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Blutelfenprinz Milad sucht nach dem Sinn seines Lebens. Anders als sein älterer Bruder Valentin hat er keine kriegerischen Fähigkeiten und auch noch nicht die große Liebe gefunden. Einsam studiert der sensible Außenseiter Magie, und unverhofft ereilt ihn eine seltsame Vision, die in das Reich der Menschen weist. Nach einem eindringlichen Gespräch mit Valentin, dessen Frau Verena menschlich ist, nimmt Milad dessen Rat an und reist in die Menschenwelt. In den Straßen einer Großstadt trifft Milad auf die Prostituierte Rebecca, in die er sich verliebt. Doch ihr Zuhälter Georgo denkt nicht daran, die junge Frau gehen zu lassen, und wendet Gewalt an. Wird Milan es schaffen, seine Traumfrau Rebecca aus Georgos Fängen zu befreien?
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Asmodina Tear
Im Bann der Blutelfen
Band 2
Milads Weg
Ein Fantasy-Roman
Neuausgabe
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer, mit einem Motiv von Steve Mayer by eedebee (KI), 2024
Dieser Roman erschien ursprünglich unter dem Titel »Witcher – Kampf der Blutelfen, Band 2«.
Korrektorat: Antje Ippensen
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Im Bann der Blutelfen, Band 2
Milads Weg
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
Epilog
Blutelfenprinz Milad sucht nach dem Sinn seines Lebens. Anders als sein älterer Bruder Valentin hat er keine kriegerischen Fähigkeiten und auch noch nicht die große Liebe gefunden. Einsam studiert der sensible Außenseiter Magie, und unverhofft ereilt ihn eine seltsame Vision, die in das Reich der Menschen weist. Nach einem eindringlichen Gespräch mit Valentin, dessen Frau Verena menschlich ist, nimmt Milad dessen Rat an und reist in die Menschenwelt. In den Straßen einer Großstadt trifft Milad auf die Prostituierte Rebecca, in die er sich verliebt. Doch ihr Zuhälter Georgo denkt nicht daran, die junge Frau gehen zu lassen, und wendet Gewalt an. Wird Milan es schaffen, seine Traumfrau Rebecca aus Georgos Fängen zu befreien?
***
Asmodina Tear
Der Wind spielte mit seinen Haaren, während der Blick in die Ferne schweifte. Wer genau hinschaute, konnte eine deutliche Rastlosigkeit erkennen, deren Ursachen vielfältig waren. Die Zweige der Bäume wiegten sich leicht und ihre silbern glänzenden Blätter schienen ihm zuzulächeln. Auch die Nacht hatte ihr schönstes Gewand angelegt, neben sattem Schwarz säumte ein tiefes Blau den Himmel, auf dem sich winzige Sterne tummelten.
Ein melancholischer Ausdruck zeichnete sein schmales, ebenmäßig geformtes Gesicht, in welchem Schmerz, aber auch Intelligenz verborgen lag.
Wie lange weilte er schon hier? Zwei Jahre und trotzdem schien es wie eine Ewigkeit. Noch länger war nur die Zeit gewesen, in welcher er darum kämpfen musste, hier zu sein. Auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Niemals mehr wollte er zu etwas gemacht werden, was nicht seiner Natur entsprach. Die innerlichen und äußerlichen Narben waren bis heute nicht vollständig verheilt und trotz seiner langen natürlichen Lebenszeit war er sich gewiss, dass dieses nie passieren würde. Dennoch hatte er sein Ziel erreicht und sollte eigentlich glücklich sein.
Glücklich? Er presste die Lippen aufeinander, bis sie eine weiße Linie bildeten. Seine Seele sollte es sein, aber dem war nicht so. Sein Gesichtsausdruck wechselte von leiser Melancholie zu tiefer Traurigkeit und er stützte seine Arme auf die Fensterbank. Glücklich war er nicht … auf keinen Fall. Aber warum? Eine klare Antwort wusste er selbst nicht. Vielleicht, weil er selbst hier unter den Intellektuellen und Liebhabern der Schreibkunst ein Außenseiter war, da er sein Studium ernst nahm und sich lieber hinter dicken Büchern vergrub, anstatt mit den anderen Elfen durch die Wälder zu toben. Insgeheim fragte er sich sogar, weswegen einige von ihnen überhaupt hierhergekommen waren, wenn sie viel lieber draußen in der Natur waren und sich sportlichen Aktivitäten widmeten.
