In den Armen des Fremden - Emily McKay - E-Book

In den Armen des Fremden E-Book

Emily McKay

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Beschreibung

Sturm über Texas, na wunderbar! Während des ungeplanten Aufenthalts begegnet Kitty Biedermann einem sexy Cowboy, der sie mit heißen Küssen verführt und ihr die Nacht versüßt … Nie hätte Kitty damit gerechnet, ihm Monate später in New York plötzlich wieder gegenüberzustehen! Und erst recht nicht damit, dass Ford Langley keineswegs Cowboy, sondern ein millionenschwerer Unternehmer ist - der es auf ihre Firma abgesehen hat! Wütend sieht Kitty ihn an. Nie und nimmer wird sie verkaufen, und wenn er noch so viel Charme einsetzt! Doch der Millionär lässt nichts unversucht …

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag:

Brieffach 8500, 20350 Hamburg

Tel.: 040/347-25852

Fax: 040/347-25991

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Daniela Peter

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,

Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg

Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2010 by Emily McKaskle

Originaltitel: „Affair With The Rebel Heiress“

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

in der Reihe: DESIRE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BACCARA

Band 1629 (19/2) 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Sabine Bauer

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format im09/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN-13: 978-3-86295-006-5

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

BACCARA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Aus Liebe zur Umwelt: Für CORA-Romanhefte wird ausschließlich 100% umweltfreundliches Papier mit einem hohen Anteil Altpapier verwendet.

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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42 Cent/Min. aus dem Mobilfunknetz

www.cora.de

Emily McKay

In den Armen des Fremden

1. KAPITEL

Ich hasse Texas!

Seit die Flugbegleiterin vor fünf Stunden die außerplanmäßige Landung angekündigt hatte, ging dieser Gedanke Kitty Biedermann nicht mehr aus dem Kopf.

Und nun saß sie hier in Midland in einer kleinen Bar neben einem Hotel, das schon bessere Zeiten gesehen hatte – und in dem sie wohl oder übel die Nacht verbringen musste.

Als Kitty das letzte Mal in Texas gewesen war, hatte ihr Verlobter sie verlassen. Nicht irgendein Verlobter, sondern genau der Kandidat, der die Macht gehabt hätte, das Schmuckimperium Biedermann’s vor dem finanziellen Ruin zu bewahren.

Das Ende dieser Verbindung war also nicht nur eine persönliche Demütigung für Kitty gewesen, sondern hatte zugleich auch das Aus für Biedermanns bedeutet. Kein Wunder also, dass sie nicht nur auf Derek Messina, sondern auf ganz Texas nicht gut zu sprechen war.

Sie hätte Derek wirklich dringend gebraucht, und seit er sie sitzen gelassen hatte, war ihre ohnehin schwierige Lage noch verzweifelter geworden.

Denn von Kindesbeinen an war Kitty dazu erzogen worden, eines Tages einen Mann zu heiraten, der mit Klugheit und Geschäftssinn die Firmengeschicke der exklusiven Schmuckhandelskette leiten würde.

Als Derek vor einem halben Jahr Schluss gemacht hatte, hatte Kitty es zunächst noch mit Fassung getragen. Aber inzwischen, da sie alle infrage kommenden Männer auf Herz und Nieren geprüft hatte, fühlte sie sich ziemlich entmutigt.

Mit der letzten Reise nach Palm Beach hatte Kitty ihre Möglichkeiten endgültig ausgeschöpft. Geoffrey war vielleicht nicht einer der Hellsten, aber immerhin konnte er lesen und schreiben und machte im Anzug eine gute Figur. Doch trotz der geringen Anforderungen … er hatte nicht gewollt!

Nichts war Kitty wichtiger als Biedermann’s. Und nun drohte ihr alles zwischen den Fingern zu zerrinnen.

Ratlos stützte sie die Ellbogen auf den schmierigen Tresen. Den Kopf in die Hände gestützt, vertiefte sie sich in den Anblick ihres Margarita-Glases mit dem Salzrand. Durch eine sachte Bewegung brachte sie die Eiswürfel leise zum Klingen.

