Im Zeichen des Todes - Angelika Friedemann - E-Book

Im Zeichen des Todes E-Book

Angelika Friedemann

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Beschreibung

Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind. Albert Schweitzer Álvaro del Cervé und sein Team haben viel zu tun, besonders da es gilt, einen albanischen Clan das Handwerk zu legen. Doch je mehr ermittelt wird, umso mehr gerät alles aus dem Ruder. Der Capitán der mallorquinischen Polizei trifft eine folgenschwere Entscheidung.

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Im Zeichen des Todes

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Angelika Friedemann

Im Zeichen des Todes

~~~~~

Ein neuer Kollege wartete am Dienstagmorgen bereits auf ihn. Álvaro kannte den 40-jährigen Kommissar aus Santa Maria del Calmi. Entsprechend freundlich begrüßte er ihn.

„Buenos días a todos. Das ist euer neuer Kollege, Ruben Forres. Ruben, willkommen und auf eine gute Zusammenarbeit. Die Kollegen werden sich alle selber vorstellen. Hast du Fragen, wende dich an Julio, meine Sekretärin Gabriela, oder an mich.“

Er holte einen Kaffee. Nun gab es Besprechung.

„Julio, du bleibst bei dem Fall Gomez. Schließe den Rest davon allerdings ab, falls noch nicht geschehen, da Doctor Masita etwaige Unterlagen umgehend möchte, da die Anklage bereits läuft; in zwei Wochen Gerichtstermin ist. Daneben Mendozá.

Nevio, du kümmerst dich um diesen Pablo Serra und hältst Staatsanwalt Doctor Jarán auf dem Laufenden. Enrique, du hilfst ihm oder Julio. Nehmt ihn auch zu Befragungen mit.

Ruben und Raoul, ihr befasst euch mit Christina Escolo. Der Oberstaatsanwalt möchte wissen, was die Auslöser für ihre Ausraster waren, speziell Männern gegenüber.

Ricardo und Philipe, ihr bearbeitet die Akte der unbekannten Toten. Ansprechpartner Doctor Marquez.

Julio und Nevio, ihr zieht nun dauerhaft in das kleinere Büro um. Enrique und Raoul, ihr transportiert einen der überflüssigen Schreibtische hinunter, Nevios Computer hinüber und Julios runter.“

„Mit was schreibe ich?“, Julio sofort.

„Du bekommst einen Laptop, genauso wie Ricardo. Sein Computer erhält Ruben. Ich habe nur zwei erhalten. Der Rest irgendwann später. Die bekommt ihr im Laufe des Vormittags.“

„Gracias, Capitán“, lächelte Julio.

„Bezahlte ich nicht. Ein Hinweis an alle. Sind aktuelle Ermittlungen zu führen, heißt es Überstunden absolvieren, ohne dass ich das kontrollieren muss. Das beinhaltet auch mittags Siesta, die nicht ausartet. Derzeit nur bei Pablo Serra der Fall. Was bedeutet, Ricardo, du kannst Überstunden abbummeln. Sagen wir jeden Tag zwei. Alle anderen dürfen pünktlich Feierabend machen. Ihr dürft überlegen, wer wann Weihnachten und Silvester Not-Dienst schiebt. Nun arbeiten.“

„Álvaro, geht es auch Freitagmittag? Ich bleibe dafür abends.“

„Jeden Tag zwei Stunden und Freitagmittag ab 12.00 Uhr. Du hast noch 89 Überstunden. Julio 27 und Ricardo 8. Dürfte ihr derzeit nach Absprache nehmen.“

„Gracias!“

„Álvaro, warum hat bei der Escolo eigentlich nie jemand Anzeige erstattet?“

„Raoul, siehst du, das werdet ihr mir in den nächsten Tagen alles sagen“, schmunzelte er. „Nun Umzug. Pronto!“

Gabriela brachte ihm den Obduktionsbericht von dem gestrigen Opfer.

Pablo Serra, 21 Jahre alt, 177 Zentimeter, 69 Kilo, guter Allgemeinzustand. Entfernung des Blinddarms ...

Álvaro suchte: Todeszeitpunkt circa 23.30 Uhr. Todesursache: Vergiftung durch Barbiturate – genaue Analyse folgt. Die Barbiturate wurden frühestens um 22.45 Uhr – spätestens um 23.15 Uhr geschluckt. Es fand sich kein Poolwasser in seinem Körper, den Atemwegen. Er hatte die Tabletten mit Weinbrand geschluckt, hieß es weiter.

Zwischen den zehnten und elften Brustwirbeln wurde ein kreisrundes Hämatom festgestellt. Merkwürdig! Er suchte nach dem Foto. Pistole! Da hatte man ihm eine Waffe ziemlich schmerzhaft in den Rücken gepresst, ihn so zu was gezwungen? Das Gift zu schlucken?

Alle anderen Verletzungen erfolgten post mortem.

Er wurde tot um 24.00 Uhr ins Wasser geworfen, zog sich dabei einen Bruch des Handgelenks, linke Seite, Prellungen an der Wange, dem linken Arm, ….

Das forensische Gutachten ergab, dass der Tote in zahnmedizinischer Behandlung war.

Angaben zum Zahnstatus: Keine Karies, zwei Behandlungsmerkmale, normale Zahnstellung, Überbiss im Oberkiefer, Zahnfleisch infolge Skelettierung nicht beurteilbar, kein Zahnsteinansatz, keine Abkauung, Zahnfarbe sehr hell, auffällig sind die verkürzten Wurzeln der oberen mittleren Schneidezähne. Kompletter Unterkie… Unwichtiger Kram.

Unter den Fingernägeln des Opfers wurden an der rechten Hand Hautpartikel gefunden.

DNA – unbekannt, vermutlich vom Täter.

Er legte den Bericht Nevio auf den Schreibtisch, da er unterwegs war, sah sich um. Alles ordentlich transportiert und hingestellt. Der Rest würde nach und nach folgen.

So, nun die Akte Vardez, da die komplett zu Leandro musste. Der Fall war abgeschlossen, der Täter saß, kam nie wieder raus. Er kontrollierte die einzelnen Stichpunkte, hakte sie ab, wenn die Unterlagen dabei lagen. Diesen Merkzettel erfand er damals, als er neu die Abteilung übernahm, sich Staatsanwälte immer wieder über Fehlendes beschwerten.

Eine Stunde darauf kamen Raoul und Ruben herein.

„Alles unten und oben aufgeräumt. Álvaro, wo sollen wir bei Christina Escolo ansetzen?“

Er lehnte sich zurück. „Setzt euch. Raoul, du gibst Ruben die bisherigen Aussagen, setzt ihn über den Fall in Kenntnis. Beginnt so, wie meistens. Schule, danach Lehre, Arbeit, Freundeskreis. Wann wurde sie aggressiv? Wann besuchte sie diesen Selbstverteidigungskurs und warum? Als die anderen Señoras Ines Salerno anzeigen wollten, sagte sie seinerzeit no. Warum? Sie wäre alle Probleme sofort losgeworden, dazu hätte Ines die Schäden, allein bei ihr von circa 2.500 Euro bezahlt bekommen. Angst? No tiene sentido! Da steckte etwas anderes dahinter. Forscht nach, wer vor Ines Salerno dort wohnte, ob Christina eine Anzeige aufgab, wie Ines zu dem Zimmer kam.“

„Diese Señora ist tot. Warum also forschen? Hört sich generell nach Kindesmisshandlung oder sogar Missbrauch an.“

„Ruben, es könnte sein, dass sie in der Kindheit etwas Schlimmes erlebte. No allerdings zu einem Missbrauch, da sie nachweisbar nie sexuell vaginal benutzt wurde. Normal ist nicht, dass eine Senhorita anscheinend grundlos Menschen verprügelt, tritt, mit Gegenständen bewirft, ihnen so ernsthafte Verletzungen zu führte. Manche Señoritas können zwar mit sich selbst streiten, sich in Rage bringen, brauchen nicht mal einen Señor oder andere Personen dazu, nur bei ihr ging es viel weiter. Etwas anderes ist noch komisch. Sie war Jungfrau, aber tat überall so, als wenn sie sooo erfahren auf dem Gebiet wäre, gab Ratschläge, forderte sogar nähere Details zu den sexuellen Verhalten von den Señoras. Gut nennt man Neugier und eventuell aufgeilen. Ihrem Freund hat sie immer erzählt, erst will ich den Trauschein. Häufig Ärger gab es, wenn einer der Freunde ihrer Mitbewohnerinnen nur kurz in der Wohnung weilte, dass sogar nur in dem Zimmer der Freundin. Sie schrie, wütete, tobte dann cholerisch herum, beschimpfte die Señores, schlug, trat auf sie ein. Einem Mann brach sie ein Nasenbein, einen anderen schlug sie bewusstlos, knallte ihm eine Vase an den Kopf. Es ist ferner so, dass erst durch ihren hysterischen Anfall, die erfundenen Drohungen ein Mord geschah, weil der Mann Angst bekam, da Christina Escolo ihm Diebstahl, Körperverletzung, Vergewaltigung anhängen wollte, völlig hysterisch schrie, Sachen nach ihm warf, obwohl er ihr nichts tat, nur bei ihrer Mitbewohnerin im Zimmer weilte, kurz raus in den Flur trat, um auf Toilette zu gehen.“

„Sie war eine Irre. Hätte man sie frühzeitig weggesperrt, wäre Ruhe gewesen.“

„Deswegen Ermittlungen. Gracias!“ Der Oberstaatsanwalt hatte anscheinend Langeweile, dass sie so einem unwichtigen Kram nachgehen sollten, dachte er weiter. Er rief einen Beamten, der die Ordner Vardez zu Staatsanwalt Najaró bringen sollte.

Er holte die Akte hervor. Yolanda Peje, geboren 1981 in Inca. Sie hat zwei Brüder. Studium in Barça, was schleppend verlief, wie er an der Dauer erkannte. 2009 heiratete sie einen Zahnarzt, war da noch lange nicht mit ihrem Studium fertig. Das war sie erst 2013. In der Zeit hatte sie zwei Töchter bekommen, die von einem Kindermädchen betreut wurden. 2013 Umzug nach Alcúdia, da er dort eine Praxis eröffnete. Sie war Hausfrau. Anfang 2016 eine Härtefallscheidung, da sie diverse Affären hatte, einmal sogar den Lover mit in sein Haus brachte. Es folgte eine schmutzige Scheidung. Sie forderte zwei Millionen, ging allerdings leer aus, bekam nicht einmal das Sorgerecht. Die Kinder sagten vor Gericht aus, sie habe sich nie um sie gekümmert, nicht einmal gekocht, geputzt, obwohl sie den ganzen Tag zu Hause war. Sie gingen daher stets zu den Großeltern essen, warteten dort, bis der Vater sie abends mit nach Hause nahm. Die zwei Kinder waren heute 10 und knapp 9 Jahre alt, lebten beim Vater in Alcúdia. Er stutzte, rechnete. Si, sie war bei der Hochzeit im siebten Monat schwanger. Sie waren inzwischen von seiner zweiten Ehefrau adoptiert worden. So musste sie für die wenigstens keinen Unterhalt zahlen, sich nicht um sie kümmern, da sie die damit endlich los wäre, da sie die nie wollte, die nur lästig waren, hieß es bei der Anhörung zum Adoptionsverfahren. März 2017 fing sie als Staatsanwältin an. Wovon lebte sie über ein Jahr? Merkwürdig! Sie bekam zwei Verfahren wegen Trunkenheit am Steuer, hatte derzeit keinen Führerschein. Nette Staatsanwältin! Er legte eine Kassette ein, hörte zu, tippte einzelne Notizen in sein Handy.

Álvaro: „Was hat die Staatsanwältin gegen Sie?“

Adnan Milevoj: „Sie ist nicht mein Typ und ich wollte sie nie befriedigen.“

Álvaro: „Woher kennen Sie sie?“

Adnan: „Aus der Bar. Sie war mit ein paar Señoritas da. Sie baggerte mich an, ich sagte no. Als sie zudringlich wurde, drohte ich ihr, ich ließe sie von der Policía abführen, warf sie kurze Zeit später raus, da sie keifte. Sie bekam Hausverbot. Am nächsten Tag rief sie an, entschuldigte sich, lud mich zum Essen ein. Ich sagte no! Drei Tage nervte sie, dann redete ich Klartext mit ihr. Noch eine Belästigung und das bedeute Anzeige. Sie wäre mir zu alt, zu hässlich, zu dick, zu nervig, ein unförmiges Trampeltier, dazu viel zu wenig feminin. Solche Weiber packe ich nie an, weil ich da vermutlich kotzen müsste. Es war Ruhe.“

No, das war nicht die ganze Wahrheit. Wegen so einer brüsken, sehr direkten Abweisung reagierte niemand dermaßen voller Hass. Er war sicher, dass es um mehr ging.

Yolanda Peje zu den Medien: „Hätten wir die Todesstrafe, würde ich für alle Milevoj-Angehörigen diese fordern. Nicht einer dieser Verbrecher dürfte überleben, das gelte auch für die Kinder von Adnan Milevoj. Auf Anfrage, warum diese, da sie in ganz normalen Berufen arbeiteten, erklärte sie, das wäre alles nur Tarnung, wie sie herausfand. Nur man könnte ihnen nichts beweisen. So ginge es auch im derzeitigen Fall Milevoj. Sie brachte das vor Gericht, nur alle logen, so wie der Angeklagte, würden sie so der Lächerlichkeit preisgeben.“

Warum dieser Hass, selbst auf Adnans und Zeyneps Kinder? Egal wer ermittelt hatte, nie gab es den kleinsten Hinweis darauf, dass auch sie in kriminelle Machenschaften verwickelt waren. Sie wollte Ärztin werden, er studierte Astronomie und Physik. Alberto und Philipe hatten bei den Überprüfungen nie etwas über die Staatsanwältin herausgefunden. Warum eigentlich nicht?

Gehen wir mal zurück. 2000. Wo war Sie, wo Adnan?

Doctor Pedro Ramirez rief an. Die DNA, die sie bei Pablo feststellten, stammte von einer Señora, allerdings unbekannt. Er bedankte sich, notierte das für Nevio und legte ihm den Zettel auf den Schreibtisch.

Also wo war Yolanda Peje all die Jahre? 2000 – Inca, ab 2001 Barcelona, folgend die Insel.

Adnan Milevoj war es noch übersichtlicher – nur Insel. Dass sie sich zufällig, wenn er nach Madrid oder Barcelona flog, trafen – eher unwahrscheinlich. Sie war nicht sein Typ. Ergo wieder nichts. Er ging nach vorn, holte die Zugangsdaten für das Facebook-Konto von Inez Lopez. Ohne lange Wartezeiten, Beschlüsse, kamen sie so auf verschiedene Seiten von Verdächtigen, so auch jetzt. Natürlich war sie da anwesend. Bilder zuhauf. Er guckte rückwärts, da ihn 2016 interessierte. Oh je, wie sah sie denn da aus? Blond, stark geschminkt und vulgär gekleidet. Zu dick dafür, obwohl noch etwas dünner wie heute. Sie postete, wie glücklich sie jetzt sei, da sie den Loser von Ehemann los wäre. Drei Monate darauf, war sie verliebt. Der tollste, schönste, zärtliche Mann auf der Welt, bezeichnete sie einen Jarno. Im September 2016, fünf Monate später, hieß es, er sei gestorben. Nun folgten Hunderte Bilder von ihr, ab 2017 wieder mit braunen Haaren, blöde, nichtssagende Kommentare, dazu dröge Informationen über sich selbst. Nun noch weiter zurück. Kein Wort über die Kinder. Brachte ihn nicht weiter. Wer war dieser Jarno?

Im großen Büro forderte er, es sollte mal wieder jemand Inez aufräumen. Gruselig!

Neuer Kaffee und Jarno in den Todesfällen von 2016 suchen. Zuerst forderte er jedoch die Listen der Verstorbenen aus dem Zeitraum an.

Titel

~~~~~

Am Donnerstagmorgen berichtete ihm Nevio von seinen Recherchen. Durch die Handy-Ortung von der Telefonica seien sie auf ein spirituelles Meditationszentrum gestoßen, wo man unter anderem nachhaltig Konzentrationsprobleme löse, Stress abbaue.

