Just for Now – Preston und Amanda - Abbi Glines - E-Book
SONDERANGEBOT

Just for Now – Preston und Amanda E-Book

Abbi Glines

0,0
7,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Preston Drake ist ein stadtbekannter Bad Boy, trotzdem ist die schüchterne Amanda Hardy unsterblich in ihn verliebt. Schon immer. Ihre Knie werden weich, wenn er den Raum betritt, ihr Herz beginnt zu rasen, wenn er ihr sein verführerisches Lächeln zeigt – das er allerdings nicht nur ihr schenkt. Als Amanda eines Abends all ihren Mut zusammennimmt, um Preston zu verführen, entbrennt zwischen ihnen sofort eine gefährliche Leidenschaft, die nicht gut enden kann.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

Übersetzung aus dem Amerikanischenvon Lene Kubis

ISBN 978-3-492-96954-3 Juni 2015 © 2012 Abbi Glines Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Just for Now«, 2012 by Simon Pulse Deutschsprachige Ausgabe: © Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2015 Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München Covermotiv: FinePic, München Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck   Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für meine Freundin Autumn Hull, die mir (zahllose Stunden) zugehört hat, während ich die Geschichte von Prestonund Amanda konstruiert habe. Ihre Begeisterung für das Buch hat michimmer wieder von Neuem motiviert!

Na, wenn das nicht die kleine Manda ist, die sich aufgebrezelt hat, um ein bisschen mit mir zu spielen.«

Ich verschluckte mich an meinem Wasser und prustete laut los, um wieder Luft zu bekommen. Ausgerechnet jetzt, wo ich seinen warmen Atem an meinem Ohr spürte. Keuchend und eine Hand vor meinen Mund gedrückt, wandte ich mich ab. Kaum hatte Preston Drake mich endlich bemerkt, musste ich natürlich einen Hustenanfall bekommen. Großartig! Dabei war ich nur wegen ihm hierhergekommen.

Von Prestons Glucksen, in das er ausgebrochen war, während er auf meinen Rücken klopfte, wurde die Sache auch nicht besser. Superpeinlich!

»Sorry, Manda. Ich wusste ja nicht, dass meine bloße Anwesenheit dich zum Würgen bringt!«

Sobald ich wieder sprechen konnte, drehte ich mich um, um dem Typen, der jetzt schon mehrere Jahre der Hauptdarsteller meiner nächtlichen Fantasien war, in die Augen zu sehen. Sämtliche schmerzhaften Prozeduren, derer ich mich unterzogen hatte, um heute Abend unwiderstehlich zu sein, waren wohl umsonst gewesen.

Preston grinste mich auf seine unnachahmliche Weise an. Wie schön, dass ich ihn amüsierte. Leider hatte er in mir nie mehr gesehen als die unschuldige kleine Schwester seines besten Freundes – Marcus Hardy. Was für ein Klischee! Wie viele Kitschromane über Mädchen, die sich hoffnungslos in den besten Kumpel ihres Bruders verliebten, hatte ich schon gelesen …

»Du hast mich erschreckt.« Irgendwie musste ich meinen plötzlichen Hustenanfall ja erklären. Preston setzte die Bierflasche an seinen Mund, um einen tiefen Schluck zu nehmen, und durchbohrte mich mit seinen Blicken.

»Und du bist dir sicher, dass es nicht an meiner höllisch sexy Stimme lag, dass du plötzlich keine Luft mehr kriegtest, hm?«

Ja, wahrscheinlich schon. Aber der Kerl wusste sowieso, dass er unglaublich gut aussah, da musste ich sein Ego nicht noch weiter polieren. Abwehrend verschränkte ich die Arme vor meinem Bauch. Ich wusste nie, was ich zu Preston sagen oder wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Dafür war meine Angst, dass er mir meine schmutzigen Gedanken anmerken könnte, viel zu groß …

»Verdammt, Manda«, wisperte er heiser, als er seinen Blick hinab zu meinen Brüsten wandern ließ. Ich trug heute Abend eine tief ausgeschnittene weiße Bluse und einen super Push-up-BH, um Preston zu zeigen, dass ich kein kleines Mädchen mehr war. Außerdem wusste ich, dass er ziemlich auf Brüste abfuhr. Das merkte man deutlich an den Frauen, die er datete … Oder vielmehr flachlegte. Meine Brüste waren nicht gerade riesig, aber wenn ich sie mit einem guten Push-up-BH ordentlich nach oben stemmte, waren sie nicht übel.

»Schönes Oberteil!«

Er sah mich wirklich an. Oder sie – was irgendwie dasselbe war, schließlich waren sie ein Teil meines Körpers.

»Danke«, antwortete ich so locker wie möglich, obwohl ich schon begonnen hatte, schneller zu atmen.

Preston trat einen weiteren Schritt auf mich zu, sodass wir uns beinahe berührten. Sein Blick war immer noch auf mein Dekolleté gerichtet.

»Vielleicht ist es nicht so richtig clever, so ein T-Shirt zu tragen, Manda.« Vom Klang seiner tiefen Stimme liefen mir Schauer über den Rücken. »Ah, Mädchen, nein, mach das nicht. Nicht zittern.«

Ich spürte eine große warme Hand auf meiner Taille. Er strich mit seinem Daumen über meinen Bauch und schob sanft den Saum meines T-Shirts nach oben.

»Ich trinke schon seit heute Nachmittag, Süße. Du musst mich jetzt zusammenstauchen und wegschicken, denn ich fürchte, ich kann mich selbst nicht mehr bremsen.«

Ein leises Wimmern entwich meinem Mund. Oje. Sollte ich ihn jetzt einfach anbetteln?

Prestons langes hellblondes Haar, in dem jedes Mädchen seine Hände vergraben wollte, fiel ihm vor die Augen. Ohne etwas dagegen tun zu können, strich ich ihm eine Strähne hinters Ohr. Er schloss die Augen, und ich konnte einen leisen, genießerischen Seufzer hören.

»Manda, du bist echt süß. Irre süß. Du solltest Typen wie mich nicht so nah an dich ranlassen.« Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern, und er durchbohrte mich förmlich mit seinen Blicken. Seine glasigen Augen zeigten gleichzeitig deutlich, dass er viel zu viel getrunken hatte.

»Ich bin ein großes Mädchen und kann selbst entscheiden, wem ich nahekomme und wem nicht.« Ich schob die Hüften ein wenig nach vorn, damit er einen noch besseren Ausblick auf meinen Oberkörper hatte.

