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Jake ist charmant, selbstbewusst und verwirrend männlich. Kurz: Genau der Typ Mann, um den die bezaubernde Kate Bennet sonst einen Bogen macht. Leider ist der Freund ihrer Familie der Einzige, der sie retten kann, als Gerüchte ihre Karriere bedrohen - indem er sie zum Schein heiratet. Kaum sind sie getraut, zieht der sexy Feuerwehrmann bei Kate ein - und bringt ihre kühle Fassade ins Wanken. Heiße Ekstase lodert zwischen ihnen auf, doch Kate wehrt sich gegen ihr Verlangen. Denn wer liebt, kann verlieren - wer empfindet, kann Schmerz fühlen. Und vor nichts fürchtet sie sich mehr …
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Seitenzahl: 201
Emily McKay
Kates Spiel mit dem Feuer
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2006 by Emily McKaskle Originaltitel: „Surrogate and Wife“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1778 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Maike Stein
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-95446-563-7
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Wir sind schwanger.“
Kate Bennet gab ihr Bestes, um angesichts dieser absurden Äußerung ihrer Schwester nicht die Augen zu verdrehen. „Ja, ich weiß.“
Als Leihmutter für ihre Schwester Beth und ihren Schwager Stewart wusste Kate nur zu gut, dass „sie“ schwanger waren. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, der sich gerade erst zu runden begann. Ihr Magen schien einen Salto zu schlagen, ließ sie die Übelkeit der ersten drei Monate verfluchen. Sie hob die Tasse mit Pfefferminztee, den Beth ihr gemacht hatte.
Beth griff über den Küchentisch hinweg nach ihrem Handgelenk. Kate hielt inne, die Tasse schon fast am Mund. „Was?“
„Wir sind schwanger. Stew und ich.“
Kate setzte die Tasse ab und versuchte, die Worte zu begreifen. „Du und Stew?“
„Ja.“
„Schwanger?“
Beth nickte, ihr Gesicht strahlte vor Mutterglück. Voller Freude und mit glänzenden Augen sah sie ihre Schwester an.
Kates Magen schlug erneut einen Salto. Als ihre Übelkeit noch schlimmer wurde, presste sie eine Hand auf den Bauch. „Ein weiteres Baby? Zu dem Baby, das ich für euch austrage?“
„Ja.“
Kate sprang auf und rannte zum Badezimmer auf dem Flur. Sie schaffte es gerade so eben zur Toilette und spuckte hinein, was von ihrem Frühstück übrig geblieben war.
Lange hockte sie noch auf dem Badezimmerboden, gegen einen Schrank gelehnt, die Augen geschlossen. Sie merkte kaum, dass sich ihr Magen langsam beruhigte und ihre Knie von den harten Fliesen schmerzten. Erst als Beth an die Tür klopfte, erwachte sie aus ihrer Benommenheit.
„Kate? Geht es dir gut?“
Ging es ihr gut? Nun, sie fühlte sich, als wäre ihre gesamte Welt von innen nach außen gestülpt worden – zusammen mit ihrem Magen. Ansonsten ging es ihr grandios.
Sie richtete sich auf, wusch sich die Hände und spülte ihren Mund aus, bevor sie die Tür öffnete. Sie lehnte sich mit einer Schulter gegen den Türrahmen und starrte ihre Schwester an. „Wie ist das möglich?“
Beth umfasste ihren Ellbogen und führte sie den Flur entlang. „Komm mit in die Küche. Ich mach dir eine neue Tasse Tee.“
Kate wehrte sich nicht, als Beth sie sanft auf den Windsor-Stuhl schubste, und sah zu, wie ihre Schwester sich in der gemütlichen Küche zu schaffen machte.
„Wir waren genauso überrascht wie du“, sagte Beth.
„Aber du und Stewart, ihr könnt keine Kinder kriegen. Es ist unmöglich. Oder?“
„Extrem unwahrscheinlich. Aber nicht unmöglich.“
Tatsächlich waren die Chancen als so gering eingestuft worden, dass der Arzt davon abgeraten hatte, Stews Sperma für die künstliche Befruchtung zu benutzen. Und so hatte Stew seinen besten Freund Jake gebeten, Samen zu spenden.
