Schwarz ist der Himmel bei Nacht - Asmodina Tear - E-Book

Schwarz ist der Himmel bei Nacht E-Book

Asmodina Tear

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Beschreibung

Liza Collins, die in New Orleans lebt und studiert, unterwirft sich dem Willen und den Wünschen ihrer Eltern – ihre jüngere Schwester Rebecca hingegen ist die Rebellin der Familie.
Jedoch hütet auch Liza ein Geheimnis – das sie nun mit dunklen Schritten einzuholen beginnt. Jemand kehrt zu ihr zurück, an dessen Rückkehr sie kaum mehr geglaubt hat, aber er ist nicht mehr der, der er einst war: Eric hat sich verwandelt. Nur eins hat sich nicht verändert: Er begehrt Liza, will sie besitzen, um jeden Preis. Sie empfindet Angst, Abscheu und – Lust.
Schreckliche Morde geschehen in Lizas unmittelbarer Umgebung, lassen sie fast verzweifeln.
Und der Würgegriff ihrer despotischen Eltern steigert sich bis zur schieren Unerträglichkeit bevor sich die Ereignisse dramatisch zuspitzen und zur Entladung drängen.
Erlösung oder Vernichtung? Oder beides?

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Asmodina Tear /

Monika Grasl

 

 

Schwarz ist der Himmel bei Nacht

 

 

 

 

Dark-Fantasy

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer, mit einem Motiv von Steve Mayer by eedebee (KI), 2024

Korrektorat: Antje Ippensen

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Schwarz ist der Himmel bei Nacht 

Prolog 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

Epilog 

 

Das Buch

 

 

 

 

Liza Collins, die in New Orleans lebt und studiert, unterwirft sich dem Willen und den Wünschen ihrer Eltern – ihre jüngere Schwester Rebecca hingegen ist die Rebellin der Familie.

Jedoch hütet auch Liza ein Geheimnis – das sie nun mit dunklen Schritten einzuholen beginnt. Jemand kehrt zu ihr zurück, an dessen Rückkehr sie kaum mehr geglaubt hat, aber er ist nicht mehr der, der er einst war: Eric hat sich verwandelt. Nur eins hat sich nicht verändert: Er begehrt Liza, will sie besitzen, um jeden Preis. Sie empfindet Angst, Abscheu und – Lust.

Schreckliche Morde geschehen in Lizas unmittelbarer Umgebung, lassen sie fast verzweifeln.

Und der Würgegriff ihrer despotischen Eltern steigert sich bis zur schieren Unerträglichkeit bevor sich die Ereignisse dramatisch zuspitzen und zur Entladung drängen.

Erlösung oder Vernichtung? Oder beides? 

 

 

***

Widmung

 

Für alle Vampire dieser Welt, die, entgegen aller Meinungen, nicht nur in Büchern existieren.

 

Manchmal sagt ein Biss mehr als tausend Worte rund um die Liebe aus.

 

Schwarz ist der Himmel bei Nacht

 

 

Asmodina Tear & Monika Grasl

 

 

Prolog

 

Der kühle Nachtwind streichelte sein Gesicht, während er gleichzeitig ein paar tote Blätter von der Straße aufwirbelte. Das leise Zischen, vermischt mit Heulen, drang an seine Ohren. Doch er empfand es eher als wohltuend denn als angsteinflößend. Die Geräusche der Nacht waren ihm schon immer vertraut und angenehm gewesen. Selbst bevor …

Manche Dinge ändern sich nie. Sogar wenn sich alles sonst erbarmungslos im Kreise dreht.

Sein linker Arm schnellte nach vorne, scheinbar ins Nichts. Aber stattdessen griff er nach einem Laubblatt, welches frech vor ihm getanzt hatte. Einige Sekunden lang umschlossen seine Finger es fest, als wollte er es mit aller Gewalt zerdrücken. Doch als der Griff sich wieder löste, fielen sechs winzige Rubine auf die Straße.

Der Fremde setzte seinen Weg fort, ohne nach links oder rechts zu schauen. Glücklicherweise befanden sich um diese Zeit kaum Menschen auf der Straße. Im Gegenteil, ein Großteil der Fenster in den uralten Häusern war hell erleuchtet. Was ihm einen gewissen Frieden gab. Zwar hatte er keine Schwierigkeiten mit Menschen. Im Gegenteil, ohne sie wäre sein Leben, sofern man es überhaupt so nennen konnte, nicht möglich. Weswegen er Wert auf eine friedliche Co-Existenz legte. Doch wie jedes andere Lebewesen auch schätzte er die Gesellschaft nicht immer, sondern brauchte auch Stunden der Einsamkeit, um nachzudenken oder anderes zu tun.

