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Der Liebesroman mit Gänsehauteffekt begeistert alle, die ein Herz für Spannung, Spuk und Liebe haben. Mystik der Extraklasse – das ist das Markenzeichen der beliebten Romanreihe Irrlicht: Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen erzeugen wohlige Schaudergefühle. Angestrengt spähte die junge Frau in die Dunkelheit. Langsam gewöhnten sich ihre Augen daran, und sie konnte die Umrisse der Möbel erkennen. Die Jalousie vor dem Fenster war nicht völlig geschlossen, ein schmaler Lichtstreifen fiel ins Schlafzimmer, direkt auf die Tür, die sich in diesem Augenblick öffnete. Zwei dunkle Gestalten, die ihr riesengroß erschienen, schlichen in den Raum. Es ist ein Alptraum, Melissa, nur ein Alptraum! versuchte sie sich einzureden. Wach auf, du träumst! Wach auf! Warum konnte sie sich nicht bewegen? Warum lag sie wie festgenagelt im Bett? Sie wollte schreien, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Wach auf! befahl sie sich wieder. Wach auf! Und dann wußte sie plötzlich, daß es keineswegs ein Alptraum war. Sie war nicht mehr allein in ihrem Schlafzimmer. Zwei Männer traten an ihr Bett... Melissa Clarke betrat das imposante Foyer des London-Hall-Hotels. Kurz schaute sie sich um, dann steuerte sie auf die Rezeption zu und nannte ihren Namen. »Ich bin mit Mister Michel Adams verabredet«, sagte sie zum Portier. »Er erwartet mich um sechzehn Uhr.« »Einen Moment bitte.« Der Portier griff nach dem Telefonhörer und wählte. »Sie möchten bitte nach oben kommen, Miß Clarke«, wandte er sich an die junge Frau, nachdem er mit dem Sekretär von Michel Adams gesprochen hatte. Er nannte ihr Stockwerk und die Nummer der Suite. Melissa ging zum Aufzug. Sie versuchte sich einzureden, daß dies ein völlig normaler Auftrag war. Immerhin hatte sie es gelernt, wichtige Persönlichkeiten zu interviewen, und im Grunde genommen war nichts dabei. Bisher hatte es ihr immer
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Angestrengt spähte die junge Frau in die Dunkelheit. Langsam gewöhnten sich ihre Augen daran, und sie konnte die Umrisse der Möbel erkennen. Die Jalousie vor dem Fenster war nicht völlig geschlossen, ein schmaler Lichtstreifen fiel ins Schlafzimmer, direkt auf die Tür, die sich in diesem Augenblick öffnete. Zwei dunkle Gestalten, die ihr riesengroß erschienen, schlichen in den Raum. Es ist ein Alptraum, Melissa, nur ein Alptraum! versuchte sie sich einzureden. Wach auf, du träumst! Wach auf! Warum konnte sie sich nicht bewegen? Warum lag sie wie festgenagelt im Bett? Sie wollte schreien, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Wach auf! befahl sie sich wieder. Wach auf! Und dann wußte sie plötzlich, daß es keineswegs ein Alptraum war. Sie war nicht mehr allein in ihrem Schlafzimmer. Zwei Männer traten an ihr Bett...
Melissa Clarke betrat das imposante Foyer des London-Hall-Hotels. Kurz schaute sie sich um, dann steuerte sie auf die Rezeption zu und nannte ihren Namen.
»Ich bin mit Mister Michel Adams verabredet«, sagte sie zum Portier. »Er erwartet mich um sechzehn Uhr.«
»Einen Moment bitte.« Der Portier griff nach dem Telefonhörer und wählte. »Sie möchten bitte nach oben kommen, Miß Clarke«, wandte er sich an die junge Frau, nachdem er mit dem Sekretär von Michel Adams gesprochen hatte. Er nannte ihr Stockwerk und die Nummer der Suite.