Immer noch erschüttert, sagte Kate: „Ich habe gedacht … du hast gesagt … also ich dachte, die Chance läge bei grade mal 0,2 Prozent, dass du auf natürliche Art schwanger wirst.“
„Wir haben eben unheimliches Glück gehabt.“ Beth stellte einen Becher mit dampfendem Wasser vor Kate ab und hielt ihr eine Auswahl an Teebeuteln hin. „Pfefferminz oder Kamille?“
„Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“ Kate fühlte Hysterie in sich aufsteigen, als sie den vollen Umfang der Folgen von Beths Schwangerschaft begriff. Sie riss einen Teebeutel an sich und schwenkte ihn hektisch im Wasser auf und ab.
„Ich vermute mal, weil ich mehr Zeit hatte, mich an den Gedanken zu gewöhnen.“
Kate erstarrte und blickte Beth an. „Wie lange weißt du es schon?“
„Eine Woche. Ich habe es bereits vorher vermutet, aber ich habe nicht gewagt zu hoffen. Meine Periode war ja schon immer sehr unregelmäßig … und nach so vielen Jahren des Versuchens … nun, ich habe mich darauf trainiert, nicht zu hoffen, selbst wenn mal eine Periode ausgefallen ist. Oder vier.“
„Vier? In der wievielten Woche bist du?“
„In der 18.“
„In der 18.? Das heißt, du bist mir einen ganzen Monat voraus. Einen ganzen Monat.“ Der Gedanke allein machte sie schwindlig, und sie ließ sich gegen die Lehne des Stuhls sinken. „Also sind all diese Pseudo-Schwangerschaftssymptome, die du hattest und die ich so bezaubernd fand, gar nicht pseudo gewesen. Sie waren absolut real.“
Beth lächelte trocken. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Sie griff nach Kates Hand. „Schau, ich weiß, dass diese Situation alles unglaublich kompliziert macht, aber letztendlich wollen Stew und ich einfach nur Eltern sein.“
Kate setzte sich auf. „Ihr wollt dieses Baby immer noch, oder?“
Beth schenkte ihr ein weiteres glückseliges Lächeln. „Na ja, Stew und ich haben darüber geredet und sind uns einig, dass ihr beide, du und Jake, diese Entscheidung treffen solltet.“
„Ich und Jake? Was soll das heißen?“
„Theoretisch ist es dein Baby und …“
„Nein. Daran ist gar nichts theoretisch!“ Na gut, rein theoretisch war sie die Eispenderin und genetische Mutter, also war das Baby biologisch gesehen ihres, aber trotzdem …
„Dieses Baby gehört zu dir. Zu dir und Stew. So haben wir es vereinbart.“
Kate drohte vor Anspannung überzukochen. Sie sprang auf und lief hin und her, starrte immer wieder ungläubig ihre Schwester an. Beth schien nicht einmal annähernd so beunruhigt zu sein, wie sie es unter diesen Umständen hätte sein sollen.
Beth folgte Kate mit Blicken. „Ja, natürlich haben wir es so vereinbart. Aber die Dinge haben sich verändert.“
„Ich werde nicht zulassen, dass du dieses Baby ablehnst.“ Kate wirbelte herum und spießte Beth mit ihrem strengen Richterblick förmlich auf. Wenigstens versuchte sie, Beth mit ihrem Blick aufzuspießen, aber ein Schwindelanfall ließ sie stattdessen nach etwas tasten, woran sie sich festhalten konnte, sodass der einschüchternde Effekt ziemlich hinüber war.
Beth eilte sofort an ihre Seite. „Komm, setz dich hin. Du darfst dich nicht so anstrengen. Das ist bestimmt nicht gut für das Baby.“
„Weißt du, was nicht gut ist für das Baby?“, schnappte Kate verärgert. „Dieses ganze Gespräch.“ Trotzdem setzte sie sich dankbar hin.
„Natürlich werden Stew und ich das Baby immer noch nehmen. Sofern du entscheidest, dass du es nicht willst. Aber wir finden, dass du wenigstens darüber nachdenken solltest, ob du es nicht behalten möchtest. Biologisch gesehen ist es dein Kind. Und ob du es nun zugibst oder nicht, du spürst schon eine Verbindung zu ihm.“
Für einen Augenblick wusste Kate nicht, was sie sagen sollte. Begriff Beth denn überhaupt nichts? Verstand sie nicht, dass Kate sich auf diese Leihmutterschaft nur hatte einlassen können, weil sie mit aller Kraft vermied, eine Verbindung zu dem Baby aufzubauen?