Außerdem mussten seine Sinne sich heute Nacht auf etwas anderes konzentrieren. Ein leises Knurren sprang über seine Lippen. Obwohl der Gedanke schon einige Tage alt war, löste er noch immer seltsame Gefühle aus. Mit denen sein schwarzes Herz manchmal nicht umgehen konnte.

Sie ist zu warm … zu ehrlich. Ein Relikt aus der Vergangenheit, welches eigentlich keine Bedeutung mehr haben sollte.

Jenes hatte er bis vor Kurzem noch fest geglaubt. Aber dann kehrte alles zurück. Zuerst nur mit undeutlichen Fragmenten, welche er problemlos ignorieren konnte. Doch mit der Zeit wurden die Bilder immer deutlicher. Schließlich kamen die Träume dazu.

Ich halte jemanden in meinen Armen. Manchmal lieben wir uns sogar. Aber ich sehe nie ein Gesicht, weiß nicht einmal, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Egal, wie sehr ich mich bemühe.

Am Anfang hatte er versucht, sie einfach zur Seite zu schieben. Aber das war dauerhaft unmöglich. Selbst die Jagd konnte ihn nicht ablenken und das, obwohl seine Beute zahlreicher ausfiel als notwendig.

Aus diesem Grund lief er hier durch die Straßen, rastlos und doch mit einem Ziel. Denn, der Dunkelheit sei Dank, waren die Bilder deutlich genug gewesen, um festzustellen, dass es sich um seine alte und gleichzeitig neue Heimat handelte. Nähere Hinweise gab es jedoch nicht und selbst seine Instinkte halfen nur begrenzt weiter.

Kein Wunder. Meine Erinnerung nach dem Erwachen war sehr verschwommen und größtenteils sogar vollständig verschwunden. Ich wusste nicht mehr, wo oder wer ich war. Das Einzige, was ich deutlich spürte, war eine Veränderung, die sich nicht mehr rückgängig machen ließ.

Er hatte es akzeptiert, genoss oft die Macht, welche seine neue Existenz mit sich brachte. Doch dann kehrte die Erinnerung in winzigen Bruchstücken zurück und immer öfter fühlte er sich wie durch den Fleischwolf gedreht.

Ich muss Antworten finden. Ganz egal, wie diese auch sein mochten.

Plötzlich blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Sein Blick wanderte die prächtige Hausfassade hinauf bis zu einem Fenster. Dieses war ebenfalls hell erleuchtet und zeigte einen deutlichen Schatten. Seine Nasenflügel bebten. Er roch Unschuld, Stärke, Mitgefühl und insbesondere Lust.

Ich kenne diesen Duft.

Sein Kopf wandte sich ab, sodass die schwarzen Locken ins Gesicht hingen. Doch es war zu spät. Ein längst vergessenes Gefühl erwachte erneut zum Leben und ein leiser Aufschrei hallte über den Asphalt. Seine Hände krampften und einen Moment lang schien es, als wollte er sich das Gesicht zerreißen.

Ich muss sie haben. Wir gehören zusammen.

 

 

1. Kapitel

 

»Guten Morgen, Liza. Alles gut bei dir?«

»Guten Morgen. Ja, soweit ist alles in Ordnung.«

Die Angesprochene rang sich ein mühsames Lächeln ab, während die Lüge problemlos über ihre Lippen rutschte.

Vielleicht, weil ich es schon sehr oft behaupten musste.

Auch das Lächeln saß perfekt. Aber deswegen wurde es nicht echter. Pflichtschuldig umarmte sie ihre Freundin Bonnie zur Begrüßung. Obwohl ihr nicht nach Gesellschaft zumute war. Im Gegenteil, wenn Liza eine Wahl gehabt hätte, würde sie sich lieber in eine Bibliothek zurückziehen und ihren Kopf in wundervollen Geschichten vergraben.

Und dabei an Orte flüchten, an denen das Leben weniger stressig ist. Klar haben die Helden es auch nicht immer leicht. Aber man hat die Gewissheit, dass oftmals alles gut wird. In der Realität verhält es sich leider oft anders.