„Eine Woche kostet dort ab 4.000 Euro und dass in einem Zwei-Bett-Zimmer. Stolz was?“ Er schlug einen Prospekt auf. „Ein Zwei-Bett-Zimmer deswegen, weil man auch außerhalb der vielschichtigen Anwendungskurse und Meditationszeremonien so besser lerne, wie man abschalte, das Gespräche bereichern können, so auch eventuelle Sprachbarrieren beseitigen lerne oder einfach nur Freundschaften unter Gleichgesinnten schließe. So ähnlich heißt es großspurig.

Inhaber ist ein Miquel Santos. Aufgewachsen in Armut in einem Heim in Dortmund. Es folgte der soziale Aufstieg, da er angeblich alle Arbeiten annahm. Eine Emanzipation aus der Armut, steht in seiner Werbung. Hielt nur drei Jahre, dann erschien der Gerichtsvollzieher. Steht natürlich nicht drinnen. Porsche, teurer Schmuck - alles weg. Koks gehörte zu seinem Alltag, hieß es später von einem Staatsanwalt. Er bekam acht Jahre wegen Heiratsschwindel, Betrug, Urkundenfälschung, Diebstahl. Er wurde nach sechs Jahren entlassen. Es folgte der Fall ganz nach unten. Er ermordete eine Dolmetscherin im Drogenrausch. Sie hatte sich wohl geweigert, ihn zu befriedigen. Sie lernten sich erst kurz vorher kennen, hatten nie Sex, da er für sie kein Thema als Freund war, da sie seit Jahren gebunden war. Die Freundin sagte vor Gericht weiter, sie waren zuvor zweimal essen, da er von ihr eine spanische Übersetzung wollte. An dem Nachmittag wollte er ihr das Manuskript geben, war deswegen zu ihm gefahren. Sie hatten sich sogar noch eine Stunde später verabredet, da sie zu viert übers Wochenende wegfahren wollten. Sie kam nicht, also suchte man sie, da sie auch nicht ans Handy ging. Das war alles. Die Señorita war 25 Jahre alt, er 46. Im Vorfeld hatte er sie geschlagen. Sie sah wohl fürchterlich zugerichtet aus. Er habe sich auch noch über sie hergemacht, als sie schon tot war. Die dortige Policía unternahm an dem Nachmittag nichts. Die Freunde klingelten bei Müller, aber er öffnete nicht. So stand immer einer unten, passte auf. Er verließ nie das Haus. Erst am übernächsten Morgen fuhr man hin und da lag die Tote in seinem Bett. Das Fenster weit geöffnet, da sie übel roch. Zum Zeitpunkt der Tat war er in hochgradiger Erregung, so das Gericht. Er bekam neun Jahre wegen Totschlags. Er kam raus, verschwand spurlos. In Mallorca tauchte ein neuer Staatsbürger auf. Miquel Santos. Er ist der deutsche Michael Müller. Die Wahrheit über ihn. Er wuchs bei seinen Eltern auf. Beide Lehrer. Er war verwöhntes Einzelkind, der sich bereits als Kind nahm, was er wollte. Die Eltern bereinigten alles so. Mit 16 Jahren das erste Mal Arrest, da er kleine Mädchen sexuell nötigte, eine 9-Jährige sogar seinen Penis in den Mund schob. Mit 20 drei Jahre Knast wegen sexueller Belästigung. In Deutschland wartet ein Schuldenberg von über einer Million auf ihn. Hier bändelte er, bereits Miguel mit einer 79-jährigen Señora an. Sie schenkte ihm ein Grundstück mit einer Finca darauf. Er wollte bauen – sie managte das. Nun wurde er auch offiziell Miquel Santo. Der nun 45 Jahre alt war. Er lebte viele Jahre in Deutschland in Armut, war allerdings brasilianischer Staatsbürger, daher seine mangelhaften Spanischkenntnisse, log er. Hier beantragte er den neuen Pass mit einer gefälschten Geburtsurkunde. Seinen brasilianischen Ausweis hatte man ihm angeblich gestohlen. Man fragte in Brasilien nach – nichts. Nur sie nahmen an, die Bürokratie sei dort schlampig. Der er auch Spanier sei, wie seine Freundin bestätigte, eben jene alte Dame, bekam er den. Nun wurde gebaut, eingerichtet. Er wusste schließlich, was der Mensch benötigt. Meditation der besonderen Art. Seine Freundin, diese alte Señora, finanzierte alles, bekam dafür Sex, wie sie dem Sohn stolz sagte. Ihr Sohn erzählte mir, sie habe ihm fast zwei Millionen gegeben. Neues Auto, neue Klamotten, Schmuck und so weiter mussten her. Sie starb mit 83 Jahren. Müller kommt besonders gut bei den Reichen an, da er groß Propaganda von sich machte. Das Zentrum florierte. Besonders gern behandelte er Señoritas. Drei Anzeigen, da er sie während des Meditierens vergewaltigte, wurden jedes Mal eingestellt, da sein Anwalt durch Belege beweisen konnte, er hatte mit allen eine Affäre. Diese Belege ein Witz, da sie zeigten, er war mit jemand essen, er kaufte mal Blumen, ein billiges Schmuckstück. Die Señoras stritten das allesamt ab. Señor Santos behielt seine saubere Weste. In seinem Zentrum waren die vier Toten, wie die Handys ergaben. In welcher Funktion – bis dato unklar.“

„Haben die Kollegen sie eigentlich nie gesucht?“

„No, da alt genug und kein Grund. Sie wollten eben von den Eltern weg.“

„Ohne Sachen? Solche selbst ernannten Gurus sind gefährlich. Sie suchen Anhänger, welche sie ausnehmen, dann für ihre Zwecke missbrauchen können. Das heißt, irgendwelchen Mist verkaufen, betteln, stehlen, andere Straftaten begehen. Häufig sind Drogen im Spiel. Junge Señoritas müssen sich prostituieren. Dass sie einer Gehirnwäsche unterzogen werden, bekommen sie oftmals nicht mit, da völlig verblendet. Moderne Art der Sklavenhaltung. 150 Milliarden pro Jahr werden damit verdient, so die UNO. Der Sklavenhandel ist weltweit auf dem Vormarsch, besonders in zwei europäischen Industrienationen. Abnehmer gibt es dort immer mehr, weil man noch reicher werden will, dadurch Mindestlöhne und Sozialabgaben umgeht. Der Sklavenhandel ist ein riesiges globales Unternehmen, mit dem man viel Geld scheffeln kann. Organisiertes Verbrechen von unvorstellbarem Ausmaß, welches Politiker fördern, dulden, weil der Staat dabei abkassiert. Menschen kann man wieder und wieder und wieder verkaufen, so viel Geld damit verdienen. Bei Drogen, anderen Sachen funktioniert es nur einmal. Recherchiere weiter, sprich mit dem Staatsanwalt, da wir einen Durchsuchungsbeschluss benötigen.“

„Wird nicht viel bringen. Sie haben es zweimal durchsucht und nichts entdeckt. Pablo und Antonio räumten an ihrem Todestag komplett ihre Konten. Das Geld – weg. Insgesamt 3.210 Euro.“

„Hast du etwas über die vermissten Freunde entdeckt?“

„Wir sitzen noch dran, telefonieren alle Freunde und Bekannte ab. Es deutet viel auf einen Alfonso Nedrossa hin. Bei dem Verein selbst bekommst du jedoch null Informationen, wie man mir sagte. Ich würde gern einige Tage meditieren gehen.“

Er überlegte. „Zu gefährlich, wie du selbst sagtest. Dich erkennt jemand und sie bringen dich um. Du bist mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschlossen, da sie dir alles entwenden, vielleicht wirst du sogar zunächst weggesperrt, bis sie dir eine Gehirnwäsche verpasst haben. Du wirst dich da niemals frei bewegen dürfen.“

„Álvaro, lass mich hin, por favor. Ich passe auf mich auf.“

„Du kannst nicht mal um Hilfe rufen, da du kein Handy hast. Das nehmen sie dir nämlich weg.“

„Wenn ich eins reingeschmuggelt bekomme?“

„Ich überlege es mir.“ Nevio ging. Dazu kam er allerdings derzeit nicht.