„Ich fühle keine …“
„Ich weiß, dass du eine fühlst“, schnitt Beth ihr das Wort ab. „Also streite ich nicht mit dir darüber. Tatsache ist, dass wir hier zwei gesunde Babys haben. Stew und ich würden liebend gern beide nehmen, aber wir wussten von Anfang an, dass wir dir und Jake wirklich viel zumuten. Also wenn einer von euch beiden …“
„Jake? Was hat er mit dem Ganzen zu tun?“
Beth blickte sie gereizt an. „Das Kind, das du in dir trägst, ist auch seins. Wenn also einer von euch beiden das Baby behalten möchte, sind Stew und ich bereit zurückzutreten.“
Von der Absurdität der Situation erschlagen, versteckte Kate ihr Gesicht hinter den Händen und schluckte ein bitteres Lachen hinunter. „Wenn einer von uns beiden das Baby behalten will? Du begreifst schon, wie komplett absurd das ist, oder?“
Aber Beth, die sie kaum ansah und nur leicht die Stirn runzelte, begriff es offensichtlich nicht.
„Seien wir ehrlich“, erklärte Kate. „Ich habe den Mutterinstinkt einer Büroklammer. Der einzige Gedanke, der noch verrückter ist als der, dass ich das Baby behalten will, ist die Vorstellung, dass Jake Morgan das Baby möchte. Er lässt sich wohl kaum als der klassische Vatertyp bezeichnen.“
„So übel ist Jake nun auch nicht“, widersprach Beth.
„Er mag ja ein toller Kerl sein, was weiß ich schon. Aber wir reden hier von einem Mann, der in brennende Gebäude rennt, wenn alle anderen hinausrennen.“
„Eigentlich …“, Beth hob starrsinnig das Kinn, „… rennt er jetzt, wo er zum Brandermittler aufgestiegen ist, nicht mehr in brennende Gebäude. Nur noch in schwelende.“
„Klar. Schwelende. Ein Riesenunterschied.“
Beth lächelte sie spitzbübisch an. „Nun, wenigstens wird sein Kind bestimmt nicht mit Streichhölzern spielen. Du weißt schon: ‚Messer, Schere, Feuer, Licht sind für …‘“
Kate deutete mit einem Finger auf ihre Schwester. „Du kannst ruhig lachen, aber diese Gene wird dein Kind haben!“
Beth schmunzelte nur. „Ich mache mir keine Sorgen wegen Jakes Genen. Er ist intelligent, attraktiv, charmant und …“
„Genau. Er ist einer dieser nervigen Typen, die denken, sie könnten immer kriegen, was sie wollen, eben weil sie attraktiv und charmant sind.“ Sie hoffte, nicht verraten zu haben, wie anziehend sie Jake fand – und wie sie das ärgerte –, und sagte schnell: „Was hat meine Meinung von Jake überhaupt damit zu tun?“
„Es sieht dir gar nicht ähnlich, jemanden so vorschnell zu verurteilen.“
Beth hatte natürlich recht. Also lächelte Kate trocken und sagte: „Ich bin Richterin. Man erwartet Urteile von Leuten wie mir. Außerdem weiß ich, dass ich in diesem Fall recht habe. Bei all den zerstörten Familien und schlechten Eltern, die ich täglich im Gerichtssaal sehe, ist es mein Job, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich kann dir versprechen, dass weder Jake noch ich das Baby wollen.“
„Denk einfach darüber nach. Du könntest deine Meinung ändern.“
„Ja. Und ich könnte mich in ein Schwein verwandeln, Flügel bekommen und davonfliegen. Es ist nicht unmöglich, nur extrem unwahrscheinlich.“
Trotz Kates Vorsatz, nicht mehr an das Gespräch mit Beth zu denken, kehrten ihre Gedanken doch ständig dorthin zurück, als sie am nächsten Abend über ihrem Bürokram saß. Es war Montagabend und nach sechs Uhr; fast alle anderen waren bereits nach Hause gegangen.
