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Zwei Jahre sind vergangen, seit Katharina Sommerfeld mit ihrer Detektei in schier unglaubliche, mystische Verwicklungen geriet. Der Auslöser: Die Gebeine der Heiligen Drei Könige wurden aus dem Kölner Dom gestohlen. Dompfarrer Hannes Moser, Katharinas Onkel, kämpfte gemeinsam mit seiner Nichte gegen eine Gruppe von Verschwörern, die mithilfe dieser Gebeine den Antichristen beschworen: in Gestalt von Konrad, dem Erotik-Model.
Nun wird Katharina von Schuldgefühlen und Sehnsucht geplagt: Sie liebt Konrad, hat ihn aber in die Hölle verbannt. Und dann geschieht es: Konrad kehrt zu ihr zurück, auch, um erneut die Welt vor satanischer Herrschaft zu bewahren. Satans Werkzeug diesmal: Hannes' Nachfolger, Pfarrer Michael, der ein dunkles Geheimnis hütet.
Die Ereignisse spitzen sich zu, bis Katharina ein großes Opfer bringen muss – und doch gibt es bei aller Bitterkeit auch einen Hoffnungsschimmer.
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Asmodina Tear /
Monika Grasl
Satans Berührung
Teil 2
Die Berührung des Engels
Fantasy-Thriller
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer, mit einem Motiv von Steve Mayer by eedebee (KI), 2024
Korrektorat: Antje Ippensen
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Satans Berührung
Die Berührung des Engels
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
Epilog
Zwei Jahre sind vergangen, seit Katharina Sommerfeld mit ihrer Detektei in schier unglaubliche, mystische Verwicklungen geriet. Der Auslöser: Die Gebeine der Heiligen Drei Könige wurden aus dem Kölner Dom gestohlen. Dompfarrer Hannes Moser, Katharinas Onkel, kämpfte gemeinsam mit seiner Nichte gegen eine Gruppe von Verschwörern, die mithilfe dieser Gebeine den Antichristen beschworen: in Gestalt von Konrad, dem Erotik-Model.
Nun wird Katharina von Schuldgefühlen und Sehnsucht geplagt: Sie liebt Konrad, hat ihn aber in die Hölle verbannt. Und dann geschieht es: Konrad kehrt zu ihr zurück, auch, um erneut die Welt vor satanischer Herrschaft zu bewahren. Satans Werkzeug diesmal: Hannes' Nachfolger, Pfarrer Michael, der ein dunkles Geheimnis hütet.
Die Ereignisse spitzen sich zu, bis Katharina ein großes Opfer bringen muss – und doch gibt es bei aller Bitterkeit auch einen Hoffnungsschimmer.
***
Widmung
Die wahre Liebe zu einem Engel geht über den Tod hinaus.
Wenn man einen Engel findet, sollte man ihn festhalten.
Trilogie, Teil 2
Asmodina Tear & Monika Grasl
Viele glauben nicht, dass Kreaturen wie ich fähig sind, Worte der Liebe zu sprechen. Und doch tue ich es jeden verdammten Tag, seitdem sie mich mit ihren eigenen Händen und mithilfe einer Lüge an diesen schrecklichen Ort verbannte. Und glaubt mir, wenn jemand wie ich dieses Wort benutzt, passiert das nicht ohne Grund.
Zwar sehen die Kreaturen hier mich als ihren Herrscher an und sind absolut loyal. Ein Gefühl, welches ich in der Menschenwelt schmerzlich vermisst habe. Noch vor meiner Verwandlung, wenn ich es so nennen darf, war ich stets der Außenseiter, der Fremde … der Freak. Ihr könnt euch einen Namen aussuchen. Es steht euch frei.
Obwohl meine Diener alles tun, um mir das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten, ist es hier drinnen sehr dunkel und kalt. Sodass selbst ich dagegen nicht immun bin. Zwar fühle ich sie vermutlich nicht so stark wie die Sterblichen. Zum Glück. Aber deswegen ist sie nicht verschwunden, sondern zieht gerne in die Adern meines Körpers und lässt mich dabei frösteln. Zumindest sind die Decken hoch genug, dass ich nicht mit meinen Flügeln dagegen stoße. Jenes wäre auf die Dauer schmerzhaft, das könnt ihr mir glauben. Ich bin mächtig und stark, jedoch nicht unverwundbar.
