als erwartet, und danach war Kirk noch zu einem kurzfristig einberufenen Treffen mit dem CEO und einigen anderen gerufen worden.

Doch jetzt lag eine wesentlich wichtigere Aufgabe vor ihm. Er lockerte seine Krawatte und nahm sie schließlich ab, als er auf Sallys Büro zuging. Er klopfte an der Tür, und als daraufhin nichts passierte, trat er ein.

Als er sie erblickte, wie sie reglos, den Kopf auf die Arme gelegt, am Schreibtisch saß, verspürte er zunächst Panik. Doch beim Nähertreten erkannte er, dass sie ruhig atmete. Sie hatte ihr Jackett abgelegt, und unter ihrer Bluse konnte er ein seidenes Hemdchen erkennen, das hervorblitzte.

Das fachte seine Lust an, und er musste die Hände zu Fäusten ballen, um ihr nicht nachzugeben. Gleichzeitig wunderte er sich darüber, dass Sally ihm so sehr unter die Haut ging.

Offensichtlich war sie völlig erschöpft, denn sonst wäre sie wohl kaum im Büro eingeschlafen. Allerdings hatte sie in den letzten vierundzwanzig Stunden eine Menge durchgemacht. Orson hatte Kirk ja schon gewarnt, dass sie akute Ängste hatte, was das Sprechen vor Publikum betraf. Darunter hatte er sich nicht viel vorstellen können, doch nach dem, was er heute erlebt hatte, war ihm klar, warum sie im mittleren Management stecken geblieben war, statt die Firma gemeinsam mit ihrem Vater zu führen.

Wie mutig war es deshalb von ihr gewesen, trotzdem den Versuch zu wagen. Ihm war klar, dass sie in ihren eigenen Augen versagt hatte, das war der Punkt.

In diesem Moment rührte sie sich und richtete sich bei seinem Anblick auf.

„Wie spät ist es?“, fragte sie schläfrig. „Und seit wann bist du schon da?“

Ihr Gesicht wirkte ein wenig zerknittert, das weckte jedoch seine Anteilnahme. Diese Frau musste beschützt werden, das wusste er. Sie war ein ganz anderer Typ als die Frauen, mit denen er sonst ausging. Aber vielleicht war es ja gerade das, was ihn so an ihr reizte.

„Noch nicht so lange“, erwiderte er. „Es ist schon ziemlich spät. Tut mir leid, ich wurde aufgehalten. Wie geht es deinem Dad?“

„So gut, wie man es unter diesen Umständen erwarten kann. Sein Zustand ist stabil, und sie haben die Hoffnung, dass er die morgige OP gut überstehen wird.“

So gut, wie man es unter diesen Umständen erwarten kann. Das ist ein schrecklicher Satz, dachte er. Dasselbe hatten die Ärzte damals zu ihm gesagt, nachdem seine Mutter ihren ersten Schlaganfall erlitten hatte.

Sally erhob sich und ging auf ihn zu. „Aber du bist doch nicht gekommen, um mit mir über ihn zu sprechen, oder? Was wolltest du mir denn sagen?“

„Nun, ich hatte gehofft, wir können beim Dinner darüber sprechen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Warum denn? Schließlich sind wir beide erwachsen und sollten uns auch so verhalten. Ich würde gern die letzte Nacht so schnell wie möglich vergessen.“

Kirk ignorierte den Stich, den ihre Worte bei ihm auslösten. Denn er hätte die letzte Nacht nicht vergessen können – besonders jetzt nicht. „Also, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich sterbe vor Hunger.“

Sie sah ihn an, und für einen Moment dachte er, sie würde sich weigern. Doch im nächsten Augenblick seufzte sie ungeduldig. „Also gut. Warte, ich sage nur meinen Sicherheitsleuten Bescheid, dass ich mit dir ausgehe.“

Das erklärte das Muskelpaket, das sie gestern Nacht zur Bar begleitet hatte. „Du hast also Sicherheitsleute, die dich auf Schritt und Tritt bewachen?“

„Ja, eine von Dads überängstlichen Maßnahmen. Als ich noch ganz klein war und ‚HIT‘ zu boomen begann, erhielten wir eine Drohung, dass man mich kidnappen würde. Seitdem hat Dad darauf bestanden, dass ich einen Bodyguard bekomme. Glaube mir, das ist längst nicht so glamourös, wie es sich anhört.“

„Nun, deinem Vater liegt dein Wohlergehen offensichtlich sehr am Herzen“, bemerkte er und half ihr in ihr Jackett.

