Mord in Bornheim - Kersten Wächtler - E-Book

Mord in Bornheim E-Book

Kersten Wächtler

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Beschreibung

Rhein-Sieg-Kreis Krimi Der zweite Fall der Kommissarin Thekla Sommer Nur auf den ersten Blick sah es aus wie Selbstmord. Doch wer hatte ein Motiv, den alten Mann umzubringen? War es Hass, Habgier, Eifersucht oder führt eine Spur ins ferne Ausland? Kriminalistische Arbeitsweise und das Bauchgefühl der Kommissarin führen zur Aufklärung.

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Alle Personen und Tathergänge sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig

Inhaltsverzeichnis

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Drittes Kapitel

Letztes Kapitel

Erstes Kapitel

Eigentlich war alles wie immer.

Der Ehemann, Friedrich Schirmer, ein führendes Mitglied der >Chefetage< eines mittelständigen Unternehmens in Bonn, hatte gegen 06:45 Uhr das Haus verlassen, um seiner verwalterischen Tätigkeit im Bereich der Transportlogistik nachzugehen.

Der Sohn Max und die Tochter Lena waren nach ihrer morgendlichen Trödelparade im Badezimmer und dem darauffolgendem Gemeckere, was es denn heute wieder zum Frühstück gäbe und womit die Schulbrote möglichst nicht zu belegen wären, bereit, das Haus zu verlassen. Einzig noch das, bereits als Ritual anzusehende Küsschen von der Mama, beim Verlassen des Hauses, fehlte noch.

»Passt gut auf Euch auf und kommt gesund wieder«, rief sie den Beiden nach, als sie die Straße zur Haltestelle, an der Straße >Im Benden< in Alfter, hinuntergingen. Familie Schirmer bewohnte hier, in der Fürst-Franz-Joseph-Straße, im >Unterdorf<, ein Einfamilienhaus, welches Friedrich von seinen Eltern geerbt hatte. Es waren, hier und da, einige Schönheitsreparaturen notwendig gewesen. Neue Heizung, neuer Dachstuhl und Ziegel, sowie das Streichen der Fassade, hatte schon fast alle Ersparnisse aufgebraucht. Das Erbe der Eltern sollte jedoch erhalten bleiben und später dann auch an die Kinder weitergegeben werden.

Der Schulbus hielt glücklicherweise nur etwa einhundert Meter vom Haus der Schirmers entfernt.

Von hier aus fuhren sie dann nach Bornheim, in die >Europaschule<. Die Mutter winkte beiden nach.

Ute Schirmer machte nun dass, was sie eigentlich jeden Tag machte, seitdem sie mit der jüngsten, ihrer Lena, schwanger war. Sie hatte damals kräftig zugenommen, aber sie hatte sich auch nach der Entbindung angewöhnt, jeden Morgen einige Kilometer zu laufen. So nahm sie auch heute ihren Labrador >Bruno< an die Leine, und lief los. Von Alfter aus, >In den Benden< startend, über den >Kölner Pfad<, einen Wirtschaftsweg, quer durch Blumen- und Obstfelder, in Richtung Bornheim-Roisdorf. Hier lief sie noch ein Stück über die Friedrichstraße, dann links in die Siegesstraße, bevor sie dann wieder links, über einen kleinen, aber asphaltierten, Fußweg, namens >Auf der Lüste<, zurück bis nach Alfter lief. Dieser schmale Weg >Auf der Lüste< verlief durch einen kleinen Park, parallel dem Roisdorf-Bornheimer-Bach und der S-Bahn Strecke der Linie 18, von Bonn nach Köln. Das war täglich eine Strecke von circa viereinhalb Kilometer, aber durch den täglichen Rhythmus zur Gewohnheit geworden, was man der Figur aber auch ansah. Als sie durch das kleine, dichtbewachsene Wäldchen lief, das sich an ein Grundstück anschloss, auf dem sich ein großes Seniorenheim befand, stutzte sie etwas. War da hinten auf der Bank, an dem asphaltierten Weg, über den sie laufen musste, ein Mensch, in nach hinten angelehnter Haltung sitzend? Vorsichtshalber nahm sie Bruno etwas kürzer an die Leine. Normalerweise lief er ruhig und brav immer neben ihr her, da er die Ausläufe gewohnt war. Diesmal jedoch bemerkte Ute, wie der Labrador, bereits etwa fünfzig Meter von der Bank entfernt, unruhig wurde. Je näher sie kamen, je mehr fing er an zu tänzeln und hielt den Kopf sehr aufmerksam in Richtung des Mannes, der da saß. Der Mann saß ganz regungslos und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Als sie in Höhe der Bank war, sah Ute, dass der Mann mit weit geöffneten Augen in die Baumkronen, über ihm, schaute. Ute lief vorbei, aber irgendetwas in ihr sagte:

»Bleib stehen, - sprich ihn an. Vielleicht braucht er Hilfe«.