»Hmmm, ich glaube, da täuschst du dich. Unberührte Körper wie deiner, frisch und appetitlich wie er ist, sollten nicht an Typen verschwendet werden, die einfach nur vögeln wollen.«

Irgendwie machte es mich total scharf, aus Preston Drakes Mund das Wort »vögeln« zu hören. Er war einfach höllisch attraktiv. Immer schon gewesen. Seine Wimpern waren lang, sein Gesicht unglaublich fein gemeißelt, und zusammen mit diesen vollen Lippen und seinem langen blonden Haar ergab sein Aussehen eine nahezu tödliche Mischung.

»Vielleicht bin ich ja gar nicht so unschuldig, wie du denkst«, sagte ich und hoffte, dass meine Lüge nie auffliegen würde. Ich wollte zu gern eine von diesen draufgängerischen Frauen sein, die er in irgendeinem Hinterzimmer an die Wand gepresst vernaschte.

Preston senkte seinen Kopf, sodass seine Lippen beinahe über meine nackten Schultern strichen.

»Willst du damit sagen, dass deine niedliche, süße Art nur Show ist?«

Nein! »Ja.«

»Komm, mach eine kleine Spritztour mit mir«, bat er mich und begann, sanft an meinem Ohrläppchen zu knabbern.

»Okay.«

Preston trat einen Schritt zurück und nickte Richtung Tür. »Los geht’s.«

Das war vermutlich keine gute Idee. Wenn Rock, Dewayne oder irgendein anderer Freund meines Bruders davon Wind bekamen, würden sie uns auf jeden Fall aufhalten. Und ich wollte doch, dass etwas passierte! Immer nur allein unter der Bettdecke zu liegen und an Preston zu denken, wurde langsam langweilig. Ich wollte den echten Preston, den aus Fleisch und Blut. Komisch, dass er sich überhaupt keine Gedanken über unseren Abgang gemacht hatte. Wollte er denn, dass uns jemand aufhielt? Ich linste hinüber an ihren Stammtisch und stellte fest, dass Rock uns keinerlei Aufmerksamkeit schenkte. Dewayne zwinkerte mir nur kurz zu und widmete sich dann wieder dem Mädchen, mit dem er sich gerade unterhielt.

Ich sah zum Barkeeper. »Ich muss erst noch zahlen.«

Preston schob mich entschieden zum Ausgang. »Das erledige ich. Geh doch schon mal zu meinem Jeep.«

Okay! Genau da wollte ich hin: an einen Ort, an dem wir unsere Ruhe hatten. Ich nickte glückselig und eilte zur Tür.

Draußen auf dem Parkplatz sah ich mich nach seinem Wagen um. Vielleicht stand er ja hinter dem Gebäude, wo die meisten Leute nicht so gern parkten, weil es dort kein Licht gab?

Wahrscheinlich war es als Mädchen nicht besonders clever, allein durch die Dunkelheit zu laufen … Sollte ich vielleicht zum beleuchteten Teil zurückgehen?

»Glaub ja nicht, dass du mir jetzt einfach entwischen kannst! Ich werde ja halb wahnsinnig, wenn ich mir vorstelle, was wir gleich tun werden …« Preston schlang seine Arme um meine Taille und zog mich an seine Brust, um dann seine Hände an meinem Oberkörper hinaufgleiten zu lassen und meine Brüste zu kneten. Dann zog er mein Top weit genug herunter, um die nackte Haut meines Dekolletés streicheln zu können.

»Oh Mann, echte Brüste fühlen sich irre gut an!«

Ich konnte nicht mehr tief einatmen. Preston berührte mich, und ich wollte mehr davon. Eilig knöpfte ich meine Bluse auf, sodass sie lose auseinanderfiel. Als ich meinen BH aufgehakt hatte, zog ich ihn so rasch wie möglich aus, um keinen Rückzieher mehr machen zu können. Wow. Wir standen mitten auf einem dunklen Parkplatz, und ich benahm mich wie die letzte Schlampe.

»Verdammt, Baby … Schwing sofort deinen Hintern in meinen Jeep!«, stöhnte Preston, als er mich vor sich herschubste und dann nach links dirigierte, indem er mich an den Hüften packte. Schließlich standen wir vor seinem Wagen, und ich fragte mich, ob wir es da drin wirklich tun konnten.

»Meinst du, äh, dass das da drin geht?«, fragte ich und drehte mich zu ihm um. Selbst in der Dunkelheit schien sein helles Haar zu leuchten. Preston hatte seine Augen nur einen Spaltbreit geöffnet, sodass seine langen Wimpern fast auf seinen Wangen auflagen.

»Was meinst du denn, Baby? Was möchtest du denn mit mir anstellen? Hat mich ganz schön heiß gemacht, dass du mir deine Titten gezeigt hast.« Er drückte mich an den Jeep, senkte den Kopf und zog einen meiner Nippel zwischen seine Lippen, um daran zu saugen und ihn zu liebkosen.

Noch nie hatte jemand meine Brüste geküsst. Mit der Explosion zwischen meinen Beinen und damit, dass ich immer wieder seinen Namen stöhnte, hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Ich presste meinen Kopf an die Fensterscheibe und merkte, dass meine Knie weich wie Wackelpudding waren. Gott sei Dank hielt Preston mich fest, ansonsten wäre ich im Kies gelandet.

»Verfluchter Mist noch mal«, ächzte Preston, und ich wollte mich schon entschuldigen, als er meinen Hintern mit seinen Händen umschloss und mich hochhob. Schnell packte ich ihn an den Schultern und wickelte meine Beine um seine Taille, damit er mich nicht fallen ließ.

»Wohin gehen wir?«, fragte ich, als er mit mir in die Dunkelheit marschierte. Hatte ich ihn wütend gemacht?

»Ich bringe dich an einen Ort, wo ich dich ausziehen und anschließend meinen Schwanz richtig tief in deiner heißen engen Pussy vergraben kann. Du kannst echt nicht so eine Nummer abziehen, Amanda, und dann erwarten, dass ein Kerl sich im Griff hat! So läuft das nicht, Baby!«

Er würde mit mir schlafen. »Vögeln«. Endlich. Besonders romantisch lief das hier zwar gerade nicht ab, aber Preston war nun mal nicht der Typ für Rosen und Kerzenlicht. Er wollte einfach Spaß haben. Das wusste ich ja.