Auch nicht, wenn es um mein eigenes Herz geht. Obwohl ein Großteil von euch, und dessen bin ich mir absolut bewusst, abstreitet, dass ich überhaupt eins habe. Dabei könnt ihr mir die Frage, wie mein Körper sonst funktioniert, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht beantworten, nicht wahr? Ich dachte es mir. Doch keine Sorge, ich bin euch deswegen nicht böse.
Seid versichert. Mein Herz ist schwarz wie die tiefste Nacht. Insofern habt ihr nicht einmal unrecht. Aber trotzdem kennt es negative Gefühle wie Zorn, Wut und Hass. Doch auch die positiven wie Freude, Hoffnung und sogar Liebe finden ihren Platz. Lediglich in meinem sterblichen Leben gab es nicht viel davon. Kein Wunder, wie bereits gesagt, war ich ein Außenseiter, der von Glück reden konnte, wenn er nicht körperlich attackiert, angespuckt oder mit irgendetwas beworfen wurde. Alles davon passierte mindestens einmal und glaubt mir, es war nicht angenehm. In meiner Zeit als Mensch, welche heute unendlich weit weg erscheint, dachte ich häufiger an blutige Rache. Und sagt mir, wer würde es in einer solchen Situation nicht tun? Ich sehe schon, zu lügen wagt hier niemand. Das ist gut.
Wie bereits gesagt, kennt mein Herz die Liebe durchaus. Ferner möchte ich behaupten, dass das Empfinden jetzt reiner ist als in meiner Zeit als Mensch. Irgendwo habe ich schon damals gespürt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Doch wie hätte ich ahnen können, was es ist? Auf diese Frage weiß niemand eine Antwort. Obwohl es am Anfang sehr mit Zwang verbunden war, bin ich im Nachhinein beinahe froh, dass ich es nun weiß. Denn auf diese Art und Weise kann ich damit besser umgehen und es akzeptieren.
Selbst wenn das bedeutete, SIE zu verlieren. Oh ja, meine Augen füllen sich mit blutigen Tränen, wenn ich an sie denke. Die einzige Frau, welche ich aufrichtig geliebt habe und nicht nur ins Bett zerren wollte. Und sie hat mich hintergangen und mich anschließend mit einer Lüge in die Falle gelockt. Oh ja, ich sollte sie hassen und den Wunsch hegen, ihr jeden Knochen im Leibe einzeln zu brechen, und ich hätte die Macht dazu.
Aber das ist nicht mein Streben. Warum nicht? Nun, weil ich zwei Dinge mit Sicherheit weiß. Zum einen versucht sie die Erinnerung an mich so gut wie möglich zu verdrängen. Was nicht gelingt, zumal sie sich weigert, mit jemandem darüber zu reden.
Ihr gesamtes Umfeld, inklusive ihres einfältigen Onkels, ist der Meinung, sie hätte die Ereignisse von damals gut verarbeitet und würde ihr Leben weiterführen wie bisher. Über einen solchen Trugschluss kann ich nur lachen. Wäre dem tatsächlich so, würde sie nicht fast jede Nacht von mir träumen. Ohne, dass ich dafür etwas tun muss. Sie sehnt sich nach mir, meinen langen schwarzen Haaren, dem Körper, welchen sie freiwillig und leidenschaftlich gekostet hat, und meinen Küssen, die nach wie vor auf ihren Lippen brennen.
Ja, die Liebe lässt sich nicht verleugnen. Selbst wenn das Gegenüber nicht menschlich ist und man sich aus diesem Grund mit aller Gewalt dagegen sträubt. Ich möchte darüber lachen, doch viel mehr sollte ich meine Energie darin investieren, um ihr zu beweisen, dass es keinen Sinn hat, sich zu wehren. Ihr Herz und ihre Seele gehören längst mir.
Jedoch ist das nicht der einzige Grund, weswegen ich so schnell wie möglich zu ihr zurück möchte. Die Leute, welche mich vollständig zu dem gemacht haben, was ich bin, sind jetzt auch hinter ihr her. Ich gebe zu bedenken, dass ich mein Anderssein zwar spürte, jedoch nichts von meinem Sein als Satan wusste. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es auch im Verborgenen bleiben können. Aber diese Leute wollten Macht und dafür war ihnen kein Preis zu hoch.