Der Mann brauchte keine Hilfe mehr, - denn er war tot.

Thekla genoss die Zeit mit ihrer langjährigen Freundin. Sie kannten sich noch aus der Schulzeit, waren auf demselben Gymnasium, hatten gemeinsam Abitur gemacht und sich seitdem nicht mehr aus den Augen verloren. Sylvia wohnte in einem kleinen, zu Bonn gehörenden, Vorort der Bundesstadt. Eigentlich hatten die zwei es sich zur Gewohnheit gemacht, einmal im Monat gemeinsam die Seele baumeln zu lassen und einige Stunden in der Saunalandschaft, an der Bonner Kennedybrücke, gegenüber der Oper, zu verbringen.

In dem fünfgeschossigen Bürohaus war eine exzellente und sehr großzügig angelegte Saunalandschaft, die sich über drei Etagen, auf etwa dreitausend Quadratmeter, zuzüglich einer übergroßen Dachterrasse, hinzog. Hier waren sechs verschiedene Saunierarten und das Benutzen eines Swimmingpools möglich. Ebenfalls war ein gemütlicher Gastronomiebereich, der zwischen den Saunagängen zum Relaxen einlud, vorhanden. Die Tageskarte für neunundzwanzig Euro war für dieses Erlebnis, einmal pro Monat, nicht zu teuer.

Nach etwa dreieinhalb Stunden der Erholung hatten die zwei genug und beschlossen, >beim Griechen< nebenan, etwas essen zu gehen. Es störte Thekla nicht, dass Sylvia ihr unter der Gemeinschaftsdusche den Rücken einseifte, obwohl sie wusste, das Sylvia bereits seit der Gymnasialzeit, Frauen attraktiver fand, als Männer. Ihr späteres Outing, als lesbisch, nach einer kurzen Eheepisode, war für Thekla damals auch nur die logische Konsequenz. Jedenfalls bemerkte Thekla schon, dass Sylvia ihr beim Waschen des Rückens, einmal mehr als nötig gewesen wäre, über ihren, durch stetes sportliches Training, straffen Hintern gestrichen hatte. Etwas amüsiert, aber auch als sehr angenehm empfindend, musste Thekla, diesen Moment unkommentiert lassend, grinsen.

Als Thekla dann ihrerseits den Rücken ihrer Freundin abseifte und abspülte, meinte diese:

»Ich glaube ich muss demnächst mit Spülmittel duschen«.

»Wieso mit Spülmittel?«, fragte Thekla ganz erstaunt?«

»Na, - da steht doch immer auf der Flasche«, sie zeigte auf die Rückseite einer imaginären Flasche, »hilft selbst bei hartnäckigem Fett«.

Beide Frauen prusteten los vor Lachen. So war die Freundschaft eben zwischen den Beiden, - einfach herzerfrischend. Lachen erfrischt das Herz und das Gemüt.

Als beide dann an ihren Umkleideschrank gingen, um die Kleidung wieder anzuziehen, sah Thekla auf ihr Handy.

»Oh nein, - drei Anrufe in Abwesenheit. Alle drei aus dem Polizeipräsidium. Ich hab mir doch extra ein paar Tage Urlaub genommen, um ungestört mal was für mich zu machen«.

Ihr inzwischen sechzehnjähriger Sohn David war vor einiger Zeit, gegen ihren Willen, von zu Hause ausgezogen, um bei seinem Vater, Bernd Lay, in Siegburg-Kaldauen, zu wohnen. Es ging ihm wohl insgeheim darum, näher an seiner Flamme, Jana Kaminski, der fünfzehnjährigen Tochter von Bernds neuer Freundin, Eva Kaminski, zu wohnen.