Melissa ging zum Aufzug. Sie versuchte sich einzureden, daß dies ein völlig normaler Auftrag war. Immerhin hatte sie es gelernt, wichtige Persönlichkeiten zu interviewen, und im Grunde genommen war nichts dabei. Bisher hatte es ihr immer Spaß gemacht, bis auf die wenigen Fälle, bei denen ihr der Partner nicht gerade sympathisch gewesen war. Aber sie gestand sich ein, daß dieser Auftrag anders war. Michel Adams führte ein sehr zurückgezogenes Leben. Den größten Teil des Jahres lebte er auf seiner Insel, die sich rund hundert Kilometer von Hawaii befand. Noch niemals war es einem Journalisten gelungen, Zutritt zu dieser Insel zu bekommen. Michel Adams grenzte sein Privatleben streng gegen die Außenwelt ab. Er galt als Sonderling, genauso wie sein Vater und sein Großvater es gewesen waren. Es hieß, daß er auf der Insel wie ein König herrschte.
Melissa nannte dem Liftboy das Stockwerk, in das sie wollte, dann lehnte sie sich gegen die Kabinenwand und versuchte sich zu sammeln. Michel Adams war eigens nach London gekommen, um eine Ausstellung surrealistischer Bilder im Somerset House zu eröffnen. Trotz seines zurückgezogenen Lebens kannte man ihn als großen Förderer unbekannter Maler.
Der Aufzug hielt im zehnten Stock des Hotels. Melissa Clarke atmete tief durch und trat in den breiten Korridor.
Wieder sagte sie sich, daß sie keinen Grund hatte, Angst zu haben. Warum sollte sie diesen Auftrag nicht mit derselben Bravour meistern, in der sie gewöhnlich an ihre Arbeit heranging? Als sie vor zwei Stunden in die Redaktion der Frauenzeitschrift gekommen war, für die sie arbeitete, wartete ihr Chef bereits auf sie. Er sagte ihr, daß er mit Michel Adams telefoniert habe und dieser mit einem Interview einverstanden wäre, aber nur unter der Bedingung, daß sie es führe.
Woher kennt er mich überhaupt? dachte sie jetzt. Gut, einige ihrer Artikel hatten allgemeine Beachtung gefunden, aber die meisten ihrer Kollegen besaßen mehr Erfahrung, arbeiteten weit länger bei der Zeitung als sie. Immerhin war sie erst vierundzwanzig und stand am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn.
Die Suite, die Michel Adams mit seinen Mitarbeitern bewohnte, lag im hinteren Teil des Korridors. Bevor sie auf den Klingelknopf drückte, schaute sie noch rasch in den Taschenspiegel, kämmte sich flüchtig ihre langen dunkelblonden Haare und zog sich etwas die Lippen nach. Dann atmete sie tief durch und läutete.
Gleich darauf wurde ihr von einem älteren Mann die Tür geöffnet. »Miß Clarke?« fragte er.
Melissa nickte. »Mister Adams erwartet mich.«
»Ja, ich weiß. Ich bin Ed Fellon, sein Privatsekretär.« Er bat sie Platz zu nehmen und verschwand durch eine schmale Tür, die in den Nebenraum führte.
Melissa mußte nicht lange warten. Schon zwei Minuten später kam der Sekretär zurück und begleitete sie in den Wohnraum der Suite. Vergeblich versuchte sie, das wilde Schlagen ihres Herzens zu beschwichtigen. Sie war so aufgeregt, als würde es sich um ihr erstes Interview handeln. Trotzdem gelang es ihr, kühl und beherrscht zu wirken, als Michel Adams, der am Schreibtisch gesessen hatte, ihr entgegenkam.