Kittys Plan war nicht aufgegangen, der Plan, der ihr ganzes Leben bestimmt hatte. Was für ein Tiefpunkt …

Sie schluckte, um gegen das Gefühl der Verzweiflung anzukämpfen. Dann richtete sie sich kerzengerade auf: Sie war niemand, der sich in Selbstmitleid suhlte, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.

Wieder berührte sie ihr Glas und betrachtete den Inhalt. Aus welchen Zutaten bestand diese Margarita eigentlich?

Warum bin ich schon nach zwei Drinks so rührselig?, fragte sich Kitty. Vielleicht war diese Mixtur eine Art Rache des Barkeepers. Schließlich hatte sie es ihm in seinen Augen nicht gerade leicht gemacht, als sie eine gehobene Weinsorte, einen Pinot Grigio, bestellt hatte. „Was soll das denn sein?“, hatte er gefragt. „Eine Art Bowle?“

Dann hatte er angekündigt, ihr stattdessen einen starken Drink zu mixen, der sie umhauen würde. Auf ihr süßes Hinterteil, wie er hinzugefügt hatte.

Offenbar hätte sie diese Warnung ernst nehmen sollen …

Während sie noch über die Bestandteile ihres Getränks nachgrübelte, blickte sie über den Glasrand hinweg zufällig zur Tür – und sah, wie er hereinkam.

Von einem Moment auf den anderen fühlte sie sich wie mit frischem Wasser übergossen. Etwas tief in ihrem Inneren sprach sofort heftig auf diesen Fremden an. Und das, obwohl Kitty sich am anderen Ende des Lokals befand. Er war groß, schlank und muskulös. In seiner abgetragenen Jeans und dem T-Shirt, das über den breiten Schultern spannte, sah er umwerfend sexy aus. Und im Gegensatz zu einigen der anderen Gästen hatte er auch nicht den geringsten Ansatz eines Bierbauches.

Der Mann trug einen Cowboyhut und anstelle der Cowboystiefel, die Kitty erwartet hätte, ein Paar abgenutzte Arbeitsstiefel.

Alles was Kitty dachte – als sie endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte –, war: Ein echter Cowboy!

Von diesem Männertyp träumten Frauen wahrscheinlich auf der ganzen Welt. Er war einfach ein Bild von einem Mann.

Sie spürte förmlich, wie die Glückshormone durch ihren Körper pulsierten. Dabei hatte sie bisher immer gepflegte, gebildete Männer bevorzugt – Männer aus gutem Hause.

Völlig gebannt von der Erscheinung des geheimnisvollen Fremden, bemerkte Kitty zunächst überhaupt nicht, dass sich ihr ein anderer Mann näherte. Erst als er ihren Arm berührte, zuckte sie zusammen. Der Mann mittleren Alters, der auf dem Barhocker neben ihr Platz genommen hatte, war etwa das Gegenteil des gut aussehenden Cowboys: Er war klein und gedrungen, und seinen Kopf zierten nur wenige Haare.

Zu allem Überfluss hatte er außerdem eine Knollennase und rötliche Gesichtsfarbe.

Obwohl es ausgeschlossen war, dass Kitty ihm schon einmal begegnet war, kam er ihr irgendwie bekannt vor.

„Hallo, Süße! Wen haben wir denn da?“ Er streichelte ihren Oberarm. „Wie wär’s mit ’nem kühlen Bierchen? Und ’ner Runde auf der Tanzfläche?“, sagte er mit typisch texanisch gedehntem Akzent.

„Wie bitte?“ Kitty erschauderte richtiggehend, so abstoßend fand sie ihn. Aber da der Hocker neben ihr besetzt war, konnte sie ihm nicht ausweichen.

Warum hörte der Mann nicht auf, ihren Arm zu tätscheln? Kannten sie sich? Sie hatte ihn wirklich schon irgendwo gesehen … Nur wo?

„Wollen wir zusammen einen draufmachen?“

„Worauf wollen Sie?“, fragte Kitty, die nicht ihn verstanden hatte. Wirklich, sie sprach vier Sprachen, aber Texanisch gehörte definitiv nicht dazu.

„Machst du dich etwa über mich lustig?“, fragte er stirnrunzelnd.