»Mutter«, flüsterte er und sein Blick wanderte zum Himmel.
Obwohl die Königin schon seit einiger Zeit im Mondlicht weilte, hielt er immer noch Zwiesprache mit ihr, wenn es die Situation erforderte.
»Offenbare mir den Lebenssinn. Wohin wird mein Weg mich führen? Gib mir ein Zeichen, ich bitte dich.«
Bei den letzten Worten hob er beschwörend die Arme und ignorierte die Furcht, seine Kameraden oder gar die Lehrer könnten ihn hören. Todesmagie war alles andere als ungefährlich, aber das war ihm im Moment egal. Er hatte lange genug über seine Verzweiflung geschwiegen und außerdem bat er seine Mutter um Hilfe, anstatt irgendeinen Dämon zu beschwören.
Sekundenlang passierte nichts und seine Arme sanken herab. Hatte er etwas falsch gemacht? Ein plötzliches Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Es hörte sich an, als ob seinem Zimmer etwas zu Bruch gegangen wäre. Ein bisschen ängstlich lugte er in den Raum. Auf den ersten Blick schien alles wie immer, obwohl …
Der junge Magier schaute ein zweites Mal hin und seine Augen wuchsen zu der Größe eines Wandtellers. Träumte er? Zweimalîges Blinzeln überzeugte ihn vom Gegenteil. Nicht nur, dass eine seiner magischen Kugeln in tausend Scherben zerbrochen auf dem Boden lag – in den Überresten wirbelte außerdem ein blutrotes Feuer.
Er schluckte und trat vorsichtig näher. Seine Sinne sagten ihm, dass er keine Angst zu haben brauchte. Dennoch schlug sein Herz ein paar Takte schneller und als er zwei Schritte entfernt stand, sank er ehrfürchtig auf die Knie. War das jenes Zeichen, um das er gebeten hatte? Seine Augen fixierten die kugelförmige Flamme, welche sich drehte wie ein Wirbelsturm, ohne sich einen Zentimeter nach links oder rechts zu bewegen. Mitunter hatte er das Gefühl, in dem blutroten Glanz regelrecht zu versinken.
Was – bei allen Göttern? Täuschte er sich? Noch während seine Augen zu schmerzen begannen, rann ein Schauer über seinen Rücken. In dem hellen Schein zeichnete sich schemenhaft das Gesicht einer fremden Frau ab, welche ihn mit seltsam verzweifeltem Ausdruck anstarrte. In einer Mischung aus Entsetzen und Verwirrung erwiderte der Blutelf diesen Blick. Sollte das die Antwort auf seine Frage sein?
»Schaut mal, wie er da sitzt, unser Königssöhnchen!«
»Irgendwie wirkt er sehr verschlafen. Das kommt davon, wenn man die ganze Nacht lernt. Gut so, dann kommen wir vielleicht auch mal zum Zuge und er gestaltet den ganzen Unterricht nicht alleine.«
»Oder er versucht, auf diese Art und Weise seine Intelligenz zu mindern. Kein Wunder, sie klebt ja auch an ihm wie Zuckergebäck.«
Dem letzten Satz folgte spöttisches Gelächter und Milad hörte, wie die drei Elfen den Speiseraum verließen. Zum Glück. Später würde er noch ausreichend mit ihnen zu tun haben, denn leider waren die drei in seiner Klasse und bildeten dort eine eingeschworene Gemeinschaft, welche es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Besten zu sein und alle anderen zu beherrschen.
Dass dies jedoch nicht einfach sein würde, merkten sie an dem Tag, als Milad den Turm zum ersten Mal betrat. Nicht nur, weil er der jüngste Sohn des Blutelfen-Königs Falgot war, sondern auch, weil er von Natur eine Intelligenz und Wissbegierde ausstrahlte, die den meisten seiner Mitstudenten zu fehlen schien. Beides in Kombination machte seine Rolle in der Gruppe nicht nur schwierig, sondern er stellte sich auch ungewollt den Möchtegern-Herrschern in den Weg.
Als Milad dreimal hintereinander die richtige Antwort auf eine schwierige Formel gab, an welcher die anderen gescheitert waren, spürte er die eifersüchtigen Blicke deutlich im Nacken. Die anderen Elfen und insbesondere die drei waren zornig und verlangten Vergeltung, so lächerlich es auch war. Denn selbst wenn Milad von jetzt auf gleich seinen Ehrgeiz ablegen würde, so verbesserte dies nicht die Lage der drei. So sehr diese es sich vielleicht auch wünschen würden.