Melissa hatte erst zweimal ein Foto von ihm gesehen. Einmal vor einigen Jahren, als er bei der Einweihung eines Heimes für behinderte Kinder in New York von sich reden gemacht hatte, das andere Mal vor zehn Monaten nach dem Tode seiner Frau. Nun stellte sie fest, daß beide Fotos ihm nicht gerecht geworden waren. Er war viel größer und machte auf sie den Eindruck eines Mannes, der den größten Teil seiner Zeit dem Studium wissenschaftlicher Bü-cher widmete. Vor zwei Monaten war er fünfzig geworden, doch er wirkte wesentlich jünger. In seinen vollen schwarzen Haaren konnte sie kein Grau erkennen. Sein schmales Gesicht wies kaum eine Falte auf, und in seinen braunen Augen brannte ein geradezu jugendliches Feuer. Ja, vor allem seine Augen waren es, die sie beeindruckten. Sie hatte das Gefühl, als blicke er bis in die Tiefe ihrer Seele. Seltsamerweise war es ihr nicht einmal unangenehm.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miß Clarke«, sagte er, als sie einander die Hand reichten. »Ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört, das heißt gelesen.« Er lächelte ihr zu. »Als mich heute Ihr Chef anrief und um ein Interview bat, machte ich es deshalb zur Bedingung, daß er Sie zu mir schickt.«
»Danke, Mister Adams«, erwiderte Melissa und fügte etwas ironisch hinzu: »Ich weiß die Ehre zu schätzen. Schließlich gehören Sie nicht gerade zu den Leuten, die Journalisten bereitwillig Rede und Antwort stehen.«
»Nein, das kann man wirklich nicht von mir behaupten.« Michel Adams lachte. »Wahrscheinlich wissen Sie, wieviel Wert ich auf mein Privatleben lege. Für Leute, die ständig ans Licht der Öffentlichkeit streben, hatte ich noch nie etwas übrig. Für mich ist so etwas bisher nicht in Frage gekommen und wird es auch niemals kommen.«
»Das kann ich sehr gut verstehen, Mister Adams«, erwiderte Melissa. »Deshalb wundert es mich, daß Sie mit diesem Interview einverstanden sind.«
»Nur weil ich Ihre Artikel kenne und überzeugt davon bin, daß Sie nichts schreiben werden, was nicht der Wahrheit entspricht.« Er schaute ihr in die Augen. »Ich schätze Sie, Miß Clarke. Ich schätze Sie sogar sehr.«
»Sie können sich auf mich verlassen, Mister Adams.« Obwohl Melissa sich bemühte, es nicht zu zeigen, fühlte sie sich von seinen Worten geschmeichelt. »In erster Linie möchte ich natürlich viel über Ihre Insel wissen.« Sie lachte leise auf. »Wie Sie wissen, kursieren da mehrere Geschichten. Unter anderem wird behauptet, Sie würden Ihre Angestellten wie Sklaven halten.«
»Und das glauben Sie?«
»Nein, Mister Adams.« Melissa schüttelte den Kopf. »Ich weiß zwar, daß es selbst in unserem Jahrhundert noch Teile in der Welt gibt, in denen Sklavenhaltung gang und gäbe ist, aber Adams Island gehört schließlich zu den Vereinigten Staaten.«
»Setzen wir uns«, schlug Michel Adams vor. Er wandte sich an seinen Sekretär. »Bringen Sie bitte Wein, Mister Fellon.«
»Wie Sie wünschen, Mister Adams.« Der Sekretär ließ sie allein.
Es war ein ausgezeichneter Wein, den ihr Michel Adams kredenzte. Er erzählte, daß auf seiner Insel Weinbau betrieben wurde, allerdings nicht in großem Maß, sondern nur soviel, um den eigenen Bedarf zu decken. »Wenn ich mich im Ausland aufhalte, nehme ich stets einige Flaschen mit«, sagte er. »Vielleicht werden Sie über mich lachen, aber ich bin ein Mensch, der ungern seine Heimat verläßt. Wenn ich abends ein Gläschen Wein trinke, fühle ich mich, egal wo ich auch bin, gleich zu Hause.«
»Das kann ich sehr gut verstehen, Mister Adams«, erwiderte Melissa. »Bitte erzählen Sie mir ein wenig über die Insel.« Sie saßen sich gegenüber und die junge Journalistin empfand die Gesellschaft des geheimnisvollen Mannes als sehr wohltuend. Er verstand es, andere Menschen für sich einzunehmen. Er vermittelte ihr, daß sie zumindest im Augenblick die einzige Frau war, die ihn interessierte. Er sah sie fast ununterbrochen an, wandte nur selten den Blick. Jedes Wort, das er sagte, schien einzig und allein für sie bestimmt.