Was werden sie tun, wenn sie merken, dass unsere Liebe Folgen hatte? Auf diese Frage weiß ich keine Antwort, aber so viel steht fest, es wird nichts Gutes sein.
Schnell wandte Katharina sich ab und fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Für den Außenstehenden sah es aus, als wollte sie nur eine Haarsträhne zur Seite schieben. Da ihre Stirn vor Schweiß glänzte, war die Erklärung durchaus glaubwürdig.
Dabei kämpfe ich schon den ganzen Tag gegen die Tränen an.
Irgendwo schämte die junge Detektivin sich für diese Gefühle. Trotzdem waren sie da und loderten erbarmungslos in ihrem Innern. Ein Teil von ihr konnte noch immer nicht glauben, dass Onkel Hannes wirklich gut war. Dem Gedanken folgte ein stechender Schmerz in ihrer Brust, der sie fast dazu brachte, sich nach vorne zu beugen. Aber sie beherrschte sich. Denn trotz des Vorfalls weigerte Katharina sich nach wie vor hartnäckig, andere an ihrem Gefühlsleben teilhaben zu lassen. Vielmehr schien es, als hätte die Angelegenheit damals alles noch verschlimmert. Von der einen Sache ganz zu schweigen.
»Was soll das, Onkel Hannes?«, flüsterte Katharina kaum hörbar und senkte den Blick so weit, dass man die Feuchtigkeit auf ihren Wangen nicht sah. »Warum musst du mich ausgerechnet jetzt verlassen?«
Deine Trauer ist Heuchelei, mischte ihre Vernunft sich ein und sorgte dafür, dass Katharina zusammenzuckte. Du hast ihn dein ganzes Leben lang mehr oder weniger gehasst und jetzt vergießt du Tränen. Ein bisschen spät, meinst du nicht auch?
In Katharina breitete sich eine Kälte aus, welche sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Es stimmte, besonders herzlich war das Verhältnis zwischen Onkel Hannes und ihr nie gewesen. Während ihrer Jugend hatte Katharina ihn unbewusst für alles verantwortlich gemacht, was in ihrem Leben schlecht lief, inklusive dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern. Für den er aus objektiver Sicht tatsächlich nichts konnte. Erst, als sie erwachsen war, verschwand diese Haltung nach und nach. Auch wenn die beiden sich nie besonders nahestehen sollten. Eine Tatsache, die Katharina jetzt bereute. So sehr sie auch versuchte, dieses Gefühl zu verdrängen.
Hätte ich einfach verständnisvoller sein müssen?
Ohne Zweifel war es ein Fehler von Onkel Hannes gewesen, sie nach seinen christlichen Werten formen zu wollen. Als Jugendliche glaubte Katharina zuweilen, dass er sie am liebsten als Nonne sehen wollte. Eine Vorstellung, welche Katharina abwechselnd als lachhaft und grauenvoll empfunden hatte.
Als sie dann gegen alle Widerstände ihre kleine Detektei eröffnet und sich selbstständig gemacht hatte, konnte sie sich zumindest überwinden, einmal pro Monat Kontakt zu ihrem Onkel zu suchen. Schließlich war dieser ihre einzige Familie, trotz aller Schwierigkeiten. Genauso kompliziert gestaltete sich jedoch das Finden gemeinsamer Gesprächsthemen. Sie lebten in unterschiedlichen Welten und das wurde mit jeder Unterhaltung deutlicher. Manchmal fühlte Katharina sich regelrecht genötigt, mit Hannes zu sprechen. Eine Empfindung, welche die junge Detektivin zutiefst verabscheute. Dennoch gab es auch Augenblicke, in denen ein gewisser Stolz aus Hannes‘ Stimme sprach und dies ermutigte Katharina, am Ball zu bleiben.
Irgendwo hatte ich doch gehofft, dass wir uns wieder näherkommen. Ich glaubte, wir hätten mehr Zeit dafür.
Missmutig griff Katharina in das Bücherregal. Es war bis zum Bersten gefüllt. Nur enthielt es keine Romane oder aktuelle Werke, sondern es beschränkte sich einzig und allein auf religiöse Literatur. Analysen und Interpretationen über die Bibel oder zu Personen, die heiliggesprochen wurden, reihten sich an mehrere Ausgaben des erstgenannten Buches. Katharina verdrehte die Augen.