Preston langte an mir vorbei und öffnete eine Tür, um dann mit mir in einen dunklen, kühlen Raum zu treten.

»Wo sind wir?«, fragte ich, als er mich auf einer Kiste absetzte.

»In einem Lagerraum. Ist okay. Ich habe ihn schon mal benutzt.«

Schon mal benutzt? Oh.

Ich konnte ihn kaum sehen, schloss aber aus den Bewegungen seines Schattens, dass er sich auszog. Zuerst sein T-Shirt. Ich wollte seine Brust sehen. Von ein paar geschwätzigen Mädels wusste ich, dass er eines der knackigsten Sixpacks hatte, das sie je gesehen hatten. Es ging sogar das Gerücht um, dass MrsGunner, die Frau eines Stadtrats, mit Preston geschlafen hatte. Irgendwie glaubte ich das aber nicht so richtig – er war doch viel zu hübsch, um mit einer Frau dieses Alters zu schlafen! Ich hörte ein leises Knistern und fragte mich, was er da machte, ehe es mir dämmerte: Preston öffnete ein Kondompäckchen.

Als er an den Innenseiten meiner Oberschenkel entlangstrich, vergaß ich jedes Gerücht über Prestons Sexleben.

»Spreiz deine Beine.« Sein heiserer Befehl hatte die gewünschte Wirkung, und ich ließ meine Beine auseinanderfallen. Sofort wanderte seine Hand an den Saum meines Höschens, und er ließ einen Finger über meine heiße Spalte gleiten.

»Dein Höschen trieft ja richtig.« Seine Stimme klang so anerkennend, dass mir sein Kommentar überhaupt nicht peinlich war.

Ehe ich es mich versah, hatte er mir mein Höschen auch schon bis auf die Knöchel hinuntergeschoben. Preston kniete sich hin und zog es vorsichtig über meine Schuhe. Dann erhob er sich wieder und lehnte sich zu mir. »Das behalte ich.«

Mein Höschen?!

»Leg dich zurück.«

Ich fasste hinter mich, um herauszufinden, ob die Kiste dafür groß genug war. »Du hast jede Menge Platz, Manda. Leg dich einfach zurück.«

Ich wollte auf keinen Fall, dass er seine Meinung änderte oder irgendwie ausnüchterte, deswegen leistete ich keinerlei Widerstand. Der Karton war ziemlich stabil und mit irgendwelchem schweren Zeug gefüllt. Das merkte ich, weil er kein bisschen unter mir nachgab.

Preston senkte den Kopf, und ich bereitete mich innerlich schon auf unseren ersten Kuss vor, als er plötzlich innehielt. Eine Sekunde lang schwebte sein Mund noch über meinem, dann wich er zurück und küsste stattdessen meinen Hals. Was war denn da los? Hatte ich Mundgeruch? Ich hatte doch eben noch einen Pfefferminzdrops gelutscht!

Weil Preston gerade höchst verführerisch an meinem Hals leckte, fiel es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Plötzlich senkte er die Hüften und schob den Rock über meine Hüfte. Mir war kaum Zeit geblieben, um mich darauf vorzubereiten, als er auch schon mit einem leisen Stöhnen in mich eindrang.

»Eng, verfluchte Scheiße, du bist so eng«, flüsterte Preston am ganzen Körper bebend. Das tröstete mich ein wenig über den stechenden Schmerz zwischen meinen Beinen hinweg … »Ich kann mich nicht mehr zurückhalten, Manda. Verdammt … Ich kann es einfach nicht.«

Mich durchfuhr ein heftiger Schmerz, und ich schrie auf und stemmte mich ihm entgegen. Er stieß immer wieder in mich hinein und wiederholte währenddessen – zwischen diversen Flüchen – meinen Namen. Langsam tat es weniger weh, und ich erschauerte zum ersten Mal vor Lust.

»Aaaah, verdammte Scheiße«, rief Preston und bäumte sich über mir auf. Ich war mir nicht sicher, was gerade passiert war, aber aus den kleinen Lauten, die er von sich gab, folgerte ich, dass er es genoss.

Als er sich nicht mehr bewegte, und sein harter langer Schwanz langsam wieder schrumpfte, begriff ich, dass es vorbei war. Preston stieß sich von mir weg und zog seinen Penis langsam aus mir heraus, während er weitere Flüche vor sich hin murmelte. Moment, zog er sich etwa schon wieder sein T-Shirt an? Eilig setzte ich mich auf und zerrte meinen Rock zurecht, weil ich mich seinen Blicken plötzlich ausgeliefert fühlte. Als ich hörte, wie er den Reißverschluss seiner Jeans zuzog, schloss ich rasch meinen BH und knöpfte meine Bluse wieder zu.

»Manda.« Er klang traurig. »Es tut mir leid.«

Ich öffnete schon den Mund, um ihn zu fragen, was er meinte, weil ich es doch schließlich selbst so gewollt hatte, als er plötzlich die Tür öffnete und sich einfach aus dem Staub machte.

Drei Monate später …

Die unterste Stufe war verfault. Ihre Reparatur musste ich dringend ganz oben auf meine To-do-Liste setzen! Am Ende verdrehte sich eins der Kids hier noch seinen Knöchel oder brach sich ein Bein, wenn ich mich nicht darum kümmerte. Ich machte einen großen Schritt über die Stufe hinweg und ging hinauf zu dem Wohnwagen meiner Mom.

Ich war schon seit einer Woche nicht mehr hier gewesen … Moms letzter Freund hatte sich ordentlich einen angesoffen gehabt, und ich hatte ihm leider eine verpassen müssen, als er meine siebenjährige Schwester als Drecksgöre beschimpft hatte, weil sie ihren Orangensaft umgestoßen hatte.

Dummerweise war dabei seine Lippe aufgeplatzt, und Mom hatte mich schreiend rausgeworfen. Hoffentlich hatte sie sich mittlerweile beruhigt!

Die Tür mit dem Fliegengitter schwang auf, und ich wurde von einem großen zahnlückigen Grinsen begrüßt.

»Preston ist hier!«, rief mein achtjähriger Bruder Brent, ehe er meine Beine mit seinen Armen umschlang.

»Hey Kumpel, was geht?«, fragte ich, konnte seine Umarmung aber leider nicht erwidern, weil ich alle Hände voll mit den Einkäufen für die Woche hatte.

»Juhu, er hat Essen mitgebracht!«, verkündete Jimmy, mein elfjähriger zweiter Bruder. Er trat hinaus und wollte sich eine der Tüten schnappen.

