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Dieser Roman ist eine Mischung von Abenteuer, Liebe und Intrigen vor dem Hintergrund der geheimnisvollen Welt des Fernen Ostens. Er führt von dem beschaulichen Frankreich in die trügerische Metropole Tokio und schildert den Kampf einer Frau gegen namenlose Gegner, den eigenen Mann, dazu der Vergangenheit. Sie wird von einem Sog mitgezogen, aus dem es am Ende kein Entrinnen mehr gibt. Shina tätigt Geschäfte mit Japan und ständig werden auf diese Lieferungen Sabotageakte verübt. Akira, ihr Mann, reist nach Tokio, um die Ursachen zu erforschen. Ergebnislos. Shina möchte endlich, dass man die Schuldigen ermittelt und fliegt nach Tokio. Zwei Tage später wird sie zu einem Treffen mit einem Unbekannten gebeten. Sie begibt sich zu dem Treffpunkt, wo sie von den Zusammenhängen erfährt und von ihrem nahen Tod. Nur dann kommt alles ganz anders und sie steht vor einem Schrbenhaufen, den sie selbst erschaffen hat.
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Seitenzahl: 821
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Angelika Friedemann
Shina
Wer kennt die Seele des Meeres?
Das Meer im Frühling, Wellenrauschen den ganzen Tag.
Die kleinen Fische, die sich den Wellen überlassen, tanzen und spielen,
doch wer kennt die Seele des Meeres, hundert Meter unten?
Wer kennt seine Tiefe?
幸せ
Shina tastete neben sich, aber das Bett war leer. Sie rekelte sich, bevor sie aufstand, schnell duschte und in die Kleidung schlüpfte. In der Küche schaltete sie die Kaffeemaschine an, deckte den Frühstückstisch. Mariko und Marc schliefen noch, so schlenderte sie hinaus. Der Rasen war noch feucht vom Tau. Die ersten Strahlen der Morgensonne ließen ihn glitzern, als wenn die Tautropfen Diamanten wären. Sie spazierte zu dem kleinen Durchgang und hatte wenig später einen Ausblick auf das weite Mittelmeer. Eine kühle, frische Brise fegte über sie hinweg und minimal fröstelnd legte sie die Arme um ihren Oberkörper. Der Golfe du Lion leuchtet noch in einem hellen Grau, umgeben von leichten Nebelschwaden. Das Wasser bauschte sich unter dem Wind auf. Sie wusste, wo sie Akira finden würde, und trat leise zu der Stelle, die durch Büsche versteckt lag. Im Sommer blühte hier weißer und roter Oleander, neben unzähligen Magnolien. Eine alte Holzbank stand dort, wo sie gern saß und den Blick in die Ferne schweifen ließ. Es war ihr Lieblingsplatz in dem großen Garten. Akira hatte seitlich Sträucher entfernt, den Platz vergrößert. Niedrige Pinien und Koniferen, neben Rayons auf dem Moos kunstvoll angeordnet, wuchsen. Auf der anderen Seite der Bank war dicker Grasboden. Die Fläche benutzte er für seine Übungen, seine Meditation.
Sie sah, wie er in aufrechter Haltung sich leicht nach oben streckte, und hielt für einen Augenblick den Atem an. Das Licht umschimmerte seinen perfekt geformten, halb nackten Rumpf. Nicht der Anblick seiner Gestalt veranlasste Shina zum stillen Verharren. Es waren die athletischen, flüssigen, harmonischen Bewegungen, die Akira ausübte. Niemals hatte sie einen Menschen so eminent im Einklang mit der Natur beobachtet. Sein langes, schwarzes Haar fiel ihm dicht über die Schulter, was in ihr den Wunsch weckte, mit ihren Fingern hineinzufahren. Seine Haut schillerte leicht rötlich unter den Strahlen der aufgehenden Sonne. Verzaubert stand sie da im Aufruhr ihrer Gefühle und mit einem sehnsüchtigen Ziehen im Unterleib. Ihr Blut geriet in Wallungen. Ihr Herz begann eifrig im Takt zu flattern. Sie schaute ihm gern zu. Er wirkte entrückt. Ruhe strömten seine Bewegungen aus, die sich auf sie übertrug. Sie musterte fasziniert das Spiel seiner Muskeln unter der glatten, strammen Haut.
Langsam wandte er ihr sein gelöstes Gesicht zu, wobei er die nach innen gerichteten Handflächen ballte und die Arme mit kraftvollem Ausatmen an den Körper zog. Er blieb stehen und öffnete die Augen, blickte sie an, runzelte kurz die Stirn. Langsam trat sie näher. Er legte eine Hand auf ihre Schulter. „Guten Morgen.“
Sein nackter Oberkörper verbreitete Wärme und für Sekunden drückte sie sich an ihn, genoss die warme Haut, seinen männlichen Geruch.
„Komm mach mit, Shina.“ Seine tiefe Stimme klang sanft.
„Es heißt, meine wunderschöne, einmalige Prinzessin“, korrigierte sie ihn einmal mehr. Sie stellte sich vor ihn, zog ihre Schuhe aus, spreizte leicht die Beine.
„Atme tief ein und spüre deine Kraft in deinem Inneren. Entspanne deine Schultern, tief ein- und ausatmen. Hebe die Arme und kehre die Handflächen nach außen. Du sollst dich konzentrieren“, lachte er leise, umfasste ihre Unterarme, zog sie hoch.
„Wie soll ich das anstellen, wenn du mich streichelst?“
Er schüttelte nur den Kopf, trat einen Schritt von ihr weg. „Strecke die Arme aus und führe sie schwunglos nach oben. Die Füße fest auf den Boden drücken.“
Sie absolvierte die Übung mit Leichtigkeit, kannte sie bereits, aber sie liebte es, wenn er dabei mit ihr sprach.
„Non, die Knie bleiben durchgedrückt.“
Wie stets bemerkte er jede Ungenauigkeit und korrigierte sie unmissverständlich. In der Beziehung war er der strenge, sehr akkurate Lehrmeister.
Gemächlich hob sie die Arme, drehte die Handflächen nach außen, während sie bedächtig tief ein- und ausatmete.
„Et, sehr gut und stütze den Himmel ab.“
Die Zehenspitzen gruben sich leicht in den feuchten Rasen, die Arme gerade erhoben, die Muskeln angespannt, stand sie da, zählte bis zwanzig. Langsam ließ sie die Arme sinken, nach vorn gleiten und mit Schwung zog sie beide an ihren Körper. Akira schüttelte nochmals den Kopf. Sie lernte es nie, dazu sah es gruselig aus. Die knochigen Arme erinnerten eher an Stöcke, der Brustkorb nur ein mit Haut überzogenes Gerippe. Überall sah man nur die Knochen.
„Du legst zu wenig Kraft hinein. Das war eine der ersten Übungen, die du gelernt hast.“
„Es war wie immer perfekt. Ja, damals in deinem Garten. Ich konnte mich nicht richtig konzentrieren, weil du hinter mir warst und mich völlig verwirrt hast.“
„Aha.“
Sie fühlte seinen warmen Atem auf ihrer Wange. „Na ja, ein wenig“, grinste sie, lehnte sich gegen ihn.
Die Atmosphäre zwischen ihnen war wie elektrisiert, hatte sie das Gefühl. Eine Flut von Empfindungen jagten durch ihren Körper. Sie ließ ihre Hände über seinen Körper gleiten, seufzte leise, drückte sich noch enger an ihn. Er trat von ihr weg, wollte mit ihr reden.
„Papá, bin wach.“ Sie lösten sich von ihm, war enttäuscht. Sie schlüpfte in ihre Sandalen, da kam Mariko im Schlafanzug angerannt, direkt in die Arme ihres Vaters. Zu dritt spazierten sie zurück. Akira ging duschen, Mariko anziehen und sie half Marc, der dabei munter plapperte, teilweise energisch protestierte, weil er das allein konnte.
Nach einem gemeinsamen Frühstück nahm Akira seine Tochter mit bis zur Schule, während er weiter nach Marseille fuhr, wo er heute Vormittag Vorlesungen im Asiatischen Institut abhielt, danach würde er noch einige Trainingseinheiten in seinem Fitnessstudio absolvieren.
Shina hingegen erledigte Telefonate, damit in ihren Werken alles reibungslos ablief, schaute schnell die Bänder der Überwachungskamera aus Akiras Büro an, notierte dabei die zwei Telefonnummern, stellte fest, dass die von Henry und Aiko waren. Erleichtert atmete sie auf, obwohl sie sich fragte, was er mit denen besprochen hatte. Wieso hatten die überhaupt neue Nummern? Ihr gegenüber wurde das nie erwähnt.
Sie gab Josephine Anweisungen für das Essen, fuhr anschließend mit ihrem Sohn nach Montpellier, einkaufen.
Sie begann am späten Nachmittag, mit den Kindern kleine Übungen zu absolvieren. Mariko lernte seit einem Jahr Jûdô und Marc wollte das können, obwohl er dafür noch ein wenig zu jung war, aber er übte emsig, was sie amüsierte.
In dem Trainingszimmer lagen an der einen Seite zwei Tatami, auf welchen sie trainierten. Diese Matten waren aus gepresstem Reisstroh hergestellt und mit Leinen überzogen. An der einen Wand hingen diverse Schwerter. Alte Waffen, wie ihr Akira vor vielen Jahren einmal erklärt hatte. Da waren ein Nodachi, ein langes Schwert der früheren Samurai, ein Shinobi Katana, deren Klinge über tausend Jahre alt war. Da hingen ein Wakizashi, das Kurzschwert, ähnlich dem Katana, aber mit einer kürzeren Klinge, ein Tachi, wieder ein altes Langschwert. Überdies ein kurzes Tantô und ein Ninjatô, das gerade Kurzschwert.