Wegen Doris hatte Bernd die langjährige Beziehung mit Thekla, welche nicht durch eine Ehe besiegelt wurde, seinerzeit beendet.

»Also ehrlich«, meinte Thekla, zu Sylvia gewandt, «ich möchte doch so gerne noch mit Dir essen gehen«. Thekla zog eine Schnute wie ein dreijähriges Mädchen, das noch Schokopudding, vor dem Schlafengehen haben möchte, obwohl Mutter es verboten hat.

»Nun ruf doch mal zurück«, ermutigte Sylvia.

»vielleicht wollen die ja nur eine Kleinigkeit fragen«.

Als sie sich nun angezogen hatten und das Saunaparadies verlassen hatten, zückte Thekla, auf dem Weg etwas essen zu wollen, das Handy.

Vor dem Eingang zum Restaurant drückte Thekla, etwas resigniert in Richtung Sylvia schauend, die Rückruftaste.

»Polizeipräsidium Siegburg, Alfred Bollenkamp«, hörte Thekla ihren Vorgesetzten sagen.

»Hallo Fred, - Thekla hier, - ich habe Urlaub«.

»Ach Thekla, - ja also, - entschuldige bitte, - ich weiß ja, dass Du den überfälligen Erholungsurlaub hast. Hier ist die Hölle los. Zwei Kollegen sind erkrankt, vier sind in andere Ermittlungen eingebunden, - ich brauch Dich hier ganz dringend«.

»Was gibt es denn so Dringendes, - wenn nicht ein Todesfall?

»Eben, - so ist es! Vor etwa vierzig Minuten kam die Meldung der Schutzpolizei in Bornheim.

Todesfall eines Zweiundachtzigjährigen«.

»Ja,- das kann aber in dem Alter schon mal vorkommen, dass man verstirbt«.

»Thekla, - bitte, - keine Witze«, konstatierte Bollenstein.

»Ist ja gut. Wieso die Mordkommission?«

»Unklare Todesursache. Fremdverschulden nicht ausgeschlossen. Da lagen zwar leere Tablettenblister und eine Flasche Wasser, - aber der Rollator des Mannes lag zwanzig Meter entfernt im Roisdorf-Bornheimer Bach, zwischen Bäumen und Gestrüpp. Ohne dieses Hilfsgerät hätte der alte Mann diese Strecke aber niemals gehen können«.

»OK,- ich fahre dahin. Wann wurde die Leiche gefunden?«

»Heute Morgen, - von einer Joggerin mit Hund.

Danke Thekla, Du hilfst mir sehr. Du hast was gut bei mir«.

»Bei Gelegenheit erinnere ich Dich daran. Gib mir die Adresse«.

»Bornheim-Roisdorf, Auf der Lüste, zwischen Siegesstrasse und Brunnenallee. Dort kommst du aber nicht mit dem Auto hin. Ist ein asphaltierter Spazierweg«.

Thekla wollte auflegen.

»Und danke nochmal«, hörte sie Fred noch sagen.

Dann war die Verbindung unterbrochen.

»Tut mir echt leid, dass unser Treffen so enden muss. Aber Du hast es ja schon einige Male erlebt.

Kriminalpolizei halt«, Thekla zuckte mit den Achseln, umarmte ihre Freundin und verabschiedete sich.

*

Auf der Fahrt nach Roisdorf dachte Thekla noch verärgert:

»Da nimmt man sich mal ein paar Tage Urlaub, um entspannt die Seele baumeln zu lassen, steht früh auf, um mit der Freundin einen schönen Tag zu verleben und wird dann bereits am Mittag wieder zu einem Fall gerufen«.

Sie fuhr mit angepasster Geschwindigkeit über die A555, von Bonn in Richtung Köln und nahm die erste Ausfahrt, >Bornheim/Alfter<. Wie lange war sie nicht mehr hierhergefahren? Obwohl sie doch allen Grund dazu gehabt hätte. Ihr Vater wohnte doch nun bereits seit über dreizehn Jahren hier in Bornheim. Er war mit seiner Frau aus dem Westerwald hierhin gezogen, um näher an Köln und Bonn zu wohnen, aber gleichzeitig auch die wohlige dörfliche Atmosphäre zu genießen.

Bornheim deshalb, weil seine Frau in Köln arbeitete, er aber, als pensionierter Hauptkommissar, doch noch die Nähe zu seinem ehemaligen Arbeitsbereich des Rhein-Sieg-Kreises, suchte.