„Nein, nein“, widersprach sie. Und plötzlich fiel ihr ein, an wen er sie erinnerte. „Elmer Fudd!“, rief sie – die Zeichentrickfigur, die immer hinter Bugs Bunny her war. „Sie sehen aus wie Elmer Fudd.“

Im Grunde war es überhaupt nicht ihre Art, so etwas zu sagen, aber sie hatte bereits zwei dieser seltsamen Margaritas getrunken und vorher im Flugzeug nur ein Tütchen Erdnüsse gegessen. Und so war ihre Selbstbeherrschung auf ein für sie sehr geringes Maß gesunken.

Er sah empört aus, als er sich zu ihr hinüberbeugte und wütend fragte: „Wie nennst du mich?“ Der texanische Akzent war noch ausgeprägter als zuvor.

„Ich … ich wollte Sie nicht beleidigen.“

„Also, du machst dich wirklich über mich lustig!“ Sein Gesicht wurde noch röter – was seine Ähnlichkeit mit dem Jäger aus der Zeichentrickserie noch verstärkte.

„Nein! Wirklich nicht. Ich …“

Und dann geschah etwas Unglaubliches: Sie, die Wortgewandte, die – was immer auch kam – um keine Antwort verlegen war, brachte plötzlich keinen Ton mehr heraus. Kitty war sprachlos. Wie furchtbar!

Das ist das Ende, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte einen Mann beleidigt, der wahrscheinlich bewaffnet war. Nun würde sie sterben. Mutterseelenallein in Texas. Erschossen in einem Wutanfall – von einem Mann, der wie Elmer Fudd aussah.

Ford Langley betrat das Dry Well, seine Lieblingsbar in Midland. Und er spürte sofort, dass Ärger in der Luft lag.

Das Well war eine dieser etwas heruntergekommenen Kneipe, in die einfache Männer und Arbeiter auf den Ölfeldern gern gingen – und das seit über sechzig Jahren. Egal ob in wirtschaftlich guten Zeiten oder während Krisen, das Well war immer gut besucht.

Seit Green Energy, das umweltfreundliche Tochterunternehmen von Fords Gesellschaft FMJ, Windkraftanlagen betrieb und dafür Land von vielen der Gäste gepachtet hatte, wusste im Dry Well jeder, wer Ford war und wie viel Einfluss er hatte. Doch es schien niemanden zu kümmern …

Ford fand es einfach erfrischend, dass es noch Bars wie diese gab.

Allerdings war es nicht üblich, dass im Well Frauen Designerkleidung trugen. Ford, der drei Schwestern mit exklusivem Geschmack hatte, erkannte sofort mit Kennerblick, wenn ein Paar Schuhe fünfhundert Dollar gekostet hatte.

Die Frau, die an der Bar saß, hatte er noch nie gesehen. Sie passte nicht hierher. Jedes Mal, wenn er in Midland war, kam er auch ins Dry Well. Und an einen Vamp wie sie hätte er sich ganz bestimmt erinnert.

Ja, ein Vamp, genau das ist sie, dachte er, der Frauentyp aus alten Gangsterfilmen. Seidig schimmerndes langes Haar, hübsche Beine in Seidenstrümpfen, rote Lippen – und eine umwerfend erotische Ausstrahlung.

Zugleich wirkte sie unschuldig genug, dass ein Mann sich sofort wünschte, ihr Held und Ritter zu sein. Und das, obwohl sich durchaus erahnen ließ, dass damit Schwierigkeiten regelrecht vorprogrammiert waren.

Was die Sache noch schlimmer machte, war, dass sie mit Dale Martin sprach. Ford wusste, dass er gerade erst seine nicht unkomplizierte Scheidung überstanden hatte. Bestimmt war Dale wegen der Dinge hergekommen, für die das Well bekannt war: starke Drinks, Raufereien und One-Night-Stands.

Angesichts der Tatsache, dass eine Frau dieser Klasse für den frisch Geschiedenen gleich mehrere Nummern zu groß war, wurde Ford schnell klar, auf was es für Dale hinauslaufen würde …

Als dieser seine unverkennbar texanisch gefärbte Stimme erhob, sodass er trotz der Musik aus der Jukebox nicht zu überhören war, bahnte Ford sich einen Weg durch die Menge.