Wie konnte sie nicht darüber nachdenken, dass Beth sie gefragt hatte, ob sie das Baby behalten wollte? Kate legte eine Hand auf ihren Bauch, in dem das neue Leben heranwuchs.
Mein Baby.
Ihr stockte der Atem, als die Gefühle sie überwältigten, ihr die Brust zuschnürten. Dieses Mal versuchte sie nicht, sie beiseitezuschieben. Was würde geschehen, wenn sie sich erlaubte, das Kind zu behalten?
Sie liebte das Ungeborene bereits jetzt. Auch wenn es noch viel zu früh war, um sein Geschlecht zu bestimmen, sagte das Gespür ihr, dass es ein Mädchen war. Kates Gespür war in letzter Zeit sehr artikuliert gewesen. Jede Faser ihres Instinkts verlangte von ihr, es ihrem Mädchen an nichts mangeln zu lassen. In den letzten drei Monaten war Kate also nicht nur jedem Ratschlag ihrer Ärztin buchstabengetreu gefolgt, sondern hatte auch alle Schwangerschaftsbücher studiert, die sie in die Hände bekommen konnte. Bei Gott, dieses Kind würde das glücklichste und gesündeste Baby werden, das jemals geboren worden war. Und wenn sie irgendeine Mitsprache dabei hatte, würde dieses Baby auch das Beste von allem bekommen.
Und das beinhaltete die bestmöglichen Eltern. Kate wusste ohne jeden Zweifel, dass Beth eine bessere Mutter wäre als sie.
Die Beweise dafür sah sie täglich im Gerichtssaal. Manche Frauen – wie Beth – waren dazu geboren, Mutter zu sein. Andere waren es nicht. Ihrer professionellen Einschätzung nach gehörte sie selbst zu letzterer Gruppe.
Plötzlich wurde sie wütend auf sich selbst, weil sie so lange über dem Thema brütete. Also packte sie die Ordner mit ihren zu begutachtenden Fällen in eine Aktentasche und hechtete zur Tür. Als sie den Parkplatz erreichte und sah, dass er an ihrem Volvo lehnte, sank ihre Laune auf den Gefrierpunkt.
Was es war, das sie an Jake Morgan nicht ausstehen konnte, wusste sie nicht genau, aber etwas an ihm stieß ihr einfach auf. Es lag nicht nur an seinem selbstbewussten Charme – ein Wesenszug, den sie bei Männern nicht mochte und dem sie noch weniger vertraute. Vielleicht lag es an diesem lässigen, sinnlichen Blick, der eine Frau auszuziehen und sie gleichzeitig zu lieben schien. Oder vielleicht lag es auch nur an dem puren Testosteron, das in Wellen von ihm auszuströmen schien. Er war einfach zu viel. Zu maskulin. Zu charmant. Und viel zu selbstgefällig.
Ganz abgesehen von: ihr im Weg.
„Was machst du hier?“, fragte sie, als sie sich ihrem Auto näherte.
Er hatte die langen Beine übereinandergeschlagen. Die verblichene Jeans spannte sich über den Schenkeln. Sein einziger Schutz gegen Kälte an diesem ungewöhnlich kühlen Maiabend bestand aus einem langärmeligen Flanellhemd, das er offen über einem T-Shirt trug. Natürlich mit aufgerollten Ärmeln.
Typisch. Vermutlich hielt er sich für zu männlich für einen Mantel. Oder vielleicht wusste er, wie gut er aussah, und wollte den Effekt nicht ruinieren.
Sie zog ihren Autoschlüssel aus der Manteltasche und öffnete mit einem Knopfdruck die Zentralverriegelung. Jake drückte sich leger vom Auto ab, wobei seine muskulösen Schultern gut betont wurden.