Warum um alles in der Welt braucht man verschiedene Ausgaben der Bibel, fragte sie sich, bevor ihre Hände danach griffen und die Bücher mit einer schnellen Bewegung aus dem Regal zogen. Da steht doch sowieso immer das Gleiche drin, von kleinen Unterschieden in der Übersetzung mal abgesehen. Oder etwa nicht?
Erschrocken stellte Katharina fest, dass sie Zweifel hatte. Was früher nicht der Fall gewesen war. Aber das, was vor zwei Jahren passiert war, hatte ihre Einstellung zur Religion und auch das Verhältnis zu ihrem Onkel verändert. Obwohl es nicht ausgereicht hatte, sie beide wieder näher zusammenzuschweißen. Im Gegenteil, der Pfarrer hatte sich entschieden, das Ereignis so gut wie möglich totzuschweigen und das nicht nur gegenüber seiner Gemeinde.
Doch in diesem Punkt bin ich nicht besser.
Einige Minuten lang verschwand Katharina in ihren Gedanken, vergaß die ganze Welt um sich herum. Diese Fähigkeit hatte sie in ihrer Schulzeit erlernt, damit diese ihre Seele vor Mobbing schützen konnte und mit den Jahren gelangte sie unbewusst zur Perfektion. So mancher Fall war dadurch bereits gelöst worden. Doch heute hatte sie eine andere Funktion.
Oft kommt er zu mir, wenn auch nicht jede Nacht. Ich höre das gespenstische und gleichzeitig angenehme Rauschen seiner Schwingen. Immer, wenn es an meine Ohren dringt, weiß ich, er ist da und erwartet mich. Ein Teil von mir möchte noch immer fliehen und mich ihm verweigern. Aber ich weiß mittlerweile, dass beides keine Option ist. Er ist schneller als ich und außerdem gehorchen meine Beine nicht, wenn er in der Nähe ist. In seiner Gegenwart fühle ich mich ein wenig wie eine Puppe, obwohl ich nicht unter seinem Bann stehe. Dessen bin ich mir ganz sicher. Vielmehr schalt ein Teil von mir mich eine Närrin und in diesem Punkt muss ich zugeben, es tatsächlich gewesen zu sein.
»Wie um alles in der Welt konnte ich glauben, dass Konrad tatsächlich gestorben ist? Das wir wirklich in der Lage gewesen sein sollen, diese Kreatur zu besiegen? Genauso gut könnte man als einzelner Mensch Gott persönlich gegenübertreten. Die Chancen wären ähnlich gering.«
Ein Auflachen erstirbt in meiner Kehle und ich spüre, wie seine Hände sich auf meine Schultern legen. Obwohl seine Hände schmal sind, spüre ich ihre Kraft und vermag ein Keuchen nicht zu unterdrücken. Daraufhin klingt sein leises Lachen an mein Ohr.
»Hast du mich vermisst?«
Eine rhetorische Frage. Ich bin mir sicher, dass er meine Gedanken lesen kann. So etwas dürfte für ihn kein Problem sein. Aus diesem Grund stoße ich nur leise die Luft aus, woraufhin er seine Berührungen intensiviert. Die Hände gleiten über meine Wirbelsäule, stoppen erst über dem Becken. Gleichzeitig vergräbt er sein Gesicht in meinem Haar. Der heiße Atem streift meinen Nacken, sodass sämtliche Härchen sich aufstellen. Unwillkürlich schließe ich die Augen, gebe mich der Berührung hin und nicht nur das, in diesem Moment wünsche ich mir noch mehr. Mein ganzer Körper verlangt danach, denn die Erinnerung an die wunderschönen Stunden ist nach wie vor lebendig. Obwohl meine Vernunft sie am liebsten vergessen würde.
Ein leises Wimmern springt über meine Lippen, als er sich ein wenig zurückzieht. Sofort spüre ich jene vertraute, aber unangenehme Leere in mir. Im Alltag schaffe ich es meistens, sie zu verdrängen. Aber wenn ich alleine bin, tritt sie an die Oberfläche und quält mich erbarmungslos.