„Er will einfach nur wissen, dass ich in Sicherheit bin.“

Kirk lächelte. „Also, ich habe es bisher ja noch nicht erwähnt, aber ich habe den allergrößten Respekt vor deinem Vater.“

„Du hast gesagt, du würdest ihn schon dein ganzes Leben lang kennen. Aber ich hatte keine Ahnung davon. Überhaupt keine Ahnung.“ Einen Moment lang wirkte sie wütend, dann riss sie sich zusammen. „Lass mich nur schnell Benton anrufen, dann können wir gehen.“

Kirk war klar, wie sehr sie sich darüber aufregte, dass ihr Vater ihr nichts von der geplanten Fusion erzählt hatte. Doch was war der wirkliche Grund dafür? Hatte sie vielleicht etwas zu verbergen? Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los, und das verunsicherte ihn.

Nachdem Sally ihrem Bodyguard Bescheid gesagt hatte, fuhren sie mit dem Aufzug nach unten. Kirk führte sie zu seinem Wagen – einem brandneuen SUV.

„Bestimmt bist du erleichtert, dass der Zustand deines Vaters jetzt stabil ist, oder?“, erkundigte er sich auf dem Weg.

„Ich werde noch viel erleichterter sein, wenn ich weiß, dass es ihm wieder besser geht.“ Sally stockte, bevor sie fortfuhr: „Weißt du, er sah so grau aus, als ich ihn heute Nachmittag verlassen habe. So verletzlich. In einem solchen Zustand habe ich ihn noch nie gesehen, nicht einmal, als meine Mutter gestorben ist. Und er muss noch diese große OP durchstehen.“

„Dein Vater hat mehr Kraft und Entschlossenheit in sich als jeder andere Mann, den ich bisher in meinem Leben getroffen habe. Man wird sich im Krankenhaus bestimmt gut um ihn kümmern. Er wird es überstehen, Sally.“

Das schienen genau die Worte zu sein, die sie brauchte, um sich wieder zusammenzureißen. Sie sah hoch und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Für den Bruchteil einer Sekunde erhaschte er einen Blick auf die Frau, mit der er letzte Nacht getanzt hatte, doch dann war sie auch schon wieder weg. Kirk wartete, bis Sally es sich im Beifahrersitz bequem gemacht und ihren Sicherheitsgurt angelegt hatte, bevor er die Tür zuschlug und um den Wagen herumging. Sie war immer noch ziemlich blass, schien sich inzwischen aber gefangen zu haben.

Er fuhr aus dem Parkhaus und bog in die Straße ein.

„Hast du irgendwelche Vorlieben, was das Dinner betrifft?“

„Etwas Schnelles und Warmes.“

„Dann ist Chinesisch okay?“

„Perfekt.“

Ein paar Blocks weiter fuhr er auf den Parkplatz eines Restaurants, das zu einer Kette gehörte und wo man immer gut essen konnte.

„So, hier sind wir.“

Er hielt ihr erneut die Tür auf. Als sie das Restaurant betraten, wies man ihnen sofort einen Tisch zu.

„Möchtest du einen Drink?“, fragte er Sally, als der Kellner kam und ihnen die Speisekarten brachte.

„Nur Wasser, danke.“

Das ist wahrscheinlich eine gute Idee, dachte Kirk und schloss sich ihr an. „Hast du was dagegen, wenn ich für uns bestelle?“

Sie schüttelte den Kopf. Er wandte sich dem Kellner zu und bestellte ein paar Vorspeisen mit der Bitte, sie möglichst rasch zu bringen. Danach wählte er noch zwei Hauptspeisen für sie aus.

Ihre Lippen verzogen sich zu einem kurzen Lächeln. „Du bist anscheinend wirklich hungrig, oder?“

Sie schlüpfte aus ihrem Jackett und legte es auf den Sitz neben sich. Er sah sie an und erblickte erneut den Spitzenansatz ihres Hemdchens unter der Bluse. „Kann man so sagen“, erwiderte er mit einem trockenen Lächeln.