„Ich wollte dich sehen.“
„Das habe ich schon vermutet.“ Sie öffnete die Hecktür und legte die Aktentasche auf den Rücksitz. Sie stieg nicht ein. Er stand viel zu nah an der Fahrertür, als dass sie sich an ihm hätte vorbeischieben wollen. „Drückst du dich öfter auf Parkplätzen an Autos von Frauen herum? Das könnte man als Stalking auslegen.“
Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Und du tust immer so, als hättest du keinen Humor.“
Obwohl sie gescherzt hatte, provozierte sie seine Unterstellung. „Über solche Dinge mache ich keine Witze.“
„Nein, natürlich nicht.“ Er tat, als wäre er ernsthaft besorgt, aber das Zucken seiner Mundwinkel verriet ihn. „Als ich hier angekommen bin, war alles schon abgeschlossen.“
„Die Wachleute gehen meistens um halb sechs.“
Er nickte. „Habe ich mir schon gedacht. Aber heute ist mein einziger freier Abend diese Woche, und ich denke, wir sollten uns unterhalten.“
„Warum?“
Dieses Mal schmunzelte er. „Schau mich nicht so argwöhnisch an. Ich will nur über die Sache mit Beth und Stew reden.“
„Dann sprich.“
„Willst du das wirklich hier besprechen? Wir sind nur einen Häuserblock von ein paar guten Restaurants entfernt. Außerdem ist es kalt.“
Der Gedanke daran, mit Jake essen zu gehen, sandte ihr einen ahnungsvollen Schauer über den Rücken. Essen klang ja gut, aber die romantische Atmosphäre in den meisten Restaurants der Gegend klang ganz und gar nicht gut. Ein gemeinsames Abendessen war viel zu intim. Ähnelte zu sehr einer Verabredung. „Dann hättest du dir einen Mantel anziehen sollen.“
„Ich meinte für dich. Du zitterst ja jetzt schon.“
Er hatte natürlich recht. Seit der Schwangerschaft war ihr ständig ungewöhnlich kalt. Was sie ihm aus irgendeinem Grund nicht erklären wollte. Über Schwangerschaftssymptome zu sprechen, schien noch intimer zu sein als ein Abendessen.
Plötzlich wurde ihr bewusst, wie intim ihre Beziehung schon war, auch ohne sexuelle Verbindung. Sie hatten zusammen ein neues Leben erschaffen.
Ein Teil von Jake war in ihr.
Der Gedanke verunsicherte sie, daher umklammerte sie die Aufschläge ihres Jacketts und zog es enger um sich. Sie wollte nicht mit ihm zu Abend essen. Wollte gar nichts mit ihm machen. Und doch gab es einige Dinge, die sie vermutlich besprechen sollten.
„Also gut. Gehen wir essen.“
Eine Viertelstunde später saß sie ihm gegenüber, eine Tasse mit heißem Tee vor sich. Eine Tortilla-Suppe und Käse-Enchiladas waren bestellt und auf dem Weg.
Sie nippte an ihrem Tee und musterte Jake über den Tassenrand hinweg. Er saß in der Mitte der Bank, hatte einen Arm über die Rückenlehne ausgestreckt, was seine Schultern noch breiter wirken ließ. Er schien die gesamte Nische einzunehmen.
Ihr Blick wanderte hinunter zu der Hand, die neben seinem Bier auf dem Tisch ruhte. Seine Hände waren groß, sogar muskulös, mit langen, kräftigen Fingern und sauberen Fingernägeln. Sie waren unbestreitbar maskulin. Fast schon hart.
Hatte sie sich jemals zuvor Gedanken über die Fingernägel eines Mannes gemacht? Nicht dass sie wüsste. Es kam ihr seltsam persönlich vor, Jakes Hände zu betrachten. Wärme breitete sich in ihrem Körper aus, sammelte sich irgendwo tief in ihr. Dort, wo sie sein Baby trug.
Sie zwang sich, ihn wieder anzusehen, verfluchte dabei die Hitze, die sie auf ihren Wangen spürte. Seine Augen glühten förmlich vor Belustigung. Als ob er ihre Gedanken lesen könnte und wüsste, wie sehr er sie verunsicherte.
Sie richtete sich kerzengerade auf. „Glaub nicht …“
„Ist schon klar“, unterbrach er sie. „Wir wissen beide, dass du mich nicht magst.“
„Ich kenne dich gar nicht gut genug, um dich zu mögen oder nicht.“
„Also gut, dass du mich nicht besonders schätzt.“
Nun, das konnte sie nicht abstreiten. Sie hatten sich nur bei ein paar Gelegenheiten getroffen, und kein einziges Mal hatte sie sich in seiner Gegenwart entspannen können. Sie durchschaute seinen lässigen Charme, erkannte die darunterliegende testosterongesteuerte Männlichkeit. Damit konnte sie nichts anfangen. Was sie nervös machte. Noch schlimmer: Sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Warum jetzt? Warum Jake?