Sie hörte Akiras Stimme und legte die Finger an die Lippen. Nochmals hörte sie ihn rufen, schon öffnete er die Tür und blickte die Drei grinsend an. „Spielt ihr verstecken? Ja, wie sieht denn heute mein großer Sohn aus?“ Die beiden sausten zu dem Vater. „Papá, hab´ ein Jûdôgi oder wie das heißt“, plapperte Marc aufgeregt.
„Du siehst wie ein richtiger Jûdôka aus. Wo habt ihr den her?“
„Hat maman heute abgeholt, aber für dich haben wir …“
„Du sollst nicht petzen“, meckerte Mariko ihren Bruder an, schubste ihn leicht.
Er ging zu seiner Frau, nahm sie kurz in den Arm, gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Shina, gibt es heute Auflauf? Das riecht so gut bei uns.“
„Et, mit Kirschen, aber du musst noch ein bisschen warten.“
„Josephines Aufläufe sind eine wahre Delikatesse.“
„Du spinnst ja“, erwiderte sie verärgert. „Ich habe den gemacht, trotz meiner vielen Arbeit.“
Sie bemerkte die Blicke der Kinder, lächelte fix, schaute jedoch böse zu Akira, der nur den Kopf schüttelte. Wie er ihre Angabe und Lügen hasste.
„Papá, guck mal, was wir können.“
Er schaute zu seinen Kindern und die schlechte Laune verflog augenblicklich.
Shina setzte sich auf den Boden, während sie den Kindern zuschaute. Bei Mariko sahen die einzelnen Bewegungen kraftvoller aus, da sie die Balance besser halten konnte. Bei Marc hingegen wirkten die Bewegungen drollig, aber sie unterdrückte ein Lachen, als der Knirps nun noch einen lauten Schrei ausstieß, so wie er es einmal im Studio seines Vaters von den anderen Kämpfern gehört hatte. Nochmals rief er laut „kiai“, schaute erwartungsvoll seinen Vater an, der beide lobte, wie gut sie das konnten. Auch er musste sich zusammenreißen, dass er nicht laut lachte, verständigte sich mit einem Blick mit Shina.
Erst nach einer Weile erblickte er das längliche Päckchen an der Seite und ging darauf zu.
„Is für dich“, wusste Marc.
Akira nahm es hoch, schaute zu Shina, die leicht nickte. Er setzte sich auf den Boden, packte aus. Marc und Mariko schauten zu. „Is ein Katanana.“
„Katana“, verbesserte Shina ihren Sohn, erhob sich. Akira war sprachlos, als er das Schwert in der Hand hielt. An dem tsuka bemerkte er sofort, dass es keine sehr alte Hiebwaffe war. Ein Plagiat. Shina trat langsam näher.
„Das ist ein Masamune-Nachbau“, brachte er leise, heraus, nachdem er es sekundenlang angestarrt hatte.
„Du hast von nichts eine Ahnung“, herrschte sie ihn böse an. „Ein Original.“
„Sicher, wie die nachgemachte Rolexuhr. Charakteristisch für seine Arbeiten sind chikei, die klaren grauen Linien auf der Schneide und kinsuji, diese blitzstrahlförmigen Muster auf der Klinge. Aus dem Stil seiner Arbeiten kann man schließen, dass sie von der späten Kamakura-Periode bis zur Nanboku-cho hergestellt wurden. Bei dem jedoch nicht erkennbar. Eine schlechte Kopie“, rezitierte er.
„Et, ich weiß. Unter den Schwertern, die im Kyôho Meibutsu Cho, einem Verzeichnis ausgezeichneter Schwerter aus den Sammlungen von Daimyôs aus der Kyôho Ära aufgeführt werden, sind die Waffen von Masamune, die am Häufigsten zitierten. Das Kyôho Meibutsu Cho wurde auf Anordnung von Tokugawa Yoshimune vom Tokugawa-Shôgunat im Jahre 1714 verfasst. Das erste Buch ist unter dem Namen Nihon Sansaku bekannt und enthält eine Liste von Arbeiten der großartigsten Schwertschmiede und führt 41 Klingen von Goro Nyudo Masamune auf.“
Akira starrte auf das Katana, hatte nicht wirklich zugehört, wie Shina ärgerlich feststellte. Er sollte sie gefälligst loben, dass sie ihm so ein Geschenk machte.
„Wo hast du es her?“
„Aus Amerika. Eine Familie musste es wegen Geldmangel verkaufen. Pierre hat die Rechte überprüft, nicht, dass die japanische Regierung darauf Anspruch erheben könnte. Es ist in Ordnung.“
„Shina, rausgeworfenes Geld, da es höchstens 300 Euro wert ist. Ist Massenware.“
„Dass du als Dozent noch arbeiten darfst, hast du nur mir zu verdanken. Du hast keinen blassen Schimmer von irgendetwas. Deswegen gibt es heute Salat und Auflauf. Ich muss sparen, aber für dich ist mir eben nichts teuer genug“, lachte sie gekünstelt und ging in die Küche.
Wenig später rief sie die Drei zum Essen. Sie bemerkte, wie ergriffen Akira noch war. Selbst die Kinder waren ruhiger als sonst, als wenn sie spürten, dass etwas Besonderes geschehen war.
Beim Essen erzählte sie ihm, wie sie zu dem Schwert gekommen war. „Maman hat in Boston zufällig eine Anzeige gelesen, wo das Katana angeboten wurde, und hat mich angerufen. Ihr Mann hat einen Sachverständigen beauftragt, das zu prüfen, während Pierre von hier aus das rechtliche erledigte. Es hat fast drei Monate gedauert, bis wir von Japan eine Liste erhielten, wo gestohlene Schwerter aufgeführt waren. Es gehört nicht dazu. Maman hat es gekauft und wurde es in Paris noch einmal präzise untersucht. Ich habe die Expertisen und alle Unterlagen im Tresor eingeschlossen. Jetzt, chérie, gehört es dir. Dafür bringt dir der Noél nichts.“
Akira schwieg, wollte vor den Kindern keinen weiteren Streit.
„Eine gute Geldanlage. Die Japaner wollen sogar noch mehr dafür zahlen, da sie es für ein Museum wollten“, schmunzelte sie. „Du weißt doch, dass ich dich gern verwöhne.“
„Wann kommt der Noél endlich?“, wollte Marc wissen.
„Das dauert noch einige Monate. Wir haben erst September und der kommt im Dezember.“
„Immer dauert alles sooo lange.“
Nach dem Abendessen saßen sie zu viert in dem Übungsraum. Akira betrachtete das Katana, stellte die Mängel fest und rezitierte dabei.
„Masamune Okazaki war einer der berühmtesten Schwertschmiede Japans. Die genauen Lebensdaten sind unbekannt. Es wird heute aber allgemein davon ausgegangen, dass er die meisten seiner Schwerter, im wesentlichen Katana- und Tantôklingen im Stile der Soshu-Tradition, zwischen 1288 und 1328 in der Provinz Sagami anfertigte. Charakteristisch für seine Arbeiten sind chikei, klare graue Linien auf der Schneide und kinsuji, ein blitzstrahlförmiges Muster auf der Klinge. Aus dem Stil seiner Arbeiten kann man schließen, dass sie von der späten Kamakura-Periode bis zur Nanboku-cho hergestellt wurden. Schwerter von Masamune tragen eine Kombination aus dem Namen ihres Herstellers und einem speziellen Namen für das jeweilige Schwert. Beispiel das Honjo Masamune, das als Symbol für das Tokugawa-Shôgunat diente und von Herrscher zu Herrscher weitergegeben wurde. Die Schwerter von ihm werden häufig mit den Arbeiten von Muramasa, einem anderen japanischen Schwertschmied aus dem 15. Jahrhundert verglichen. In den Legenden, die sich um die Klingen der beiden Schmieden ranken, werden die Waffen von Muramasa als blutdürstig und böse beschrieben, während Masamunes Klingen innere Ruhe und Gelassenheit nachgesagt wird.“
„Papá, darf ich das später haben?“
Er blickte seinen Sohn an. „Et, das dauert allerdings noch ein bisschen. Ihr wisst doch, dass die Schwerter alle sehr, sehr scharf sind und ihr euch damit verletzen könnt. Deswegen bleiben die alle hängen. Ich möchte nicht, dass ihr die anfasst, außer wenn maman oder ich dabei sind. Das hängen wir morgen zusammen auf, weil ihr mir da helfen müsst. Danach zeigen maman und ich euch, wie man früher mit denen gekämpft hat, aber das machen wir wie immer mit den Bokken.“
Er legte das Katana an die Seite, erhob sich. „So, ab in die Badewanne und danach ins Bett.“
Die beiden flitzten laut plappernd davon. Akira hielt Shina am Arm fest, „Danke“, gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich glaube, wenn wir nicht ertrinken wollen, gehe ich hoch“, grinste er.
„Ich komme mit. Gehen wir Kinder schrubben.“
Später suchte Shina in seinen Büchern die Schwerter von Masamune, bis sie das Richtige gefunden hatte, was sie ihm zeigte. Noch lange unterhielten sie sich darüber. Das war heute ein Ereignis der besonderen Art für ihn, wusste Shina. Akira hingegen dachte nur, wie kann man für solchen Plunder Geld ausgeben? Billiger Tand und sie spielte sich auf, als wen es echt wäre.