»Siehe mich an.«
Wie automatisch gehorche ich und drehe mich um. Obwohl ich ihn nicht zum ersten Mal sehe, verschlägt sein Anblick mir jedes Mal die Sprache. Keiner von uns hat sich in den letzten zwei Jahren großartig verändert. Doch im Gegensatz zu mir ist er noch schöner geworden. Alleine die großen Flügel aus schwarzen Federn laden regelrecht zum Berühren ein. Obgleich ich mich scheue, die Hand danach auszustrecken. Denn in seinen dunklen Augen, welche mich ohne Unterlass mustern, liegt ein großer Schmerz. Und auch, wenn er es nie direkt ausspricht, weiß ich, dass ich zumindest eine Mitschuld daran trage.
Irgendwo kann ich noch immer nicht begreifen, was mich damals geritten hat. Wie konnte ich ihn nur in eine hinterhältige Falle locken, nachdem ich zuvor seine Leidenschaft in vollen Zügen genossen hatte. Beim Gedanken daran reagiert mein Körper wie ferngesteuert. Von einer Sekunde zur anderen reagieren meine Brüste und drücken schmerzhaft gegen mein Oberteil. Auch zwischen den Beinen spüre ich eine geringe Feuchtigkeit, die mit jeder Sekunde zunimmt. Fassungslos starre ich ihn an.
»Ja, Gefühle kann man eben nicht abschalten. Selbst wenn sie unliebsam und unklar sind.«
Ich verschränke die Arme vor der Brust und ziehe eine Schnute. »Ich möchte zu gerne wissen, was du mit mir angestellt hast, Konrad.« Irgendwie schaffe ich es, das erneute Flattern meines Herzens zu verbergen. Sein Name liegt weit häufiger auf meiner Zunge, als er sollte. »Hast du mich verhext oder was?«
Früher habe ich an derartige Dinge nicht geglaubt und jeden heimlich verspottet, der es im Ansatz tat. Doch die Begegnung mit ihm hat mein ganzes Leben verändert. Auch wenn ich es nicht gerne zugebe.
»Ich sollte nicht bereuen, was ich damals getan habe.« Ohne die Lippen zu bewegen, wiederhole ich den Satz wieder und wieder. Er ist mein Mantra, damit ich nicht den Verstand verliere. Schuldgefühle pulsieren in mir und manchmal möchte ich mich dafür hassen. Aber es war doch richtig oder nicht?
»Nein.« Konrads Erwiderung klingt unerwartet scharf. Dennoch macht er keine Anstalten, mich zu packen oder Ähnliches. »Es war nicht richtig und das weißt du auch.«
»Warum nicht?«, entgegne ich schnippisch. »Du bist der Satan. Daran lässt sich nichts ändern.«
»Aber nicht freiwillig.« Seine Stimme klingt unerwartet verzweifelt und berührt etwas in mir. »Ich habe nicht darum gebeten und das weißt du auch. Außerdem kann ich es nicht ändern, auch wenn ich vielleicht will.«
»Wirklich?« Meine Vernunft weigert sich hartnäckig, ihn zu glauben. Wer würde freiwillig eine große Macht ablehnen?
Er nickt kaum merklich und ich schnaube.
»Bist du deswegen … hier?«
»Ich bin hier, weil ich dich noch immer liebe, Katharina.«
Ich erschauere, als er meinen Namen ausspricht, und weiß nicht, was ich sagen soll. Mein Herz möchte ihm glauben, doch mein Verstand warnt vor einer möglichen Manipulation. Soweit ich von Onkel Hannes weiß, ist Satan darin sehr geschickt.
»Und ich möchte immer noch, dass du mit mir zusammen bist. Ob als Braut oder meine Freundin. Das ist mir gleich.«
Ich schlucke und bin kurz davor, nachzugeben. »Bist du deswegen bei mir?«
»Leider nicht nur.« Von einer Sekunde auf die andere ist seine Miene ernst und er schaut mich durchdringend an. »Ihr seid in Gefahr.«
Ein Geräusch riss Katharina aus ihren Gedanken. Verwirrt blickte sie sich um. Die Erinnerung an ihre Träume war so lebendig, dass sie ihre Orientierung trübte. Und dabei versuchte die junge Detektivin alles, um ihre Begegnung mit Konrad oder vielmehr dem Antichristen zu vergessen. Warum es ihr so schwerfiel, wusste Katharina selbst nicht.