Raoul und Ruben klopften. „Hast du Zeit?“

„Setzt euch. Was habt ihr gefunden?

„Nicht viel. Bis zum 15. Lebensjahr anscheinend alles normal. Sie kam aus den Weihnachtsferien und war anders, sagten uns ehemalige Klassenkameraden. Sie sonderte sich ab, war selbst zu ihrer ehemaligen Freundin pampig, frech, unfreundlich. Sie schubste öfter Jungs. Einer fiel so unglücklich mit dem Kopf auf einen der Tische, dass er ohnmächtig wurde, stark blutete. Was machte sie, trat ihm in die Genitalien. Andere hielten die tobende, schreiende Furie fest. Er hatte schwerste Quetschungen, eine Gehirnerschütterung, eine Platzwunde, musste eine Woche in der Clínica bleiben. Policía, Jugendamt, Eltern, das ganze Programm eben. Sie hatte sooo starke Kopfschmerzen und er hätte sie dumm angeredet, so die Ausrede. Alle anderen sagte no, sie lügt. Der Richter und das Jugendamt verdonnerten sie zu einem Anti-Aggressionskurs und zu einem Selbstverteidigungstraining, weil sie dachten, sie könne sich da austoben. Eine weitere Strafe bekam sie nicht. Die Eltern mussten für die gesamten Behandlungskosten aufkommen, dem Jungen noch 2.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Sie wurde 16 und der nächste Vorfall. Ihr Cousin, 11, mit den Eltern kamen zu Besuch. Er schenkte ihr ein Buch, gab ihr einen Schmatzer auf die Wange. Sie sprang auf, drosch auf ihn ein, dass er hinfiel. Sie sprang auf seinen Bauch und die Genitalien, da hielt der Vater sie fest. Sie tobte weiter, er solle sie loslassen, sonst trete sie ihm in seinen Schwanz. Keine Anzeige, aber man ließ sie untersuchen, weil man befürchtete, sie wäre vergewaltigt worden. Negativ! Sie ging eine Weile zu einer Psychologin – negativ. Sie schlug ihren ersten Freund, einen Arno Kaloj, zweimal zusammen, dann machte er Schluss, drohte ihr, sie anzuzeigen. Sie waren nur knapp drei Wochen zusammen, aber sie forderte schon eine Heirat. Er sagte no und wie gesagt, sie rastete aus.“

„Danach war es eine Señora, die sie grün und blau prügelte. Marie war damals 22 Jahre alt, hatte sich gerade von ihrer Lebensgefährtin getrennt. Christina besuchte sie häufig, aber da lief nie etwas. Als Christina sie einmal bedrängte, da sie Sex mit ihr wollte, warf sie sie raus. Im Flur jedoch schlug sie zu, prügelte wie wild auf sie ein. Als sie bewusstlos, blutend am Boden lag, zog sie sie ins Schlafzimmer, zog sie aus, begrapschte sie. Marie wurde wach, schrie und eine Nachbarin klingelte. Christina hielt ihr den Mund zu. Nur die Nachbarin kam mit dem Ersatzschlüssel rein, sah das Blut im Flur, rief nach ihr. Christina sprang auf, schubste die Dame und verschwand. Auch sie verzichtete auf eine Anzeige, da ihr das alles peinlich gewesen sei.“

„Christina und Ines haben mehrfach telefoniert, und zwar fast ein Jahr bevor Ines bei der Escolo einzog. Die Anrufe gingen stets von Christina aus, nie von Ines. Warum, weiß niemand. Alle waren überrascht, dass die Señoritas sich anscheinend vorher kannten.“

„War sie lesbisch veranlagt und da sie sich dafür schämte, ging sie gegen Señores brutal vor. Theorie! Irgendwer erzählte uns seinerzeit, Christina hätte mal geäußert, Ines hätte alles von ihr haben können.“

„Sagte Ruben schon. Sie war auf alle eifersüchtig, wollte alle Señoras für sich. Alle sollten sie mögen, sonst keinen.“

„Egal! Der Auslöser wurde nicht entdeckt. Schließt das ab und bringt die Akte zu Doctor Masita. Gracias!“

Er legte das Band ein, welches er einst aufgenommen hatte, als er ihn nach dem Tod von seinem Freund befragte. Daneben suchte er die Namen der ehemaligen Filialleiter, las deren Aussagen. Da würde Anfang des Jahres die Strafverfahren vor Gericht verhandelt werden.

Adnan Milevojs Stimme erklang: „In drei Tagen wäre die Scheidung von mir erfolgt, damit sie heiraten konnten. Ich habe meiner Ex-Frau für deren Neuanfang fünf Millionen geschenkt, da sie zwanzig Jahre eine gute Ehefrau war, meine Kinder zu sehr guten, fleißigen, ordentlichen Menschen erzog. Sie sollten nicht Lügen verbreiten, nur weil sie unfähig seien. Man nehme das sonst selbst in die Hand. An der Mutter seiner Kinder vergriff sich niemand ungestraft. Ich vertraue nur sehr wenigen Menschen. Meine Ehefrau gehörte dazu, obwohl wir schon lange Zeit kein Paar in dem herkömmlichen Sinne waren. Ich liebe nun mal die Abwechslung. Ich ermordete noch nie einen Menschen, gab nie den Auftrag dazu, das änderte sich in dem Augenblick, als ich vom Tod meiner Ehefrau erfuhr.“

Adnan Milevoj sagte es: Ich wollte Rache und die Mörder tot sehen. Nahm er es selber in die Hand? Nur wie? Gekaufte Aufseher? Diese Staatsanwältin? Sie war die einzige Person, die bei beiden Inhaftierten war. Hatte sie eigene Interessen dabei? Welche?

„Meine Kinder weinten, waren geschockt. Sie hatte ein Recht zu leben, ihre Kinder zu sehen, die Enkel aufwachsen zu erleben, glücklich zu sein. Sie war nicht nur wunderschön, extrem feminin, sondern dazu sehr gebildet, manchmal zu ehrlich, humorvoll, stur, eine starke Persönlichkeit. Sie schaffte es viele Jahre, mir das Gefühl zu geben, ich habe eine normale Familie. Meine Kinder lieben mich, weil sie ihnen vieles verheimlichte, es niemals Krach vor ihnen gab, sie alles dafür tat, dass ich viel Zeit mit ihnen verlebte. Si, ich spielte mit ihnen Fußball, lernte ihnen schwimmen, war stets für sie da, weil es Zeynep wollte. Da war sie stur. Du wirst wenigstens für unsere Kinder ein liebevoller, verständnisvoller, aufmerksamer Vater sein, sagte sie einmal. Tobe dich an mir aus, aber nie vor ihnen, sonst gehen wir und du kannst mich nicht aufhalten. Lässt du mich töten, werden dich deine Kinder nie wieder ansehen, sondern dich hassen. Wir hatten neun Jahre, die wunderschön waren, wo sie mir allein genügte. Sie hatte mit mir gewiss einige Jahre, die sie traurig, wütend machten. Später haben wir darüber geredet und waren Freunde, sehr gute Freunde. Selbst mit Juan wurde es Freundschaft, da wir beschlossen, gewisse Dinge aus unserem Privatleben herauszulassen. Ich bin, wie ich bin, wollte mich nie ändern. Ich bin Zeynep dankbar, dass sie unsere Kinder anders erzog, als ich erzogen wurde. Sie leben ein völlig anderes Leben, in einer anderen Welt.“

War es wirklich Freundschaft zu Juan gewesen? Wollte er den Staatsanwalt nicht nur benutzen, manipulieren? Maldito! Warum entdeckte er nicht das Verbindungsteilchen?