Bereits einige Jahre hatten sie sich nicht mehr gesehen. Die Arbeit und die Sorgen mit Bernd und ihrem Sohn David, ließen irgendwie nie Platz, den Vater zu besuchen. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, wurde sie etwas schwermütig und beschloss, den Vater zukünftig wieder mehr in ihr Leben zu integrieren. Jetzt, wo sie sich von Bernd getrennt hatte, war bestimmt auch wieder mehr Zeit für Familienbande. Obwohl sie den Weg nach Bornheim-Roisdorf gut kannte, fuhr sie mit Navigator. Auf einmal dachte sie:

»Mensch, wie schön es hier doch ist. Das hatte ich ganz verdrängt. Hier wohnt doch auch Papa«.

Sie befuhr die Siegesstraße und hielt, als sie ein Seniorenheim passiert hatte, an dem Fuß- und Radweg >In der Lüste< an. Ein rot-weiße Flatterband zeigte ihr, dass sie hier richtig war. Sie war sprachlos, als sie sah, dass dieser Weg direkt hinter dem Haus herführte, in dem ihr Vater lebte.

Keine dreißig Meter von diesem kleinen Park, durch den der Weg führte, entfernt, war der Balkon ihres Vaters.

»Zufall?«, dachte sie, »oder kann der Vater vielleicht, was ihn bestimmt sehr erfreuen würde, bei einem Mordfall Hinweise liefern?«

»Thekla?, - bist Du das?«, hörte sie jemanden rufen.

Sie schaute hinauf zum Balkon des Vaters, der sich über einer Wohnung im Souterrain, in dem rot verklinkerten Haus befand. Sie erkannte ihren Vater, der sich gerade auf dem zehn Meter langen Balkon, der wie immer mit herrlich blühenden Pflanzen in Blumenkästen geschmückt war, befand.

Bei diesem herrlichen Wetter hielt er sich gerne auf dem Balkon auf, las in Kriminalromanen bei seinem heißgeliebten Kaffee, und rauchte genüsslich seine Zigaretten. In der Wohnung zu rauchen hatte er sich schon vor langer Zeit abgewöhnt. Zum einen seiner Frau zuliebe, welche nicht rauchte, zum anderen aber auch, weil auch ihn der unangenehme Geruch von Zigarettenqualm in geschlossenen Räumen, störte.

»Hallo Papa«, begrüßte sie ihren Vater laut rufend.

»Was machst Du denn hier?«, rief er fragend, »Ist etwas passiert?«

»Ja Papa«, rief sie, »ich muss zum Einsatzort.

Bleib bitte daheim, - ich komm gleich mal, auf eine Tasse Kaffee, vorbei«.

»Ist in Ordnung, - ich freue mich schon«, rief er, glücklich darüber, seine Tochter nach mehreren Jahren mal wieder sehen zu können.

»Wieso ist Thekla denn hier? - und wieso Einsatzort?« Ihn als ehemaligen Hauptkommissar packte nun wieder die Neugier.

»War denn das rot-weiße Absperrband, das dort bereits am Anfang des Spazierweges gespannt war, nicht als Hinweis auf stattfindende Baumarbeiten, wie öfter im Jahr, gespannt worden?«, überlegte er.

In Gedanken schon hinterhereilend, erinnerte er sich an Thekla´s Worte. »Bleib bitte daheim, ich komme gleich«, hatte sie gerufen. Dies war, bei Thekla´s gebildeter Ausdrucksweise, sicherlich nicht ohne Grund gesagt. Trotzdem war er neugierig und erwartete nun den Besuch seiner Tochter noch intensiver.

Thekla ging weiter den Weg unter den wunderschönen verschiedenen Bäumen, wie Kastanien, Eichen und Linden, entlang. Nach kurzer Zeit sah sie weitere Absperrbänder um den Fundort der Leiche. Dort waren auch noch die Leute der Spusi, die Kollegen der ansässigen Polizeiwache und auch bereits zwei weitere Kollegen der Kripo Siegburg.