Er hoffte, dass er noch rechtzeitig kam, um einen drohenden Konflikt abzuwenden.

Als er die beiden erreicht hatte, beschuldigte Dale gerade die Lady, sich über ihn lustig zu machen. Schnell legte Ford den Arm um sie – ohne sich anmerken zu lassen, dass ihm der unvermittelt enge Kontakt mit ihr durch und durch ging.

Aber die Frau, die offenbar nicht kapierte, dass er nur vermitteln wollte, versuchte, seine Hand abzuschütteln. „Ich werde …“

„Hey, Dale, altes Haus“, rief Ford. „Wie ich sehe, hast du gerade mein Date kennengelernt!“ Er sah die Lady vielsagend an, in der Hoffnung, dass sie seinen Plan durchschauen und mitspielen würde. „Liebling, hast du dich meinem Freund Dale schon vorgestellt?“

„Ich heiße Kitty“, stieß sie hervor.

Dale sah erst ihn, dann sie perplex an. Gut, dachte Ford und atmete unmerklich auf, verwirrt ist er mir lieber als wütend …

„Danke, Schatz“, sagte Ford und drückte sie demonstrativ an sich. Mit einem Augenzwinkern zu Dale fügte er hinzu: „Meine liebe Kitty ist eine von diesen emanzipierten Frauen – du weißt schon …“

Sie runzelte die Stirn, als ob sie nicht richtig verstanden hätte. „Ich lege Wert darauf, bei meinem Namen genannt zu werden, ohne irgendwelche Koseworte als Zusatz. Im Übrigen …“

„Außerdem ist sie manchmal leicht reizbar.“ Ihrer Aussprache nach zu urteilen, war sie nicht von hier. Also riet er aufs Geradewohl – und lag nicht einmal schlecht damit: „Sie kommt aus dem Norden der USA. Dort sind die Leute eben so, Dale.“

„Ich bin nicht leicht reizbar!“, protestierte sie.

Auf jeden Fall leuchtete Fords Erklärung Dale sofort ein. Er lächelte. Wenn sie aus dem Norden kam, konnte sie ja nichts dafür … Als Kitty so vehement protestierte, lachte er gutmütig auf. Inzwischen hatte er längst vergeben und vergessen. Ein Yankee eben, dachte er nur – so nannten sie die Nordstaatler in Texas.

Da Dale nun beschwichtigt war, zog Ford die zauberhafte Kitty in Richtung der ziemlich vollen Tanzfläche. „Komm, Liebling, zeig mir, wie gut du in deinen neuen Schuhen tanzen kannst.“

Beim letzten Wort blickte er vielsagend zu Dale hinüber. Aber natürlich erwiderte sie ungehalten irgendetwas – woraufhin Dale noch herzlicher lachte.

Als sie weit genug von ihm weg waren, versuchte Kitty, Ford loszuwerden. „Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar. Aber ich wäre auch allein zurechtgekommen. Sie erwarten jetzt doch nicht ernsthaft, dass ich mit Ihnen tanze …“

„Doch! Achtung übrigens, Dale sieht zu uns herüber.“

Bevor sie widersprechen oder gar seine Bemühungen zunichtemachen konnte, zog er sie an sich und begann, mit ihr zu tanzen. Als sie ihm so nahe war, kam Ford der Verdacht, dass er all das vielleicht nur wegen ihr inszeniert hatte … War es ihm in Wirklichkeit gar nicht darum gegangen, einen Streit zu vermeiden?

Sie war größer, als er an der Bar vermutet hatte. Verwundert stellte er fest, dass sie ihm mit ihren hochhackigen Schuhen bis zum Kinn reichte, während er die meisten Frauen deutlich überragte. Wie Ford richtig vermutet hatte, verbarg sich unter ihrer gerade geschnittenen Kostümjacke eine Spitzenfigur: schlank und wohlproportioniert, mit schönen weiblichen Rundungen an den richtigen Stellen.