Er presste die Lippen zusammen, bis diese weiß wurden. Sein Frühstück wollte ihm heute überhaupt nicht schmecken, außerdem hatten die drei recht, sein Schlaf war tatsächlich sehr unruhig gewesen. Nicht jedoch, weil er die halbe Nacht gelernt hatte, vielmehr war Milad ungewollt in Grübeleien versunken, die sich wie ein Windrad im Kreise drehten.
Woher diese störenden Gedanken kamen, wusste Milad nicht so genau. In den letzten Monaten spürte er eine ungesunde Melancholie in seiner Seele, deren Ursprung er sich nicht erklären konnte. Sein Leben war erfüllt, er hatte alles, was er sich jemals gewünscht hatte. Endlich konnte der Königssohn seiner wahren Leidenschaft folgen und in die Mysterien der Magie eintauchen, sie erlernen und, so weit möglich, verstehen.
Da war beileibe nicht immer so gewesen. Eine Gänsehaut legte sich auf seine Arme, während Milad daran zurückdachte. Als »nur« Zweitgeborener hatte er von Anfang an einen ungünstigen Stand gehabt und stets im Schatten seines älteren Bruders und Thronfolger Valentin gelebt. Jenes hätte Milad nicht einmal gestört. Zu viel Aufmerksamkeit empfand er sowieso mehr als Belastung. Am liebsten war er für sich allein, um zu lesen oder anderweitige Studien zu treiben. Wofür sein Vater aber kein Verständnis gehabt hatte. Und mehr noch; er versuchte, ihn nach einem Bild zu formen, welches Milad nur in Teilen bekannt war und das er außerdem zutiefst verabscheute. Obwohl er nicht Thronfolger und zudem körperlich absolut ungeeignet war, hatte Falgot versucht, ihn zum Krieger zu drillen und das mit aller Gewalt. Die harten Übungen rissen an Milads Körper und ungerechtfertigte Maßregelungen sowie Schläge drohten seine Seele zu zerstören. Zwar tat Valentin alles, um seinen kleinen Bruder zu schützen, aber seine Möglichkeiten waren begrenzt.
»Lass dich nicht von Vater triezen und verwirren«, hatte er nach den Übungsstunden oft gesagt und ihn anschließend vorsichtig in den Arm genommen. »Der Tod unserer Mutter hat ihn blind gemacht.«
Das stimmte. Früher war Falgot ein strenger, aber gerechter König gewesen. Aber nach dem plötzlichen und endgültigen Tod von Königin Enanor wurde alles anders. Innerhalb weniger Mondläufe wurde Falgot ein hartherziger Tyrann, der den Zorn über den Verlust zwar nicht an seinen Untertanen, dafür aber an den Söhnen ausgelassen. Valentin hatte seinem Druck irgendwann standhalten können, er jedoch nicht. Wenn Milad ehrlich war, so schmerzten die Worte noch immer. Fast mehr noch, als die Narbe, welche sein Vater ihm versehentlich zugefügt hatte. Eine tragische Geschichte, welche das Verhältnis jedoch gewaltig verbessert hatte. Valentin hatte sein Glück gefunden und war nun bereit, wenn die Zeit reif war, seinen Posten als König einzunehmen. Milad wurde nach langem Kampf endlich gestattet, sich zur Ausbildung in den Magierturm zu begeben, um in ferner Zukunft seinem Bruder als Erzzauberer zur Seite zu stehen. So weit, so gut, warum hatte er solche Selbstzweifel? Lag es wirklich nur an dem Spott seiner Kameraden? Irgendwo konnte Milad das nicht glauben. Durch Falgots Training und seine knallharten Methoden, welche nicht selten an Folterungen grenzten, müsste er solche Dinge eigentlich ertragen können. Oder? Anders ließ sich aber diese innere Leere nicht erklären.
»Ugh«, Milad stöhnte schmerzerfüllt auf, als seine Narbe wie auf Kommando zu pochen begann. Als wollte sie ihn an ihre Existenz erinnern. Zwar hatte Verena, Valentins menschliche Gefährtin und jetzige Frau, alles getan, was in ihrer Macht stand, um die Narbenbildung möglichst gering zu halten. Dennoch erinnerte ein langer, hellroter Streifen auf seiner Seite für immer an Falgots tödlichen Hieb, welcher eigentlich seinen Bruder hatte treffen sollen. Nur hatte der Herrscher der Blutelfen die Rechnung damals ohne seinen jüngeren Sohn gemacht, denn Milad hatte keine Sekunde gezögert und sich todesmutig dazwischengeworfen. In der Folge, dass Falgots mit Gift getränkte Klinge ihn und nicht Valentin traf.