»Na, - was gibt es?«, fragte die Kriminalkommissarin, Thekla Sommer, die bereits anwesenden Kollegen aus Siegburg. Thekla war bereits seit einiger Zeit als Ermittlungsgruppenleiterin ernannt. Nachdem ihr in verschiedenen Sonderkommissionen erfolgreich die Leitung übertragen wurde und sie verschiedene Fälle durch ihre, von einigen als sonderbar angesehenen, Fallanalysen erst auf die richtige Spur lenkte, hatte man sie generell zu einer Gruppenleiterin ernannt.

»Also«, begann der Kollege Peter Ludwig, »hier«, er zeigte auf eine Bank unter den Hasennusssträuchern, »hier ist heute Morgen von einer Joggerin, mit ihrem Hund, eine männliche Leiche gefunden worden.

Name, Alter und Wohnort sind noch unbekannt, da der Tote keine Papiere bei sich hatte. Wir vermuten, dass er ein Bewohner der umliegenden Senioreneinrichtungen war. Neben dem Toten lagen noch leere Tablettenblister und diese«, wieder zeigte Peter auf de Bank, »Plastiktrinkflasche. Laut Spurensicherung sind keine Fingerabdrücke feststellbar. Vermutlich abgewischt. Warum uns die Kollegen, der heute Morgen verständigten zuständigen Polizeidienststelle, angerufen hatten , war, dass es ihnen komisch vorkam, dass dieser Rollator, der dort steht, etwa dreißig Meter weiter im Gebüsch am Abhang zum Bach, lag. Der hier wohl angedeutete Suizid ist nach Ansicht der Spurensicherung möglicherweise ein Ablenkungsmanöver. Genaueres zur Todesursache werden wir nach der Obduktion erfahren. Die Leiche ist in der Gerichtsmedizin in Köln.«

»Wie alt war der Mann denn schätzungsweise?«, fragte Thekla.

»Hier sind bereits Fotos vom Auffindeort und vom Rollator in den Büschen. Ich würde den Mann so auf Anfang bis Mitte Achtzig, schätzen«, sagte Robert Hanf, der andere Kollege Thekla´s, der gerade dazu kam. »Ich wollte gerade in das Seniorenheim dort hinten, um zu fragen, ob der Tote dort gewohnt hat?«

Thekla sah sich die Fotos an.

»Gute Idee Robert. Hier vorne im Park in dem Seniorenheim oder da hinten«, Thekla zeigte in Richtung Alfter, »zweihundert Meter weiter ist noch eine Residenz, wird man uns sicherlich weiterhelfen können. Hört doch mal bitte dort nach. Peter, - hör bitte bei der Spurensicherung nach, ob es verwertbare Fingerabdrücke auf der Flasche und dem Rollator, gibt.

Ich kümmere mich um die Gerichtsmedizin, vielleicht kann man mir gegen Abend schon etwas zu den Todesumständen sagen.«

Als die drei losgingen, kümmerten sich die Beamten der Bornheimer Wache darum, die Absperrbänder wieder zu entfernen. Die Ermittlungen nahmen ihren Lauf.

*

David war sehr traurig. Er hatte es sich doch eigentlich alles so schön ausgemalt. Endlich hatten er und seine neue Freundin, Jana Kaminski, Sommerferien. Sie besuchten gemeinsam das Gymnasium, auf der Zeithstraße in Siegburg.

Eigentlich war er ja hauptsächlich nur wegen ihr bei seiner Mutter Thekla ausgezogen, um bei seinem Vater in Siegburg-Kaldauen zu wohnen. Die neue Freundin seines Vaters hatte nämlich, in fast unmittelbarer Nachbarschaft, eine Dreizimmerwohnung bezogen, mit ihrer Tochter Jana.

David war von Anfang an Feuer und Flamme für sie gewesen. Als sie seinen Annäherungsversuchen nachgab und es den ersten Kuß gab, schwebte er im siebten Himmel. Das war nun fast ein halbes Jahr her und sie wollten nun endlich, während der Ferien, in aller Ruhe beisammen sein. Jana hatte sich bereits über ihre Mutter die Antibabypille besorgt, da man diese ja drei Monate nehmen sollte, bevor eine Verhütung stattfinden kann. Der Vater war mit Janas Mutter für vier Wochen nach >Hopfen am See<, im Allgäu gefahren. In dieser Zeit sollte, so war geplant, ein verführerisches Abendessen in der Wohnung des Vaters, mit anschließendem gemeinsamem Duschen und der >ersten gemeinsamen Nacht<, stattfinden.