嫉妬
Shina stand am Fenster, schaute hinaus. Gerade schob sich wie ein roter Ball die Sonne langsam über das Meer nach oben. Das milchige Weiß des Nebels verwandelte sich in ein rot, orange. Selbst im Garten zogen Nebelfladen vorbei, sodass sie nicht einmal den kleinen Stall für die zwei Ponys erblicken konnte. Sie hörte, wie er sich im Bett drehte, wandte sich um.
„Shina, was macht du?“
„Die Sonne hat mich geweckt. Es ist herrliches Wetter, wenn noch verhangen.“ Sie setzte sich auf die Bettkante. „Wir haben Wochenende und Zeit und ich habe viel Lust auf dich.“ Sie beugte sich über ihn, zog mit der anderen Hand die Bettdecke weg, ließ ihre Hand über seine warme Haut gleiten. „Wir haben viel Zeit, falls unsere Kinder noch schlafen“, flüsterte sie ihm ins Ohr, ließ ihre Zunge seinen Hals entlang gleiten, bevor sie an ihrem Ohr knabberte.
Er liebte Sex am Morgen, wusste sie. Es war so anders, weil sie selten einmal dazu kamen, da meistens die Kinder sie vorher weckten. Akira war generell ein Langschläfer, falls er vormittags keine Termine hatte. Morgens war es für ihn genussvoller, er konnte es länger genießen. Man war ausgeruhter, entspannter und wie er fand aufnahmefähiger für all die Emotionen. Das hatte er ihr so vor Jahren einmal erzählt.
Ihre Hand glitt in seinen Slip und er schob sie etwas von sich. „Ich habe jetzt keine Lust, da ich noch schlafen möchte.“
„Du hast gleich Lust, weil ich jetzt geliebt werden will. Los komm schon, merde“, klang ihre Stimme schriller, während sie an seinem Slip zerrte.
„Papá.“
„Merde“, fluchte sie, griff rasch nach der Bettdecke, da flog die Tür bereits heftig auf.
„Guten Morgen, sind angezogen“, strahlte Mariko ihre Eltern an.
„Merde, was wollt ihr?“, keifte Shina und ihre Tochter tat erschrocken einige Schritte rückwärts.
„Papa, los, du musst aufstehen.“ Marc zupfte an der Decke, die Akira festhielt.
„Geht hinunter, ich komme gleich.“
„Beeil dich“, rannten sie die Treppe hinunter.
„Konnten sie nicht noch eine Stunde pennen?“
„Das ist eben so, wenn man eine Familie hat“, lächelte er erleichtert, schwang seine Beine aus dem Bett.
„Akira, am Wochenende werde ich sie zu den Großeltern schicken. So haben wir zwei Tage frei.“
„Was willst du machen?“, erkundigte er sich nicht gerade begeistert.
„Alles, was uns Spaß macht, und zwar lange und viel davon“, grinste sie. „Dann wirst du mir zeigen, wie sehr du mich liebst und verwöhnst.“
Er verließ den Raum. Das würde er verhindern. Er würde später Julian oder Tatsuda anrufen.
Nach dem Mittagsschlaf von Marc betraten sie in den Übungsraum. Erst trainierte Akira mit den Kindern, danach saßen diese an die Seite, während Shina sich einen Bokken nahm und mit ihm übte. Akira erzählte dabei, was sie machten. „Das ist der o-shomen. Ein vertikaler Hieb, der auf die Mitte der Stirn zielt.“ Akira machte das mit Shina vor, mehrmals hintereinander. „Dann hidari-men, ein seitlicher Hieb auf die linke Schläfe und migi-men, ein seitlicher Schlag auf die rechte Schläfe.“
„Migi-dô, ein abwärts gerichteter Stoß auf die rechte Seite der Brustplatte, gyaku-dô, ein abwärts gerichteter Hieb auf die linke Seite der Brustplatte“, erläuterte er und wehrte ihre Schläge geschickt ab, während er danach zum Gegenschlag ausholte. Mit wenig Kraft nur, da er sie nicht aus Versehen verletzen wollte, falls sie falsch reagierte. Obwohl das eminent selten vorkam.
„Kote, ein Hieb auf das rechte Handgelenk oder den rechten Unterarm. Kidar-kote, ein Stoß auf das linke Handgelenk oder den linken Unterarm und tsuki, gegen die Kehle.“
Danach führten sie einen Schaukampf vor, der sogar ihnen Freude bereitete. Als sie fertig waren, verbeugten sie sich voreinander.
„Shina, du wirst nie besser.“
„Danke, das weiß ich. Ich bin in allen Dingen wesentlich besser als du.“
„Papá, wann darf ich so machen?“
Akira nahm seinen Sohn auf den Arm. „Da warten wir noch ein bisschen. Maman hat erst damit angefangen, als sie groß war.“
„Dauert sooo lange.“
„Du lernst ja Jûdô und Schwimmen. Gehen wir alle planschen. Maman und ich müssen noch kurz duschen und ihr macht so lange keine Dummheiten und das Becken bleibt zu, bis wir kommen. Ihr könnt so lange in den Whirlpool, aber erst ausziehen.“
Sie holten ihre Badesachen und gingen zusammen duschen, während sie nebenan die beiden reden hörten.
Anschließend tobten sie im Schwimmbecken. Marc versuchte, eifrig zu schwimmen, sprang wiederholt vom Rand in das Wasser, um zu seinen Eltern und der Schwester zu paddeln.
Nachdem die Kinder im Whirlpool saßen, schwammen Akira und Shina eine Weile. Gerade nach dem Training tat das gut und schaffte Entspannung. Er kraulte einige Runden, da hielt sie ihn fest.
„Kümmerst du dich auch mal um mich?“ Sie streichelte ihn leicht, schlang die Beine um seine Hüfte.
„Shina, hör auf“, befreite er sich. „Ich will nicht“, gab er ihr einen kräftigen Schubs, dass sie rückwärts ins Wasser planschte, was Mariko und Marc zu lautem Lachen veranlasste. Shina sprang wenig später aus dem Pool, nahm erst Mariko, Marc und warf sie zu Akira in das Becken, setzte sich an den Rand und lachte.
Sie tobten noch einige Zeit. Sie hingegen zog sich an, da sie noch Arbeiten, danach das Abendessen zubereiten musste, wie sie lautstark tönte.
Als es klingelte, rief sie nach Akira, so bemerkte sie sein Grinsen nicht.
„Tatsuda, das ist ja eine Überraschung“, hörte sie Akira sagen.
„Du müsstest mir helfen, da ein Kumpel umzieht und wir beide allein da einiges nicht bewältigt bekommen.“
„Mache ich, sage nur Shina Bescheid.“
Sie kam angelaufen. „Ich habe es gehört. Geh, arbeitest du wenigstens etwas und sitzt nicht nur herum“, äußerte sie gereizt. „Da ich noch arbeiten muss, hätte ich sowieso keine Zeit für dich gehabt.“
Stundenlang wartete sie auf ihn, legte sich schließlich hin und schlief ein, obwohl sie ihm gehörig die Meinung sagen wollte.
嫉妬
Akira hatte frei und saß bei ihr im Büro, las das Konzept, was sie vorbereitet hatte, in Japanisch. Er fügte nun Änderungen ein, korrigierte kleine grammatische Fehler.
Doktor Pierre Villion würde in wenigen Tagen mit sechs Herren nach Tokio fliegen, um einen neuen Vertrag zu besprechen. Seit zwei Jahren liefen die Geschäfte mit SanYuri-Electronics hervorragend und daher hoffte man, dass diese Geschäftsverbindung so weiter gehen würde. Das bedeutete jedoch monatelange Verhandlungen.
„Diese Erklärung, dass eure Sensoren bei einem jishin ein Halten der Fahrstühle verursachen, muss du konkretisieren. Man kann es sonst so auslegen, dass sie irgendwann reagieren. Da muss die Zeit eingefügt werden und das sie direkt vor der nächsten Tür halten, damit alle aussteigen können.“
„Wo sollen sie den sonst halten?“ Sie lehnte sich in dem Stuhl zurück. „Es ist nervig und schwierig mit euch Geschäfte zu machen. Alles muss präzis schriftlich erklärt werden, was man sonst bespricht. Das steht in den Prospekten. Non, ich muss extra Dossiers anfertigen und jedes Bauteil einzeln beschreiben, jeden Chip erklären.“
„Das gehört mit zu der nonverbalen Kommunikation in Japan. Das gehört eben mit zu kôsho, wie du weißt. Die Japaner mögen eure Art der Verhandlungen nun mal nicht. Für sie ist es wichtig, dass man eine Lösung findet, dass beide Seiten zufrieden sind. Sie wollen exakt wissen, weil sie sonst das Gefühl haben, sie werden über den Tisch gezogen. Erst wenn sie alles prägnant wissen, können sie sich entscheiden. Dazu kommt, dass Japaner süchtig nach Informationen sind. Sie wollen jedes kleine Detail erfahren und das von verschiedenen Seiten erklärt bekommen. So können sie nämlich feststellen, ob es keine Widersprüche gibt. Sie testen damit die Ehrlichkeit und ob eine Vertrauensbasis gegeben ist. Gibst du ihnen nicht das geforderte Material, kannst du dir alles Weitere ersparen. Sie wollen im Vorfeld bereits so umfangreich wie möglich informiert sein, und zwar über jedes noch so winzige Teilstück. Gib es ihnen, und wenn du zeigst, dass du es in ihrer Sprache zuwege bringst, hast du fast gewonnen.“ Er legte die Seiten auf den kleinen Tisch, griff nach dem Kaffeebecher und trank einen Schluck.
