Lob der Oberflächlichkeit - Nicolaus Bornhorn - E-Book

Lob der Oberflächlichkeit E-Book

Nicolaus Bornhorn

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Beschreibung

Der Maler liebt die Oberfläche, der Bildhauer den Raum, der Liebhaber die Tiefe, aber auch die Haut der Geliebten. Oberflächen können – dem Anschein nach – gewellt, gewölbt, verzerrt sein, die Illusion der Tiefe erzeugen. Oberflächen sind für das Auge gemacht und für die Fingerspitzen.

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Seitenzahl: 17

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Inhaltsverzeichnis

Teil I: Abdrücke, Eindrücke

Teil II: Collagen, Serien

Teil I

Abdrücke, Eindrücke

Hafen von Marseille (1991 – 1994)

Reisen nach Frioul, bei denen die erste Begegnung physisch ist - das Baden im Meer, Spritzer der Gischt, exaltierte Schläge mit den Füßen auf blaugrüne Wasserfläche, Spritzer, die sich als Fontänen abheben vor dem silbernen Spiegel einer „griechischen“ See, einer Wasserweite ge(kenn)zeichnet vom beruhigenden Gefühl, sie sei nur Passage zwischen zwei Inseln, Wasser, das zwei Erdreiche verbindet - und dann der metaphysische Umschlag, der sich in der griechischen Analogie schon ankündigte, dieser von Steinen und Kieseln übersäte Weg, von hellgrünen Moosflächen punktiert, sowie von Möwenschreien, und der auf dem höchsten Punkt der Insel „endet“ (wenn überhaupt von „Enden“ gesprochen werden kann), wo der Horizont sich in seiner ganzen Ausdehnung gibt, wo der Durst gelöscht wird, der immer erneuerten Begegnung mit der Unendlichkeit wegen.

Dieser Weg ermöglicht das „objet trouvé“, die Vision, die das Bild hervorbringt, den Anlass: weiß gebleichte, spiralförmige Schneckenhäuser, welche den Buchstaben PHI ankündigen (den Namen des zukünftigen Bildes), Symbol des Goldenen Schnitts. Nach dem Silber (der Oberfläche), das Gold. Metaphysischer Fund, organische Materie, aber schon entfärbt, auf dem Weg, hinüber zu wechseln in den anorganischen Fels. Das Leben hat das Gehäuse verlassen, die gewordene Geometrie, Rückkehr zur Trägheit, zur Statik. Und all diese Be-weg-ung, dieser Tinten(aus)fluss auf dem unendlichen Weiß der glatten Oberfläche bereitet das Bild vor, die Verschmelzung aus Geometrie und Hand, aus Gesetz und zufälligem Detail, geboren aus der Fülle des überfluteten Blicks.

Die Photographie ist Zeugin des Ereignisses, sie hat teil an der Schaffung des Werkes; in gewissem Sinne ist sie es, die das Werk schafft. Aber in einem anderen Sinne ist sie ausschließlich Zeugin, sie nimmt die Gegenübersetzung der (entstehenden) Frottage und der frottierten Oberfläche auf. Sie ist Zeugin in der Zeit, sie trägt dazu bei, das Werk als Prozess zu sehen. Sie fixiert das Ereignis - eine flüchtige Situation - auf immer, sie dokumentiert die Einbeziehung des Werkes in das Milieu, das zu seiner Geburt beitrug.