»Das mit den Einkäufen hier kriege ich allein hin, aber im Auto ist noch mehr! Hilf mir doch bitte beim Tragen, aber pass auf, die unterste Stufe löst sich. Ich kümmere mich später drum.«

Jimmy nickte und flitzte zum Jeep.

»Hast du mir auch das Früchtemüswi mitgebacht, das ich so wiebe?«, fragte Daisy, als ich ins Wohnzimmer kam. Was ihre Sprechentwicklung betraf, war meine kleine Schwester leider ein wenig zurückgeblieben. Wahrscheinlich lag es daran, dass meine Mutter sich so wenig mit ihr beschäftigte.

»Jep, Daisy May, ich habe dir gleich zwei Packungen mitgebracht«, beruhigte ich sie und lief über den abgenutzten fahlblauen Teppichboden hinüber zum Küchentresen. Der ganze Wohnwagen stank nach Zigarettenqualm und Fäulnis.

»Momma?«, rief ich. Sie musste auf jeden Fall hier sein, ich hatte ihren zerbeulten Chevelle im Vorgarten gesehen. Oh nein, sie würde sich nicht vor mir drücken können. Die Miete war überfällig, und ich wollte auch gern einen Blick auf alle anderen Rechnungen werfen, die mit der Post gekommen waren.

»Sie schwäft«, flüsterte Daisy.

Oh Mann, gab es eigentlich einen Moment, in dem Mom einfach mal wach und munter war? Wenn sie nicht gerade schlief, soff sie.

»Der Trottel hat sie gestern verlassen. Seitdem sperrt sie sich ein und schluchzt«, erklärte Jimmy, als er neben mir die Einkäufe abstellte.

Na, Gott sei Dank! Der Kerl war die absolute Katastrophe gewesen. Wenn die Kids nicht gewesen wären, hätte ich diesen Wohnwagen am liebsten überhaupt nicht mehr betreten. Leider hatte meine Mom das alleinige Sorgerecht, weil es in den USA nun einmal so lief: Solange jemand ein Dach über dem Kopf hatte und seine Kinder nicht misshandelte, behielt er sie. So einfach, so abgefuckt.

»Boah. Du hast dei Kanister Mich gekauft?«, fragte Daisy ehrfürchtig.

»Na logo. Wie sollst du denn dein ganzes Früchtemüsli essen, wenn du nicht genug Milch hast, hm?«, fragte ich und beugte mich nach unten, um ihr in die Augen sehen zu können.

»Peston, ich gaube nicht, dass ich alle dei tinken kann!«, flüsterte sie besorgt. Gott, sie war so niedlich …

Ich zerstruwwelte ihr Haar und stand auf. »Na, dann musst du den Jungs wohl was abgeben.«

Daisy nickte ernsthaft. Scheinbar fand sie den Vorschlag sinnvoll.

»Du hast Pizzabrötchen gekauft! Geil!«, freute sich Jimmy, der gerade zwei Packungen seines Lieblingssnacks aus der Tüte zog und damit zur Tiefkühltruhe stürmte.

Wenn ich sah, wie glücklich die Einkäufe sie machten, war alles wieder in Ordnung. Als ich in ihrem Alter gewesen war, hatte ich manchmal von nichts anderem als Weißbrot und Wasser leben müssen. Mom war es außerdem piepegal gewesen, ob ich überhaupt aß oder nicht. Wenn mein bester Freund Marcus Hardy nicht Tag für Tag sein Mittagessen in der Schule mit mir geteilt hätte, wäre ich vermutlich an Mangelernährung gestorben. Und das würde ich bei meinen Geschwistern nicht zulassen.

»Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du hier nicht mehr aufzutauchen brauchst. Hast schon genug Ärger gemacht. Du hast Randy vergrault, er is weg. Kann ich ihm auch nich vorwerfen, nachdem du ihm wegen nix und wieder nix die Nase zertrümmert hast.« Schön. Momma schien aufgewacht zu sein.

Ich stellte die letzte Raviolibüchse in den Schrank, ehe ich mich zu ihr umdrehte. Sie trug ein fleckiges Kleid, das irgendwann einmal weiß gewesen sein musste. Ihr Haar war verfilzt und matt, und die Wimperntusche, die sie vermutlich bereits vor ein paar Tagen aufgetragen hatte, war unter den Augen verschmiert. Tja, das war die einzige Erziehungsberechtigte, mit der ich je das Vergnügen gehabt hatte. Ein Wunder, dass ich Kindheit und Jugend überlebt hatte.

»Hallo, Momma«, antwortete ich und räumte eine Schachtel mit Käsecrackern ein.

»Du kleiner Arsch verwöhnst sie mit Essen. Sie lieben dich nur, weil du ihnen diesen ganzen Schnickschnack besorgst. Ich kann meine Kinder selbst ernähren, da musst du sie nicht so verhätscheln!«, grummelte sie, während sie zum nächsten Küchenstuhl schlurfte und sich darauffallen ließ.

»Ich werde die Miete noch bezahlen, bevor ich gehe, aber ich weiß, dass du noch mehr Rechnungen hast. Wo sind die?«

Sie griff nach der Zigarettenschachtel, die in dem Aschenbecher steckte, der auf dem kleinen braunen Resopaltischchen stand. »Die Rechnungen liegen auf dem Kühlschrank. Hab sie vor Randy versteckt, weil sie ihn immer wütend gemacht haben.«

Na super. Strom- und Wasserrechnungen hatten den Kerl in Rage versetzt – meine Mom hatte wirklich einen fantastischen Männergeschmack.

»Oh, Peston, kann ich so eine haben?«, fragte Daisy, die eine Orange in die Höhe hielt.

»Logo. Komm, ich schäle sie dir«, meinte ich und streckte die Hand nach der Frucht aus.

»Hör auf, sie so zu betüddeln. Du kommst her und verwöhnst sie, und ich sitze dann hinterher mit der verzogenen Göre da. Sie muss erwachsen werden und den Scheiß selber lernen.« Moms harte Worte waren mir nicht neu. Als ich aber sah, wie Daisys Augen sich mit Tränen füllten, weil sie Angst vor einer Ohrfeige hatte, begann ich vor Wut zu kochen.