Er rief Doctor Masita an. Er wollte einen Durchsuchungsbeschluss für die ehemalige Wohnung Sejdu, jetzt Zekaj.

Das wurde sofort von dem Oberstaatsanwalt abgelehnt, da die Dame nichts damit zu tun hatte. Er knallte den Hörer auf.

Ricardo kam herein. „Álvaro, so geht das nicht. Ich wollte von einigen Señoras einen DNA-Abgleich im Fall Redon Raquari, nur Doctor Masita sagt no. Ich solle erst ermitteln, ob sie etwas mit ihm zu tun hatten. Sie fanden seinerzeit weibliche DNA an seinem … seinen Genitalien, seiner Brust, dazu weibliche DNA im Blut auf seinem Shirt. Wohlgemerkt andere DNA als auf seinem Körper. Von Sara oder Zeynep Milevoj stammt beides nicht. Auch die Zigarettenkippen in seinem Auto, stimmen nicht mit denen überein. Auch sie – weiblich. Es gibt ergo drei verschiedene Señoras die infrage kommen, oder einiges erklären müssen.“

„Kläre ich. Wen hast du im Visier?“

„Seine Freundin, eine Spanierin übrigens, dazu die Nachbarin, da er mit ihr auch etwas hatte, wie man mir gestern erzählte.“

„Schreibe mir die Namen auf, por favor.“

Er rief den Oberstaatsanwalt an, als er wieder no sagte, antwortete er nur, werden Sie ihrem Vorgesetzten erklären müssen. Dann legte er auf, rief seinen Vorgesetzten an, schilderte den Sachverhalt von seiner Sicht. Nun hieß es si, er solle sich morgen an Staatsanwalt Jarán wenden. Er würde ihnen das alles besorgen und den Fall übernehmen, da Doctor Masita anscheinend überarbeitet sei.