Liza stieß einen leisen Seufzer aus, welchen Bonnie nicht hörte. Kein Wunder, ihre beste Freundin plapperte freimütig über die herausragenden Ergebnisse ihrer letzten Shopping-Touren und schien den Kummer ihres Gegenübers nicht zu bemerken.

Wie immer.

Ihre Zähne gruben sich in die Unterlippe. Tief im Innern wusste Liza, dass Bonnie es nicht böse meinte. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Schließlich kannten sie sich seit dem Kindergarten. Während Liza im Laufe der Zeit ernster und besonnener geworden war, hatte Bonnie sich ihre kindliche Seite bis zu einem gewissen Grad erhalten. Ohne dabei naiv oder gar dumm zu sein. Im Gegenteil, sie verfügte über einen wachen Verstand und Leute mit manipulativen Absichten bissen sich an ihr die Zähne aus. Gleichzeitig versuchte Bonnie, in allem das Positive zu sehen und jeden Tag mit einem Lächeln zu beginnen. Was bei anderen jedoch nicht immer funktionierte.

Erst recht nicht, wenn man unter massivem Druck steht.

Kaum merklich senkte Liza den Blick. Das Geplapper ihrer Freundin glich dem Rauschen eines Wasserfalls, das an ihr vorüberging. Stattdessen hing sie den eigenen Gedanken nach und jene gruben sich abgrundtief in ihr Herz.

Es war ein normaler Morgen. Wie immer saß Liza pünktlich am Frühstückstisch. Da die elterliche Villa mehr als zwanzig Kilometer von der Innenstadt und der Universität entfernt lag, war ein strenger Zeitplan unerlässlich. Jedoch hielten sich nicht alle daran.

»Wo ist Rebecca schon wieder?« Ihr Dad ließ die Zeitung so plötzlich auf den Tisch fallen, dass diese beinahe im Kaffee gelandet wäre.

Kaum hörbar zog Liza die Luft ein. Sie hatte gehofft, dieser Diskussion aus dem Weg gehen zu können. Denn diese wallte viel zu oft auf und führte am Ende lediglich zu Streitereien sowie einer offenen Rebellion. Jenes war der Grund, weshalb sie ihre Lippen geschlossen und sich eines Kommentares dazu enthielt.

Meine jüngere Schwester entspricht nun einmal nicht eurem Idealbild. Na und? Dafür hat sie ihren eigenen Kopf.

Liza verabscheute zwar, es innerlich zuzugeben. Aber irgendwo beneidete sie Rebecca fast ein bisschen um ihren ungewöhnlichen Lebensstil. Obwohl es mit Sicherheit nicht immer einfach war, schien dieser so viel spannender und abenteuerlicher zu sein als ihr eigener. Nicht selten fühlte Liza sich wie eine Marionette, welche ihre Tage damit verbrachte, die zum Teil fast unrealistischen Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Aber irgendwer musste es tun, sonst hinge der Haussegen vollkommen schief.

»Reg dich doch nicht auf, Liebling.«

Hastig versuchte Liza, sich auf ihr Frühstück zu konzentrieren. Wobei ihr der Appetit immer mehr verging. Nicht, weil die Geste an sich schlimm war, sondern weil es dabei um pure Heuchelei handelte. Rebecca und sie wussten schon lange, dass es mit der Ehe ihrer Eltern nicht zum Besten stand. Im Gegenteil, die beiden lebten nur noch nebeneinander her, wobei offene Konflikte peinlichst genau vermieden wurden.

Ob diese schlecht aufgesetzte Zuneigung besser ist?

Auf diese Frage wusste Liza keine Antwort und nahm stattdessen einen Schluck von ihrem schwarzen Tee. Immerhin schienen ihre Eltern kein Interesse an einem Rosenkrieg zu haben und das Familienleben lief mehr oder weniger harmonisch ab. Wofür sie sehr dankbar war. Der häufigste Streitpunkt war ihre Schwester und es hatte eine Zeit gedauert, bis Liza aufhören konnte, Rebecca dafür zu hassen.

Sie kann nichts dafür. Ihre Finger umfassten den Henkel der Tasse ein wenig fester als notwendig. Die Wünsche und Träume meiner Eltern sind eben nicht ihre. Das muss man akzeptieren. Nur leider können sie es nicht.