Ich neigte mich hinab und drückte einen Kuss auf ihren Scheitel, ehe ich ihr die Orange abnahm und sie schälte. Wenn ich mich jetzt mit Mom anlegte, würde alles nur schlimmer werden … Sobald ich weg war, würde Jimmy dafür sorgen müssen, dass Daisy in Sicherheit war. Es fiel mir nicht leicht, sie dieser Situation zu überlassen, aber ich hatte nicht das Geld, um vor Gericht zu gehen. Und auch meine eigenen Lebensumstände, zu denen ich mich entschieden hatte, um für die drei sorgen zu können, würden dem Richter nicht sonderlich gut gefallen. Die Chance, dass ich das Sorgerecht bekäme, ging gegen null. Das Einzige, was ich tun konnte, war, einmal pro Woche nach dem Rechten zu sehen und mich um die Rechnungen zu kümmern. Öfter ertrug ich Momma leider nicht.

»Wann hat Daisy ihren nächsten Arzttermin?«, erkundigte ich mich, um das Thema zu wechseln und herauszufinden, wann ich die Kleine abholen musste.

»Ich glaube, der war letzte Woche. Warum rufst du nicht einfach selbst beim Arzt an, wenn du so verdammt besorgt bist? Sie ist nicht krank. Sondern einfach nur stinkfaul.«

Als ich die Orange geschält hatte, griff ich nach einer Serviette und reichte sie Daisy.

»Danke, Peston.«

Ich kniete mich vor sie. »Sehr gerne. Iss sie ruhig auf, die ist gut für dich. Ich wette auch, dass Jimmy mit dir raus auf die Veranda geht, wenn du magst.«

Daisy runzelte die Stirn und lehnte sich nach vorn. »Jimmy will nich aus, weil Becky Ann nebenan wohnt. Er findet sie hübsch.«

Grinsend sah ich Jimmy an, der puterrot angelaufen war.

»Verdammt, Daisy, musstest du das unbedingt ausplaudern?«

»Achte ein bisschen darauf, wie du mit deiner Schwester sprichst«, sagte ich mahnend und stand auf. »Ist doch kein Grund, sich zu schämen, wenn dir ein Mädchen gefällt.«

»Hör bloß nicht auf deinen Bruder. Der legt doch jede Nacht eine andere flach, genau wie sein Daddy damals.« Ach ja. Mom liebte es, mich vor meinen Geschwistern schlechtzumachen.

Jimmy grinste. »Ich weiß. Wenn ich groß bin, werde ich wie Preston sein.«

Ich verpasste ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. »Na, na, na, Bürschchen.«

Jimmy lachte und ging zur Tür. »Los geht’s, Daisy May. Ab an die frische Luft.«

Ich sah Mom nicht mehr an, während ich das restliche Essen verstaute und mir schließlich die Rechnungen vorknöpfte. Mittlerweile hatte sich mein Brent auf dem Barhocker niedergelassen und musterte mich schweigend. Mit ihm würde ich auch noch ein wenig Zeit verbringen müssen, ehe ich aufbrach. Alterstechnisch lag er genau in der Mitte und forderte meine Aufmerksamkeit nicht so sehr ein wie meine beiden anderen Geschwister. Ich hatte sie nach draußen geschickt, weil ich wusste, dass er mich gern einen Moment für sich haben wollte.

»Also, was gibt es Neues?«, erkundigte ich mich und lehnte mich über den Tresen.

Er lächelte und zuckte mit den Schulten. »Och, nicht viel. Ich will dieses Jahr gern mit dem Footballspielen anfangen, aber Momma sagt, dass es zu teuer ist und ich es sowieso nicht kann, weil ich zu schlaksig bin.«

Gott, sie war so eine fiese Schlange!

»Ach ja? Das sehe ich aber anders. Ich bin mir sogar sicher, dass du einen großartigen Corner oder Wide Receiver abgäbst. Wieso beschaffst du nicht mal ein paar Informationen, und ich sehe, was ich tun kann?«

Brents Augen leuchteten auf. »Echt? Greg und Joe spielen auch, und die wohnen in den Wohnwagen da hinten.« Er deutete auf das Ende des Trailerparks. »Ihr Daddy sagt, dass er mich immer mit zum Training nehmen könnte und so. Ich brauche nur jemanden, der die Formulare ausfüllt und zahlt.«

»Na bravo, du finanzierst ihn, und dann tut er sich weh. Ich weiß jedenfalls, wer im Zweifelsfall schuld daran ist«, murmelte Momma an der Zigarette vorbei, die ihr aus dem Mund hing.

»Ich gehe stark davon aus, dass der Trainer und andere Erwachsene beim Training darauf achten, dass sich niemand ernsthafte Verletzungen zuzieht«, sagte ich und funkelte sie warnend an.

»Du sorgst dafür, dass ich die jämmerlichsten kleinen Kröten der ganzen Stadt aufziehe. Wenn irgendwer sie in ein paar Jahren aus dem Gefängnis freikaufen muss, dann ist das eindeutig dein Problem!« Sie erhob sich und schlurfte zurück in ihr Zimmer. Sobald die Tür hinter ihr zugefallen war, wandte ich mich wieder Brent zu.

»Hör bloß nicht auf sie, okay? Du bist clever und wirst was aus dir machen. Ich glaube an dich.«

Brent nickte. »Ich weiß. Danke, dass du dich um die Football-Sache kümmerst.«

Ich tätschelte seinen Kopf. »Gern geschehen. Kommst du noch mit raus und bringst mich zum Auto?«

Mein großer Bruder Marcus war sauer auf mich, weil er davon überzeugt war, dass ich Mom zuliebe daheim blieb, anstatt zum Studieren nach Auburn zu gehen. Das stimmte aber nicht … ganz. Vielleicht ein bisschen. Zuerst waren meine Gründe vollkommen egoistischer Natur gewesen – ich wollte einfach Preston Drakes Aufmerksamkeit gewinnen. Und vor drei Monaten war dieser Traum für satte vierzig Minuten in Erfüllung gegangen. Seitdem tat er so, als wäre ich Luft, und nach ein paar jämmerlichen Annäherungsversuchen hatte ich es aufgegeben.

Leider war es jetzt ein wenig zu spät, doch nach Auburn anstatt auf das örtliche Junior College zu gehen. Ein bisschen erleichtert war ich aber doch, dass ich nicht wegmusste. Mom litt immer noch darunter, dass mein Dad sie erst betrogen und dann einer jüngeren Frau zuliebe verlassen hatte, mit der er ein gemeinsames Kind hatte und jetzt zusammenlebte.

