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Es klingt unwahrscheinlich und ist doch wahr.
Aus der temperamentvollen Stammespriesterin
Adama wird die Bischöfin einer evangelischen
Kirche, Lea Rani. Ihre große Liebe zu finden, gestaltet sich allerdings weit aufregender, als sie es sich jemals hätte träumen lassen.
Es ist fraglich, ob Oliver, ein deutscher Freund der Kirche, den Fängen der Justiz und den Intrigen mächtiger Feinde entgehen und seine Zelle in einem indischen Gefängnis verlassen kann. Doch verlassen ihn weder Hoffnung noch Humor.
Man leidet, fürchtet und jubelt mit, wenn der junge Jacob aus der Großstadt an der Seite seines fragwürdigen Meisters die Dörfer und Menschen am göttlichen Fluss zu lieben beginnt. Er ist der Erste, der sich dem Unrecht widersetzt. Der Roman erzählt anschaulich und spannend den Aufstieg, den Fall und die Wiedergeburt einer jungen indischen Kirche im Stammesgebiet entlang des Flusses Godavari.
Es ist Abenteuerroman, Dokumentation,
Lebensbild und Glaubenszeugnis zugleich.
Leser und Leserinnen werden nicht nur in eine spannende Erzählung hineingezogen, sondern bekommen auch einen authentischen Einblick in die durch ein Staudammprojekt bedrohte Lebenswelt indischer Ureinwohner und die Dynamik einer jungen indischen Kirche.
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Wenn Hähne schreien, dann geht es um Macht. Und um Liebe. Wenn Hähne schreien, sterben sie als Verlierer oder leben im Triumph ihres Sieges. Wenn Hähne schreien, wird verraten, geweint und vergeben. Wenn Hähne schreien, wird aus dunkler Nacht ein neuer Morgen.
Um den Fuß mit tödlichen Krallen eine Schnur. Angebunden. Friedlich, solange Futter und Fürsorge stimmen.
Losgelassen, wenn die Zeit gekommen ist. Der Kampfgeist erwacht, plötzlich und ungestüm. Kontrollverlust. Ein zweiter Hahn, jung und stark. Die Krallen gespreizt, den Schnabel vorgestreckt, die Federn zum Kampf geplustert. Den Feind, nur ihn im Blick. Hahnenkampf. Nur einer wird den Platz als Sieger verlassen.
Tödlich, weil Menschen sich dieses Spiel ersonnen haben. Rasiermesserscharfe Klingen werden an die Krallen gebunden. Nicht allein Schmerzen und Qual, nicht Flucht und Ergebung, wenn Hähne schreien. Auch Sterben und Tod. Kein neuer Morgen.
Für meinen schnurrbärtigen Wachmann bin ich ein Exot. Seine fast schwarzen Augen sehen mich durch die rechteckige Luke der grauen Stahltür hindurch an, als wolle er sich nun zum vierten Mal überzeugen, ob ich noch da bin. Und ob das, was er sieht, keine überirdische Erscheinung ist. Vorgestern, auf dem Weg in den Essraum, habe ich gesehen, wie ein junger Mann, offenbar Besucher des Blocks, meinem Wächter etwas zugesteckt hat. Dieses Etwas sah aus wie eine flache Flasche. Mit geübtem Griff verschwand sie unter der braungrünen Uniformjacke mit den drei Streifen am Oberarm. Vielleicht traut der Mann, ein einfacher Constabler und zuständig für diesen Block, jetzt deshalb seinen Augen nicht. Weil er nach seinem Whisky einen weißen Gefangenen sieht, der vor seinem Bett kniet und betet. Ja, ich bete hier viel. Zeit genug habe ich. Und Grund genug ebenfalls.
Indien ade! Ich fürchte, dass dies mein letzter Indienaufenthalt wird. Wenn ich hier überhaupt wieder herauskomme. Natürlich ist das alles Unrecht. Man hat mich hintergangen, verraten und verleumdet. Indien ist die größte Demokratie der Welt. Fast eine Milliarde Menschen haben hier Wahlrecht. Es steht ihnen alles zu, was ein moderner Rechtsstaat verspricht. Bei mir jedoch muss sich jemand versprochen haben, als er sagte, es würde alles schnell vorbeigehen. Inzwischen sitze ich vier Tage hier und nichts geschieht. Außer dem, was hier immer geschieht. Früh am Morgen scheppert das Signal zum Aufstehen. Frühstück ist von sechs bis sieben. Es gibt im Prinzip immer dasselbe: Idli und Chattney aus Kokosnuss oder Upma. Wir können tagsüber unsere Zellen verlassen. Anders als in den kleinen, regionalen Gefängnissen hat mir ein anderer Ausländer, ein junger Däne, erzählt, gibt es keine festgelegten Hofgänge. Doch die meisten Insassen halten sich in den Zellen auf, bei geöffneter Tür. Viele sind es in der U-Haft nicht, schon garnicht hier in der B-Klasse. Ja, B-Klasse! Wie im Zug, wie überhaupt in der indischen Gesellschaft. Der Däne, den ich nur einmal auf dem Hof getroffen habe und dann nie wieder, erzählte, dass die A- und B-Klasse gut versorgt würde, man in kleineren Zellen wohne und auch sonst mehr Komfort hätte. Die C-Klasse dagegen solle den einfachen Leuten vorbehalten sein, man wohne dort mit bis zu fünfzig Gefangenen in großen Räumen und habe weder Betten noch Stühle. Immerhin, unsere B-Klasse ist nicht schlecht. Von halb elf bis halb zwölf gibt es Mittagessen, meist Reis mit Gemüse und mehrmals sogar Fleisch, vor allem Lamm. Dann bleibt wieder viel Zeit zum Denken, Reden, Putzen, Karom- oder Kartenspielen und Schlafen. Von vier bis fünf ist Abendessen, welches ebenfalls ganz annehmbar ausfällt. Ob jener Däne, der mir jetzt schon fast wie eine Traumgestalt vorkommt, inzwischen irgendwo im kühlen Norden den Komfort seiner europäischen Wohnung, einen vollen Kühlschrank und ein weiches Bett genießt? Ein Flug bis Kopenhagen dauert wahrscheinlich etwa zehn Stunden. Also, lieber unbekannter Däne, genieße deine Freiheit! Falls sie dich wirklich haben fliegen lassen.
Mr. Appa Rao, ein rundlicher Anwalt, war gestern bei mir aufgetaucht. Er hat mir eröffnet, dass es eine Untersuchung geben würde. Im schlimmsten Fall würde ich bis zum Ablauf meines Visums hier ausharren müssen, um dann nach Deutschland abgeschoben zu werden. Nicht umsonst läge der Knast nahe dem Flughafen. Also noch über fünf Monate in dieser Zelle! Unvorstellbar! »But no problem!« hatte Mr. Appa Rao gesagt und sich dabei mit einem hellblauen Taschentuch den Schweiß von der Stirn gewischt. »You can trust me! I will help you!« Sein Wort in Gottes Ohren! In meinen Ohren klingen alle Sirenen, wenn ich nur jenes beliebte ‚No problem!’ höre. Oft fangen die Probleme damit erst an, jedenfalls in diesem Land. ‚No problem!’, wenn der Zug über zwei Stunden Verspätung hat. ‚No problem!’, wenn die Straßen verstopft sind und trotz aller millimetergenauen Lückennutzung nichts mehr geht. ‚No problem!’, wenn niemand weiß, wie es weitergehen soll. Dann schauen dich deine besten Freunde freundlich lächelnd an und versuchen, sich selbst Mut zuzusprechen. No Problem!
Also, ich bin misstrauisch. Ich habe dem Anwalt Telefonnummern meiner indischen und deutschen Freunde gegeben und ihn gebeten, sie zu benachrichtigen. Er hat den Zettel ohne Kommentar in die Hemdtasche gesteckt. Ich hoffe, dass der Mann wenigstens das deutsche Konsulat in Chennai informiert. Mich wundert es ohnehin, dass von dort noch niemand aufgetaucht ist. Wegen einer Visumangelegenheit für indische Besucher habe ich die Vertretung meines Landes vor zwei Jahren aufgesucht. Wir hatten eine Gruppe junger Leute aus dem Stammesgebiet nach Deutschland eingeladen. Den meisten war das Visum verweigert worden. Eine Frau Brinkmann hatte mich empfangen und zunächst einen freundlichen und kompetenten Eindruck gemacht. Dann aber gab es doch erhebliche Reibungspunkte, was die Begründung der damaligen Verweigerung der Visa betraf. »Es kann eben sein, dass bestimmte Gruppen der indischen Bevölkerung gar nicht nach Deutschland einreisen dürfen!« Dieser Satz hatte mich um meine diplomatische Fassung gebracht und ich fand damals, dass die Grenze zum Rassismus überschritten sei und die Argumente mit gesundem Menschenverstand und deutschen Interessen nichts mehr zu tun hätten. Frau Brinkmann hatte mir einige meiner Äußerungen offenbar übel genommen. Wenn wir uns damals auch versöhnlich und zu weiterer Zusammenarbeit bereit verabschiedet hatten, so war bei ihr eine gewisse Verstimmung doch nicht zu übersehen gewesen. Ob es aus diesem Grunde jetzt so lange dauerte, bis sich die Botschaft meldet? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Frau Brinkmann als Leiterin der Visaabteilung auch Deutsche betreut, die im Knast sitzen.