In der Vergangenheit hatte sie sich nicht viel aus Männern oder Sex gemacht. Während ihre Klassenkameradinnen die ersten Verabredungen hatten und, mehr oder weniger offen, für jemanden geschwärmt hatten, hatte Katharina lieber Detektivgeschichten und Krimis gelesen oder versucht, eigenhändig Fälle im Fernsehen aufzuklären. Ein- oder zweimal war sie sogar kurz davor gewesen, die Polizei über ihre Gedanken zu informieren. Aber Onkel Hannes hatte sie daran gehindert.
»Das ist nicht deine Aufgabe, Katharina«, hatte er immer gesagt und dabei den Arm um ihre Schultern gelegt. »Dafür sind andere bestimmt und außerdem würden sie einem Kind sowieso nicht glauben.«
»Ich bin kein Kind«, hätte sie am liebsten geantwortet, doch stattdessen schwieg Katharina wütend und resigniert.
Auch im erwachsenen Alter gab in ihrem Leben kaum Platz für einen Mann. Immer waren andere Dinge wichtiger gewesen. Abgesehen davon waren die meisten von ihrer selbstbewussten Art abgeschreckt. Von der Tatsache, dass die Arbeit in ihrem Leben höchste Priorität hatte, ganz zu schweigen.
»Männer wollen eine gehorsame Frau, keine widerspenstige», hatte Onkel Hannes oft gesagt.
Auch wenn Katharina es vermieden hatte, dieses Thema ihm gegenüber anzusprechen. Zum einen war es ihr unangenehm und zum anderen wollte sie keine unterschwellige Zurechtweisung. Aber bei Konrad war alles anders gewesen. Zu ihm hatte Katharina sich nicht nur in starkem Maße hingezogen gefühlt, sondern auch gespürt, dass er sie als Frau so akzeptierte wie sie eben war. Und das nicht nur, weil er Satan in Person war oder weil diese Fähigkeiten ihn am Ende vor den Fanatikern gerettet hatten.
Gedankenverloren massierte Katharina ihre Schläfen. Egal, wie oft sie sich verbot, an ihn zu denken. Konrad schlich sich immer wieder ein. Selbst in dieser Situation schwieg er nicht, obwohl sie gerade andere Dinge zu tun hatte.
Andererseits hat er gesagt, dass wir in Gefahr sind. Von sich selbst kann er nicht gesprochen haben.
Katharina presste den Finger an die Lippen und überlegte. Mit seinen Worten hatte Konrad unbewusst etwas in ihr zum Leben erweckt. Denn ein Teil von ihr bezweifelte, dass Onkel Hannes eines natürlichen Todes gestorben war. Obwohl alle medizinischen Unterlagen auf den ersten Blick einwandfrei schienen. Aber Katharina hatte gelernt, auf ihre Instinkte zu vertrauen und nach dem Vorfall vor zwei Jahren erst recht.
Endlich beugte sie sich nach unten, um die Bibel aufzuheben. Es handelte sich um eine ältere, noch in Leder gebundene Ausgabe. Insofern konnte Katharina froh sein, dass nichts beschädigt war. Doch plötzlich bemerkte sie, dass zwischen den Seiten etwas streckte.
Was ist das?
Beinahe reflexartig zog sie es hervor. Es war ein Zettel. An sich nichts Ungewöhnliches. Aber ihr Onkel hatte, im Gegensatz zu anderen Leuten, diese nie als Lesezeichen genutzt. In diesem Punkt war er sehr eigen gewesen und bevorzugte eisern edle Varianten aus Leder oder Silber. Warum also steckte ein Zettel in dieser alten Bibel? Außerdem schien die Wahrscheinlichkeit, dass Hannes vor Kurzem noch darin gelesen hatte, sehr gering. Zwar war er der altdeutschen Schrift durchaus mächtig gewesen, aber warum hätte Hannes das tun sollen? Als Pfarrer hatte er problemlos Zugang zu neuen, besser zu lesenden Bibeln.
Nach einigem Überlegen stellte Katharina das Buch zurück ins Regal, anstatt es zu den anderen in den Umzugskarton zu packen. Zwar hatte sie mit der Bibel an sich nichts zu tun, doch irgendetwas sagte ihr, dass es besser wäre, diese zu behalten. Wie in Trance warf sie einen Blick auf den Zettel und das Blut gefror in ihren Adern.
Sei vorsichtig, mein Mädchen.
Auf der Rückseite stand eine Zahlenkombination, mit der Katharina erst mal nichts anfangen konnte. Nur eines stand für sie in diesem Moment fest: Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.