„Das Nächste sind für sie Sympathien, der vorherige Aufbau eines Vertrauensverhältnisses. Sie kaufen aus dem Bauch heraus, nicht so wie ihr mit dem Kopf. Verstehst du? Sie zahlen für deine Sensoren tausend Franc mehr, wenn du ihnen sympathisch bist, obwohl der von der Firma Y besser ist und preisgünstiger als Beispiel. Sie wollen daher aus deren Privatleben viel wissen, wollen einschätzen, was für ein Mensch der andere ist und damit Vertrauen aufbauen, für beide Seiten natürlich. Deswegen gehen sie abends mit den zukünftigen Partnern weg. Alkohol löst die Zunge und dort erfährt man oftmals mehr über die Menschen, als an hundert Stunden am Verhandlungstisch. Sie reden bei den Konventionen über alles Mögliche, am wenigsten über deine Sensoren, dafür haben sie ja die Unterlagen. Das ist der Prozess, der die meiste Zeit in Anspruch nimmt, der Ausdauer und Geduld erfordert. Dabei zeigt es den Japanern, mit was für Menschen sie es zu tun haben - ningen kankei. Deine genauen technischen Erklärungen werden im Vorfeld eifrig studiert und glaube mir, sehr, sehr gründlich. Die Entscheidungen werden vorab in der Gruppe getroffen, und erst, wenn sich da alle einig sind, geht der Verhandlungsprozess weiter. Bei den Bossen ist eine Entscheidung bereits gefallen. Nun kommt es darauf an, ob sonst alles passt.“
„Dann könnte ich mir die Arbeit sparen.“
„Vergiss es. Das wäre eminent unhöflich, wie du weißt. Machen wir weiter. Ich schreibe dir einen Vermerk dazu an den Rand.“
„Du wirst das ordentlich erledigen, schließlich habe ich dich neulich großzügig beschenkt und ich kann schließlich nicht immer alles allein machen. Einmal in der Woche darfst du arbeiten. Ich werde dieses Mal hinfliegen, wenn auch erst zum Ende der Verhandlungen, falls die nicht generell ins Wasser fallen.“
Akira ließ die Unterlagen erneut sinken, blickte sie an. „Dann hätten sie euch nicht erst aufgefordert, für weitere Verträge zu kommen. Interesse ist vorhanden. Pierre kennen sie bereits und einige der anderen ebenfalls. Dürfte also kein so großes Problem werden. Nur, du willst ja wohl nicht wochenlang dortbleiben?“
„Non, erst zum Ende. Pierre kommt ja zwischendurch her. Ich möchte die Verträge selber abschließen, da ich das perfekt beherrsche.“
„Vielleicht solltest du einen Nachfolger von ihm einarbeiten lassen. Unsere Kinder sind noch in dem Alter, wo sie ihre Mutter benötigen und nicht kontinuierlich von Josephine betreut werden sollten.“
„Du bist ja noch da, chérie.“ Sie stand auf, setzte sich auf seinen Schoß.
„Sicher, aber ich habe meistens den ganzen Tag zu tun, und wenn ich das zweite Studio eröffne, noch mehr. Ferner kann ich ihnen nicht die Mutter ersetzen.“
„Ich weiß, ohne mich bist du gänzlich aufgeschmissen. Einen Teil von den Verhandlungen werden ja voraussichtlich von Doktor Roussel geführt werden, aber ich bin nun mal Konzernchefin und muss mich um alles allein kümmern, den Leuten höchstens Anweisungen und Ratschläge geben.“
„Ich mag den Mann nicht. Er ist humorlos ohne das Besondere. Ihm fehlen die Brillanz, Schlagfertigkeit und der Charme von Pierre. Er ist ein trockener Bürokrat. Pierre hat mehr was von deinem Vater und das kommt bei den Leuten an, dazu besitzt er einen messerscharfen Verstand, das Talent, Menschen von dem zu überzeugen, was er will, und zwar auf eine ruhige Art und Weise. Er ist anpassungsfähig, ohne dass er sich anbiedert. Gleichzeitig lenkt er durch Geschick etwas in die Bahn, wie er es wünscht.“
„Du meinst, ich sollte mir jemanden anderen suchen?“
„Et, mehr so einen Typ, wie dein Vater war, nur zwanzig Jahre jünger. Lass Roussel hinter den Kulissen agieren.“
„Muss ich mit Pierre klären. Ich habe noch etwas anderes überlegt.“
„Was? Mir schwant nichts Gutes. Willst du etwa eine Zweigstelle in Japan aufbauen?“
Verblüfft guckte sie ihn an. „Woher weißt du das?“
„Keine Ahnung. Ich hatte eben eine Eingebung. Wie stellst du dir das vor?“
„Eine Art Niederlassung, mit wenigen Leuten besetzt ist. Dazu ein kleines Lager. So haben sie einen Ansprechpartner vor Ort. Ich dachte an einen Ingenieur, einen Kaufmann und einen Japaner dazu, oder so. Prägnant geplant habe ich es noch nicht, da ich erst die Verhandlung mit SanYuri-Electronics abwarten will. Eventuell könnten von dort aus, andere asiatische Länder betreut werden. Gerade dort sind Ausdauer, Zeit, Geduld wichtig, und wenn jemand vor Ort wäre, könnte eventuell einiges einfacher abgewickelt werden.“
„Diejenigen sollten aber Japanisch lernen. Nur, wenn sie das können, verstehen sie vieles von der Mentalität der Japaner und den Umgang miteinander, dass man eben nicht sagen darf, was man denkt.“
„Du meinst, dass zwischen den Zeilen lesen?“, schmunzelte sie, kraulte seinen Nacken.
„Das auch. Du weißt doch, jeder Japaner ist der Meinung, dass man das heraushört, was er nicht sagt, ohne dass weiterführende explizite Erklärungen notwendig sind. Beispiel: Du sagst, die Lieferung kommt am Fünfzehnten. Sofort wird darein interpretiert: Ist das ihre Lieblingszahl? Warum der Tag, kann sie nicht früher liefern? Hat sie etwas gegen den Vierzehnten oder Sechzehnten? Vielleicht ist ihre Glückszahl aber die Sechs und so weiter.“
„Ihr seid ein merkwürdiges Völkchen.“
„Ich bin kein reiner Japaner und seit Jahren Franzose.“
„Dann musst du meinen Angestellten eben Japanisch lernen. Ich werde das gleich nach den Verhandlungen anleiern. Das ist ja etwas, das du einigermaßen gut kannst.“
„Non, gewiss nicht. Außerdem habe ich keine Zeit dafür.“
„Ach - non? Welches Betthäschen würde denn dann weinen? Es ist immer dasselbe, möchte ich eine Kleinigkeit von dir, lehnst du ab. Alles bleibt an mir hängen“, jammerte sie, lächelte gekünstelt, als sie seinen bösen Blick gewahrte. „Japaner sind zu verschieden von uns Europäern und alles ist so schwierig.“
„Ach, komm, so schlimm ist es nicht und du kennst dich gut aus. Ferner waren ein Teil der Herren vor Jahren bei den ersten Gesprächen und der Vertragsvereinbarung dabei und es hat geklappt. Du musst einige Dinge beachten und es läuft reibungslos.“
„Was?“
„Du musst jegliches vermeiden, dass ihre innere Ruhe, ihre wa stört. Wie du ja weißt ...“
Shina lachte, „das kenne ich von meinem Mann. Bloß nichts tun, was ihn in seiner Harmonie beeinträchtigt.“
Er grinste. „Das ist eben bei uns so drinnen. Das sind Sachen, die jedem Japaner von klein auf eingebläut werden. Aber weiter. Du solltest nie direkt auf einen Punkt kommen, sondern ihn umschreiben. Fragen so stellen, das man nicht mit einem Ja oder Non antworten kann, weil das macht sowieso keiner. Die beiden Wörter existieren im japanischen nicht. Du solltest nie einen Gesprächspartner in Verlegenheit bringen, ihn zu sehr bedrängen, da er sonst sein Gesicht verliert. Respektiere ihre Besonderheiten. Wenn sie Schweigen, in sich gehen, lass sie schweigen, störe sie nicht. Oftmals halten sie die Augen geschlossen, verfolgen jedoch die Gespräche eminent genau. Meistens übernimmt ein anderer das Reden oder man wechselt das Thema. Jeder Mann hat ein bestimmtes Aufgabengebiet, und wenn einer gerade nicht gefordert ist, döst er eben vor sich hin. Wenn sie über das Wetter reden, rede mit. Störe bloß keinen, wenn der gerade in sich geht. Höre oftmals nur zu und beobachte sie. Ihre Gesten sagen gelegentlich mehr als Worte. Wenn du einen ansiehst, lächle dabei etwas, sonst fühlen sie sich bedroht. Einen langen Blickkontakt mögen sie nicht. Überzeuge sie mit Informationen. Deine Mitarbeiter müssen sich darauf einstellen, dieses mehrmals zu wiederholen, und zwar in Ruhe mit einem leichten Lächeln, ohne genervt zu erscheinen. Die Leute, die einmal dort waren, wissen das alles; die Neuen müsst ihr entsprechend einweisen.