Was danach passierte, wusste Milad nicht, seine Erinnerung war wie weggewischt. Das Nächste, was er vage wusste, war das Erwachen in seinem Bett. Krank und schwach hatte er sich gefühlt, als plagte ihn ein hohes Fieber. Dabei war sein Volk gegen solche Krankheiten eigentlich immun. Umso verwunderter war er, dass sein Vater neben ihm saß und ihn mehr als besorgt anschaute. In diesem kurzen Augenblick war Milad trotz seiner Schwäche kurz zusammengezuckt, ein solches Verhalten passte überhaupt nicht zu Falgot. Der König, welchen er kannte, hätte ihn noch auf Ort und Stelle heruntergeputzt, obwohl, das hätte Verena höchstwahrscheinlich unterbunden. Milad musste bei der Vorstellung grinsen, im Gegensatz zu vielen anderen zeigte sich die Menschenfrau sehr unbeeindruckt von Falgots Stellung und sagte ihm unverblümt die Meinung.
Auch während der Behandlung war Milad immer wieder weggedämmert und als sein Bewusstsein sich wieder klärte, fühlte er sich bedeutend besser, wenngleich Verena ihn ermahnte, vorsichtig zu sein. Ab diesem Zeitpunkt hatte sein Leben sich radikal verändert. Nicht nur, dass sein Vater für seine Verhältnisse sehr einfühlsam geworden war, er gab ihm auch die Erlaubnis, endlich seinen Traum zu leben.
Aber woher kam dann diese Leere? Noch immer hatte Milad darauf keine Antwort und auch keine Zeit, mehr darüber nachzudenken. Der Unterricht begann bald und er würde sich hüten, zu spät zu kommen.
Wenigstens hat die Narbe aufgehört zu pochen, dachte Milad säuerlich. Ansonsten hätten die anderen bemerkt, dass er beim Steigen der zahlreichen Treppenstufen Schmerzen hatte.
Trotzdem schaffte er es pünktlich in den Unterrichtsaum und wie immer herrschte dort ein lähmendes Schweigen, als er eintrat. Nie hatte Milad verstanden, wieso. Er war zwar ein Prinz, aber er wollte genauso den Umgang und das Verständnis mit der Magie lernen wie die anderen auch. Ehrfürchtig wanderten seine Augen zu den hohen Decken empor, die mit einigen Schlachtenszenen bemalt waren. Elfen gegen Orks und Trolle, aber auch gegen die Menschen. Der Königssohn erschauerte kurz, es musste eine sehr harte Zeit gewesen sein, in der man nie wusste, wer Freund oder Feind war. Natürlich hatten einige Bündnisse existiert, aber jene waren so zerbrechlich gewesen wie Glas. Milad nahm sich fest vor, die Historie bei Gelegenheit eingehender zu studieren, auch weil eine menschliche Frau nunmehr zu seiner Familie gehörte. Zwar waren nicht wenige Elfen skeptisch ob Verenas Schwangerschaft, schließlich war die Geburt eines Kindes, das halb menschliche und halb Blutelfenwurzeln hatte, in den letzten tausend Jahren nicht vorgekommen. Aber sie schwiegen tunlichst, um nicht Valentins Zorn auf sich zu ziehen. Außerdem profitierte das Volk nicht selten von Verenas Eigenschaften als Heilerin, die weit über das hinausreichten, was die einheimische Medizin zu leisten vermochte.
Die Ankunft des Lehrers unterbrach seine Gedanken und Milad zwang sich zur Konzentration. Was ihm aufgrund seiner Müdigkeit ein wenig schwerfiel, doch bald begann sein heimlich aufgesagter Zauberspruch zu wirken und die Energien kehrten zurück. Keinen Moment zu früh.
»Nun ist es an der Zeit, dass ihr selbst versucht, die Tränke zu brauen und mit ihrer Hilfe einen Blick an andere Orte zu werfen.« Die Stimme des sichtlich in die Jahre gekommenen Blutelfen war sanft, aber autoritär.