Wenn ich weggezogen wäre, wäre Mom allein in dem großen Haus zurückgeblieben. Und hätte ich wegen Preston keinen Rückzieher gemacht, wäre heute der große Tag gewesen. Mom hätte schrecklich geweint, und mir wäre schlecht vor Sorge gewesen … Sie war einfach noch nicht stark genug, um allein zu sein. Vielleicht nächstes Jahr.

»Du kannst nicht für immer hierbleiben, Manda«, sagte Marcus, der vor mir auf und ab tigerte. Eigentlich hatte ich mich mit der neuesten Ausgabe des People-Magazins draußen an den Pool legen wollen, um mich ein wenig zu sonnen, aber dann war Marcus aufgetaucht. »Irgendwann muss Mom es schaffen, alleine klarzukommen. Ja, ich weiß, das ist hart. Sieh mich an, ich komme ja selbst fünfmal pro Woche vorbei, um nach ihr zu sehen. Aber ich will echt nicht, dass du ihr zuliebe deinen großen Traum aufgibst.«

Bis zum heutigen Tag hatte ich es geschafft, meine Entscheidung gegen Auburn vor ihm geheim zu halten. Normalerweise war er so mit seiner Verlobten Willow und seinen Onlinekursen beschäftigt, dass er nichts anderes mitbekam.

»Ich weiß, aber vielleicht war ich ja auch einfach noch nicht bereit, von zu Hause wegzugehen. Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass es mir dabei auch einfach um mich selbst gehen könnte?«

Marcus runzelte die Stirn und rieb sich das Kinn, was er immer tat, wenn er frustriert war.

»Okay. Fein. Dann willst du jetzt eben noch nicht weg, aber was ist mit Januar? Du könntest dich hier schon mal ans Collegeleben gewöhnen und dann den großen Sprung nach Auburn wagen.«

Seufzend legte ich die Zeitschrift auf meinen Schoß. Bis er sich alles von der Seele gesprochen hatte, konnte ich meine Lektüre sowieso vergessen.

»Nein, habe ich nicht, weil das bescheuert wäre. Ich kann hier prima zwei Semester durchziehen und dann nächstes Jahr wechseln. Das funktioniert gut so für mich. Hier sind meine Freunde, und außerdem will ich zur Hochzeit da sein und Willow bei den Planungen helfen. Ich habe keine Lust, wegen der vier Stunden Fahrt alles zu verpassen.«

Treffer, versenkt. Sobald die Sprache auf seine Hochzeit kam, schmolz Marcus dahin. Er hörte endlich auf, unruhig auf und ab zu gehen, und setzte sich in den Sessel neben mir.

»Das heißt also, dass du wirklich zu Hause bleiben willst? Weil du noch nicht bereit bist umzuziehen? Wenn das so ist, finde ich es in Ordnung. Ich will sicher nicht, dass du dich zu irgendwas zwingst – besonders nicht zu Auburn. Ich möchte nur nicht, dass Dad noch mehr in unsere Leben hineinpfuscht, als er das ohnehin schon getan hat.«

Er war so ein lieber Kerl. Warum konnte ich mich nicht in jemanden wie ihn verlieben? Es gab doch bestimmt noch mehr Typen, die so waren. Ein paar davon hatte ich sogar schon kennengelernt – warum musste ich mir da ausgerechnet diesen Oberaufreißer aussuchen?

»Ja, ich mache das meinetwegen. Ehrlich.«

Marcus nickte und gab mir einen leichten Klaps, ehe er aufstand.

»Gut. Jetzt fühle ich mich schon viel besser. Wenn du heute also noch da bist, bist du natürlich herzlich zu unserer Verlobungsfeier eingeladen, die die anderen für Low und mich schmeißen.«

Die anderen? »Wer genau schmeißt sie denn?«

»Ach, die Jungs eben, du weißt schon. Rock, Preston, Dewayne – na ja, ehrlich gesagt kümmert sich hauptsächlich Trisha darum, und die anderen besorgen den Alkohol.«

»Braucht sie Hilfe?«, fragte ich und lachte mich innerlich selbst für die alberne Hoffnung aus, ich könnte Preston auf diese Weise noch einmal näherkommen.

»Ja, bestimmt. Ruf sie doch einfach mal an.«

Würde ich. Noch heute. »Okay, cool. Wann ist die Party denn?«

»Am Freitagabend.«

Wohin soll ich diese riesigen Papierkugeln bringen – und wozu sind sie eigentlich gut?«

Trisha, meine einzige andere Freundin, die ihren Freund dazu gebracht hatte, ihr das Jawort zu geben, sah mich von der obersten Stufe der Leiter aus an und lachte.

»Stell die Box mit den Laternen auf den Tisch da drüben, gleich neben die Blumen«, wies sie mich an, ehe sie sich wieder daranmachte, Bänder an der Zimmerdecke zu befestigen.

Als ich meine Hilfe für Marcus’ und Lows Verlobungsfeier angeboten hatte, hatte ich eigentlich gedacht, dass ich für die Bierversorgung zuständig sein würde – und nicht, dass ich den ganzen Tag Kisten schleppen und irgendwelchen Klimbim aufhängen müsste. Trisha hatte uns allen befohlen, um acht Uhr morgens hier zu sein, und hatte uns kaum Zeit für eine Mittagspause zugestanden. Wenn sich das nächste Mal irgendeiner meiner dämlichen Freunde einbildete, heiraten zu müssen, würde ich mich sicher nicht noch einmal zum Helfen überreden lassen!

»Es sind noch fünf Kisten im Pick-up, Preston. Was stehst du hier noch rum?«, fragte Rock, der gerade an mir vorbeilief und eine Box auf dem Tisch abstellte.

»Ich denke gerade darüber nach, wie ich unauffällig von hier verduften kann.«

Rock gluckste. »Viel Glück! Aber glaub mir, meine Frau lässt hier niemanden raus, bevor es nicht exakt so aussieht, wie sie es sich vorgestellt hat.«

»Wäre nett gewesen, wenn du mir vorher gesagt hättest, dass Trisha ein absoluter Dekofreak ist!«

Rock gab mir einen Klaps auf den Rücken.