Du solltest ebenfalls ein vielschichtiges, kompetentes und erfahrenes Team neben dir haben. Das bringt dir strategische Vorteile. Gerade Verkäufer haben es schwerer als Käufer, deswegen bist du verpflichtet, mehr auf sie einzugehen. Auf der anderen Seite sind sie auf eure Sensoren, Platinen angewiesen. Das wissen sie und werden daher mehr auf euch eingehen. Japaner sind so gestrickt, dass sie euch nie über den Tisch ziehen. Das entspricht nicht ihrem Ehrgefühl. Selbst heute ist Bushidô in allen tief verankert. Hört sich schlimmer an, als es in Wahrheit ist. Beachte die üblichen japanischen Höflichkeitsformen und du hast gewonnen. Wenn einer mit Japanern umgehen kann, dann du.“
„Du bist ja ein besonderes Exemplar“, grinste sie, legte die Arme um seinen Hals.
„Ich weiß.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „So, du gehst an deinen Schreibtisch und ich lese weiter, sonst platzt euer Japandeal.“
„Du hast recht. Arbeite ich.“ Emsig beschäftigt blätterte sie in einem Ordner Seiten um und Akira grinste, der sie verstohlen beobachtete. Nun wusste sie nicht, was sie machen sollte. Eine Weile später starrte sie aus dem Fenster und er tat, als wenn er ihre Langeweile nicht bemerken würde.
Erst als Mariko aus der Schule kam, unterbrachen sie ihre Arbeit. Nachmittags fuhren sie zu Olivier, da Marc dort seit zwei Tagen zu Besuch gewesen war. Mariko rannte zu den Großeltern und berichtete aufgeregt, dass sie heute eine Eins im Sport bekam. Olivier und Fabienne lobten sie entsprechend, während Akira seiner Stiefmutter einen großen Blumenstrauß reichte.
„Kommt herein, Kaffee und Kuchen warten schon.“
„Wo ist Marc?“ Akira schaute sich um, aber sein Sohn war nirgends zu sehen. Olivier grinste und deutete in die Küche. Auf dem Fußboden saß sein Sohn. Das Gesicht vollkommen mit Teig beschmiert, den er aus einer Schüssel leckte.
„Wie siehst du denn aus“, lachte Akira, als er das sah.
„Schmeckt gut. Sollte ein Schokoladenkuchen werden.“
„Aha, und du hast ihn vorher gegessen?“
„Na, so nicht“, mischte sich Fabienne ein. „Etwas habe ich gerettet. Setzen wir uns.“
Akira ging mit Marc ins Bad, waschen.
Das Gesprächsthema war die Vertragsverlängerung mit SanYuri-Electronics. Olivier und Fabienne hatten bei dem ersten Vertragsabschluss als Berater fungiert, da beide viele Jahre in Japan gelebt hatten, daher mit den Gepflogenheiten und Besonderheiten bestens vertraut waren. Überdies sprachen beide perfekt japanisch.
Shina erzählte, dass sie eventuell, wenn alles positiv verlief, dort eine kleine Nebenstelle aufbauen wollte.
„Das funktioniert aber nur, wenn die dort angestellten Mitarbeiter sehr gut die Sprache beherrschen. Sonst kannst du das vergessen. Erst durch die Sprache lernt man gerade die Japaner kennen.“
„Warten wir ab, wie es ausgeht. Eventuell muss Akira ihnen Sprachunterricht geben. Er hat ja immer reichlich Zeit. Momentan weigerte er sich allerdings noch, obwohl er gerade erst so ein kostspieliges Geschenk von mir bekommen hat. Wahrscheinlich würde ein Betthäschen zu kurz kommen.“
„Wird gut ausgehen, sonst hätten sie abgelehnt.“
„Habe ich ihr gesagt, aber mir glaubt sie nicht. Sie möchte dieses Mal selber hinfliegen.“
„Muss ich ja, da es mein Unternehmen ist und ich die alleinige Verantwortung für meinen Konzern trage.“
„Ein guter Entschluss, obwohl sie damit die Männer etwas durcheinanderbringen wird. Die Japaner sind in der Position Frauen nicht gewöhnt. Es wird sie ein wenig irritieren. Villion sollte sie darauf vorbereiten. Akira, wieso arbeitest du nicht mehr?“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Weil Shina eben sagte, du hast so viel Zeit.“
„Sie meinte, meine Abende, wenn die Kinder schlafen oder die Sonntage, Samstagnachmittag eventuell noch, falls ich nicht gerade Büroarbeit erledige. Anscheinend sollen unsere Kinder da auch noch von Josephine betreut werden.“
„Nun übertreibe nicht, chérie. Du kommst um fünf nach Hause und hast danach frei, während ich bis neun, zehn arbeiten muss.“
„Sicher, ich komme heim, spiele mit unseren Kindern, bringe sie zu Bett und danach arbeite ich deine Unterlagen durch. Sehr viel Freizeit.“
„Man muss mal abschalten“, lenkte Fabienne ab und so wandten sie sich allgemeinen Themen zu.
„Habe ich euch schon erzählt, was ich meinem Mann gekauft habe? Ein wundervolles Schwert. Es hat ein Vermögen gekostet. Das müsst ihr euch unbedingt ansehen. So etwas hätte er sich nie leisten können, aber er hat ja mich.“
„Nimm es zurück und behalte es“, murmelte Akira erzürnt. „Ich kann den Mist nicht mehr hören. Warum hast du es noch nicht allen Reportern erzählt, große Unternehmerin?“
Nach dem Abendessen fuhren sie zurück. Marc schlief bereits im Auto ein und Akira trug ihn hoch, zog ihn vorsichtig aus und legte ihn ins Bett.
Er begab sich in den Übungsraum, holte das Schwert und warf es ihr auf die Couch, betrat danach sein Büro, das er hinter sich abschloss.
Shina hämmerte gegen die Tür, aber er öffnete nicht. „Blöder Kerl“, murmelte sie und ging hoch.
嫉妬
Sobald kühle Luftschichten von den Alpen über das Rhônetal zum Golfe du Lion vordringen, herrschte dort Nordwind. Der Mistral, kalter, trockener Fallwind, der besonders heute heftig vom Gebirge her über die französische Küste wehte.
Vor dem flackernden Kamin saß Shina mit den beiden Kindern. Das Holz knisterte, knackte, die Flammen loderten hell empor. Drei Lampen, die wie große Steine aussahen, erhellten den Raum. Heute war einer der trüben, regnerischen Tage, wo man das Gefühl hatte, es würde nie richtig hell. Die graue Wolkendecke hing tief, als wenn sie die Bäume im Garten streifen wollte. Mariko lag bäuchlings davor, während Marc sich an seine Mutter kuschelte. Sie hörten ihr zu, wie sie die Geschichte erzählte, da Shina ihnen das so einschärfte, da sie mal lieb sein sollten.
„Vor langer, langer Zeit lebten in einem fernen Land, ein Hase, ein Fuchs und ein Affe. Am Tage gingen sie in die Berge, jagten und spielten dort, und abends stromerten sie zurück in den Wald, um dort die Nacht zu verbringen. So ging es viele Jahre lang. Sie glaubten, sie hätten in ihren früheren Leben gesündigt und seien deshalb als Tiere in diesem Leben wiedergeboren worden. Eines Tages trafen sich der Hase, der Fuchs und der Affe, und versprachen ab sofort kein Unrecht mehr zu begehen und einander wie Brüder zu lieben, um somit die Sünden ihres früheren Lebens wieder gutzumachen. Der Herr des Himmels, Taishakuten, blickte auf die drei Tiere herab und dachte bei sich: Wie könnte ich ihnen glauben? Heute ist die Welt voller Menschen, die einander verletzen, berauben und hassen, obwohl sie alle Brüder und Schwestern sind. Sie erkennen nicht einmal, dass ihre Taten Unrecht sind. Wie könnten da Tiere Reue zeigen und ihre Sünden wieder gutmachen wollen? Er schmiedete einen Plan und verwandelte sich in einen schwächlichen, alten Mann und erschien in dem Land, in dem der Hase, der Fuchs und der Affe lebten. Er legte sich auf einen Weg und tat so, als wäre er krank. Bald kamen der Hase, der Fuchs und der Affe auf jenem Weg vorbei, wo Taishakuten lag und der alte Mann sagte in gebrechlicher Stimme: Helft mir, ich bin ein alter Wandersmann und zu erschöpft, um meine Reise fortzuführen. Ich habe niemanden, der sich um mich kümmert, Brot und Wasser fehlen mir. Der Hase, der Fuchs und der Affe waren zu gerne bereit ihm zu helfen, war es die Gelegenheit, Reue zu zeigen. Der Affe machte sich so auf in den Wald, er pflückte und dort Beeren und Nüsse von den Sträuchern und Bäumen, um sie dem alten Mann zu bringen. Der Fuchs ging zum Friedhof und sammelte die Opfergaben ein, die die Menschen dort für ihre Ahnen niedergelegt hatten. So brachte er dem alten Mann Obst, Reiskuchen, Fisch und Wasser. Der Hase suchte überall, konnte aber nichts finden, was er dem alten Mann als Stärkung hätte anbieten können. So kam er beschämt zurück und sagte: Ich habe überall gesucht, aber wohin ich ging, ich konnte nicht näher an was Essbares herankommen, da Jäger überall auf mich lauerten. Der Affe und der Fuchs verspotteten den Hasen und saßen stolz vor dem alten, schwachen Mann. Ich werde eifrig weiter suchen. Sammelt derweil Holz, um Feuer zu machen und wartet auf mich, sagte der Hase nach einer Weile. Da wurden der Affe und der Fuchs wütend: Was hast du ihm gebracht? Nichts. Du verlangst von uns, Feuer zu machen, sodass du dich wärmen kannst? Schämst du dich nicht? Es begann zu dämmern und der Affe und der Fuchs taten so, wie es der Hase Ihnen aufgetragen hatte. Nach einiger Zeit kam der Hase zum Lager zurück, er hatte abermals nichts bei sich. So trat er vor dem alten Mann und sagte: Mein Herr, ich habe nicht die Fähigkeiten, die der Affe und der Fuchs besitzen, aber ich kann dir meinen Körper als Nahrung anbieten. Nach diesen Worten sprang er sogleich in das lodernde Feuer. Der Wanderer war gerührt über dieses große Opfer und weinte. Nun verwandelte sich der alte Mann in seine wahre Gestalt und sprach: Jeder verdient Ruhm und Anerkennung für seine Taten. Dieser Hase hat einen großen Beweis seiner Liebe gegeben. Den Körper des Hasen stellte er wieder her und schickte den Hasen auf dem Mond, um ihn dort im Palast für alle Ewigkeit wohnen zu lassen, so dass sich die Menschen an den Hasen und sein großes Opfer erinnern mögen, wann immer sie zum Mond hinaufsehen.“
„Maman, ist der tot gegeht?“ Der zweijährige Marc schaute seine Mutter mit den großen schwarzen Augen an.