Keiner wagte es zu widersprechen, obwohl einige der Studenten die Augen verdrehten. Dieses Fach war alles andere als leicht und es konnten einige unschöne Dinge passieren, wenn man einen Fehler machte. Milad kümmerte sich nicht darum, sondern wartete geduldig, bis die Zutaten für ihn bereitgelegt wurden. Dann mischte er sie im Verhältnis, wie das Lehrbuch es vorgab, und starrte beeindruckt auf den Trank, welcher bei jedem Zustand seine Farbe änderte.
Von durchsichtig über Giftgrün bis hin zu einem tiefen Rot, welches sofort an Blut erinnerte. Milad schauderte. Irgendwo hatte er diese Farbe schon einmal gesehen, nur konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern, wo, und das, obwohl er ansonsten selten etwas vergaß. Nur bei der letzten Zutat, einer Alraune, blieb die Trankfarbe unverändert, lediglich ein leises Blubbern erklang. Das Fluchen der anderen Elfen, die erfolgloser herumexperimentierten als er, hörte Milad nur mit halbem Ohr, fasziniert starrte er auf seinen Trank, sprach andächtig die Worte.
»Einstmals setzten sich Idisen, setzten sich hierhin und dorthin. Einige hefteten Hafte, andere hemmten das Heer, andere zerrten an festen Fesseln: Entspring den Banden, entfahr den Feinden.«
Der Trank brodelte, zischte und drohte über den Rand des Glases zu laufen. Jedoch war Milad schneller und hielt ihn mit einem Metalldeckel in Schach. Fast zeitgleich hefteten seine Augen sich wieder auf den Trank. Hatte es funktioniert? Würde er tatsächlich etwas weit Entferntes sehen? Und wenn ja, was? Sein Herzschlag beschleunigte sich.
Nach und nach zeichnete sich in der Flüssigkeit ein Bild ab, das mit jeder Sekunde schärfer wurde. Milads Hände ballten sich zu Fäusten.
Bitte. Lass es etwas Gutes sein, flehte Milad innerlich und stieß im nächsten Augenblick einen enttäuschten Seufzer aus.
Das Bild hatte seine volle Klarheit erreicht, daran bestand kein Zweifel. Dennoch zeigte es beileibe nicht das, was der Königssohn sich vorgestellt hatte. Deutlich blickte ihn das Gesicht einer Frau an, die ihm zwar vertraut schien, die er aber noch nie zuvor gesehen hatte. Glaubte er jedenfalls. Auf den ersten Blick schien es sich dabei nicht um eine Elfe, also nicht um eine Angehörige seines Volkes, zu handeln. Die silberweißen Haare fehlten ebenso wie die spitz zulaufenden Ohren. Was die ganze Sache noch verwirrender machte. Ängstlich schaute er sich um und unterdrückte den Impuls, das Reagenzglas sofort unter seinem weiten Mantel zu verstecken. Was war passiert? Hatte er doch einen Fehler gemacht? Doch so sehr er auch überlegte, Milad fand keinen.
Zum Glück war der Lehrer gerade mit einigen anderen Schülern beschäftigt, sodass er Milads Verwirrung nicht bemerkte. Der Blutelfenprinz fixierte sein Gebräu mit aller Kraft, aber das Bild darin änderte sich nicht. Tausende Fragen wirbelten durch seinen Kopf, aber keine verließ den Mund. Wem hätte er sie auch stellen sollen? Der Lehrer würde ihn bestimmt maßregeln und seine Klassenkameraden würden sich köstlich amüsieren. Der große Milad war gescheitert … welch ein Grund zur Schadenfreude.
»Die Aufgabe ist beendet«, niemals zuvor war er über diese Worte so froh gewesen, die Scham steckte in seinen Knochen wie ein Geschwür, weswegen Milad auch nicht wagte, dem Lehrer in die Augen zu blicken.
»Wer möchte uns sein Ergebnis erzählen?« Ihm wurde heiß und kalt zugleich.
Milad hörte sich nicht gerne reden und in diesem Fall schon mal gar nicht. Aber da ein Großteil seiner Kameraden überhaupt kein oder nur ein mäßiges Ergebnis erzielt hatte, blieb ihm keine andere Wahl. So selbstsicher wie möglich trat der Königssohn nach vorne. Die Blicke der anderen fühlten sich an wie Dolche. Er räusperte sich.