Oft tat Rebecca ihr sogar ein wenig leid. Nicht nur, dass sie sprichwörtlich das schwarze Schaf der Familie war. Jeglicher Frust, auch wenn dieser unverschuldet war, richtete sich gegen sie. Von den Verleugnungen ganz zu schweigen. Zwar behauptete ihre Schwester, es würde ihr nicht viel ausmachen. Aber Liza wusste, dass es nicht ganz stimmte. Niemand mochte es, von der eigenen Familie verachtet zu werden. Obwohl man damit gut umgehen konnte. Umso mehr Verantwortung lag auf ihr und das ließen ihre Eltern sie tagtäglich spüren.

Dabei trage ich ebenfalls Narben. Nur sieht diese keiner.

Für den Bruchteil einer Sekunde versteifte sich ihre Haltung. Am liebsten wäre Liza aufgesprungen und hätte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Aber das konnte sie nicht tun. Weglaufen war keine Lösung. Außerdem wollte sie die Eltern nicht verärgern. Zwar hatte ihr Dad sich beruhigt, doch die Stimmung war deutlich angespannt. Nicht, dass diese jemals herzlich gewesen wäre.

»Wir sind so froh, dass wir dich haben«, meinte ihr Dad unvermittelt, sodass Liza zusammenzuckte.

»Was meinst du damit?«

Zwar freute sie sich irgendwo über das Kompliment, aber es kam sehr plötzlich.

»In der Tat«, pflichtete ihre Mom bei und legte den Arm um ihre Schultern. »Du bist eine gute Tochter. Unauffällig, gehorsam und fleißig. Was könnten wir uns mehr wünschen?«

Ich für meinen Teil, etwas Eigenständigkeit.

Die Worte leuchteten wie ein Blitz in ihren Gedanken. Aber Liza sprach sie nicht aus. Wozu auch? Das gab nur unsinnige Diskussionen, von denen niemand etwas hatte. Außerdem waren ihre Eltern in der Mehrzahl.

»Du hast recht.« Ihr Dad lächelte. »Sie ist unsere große Hoffnung. Schließlich gibt es eine Firma und ein großes Erbe, das erhalten bleiben muss.«

»Und dafür eignet Liza sich optimal. Von Rebecca können wir diesbezüglich nichts erwarten …«

»Ja leider.« Das bedauernde Timbre ihres Dads entging Liza nicht. »Vielleicht sollte man doch einmal professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Gefallen tut mir das nicht und wir müssen aufpassen, dass unser Ruf keinen Schaden nimmt. Aber das, was Rebecca tut, ist nicht mehr normal.«

Wieso?, hätte Liza am liebsten gefragt. Weil sie nicht euren Vorstellungen entspricht?

Doch sie schwieg und versuchte stattdessen das Gespräch ihrer Eltern so gut wie möglich an sich vorbeiziehen zu lassen. Diese sahen in ihr nur die hoffnungsvolle Erbin und nicht die Tochter oder den Menschen. Obwohl die Erkenntnis nicht neu war, schmeckte sie bitter. Nach einer Weile hielt Liza es nicht mehr aus und bat unter einem Vorwand, sich zurückziehen zu dürfen. Schließlich standen heute einige Vorlesungen an. Alles in ihr hoffte, dass der Alltag an der Universität ihre getrübte Stimmung aufhellte. Aber es passierte das genaue Gegenteil.

»Hey Liz … hörst du mir überhaupt zu?«

Wie durch eine Schallmauer aus Watte drangen Bonnies Worte an ihr Ohr. Entsetzt stellte Liza fest, dass sie ihrer Freundin tatsächlich nicht zugehört hatte. Ihre Wangen färbten sich rot.

»Äh … entschuldige. Was hast du gesagt?«

Plötzlich wurde Bonnies Gesichtsausdruck ernst und sorgenvoll. »Ich rede hier die ganze Zeit und du bist mit den Gedanken ganz woanders. So kenne ich dich gar nicht. Ist alles in Ordnung? Bedrückt dich etwas?«

Liza zog die Luft ein. Normalerweise sprach sie nicht gerne über Probleme. In ihrer Familie gab es die unausgesprochene Regel, den Schein um jeden Preis zu wahren. Egal, was sich dahinter verbarg. Nur … wie lange konnte sie es noch? In ihrem Kopf formten sich die ersten Sätze, als eine weitere Stimme Liza in die Realität zurückholte.