Oh ja, er hatte auf viele Dinge Hunger, aber nur eins seiner Gelüste würde vom Essen befriedigt werden. Um sich abzulenken, legte er sein Jackett ebenfalls ab und fing an, die Ärmel seines Hemds aufzurollen. Er blickte auf und sah im gleichen Moment, dass Sally ihn fasziniert beobachtete. Ihre Wangen und ihr Hals röteten sich leicht. Dachte auch sie an die letzte Nacht? Und konnte sie sich überhaupt vorstellen, wie gern er sie wieder berühren würde?

Als ob sie seinen Blick gespürt hätte, schüttelte sie leicht den Kopf und starrte in die Ferne. Eine Weile beobachtete sie die anderen Gäste, dann wandte sie Kirk erneut ihre Aufmerksamkeit zu.

„Okay, was ist so wichtig, dass du es mir nicht im Büro sagen konntest?“

Er rutschte unruhig auf seinem Sitz herum. „Also, es geht um die letzte Nacht …“ Er stockte und suchte nach den richtigen Worten.

Sally merkte, wie sie wieder errötete. Mussten sie wirklich über all das reden? Viel lieber würde sie nach vorne blicken.

„Aber das haben wir doch schon abgehandelt“, unterbrach sie ihn. „Ja, es ist peinlich, dass wir jetzt in derselben Firma arbeiten, nachdem wir die letzte Nacht zusammen verbracht haben. Es ist passiert, aber es wird sich bestimmt nicht wiederholen. Ich bin mir ganz sicher, dass wir in der Lage sein werden, uns wie zwei Erwachsene zu verhalten und die Vergangenheit ad acta zu legen. Unsere professionelle Beziehung muss dadurch ja nicht beeinflusst werden, und im Grunde wäre es mir am liebsten, wenn wir die ganze Sache einfach vergessen können.“

Letzteres klang ein wenig atemlos, und Kirk sah sie aufmerksam an.

„Bist du fertig?“

„Fertig?“

„Ja, mit deiner Rede.“

„Oh, das. Ja, ich bin fertig.“

„Super. Ich würde dir ja gern zustimmen. Doch leider haben wir ein Problem.“

Sally sah ihn verwirrt an. Glaubte er etwa, er könnte nicht mit ihr arbeiten? Wollte er sie etwa entlassen? Ging es darum? Angst schnürte ihr die Kehle zu.

„Ein Problem?“, wiederholte sie.

„Das Kondom ist geplatzt.“

5. KAPITEL

Sie war auf alles gefasst gewesen, doch damit hatte sie nicht gerechnet. Entgeistert starrte sie ihn an. Das Kondom ist geplatzt? Dagegen war ihre Angst, entlassen zu werden, plötzlich gar nichts. Kirk sah sie eindringlich an. Er wartete anscheinend auf ihre Reaktion, und sie zwang sich, sich zusammenzureißen. Schließlich hatte er sie heute schon in ihrer schlechtesten Verfassung gesehen. Sie konnte es sich nicht leisten, schon wieder schwach zu erscheinen.

„Ist das alles?“, gab sie daher mit einem gezwungenen Lächeln zurück. „Und ich habe gedacht, du wolltest mir mitteilen, dass du nicht mehr mit mir arbeiten möchtest.“

Er starrte sie an. „Du hast gedacht, ich würde dich entlassen? Zum Teufel, nein, Sally, natürlich nicht. Aber jetzt mal im Ernst – das Kondom! Du musst mir sagen, ob du …“

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, unterbrach sie ihn. Sie wollte nicht, dass er die Worte aussprach, die ihm auf der Zunge lagen. Wollte nicht glauben, dass eine Schwangerschaft überhaupt möglich war, obwohl sie sich immer Kinder gewünscht hatte. Aber erst zum richtigen Zeitpunkt und vor allem nur mit dem richtigen Mann.

„Ich nehme die Pille“, fuhr sie fort. „Wir sind auf der sicheren Seite. Alles in Ordnung, absolut in Ordnung.“

„Bist du sicher?“

„Hundert Prozent sicher. Nein, nicht nur hundert, sondern eigentlich hundertzehnprozentig sicher, wenn es so etwas überhaupt gibt.“

Verdammter Mist, sie fing an zu schwafeln. Das waren bestimmt die Nerven. Kirk schenkte ihr ein Lächeln, und Sallys Magen machte einen kleinen Satz. Ein Schauer der Erregung jagte durch ihren Körper, und plötzlich merkte sie, wie wütend sie auf ihn war. Schließlich hatte er sie benutzt, das durfte sie nicht vergessen.