Im Moment ist es ruhig in meiner Zelle. Gelegentlich geht draußen einer der Wärter vorbei. Zwei der vier Betten sind nicht belegt. Eben noch hat mein ‚Mitbewohner’ im Schlaf gesprochen. Leider habe ich nichts verstanden. Er spricht kein Englisch. Was er ausgefressen hat, weiß ich deshalb nicht, und somit ist offen, ob ich mir mit einem Taschendieb, einem der Korruption überführten Beamten, einem Geldfälscher, Mädchenschänder oder einem Mörder Zelle, Tisch und Toilette teile. Ashok ist ein zarter Bursche mit zurückgekämmten schwarzen Haaren und kleinem Schnautzer. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er Inder ist. Vielleicht ist auch er Ausländer. Er könnte Pakistani sein. Er ist freundlich, aber schweigsam. Bisher sind wir uns nicht ins Gehege gekommen. Er scheint mich zu respektieren und ich lächle ihm gelegentlich aufmunternd zu. Wenn er ein Mörder ist, dann wahrscheinlich ein Giftmörder, denn er macht nicht den Eindruck, körperliche Gewalt ausüben zu können. Doch da kenne ich mich nicht aus und hoffe, dass der Zugang zu Giften ein wenig erschwert wird. Wobei man hier nie weiß. Wenn jemand Geld hat und ein wenig geschickt damit umgeht, kann man hier wahrscheinlich sogar einen indischen Elefanten hereinschmuggeln. Mit dem Whisky für meinen Wärter jedenfalls scheint es kein Problem zu geben.
Ich gehe davon aus, dass Mr. Appa Rao spätestens morgen wiederkommt. Er hat mir versprochen, dass er einige Sachen für mich besorgt. Bei meiner Festnahme hatte ich zwar einen kleinen Koffer mit Hemden, Waschzeug, Unterhosen und anderen Kleinigkeiten dabei, musste ihn jedoch beim ‚Einchecken’ abgeben. Behälter jeder Art sind verboten. Trotz mehrfachen Protestes habe ich meine Sachen nicht wiederbekommen, sondern lediglich eine Bescheinigung, dass sie in sicherem Gewahrsam sind, wie ich selbst ja auch. Im Übrigen ist es äusserst schwer für mich, meinen Protest anzubringen, denn nur der Chef hier spricht Englisch. Es soll angeblich Übersetzer geben, die für die ausländischen Gefangenen da sind. Gesehen habe ich noch keinen. Gelegentlich höre ich andere Gefangene sich lauthals in der Landessprache Telugu beschweren. Darauf wird jeweils sofort reagiert, wenn auch manchmal mit lautem Gegengeschrei und klatschenden Geräuschen, die sich ein wenig nach Schlägen anhören.
Meine schlimmsten Vorstellungen von indischen Gefängnissen haben sich zum Glück dennoch nicht erfüllt. Der Polizeiwagen, der mich hierherbrachte, war ein normaler Tata Sumo, jener indische Geländewagen, den wir gerne und oft für unsere Fahrten im Stammesgebiet gemietet haben. Nur, dass dieser Wagen entsprechend lackiert und mit Sirene versehen war. Beim Eintritt durch das große, eiserne Tor in der ebenso hohen und mit Stacheldraht gesicherten Mauer wurde mir dann allerdings doch reichlich mulmig zumute. Viele Fragen beschäftigten mich: Wussten meine Freunde hier in Indien davon, was geschehen war? Würde meine Familie in Deutschland benachrichtigt werden und meine Kollegen? Werde ich mich an das Konsulat wenden können?
Inzwischen weiß ich, dass mir all dies gestattet werden würde. Es dauert allerdings. Jedenfalls ohne entsprechende finanzielle Unterstützung beim Personal dieses vergitterten Gästehauses. Dass es für mich Letzteres sein würde, hoffe ich immer noch. Ich bin in Untersuchungshaft, wenn die auch eine Abteilung im »richtigen« Knast ist. Ich trage meine eigene Kleidung, bekomme halbwegs brauchbares Essen, darf in den Hof, bekomme eine Zeitung, kann schreiben und mindestens zweimal die Woche für eine halbe Stunde Besuch bekommen. Sogar einen Fernseher gibt es in der Gemeinschaftszelle. Leider bestehen meine Mitbewohner darauf, dass sie ihre einheimischen Sender sehen. Bollywood lässt grüßen! Obwohl ich schon so oft und lange in Indien war, noch immer habe ich mir nur wenige Worte in Telugu merken können.
Ja, und ich kann mit meinem Anwalt reden, wann immer ich will. Vorausgesetzt, er kann und will, muss ich leider einschränken. Leider hat er es nicht geschafft, meinen Koffer aus der Verwahrung zu bekommen. Nun hoffe ich also auf seinen zweiten Versuch, meine Sachen zu bekommen. Nach inzwischen vier Tagen in immer gleichen Kleidungsstücken hoffe ich sozusagen sogar mit der Nase.
Ashok spricht wieder. Nachdem er sich dann allerdings auf die Seite gedreht hat, höre ich nur noch seine regelmäßigen Atemzüge. Irgendwo im hinteren Teil des Ganges scheppert Metall auf Metall. Ich gehe nicht davon aus, dass hier jemand ausbrechen will. Die Türen sind bestens gesichert, auf dem Weg bis nach draußen müsste man mindestens drei Sperren überwinden. Wahrscheinlich hat jemand mit seinem Teller an die Tür geschlagen. Oder ein Teller mit Essensresten ist heruntergefallen. So jedenfalls, als sei hier häufig mal etwas heruntergefallen, sieht unser Zellenboden aus, vor allem im Bereich des indischen Klos, einem Loch mit Keramikrand, das hinter einer schulterhohen, weiß gefliesten Keramikmauer verborgen ist und von der etwa fünf mal sechs Meter großen Zelle nicht eingesehen werden kann. Da ich inzwischen diverse Erfahrungen mit den Hygieneverhältnissen im aufstrebenden Indien gesammelt habe, hat mich das hier nicht besonders geschockt. Ich hatte es mir sogar schlimmer vorgestellt. Immerhin gibt man uns Reinigungsmittel und wir können unser Klo selbst putzen. Mit ‚wir’ meine ich mich selbst, denn Ashok hat die Flasche mit der weißen Reinigungsflüssigkeit bisher nicht angerührt. Mag sein, dass sie ihn an seine letzte Giftmischung erinnert.
Der Wächter mit den dunklen Augen hat unsere Tür inzwischen verlassen. Mein Gebet war wieder überdeckt von vielen Gedanken über meine Situation. Ich kann nicht sagen, dass ich Angst habe. Eher Respekt. Respekt vor der indischen Realität und Respekt vor staatlicher Ohnmacht und korrupten Beamten. Angst habe ich allerdings, dass ich am Ende womöglich ausgewiesen werde und nicht wieder ins Land darf.
02 Bhoomi Pondoga
Über dem Fluss lag Nebel, weiß und weich. Das braune Wasser war aufgewühlt und unruhig. Die starke Strömung riss den Ufersand mit sich. An vielen Stellen wurde die hohe Steilküste unterspült und kostbares Ackerland versank im Fluss. Wo immer das Ufer aufgebrochen war, strömten kleine Bäche oder große Nebenflüsse in die Sabari. Es hat geregnet. Endlich!
Ihr Vater hatte es geahnt. Vor einigen Tagen hat er unter der riesigen Tamariske den Dorfrat zusammengerufen und die für Chatti verantwortlichen Männer und Frauen hatten sich abgesprochen. Dann halfen sie einander, die Ochsengespanne herzurichten. Es mussten einige Seile erneuert oder repariert werden. Die massiven Holzpflüge bedurften einer gründlichen Überprüfung. Auf sie kam es an, wenn die kleinen, zähen Zugtiere den noch ausgetrockneten Boden im Tal der Sabari aufrissen. Und nun endlich war es soweit. Es regnete. Für Adama war der Beginn des Monsuns immer die schönste Zeit im Jahr. Schon als Kind liebte sie, zusammen mit allen anderen Kindern im Dorf, die ersten Regengüsse. Auch wenn diese den lehmigen Boden in eine Rutschbahn und Schlammpiste verwandelten, Adama und ihre Freundinnen sprangen im prasselnden Regen herum, als sei dies die schönste Sache der Welt. War es auch! Nach langen, trockenen Monaten und heißen Tagen und Nächten, blühte das Land einschließlich aller Bewohner endlich auf. Wenn der Regen einmal ausblieb, sank dagegen die Stimmung mit jedem Tag. Die Vorräte waren fast aufgebraucht. Nur einmal am Tag konnte Adama damals als Kind Reis essen und mehr als ein wenig Gemüse und Sambar oder Rassam gab es dazu nicht. Also war es nun an der Zeit, die Felder zu bestellen. Der jährlich wiederkehrende Monsunregen war nicht nur eine Frage von feuchtem Vergnügen, sondern eine Frage des Überlebens. Und deshalb wurde er gefeiert, wie sonst nur noch die eingebrachte Ernte.
Wie immer vor Bhoomi Ponduga war Adama aufgekratzt. Schon als Kind konnte sie jene Tage des ausgelassenen Feierns kaum erwarten. Und jetzt, als junge Frau, hatte sie es übernommen, die Festvorbereitungen des Dorfes zu koordinieren. Es gab viel zu tun. Die Männer waren gemeinsam und mit ihren Bambusbögen bewaffnet auf die Jagd gegangen. Ohne Erfolg sollten sie sich nicht wieder zurück ins Dorf trauen und unter die Augen ihrer Frauen. Sie hatten einen guten Vorrat an Pfeilen mitgenommen, sowohl jene mit den stumpfen Bambuspfropfen, mit denen sie die größeren Vögel vom Himmel holen konnten, als auch jene mit den gefährlichen Metallspitzen, die selbst die Felle der wilden Schweine durchbohren konnten.