»Guten Morgen, ihr beiden. Heute ist ein toller Tag. Findet ihr nicht?«

Liza musste sich beherrschen, um nicht sofort die Augen zu verdrehen. Nein. Bitte. Alles, bloß nicht Molly. Die etwas pummelige Mitstudentin war eine noch größere Frohnatur als Bonnie. Was normalerweise nichts Schlechtes war, im Gegenteil. Aber heute nervte es einfach nur noch, zumal Molly und Bonnie ein bestimmtes Lieblingsthema hatten, was Liza überhaupt nicht gefiel.

»Hallo Süße.« Stürmisch umarmte Bonnie die Neue. »Toll siehst du aus. Wie geht es dir?«

»Super.« Molly umarmte Liza kurz, was diese gezwungen erwiderte. »Seitdem es dieses neue Kleidungsgeschäft in der Stadt gibt, habe ich ein ganz neues Lebensgefühl. Nicht nur, dass es direkt neben dem Fitnessstudio liegt, da gibt es auch noch …«

»Ja?« Bonnies Augen funkelten wie Edelsteine, während Liza sich am liebsten abgewendet hätte. Solche Sätze kannte sie zur Genüge. Sie liefen immer in eine bestimmte Richtung.

»Du hast richtig geraten.« Molly strahlte übers ganze Gesicht, so dass man meinen könnte, sie würde gleich einen Verlobungsring zeigen. »Es gibt dort einen Typen, den ich süß finde.«

»Nicht dein Ernst! Erzähl.«

»Er sieht umwerfend aus und mag mich, wie ich bin.«

»Das klingt super. Es gibt doch nichts Schöneres, als die große Liebe zu finden.«

Nein, bitte. Hört auf. Ich will es weder hören noch darüber reden.

Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten, aber das hätte sehr auffällig gewirkt. Stattdessen suchte Liza verzweifelt nach einem Vorwand, sich möglichst schnell aus dem Staub zu machen. Ihre Augen brannten verräterisch.

»Ja, meine Eltern wollen auch, dass ich heirate und ich bin damit durchaus einverstanden. Aber den Richtigen erst mal finden …«

»Ja, er muss gut aussehen, zu unseren Familien passen und Geld haben. Das ist mir wichtig.«

Und wie sieht es mit dem Charakter aus?

Zu ihrer Trauer gesellte sich noch eine große Wut. Am liebsten hätte Liza ihnen an den Kopf geworfen, wie oberflächlich sie sich verhielten. Aber sie befanden sich mitten auf dem Campus, auf dem alles beobachtet und weitererzählt wurde. Also konnte Liza nur schweigen und versuchen, das Geplapper ihrer Freundinnen zu ignorieren. Was glücklicherweise gut gelang. Bis Molly das Wort an sie richtete.

»Sage mal … Liza.« Die kleinen hellen Augen schauten sie durchdringend an. »Möchtest du eigentlich keinen Freund haben?«

Kaum merklich zuckte die Angesprochene zusammen und ihr Mund fühlte sich schlagartig trocken an. Sie wollte etwas sagen, lügen wie so oft. Doch kein Ton kam über ihre Lippen.

Beruhige dich. Sie wissen es nicht besser.

Selbst dieser Satz half nicht. Einige Minuten später machte Liza auf dem Absatz kehrt und rannte davon. Die überraschten Fragen ihrer sogenannten Freundinnen ignorierte sie. Auch einen Blick zurück gab es nicht. Als die Tür hinter ihr zufiel, spielte Liza kurz mit dem Gedanken, den Campus zu verlassen. Auf die Vorlesungen würde sie sich nach dieser Unterhaltung nicht mehr konzentrieren können. Ihr Herz pochte bis zum Halse und sie merkte, wie die Farbe mehr und mehr aus dem Gesicht verschwand. Die letzte Nacht war schon sehr unruhig und seltsam gewesen. Mehrere Male war sie im Bett hochgeschreckt, weil sie das Gefühl hatte, von draußen beobachtet zu werden. Obwohl das unmöglich sein konnte, die Villa verfügte über einen großen Garten, der eingezäunt und mit Sicherheitskameras ausgestattet war. Und selbst wenn sich jemand direkt hinter diesen Zaun stellte, konnte derjenige unmöglich bis in ihr Zimmer blicken. Trotzdem war das Unbehagen nicht verschwunden. Zumal Liza ihren Eltern davon nichts erzählt hatte. Sie wollte nicht mit Rebecca verglichen werden, obwohl die beiden Schwestern einander sehr nahestanden.