Titel

~~~~~

Am Freitagmorgen fuhr er gleich zur Justizvollzugsanstalt für Señoritas. Er wollte mit Sara Milevoj sprechen. Doctor Masita wartete bereits vor dem Gebäude auf ihn. Er stöhnte verhalten. Was wollte er hier?

„Buenos días, Capitán. Gehen wir erst Frühstücken“, deutete er auf ein Café.

Sie bestellten gleich vorn, setzten sich. „Was wissen Sie, Capitán?“

„Nicht viel Neues, allerdings Gravierendes über Ihre Kollegin. Doctor Masita, das verheimlichen geht nicht mehr, da man so nicht weiterkommt. Sie verbieten alles, legen mir nur Steine in den Weg. No, da spielte ich noch nie mit.“ Er erzählte ihm von dem Geld, den angeblichen Kroaten, die Autos an Tote verkauften. „Nun sind wir bei Jannik Kruschinko, einem Sohn eines hiesigen Restaurantbesitzers. Er steht auf junge Señoritas, sehr zum Ärger seines Vaters. Wer besorgt ihm die – vermutlich Adnan Milevoj. Er lebte mit einer angeblich 18-jährigen Jasmina Santos zusammen. Die Gespielin sah wesentlich jünger, kindlich aus, ohne alle weiblichen Eigenschaften. Es gibt auch keine Jasmina. Sie wurde nie geboren. Nun ist sie verschwunden und er hat eine Neue: Jasmina Sant. Einfallslos! Sie wurde dito nie geboren. Die Namen bleiben, die Mädchen wechseln.“ Er zeigte ihm das Foto auf seinem Handy. „Das ist sie.“ Es folgte ein weiteres Bild. „Das knipste ein befreundeter Journalist vor wenigen Monaten. Was wollte eine Yolanda Peje mit dem Mann am späten Abend in seiner Wohnung? Sex? Wohl kaum, da sie ihm zu alt und zu dick wäre. Was will eine Yolanda Peje in der ehemaligen Wohnung von einem Piotr Sejdu? Seine Ex-Lebensgefährtin, sie wohnt dort, da er ihr die vor Jahren schenkte, rief einen Bekannten an, der bei der Zeitung arbeitet. Er nahm ein Teil des Geschreies von der Staatsanwältin auf. Sie wollte unbedingt in die Wohnung. Siebenmal musste deswegen die Policía kommen, die randalierende Señora verwarnen, aus dem Haus schaffen. Wollte sie den Milevoj-Clan erpressen und sie lachten sie aus; sagten, wir geben das an deine Kollegen? Warum jetzt 65.000 Euro von Kroaten? Daher kamen übrigens bereits weitere 74.000 Euro. Sie scheint einen hohen Lebensstandard zu haben, so rasch, wie sie das Geld ausgibt.“

„Was wollen Sie in der Wohnung finden?“

„Das, was eine Yolanda Peje herausholen will.“

„Wäre?“

„Woher soll ich das wissen? Doctor Masita, hätten Sie etwas genug gegen Milevojs in den Händen, benötigten Sie mich nicht. Gehe ich dem nach, muss ich alles vorher wissen. Wäre das an dem, könnten Sie die Brüder verurteilen lassen. Also! Ich suche, gebe es Ihnen und Sie dürfen den Rest machen. Diese permanenten Erklärungen nerven. Ich suche niemanden, den ich Millionen stehlen kann, sondern Verbrecher für Sie. Sie benötigen dieses Fußvolk wie mich, sonst wären Sie arbeitslos, könnten keine Karriere machen, sich nicht in den Medien zur Schau stellen.“

„Gute Ansprache, nur wie Sie wissen, Doctor del Cervé, kann ich Durchsuchungsbeschlüsse nicht einfach so ausstellen lassen, muss das auch erläutern.“

„Hören Sie auf zu schleimen. Erläutern Sie, nur ich habe keine Lust, jeden Tag Stunden mich oder meine Mitarbeiter zu rechtfertigen, für das, was wir machen. Wir haben anderes zu tun. Ich hatte bisher bei allen Staatsanwälten und Oberstaatsanwälten Freiheiten, da ich sonst nicht mitspielen würde. Ich missbrauchte das noch nie, benutze es nicht, um Straftaten zu begehen, sondern ich fange dabei sehr erfolgreich Verbrecher. Keine Angabe – Fakten! Ich muss mich nicht zur Schau stellen, um mein Ego aufzubauen.“

„Gehen wir zu Sara Milevoj“, erwiderte der Mann brüsk. Man sah ihm seine Wut an.

„Keine Antwort, ist auch eine Antwort. Ich werde daraus meine Konsequenzen ziehen.“

Es folgten 20 Minuten, die er hätte sinnvoller zubringen können. Die Art der Befragung des Oberstaatsanwaltes ließ Sara Milevoj völlig verstummen. Zornig verließ er die Haftanstalt. Dieser Mann entwickelte sich immer mehr zu einem großen Ärgernis. Mit seiner arroganten Art verschreckte er jeden.

Im Büro telefonierte er gleich mit Doctor Jarán, rief Ricardo in sein Büro. „Staatsanwalt Jarán gibt dir alles Erforderliche. Hier noch eine Probe von einer Señora, Name vorerst irrelevant. Unser Chef kennt ihn. Jetzt hast du frei. Also schönes Wochenende.“

„Gracias!“

Er überlegte, wie er an eine DNA von der Staatsanwältin kam.

Philipe war der nächste Kollege, der störte. „Wie weit bist du in dem Fall der Unbekannten?“

„Elena Schmitt, wäre heute 27 Jahre alt, Polin. Sie kam vor neun Jahren als 18-Jährige nach Berlin. Sie arbeitete als Verkäuferin, heiratete ein halbes Jahr später einen Heinrich Schmitt. Zehn Jahre älter als sie. Scheidung nach 17 Monaten und sie stand ohne Wohnung mit einem Berg Schulden auf der Straße. Der nette Ehemann hatte eine Firma eröffnet, gekauft, gekauft. Alles über ihren Namen. Sie geht anschaffen. Warum entdeckten wir nicht, aber vor zwei Jahren zog sie nach Palma. Wieder Prostitution, aber auf eigene Rechnung. Nur Nachbarn sagten aus, es gab Ärger mit so schmierigen Typen. Der Ex ist raus, da er in Berlin inhaftiert einsitzt. Betrug!“

„Sehr gut! Da findest du auch noch den Rest heraus.“

Nun wieder Jarno. Vier Kerle im Alter von 25 bis 55 blieben übrig. Die Todesursachen bei allen natürlich. Krebs, Herz, Lungenentzündung nach einer OP, Herz. Einer der Toten viel aus dem Rahmen, da reicher. Er war 51 Jahre alt, Geschäftsmann, als man ihn tot in seiner Finca auffand. Der Hausarzt stellte einen Herzinfarkt fest. Nun suchte er die Hinterbliebenen, rief bei ihnen an. Die zwei Söhne sagten am Telefon – No, niemals Infarkt. Es fehlten aus der Behausung zwei alte Uhren, seine Pistole, Geld, über 20.000 Euro. Den Betrag hatte er erst am Morgen bar abgeholt. Eine Kamera, sein Handy, sein Laptop, ein nagelneues Gerät, gerade eine Woche alt, eine Kiste Wein, die der Älteste erst am Vorabend zu ihm brachte. 20.000 Euro sollte seine Gespielin abends als Abfindung bekommen. Die forderte dauernd Geld, deswegen wollte ihr Vater das beenden. Er vereinbarte mit den beiden Männern einen Termin am frühen Abend.

Nachmittags klopfte Nevio.

„Setz dich“, räumte er die Listen zusammen. „Erzähle!“

„Alle Handys von den fünf Opfern waren in diesem Meditationszentrum zuletzt eingeloggt. Mit einem wurde sogar Tage später noch telefoniert, da war der Brite bereits zwei Tage tot.“ Er reichte ihm eine Liste mit Namen. „Alles vermisste Jugendlichen aus den letzten vier Jahren. Alle zwischen 18 und 25 Jahre alt. Ein sechstel etwa Urlauber - gelb; ein Achtel Migranten - rot, der Rest Spanier - farblos. Enrique telefoniert gerade die Eltern ab, will mehr Angaben von ihnen bekommen, auch die Handynummern. Wir waren bei den Eltern von Pablo und Antonio, durften uns da in deren Zimmer umsehen. Ich telefonierte danach die Freunde ab, weiß wer fehlt. Sie stehen auch auf der Liste. Der 19-jährige Bastian und der 22-jährige Alfonso. Bastian ist drei Tage vor seinem Verschwinden die Freundin weggelaufen. Alfonso wurde gekündigt, da die Baufirma Pleite machte.“

„Leichtes Opfer für solche Gurus. Hast du die Ortung ihrer Handys angeleiert?“

„Si. Wir haben die Kamerabilder aus den fünf Hotels gesichtet, in denen die Opfer starben.“ Erreichte ihm die Fotos. „In allen Absteigen tauchten kurz vor oder kurz nach dem jeweiligen Opfer diese zwei Señores auf. No, ein Zimmer hatten sie nicht, sagten sie von der jeweiligen Rezeption. Sie guckten sogar nach.“

„Wisst ihr schon, wer sie sind?“

„No!“

„Du hast da vermutlich in ein Wespennest gestochen. Wirklich sehr gute Arbeit, die du leistest.“

„Gracias, Capitán. Das alles trotz Tattoos“, verließ er schmunzelnd den Raum.

Álvaro atmete erleichtert auf, nun wollte er anscheinend selber nicht mehr meditieren.