Plötzlich fühlte er eine Sehnsucht in sich aufsteigen. Was eigentlich kein Wunder war … Da er zu Hause in San Francisco oft im Licht der Öffentlichkeit stand, verhielt er sich Frauen gegenüber ziemlich vorsichtig. Sie mussten diskret und gebildet sein und durften keine zu großen Erwartungen haben. Gerade weil er ein Mann mit viel Verantwortung war, wollte er keine eheliche Verpflichtung eingehen.

Vor ungefähr sechs Monaten war seine damalige Freundin Rochelle mit einer Bekannten und deren zwei Kindern unterwegs gewesen und hatte bei ihrer Rückkehr auf einmal von Designer-Wickeltaschen geschwärmt … Er hatte diese Klippe glücklich umschifft und sich seitdem um keine neue Freundin bemüht.

Vielleicht reagierte er deshalb so stark auf die hinreißende Lady. Wie war doch gleich ihr Name? … Kitty!

Als sie einen Texas Twostepp tanzten, spürte er, wie sie sich in seinen Armen entspannte. Wenn ihn sein erster Eindruck nicht täuschte, war Kitty klug, wunderschön und daran gewöhnt, auf sich aufzupassen. Kurz gesagt: genau sein Geschmack!

Sehr wahrscheinlich war sie das Beste, was ihm seit Langem passiert war.

In so einer Situation hatte sich Kitty noch nie befunden.

Natürlich tanzte sie nicht zum ersten Mal mit einem Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte. Aber sie verfolgte stets gewissenhaft die gesellschaftlichen Ereignisse in Manhattan. Daher wusste sie normalerweise über alle Anwesenden genauestens Bescheid. Egal ob es um Vermögen, die Familiengeschichte oder gar sexuelle Vorlieben ging.

Was für viele schlichtes Geplauder war, das nur der Unterhaltung diente – Kitty fühlte sich aus geschäftlichen Gründen dazu verpflichtet. Für sie kam es nicht infrage, sich auf irgendwelche Unwägbarkeiten einzulassen. Mit einem Mann, der nicht in der Lage war, den Besitz ihrer Familie angemessen aufzustocken, hätte sie sich niemals getroffen. So jemand war nicht nur als Ehemann ausgeschlossen. Sie würde ihn schlicht keines Blickes würdigen.

Seit Kitty dieser Suzy Snark aufgefallen war, war es leider noch schwieriger geworden, den Richtigen zu finden. Derek war die perfekte Wahl gewesen. Bis er sich in eine andere verliebt und Kitty verlassen hatte.

Inzwischen war Kitty es längst leid, jeden ihrer Schritte im Voraus genau zu planen. Der Fremde, mit dem sie hier tanzte, dieser Cowboy, ein Mann, den sie nie wiedersehen würde, ließ ihr Herz höher schlagen.

Seit er die Bar betreten hatte, fühlte sie sich so lebendig wie seit Monaten nicht mehr. Oder waren es sogar schon Jahre? Und als er sie enger an sich zog, steigerte sich dieses Gefühl. In den Geruch nach Zigaretten und Bier schlich sich sein angenehm männlicher Duft, der eine dezente Gewürznote aufwies.

Schultern und Arme wirkten kräftig und muskulös, aber nicht übertrieben durchtrainiert. Er hatte die Statur eines Mannes, für den körperliche Arbeit kein Fremdwort war. Offenbar war er es gewohnt, schwere Lasten zu tragen. Seine Hand fühlte sich etwas rau an. Sicher hatte er noch nie eine Kosmetikerin oder einen Yogakurs besucht. Womöglich besaß er nicht einmal einen Anzug …

Kurz, er war ein richtiger Mann. Ganz anders als alle, die sich in ihren Kreisen bewegten. Die meisten von ihnen waren sympathisch und kultiviert, nur irgendwie … Kitty überlegte … Weicheier! Bisher hatte sie das nicht gestört, ja es war ihr nicht einmal aufgefallen. Nie war sie auf die Idee gekommen, dass sie ihr etwas nicht bieten konnten, was sie brauchte. Bis zu diesem Moment …

Sie genoss die Nähe dieses Mannes so sehr, dass sie plötzlich gegen den Impuls ankämpfen musste, sich wie eine Katze an seine Brust zu schmiegen.