»Du hast es gut!« hatte ihr Vater gestern beim Abschied gesagt. »Du musst dich nur hinter deiner Straßensperre aufstellen und es fliegen dir die Rupien so zu.«
Nun, ganz so war es nicht. Es stimmte, Adama und die anderen Frauen hatten den leichteren Teil der Vorbereitungen zu erledigen. Obwohl sie sich manchmal nicht sicher war. Oft hatte sie den Eindruck, ihr Vater kam reichlich beschwingt aus dem Bergwald zurück, so, als ob es auch dort nicht besonders anstrengend gewesen war. Meistens brachten die Männer nicht viel erlegtes Wild mit, jedenfalls nicht bei den Bhoomi Ponduga Festen der letzten Jahre. Sie mussten weit wandern, bevor die Jagd überhaupt losgehen konnte. In den letzten Jahren waren immer mehr Männer von der Küste aus dem Osten gekommen und hatten sich Teile des Landes genommen. Die Bäume wurden gefällt und das Unterholz verbrannt. Wo einst saftige Wälder waren und sogar Bären und Tiger lebten, gab es jetzt Felder, auf denen Reis und Chili wuchsen. Sicher, sie hatten die Möglichkeit, auf diesen Feldern als Kulis zu arbeiten. Doch ihr Vater war strikt dagegen.
»Das lohnt sich nicht!« hatte er gesagt und viele im Dorf damit überzeugt. »Wenn wir unser Land den Hindus aus dem Osten überlassen, nehmen sie uns alles. Wir arbeiten für Hungerlöhne und am Ende sollen wir noch ihren Göttern dienen!«
Also hatte sich ihre Familie den Fremden verschlossen. Wie die meisten im Dorf. Für Kinder und Jugendliche wie Adama war das nicht leicht gewesen. Kumari, eine Freundin, bekam nach dem Verkauf des Landes von ihren Eltern ein nagelneues Fahrrad. Adama dagegen konnte sich das nicht leisten und war sehr, sehr neidisch. Allerdings dauerte es mit dem Neid nicht sehr lange. Als Adama sich entschloss, zur Schule zu gehen und deshalb zu ihrer Tante zu ziehen, hätte sie das gerne zusammen mit Kumari gemacht. Die aber durfte nicht mit. Sie musste arbeiten. Ihre Eltern hatten offenbar zu viele Schulden bei dem fremden Bauern aus dem Osten. Die mussten erst abgearbeitet werden. Jetzt, da Adama an jene Jahre zurückdachte, wurde sie traurig. Was mag wohl aus Kumari geworden sein? Ob sie inzwischen verheiratet war? Oder immer noch auf den Feldern ihres Landlords arbeiten musste? Adama war ihrem Vater wirklich ähnlich. Nicht nur Trauer, auch Wut stieg in ihr auf bei dem Gedanken, was die Leute aus dem Osten in ihrem Dorf angerichtet hatten. Ob der Vater und die anderen Männer den Toddy auch deshalb so sehr liebten, jenen Brandwein, der aus der stolzen Toddypalme gezapft wurde?
Adama stocherte mit einem dünnen Holzscheit in der Feuerstelle herum. Es war noch früher Morgen. Jetzt, in der Regenzeit, konnte man meistens nur unter einem Dach aus Palmwedeln kochen. In einer Ecke des kleinen Hofes, direkt am Bambuszaun, war ein großer Stapel Feuerholz aufgeschichtet. Davon holten sie jeweils genug für einen Tag und brachten es zum Trocknen unter das Dach des Kochplatzes. Das Feuer wollte nicht recht brennen, da das Holz trotz aller Sorgfalt feucht war. Immerhin, sie hatten noch die Möglichkeit, das Brennholz im Wald zu sammeln. Bis zur Stärke eines kräftigen Oberarmes war das gesetzlich erlaubt. Wenn das Gesetz auch mehr auf dem Papier denn in der Wirklichkeit lebte. Alle im Dorf holten Holz aus dem Wald. Niemand konnte es sich leisten, sich die Bündel auf dem Markt zu kaufen. Zwei Rupien für einige Äste! Das war doch der blanke Hohn!
Sie erinnerte sich an die wunderschönen Geschichten, die der Vater ihr als Kind erzählt hatte. Wenn er aus dem Wald kam, erzählte er immer von riesigen uralten Bäumen, die ihre Äste so weit, wie die Fläche eines Reisfeldes ausbreiteten und unter deren Wurzeln man sitzen konnte, wie in einer Höhle. Einen einzigen solcher Bäume, direkt an der Steilküste der Sabari, kannte auch Adama und hatte mit Kumari oft unter den Luftwurzeln gesessen und auf den Fluss geschaut. Doch Vater hatte erzählt, dass der Wald voll davon sei. Früher. Früher hatten die Leute im Dorf auch noch regelmäßig gejagt und waren dabei oft mit einem Reh, Hasen oder gar Wildschwein zurückgekommen. Heute war die Jagd eher die Ausnahme, wie jetzt an Bhoomi Ponduga. Früher hatten sie Beeren gesammelt und Früchte der Bäume. Früher aßen sie fast täglich vom Honig wilder Bienen, rodeten kleine Felder zwischen den Bäumen und säten Hirse und Bohnen. Ja, auch heute taten sie das alles noch, jedoch nur gelegentlich. Nur die alte Banu, die sich hervorragend auf Heilkunst verstand, ging noch regelmäßig in den Wald um dort Blätter und Wurzeln für ihre Medizin zu sammeln.
Das Roden des Waldes war inzwischen verboten worden, jedenfalls für normale Leute wie die Einheimischen. Andere, jene mit Beziehungen oder genug Geld für die Beamten, konnten es offenbar trotzdem tun und wurden dabei noch von korrupten Forstbeamten unterstützt. So gab es in unmittelbarer Nähe des Dorfes keinen Wald mehr und die großen Bäume waren in der Papierfabrik oder als Möbel in den Wohnzimmern der Städter gelandet.
Doch Adama hatte jetzt keine Zeit für tiefsinnige Gedanken und schon gar nicht für ihren Zorn. Es hatte geregnet! Die beste Zeit im Jahr war angebrochen! Vor zwei Tagen hatten sie, gleich nach den ersten Tropfen, auf dem bereits gepflügten Feld eine kleine Zeremonie gehabt. Sie alle, das ganze Dorf, hatten ein Gefäß mit Hühnerknochen in der Erde vergraben und dazu einige Handvoll Saatgut gelegt. Der Stammespriester hatte rote und gelbe Farbe auf das Gefäß gerieben und dabei geheimnisvolle Worte gemurmelt. Sie alle hatten dem dann konzentriert und still zugesehen, inzwischen mit klitschnassen und am Körper klebenden Kleidern. Und dann hatten sie ihre Blütenkränze auf die Stelle gelegt und zu singen und tanzen angefangen. Bhoomi Ponduga hatte begonnen.
Sie entschloss sich, das Feuer nicht erneut anzufachen. Die Männer hatten ihren Proviant mitgenommen und für sich selbst brauchte sie jetzt nicht mehr als etwas kalten Reis von gestern, mit Pickles aus dem Glas. Wenn sie jetzt nicht endlich losging, würde es an diesem Bhoomi Ponduga nicht wirklich werden wie immer! Sie wollten sich oben an der Straße treffen, dort, wo ein im Sommer trockenes Flussbett die Straße kreuzt. Als Adama dort ankam, sah sie, dass aus dem kleinen Rinnsaal ein reissender Bach geworden war. Trotzdem war die Straße noch passierbar.
Die meisten der Frauen waren schon dort. Es regnete jetzt nicht mehr.
»Wir nehmen jenen Baumstamm dort!« schlug Adamas Nachbarin vor. Die Frauen packten mit vereinten Kräften zu. Sie waren harte Arbeit gewohnt und hatten den Stamm schnell über die Straße gelegt.
»Nun können sie kommen!«
Die Nachbarin rieb sich vor Freude die Hände. Die Frauen warteten.
»Manchmal denke ich«, sagte Adama, »wir wohnen doch recht einsam, denn hier kommt ja kaum jemand durch!«
»Das wird schon!« ermutigte sie die Nachbarin und alle kicherten. Und dann endlich kam jemand. Es war ein alter Mann aus dem Nachbardorf, der sein Büffelkalb zum Markt nach Chintur bringen wollte. Die Frauen stoppten ihn. Und er wusste natürlich Bescheid. Grinsend gab er ihnen zwei Rupien:
»Na, dann viel Glück in diesem Jahr!«
Als er gezahlt hatte, schoben sie den Baumstamm ein wenig zur Seite und er und sein Kalb konnten passieren.