»Adams Island befindet sich rund hundert Kilometer von Hawaii entfernt«, erzählte er. »Aber das wird Ihnen ja bekannt sein. Es ist eine wunderschöne Insel. Mein Urgroßvater hat sie achtzehnhundertsechsundneunzig gekauft. Damals war sie unbewohnt. Er suchte nach einem Platz, an dem er sich von aller Welt zurückziehen konnte und baute ein kleineres Haus an der Südküste. Erst mein Großvater begann mit dem Bau des großen Hauses, und er war es auch, der dafür sorgte, daß ein Arzt, Lehrer für die Kinder der Angestellten und reichlich Personal auf die Insel kamen. Viele der Menschen, die heute auf Adams’ Island leben, sind dort geboren worden. Andere haben sich erst später entschlossen, mein Leben zu teilen. Weil ich sehr viel Personal habe, ist für keinen einzigen die Arbeit schwer. Im Grunde genommen könnte man sagen, wir sind fast so etwas wie eine große, glückliche Familie.«
»Und leben auch Ihre Verwandten auf Adams’ Island?«
»Ich bin der letzte Adams«, erwiderte Michel Adams. Er schenkte Wein nach. Sein Gesicht wurde düster. »Ich hatte immer die Hoffnung, meine Insel eines Tages meinem Sohn übergeben zu können. Leider bin ich bisher kinderlos geblieben. Wahrscheinlich wissen Sie, daß meine Frau vor einigen Monaten starb.« Er hob die Schultern. »Es gibt Schicksalsschläge, mit denen man nur schwer fertig wird. Mit meiner Frau starb unser Kind. Sie war im sechsten Monat schwanger.«
»Es muß schrecklich für Sie gewesen sein«, meinte Melissa betroffen.
»Ja, das war es.« Adams atmete tief durch. Er lächelte flüchtig. »Nun ja, sprechen wir nicht mehr davon. Larna und ich haben einander sehr geliebt, aber das Leben geht weiter und irgendwann werde ich wahrscheinlich erneut heiraten.«
»Darf ich das in meinem Artikel erwähnen?« fragte die Journalistin. Sie war sich nicht ganz sicher, denn soweit sie Michel Adams inzwischen kennengelernt hatte, glaubte sie nicht, daß er etwas derart Persönliches der Öffentlichkeit preisgeben wollte.
»Nein, das habe ich nur zu Ihnen gesagt, Miß Clarke«, entgegnete Michel Adams. »Schreiben Sie lieber über die Insel, über das, was ich Ihnen davon erzählt habe, über meine weitverzweigten Geschäftsverbindungen, die Institutionen, die ich unterstütze, natürlich dürfen Sie auch über die Ausstellung schreiben, deretwegen ich nach London gekommen bin. Ich habe den jungen Künstler vor zwei Jahren auf den Bahamas kennengelernt. Ich war schon damals von ihm beeindruckt, und ich freue mich, daß es ihm dank meiner Unterstützung gelungen ist, sich völlig der Kunst zu verschreiben.«
Melissa schaltete ihren Kassettenrecorder aus. »Werden Sie morgen tatsächlich London verlassen, Mister Adams?« fragte sie und hob den Kopf.
»Ja, das habe ich vor.« Er nickte. »Jetzt, nachdem ich Sie kennengelernt habe, bedauere ich es allerdings. Aber meine Pläne lassen es nicht zu, daß ich länger in London bleibe.« Er beugte sich ihr zu. »Sagen Sie, Miß Clarke, haben Sie heute abend schon etwas vor?«
Melissa errötete. Sie nahm an, daß er sie zum Essen einladen wollte, und es tat ihr leid, daß sie seine Einladung ausschlagen mußte. »Ich bin bereits verabredet, Mister Adams«, erwiderte sie.
»Schade, nun ja, da kann man nichts machen.« Wieder lächelte er, dann lehnte er sich zurück und sah sie nachdenklich an. »Da Sie sich so für Adams’ Island interessieren, hätten Sie doch sicher nichts dagegen, einige Tage auf meiner Insel zu verbringen? Es wäre mir eine große Ehre, Sie als meinen Gast begrüßen zu dürfen.«
Melissas Herzschlag schien für den Bruchteil einer Sekunde auszusetzen. Sie sah ihn fassungslos an. Sie wußte ja, daß es bis jetzt noch niemals einem Fremden gelungen war, Adams’ Island zu betreten. Michel Adams hatte es verstanden, die Insel mit einer unsichtbaren Mauer zu umgeben. »Sie möchten allen Ernstes, daß ich auf die Insel kommen, Mister Adams?« fragte sie entgeistert.