„Non. Er wurde gerettet und …“
„Papá kommt.“ Mariko, die Sechsjährige sprang auf und sauste zur Tür, die sich wenig später öffnete. Akira trat herein und nahm seine beiden Kinder nacheinander in den Arm, bevor er in die Küche ging.
„Papá, heute kocht die maman so japanisch, so … so saa… saa… Egal, so mit Fisch.“
„Mariko, das heißt sashimi mit Reis und Miso-Suppe.“
„Maman hat gepackt“, wusste sie noch zu berichten.
„Et, wir waren heute einkaufen.“
„Was hast du so gekauft?“
„Fisch und Hosen für meine Kinder“, grinste sie. „Jetzt alle Hände waschen. Wir können essen. Marc, du auch. Der papá nimmt dich mit.“
Beim Essen erzählen die Kinder ihrem Vater, was sie am Tag gemacht hatten, während Shina zuhörte, ab und zu schmunzelte.
Akira spielte danach noch ein wenig mit den beiden, während sie aufräumte und oben ihre Reisetasche fertig packte. Sie flog am nächsten Tag für zwei Wochen zu den Vertragsverhandlungen, die in den letzten Monaten eminent positiv verlaufen waren, nach Tokio.
Die Kinder schliefen und sie ließ Badewasser einlaufen, glitt wenig später in das heiße Ölbad. Mit geschlossenen Augen genoss sie das Aroma des Badezusatzes. Ein Hauch Sandelholz, ein Hauch Jasmin, ein Hauch Ylang-Ylang und ein Hauch Sonne, wie sie es scherzhaft nannte.
„Schläfst du, Shina?“
Sie öffnete die Lider, da kam er zu ihr in die Wanne, setzte sich ihr gegenüber hin. „Schon nervös?“
„Non, noch nicht. Morgen nur ein langer, öder Flug. Übermorgen habe ich frei, falls nichts dazwischen kommt. Du darfst dich zwei Wochen um unsere Rasselbande kümmern, obwohl dir ja Josephine fleißig hilft.“
„Da können sie morgens angerannt kommen und wir können toben, ohne dass jemand meckert. Hast du dir warme Sachen eingepackt? Ich denke aber, dass dein Zimmer bestimmt eine gut funktionierende Heizung hat.“
„Wieso haben das nicht die meisten?“
„Das Einzige, was man in Japan als Zentralheizung bezeichnen könnte, ist ein in der Mitte des Zimmers platziertes Heizöfchen. Dieser Ofen wird beliebig mit Öl, Gas oder wenn man es sich leisten kann, mit Strom betrieben. So ein Ding reicht selten für die ganze Wohnung. Es ist kostspielig, zudem ziemlich gefährlich, zumindest die Öl- und Gasöfen. Deswegen brennen häufig japanische Wohnungen ab, weil Öfen beispielsweise unbeaufsichtigt, zu nah an den traditionellen Papiertüren stehen. Dazu kommt, dass die meisten Öfen entweder ein lärmendes Gebläse oder unangenehm riechende Abgase verursachen. So sind also die meisten Geräte nicht geeignet, mehrere Stunden am Stück, also vor allem die Nacht durchzulaufen, geschweige denn im winterlangen Dauereinsatz. Damit man sich sprichwörtlich nicht den Hintern abfriert, gibt es beheizbare Klobrillen, die den empfindlichen Wärmebedarf auf der Toilette deckt. Um sich in den kältesten Nächten in ein wohlig warmes Bett kuscheln zu können, gibt es Heizdecken. Beliebt sind kotatsu. Das sind Heizlampen unter dem Tisch. An kalten Tagen steckt man seine Beine unter die Decke und lässt sie grillen.“
„Ich werde nie im tiefsten Winter nach Japan fliegen“, lachte sie. „Ich denke aber, dass es im Hotel anders ist.“
„Ist es.“
„Jetzt musst du sagen, wie sehr ich dir fehlen werde“, begann sie ihn zwischen den Beinen zu streicheln.
Akira erhob sich. „Genieße noch das warme Wasser“, verließ er das Bad, ignorierte ihr Rufen.
Im Schlafzimmer stellte er zwei Gläsern Orangensaft ab. Er setzte sich auf das Bett und blickte auf ihrem Körper, der nackt war. Sie bestand nur aus Haut und Knochen, selbst der Busen war fast verschwunden. Die Narben unterhalb ihres linken Busens sah man kaum. Nach der Geburt von Marc hatte sie begonnen, zu hungern, weil ihre Figur so gelitten hätte. Es war ein scheußlicher Anblick.
Ihre Hand glitt langsam über seinen Oberschenkel hinauf, über seine Hüfte, zu dem harten Bauch. Er nahm das Glas, trank, aber er wusste, er konnte dem nicht entrinnen, ohne dass es erneut eskalierte. Er zog den Bademantel aus, sie fester an sich, drehte sich auf den Rücken, zog sie mit.
Jeder Millimeter ihrer Haut schien in Flammen zu stehen. Sie schaute zu ihm, erblickte das schwarze Funkeln in seinen Augen. Es schien zu glimmen.
Wie eine Katze rekelte sie sich auf dem Bett, wollte seine Finger so nahe wie möglich spüren. Sie ergötzte sich an jeder Kontraktion, viel in ein Meer aus tausend glühenden Kohlen, die sie zu verbrennen schienen.
„Akira … ja … oh ja …“, keuchte sie, bohrte dabei ihre Finger in das Laken. Seine Finger massierten sie weiter, die Innenwände ihrer Vagina und vollzogen einen prickelnden, mächtigen Akt der Penetration und versetzten sie in einen Rausch. Sie war kurz davor, einem gewaltigen Orgasmus entgegen zu schweben. Heiß schoss ihr Blut durch die Adern,
Sie rieb sich an ihm, wünschte, von ihm ausgefüllt zu werden. Er zog sie enger an sich, drehte sich mit ihr und sein Glied glitt tief in sie ein. Shina drückte sich tiefer in die Matratze. Dieser Mann brachte sie um den Verstand. Seine kalten Hände auf ihrer Haut, sein kühler Atem auf ihrem Hals. Er küsste sie flüchtig auf die Wange, ließ von ihrem Körper ab und ging ins Bad, wo er duschte, auch damit seine Erregung verschwand.
„Wie war ich?“, empfing sie ihn.
„So wie immer. Du solltest lernen, dass sich auch Frauen beim Sex bewegen.“
„Du willst mich ärgern. Ich bin die beste, aufregendste und schönste Geliebte, die du jemals hattest.“
„Wenn du meinst“, trank er etwas Saft.
„Vielleicht kann dich ja eine andere trösten, wenn ich weg bin, aber nicht in meinem Bett“, flirtete sie.
„Du drehst schon durch, wenn ich nur eine andere Frau ansehe. Es wird keine andere Lady geben, außer wir lassen uns endlich scheiden.“
Shina stützte sich auf, musterte ihn. „Niemals. Bis das der Tod uns scheidet, gehörst du nur mir. Ich kastriere dich sonst und sehe zu, wie du krepierst, Du darfst mir jetzt sagen, wie sehr du mich liebst, dass ich die schönste Frau bin, dass du mich anbetest und was dir sonst alles an mir gefällt. Du bist lieb, aber trotzdem hole ich uns etwas zu trinken.“
Seine finstere Miene reizte sie nur zum Lächeln. Sie hatte ihn für alle Zeit in der Hand und sie genoss es, ihn regelmäßig daran zu erinnern. „Ich habe etwas. Danke.“
Sie zog den Morgenmantel über und ging hinunter, kam wenig später mit einer Flasche Mineralwasser zurück, schüttete etwas ein und trank hastig.