»Hoffentlich geht es nicht so mager weiter!« sagte Amsi, Adamas Cousine. »Dann wird es nichts mit dem Festessen!«
Zum Glück ging es nicht so weiter. Einer der schweren Lastwagen, die in Indien auch entlegenste Dörfer versorgten, kam vorbei. Er war bunt bemalt und hatte auf die Heckklappe »King of the raod« und »Please sound Horn!« geschrieben. Der LKW transportierte Holz aus den Wäldern der hohen Berge zwischen Küste und Sabari und war auf dem Weg in die Papierfabrik der Kreisstadt. Adama war wütend, weil der Fahrer so aggressiv hupte, so unter dem Motto: »Platz da, jetzt komme ich, der King of the Road!« Am liebsten hätte sie dem Mann einen Hunderter abgefordert, zumal sie wusste, dass er dazu beitrug, dass ihre Heimat immer mehr der Säge und den Holz fressenden Maschinen der Papierindustrie zum Opfer fiel. Aber sie wusste auch, dass der Fahrer nichts dafür konnte. Sie kannte ihn. Er war aus einem der Nachbardörfer und hatte einen der Regierungsjobs bekommen, auf die nur die Stammesleute, die Adivasi, Anspruch hatten. Solche Job-Quoten sollten die Koya und andere Stämme davor schützen, von den Zuwanderern aus dem, wie die Städter es nannten, ‚zivilisierten Indien’ ausgenutzt zu werden. Welch eine Ironie! Dieser Fahrer wurde geschützt und musste nun dazu beitragen, die Lebensgrundlage seines Volkes, den Wald, zu vernichten.
Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit lief der Schweiß in Strömen über die Haut. Nicht anstrengend!?
Welch ein Hohn, dachte Adama, während ihr Vater wahrscheinlich mit den anderen, meist jüngeren Männern, irgendwo unter einem der letzten großen Bäume lag und Toddy trank, statt zu jagen, hielten sie es hier in der schwülen Hitze aus und betätigten sich als Wegelagerer.
Sie machte eine Bemerkung darüber. Sofort amüsierten sich die Frauen köstlich, denn sie kannten ihre Männer und malten die Szene unter dem Baum noch ein wenig aus.
»Srina tanzt bestimmt und wedelt dabei mit den Armen, als wolle er Moskitos fangen!« sagte Ramanna.
»Oder er liegt bereits betrunken in den Büschen!«
Alle machten fröhlich ihre Witze.
Es gab wieder etwas zu tun. Geld sammeln war angesagt, nicht Witze über die eigenen Brüder, Nachbarn und Ehemänner machen. Diesmal kamen zwei junge Männer auf einem Motorrad, einer Enfield. Sie trugen schicke dunkle Hosen und helle Hemden. Der Fahrer gab zehn Rupien und lachte.
»Na, ihr seid ja gut drauf! Wenn mir so viele so hübsche Mädels den Weg versperren, habe ich nichts dagegen!«
Als er das sagte, sah er Adama an. Sofort schoss ihr das Blut in den Kopf. Ja, sie wusste, dass sie hübsch war. Zwar klein und zierlich, aber hübsch, eine richtige Schönheit. Als Jugendliche hatte sie das nicht wahrhaben wollen. Aber immer wieder hatten die Jungs sie umschwärmt und angehimmelt. Blöde Jungs! Inzwischen wusste sie um ihre Ausstrahlung. Aber sie hatte bisher immer ‚Nein!’ gesagt. Nein zu jenem Cousin, mit dem ihre Eltern sie bereits am Ende der Kindheit verkuppeln wollten. Nein zu jenem Kaufmann, der sie gerne zur Ladenbesitzerin gemacht hätte. Nein zu jenem Nachbarn, der ihr seine Liebe mit Kreide auf den Boden vor das Haus gemalt hatte. Und einem Cousin, der sich hatte scheiden lassen und dann sie heiraten wollte, hatte sie, während andere Mädchen eher verschämt weggeschaut hätten, eine schallende Ohrfeige versetzt. Jetzt, über zwanzig, hatte sie ihrem Vater endlich die Flusen ausgetrieben, dass er einen Mann für sie suchen müsse. Das würde sie schon selbst machen. Zum Glück waren sie Koyas – und die konnten sich ihre Partner selbst wählen und mussten nicht wie die Hindus ihre Ehen von den Eltern arrangieren lassen.
Nun saß da plötzlich dieser Mann vor ihr auf seinem Motorrad. Er war wirklich attraktiv. Und offenbar ja auch humorvoll und gebildet. Nicht wie jene Dorfjungs, mit denen sie aufgewachsen war und die nur selten lesen und schreiben konnten. Heute hatte sich das ja zum Glück geändert und die meisten Kinder gingen im größeren Nachbardorf Chintur in die staatliche Schule. Doch in ihrem Jahrgang war es noch eher die Ausnahme, wenn jemand zur Schule durfte. Sobald möglich, mussten die Kinder zum Lebensunterhalt der Familie beitragen und zum Teil hart arbeiten. Nur weil ihre Mutter, als diese noch lebte, dafür gesorgt hatte, dass Adama zur Schule ging, ihre Familie nicht auf jede Paisa angewiesen war und Adama deshalb einige Jahre im Dorf ihrer Tante leben konnte, bekam sie die Chance auf Bildung. Wie das frisch gepflügte und trockene Land jetzt den Regen gierig aufnahm, so sog Adama damals alles auf, was sie lernen konnte. Bis heute war es ihr Traum, einmal wenigstens ein wenig über ihr Dorf und dessen eingeschränkte Welt hinauszukommen und mehr von der Welt kennenzulernen. Jungen spielten da eigentlich keine besondere Rolle. Anders als viele Mädchen in ihrem Alter kam es Adama vor allem darauf an, etwas zu lernen und etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie wollte nicht schon mit vierzehn Jahren Mutter und mit achtundzwanzig Großmutter werden. Sie wollte mehr vom Leben.
Jetzt also stand, oder besser saß auf seinem Motorrad, dieser junge Mann vor ihr. Und der gefiel ihr. Er hatte ein offenes Gesicht, trug ein kleines, aber nicht zu aufdringliches Oberlippenbärtchen, hatte eine sportliche Figur und eine Ausstrahlung, die Adama in ihren Bann zog. Doch wer war er? Woher kam er und wo lebte er? Auf dem Tank der Enfield sah Adama einen Aufkleber. Sie erkannte einen Fisch. Ob das ein religiöser Aufkleber war? Oder eine Werbung? War dieser Mann Moslem? Dann war es sicher schwer, in Kontakt mit ihm zu kommen. Hindu war er wahrscheinlich nicht, denn da hätte er sich wahrscheinlich einen Ganesha- oder Shiva-Aufkleber auf den Tank geklebt. Oder Christ? Als ihr Vater jung war, gab es diese Religionen noch nicht im erreichbaren Umkreis ihres Dorfes. Sie alle übten die alten Bräuche aus, die sie von ihren Vorfahren übernommen hatten und lebten vor allem mit der Natur in Einklang, wenn auch oft in großer Angst vor deren Macht und Gewalt. Jetzt jedoch war alles anders. Immer mehr Fremde kamen und brachten auch ihre Götter, Überzeugungen und Symbole mit. Ein Fisch, was mochte der bedeuten? Und was sagte er über diesen jungen Mann aus? Adama wagte kaum, ihr Gegenüber anzusehen, so aufgeregt war sie. Ihr Puls schlug merklich schneller. Was war denn bloß mit ihr los? Solche Gefühle hatte sie selten gespürt.
Dann aber, Adama erschien die Zeit gerade still zu stehen, war plötzlich alles vorbei. Die Frauen räumten den Baumstamm zur Seite und die beiden auf dem Motorrad fuhren davon. Hatte sich der Fahrer noch einmal nach ihr umgedreht? Oder hatte sie es sich nur eingebildet? Adama konnte sich nun kaum mehr auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren. Immerzu dachte sie an diesen Mann. Dieses Bhoomi Ponduga war also doch etwas Besonderes geworden. Auch wenn es an diesem und in den nächsten Tagen ablaufen würde wie in jedem Jahr: Die Frauen würden mit dem Geld zum Markt gehen und für das Fest einkaufen. Sie würden dann Chickencurry kochen und das würde manchem Huhn das Leben kosten. Es würde Fisch geben... schon wieder dachte sie an den Mann und fragte sich, was das Symbol des kleinen Fisches auf dem Motorrad bedeutete. Gemüse, Reis und Saucen würden gekocht werden. Das frische Lammfleisch würde ein ebenso köstliches Curry abgeben. Und das große Stück Büffelfleisch würde gebraten vor allem den Männern gefallen, die in Kürze zurück aus dem Dschungel kommen würden. Dann würden sie ihr Fest feiern und tanzen, singen, essen und trinken. Und was dann kam, wusste Adama jetzt schon, da sie es verabscheute. Die Männer würden zu viel trinken, sich womöglich streiten, prügeln oder zumindest reichlich laut werden. Und dann würden sie am nächsten Morgen ihren Rausch ausschlafen.
Adama überlegte, ob Moslems eigentlich Alkohol trinken. Wahrscheinlich nicht, dachte sie erleichtert. Und ob sie Rindfleisch essen dürfen? Den Hindus ist das nicht erlaubt. Die Christen aßen es, soviel sie wusste – so wie die Leute in ihrem Koyadorf. Sie selbst allerdings konnte auch darauf verzichten und sich gut ganz und gar vegetarisch ernähren und Toddy trank sie sowieso nicht. Und Fisch? Den aßen wahrscheinlich alle. Oder?
»Träumst du?!« Ramanna stieß sie mit dem Ellenbogen in die Seite, so dass es richtig schmerzte. Adama schreckte auf. Schon wieder waren ihre Gedanken auf jenem Motorrad gewesen, von dem sie nicht einmal wusste, wohin es fuhr.