Vielleicht war das nur so eine bizarre Schwangerschaftssache. Vielleicht spürte ihr Körper, dass er der Vater des Kindes war. Ein weiterer Grund, Distanz zu wahren.
Sie versteifte ihren Rücken. „Stimmt, das tue ich nicht.“
„Trotzdem stecken wir da jetzt gemeinsam drin.“
„Wenn irgendwer da zusammen drinsteckt, sind es Beth, Stewart und ich. Dein Anteil daran ist, Gott sei Dank, vorüber.“
„Das mag ja bis vor Kurzem noch so gewesen sein, aber jetzt …“
„Auch jetzt hat sich nichts daran geändert.“
„Du kannst nicht wirklich so naiv sein, das zu glauben.“
Sie fuhr bei seinen Worten auf, auch wenn nichts Verwerfliches in seinem Tonfall lag. Sie lehnte sich über den Tisch. „Vertrau mir. Ich bin alles andere als naiv. Ich verstehe ganz genau …“
„Okay, dann eben nicht naiv.“ Er hob die Hände, als wolle er seine Unschuld beteuern. „Aber du musst zugeben, dass die Dinge jetzt anders stehen als geplant.“
„Anders ja, aber damit komme ich schon klar.“
Er fuhr fort, als hätte sie nichts gesagt. „Du hast damit gerechnet, dass Beth und Stew dir beistehen. Sich um dich kümmern. Doch jetzt müssen sie mit Beths eigener Schwangerschaft fertigwerden.“
„Glaubst du etwa, ich könnte nicht selbst für mich sorgen? Vertrau mir, das habe ich jahrelang getan. Genau genommen schon viel länger als die meisten Frauen meines Alters.“
„Das habe ich nicht gemeint.“
„Was hast du dann gemeint?“
„Nach dem zu urteilen, was Beth erzählt hat, waren deine ersten drei Monate deiner Schwangerschaft nicht gerade leicht, und es wird nicht leichter. Das zweite Drittel wird wohl nicht zu schlimm sein, aber wenn du erst mal ins dritte kommst …“
„Was macht dich eigentlich zum Experten? Hast du einen Hebammen-Kurs belegt?“
Er verzog das Gesicht.
„Nein, aber fünf meiner Kumpel sind in den letzten achtzehn Monaten Vater geworden. Ich habe alles über nächtliche Gelüste, Übelkeit und Frauen, die ihre eigenen Schuhe nicht mehr zubinden können, gehört.“
„Tja, solange du nicht vorhast, bei mir einzuziehen, weiß ich nicht, wie du mir da helfen willst.“ Sie lachte in sich hinein, doch das Lachen blieb ihr in der Kehle stecken, als sie merkte, dass er nicht mitlachte. „Oh mein Gott. Das kannst du nicht ernst meinen.“ Sie starrte ihn ungläubig an, wartete darauf, dass er anfing zu lächeln und sich über sie lustig zu machen. Doch er blinzelte nicht einmal. „Du meinst es ernst. Du denkst, wir sollten zusammenziehen.“
Kate zuckte vor ihm zurück. „Bist du verrückt geworden?“
Okay, das hätte ein bisschen glatter laufen können.
„Hör mich erst mal zu Ende an …“
„Ich meine, ich wusste ja schon, dass du verrückt bist. Jeder, der freiwillig in ein brennendes Gebäude rennt, muss verrückt sein, aber das?“
Okay, das hätte sehr viel glatter laufen können.
„Oder machst du nur Witze? Denn das hier ist überhaupt nicht witzig.“
„Nein. Und wenn du mir die Chance geben würdest zu erklären …“
Aber bevor er das konnte, kam die Kellnerin mit ihrem Essen.
Kate schäumte still vor sich hin, und während die Teller auf dem Tisch platziert wurden, starrte sie Jake wütend an – als ob sie sich wünschte, ihn wegen Missachtung des Gerichts verweisen zu können.
„Also gut, sprich“, befahl sie ihm, sobald die Kellnerin außer Hörweite war. „Und ich hoffe, du hast wirklich gute Argumente, denn ich kann einfach nicht glauben, dass du ein heimliches Verlangen danach hast, dich den Launen einer Schwangeren im zweiten Schwangerschaftsdrittel zu unterwerfen.“
Sie fuhr mit ihrer Tirade volle vier Minuten lang fort. Er machte sich nicht die Mühe, sie zu unterbrechen – das hätte sie ohnehin nicht zugelassen. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit, sie genau zu betrachten.