»Nö. Dann hätte ich das ja ganz allein aushalten müssen! Ich wollte, dass wir alle gemeinsam leiden.«

Na fein. Die fünf Kisten würde ich noch hineinschleppen, aber dann würde ich mich irgendwie vom Acker machen. Ich folgte Rock gerade hinaus zu seinem Wagen, als ein mir wohlvertrautes kleines Mercedes Coupé in die Einfahrt bog. Was zum Teufel wollte denn Amanda hier? Sollte die nicht längst brav im College sein, schön weit weg? Ich wäre ganz sicher nicht in das Strandhaus der Hardys gekommen, wenn ich gewusst hätte, dass sie möglicherweise hier war. Verdammt. Das Mädchen trieb mich echt in den Wahnsinn. Vor drei Monaten hatte sie begonnen, heftig und ziemlich hartnäckig mit mir zu flirten. Das war aber gar keine gute Idee. Mein Leben war für Unschuldsengel wie Amanda viel zu abgefuckt.

Das Erste, was ich sah, als ihre Autotür aufschwang, war ein langes gebräuntes Bein, das ich gebannt anstarrte. Ich hatte nun mal eine Schwäche für Amanda Hardy …

Nach einem sehr lebendigen Traum, in dem ich hatte erfahren dürfen, wie Amanda schmeckte und sich anfühlte, hatte ich mir eine ziemlich unfeine Angewohnheit zugelegt: Wann immer ich irgendeine Frau vögelte, schloss ich die Augen und stellte mir vor, es wäre Amanda. Nicht gerade nett, schon klar … Aber ich konnte nicht anders.

Amanda stieg aus dem Auto, sodass ich sie jetzt in voller Pracht bewundern konnte. In den winzigen roten Shorts und den roten High Heels, die sie trug, wirkten ihre Beine endlos lang. Heiliger Strohsack – ich würde doch jetzt keinen Ständer bekommen?! Drei Monate lang hatte ich mir vorgestellt, wie sie ihre herrlichen Beine um mich wickelte. Wenn sie mich wie den fiesen Typen behandelt hätte, der ich nun einmal war, hätte ich sie viel leichter ignorieren können. Aber das tat sie nicht, oh nein. Sie lächelte mich an, schlug ihre langen Wimpern nieder und warf ihr seidiges blondes Haar über ihre Schulter. Selbst als sie sich ein paarmal im Live Bay betrunken hatte, hatte sie noch genauso unschuldig gewirkt wie die Jungfrau Maria.

»Nimm eine Kiste!«, herrschte mich Rock an, als er eine aus dem Pick-up zog. Ich sah Amanda nicht in die Augen – ich konnte nicht. Sie würde mich anlächeln, und ich würde sie nur mit ein paar fiesen Sprüchen dazu bekommen, wieder auf Abstand zu gehen. Da war es doch besser, wenn ich sie stattdessen gleich wie Luft behandelte. Ich wollte nicht miterleben, wie das süße flirtende Leuchten in ihren Augen dem Schmerz wich, weil sie sich meine Lügenmärchen anhören musste. Das hatte ich diesen Sommer viel zu oft erlebt und hielt mich deswegen von ihr fern. Alles andere hätte ich nicht ertragen.

Also schnappte ich mir eine Box und lief zurück zu der Ferienwohnung ihres Daddys. Sie lag direkt am Strand und war wirklich der perfekte Ort für die Party heute Abend. Im Innenhof der Anlage gab es sogar einen Pool, den wir für uns reserviert hatten.

»Hey, Preston«, ertönte Amandas Stimme neben mir. Mann, sie war wirklich unerbittlich.

»Manda, solltest du nicht schon im College sein?« Bitte, Gott, mach, dass sie wegfährt – weit weg von meinen schmutzigen Gedanken!

»Ich bleibe dieses Jahr noch hier. Irgendwie war ich noch nicht bereit, von zu Hause wegzugehen.«

Ach du Scheiße, sie zog nicht weg? Neeeein … Sie musste verschwinden, ehe ich Dummheiten machte! Sie zum Beispiel in das nächstgelegene Schlafzimmer zerrte und ihr die roten Shorts vom Leib riss, um dann jeden Zentimeter von ihr zu kosten.

»Irgendwann musst du mal erwachsen werden, Manda. Du kannst doch nicht ewig an Moms Rockzipfel hängen!« Was war ich nur für ein Arschloch.

Auch ohne zur Seite zu blicken, wusste ich, dass Amanda stehen geblieben war. Schon wieder hatte ich ihre Gefühle verletzt … Was anderes hatte ich scheinbar nicht drauf! Ich sollte es dabei belassen und in der Wohnung so tun, als hätten wir nie ein Wort gewechselt. Aber das konnte ich nicht.

Ich blieb ebenfalls stehen und sah mich nach ihr um. Sie stand mit verschränkten Armen vor mir, sodass ihre Brüste zusammengedrückt wurden. Verdammte Scheiße, sie trug keinen BH unter diesem dünnen T-Shirt, sodass sich ihre Nippel deutlich unter dem Stoff abzeichneten. Was sollte das denn? So ein Outfit hatte sie doch nicht nötig!

»Manda, zieh dir einen BH an. Okay, deine Titten sind nicht riesig, aber wenn du dieses Top trägst, brauchst du eindeutig einen.«

Ich konnte deutlich erkennen, wie ihr Tränen in die großen grünen Augen schossen. Es war ein furchtbares Gefühl, ihr so wehzutun, aber ich musste sie dringend von mir fernhalten. Sie hatte – so wie die meisten anderen auch – keine Ahnung, wer ich wirklich war. Manchmal wusste ich das ja nicht einmal selbst. Vermutlich hatte ich schon mein Leben lang die verschiedensten Rollen gespielt.

Amanda senkte den Kopf, sodass das lange blonde Haar ihr über die Schultern fiel, ehe sie die Arme verschränkte und zügig an mir vorbei in die Wohnung marschierte. Ich stellte die Kiste an der Tür ab und eilte dann zu meinem Jeep. Hier konnte ich nicht bleiben. Ich musste mich dringend irgendwie abreagieren, ehe ich vollkommen durchdrehte.

So, jetzt reichte es endgültig. Ich durfte mich nicht weiter darum bemühen, dass Preston mich gut fand. Mir gegenüber benahm er sich nach wie vor so, wie man das bei der kleinen Schwester des besten Freundes eben tat – und nicht so, als hätten wir uns in einem Lagerraum die Seele aus dem Kopf gevögelt. Diese Tatsache verletzte mich mehr und mehr, und es war Zeit, dass ich die Geschichte mit Preston abhakte. Er hatte mir mehr als deutlich gezeigt, wie mangelhaft mein Körper war, und deswegen würde ich lieber nicht mehr an meine peinliche Entjungferung denken. Am besten vergaß ich diesen Abend einfach … Ich konnte ja sowieso mit niemandem darüber sprechen, und es war demütigend genug, dass er in jener Nacht vor mir geflohen war. Scheinbar fand Preston mich so abstoßend, dass er mich nicht einmal küssen wollte.