»Randi! Komm, Adama, wir müssen uns jetzt beeilen, wenn wir noch vor den Regenschauern am Abend vom Markt zurück sein wollen!«
Meine Sachen sind tatsächlich wieder aufgetaucht. Nur der Rasierapparat fehlt. Den Koffer allerdings hat man mir nicht gegeben, da Behältnisse jeder Art verboten sind. Also habe ich meine Hosen, Hemden und Wäsche an einen Wandhaken gehängt. Als ich wegen des Rasierers nachfragte, zuckte der ziemlich desinteressiert dreinblickende Beamte nur mit den Achseln. Entweder er verstand nichts von dem, was ich auf Englisch sagte, oder er stellte sich taub. Von dem Dänen, der sich offenbar in Knastangelegenheiten gut auskannte, wusste ich, dass die Wärter eine Polizeiausbildung (APP) von sechs Monaten genossen hatten und dann drei weitere Monate für die Abteilung der APJ (Andhra Pradesh Jail) dranhängen mussten, um einen komfortablen Arbeitsplatz im Gefängnis zu bekommen. Ich kann also nicht davon ausgehen, dass diese Leute besonders qualifiziert sind. Also ließ ich es erst einmal dabei bewenden. Man hatte mir erlaubt, mich zu duschen und umzuziehen. Wahrscheinlich kann ich nach diesem Sonderurlaub im Knast als Pantomime auftreten. Jedenfalls habe ich hier ständig keine andere Chance, als mit Händen, Füßen, Mienenspiel und Körperhaltung zu kommunizieren.
Am Nachmittag kommt mein Anwalt Mr. Appa Rao. Er bringt gute Nachricht. Schon morgen, also am fünften Tag, will jemand vom deutschen Konsulat in Chennai kommen. Immerhin, nur fünf Tage Verspätung. In Indien ist das wahrscheinlich üblich, wenn jemand im Gefängnis landet.
»Ich habe meine Sachen zurück«, informiere ich Appara, wie ich ihn sozusagen intern nenne, »allerdings fehlt der elektrische Rasierapparat!«.
Das will er zunächst nicht glauben.
»Unsere Beamten sind aber sehr korrekt!« erwidert er und schaut mich dabei kritisch an. »Dass hier alle nur korrupt sind, ist nichts als schlechte Propaganda und schadet unserem Image!«
»Aber ich weiß, was ich sage!« erwidere ich ein wenig aggressiv. »Irgendwer muss den Apparat herausgenommen haben!«
»Das ist kaum möglich. Die Vorschriften sagen eindeutig, dass bei den Sachen der Gefangenen mindestens jeweils zwei Beamte Dienst tun. So soll ein Übergriff durch einzelne schwarze Schafe vermieden werden.«
»Dann waren eben mindestens zwei schwarze Schafe in der Herde«, antworte ich und lasse nicht locker, »und die waren sich einig!«
Appara versucht, mich zu beruhigen.
»Okay, ich werde also beim Subinspektor noch einmal nachfragen und mich beschweren.«
Wenn er in diesem gelangweilten Tonfall zum immerhin zweisternestarken Subinspektor geht, wird mit Sicherheit gar nichts geschehen. Also mache ich erneut Druck.
»Wenn Sie das nicht hinkriegen, werde ich morgen mein Konsulat einschalten. Das würde ich nicht so gerne, wirft es doch ein schlechtes Licht auf diese Einrichtung. So könnte sich das Vorurteil möglicherweise sogar bestätigen und das wäre doch schade.«
Jetzt habe ich ihn, wo ich ihn haben wollte.
»Nein, nein! Sie können sicher sein, ich werde den Apparat wiederfinden, wenn er verloren gegangen ist.«
Ich belasse es zunächst dabei. Wieder finden – dass ich nicht lache! So etwas hatte ich schon einmal. Damals hatte der Fahrer meines Mietautos meine Digitalkamera geklaut. Wir hatten den Jeep mehrfach durchsucht, jedes Mal ohne Erfolg. Dann hatte ich ihn unter Druck gesetzt:
»Also, ich werde das der Polizei melden und deine Nummer und die des Autos angeben. Wenn du die Kamera hast, wirst du sie niemals benutzen können. Und wenn du sie verkaufst, fliegst du sofort auf!« Der Fahrer hatte mich beschimpft, wie ich ihn dermaßen verdächtigen könne! Doch zwanzig Minuten später rief er mich. Er bat mich, noch einmal zu suchen und half dabei. Und plötzlich hielt er die Kamera in der Hand. Er hatte sie zufällig an einem Ort, wo alle schon mehrfach gesucht hatten, wieder gefunden.
Nun, jedenfalls wird Appara jetzt wohl sein Bestes tun, was allerdings nicht allzu viel bedeutet. Er wischt sich wieder über die Stirn und steckt das mit Löchern und Flecken übersäte Taschentuch umständlich in seine weite Hosentasche. Wir reden noch kurz über den morgigen Besuch. Er meint, wenn ich dem Mitarbeiter des Konsulats die Wahrheit sagen würde, könnte der vielleicht eine Überstellung nach Deutschland erreichen, jedenfalls, solange es um die Missionsversuche ging. Die Spionagevorwürfe wären jedoch dabei dann ausgesprochen hinderlich.
»Also glauben Sie nicht, dass ich schnell frei komme?!« Ich fühle mich nicht gerade aufgemuntert und meine Freude über den Konsulatsbesuch bekommt einen kräftigen Dämpfer.
»Ehrlich gesagt jedenfalls nicht schon morgen oder übermorgen«, informiert mich mein Fürsprecher vor indischen Instanzen.
Die Sonne war hinter dicken Wolken nicht zu sehen, müsste aber jetzt aufgehen. Der Himmel im Osten wurde heller und heller. Das Flusstal lag offen und weit vor und unter ihr. Sie saß gerne hier, vor allem am frühen Morgen und am Abend, wenn die Sonne unterging und das Wasser des Flusses rot färbte. Ein riesiger Baum wölbte sein Blätterdach über ihren Kopf. »Groß, wie ein Reisfeld«, die Worte ihre Vaters klangen noch in ihren Ohren. Offensichtlich spielten diese großen Urwaldriesen, die wie Botschafter aus einer vergangenen Zeit gelegentlich die tief abfallende Steilküste der Godavari säumten, in ihrem Leben eine ganz spezielle Rolle. Dieser hier war besonders gewaltig. Vor allem die Wurzeln faszinierten alle, die hier vorbeikamen oder auf ihrer Bootsreise anhielten. Zwischen ihnen wirkten nicht nur die kleine Frau, sondern auch große Männer wie Winzlinge. Adama saß auf einer der vom Abbruch der Küste freigelegten Wurzeln, umgeben von weiteren langen Wurzeln, also wie in einer Höhle. Wie einst als Kind. Sie sog in sich auf, was sie sah.
»Hier an der göttlichen Godavari und an ihrem königlichen Nebenfluss, der Sabari, ist mein Zu Hause!« dachte sie. »Hier gehöre ich hin! Und wenn man mir einen Sack voll Gold gäbe, ich würde um kein Geld der Welt meine Heimat verlassen und diese beiden Flüsse aufgeben oder jene waldreichen Berge an ihren Ufern, oder die Hüttendörfer meiner Stammesgenossen, oder die fruchtbaren Seitentäler und Uferregionen, in denen sie ihre Felder angelegt hatten, nachdem der Wald so brutal abgeholzt wurde.«
Eines der typischen Schiffe, eine Launche, tuckerte die Godavari flussaufwärts. Es war das Linienschiff, das einmal wöchentlich von Rajamundhri nach Kunavaram fuhr und zurück. Regelmäßig und recht zügig näherte sie sich der Anlegestelle und fuhr einen Bogen, um Sandbänken auszuweichen. Mehr als die Hälfte des Flussbettes bestand aus einer graugelben Sandbank. Die Ränder zum Wasser glichen den Wänden eines Canyon in Kleinformat und fielen einen halben bis einen Meter ab. Das Schiff legte an. Eine Planke wurde auf den Sand geschoben. Einige Leute, die an einer gegen Regen und Sonne aufgestellte Plane gewartet hatten, gingen zum Schiff, andere Passagiere stiegen aus und stapften durch den Sand auf die hier etwa fünfzehn Meter hohe Steilküste zu. Vier Männer und zwei Frauen erklommen mühsam den Pfad zum Tempel. An ihrer Kleidung erkannte Adama sofort, dass es sich um Pilger handelte. Als sie direkt neben ihr waren, fragte einer der Männer: »Namaste! Sind wir hier wirklich richtig? Wir wollen den Ashram von Perentapalli besuchen und den Bhal Ashoka Swamigi kennenlernen.«
Ja, sie waren richtig. Adama konnte ihnen sehr wohl den Weg zeigen, denn inzwischen war sie Teil dieses Ashrams geworden und Bhal Ashoka Swamigi war ihr Lehrer und wie ein zweiter Vater ans Herz gfewachsen.
»Ihr geht einfach den Pfad hinauf und haltet euch an den schmalen Bach, der in kleinen Wasserfällen aus den Bergen kommt. Dort oben seht ihr die riesigen Bäume. Darunter liegen der Ashram und der Tempel. Ihr könnt euch gar nicht verlaufen!«
»Danke!« die Pilger waren sichtlich erleichtert, dass sie den Tempel gefunden hatten.