Das war eine hübsche große Finca, die er vorfand. Man sah neben dem Gebäude die weiten Haine mit Zitrusfrüchten, die zu dem Besitz gehörten. Die zwei Söhne mit ihren Familien wohnten nebeneinander in eigenständigen Wohnungen. Sie beantworteten bereitwillig alle Fragen, schilderten die Geliebte ihres Vaters als geldgieriges Flittchen. Ihr Vater hatte sie im Restorán von einem Bekannten kennengelernt, sich sofort in sie verliebt. Si, es war das Restorán von Luiz Serrazán. Erst war sie lieb und nett, dann folgten die Forderungen. Die Summen wurden permanent größer. Sagte ihr Vater no, rastete sie aus oder heulte. Nach fünf Monaten bemerkte auch er, was sie war: Eine Prostituta. Persönlich kannten beide die Hure nicht, sahen sie nur zweimal kurz. No, dass sie eine Staatsanwältin war, wussten beide Jungs nicht, auch nicht ihr Vater. Sie musste anscheinend Geld mit Prostitution dazu verdienen.

Er zeigte ihnen auf seinem Handy Fotos und sie identifizierten beide Yolanda Peje.

Nun zu dem Tattag. Er hatte abends seine Söhne mit ihren Frauen eingeladen. Sie erschienen gegen 20.30 Uhr zusammen, da sie mit einem Fahrzeug gekommen waren. So fuhr eine der Schwiegertöchter und alle anderen konnten etwas trinken. Die Finca war dunkel, was irgendwie komisch war. Er kam auch nicht raus, um sie zu begrüßen. Man ging rein, rief, aber alles blieb still. Sie fanden ihn im Bett, zugedeckt. Sie riefen den Arzt, der gleich um die Ecke wohnte. Der stellte den Tod durch einen Infarkt fest. Erst als der die Decke zurückschlug, sah man das viele Blut. Senna fotografierte das alles, fand merkwürdig, dass er Herzinfarkt sagte. Da hätte er doch nicht so geblutet? Man holte ihn ab, schaffte ihn zum Beerdigungsinstitut. Erst zwei Tage später stellten sie fest, was alles fehlte. Er nahm Fotos und eine Liste von gestohlenen Gegenständen mit.

Zu Hause wartete Isabel bereits in Dessous auf ihn. Aber auch heute verzichtete er darauf. Allein der Gedanke, wen sie heute alles befriedigt hatte, und ihm verging jegliche Lust. Sie knallte enttäuscht die Tür zu. Er aß allein, duschte, räumte einiges ins Gästezimmer, auch seinen Fernseher, holte eine Flasche Wein aus dem Keller und wollte den Abend genießen, einmal völlig abschalten. Daraus wurde nichts, da ihm Nevio Nieto eine Mitteilung schickte, er sei meditieren. Handy hätte er deponiert. Er fluchte und mit seiner Ruhe war es vorbei. Er probierte es, aber er war nicht erreichbar. Als Isabel klopfte, öffnete er. Wenig später redeten sie nicht mehr, sondern er tobte sich an ihr aus, was ihr wie immer sichtlich gefiel. Es wurde eine lange, stürmische Nacht.

Titel

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Der Vater von Juan Carcían rief am Samstagmorgen an, bat ihn, zur ehemaligen Finca seines Freundes zu kommen. Er hatte Kisten entdeckt. Er sagte ihm, dass er nichts anfassen sollte, er käme. Er schloss die Unterlagen ein, verschloss sein Büro und nahm die Schlüssel mit. Unterwegs fragte er sich, was er wohl gefunden hatte. Wie kamen Kisten dorthin?

Er rief Capitán Puello an, aber der äußerte, er vertraue ihm da völlig. Als Álvaro ihn trotzdem bat zu kommen, willigte er ein. Nun Fernando Cardossa, da sie Spuren sichern mussten, damit es nicht hieße, da türkte er etwas.

Sechs Pappkartons standen seitlich in der Garage, daneben die Fahrräder von Juan und den zwei Kinder, sein Angelzeug. Er hatte das Gefühl, gleich kommt Juan aus dem Haus, fragt, können wir los? Er schüttelte den Kopf, zog Handschuhe an, betrachtete die Kisten. In den Kartons waren verschiedene Lebensmittel an einen Laden im Ort geliefert worden, wie er an den Schildern erkannte. Solche Pappkartons sollte Juan geholt haben? Er hätte fast gelacht. No, niemals!

„Setzen wir uns solange draußen hin, die Sonne genießen. So warm war es im November schon lange nicht mehr.“

„Wie geht es euch, Carmen und Carlos?“

„Es geht es langsam bergauf. Keiner von uns war wieder hier, außer ich, um mal nach dem Rechten zu sehen, obwohl es Leandro regelmäßig kontrollierte, mal Rasen mähte und so. Álvaro, ehrlich, habt ihr alle?“

„Ich denke - No. Eine Señora ist noch nicht überführt, aber ich sitze dran. Allerdings bisher nur meine Vermutung. Ich will sie alle weggesperrt sehen. Alle! Eventuell liegen die fehlenden Puzzleteilchen in der Garage. Juan hatte etwas entdeckt und das wollte er aufdecken.“ Er überlegte dabei die ganze Zeit, woher diese Kartons so plötzlich kamen. Als man seinerzeit die Finca nach Paolas Festnahme durchsuchte, fand man nichts dergleichen. Wer hatte sich da illegal Zutritt verschafft und wieso brachte man nun die Unterlagen zurück? Da waren wichtige Papiere drinnen, vermutete er. Nur das, was jemand belasten könnte, hatte der Täter entsorgt?

„Gracias! Warum sagte er dir nichts?“

„Wollte er vielleicht, nur kam er nicht mehr dazu? Ich weiß es nicht, Sandro.“

„Hier ist er allgegenwärtig, deswegen konnte ich es auch früher nicht erledigen. Als ich heute her kam, rechnete ich damit, dass er mit der Tasse in der Hand raus kam, rief, ich freue mich, dich zu sehen.“ Der alte Mann wischte die Tränen aus dem Gesicht. „Wir wollten nie, dass er mit dieser Zeynep zusammenbleibt. Sie kommt aus einer kriminellen Familie und ihre Beteuerungen, sie weiß nicht, was ihr Ehemann tut, glaubte ihr niemand. Auch Juan nicht. Wenn man, solange mit einer Person zusammen lebt, zusammen arbeitet, kennt man sie, weiß alles über sie, zumal sie auch in seinen Bordellen, Bars arbeitete. Ich ahnte immer, sie bringt Juan nur Ärger, aber er wollte nicht auf mich hören. Wir gehen weg, fangen ganz neu an, sagte er dann immer. Kurz vor seinem Tod gab es Krach, da ihr dieser Adnan Millionen überwies. Juan forderte sie auf, das Geld sofort zurück zu überweisen. Sie weigerte sich und er sagte, dann ist Schluss. Er wolle nicht von solchen Geldern leben. Das war das Ende der Beziehung. Ehrlich gesagt, freuten wir uns alle darüber. Juan sagte dazu nur, irgendwann finde ich die Richtige; eine Señora, die mich nicht nur hintergeht. Solange bleibe ich mit meiner Bande allein. Langweilig wird es gewiss nicht.“

Álvaro hörte nicht mehr zu, da es in seinem Kopf Klick machte. Maldito! Adnan hatte es selbst so ausgeplaudert. Zeynep sagte einmal zu mir, lässt du mich auch ermorden, werden dich unsere Kinder hassen. War er dumm, dass er das vergessen hatte?

„Wusste das Adnan?“

„Si, da ich dabei war, als er ihn anrief, tobte. Ihr sagte er, entweder oder und sie solle gehen. Kein Treffen mehr, solange das Geld da wäre. Er war wirklich wütend. Ich war nur da, weil ich Carlos wegen des Fußballspieles mitnehmen wollte, dazu unsere Kleine. Die Kinder wollte das Wochenende bei uns verbringen, da Paola nicht da war, Juan arbeiten musste.“

„Wo war Paola?“

„Ihre Mutter hatte doch zwei Tage zuvor den Unfall, einen Oberschenkelhalsbruch mit schwerer Gehirnerschütterung. Wir waren schon am Vortag in der Clínica gewesen. Für sie war es ein neuer Schicksalsschlag.“

„Was war denn da noch?“

„Paola war verlobt, wie Juan sagte. Ein Arzt und netter Mann. Wir mochten sie eigentlich immer, konnten nie glauben, dass sie Juan ans Messer lieferte. No, sie war es nicht, war nicht mal zu der Zeit hier. Was sagst du zu dem Zirkus in Barça?“

„Sandro, seit gut 500 Jahren gehört Katalonien zu Spanien und dabei sollte es bleiben.“

„Sagt ein Catalá?“