„Hoffentlich mache ich keine Fehler.“
„Shina, du bestimmt nicht. Du bist doch sooo perfekt. Du kennst dich mit den Japanern aus.“
„Nur mit einem und der ist es nur zur Hälfte“, schmunzelte sie, betrachtete den fast nackten Mann ausgiebig. „Du siehst wie ein Beau aus.“
Die breiten Schultern, der Brustkorb, fast haarlos. Sein Bauch flach und hager, wo sie die Umrisse der einzelnen Muskeln erkennen konnte. Die Taille und Hüfte schmal. Seine Leistengegend, dunkel behaart, von seinem Glied war ein Stück Kopf zu sehen, der wartend zwischen seinen Schenkeln ruhte. Das allerdings sah sie nicht, wusste es jedoch. Sehr muskulöse Beine, denen man ansah, wie sportlich und durchtrainiert sie waren. Ihr Blick wanderte hoch zu den ebenfalls muskulösen Armen, dem hübschen, jedoch sehr maskulinem Gesicht, was entspannt und zufrieden wirkte. Seine schwarzen Haare, die bis zur Schulter reichten, nun leicht verwuschelt waren, eine gerade Nase, die Augen, schwarz glänzend, das einzige Merkmal, das ihn als Asiaten kennzeichnete, der gut geschwungene Mund. Er grinste sie belustigt an und seine ebenmäßigen weißen Zähne blitzten zwischen den Lippen. „Fertig mit betrachten, Madame de Sanciere?“
„Machen Sie auch, Monsieur D´Leciere.“ Sie schmiegte sich an ihn, ließ ihre langen Fingernägel, heute in einem dunklen lila gelackt, über seine Brust, den Bauch gleiten. Oh Non, nicht nochmals diesen Mist, dachte er dabei.
„Ich muss jetzt dafür sorgen, dass du mich nicht so oft betrügst und dabei unsere Kinder vernachlässigst.“
„Du spinnst. Die bekanntesten Prinzipien sind In und Yô, die Entgegengesetzten, sich jedoch gegenseitig beeinflussende Pole, wie das Weibliche und das Männliche, Schatten und Licht, Winter und Sommer, die weiche, passive Shina und als Gegenpol ich. Das eine bedingt das andere.“
„Ach, ich bin passiv? Wusste ich noch nicht.“
„Leider. Du darfst ruhig nach deiner Reise aktiv sein.“
„Ich muss viele Tage sehr aktiv sein.“
Augenblicklich war das aufgebrachte Funkeln in seinen schwarzen Augen, wie sie es sich einbildete.
Jetzt schaute er sie an. „Weißt du, teilweise nervst du mit deinem Gerede. Was für eine tolle Frau du bist, weiß doch inzwischen halb Frankreich. Kaufe dir wieder ein paar Journalisten und erzählen denen das. Die veröffentlichen doch für Geld alles, was du ihnen vorlügst.“
Sie ließ von ihm ab, setzte sich auf. „Ich hatte von meinem Job gesprochen. Du verwechselst die Personen“, brach es mit kalter Stimme aus ihr heraus. „Ich habe dich noch nie betrogen.“
„Non? Wie viele Schreiberlinge hast du befriedigt? Reichen zwanzig? Ich habe von dir als Geschäftsfrau gesprochen, das ist es doch, was du sein willst. Eine ach so erfolgreiche Frau, dabei erledigt alles Pierre und die Angestellten“, er zog sich zurück.
Sie sah ihn entsetzt an. Woher ...? „So hatte ich das nicht gemeint. Nur weil du ein blöder Versager bist, deswegen jede Hure mitnimmst, bin ich nicht so.“
„Bitte, Shina, lass uns heute nicht streiten. Außerdem ist deine Ausdrucksweise vulgär und das bei sooo einer Superfrau?“
„Du schließt von dir auf andere, das ist dein Problem.“
„Wie du meinst.“
Shina kuschelte sich an ihn. „Fasst du jemals eine andere Frau an, kastriere ich dich. Du gehörst mir, nur mir“, flüsterte sie, aber nicht leise genug, dass er es nicht hörte. Er verkniff eine Bemerkung, stand auf und verschwand im Bad, schloss ab.
Er schaute eine Weile in den Spiegel. Das war nicht mehr zu ertragen. Ginge das noch eine Weile so weiter, würde er durchdrehen. Akira, denke an deine Kinder, sagte er sich. Ja, für sie musste er diese Frau, diesen Zirkus noch Jahre ertragen.
嫉妬
Akira hatte sie am frühen Morgen nach Frontignan zum Flughafen gefahren, wo die Privatmaschine, die ihren Namen trug, auf sie wartete. Der Abschied viel ihr schwer.
„In spätestens zwei Wochen bist du zurück.“ Er gab ihr noch einen Kuss auf die Wange, atmete insgeheim auf, dass er wenigstens einige Tage seine Ruhe hatte.
Sie löste sich, schritt an der Stewardess vorbei und winkte noch einmal. Kaum saß sie, rollte die Maschine los. Wie immer war der Service tadellos. Es gab Kaffee, Gebäck, ein Glas Champagner. Ihr verstorbener Vater hatte das so gewollt. Seine princesse musste verwöhnt werden. Während die Maschine abhob, wanderten ihre Gedanken zu Guy de Sanciere, so wieder jedes Mal, wenn sie in dem Flugzeug saß. Diese Maschine hatte er erst sechs Monate vor seinem Tod gekauft, wegen ihr. So konnte sie zu ihm nach Paris kommen, auf schnelle und bequeme Art und Weise. Sie sah ihn vor sich, den großen, gut aussehenden, eleganten Mann. Ein Mann, dem sie nie etwas recht machen konnte, der sie aber auf seine kaltherzige Art geliebt, aber besonders gern verwöhnt hatte.
„Shina, du bist die Einzige, die Guy in seinem gesamten Leben geliebt hat“, hatte man ihr damals nach dessen Tod gesagt. „Dein Vater hat zu uns gesagt: Es gibt Millionen Diamanten. Sie sind schön, wertvoll, aber es gibt lediglich einen Stern von Afrika. Der hat 530 Karat. Meine Tochter ist tausend Mal mehr wert, als dieser Stein. So etwas findet man selten. Sie ist nicht nur intelligent, sie vereint in sich die besten Eigenschaften. Ein ungeschliffener Rohdiamant von unschätzbarem Wert.“ Ja, er hatte sie geliebt, so wie er den Luxus, seine Antiquitäten liebte. Nun war er seit sechs Jahren tot. Sie wusste, dass er den Tod so wollte. Damals war er sofort zu ihr gekommen, um sie zu beschützen, denn an seiner princesse durfte sich keiner vergreifen und hatte das sein Mörder getan.
„Es war mir nicht klar, dass ich jemand so schwer verletzten konnte, dass sie sich nie davon erholen würde, dass man einem anderen Menschen dadurch, dass man lebt, irreparablen Schaden zufügen kann", hatte er ihr gesagt und sie hatte ihm das sogar geglaubt. Mit seinem Tod waren all seine Missetaten verschleiert worden. Der Diebstahl und der damit verbundene Mord an dem Eigentümer, der Missbrauch von kleinen Mädchen und der Tod eines dieser Kinder. Vielleicht zehn Menschen wussten es, für alle anderen war Guy de Sanciere als der ehrenvolle, intelligente, ruhige Mann, der gute, liebevolle Vater gestorben. Er war nie in Skandale verstrickt gewesen, es gab keine Affären, obwohl er von seiner Frau Michelle getrennt lebte. Er hatte den D´Serrviere-Konzern seines Schwiegervaters zusammen mit Dr. Pierre Villion weiter ausgebaut, und zwar eminent erfolgreich. Er hatte auf seine brillante Art Verhandlungen im Ausland geführt, nicht nur für sein Heimatland, Non, auch für das Unternehmen. Er konnte vor Charme sprühen, jedoch Sekunden später skrupellos, kalt wie Eis sein. Unsere Welt ist flüchtig wie Tau, mag sein und dennoch ... und dennoch ... hatte Issa einmal ein Haiku verfasst und es stimmte.
Der Pilot teilte ihr mit, dass sie in wenigen Minuten in Paris landen würde, und sie schnallte sich an, blickte auf die Metropole hinunter, die im ersten diffusen Morgenlicht vor ihr auftauchte.
Sie bedankte sich bei der Besatzung, eilte über das Rollfeld. In der Halle wurde sie von Doktor Pierre Villion empfangen. „Einen guten Flug gehabt, mein Kind?“
„Danke. Perfekt wie stets.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Die Herren haben bereits eingecheckt. Lass uns gehen. Dein Gepäck wird direkt zum Flieger gebracht.“
Sie gingen nebeneinander her. Erst im Flugzeug begrüßte sie die anderen Mitarbeiter, setzte sie sich. Neben zwei Japanern waren sie die einzigen Passagiere in der ersten Klasse. Ein fünfzehnstündiger Flug stand ihr bevor und sie machte es sich bequem.
Nachdem die Maschine gestartet war, löste sie den Sicherheitsgurt, schloss die Augen und war gedanklich bei ihren Kindern. Würden sie ihre Mutter vermissen? Die Kinder würden langsam erwachen und Akira hatte sicher reichlich zu tun. Gerade morgens waren die beiden sehr anstrengend. Mariko musste für die Schule fertiggemacht werden. Marc hingegen drängelte, dass er heraus konnte. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie sich Akira vorstellte, wie er die beiden unter Kontrolle halten würde. Ja, er hatte sich in den letzten zwei Jahren verändert.