»Zum Glück kennen die Bootsführer diese Gegend und den Fluss wie ihre Westentasche«, sagte der Mann, »wir hätten diesen Ort niemals vom Fluss aus gefunden.«
»Das ist ja der Sinn!« sagte Adama lachend. »Dies hier ist ja vor allem ein Ashram, gedacht zur Meditation und dem Studium göttlicher Weisheit und kein Ausflugslokal!«
Adama war froh, wieder ungestört ihren Gedanken und ihren Augen folgen zu können. Was sie sah, machte sie froh und dankbar: Das weite Flusstal mit der sich im sandigen Bett schlängelnden Godavari, die Steilküste, durchbrochen von Trampelpfaden und von Wassermassen ausgespülten und eingekerbten kleinen Schluchten; Sandbänke, die sich gleich Walrücken weit hinauf aufs Land schoben; bewaldete Berge auf allen Seiten. Es war wieder still. Ein großer Vogel flog mit lautem Geschrei über den Fluss und zerstörte die Stille.
»Vielleicht schreit er die Not dieser Natur hinaus, die soviel Unrecht erleiden musste«, dachte Adama. »Der Wald wird abgeholzt und nun haben sie im Westen eine Papierfabrik aufgebaut, die ihr giftiges Wasser direkt in den Fluss leitet!«
Ein Mann kam die Küste hinauf und trug an einem Draht hängend vier oder fünf Fische. Unten am Ufer lagen drei schmale Holzboote und Fischer sortierten ihre Netze. Sie allein waren berechtigt, hier zu fischen und zogen dazu den Fluss hinauf und hinunter. Gutes Essen im Ashram war für heute jedenfalls gesichert. Der Fischer würde seinen Fang an die beiden Brahmanen und deren Schüler verkaufen und die Frauen würden ihn dann zu einem leckeren Curry verarbeiten. Unten im Wasser badeten Kinder. Sie sangen und jubelten manchmal, freuten sich des Lebens. Eine Frau kam aus einer vor dem Ashram gelegenen Hütte und holte sich Zweige von einem buschigen Baum, dem Kanuga. Die kleinen Äste dieses Baumes benutzte auch Adama zum Putzen ihrer Zähne. Wenn man darauf kaute, entstand ein medizinischer und reinigender Saft, der die Zähne leuchtend weiß werden ließ. Die Frau summte eine Melodie. Auch sie war hier zu Hause und niemals würde sie freiwillig woanders hin gehen. Etwas später kletterte ein kleiner Junge auf den Baum und brach sich seine Zahnbürsten aus der Baumkrone.
Von der anderen Seite, oben am gerade erst entstehenden Weg, rief ein Mann herüber. Wie auch diesseits des Flusses lagen dort in den Tälern viele Dörfer, alle vergleichbar mit jenem, aus dem Adama kam und das sie jetzt für zwei Jahre und sechs Monate verlassen hatte, um sich in Perentapalli zu Stammespriesterin ausbilden zu lassen.
Eines der schmalen Holzboote überquerte den Fluss. Der Schiffer hinten stakte mit einer langen Bambusstange und wo es zu tief war, ließ er das Boot von der Strömung treiben. Man hörte klatschende Geräusche. Frauen schlugen ihre Wäsche auf flache Steine, zum Reinigen und Schleudern zugleich. Eine Mitschülerin von Adama kam vom Fluss und trug einen großen Krug auf dem Kopf. Sie war für heute zum Waschdienst eingeteilt und musste nun nicht nur sich selbst, sondern auch einen riesigen Berg Wäsche die steile Küste hinauf schleppen. Ein Mann, Gehilfe des Swami, musste dasselbe mit zwei vollen Wasserkrügen schaffen, die er an einer Bambuslatte über der Schulter trug. Um die durch das Gewicht entstehenden Schwingungen auszugleichen, ging er mit wiegendem Schritt.
Ein blaues Boot, das unten am Ufer gelegen hatte, warf seinen Motor an und tuckerte flussabwärts, einen Keil von Wellen hinter sich bildend. Mit der Strömung kam es gut voran. Viele der Mitfahrer saßen oben auf Deck und genossen den Fahrtwind. Sie riefen den Leuten in den Dörfern etwas zu, wenn sie vorbeifuhren. Wohin dieses Boot wohl unterwegs war? Ob es bis zum Delta des Flusses fuhr?
»Theoretisch«, dachte Adama, »könnte auch jener tolle Mann mit dem Fisch auf seinem Motorrad dort unten vorbeifahren!«
Sie erschrak über sich selbst. Obwohl sie damals erst knapp zwanzig und nun bereits zweiundzwanzig war, dieser Mann ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie musste ihren Swami unbedingt fragen, was das Fisch-Symbol bedeutete.
Ein wenig kam jetzt die Sonne durch die Wolken. Sogar ein freies Stück vom Himmel konnte man sehen. Sofort wurde es wärmer. Der Morgen musste dem Tag weichen.
Es schabt an der Stahltür. Die Luke wird geöffnet. Die dunklen Augen meines Lieblingswärters mit dem Flachmann schauen zu uns hinein. Kontrollgang? Nein, der Schlüssel wird ins Schloss geschoben und die Tür öffnet sich.
»Das wird der Delegierte vom Konsulat sein«, denke ich.
Doch vor mir steht außer ‚meinem’ und einem weiteren Wachmann ein Inder, schlank, mit dunkler Hose und dünn gestreiftem, hellem Hemd bekleidet und mit einem auffälligen goldenen Ring an der rechten Hand. Sein Alter ist schwer zu schätzen, vielleicht um die vierzig. Er trägt wie die meisten seiner Landsleute einen dezenten Schnurrbart. Sofort fallen mir seine wachsamen Augen auf.
Der Wachmann sagt irgendetwas.
»Du bekommst Besuch, heißt das!« der schlanke Mann spricht zwar gebrochen aber doch gut verstehbar Englisch. Er grinst. »Allerdings wahrscheinlich Dauerbesuch.«
Der Wächter schiebt den Mann in unsere Zelle und deutet auf eines der leeren Betten. Der Neue legt einen Stoffbeutel mit Holzgriff aufs Bett. Er kann offensichtlich einige seiner Sachen behalten. Der Wächter geht, die Tür schlägt zu. Der Mann wechselt ein paar Worte mit Ashok. Der zuckt mit den Schultern und zeigt offenbar Zustimmung. Dann wendet sich der neue Mitbewohner dieses Etablissements an mich:
»Ich bin Rama Krishna Rao«, stellt er sich vor. »Ich habe gehört, dass du Deutscher bist. Das freut mich!«
Ich bin überrascht. Er reicht mir die Hand, ganz unüblich für Indien, wo man sich eigentlich die mit den Handflächen zusammen gelegten Hände zum Gruß zeigt. Sein Englisch ist viel besser als meines und klngt, als habe er lange in England gelebt.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich dieses Bett hier nehme?«
Er zeigt auf eines der zwei leerstehenden oberen Betten. Natürlich habe ich nichts dagegen. So bleibt mir ein Doppelbett und die beiden Landsleute schlafen im anderen. Rama Krishna macht sein Bett und breitet die vom Gefängnis gestellten Laken aus. Dann spricht er mich wieder an.
»Ich bin überrascht, hier einen Ausländer zu sehen!«
Ich wundere mich, hat er doch schon gewusst, dass ich Deutscher bin. Offenbar redet man hier im Gefängnis über meine Anwesenheit. Allerdings, Rama Krishna Rao ist gerade erst angekommen und kann den Gefängnistratsch noch garnicht kennen. Im Übrigen hatte mir der Däne erzählt, dass von den vier Zentralgefängnissen des Bundesstaates Andhra Pradesh Ausländer nur hier in Hyderabad untergebracht werden, eben wegen der Nähe zum Flughafen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass hier auch Ausländer einsitzen. Ich werde misstrauisch und vorsichtig.
»Es ist gut«, sage ich, »dass jemand hier ist, der Englisch spricht. Du kannst mich gelegentlich übersetzen. Wo hast du es denn so gut gelernt?«
»Danke für das Kompliment«, antwortet der Inder höflich. »Ich bin zwölf Jahre zur englischsprachigen Schule gegangen und habe dann in England, genau gesagt in Bristol, studiert.«
Wir kommen ins Gespräch. Ich finde heraus, das Krishna, wie ich ihn kurz nennen soll, aus einem größeren Dorf an der Godavari kommt, aus Kukunuru. Ich kenne das Dorf. Es ist nicht ganz unbeteiligt daran, dass ich die indische Gastfreundschaft in diesem Knast genieße. Aber Krishna sage ich nichts davon, noch nicht.
Wir schweigen erst einmal. Krishna sortiert seine Sachen. Da schrillt das Signal zum Essen. Also haben wir jetzt nicht die Zeit für tiefere Gespräche. Wir gehen in die »Kantine«, die eigentlich nichts ist als ein geschmackloser Raum mit abwaschbaren Steintischen und Hockern davor. Immerhin müssen wir nicht auf dem blanken Boden sitzen wie jene Gefangenen in der C-Klasse. Wir essen, ebenfalls ohne ein nennenswertes Gespräch. Krishna wundert sich lediglich, dass ich mich nicht über das scharfe indische Essen beschwere und ohne Probleme mit den Fingern essen kann. Er macht eine lobende Bemerkung darüber und ich sage, dass ich schon öfter in Indien war.