Wie lange war es eigentlich her, dass jemand so eine Anziehungskraft auf sie ausgeübt hatte? … Als sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass die Antwort „Nie“ war. Für sie war es ein vollkommen neues Gefühl.

Nicht dass sie vorhatte, ihm nachzugeben. In ihre Lebensplanung passten keine One-Night-Stands.

„Ich weiß nicht einmal deinen Namen“, sagte sie leise. Ohne es zu merken, war sie zum vertrauten Du übergegangen …

„Ford“, flüsterte er ihr ins Ohr. Kitty erbebte.

„Wie die Automarke?“, fragte sie.

„Genau“, lächelte er.

Klingt richtig sexy, dachte Kitty. Ein neutraler Name wie zum Beispiel Gene oder Pat würde nicht zu ihm passen. BMW auch nicht.

Sie lächelte.

„Stimmt’s, du stellst dir gerade vor, ich würde einen anderen Autonamen tragen?“

„Woher weißt du das?“, fragte sie verblüfft und sah ihn an.

„Das ist ganz normal. Die meisten Leute denken entweder das eine oder das andere, und du gehörst anscheinend zu denen, die sich fragen: ‚Wie wäre es, wenn er Chevy hieße?‘“

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“ Trotz der gedämpften Beleuchtung sah sie, dass seine Augen braun waren. Genauer gesagt hatten sie die Farbe von gutem Whiskey – und wirkten auf Kitty ebenso stark wie vorhin der Tequila in den Margaritas.

„Ganz und gar nicht“, versicherte er. „Wer weiß? Vielleicht hast du ja ‚Dodge‘ gedacht?“

„Nein. BMW. Ich finde, Dodge passt nicht zu dir. Ist nicht schnittig genug …“ – Was tue ich da?, fragte sie sich. Flirte ich etwa mit ihm? Was ist nur mit mir los?

„Also legst du bei Fahrzeugen Wert auf Stil.“

Allerdings. Und nicht nur bei Fahrzeugen …

Beinahe hätte sie diesen Gedanken laut ausgesprochen. Doch zum Glück konnte sie sich beherrschen. Stattdessen fragte sie: „Was ist das andere?“

„Welches andere?“

„Du hast gerade gesagt, die Leute denken entweder das eine oder das andere, wenn sie deinen Namen hören …“

Er verzog leicht den Mund, scheinbar amüsiert und verlegen zugleich. „Manche fragen sich, ob ich womöglich auf der Rückbank eines Ford gezeugt wurde.“

Täuschte sie sich, oder zeigte sich auf seinem Gesicht tatsächlich ein Anflug von Röte? „Und? Stimmt das?“

„Weiß ich nicht. Ich habe mich nie getraut, meine Eltern zu fragen.“

Kitty und Ford lachten beide. Nach einer Weile fügte er hinzu: „Aber ich habe drei Schwestern mit absolut unverfänglichen Namen. Also glaube ich nicht, dass das der Grund für meine Namensgebung war.“

Fast hätte sie ihn gefragt, wie die Schwestern hießen. Aber irgendwie erschien ihr das doch unpassend. Schließlich kannte sie Ford ja kaum. Und wollte mit ihm nach diesem Tanz nichts mehr zu tun haben. Persönliche Dinge spielten da kaum eine Rolle.

Also schwieg sie und gab dem Wunsch nach, die Wange an seine Brust zu legen – und tief durchzuatmen.

Nach einer Weile sagte er: „Ich hoffe, du urteilst nicht zu hart über Dale.“

„Dale?“

„Der Mann, der dich vorhin belästigt hat.“

„Ach ja …“ An ihn hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht.