Irgendwo muss es eine Richtung geben, die uns innewohnt, irgendein Gefühl, das uns entscheiden lässt, ob wir zufrieden sind oder ob sich unser Leben verändern muss. Diese Entscheidungen sind irrational und voll schwerwiegender Konsequenzen. Ihre Beziehung basierte auf echter Zuneigung und war doch ein ständiger Kompromiss. Sie wusste und hatte es erlebt, dass Liebe verletzen, zerstören, töten konnte, dass man sich schuldig machte, ohne dies zu beabsichtigen. Ja, es war ein langer Weg für sie beide gewesen und ein sehr schmerzvoller.
Vor fünf Jahren hatte sie den Halbjapaner-Halbfranzosen kennengelernt, als er ihnen bei Ermittlungsarbeiten wenig half. Damals hatte sie noch bei der Marseiller Kriminalpolizei gearbeitet. Ein Japaner hatte sieben Menschen grausam getötet, um ihrem Vater Angst einzujagen. Es war bei ihr fast so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen, aber sie hatte bei Akira ständig gespürt, wie sehr er sie ablehnte. Trotzdem kam es zu mehr. Sie hatte sich dem Mörder ausgeliefert, um den Vater zu schützen, aber da hatte sie einen Fehler gemacht. Rafu Horiko wollte nicht nur den Vater, sondern auch sie töten. Er hatte sie vergewaltigt, geschlagen, misshandelt, aber Akira war eingeschritten. Ihr Leben konnte er retten, dass ihres Vaters nicht. Danach wollte sie all das vergessen, aber Akira war wieder in ihr Leben getreten. Sie war schwanger geworden, hatte ihren Job gekündigt und war mit ihm nach Japan gereist. Dort hatten sie völlig überstürzt geheiratet. Wenige Monate später kam Mariko auf die Welt und allmählich ging es mit der Ehe abwärts. Besonders seine Mutter machte ihr jahrelang das Leben zur Hölle, erpresste, schlug und misshandelte sie. Akira und sie lebten sich rasch auseinander. Non, eigentlich hatte es nie gemeinsames Leben gegeben, nur man war am Anfang respektvoll miteinander umgegangen. Sie war wieder schwanger geworden, aber Nyoko, seine Mutter, hatte sie dermaßen misshandelt, dass sie den Embryo verlor. Er war kaum noch Daheim, hatte ständig eine Freundin, mit denen er mehr lebte, als mit ihr und der Tochter. Wenn er mal da war, hatte er ständig etwas an ihr auszusetzen, meckerte. Man kann mit einigen japanischen Männern nicht, wie nun mal in einer Ehe üblich, streiten, weil einige aufstehen und weggehen, statt zu diskutieren. Streitgespräche sind für japanische Männer völlig Indiskutables. Mit der Ehefrau diskutieren, etwas Verfemtes, da die Männer kaum Ahnung haben, wie sie darauf reagieren sollen, denn Streiten liegt dem Japaner nicht und widersprechen seinem Wesen. Das war besonders bei Akira stark ausgeprägt, wie alles Japanische. Für viele Japanerinnen ist der eigene Ehemann wie ein Fremder. Sie wissen fast nichts über ihn, so war es bei ihr gewesen. Er ließ sie nie an sein Inneres, teilte ihr nie seine Emotionen, seine Entscheidungen mit. Debatten gab es sowieso nicht, da er allein entschied und sie sich fügen musste. Obwohl Halbjapaner, hatte diese Wesensseite bei ihm dominiert. Sie wollte damals sterben, da sie die ständigen Demütigungen, Misshandlungen, Lügen nicht mehr ertragen konnte, aber Akira hatte es verhindert, sie als psychisch krank bezeichnet. Sie wurde abermals schwanger und fand den Brief seiner ehemaligen Geliebten. Das war die Wende gewesen und sie hatte sich aus dem Sog, ihrer Angst befreit, die Scheidung beantragt, alles hinter sich gelassen. Sie hatte Wochen später erfahren, nicht ahnend, dass seine Mutter hinter allem steckte, dass er eine große Summe Geld von ihr forderte. Das war der nächste Schlag für sie gewesen. Akira war kurz nach der Trennung nach Japan abgereist, hatte dort monatelang mit einer Japanerin gelebt. Als er feststellte, dass diese eine Prostituierte war, von seiner Mutter gekauft, kam er zurück. Nachdem dieser Fremde das Daishô-Paar holte, waren sie sich wieder langsam näher gekommen, bis er erneut nach Japan verschwand. Der Mörder, den seine Mutter gekauft hatte, entführte den Sohn und wollte sie töten, aber Akira hatte sie abermals gerettet. Das war etwa über zwei Jahre her und sie hatten sich neuerlich langsam bei einem Urlaub genähert. Danach war Akira zu ihnen gezogen, hatte schließlich sein Haus in Marseille verkauft, um seine Schulden bei ihr zu begleichen und vor einem Jahr hatten sie ein zweites Mal geheiratet. Sie führten eine glückliche Ehe, ein schönes Familienleben mit ihren zwei Kindern.
Ja, Akira hatte sich stark verändert. Sie hatte das alles bewirkt. Seine japanische Seite war fast verschwunden und das französische Erbe seines Vaters war heute dominierend. Sie musste nicht ständig japanisch leben, kochen. Sein penibler Ordnungssinn war genauso verschwunden, wie sein oftmals anmaßender, beleidigender Tonfall. Aus dem distanzierten, überheblichen, ruhigen Japaner war ein fröhlicher, aufgeschlossener Mann geworden, ein liebevoller Vater. Sie redeten über alles, trafen Entscheidungen gemeinsam. Es gab keine Lügen, Geheimnisse mehr, ferner war er treu geworden. Heute wusste sie, wie viel Macht sie eigentlich über ihn hatte und das gefiel ihr besonders. Akira würde alles für sie tun, weil er sie liebte und nur sie. Manchmal belustigte es sie, dass er wie Wachs in ihren Händen war, auch wenn er hin und wieder Mal den Aufstand probte. Sie war inzwischen die Stärkere in der Beziehung und sie wusste genau, wie sie ihn immer wieder auf den Teppich der Tatsachen zurückbrachte. Sie war schließlich die Konzernbesitzerin und er nur ein kleiner Dozent. Es war ein herrliches Leben und sie genoss jeden Tag.
Shina wurde erst Stunden später wach. Sie hatte den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachgeholt. Sie setzte sich auf und bemerkte, dass zwei der Herren schliefen, während die anderen sich einen Film anschauten. Sie erhob sich, machte sich ein wenig frisch und sagte der Stewardess Bescheid, da sie Durst hatte. Nachdem sie wieder saß, schaute sie auf die Uhr. Noch ungefähr drei Stunden bis zur Landung. Draußen war eine dicke Wolkendecke zu sehen, sonst nichts weiter. Sie nahm dankend das Essen und den Saft und machte sich mit Appetit darüber her. Danach schloss sie wieder die Augen und schlief abermals ein, bis Pierre sie weckte.
Sie schaute aus dem Fenster, da ein fast klarer Himmel sie erwartete. Die japanische Metropole tauchte auf. Man sah die ersten Strahlen der Morgensonne. Diese ließ an den Gebäuden die Fensterscheiben, den Stahl blitzen, während die Maschine langsam abwärts glitt. Seitlich erblickte sie im dichten Grün „Narita“. Eine Begrüßung im Sinne der Natur.
Sie hatten die umfangreiche Pass- und Zollkontrolle hinter sich und tauchten ein in ein verwirrendes Menschengewühl und Sprachenwirrwarr. Männer mit kurzen Haaren, in dunklen Anzügen, fast alle identisch aussehend, wie sie fand, waren in der Überzahl. Daneben Frauen in modernen Kostümen, in Mänteln und sogar einige im Kimono, die langsam durch die große Halle des Narita Airports tippelten. Jugendliche mit Rucksäcken fielen ihr auf, modern gekleidet, wie überall auf der Welt.
Eine riesengroße sehr hohe Halle, glänzend aus Chrom, Stahl, Glas, Stein. In der Mitte eine merkwürdige Figur stehend. Steinbänke waren um einen Baum platziert. Überall prangten Schilder in Japanisch und englisch, wiesen den Besuchern den Weg zu den Bahnen, den einzelnen Gates, Waschräumen, Toiletten und sonstigen.
„Warten wir hier, bis unser Chauffeur kommt. Er scheint sich verspätet zu haben“, entschied Pierre Villion. Es waren ungefähr neunzig Kilometer bis zu ihrem Hotel und er hatte einen Wagen bestellt, der sie in die Metropole fahren würde. Das Hotel lag im Nihonbashi Viertel, in der Innenstadt. Dort waren die Herren bereits bei ihren anderen Besuchen abgestiegen und der Service sollte exzellent sein. Ferner gab es ein Konferenzzimmer, sodass sie nicht durch die Hauptstadt fahren mussten. Die anderen sechs Personen, die bisher die Vorverhandlungen geführt hatten, waren ebenfalls dort abgestiegen.
Bürokomplexe, Straßen, Wolkenkratzer, grauer Beton, Glas, Stahl, Leuchtreklamen, soweit das Auge blickt, bekamen sie auf der Fahrt zu sehen. Menschen in Massen, wie ein Ameisenhaufen, der zur Arbeit strömte, eilten vorwärts. Alles wirkte so hektisch. Der größte Teil der Leute in dunklen Anzügen. Sie wirkten wie uniformiert. Die Straßen waren verstopft, Fahrradfahrer schlängelten sich zwischen den Autokolonnen hindurch.