Nach dem Essen gehen wir zurück in die Zelle. Ich frage mich, wo der Konsulatsbesuch wohl bleibt. Auch mein Superanwalt lässt nichts von sich hören. Rama Krishna Rao dafür umso mehr. Am Nachmittag fragt er mich, ob ich Max Hoyer oder Tobias Grunert kenne, beide aus Hamburg. Er habe die beiden jungen Männer bei seinem letzten Indienaufenthalt kennengelernt. Auf seine Einladung hin hatten sie einen Abstecher in seine Heimat gemacht. Allerdings habe er sie dann wieder aus den Augen verloren, da er Indien ziemlich überstürzt hatte verlassen müssen. Ich kenne die beiden nicht.
Krishna beginnt nun zu erzählen, vielleicht ein wenig zu bereitwillig. Ich schweige zunächst, stelle nur einige Fragen und höre zu.
»Ich bin Sohn eines reichen Bauern«, sagt er.
»Aber ich habe mich mit meinem Vater überworfen. Er konnte zwar nichts dafür, dass das Land, von dem er lebte, im Grunde gestohlen war, machte aber trotzdem weiter, als wäre dies völlig normal. Meine Eltern schickten mich nach England auf´s Kollege. Und dort sind mir die Augen aufgegangen. Eigentlich haben wir uns in den Geschichtsvorlesungen mit der Kolonialzeit beschäftigt, doch ich habe meine eigenen Schlüsse gezogen. So wie England und die anderen Kolonialmächte ihre Kolonien schamlos ausgebeutet hatten, so wurden die einheimischen Bewohner meiner Heimat auch ausgebeutet. Doch während sie unter der englischen Herrschaft in Indien noch relativ große Freiheiten hatten und in Bastar, also im Länderdreieck Andhra Pradesh, Orissa und Chhattisgarh, sogar bis 1967 einen eigenen Fürsten hatten, waren sie den Indern aus den großen Städten, die nach 1960 ins Land kamen, hilflos ausgeliefert. Mein Großvater hatte sich damals, wie viele andere auch, das Land einfach genommen. Die Stammesleute wurden irgendwie übers Ohr gehauen und das Ergebnis war, dass sie auf ihrem ehemals eigenen Land nun als billige Arbeitskräfte bis hin zur Leibeigenschaft schuften mussten. Das hat mich derart ernüchtert, dass ich wusste: Da muss etwas geschehen.«
Krishna macht eine Pause, vielleicht um die Wirkung seiner Worte auf mich zu erfassen. Was er aber wohl nicht ahnt: Ich weiß genau, wovon er redet, denn seine Heimat ist mir abgesehen von meiner eigenen, inzwischen näher als sonst ein Fleckchen Erde dieser Welt.
»Na, da bin ich aber nun gespannt, was du gemacht hast!«
Ich ermuntere Krishna, weiter zu erzählen. Er tut es sichtlich gerne.
»Ich habe mich politisch betätigt«, fährt er fort.
»Zunächst war ich in der CPI, der kommunistischen Partei Indiens. Ich wollte, dass die Ressourcen wirklich gerecht aufgeteilt wurden. Aber in dieser Partei wurde immer nur geredet und nichts bewegt. Die Führer dort waren genauso korrupt wie in der Congress Partei der Gandhi Dynastie oder die radikalen Hinduparteien. Sie alle passten sich den drei allgemeinen Trends an. Und die hießen: Money, money, money. Alles wurde schön mit dem Stichwort ‚Entwicklung’ verpackt und ‚Wirtschaftswachstum’ und ‚Demokratie’. Doch nichts davon stimmte. Es ging nur um Geld, Macht und Positionen. Mich hat das angewidert. Damals war ich 28 und hatte genug von der Welt gesehen, um zu spüren, dass man so nicht weiterkam. Also wurde ich immer radikaler. Und dann bin ich nach einem kurzen Abstecher in die CPM bei der CPIML gelandet.«
Ich stelle mich unwissend, weiß jedoch, was die Abkürzungen bedeuten. Mein Zellengenosse war zu den Maoisten gegangen, um bald darauf in deren gerade noch rechtsstaatlich akzeptierten Zweig der Befreiungsbewegung zu wechseln. Zusammen mit anderen Parteien, etwa der TRS, der Telangana Rasta Samithi, kämpft die CPIML für einen eigenen Bundesstaat in Bastar. Da ich ihn offenbar ein wenig fragend ansehe, erklärt mir Krishna die Zusammenhänge ein wenig umständlicher als ich es gemacht hätte. Was er dann allerdings erzählt, hat es in sich.
»Jetzt war jener Schritt getan, der mich am Ende in diesen Knast und diese Abteilung gebracht hat.«
Ich wundere mich, dass er die Abteilung gesondert erwähnt. Also bin ich gespannt.
»Bei der CPIML, den extremsten Maoisten also, ging es nicht gerade zimperlich zu. Wir hatten überaus engagierte Parteiführer. Da wurde nicht nur geredet. Wir organisierten große Demonstrationen in den Minenprojekten Orissas, etwa gegen den Abbau von Uran im Stammesgebiet oder gegen die Bauxitminen. Wir machten Eingaben zur Sicherung des Landes der Adivasi. Wir blockierten die Zufahrten und Bahnverbindungen zu Bergwerken. Wir ketteten uns an Bäume in Wäldern, die abgeholzt werden sollten.«
Ich muss sofort an Gorleben in Deutschland denken. Da ich nicht weit davon lebe und arbeite, sind mir solche Aktionen bekannt und, wenn man so will als ‚altem Grünen’, auch durchaus sympathisch. Allerdings fallen mir auch sofort die massiven Polizeiaufgebote ein, die Straßenschlachten und die Sabotageakte auf die Bahnlinien gegen den Castor. Ich bin gespannt, wie Krishnas Einsatz sich weiter gestaltete. Und er erzählt auch schon weiter.
»Weißt du, was die Naxaliten sind? Hast du schon einmal von ihnen gehört?«
Ja, habe ich. Aber das verrate ich ihm nicht. Allerdings bin ich jetzt äußerst gespannt auf das, was kommt. Langsam dämmert mir, warum Krishna hier ist – oder angeblich hier ist. Er fährt auch schon fort, so als sei es nur eine rethorische Frage gewesen.
»Die Naxaliten sind eine maoistische Widerstands-bewegung in der Bastar Region, also im Länderdreieck von Andhra Pradesh, Orissa und Chhattisgarh. Auch sie kämpfen für einen separaten Telangana- Staat, sind dabei jedoch nicht so zimperlich wie ihr sozusagen demokratisch rechtlicher Flügel, die CPIML. Mit Demos ist es diesen Kämpfern nicht getan. Sie sprengen Gebäude der Regierung und beschmieren sie nicht mit Parolen. Sie fordern Schutzgelder von reichen Landlords und lassen sich nicht von ihnen kaufen. Naxalisten kämpfen gegen Polizisten als Vertreter eines Unrechtsstaates und geben sich nicht der Illusion hin, dass diese die Bevölkerung schützen. Unterstützung bekommen sie dabei von weiten Teilen der Bevölkerung und das macht die Naxaliten letztlich zu berechtigten Vertretern der Menschen hier, vor allem der Adivasis, der Stammesangehörigen! Deshalb nennen sie sich auch gerne ‚The peoples war group’.«
Es ist ganz eindeutig, Krishna sympathisiert mit den von der Regierung als Terroristen eingestuften Naxaliten. Oder zumindest will er den Eindruck erwecken. Immer mehr nämlich habe ich das Gefühl, hier stimmt etwas nicht. Dieser Mann ist glatt wie ein Aal. Einerseits gebildet und kultiviert, andererseits verbunden mit einer Untergrundarmee, die sich in Wäldern versteckt, Schutz-gelder erpresst, Polizeistationen überfällt und gelegentlich Staatsbeamte und Polizisten ermordet. Das bekomme ich nicht zusammen, jedenfalls noch nicht. Deshalb frage ich nun direkt:
»Du klingst so, als findest du diese Naxaliten gut und bist selbst einer.«
»Mag sein«, sagte Krishna, nun seinerseits etwas vorsichtiger, »jedenfalls bin ich kein Freund der Regierung und Polizei. Aber keine Angst, ich habe noch niemanden erschossen! Ich wurde trotzdem als Hintermann und einer der Köpfe einiger der autonom operierenden Gruppen verdächtigt. Deshalb bin ich, nachdem ich in Indien Probleme bekam, wieder nach Bristol gegangen. Nun aber, direkt am Flughafen von Chennai, hat man mich festgenommen.«
Das wiederum kann ich mir gut vorstellen. Man muss lange anstehen, bis man an einem der Einreiseschalter seinen Pass und ein schon im Flugzeug ausgefülltes Formular zur Einreise abgeben darf. Der Beamte checkt alles und dann kann man zur Gepäckausgabe gehen – wenn man ‚sauber’ ist. Und das war Krishna wahrscheinlich nicht. Doch wie konnte er so naiv sein, nicht damit zu rechnen, dass seine Daten gespeichert wurden?
»Jedenfalls hat man mir vorgeworfen, in meinem Geburtsort Kukunuru einen Überfall auf die Polizeistation organisiert zu haben. Dabei ist ein Polizeiinspektor getötet worden. Ich soll zu den Hintermännern gehören. Und einen Bombenanschlag in einem anderen Dorf wollen sie mir nun auch noch anhängen. Na ja und sie werfen mir auch vor, ein Attentat auf unseren Chief Minister geplant zu haben. Erst in letzter Minute wurde dies dann verhindert, weil zwei Ausländer die Informationen darüber hatten. Tja, und nun bin ich in der Abteilung für Politische hier im Knast gelandet. Und treffe dich!«
Ich frage nicht: Und, gehörst du zu den Hintermännern? Aber es liegt mir auf der Zunge. Beide Gebäude kenne ich, sowohl die Polizeistation als auch den Trümmerhaufen in Gullavai. Letzterer entstand durch einen Bombenanschlag auf eine Mustersiedlung für die Umsiedlung jener Stammesleute, die dem Großstaudammprojekt bei Polavaram weichen sollen. War dabei nicht auch ein Wachmann ermordet worden? Von einem Attentatsversuch auf den CM, den Ministerpräsidenten, habe ich allerdings bisher nichts gehört.