»In meinem Trank sah ich eine mir unbekannte Stadt mit prächtigen Türmen und einer riesigen, schützenden Mauer. Sie war anders als die Städte unseres Königreiches, aber deswegen nicht weniger faszinierend. Einige der uns bekannten Völker lebten friedlich«, Milad stockte, begab er sich auf zu dünnes Eis?, »und alle lebten friedlich zusammen.«
Im Raum erklang aufgeregtes Getuschel, welches wie Wasser in seinen Ohren rauschte. Hatte er zu viel gesagt? War seine Lüge fernab von der Realität? Auch der Lehrer brauchte einige Sekunden, sich zu fassen und in seinen Augen lag klare Missbilligung.
»Man merkt, dass Menschen in deiner Familie eine größere Rolle spielen, als es bei Blutelfen normalerweise der Fall ist«, seine Miene blieb regungslos, aber die stechenden Augen ließen Milad keine Sekunde los. »Außerdem könnte es sich dabei um eine Zukunftsvision handeln, die für mein Dafürhalten aber doch eher einer Utopie entspricht. Wenigstens weißt du, wie man mit den Tränken und ihrer Zauberkraft umgeht, im Gegensatz zu den meisten hier.«
Der Königssohn stieß die Luft aus. Wenigstens war seine Lüge nicht aufgeflogen, trotzdem beeilte er sich, so schnell wie möglich aus dem Raum zu kommen. Er wollte keine weiteren Erklärungen abgeben, sondern das Erlebte so schnell wie möglich verdrängen.
»Schon wieder ist der Königssohn der Beste, nicht zu fassen.«
»Wir stehen da wie Versager neben ihm …«
»Das muss ein Ende haben.«
Milad gab sein Bestes, nicht hinzuhören, und zog sich so schnell wie möglich in sein Zimmer zurück.
Einige Stunden später saß Milad im Garten der Schule und schaute auf das helle Blau des Sees. Das leise Plätschern der Wellen ermöglichte es ihm, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Was nach seinem heutigen Erlebnis bitter nötig war.
Obwohl der Königssohn unbehelligt in sein Zimmer kommen und die Tür hinter sich schließen konnte, rotierten seine Gedanken mit jeder Minute schlimmer. An den anderen Unterricht wagte er gar nicht mehr zu denken. Zu groß war die Gefahr, dass seine Lüge doch noch aufflog. Solche Dinge blieben unter elfischen Dozenten nicht lange verborgen, auch weil der Königssohn aufgrund seines Ehrgeizes und Fleißes zu den Hauptthemen gehörte.
Wer im Namen der Götter war diese Frau? Sie war ihm vertraut, obwohl er sie, und da war Milad sich absolut gewiss, noch niemals zuvor gesehen hatte. Tatsächlich schien die Unbekannte sogar aus der Menschenwelt zu stammen, was die Wahrscheinlichkeit noch verringerte. So groß seine Faszination seit Jahren auch war, so hatte er nie versucht, einen Fuß in diese unbekannte und wohl auch sehr skurrile Welt zu setzen.
Im Gegensatz zu seinem Bruder. Vor etwa drei Monate hatte der Thronfolger des Reiches nach einem gewaltigen Streit mit seinem Vater den Schritt gewagt und war mit Milads Hilfe in die Menschenwelt übergewechselt. Ganz ohne Risiko war dieses Unterfangen nicht gewesen. Nicht nur, dass der Jüngere trotz seiner im Vergleich zu jetzt geringeren Kenntnisse ein Portal hatte öffnen müssen, auch in dieser unbekannten Welt selber hätte einiges passieren können. Wenngleich Valentin ihm stets versichert hatte, dass er die Absicht habe, sich nur im Wald aufzuhalten, um die Tier- und Pflanzenwelt zu studieren.
Ob er das getan hatte oder nicht, konnte Milad im Nachhinein nicht mehr sagen. Auf jeden Fall kam der Ältere ungefähr eine Woche später freudestrahlend zurück, ihm folgte eine menschliche Frau und nach einigen Irrungen und Wirrungen verkündete Kronprinz Valentin, dass er die Menschenfrau Verena heiraten wolle. Milad selbst war zwar mehr als überrascht gewesen, mit so einer Nachricht konnte auch niemand rechnen, hatte sich aber für Valentin gefreut. Der strenge Drill sowie der verborgene Kummer hatte es ihnen bis zu diesem Zeitpunkt unmöglich gemacht, überhaupt an die Liebe zu denken. Zumal Falgot ihnen unmissverständlich klargemacht hatte, dass ein solches Gefühl überhaupt nicht existierte und dass Ehen lediglich einen Zweck erfüllten.