»Ja, Miß Clarke, es wäre mir wirklich eine große Freude, Ihnen persönlich mein kleines Paradies zeigen zu dürfen. Und ich hätte auch nichts dagegen, wenn Sie danach in Ihrer Zeitschrift über Ihren Aufenthalt auf Adams’ Island berichten. Einen Fotografen müßten Sie nicht mitbringen. Ich beschäftige einen Mann, der es ausgezeichnet versteht, wundervolle Bilder zu machen.« Er griff nach ihren Händen. »Bitte, Miß Clarke, schlagen Sie meine Einladung nicht aus, und denken Sie vor allen Dingen daran, daß es niemanden auf der ganzen Welt gibt, dem ich bisher ein derartiges Angebot gemacht habe.«
*
Robert Guthman schaute ungeduldig auf seine Armbanduhr. Es war eigentlich nicht Melissas Art, sich zu verspäten, und er fragte sich, was sie aufgehalten haben mochte. Kurz vor vier hatte sie ihn nur reichlich aufgeregt angerufen und gesagt, daß sie ihre Verabredung um eine halbe Stunde verschieben müsse. Sie wolle noch ein wichtiges Interview führen. Jetzt war es bereits halb acht. Auch wenn er versuchte, Melissas Verspätung mit Gleichmut zu nehmen, er dachte an all die Arbeit, die er in der vergangenen halben Stunde noch in der Anwaltspraxis seines Vaters hätte erledigen können. Seinem Vater war es ohnehin nicht recht gewesen, daß er bereits um halb sieben gegangen war. Er selbst hatte vorgehabt, bis acht Uhr durchzuarbeiten.
»Robert!«
Robert Guthman hob den Kopf. Melissa Clarke eilte ihm entgegen. »Endlich, Darling!« meinte er, als sie ihn erreicht hatte. Er schloß sie kurz in die Arme. »Wo warst du denn?« fragte er. »Ich mache mir bereits Sorgen.«
»Nach dem Interview mußte ich noch einmal in die Redaktion.« Sie sah ihn betreten an. »Tut mir leid, Robert. Ich habe versucht, dich noch zu erreichen, aber du warst bereits gegangen.«
»Nun ja, nicht so schlimm. Hauptsache, du bist jetzt hier.« Liebevoll schaute er ihr in die Augen. »Ich dachte, daß wir heute abend chinesisch essen. Wir waren schon lange nicht mehr im ›Fu Tong‹.«
»Eine fabelhafte Idee, Darling.« Sie schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. »Stell dir vor, ich habe Michel Adams interviewt. Du weißt ja, er ist wegen einer Ausstellung nach London gekommen und wohnt im London-Hall-Hotel.«
»Den Michel Adams?« Robert Guthman hob die Augenbrauen. »Alle Achtung, dieses Interview dürfte Seltenheitswert haben, ist vielleicht sogar das einzige, das er je gegeben hat.«
»Es war die Chance meines Lebens«, sagte Melissa enthusiastisch. »Und stell dir vor, als mein Chef ihn um das Interview bat, verlangte er ausdrücklich mich. Er kennt meine Artikel.« Ihre Augen strahlten auf.
»Ich weiß von diesem Adams nicht viel, außer, daß er eine sehr mysteriöse Persönlichkeit sein soll«, sagte Robert Guthman. Er führte seine Verlobte zu dem Platz, an dem er seinen Wagen geparkt hatte. Seitlich von ihnen Iag der Hyde Park. »Außerdem erzählt man sich, seine Frau sei unter reichlich seltsamen Umständen ums Leben gekommen. Soviel ich weiß, hat es damals auch eine Untersuchung gegeben, die allerdings nichts erbracht hat.«
»Sie hatte einen Unfall«, erwiderte Melissa. »Michel Adams erzählte mir, daß sie im sechsten Monat schwanger war und es ihr oft schwindelig wurde. Trotzdem ist sie auf einen der Türme seines Hauses gestiegen, um über das Meer zu sehen. Sie hat das Gleichgewicht verloren und ist hinuntergestürzt. Sie muß gleich tot gewesen sein.«
»Sicher gab es Zeugen für diesen Unfall.«
»Ist anzunehmen.«