Ich konnte jetzt niemandem unter die Augen treten. Also rannte ich nach oben, anstatt ins Wohnzimmer zu gehen, in dem sich jetzt alle vorbereiteten. Sadie White, meine beste Freundin, würde heute Abend auch kommen, sodass ich der riesigen Gästeschar nicht allein ausgeliefert sein würde. Ich zog die Tür des Schlafzimmers hinter mir zu, holte mein Handy aus meiner Handtasche und rief Sadie an.

Tatsächlich hatte ich ihr nicht alles erzählt. Sie hatte keine Ahnung, dass ich meine Unschuld in einem Lagerraum verloren hatte wie irgendeine billige Schlampe. Ich schämte mich viel zu sehr dafür, um ihr davon zu erzählen. Aber dass Preston und ich geflirtet und ein bisschen in seinem Jeep herumgemacht hatten, das wusste sie.

»Hallo!« Sadie klang glücklich und unbeschwert. Jax, ein bekannter Rockstar und Sadies Freund, war gerade in der Stadt, und deswegen befand sie sich im siebten Himmel. Dieses Mal war er gekommen, um mit ihr ihren Umzug nach Kalifornien zu organisieren. Ich wollte gar nicht daran denken …

»Ich weiß ja, dass ihr zwei Turteltäubchen gerade mächtig viele Kisten zu packen habt, aber ich wollte trotzdem noch mal sichergehen, dass du heute Abend kommst!«

»Ja, na klar! Was ist denn los mit dir, Amanda? Du klingst nicht besonders fröhlich«, fragte Sadie besorgt.

Ich versuchte, den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken, umklammerte das Telefon noch fester und bemühte mich, mich zusammenzureißen.

»Ich wollte einfach nicht allein sein … mit denen.«

Sadie seufzte. »Geht es um Preston? Oh Mann, wenn ich den in die Finger kriege!«

»Nein. Es … Okay, vielleicht geht es um ihn. Aber ich bin ja selbst schuld, ich hätte mich einfach von ihm fernhalten sollen … Schließlich weiß ich, wie er drauf ist.«

Na ja, dass er mit mir schlafen, mich anschließend stehen lassen und bei jeder weiteren Begegnung wie den letzten Dreck behandeln würde, hatte ich vielleicht nicht geahnt. Aber dass er ein Player war, das schon. Das hier war wohl seine Art, jemandem eine Abfuhr zu erteilen.

»Keine Angst, ich bin zur Stelle. Übrigens hast du heute auch ein Date.«

Ich blinzelte die Tränen weg und verstand nicht recht, was sie mit diesem Kommentar meinte. Würden wir uns Jax sozusagen teilen? Nein, das ergab keinen Sinn.

»Hm?«

Sadie räusperte sich und bedeckte dann ihr Telefon mit der Hand, sodass ich ihre Stimme nur noch als verschwommenes Murmeln hören konnte. Geduldig wartete ich darauf, dass sie mich einweihte.

»Okay, pass auf. Jason, Jax’ Bruder, ist auch da. Ihr habt euch vor einem halben Jahr mal kennengelernt, erinnerst du dich? Er war auf der Geburtstagsparty, die ich für Jax in seinem Strandhaus geschmissen habe.«

»Aber sicher erinnere ich mich an ihn. Wie könnte ich ihn vergessen?« Tatsächlich sah Jason seinem Bruder ziemlich ähnlich, war nur ein wenig zurückhaltender als er. Zu unserem Gespräch hatte damals hauptsächlich ich beigetragen, weil er ziemlich wortkarg war.

»Er hat nach dir gefragt, aber ich wusste ja, dass dich die Sache mit Preston beschäftigt – was ich eigentlich nie so ganz verstanden habe. Er ist schon ganz niedlich, aber eben auch ein Aufreißer. Heute jedenfalls hat Jason dich schon wieder erwähnt.«

Jason Stone, der jüngere Bruder des größten Teenieschwarms der Welt, interessierte sich für mich?

»Ähm, ja, okay. Ich meine … ehrlich?! Jason? Datet der nicht eigentlich nur Models? Letzte Woche hab ich ihn auf Teen Heat mit Kipley McKnowel gesehen. Da kann ich nicht mithalten … Ich habe ihre Make-up-Werbung gesehen!«

Sadie lachte. »Das Bild aus der Anzeige ist doch total bearbeitet! Im wahren Leben sieht sie gar nicht so fantastisch aus. Vertrau mir, ich habe sie getroffen … Außerdem hat er sie schon abgeschossen, weil er sie nicht besonders clever fand.«

»Jason Stone … wirklich?«, wiederholte ich noch einmal fassungslos. Ich hatte mich ja auch nur sehr allmählich daran gewöhnt, dass Sadie Jax Stone im Schlepptau hatte, wenn sie mich zu Hause besuchte. Und jetzt sollte ich ein Date mit seinem Bruder haben?!

»Ja, ehrlich. Soll das bedeuten, dass du auch interessiert bist?« Sadie klang so amüsiert, dass ich grinsen musste. Vielleicht würde mir Jason ja helfen, über Preston hinwegzukommen? Schließlich wollte der mich ja sowieso nicht, und das musste ich langsam akzeptieren.

»Okay. Ja, wenn er sich da wirklich sicher ist?«

»Hast du eine Ahnung, Amanda Hardy. Nur weil sich ein Kerl, der sich quer durch die Vereinigten Staaten vögelt, nicht auf dich festlegen kann, heißt das doch noch lange nicht, dass du nicht umwerfend, klug und extrem verlockend für Typen bist, die Augen und auch sonst ein bisschen was im Kopf haben! Glaub mir, ja?«

Ganz langsam wurde es mir leichter ums Herz. Ein wenig schmerzte mich die Angelegenheit mit Preston noch, aber die Hoffnung auf eine Art Befreiung von ihm und den damit verbundenen Verletzungen tat gut. Kaum zu fassen, dass ich heute Abend mit Jason Stone verabredet war! So übel würde die Party wohl doch nicht werden.

»Ich vertrau dir. Um Himmels willen, was soll ich nur anziehen?!«