„Si, da ich zwar Catalá bin, allerdings in erster Linie Spanier. Guck dir doch diese Heuchler an. Wir sind sooo gute Europäer, wollen in der EU bleiben, aber als Catalunya. Wo ist der Unterschied? Gibt es keinen, außer dass sich so einige sogenannte Politiker die Taschen seit Jahren mit ihrer Hetzerei gegen Spanien vollstopfen. Sie zetteln regelrechte Bürgerkriege an, schaden massiv der Wirtschaft unseres Landes. Warum? Nur weil sie sich einen Namen machen, endlich als sooo wichtig in der Öffentlichkeit stehen wollen. Siehe diesen Fußballspieler und den Trainer. Ihn sollten sie gleich aus der spanischen National-Herrschaft werfen, da er kein Spanier sein will. Der andere sitzt bei den Briten, spuckt große Töne, weil er politisch etwas weiß, was werden will. Carles Puigdemont sollte man wegen Volksverhetzung anklagen, daneben forschen, wo die Millionen Gelder geblieben sind. Nahm er mit ins Ausland, weil sich seinen Verfehlungen, seinen Lügen stellen, wollte er nicht. Ach, sie sind sooo ungerecht, tönte er aus den Luxushotels. Dann kaufte er im Ausland von den Geldern ein Haus, nicht zu klein natürlich, damit seine Familie, wenn sie ihn besuchen kommt, viel Platz hat. Trotzdem jammert er, weil es ihm sooo schlecht geht, weil die Regierung sooo gemein ist. Sie bringen nur Krawalle ins Land. Meine Eltern haben teilweise Angst, das Haus zu verlassen, wenn sie wieder alles kurz und klein schlagen, wie die Irren wüten. Mein Bruder muss deswegen Überstunden schieben, weil die Clínica übervoll sind, sie alles niederknüppeln, was ihnen über den Weg läuft. Ruft schließlich ein Puigdemont zu auf.

Der Schwachsinn begann 2015, mit dem größenwahnsinnigen Möchtegern-Politiker. Krawalle waren die Folge. In den Wochen protestierten Hunderttausende von Menschen für die Unabhängigkeit Catalunyas und gegen Polizeigewalt. Spanien soll also hinnehmen, dass sie Steine werfen, gegen jeden radikal vorgehen, Menschen verletzen, fremdes Eigentum zerstören, in Angst und Schrecken versetzen. Das nennen sie Freiheit, wenn sie anderen ihre Meinung mit Gewalt aufzwingen, wenn sie betrügen, stehlen, lügen. Das katalanische Parlament will eine Unabhängigkeitserklärung – ohne aber Schritte zu deren Umsetzung einzuleiten. Alles nur Show. Die Regierung in Madrid reagiert, indem sie die katalanische Regionalregierung von Carles Puigdemont absetzt und die Region unter Zwangsverwaltung stellt. Sie ruft Regionalwahlen für den 21. Dezember aus, weil gegen Puigdemont und weitere Mitstreiter Anklage erhoben wird. Anführer werden in Haft genommen und der Rebellion und Veruntreuung öffentlicher Gelder beschuldigt; Puigdemont zieht ein Leben in Freiheit vor, weil ein ganzer Mann ist, der Verantwortung übernimmt. Heute lebt er in Belgien, in einer luxuriösen 2-Etagen-Villa, der ach so arme Mann. Vorher reiste er quer durch Europa, verkündet seine obskuren Hassparolen. Spanien drängt auf die Auslieferung des Separatistenführers. Schon gibt es bei uns wieder Theater. Katalanische Separatisten fordern die Freilassung und er freute sich, dass er wieder für Krawalle sorgte.

Es ist die Strategie der geflohenen Anführer des katalanischen Separatismus, im Ausland möglichst viel Aufsehen zu erregen und Spanien als sooo ungerecht hinzustellen, der ihre sooo demokratische Rechte unterdrückt. No tiene sentido! Sie nutzen alles für propagandistische Zwecke, die nur ihrer Person und ihrem Ego dienen. Im Februar dieses Jahres endlich der Prozess gegen die Führer der katalanischen Unabhängigkeitspolitiker. Angeklagt sind 12 Leute, unter ihnen fast das gesamte Kabinett des früheren Ministerpräsidenten Puigdemont. Die Anklage wirft ihnen unter anderem Rebellion und die Veruntreuung öffentlicher Gelder vor.

Oktober 2019: Das Oberste spanische Gericht gibt sein Urteil bekannt. Die Richter verwerfen den Vorwurf der Rebellion, sprechen neun der Angeklagten aber wegen Aufruhrs schuldig. Drei Weitere werden wegen Ungehorsams verurteilt. Die Freiheitsstrafen zwischen neun und 13 Jahren. Jetzt haben wir die nächste Gewaltwelle und er freut sich. Man sollte diese tollen Politiker verklagen, ihnen die Ausfälle der Firmen, die Kosten der Policía, der Clínica und die ganzen Kosten der Zivilbevölkerung in Rechnung stellen. Reichen eine Milliarde inzwischen?“

„Meine Ehefrau verlässt nur noch morgens das Haus. Die Enkel fahre ich zur Schule, hole sie ab. Mit anderen spielen sie nur, wenn sie in der Nähe wohnen. Man hat Angst, wenn man abends mal aus dem Haus geht. Nur keiner will hier her. Es geht noch nicht, obwohl schon 15 Monate vergangen sind.“

„Was ist, wenn ihr euch woanders eine Finca kauft? Ihr wolltet doch immer zurück. Nur eins nach dem anderen. Erst diese verkaufen, dann neu planen.“

„Carlos will unbedingt zurück. Hier liegt sein Vater, sind seine Freunde. Ihm gefällt dieses eingeengte Leben in Barça kein bisschen. Er kann dort nicht so in Freiheit leben, wie hier. Er sagte neulich, sein Vater wäre extra deswegen auf die Insel gezogen, damit seine Kinder sich austoben könnten, viel Freiheit haben. Papá will bestimmt nicht, dass wir jetzt hier wohnen. Ihr wolltet doch auch aus Barcelona weg. Álvaro, wenn er wütend ist, sieht er Juan so ähnlich.“

„Sandro, trotzdem überstürzt nichts. Wenn ihr soweit seid, höre ich mich mal um. Wer ist dieser Lover von Paola? Wir müssten den auch verhören.“

„Weiß vielleicht Capitán Puello, dein Vorgesetzter. Ich frage ihn.“

„Mache ich schon selber“, Álvaro fix.

Capitán Puello erschien und kurz darauf Fernando und zwei Señores. Sie gingen in die Garage und die Señores der Spurensicherung machten sich über die Pappkartons her.

„Warum machst du das nicht, Fernando?“

„Weil er mein Freund war. Da könnte es Vetternwirtschaft heißen.“

„Wenn ihr etwas Persönliches von Juan findet, bekommen wir das zurück?“

„Selbstverständlich. Er war ein sehr treuer Freund und ist es immer noch.“

„Si, er hatte großes Glück, so ehrliche Freunde zu haben. Nur Stefano ging vor ihm. Durch dich und Leandro lernte er viel mehr von der Welt kennen, als er je erwartete. Sie standen ihm viele Jahrzehnte näher, als selbst seine Eltern“, antwortete er leise. „Leandro vertraute er in den letzten Jahren alles an. Sie waren oft zusammen bei uns, was sonst keiner wusste. Juan nannte es Seelenverwandtschaft.“

Die Kriminaltechnik nahm die sechs Kartons mit. Álvaro blieb auch danach, half Sandro Carcían, die Dinge in den Transporter zu laden, das andere stellten sie an die Seite. Das würde eine Firma am Montag entsorgen. Es fiel auch ihm teilweise schwer, da alles mit Erinnerungen verbunden war.

Danach gingen sie noch essen, da die Fähre erst später anlegte.

Auf dem Nachhauseweg dachte er, eigentlich steht mir Juan nach seinem Tod viel näher als gerade in den letzten zwei Jahren.

Daheim fragte Isabel sofort, warum er so spät käme.

„Ich habe ihm geholfen. Ist etwas? Unsere Söhne sind nicht da, soviel ich weiß.“

„Habt ihr etwas Besonderes gefunden?“, fragte sie lauernd, was ihn sofort hellhörig werden ließ.

„Was sollten wir denn finden? Unterlagen? Bilder? Filmchen?“

„War nur so eine Frage. Könnte schließlich etwas hinter eine Kommode oder so gerutscht sein.“

„Paola war eine extrem reinliche, saubere, ordentliche Señorita, da hätte sie es hervorgeholt.“

„Egal, sie war eine Mörderin, eine Hure. Vergessen? Machen wir uns einen schönen Abend.“

„Ich dusche und lege mich hin, möchte allein sein, lesen.“

Als sie wenig später nackt in die Dusche kam, schickte er sie weg. Heute war alles wieder da und ihre Frage, ihre Gehässigkeit bestärkte das Gefühl in ihm, dass sie viel tiefer in alles verwickelt war.

Nun rief er seine Eltern an. Heute war ihm wieder einmal bewusst geworden, wie schnell man für immer getrennt sein konnte, nie wieder miteinander sprechen konnte.

Wer hatte die Kisten seinerseits dort abtransportiert? Isabel für Sejdu? No, dann wüsste sie, was drinnen ist. No, nicht wenn er sagte, das muss aus diesem oder jenem Grunde weg. Was hatte Isabel mit all dem zu tun? War sie indirekt an der Ermordung von Juan beteiligt gewesen? Verband sie mit Sejdu nur Sex? Wollte Sejdu und Konsorten über sie an Infos über seinen Freund kommen? Hatte sie auch ihn ausspioniert? Wer wusste alles davon? Juan? Si, deswegen die Telefonate. Paola Carcían? Si! Adnan Milevoj? Si! José Torres? Si! Yolanda Peje? Si! Luiz Serrazán? Si! Man musste mit Fotos bewaffnet die Nachbarn der Wohnung Zekaj in Palma befragen, wer da alles ein- und ausging.

Titel