Wie in Trance ging sie auf eine Grünfläche zu, setzte sich hinter einen Baum, dessen Stamm groß genug war, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen. Liza wollte mit niemandem reden, auch gar nicht mit Bonnie und Molly. Obwohl die beiden sich Freundinnen nannten und sie viel gemeinsam unternahmen.

Aber hier und jetzt brauchte Liza die Stille und die Einsamkeit. Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute in die riesige Baumkrone. Die Sonnenstrahlen brachen durch das tiefgrüne Dach und sie beruhigte sich langsam.

Vielleicht gibt es eines Tages tatsächlich die Chance …

Wieder kehrte der Schmerz in ihre Brust zurück. Es schien so weit weg, so unwahrscheinlich und irgendwo wollte Liza es auch nicht. Aber vielleicht war es langsam Zeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Schließlich kommst du nicht zurück. Egal, wie sehr ich es mir wünsche.

Eine Träne rann über ihre Wange und plötzlich hatte Liza wieder das Gefühl, beobachtet zu werden.

Schimmert ein dunkles Augenpaar durch das Blätterdach?     

 

 

2. Kapitel

 

Der Tag hatte sich ermüdend hingezogen. Liza hatte die Vorlesungen sausen lassen und den Tag unter dem Baum zugebracht. Zur Mittagspause hatten sich Bonnie und Molly zu ihr gesetzt, doch im Grunde hatten sich die drei Mädchen nichts zu sagen gehabt. Vielleicht ahnte zumindest Bonnie, dass Molly mit ihrer Frage übers Ziel hinausgeschossen war.

Liza hatte die erzwungene Nähe nicht mehr ausgehalten und war letztlich vom Campus verschwunden. Stattdessen hatte sie ihr Weg durch die Altstadt von New Orleans geführt. Sie war an weiß gestrichenen Häusern vorbeigegangen und hatte die Schaufenster betrachtet. Überall wurden aktuell die ersten Sommerkleider angeboten. Fröhliche Farben, welche für Liza einen fahlen Beigeschmack besaßen. Es war zu bunt, zu schrill und genau das, was ihre Mom zu tragen pflegte.

Und ich schaue im Grunde nicht anders aus, überlegte Liza und betrachtete ihr Spiegelbild in einer der Fensterscheiben. Mein Gott, ich habe sogar die gleiche beschissene Farbe wie meine Mom. Warum habe ich mich dazu überreden lassen, meine dunklen Haare zu blondieren? Nur weil ich es ihr recht machen wollte? 

Sie dachte unwillkürlich an die letzten Wochen zurück. Mardi Gras lag hinter ihnen und die ausgelassene Stimmung der Touristen war verflogen. Jetzt bereitete sich alles auf den Sommertourismus vor. In den kommenden Tagen würden die ersten alten Villen wieder bezogen werden. Von Industriellen, welche sonst in New York oder Washington wohnten und hier lediglich ihren Sommer zubrachten.

Das heißt wieder unzählige Cocktailpartys, auf die mich meine Eltern mitschleifen.

Wie sehr Liza diese Feierlichkeiten hasste, konnte sie kaum in Worte fassen. Aber Rebecca nahmen die Eltern schlicht nie mit. In den Augen ihres Dads passte sie nicht in diese Gesellschaft und mit ihrem leichten Hang zum Trinken bestand die unablässige Gefahr, die Familie zu blamieren. Immerhin waren die Collins in New Orleans angesehene Leute. Der Familienstammbaum reichte bis zum Jahr 1763 zurück. Die ersten Baumwollplantagen hatte Lizas Urahne gegründet. Unter welchen Bedingungen er seine Sklaven gehalten hatte, ließ Liza heute noch erschaudern. Manchmal überkam sie sogar ein Anflug von Scham, wenn jemand über das Collinsimperium sprach. Es war gegründet auf dem Blut anderer und trotzdem tat ihr Dad diese Tatsache stets mit einem Handwinken ab.

Während Liza durch die Straßen spazierte, führte sie sich vor Augen, dass sie nicht ewig hier unterwegs sein konnte. Es war an der Zeit, nach Hause zu fahren. Demensprechend kehrte sie zum Campus zurück, trat auf ihr Auto zu und wollte eben einsteigen, als Schritte neben ihr ertönten.

---ENDE DER LESEPROBE---