„Weißt du, er hat eine ziemlich komplizierte Scheidung hinter sich. Seine Frau hat ihn wegen einem Dreiundzwanzigjährigen verlassen.“

„Oje. So etwas tut weh.“

Ford nickte. „Kein Wunder, dass Dale etwas … durcheinander ist. Aber was hast du eigentlich gesagt, dass er so wütend wurde?“

Zögernd antwortete sie: „Dass er wie Elmer Fudd aussieht …“

Nur mit Mühe schaffte es Ford, nicht laut aufzulachen. „Kann mir gar nicht vorstellen, warum er deshalb beleidigt war“, scherzte er. „Elmer Fudd mögen doch alle!“

„Das wollte ich ihm ja sagen, aber …“

Wieder lachten sie beide. Und dann sah sie ihn an. Mit einem Mal schien alles um sie herum in weite Ferne zu rücken – der Zigarettenrauch, die vielen Menschen, sogar die Musik. Nur die Bässe nahm Kitty noch wahr, denn ihr Herz schien im selben wummernden Rhythmus zu schlagen.

Sie spürte ein erwartungsvolles Prickeln. Tiefe Sehnsucht ergriff Besitz von ihrem gesamten Körper.

Es war, als ob aller Druck ihres durchgeplanten Lebens von ihr abfiel. Ihr wurde angenehm warm.

Wer hätte gedacht, dass Lachen so anregend sein konnte?

Beide hatten aufgehört, sich zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Einen Augenblick lang hatte Kitty das Gefühl, ihr Lächeln würde für immer in ihrem Gesicht stehen bleiben. Doch als sie bemerkte, wie durchdringend Ford sie anblickte, wurde sie ernst.

Über seinem Ohr entdeckte sie eine Haarsträhne, die sich leicht wellte, und ganz selbstverständlich strich sie sie glatt.

Er nahm ihre Hand in seine und räusperte sich. Kitty hoffte, er würde etwas sagen, vielleicht etwas Lustiges, um die Spannung zwischen ihnen zu mindern. Doch er schwieg.

Wie kommt es, dass ich mich so stark zu einem Fremden hingezogen fühle?, fragte sich Kitty. Zu einem Cowboy … einem Texaner!

Dabei hatte sie sich geschworen, nie wieder einen Fuß in dieses Land zu setzen. Nie hätte sie gedacht, dass es so kommen würde!

Plötzlich sah sie klarer: Eine Nacht wie diese würde sie nie wieder erleben! Ihr Weg würde sie nicht noch einmal nach Midland oder in die Nähe von Ford führen.

Hier, in dieser für ihre Verhältnisse höchst ungewöhnlichen Kneipe, an der Seite eines Mannes, den sie nicht kannte, brauchte sie keinerlei Indiskretion zu fürchten. Sie befand sich außerhalb der üblichen Zirkel ihres durchgeplanten Lebens. Hier gab es keine Routine, und sie konnte ihre hohen Erwartungen an sich einfach einmal vergessen.

An diesem Abend durfte sie tun, wonach ihr der Sinn stand – ohne dass es irgendwelche Folgen haben würde. Was sie sonst nicht machen würde: Heute war es möglich.

Niemandem würde auffallen, wenn sie sich entgegen ihrer Gewohnheit unbesonnen verhielt. Bevor sie womöglich doch noch Angst vor der eigenen Courage bekam, drückte sie schnell ihre Lippen auf seine.

Die Leidenschaft, mit der er sie küsste, kam unerwartet. In dem Kuss lag so viel … Verheißung, dass Kitty erschauerte. Als sie sich an Ford lehnte, ließ sie ihren Gefühlen einfach freien Lauf.

Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn von der Tanzfläche. Mit klopfendem Herzen bahnten sie sich einen Weg durch die Menge der Gäste.

Ein Leben lang hatte sie keinen unbedachten Schritt getan. Ford bot ihr jetzt die einmalige Chance, gegen alle Zwänge aufzubegehren. Diese Nacht würde sie sich nehmen. Sie würde Ferien von sich machen.

Und sie war sich sicher: Selbst wenn es ein Fehler sein sollte, dieser Mann würde dafür sorgen, dass sie es nicht bereute.

2. KAPITEL

Zwei Monate später

„Hör endlich auf damit!“, sagte Jonathon Bagdon und fügte hinzu: „Und nimm die Füße von meinem Schreibtisch!“

Ford saß da, die Beine mit den Arbeitsschuhen auf der Kante von Jonathons Tisch, und spielte mit seinem Taschenmesser herum.

Zum ersten Mal, seit sein Geschäftspartner den Raum betreten hatte, sah Ford auf. „Wie bitte?“, fragte er.