~~~~~

Bereits Montagmorgen stand ein Karton in seinem Zimmer. Einer? Gabriela erzählte ihm, der wäre von der Staatsanwaltschaft abgegeben worden. Staatsanwaltschaft? Er rief im Labor an, fragte, wann der Rest käme. Der Mitarbeiter war irritiert, da sie alles gestern Abend zur Staatsanwaltschaft brachten, so wie es der Oberstaatsanwalt anordnete. Es seien nur noch wenige Stücke bei ihnen. Er bedankte sich. Merkwürdig! Was wollte Doctor Masita damit? Nun fragte er Capitán Puello. Der Leiter wusste von nichts, war erstaunt, da die Kisten von der Spurensicherung zu ihm sollten, da für die Staatsanwaltschaft völlig irrelevant. Doctor Cardossa hätte das gewusst. Er würde dem nachgehen.

Interessant! Woher wusste überhaupt Masita davon? Wer hatte ihm das gesteckt? Er schloss die Tür, brühte Kaffee und öffnete den Pappkarton, nahm die vielen einzelnen Akten heraus.

Überall erkannte er Juans Handschrift. Maldito! Schiebe alles beiseite und suche seine Mörder.

Als er die ersten Seiten überflogen hatte, war alles andere vergessen. Ein maßloser Zorn wütete in ihm. José Torres hatte die ganze Zeit den Fall AL-Connection blockiert, noch die Frechheit besessen, erst Staatsanwalt Doctor Sete Anoldo falsch zu beschuldigen, danach Juan, weil er so seine Sabotage vertuschen wollte. Weißt du doch, also bleibe ruhig, sagte er sich.

Juan fand mehrere Dinge heraus oder er bekam von Zeynep die Infos dazu? Auch über José gab es Ermittlungsergebnisse.