Ich spüre, dass Krishna sich nicht weiter äußern will, sondern nun erwartet, dass ich von mir erzähle, genauso ‚offen’ wie er es getan hat. Doch ich bin skeptisch. Wer weiß, was dahinter steckt.
Ich bin also in der politischen Abteilung gelandet, ein Politischer! Nicht einmal mein netter Anwalt hat mir das gesagt. Appa Rao hat so getan, als sei ich in einem ganz normalen Gefängnis. Ich habe mich ohnehin schon gewundert, dass die Zellen hier so klein sind und nur vier Betten haben. Na ja, immerhin ist ja mein schweigsamer Mitbewohner Ashok dann doch kein Giftmörder, jedenfalls kein unpolitischer. Warum mag der wohl in dieser Abteilung sein?
Zum Glück steht plötzlich mein Flachmann-Wärter vor der geöffneten Zellentür und ich muss mir keine Ausreden einfallen lassen, wieso ich zumindest jetzt nichts von mir erzählen will. Krishna weiß entweder, wessen ich beschuldigt bin – und dann will er mich ausspionieren und versucht mit seiner Geschichte Vertrauen aufzubauen. Oder er ahnt nicht im Geringsten, wie sehr sich die Anschuldigungen gegen uns zwei zumindest in einigen Belangen gleichen – und dann wäre es sowohl für ihn als auch für mich schlecht, wenn man uns miteinander in Verbindung brächte.
Unser Wächter öffnet die Tür.
»Mr. Oliver! Sie haben Besuch.«
Na, das wird dann ja wohl endlich jemand vom Konsulat sein, denke ich und stehe von meinem Bett, auf dem ich halb gesessen, halb gelegen habe, auf. Ich nehme mein Notizbuch vom Regal neben dem Bett und gehe durch die Tür. Nun, so hoffe ich, werde ich bald ein letztes Mal durch diese Tür gehen, in Richtung Freiheit. Hoffentlich.
»Endlich hast du dich entschieden!«
Chinnamma umarmte sie heftig und freute sich riesig.
»Ich dachte schon, du wolltest erneut weglaufen!«
Adama hatte sich wirklich entschieden. Sie wollte ihrer Tante nun zuverlässig zur Seite stehen. Chinnamma war Stammespriesterin des Dorfes Arukuru und dem Lord Shiva verpflichtet. Da Adama inzwischen ihre Ausbildung beendet hatte, konnte sie das Gelernte gut in die Praxis umsetzen. Zusätzlich war sie noch zwei Jahre weiter zur Schule gegangen, hatte also insgesamt immerhin sieben Jahre die Schulbank gedrückt. Lange genug hatte sie ja dazu gebraucht, doch für ein Mädchen aus einem Koyadorf war das enorm viel. Adama kannte sonst niemanden, die das geschafft hatte. Selbst Jungen gab es nur sehr wenige.
Es stimmte, was die Tante, von ihr »Mutter« genannt, da sie so etwas wie ein Ersatz der früh verstorbenen eigenen Mutter war, sagte: Adama hatte vor ihrer Zeit in Perentapalli schon bei ihr gewohnt, war jedoch immer wieder weggelaufen. Sie hatten sich oft gestritten. Die eher ruhige Tante kam mit der wilden Jugendlichen nicht zurecht und Adama fühlte sich oft bevormundet und übergangen. Das konnte sie generell nicht ab, auch nicht bei völlig Fremden. Einmal zum Beispiel saß sie im Bus. Ihr Gegenüber rauchte eine furchtbar stinkende Zigarre und blies ihr den Qualm ins Gesicht. Das hätte er nicht tun sollen. Adama schlug ihm die Zigarre aus dem Mund und ohrfeigte ihn vor allen Leuten. Ähnlich war es mit einem Bauern gewesen, der den Zaun an ihrem Grundstück mit seinem Bullenwagen gestreift und beschädigt hatte. Sie war hinausgestürmt und hatte mehrmals mit einem Stock zugeschlagen. Ja, so war sie, temperamentvoll, spontan und direkt. Und manchmal rechthaberisch und kompromisslos. Dass ihre Tante damit nicht recht umgehen konnte, machte Adama ihr jetzt nicht mehr zu Vorwurf. Irgendwie verstand sie Chinnamma sogar. Wenn sich Adama hätte selbst erziehen müssen, hätte sie wohl auch Probleme mit sich gehabt.
Die Aufgaben in Arukuru machten ihr Spaß. Auch das Dorf der Tante lag, wie Chatti, an der Sabari, allerdings weiter südlich, kurz bevor sie sich mit ihrer großen Schwester, der Godavari vereinigte. Die Sabari, nach ihrer Vereinigung mit dem Gebirgsfluß Sileru, führte der inzwischen von der Papierfabrik sehr belasteten Godavari frisches süßes Wasser aus den nördlichen Bergen zu. Von hier aus konnte Adama zudem auch leicht ihren älteren Bruder besuchen und ihn nach dem Tod ihres Vaters zumindest seelisch bei der Führung des Hofes unterstützen. Einen Teil des Landes hatte Adama geerbt und auch von ihrer Tante würde sie wohl das Land bekommen, wenn diese starb. Besonders gut war das Land leider nicht, denn es fehlte an Wasser zur Bewässerung. Andere Erben gab es nicht. Der Verkauf des Landes an Außenstehende, womöglich an reiche Bauern aus dem Osten, wurde inzwischen auch in der regionalen Zeitung heftig diskutiert. Es war, hatte sie von ihrem Kaufmann an der Ecke gehört, ein Gesetz in Arbeit, das den Adivasis ihr Land sichern und sie vor Ausbeutung schützen sollte. Wie gut, das sie lesen konnte, wenn auch immer noch stockend. Alles in allem: Adama war soweit, sich in Arukuru niederzulassen. Und wie gesagt, die Arbeit gefiel ihr.
Die Tante hatte ihr Land zum größten Teil verpachtet und bekam dafür regelmäßig Geld. Nur gelegentlich musste Adama bei der Feldarbeit helfen. Sie säuberte vielmehr an jedem Morgen den Tempel, brachte Lord Shiva frische Blumen und sprach ihr Morgengebet. An jedem Montag bekam Lord Shiva eine besondere Verehrung. Kokosnüsse wurden geopfert. Ursprünglich hatte die Priesterin nur an Steinen und einem Baum ihre Opfer gebracht, ganz wie es die Koyas von ihren Ahnen übernommen hatten. Irgendwann jedoch hatte sie eine Shivafigur gefunden und diese in ihren Tempel mitgebracht.
Der Tempel war in einer ganz normalen Hütte mit Palmendach untergebracht und stand am Rand des unteren Dorfes in der Nähe des Flusses. Lord Shiva wurde durch einen Lingum, ein Penissymbol aus schwarzem Stein, dargestellt. Auf der Spitze war so etwas wie ein Regenschirm angebracht. Darüber wurde Wasser geleitet, das dann über den Shiva Lingum lief. Die Gläubigen tranken es als heiliges Wasser.
Vor dem Lingum stand ein steinerner Stier, das Reittier des Lord Shiva. Wenn Leute kamen, was nicht so oft, aber immer wieder vorkam, bekamen sie einen Segen und Tulasi Tiertham. Tulasi Tiertham, das war ein spezieller und sehr süßer Saft, der aus dem Tulasi Baum und Sandalholz gemacht wurde. Davon bekamen dann die Leute einige Tropfen auf die Hand, leckten diese ab und rieben sich den Rest ins Haar.
Natürlich waren Adama und ihre Tante bei den Festen besonders eingespannt. Ein wenig ärgerte Adama sich, dass vor allem Hindus zum Tempel kamen. Wenn etwa Shivaratri gefeiert wurde, dann blieben die Leute die ganze Nacht. Sie glaubten, dass solche Übernachtung im Tempel besonderen Segen brachte. Adama konnte das nicht nachvollziehen. Die Hindus übertrieben manchmal. Und sie taten so, als hätten sie die Religion erfunden. Dabei hatten die Hindus viele Bräuche der Ureinwohner Indiens übernommen. Vor vielen, vielen Generationen waren Stämme aus dem Norden gekommen und hatten im Tal der Indus einheimische Religionen vorgefunden. Diese hatten sie mit ihren heiligen Schriften in Verbindung gebracht und daraus sozusagen eine neue Religion geformt. Also waren die Stammesleute sogar Mitbegründer des heutigen Hinduismus. Ihr Swami in Perentapalli hatte es ihr beigebracht. Sie hatte dort wirklich viel gelernt, bis hin zu großer Toleranz gegenüber anderen Religionen. Der Swami hatte an den Turm des Tempels die Symbole aller Weltreligionen gemalt:
Das Hakenkreuz der Hindus, die Mondsichel des Islam, das Kreuz der Christen, die Flamme des Buddhismus.
Ein Fisch war nicht dabei. Ob es doch eine Werbung war, damals auf jenem Motorrad? Sie hatte damals doch ihren Swami fragen sollen...