Er hätte schon tot sein müssen, um ihre Schönheit nicht zu bemerken, mit ihrem elfenbeinfarbenen Teint und dem dichten schwarzen Haar. Sie gehörte ganz und gar nicht zu der Art von Frauen, mit denen er sich normalerweise verabredete, aber sie erregte sein Interesse. Klug, sexy und erbittert für ihre Unabhängigkeit kämpfend. Sie war Herausforderung genug, um immer interessant zu bleiben, sie würde niemals anhänglich oder emotional fordernd werden.
Nicht dass er davon träumte, sie zu verführen. Das würde eine ohnehin schon verfahrene Situation nur noch komplizierter machen. Aber irgendwie reizte ihn die Art, wie sie selbstbewusst jegliches Hilfsangebot von ihm ablehnte, besonders.
„Ich müsste nicht wirklich bei dir einziehen“, stellte er klar, sobald sie an Fahrt verlor. „Aber ich könnte trotzdem helfen.“ Er versuchte es mit einer anderen Taktik. „Beth und Stew machen sich Sorgen um dich.“
Sie verdrehte die Augen. „Beth und Stew machen sich immer Sorgen um mich. Glaub mir, wenn es nicht das wäre, fänden sie was anderes. Der Stadtteil, in dem ich wohne, meine Ernährungsgewohnheiten oder wie viel ich arbeite. Beth ist nun mal der Typ Frau, der sich immer Sorgen macht.“
„Nun, dieses Mal fühlt sie sich verantwortlich.“ Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen zu beiden Seiten seines Tellers auf. „Ob es dir gefällt oder nicht, dein Leben verändert sich. Ich kann dir helfen.“
„Und wobei genau, glaubst du, brauche ich Hilfe?“
„Wobei auch immer.“ Er zuckte mit den Schultern. „Der Wäsche, dem Einkaufen, dem Kochen. Der Punkt ist, du musst nicht so starrsinnig sein. Du musst nicht allein mit allem fertigwerden.“
Ihre Augen funkelten wütend. „Ich bin nicht starrsinnig. Ich kann für mich selbst sorgen. Ich bin nicht dein Problem. Ich …“
Er bemerkte ihren Ausrutscher, sobald ihr die Worte entschlüpft waren. Wie sie abbrach, sich dann vom Tisch zurücklehnte und nervös mit ihrer Serviette spielte, bestätigte ihm nur, dass sie mehr preisgegeben hatte, als sie wollte.
Vielleicht hätte er es einfach auf sich beruhen lassen, aber er konnte nicht widerstehen. „Ich habe nie gesagt, dass du das Problem wärst.“
Sie wischte sich die Finger an der Serviette ab und warf sie auf ihren Teller. „Gut. Das Baby ist nicht dein Problem. Nichts davon hat irgendwas mit dir zu tun.“
„Ach, komm schon. Selbst du musst zugeben, dass es ein bisschen was mit mir zu tun hat.“
Sie winkte ab. „Ja, ja, dein Anteil daran war sehr wichtig. Ich will deinen Beitrag daran bestimmt nicht schmälern. Immerhin hast du mindestens eine halbe Stunde in einem geschlossenen Raum mit einem Plastikbecher verbracht, aber ich wage zu behaupten, dass du genug getan hast. Diese Seite des Deals“, sie deutete auf ihren Bauch, „ist ganz allein meine Verantwortung.“
Plötzlich wollte er sie nicht mehr aufziehen. „Du musst das nicht alles allein durchmachen“, sagte er ernst.
Sie räusperte sich. Er konnte fast schon sehen, wie sie um eine schnippische Erwiderung rang, aber schließlich kam ihre Antwort ebenso ernsthaft heraus wie seine. „Doch, muss ich.“
„Aber …“
„Schau, selbst wenn deine Absichten gut sind, wir reden hier von den nächsten sechs Monaten deines Lebens. Es wird dir schnell zu viel werden, Vater-Mutter-Kind zu spielen.“
„Ich bin nicht …“