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Wie Holmes mit Schrecken von Mrs Hudson erfährt, bekommen sie zu Weihnachten einen Mitbewohner. Dass es sich bei dem Herrn um einen Vampir handelt, ahnen die Hauswirtin und der Meisterdetektiv allerdings nicht. Erst als ein Geisterschiff mit einer toten Besatzung am Bord im Hafen von London einläuft, kommt Holmes der Verdacht, dass an dem Grafen irgendetwas faul ist.
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Seitenzahl: 42
In dieser Reihe bisher erschienen:
S01B01 – Das kalte Herz der Dorothy Double D
S01B02 – Der böse böse Baltimore
S01B03 – Tief im Keller von Henker Hellfire
S01B04 – Tilly Toydolls giftige kleine Freundin
S02B01 – Wer hat Angst vor Cutty Coldclown
S02B02 – Schrei, wenn du kannst, Wendy Wildhorse
S02B03 – Lord Neverlove von Demon Castle
S02B04 – Hillary Hates Horror Hotel
S03B01 – Mrs. Hudsons kalter Untermieter
S03B02 – Die Magie von Jack the Ripper
S03B03 – Ein Monster namens Mo
S03B04 – Das leere Grab der Lora Livingdead
Nils Noirs Sherlock Holmes
* * *
Copyright © 2024 Blitz Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier
Redaktion: Danny Winter
Titelbild: Nils Noir
Vignette: iStock.com/neyro2008
Satz: Gero Reimer
Alle Rechte vorbehalten.
www.blitz-verlag.de
V1 10.10.2024
ISBN: 978-3-68984-198-0
Mrs. Hudsons kalter Untermieter
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Über den Autor
Im Verladehafen ahnte niemand etwas. Die Besatzung ging von einem Toten aus, als sie den Sarg irgendwo in der walachischen Tiefebene an Bord brachten. Wie ihnen der Bucklige sagte, der die Kiste in der Nacht zum Schiff kutschierte, sollten sie den Verstorbenen lediglich nach London überführen. Dort würde er abgeholt werden, versprach er den Seemännern, und gab den Fischköpfen ganze sechs Goldstücke für den unangemeldeten Transport, von denen sich die Jungs im Hafen von London Weiber und Whisky kaufen wollten. Allerdings sollte keiner von ihnen lebend dort ankommen. Die gesamte Mannschaft samt Kapitän würde vor ihrer Ankunft ihr Leben verlieren. Denn der blutleere Passagier unter Deck war alles andere als tot.
* * *
„Meine Liebe, Mrs. Hudson. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sie jemals einen solchen Aufwand getrieben haben. Wen erwarten Sie denn, seine Königliche Hoheit?“ Holmes stand am Treppenaufgang im Flur und blickte trübe und genervt. Seine Hauswirtin hatte ihn durch den Trubel, den sie seit sieben Uhr in der Früh veranstaltete, unsanft aus dem Schlaf gerissen. Wie eine Wahnsinnige putzte, hämmerte und fegte sie.
„Hallo, Mrs. Hudson!“, rief Holmes. Aber Mrs. Hudson zeigte keine Reaktion. Es schien beinahe so, als ob sie ihn gar nicht wahrnahm.
„Hören Sie mich? Mrs. Hu...!“
„Ich habe Sie gehört, Holmes. Aber wie Sie sehen, habe ich leider überhaupt keine Zeit.“
„Aber was in Himmelsnamen ist denn los? Kriegen Sie Besuch?“ Der Gedanke an einen Besucher ängstigte Holmes. Er war ein geselliger Mensch, so war es ja nicht. Doch Fremde in seinem Haus mochte er gar nicht. „Das war keine Antwort auf meine Frage, Mrs. Hudson.“
Holmes verfolgte, wie seine Hauswirtin in dem Kämmerlein neben der Küche verschwand und anfing, das Bett zu beziehen. Sie erwartete tatsächlich Besuch. Aber wen? Und vor allen Dingen, für wie lange? Holmes wurde zunehmend unwohler. Er wollte wissen, worauf er sich einstellen musste. Hoffentlich, dachte er, kam nicht Mrs. Hudsons Schwägerin aus Manchester. Holmes schauderte bei dem Gedanken. Bei ihrem letzten Besuch zu Weihnachten vorheriges Jahr, war ihm die überkandidelte Mrs. Blackbean gehörig auf den Geist gegangen. Dieses ständige Gegacker. Wie ein Huhn hatte sie geklungen und gefuttert wie ein Ferkel. Nein, bitte lass es nicht Mrs. Blackbean sein! Holmes trat durch die offene Tür ins Kämmerlein. Wie er beim Hereinkommen sah, hatte Mrs. Hudson in dem Zimmer schon ganze Arbeit geleistet. Blumen standen auf dem Tisch und Bilder von den Küsten Englands hatte sie an den Wänden angebracht.
„Wer ist es?“ Holmes wurde zunehmend ungeduldiger. „Ich möchte es wissen.“
„Wer ist was?“, fragte Mrs. Hudson ungerührt.
„Na, für wen richten Sie dieses Zimmer her?“
Mrs. Hudson schüttelte die Kissen aus. Ohne Holmes anzusehen, sagte sie: „Ach, hatte ich Ihnen davon gar nichts gesagt?“
„Wovon?“ Holmesrechnete mit dem Schlimmsten.
„Wir bekommen einen neuen Mitbewohner.“
„Einen neuen ...?“
„Mitbewohner. Richtig, Holmes“, erwiderte Mrs. Hudson. Sie öffnete das Fenster und ließ die frische Morgenluft herein. Holmes fröstelte.
„Jetzt schauen Sie doch nicht so erschrocken“, sagte Mrs. Hudson zu ihm.
„Entschuldigen Sie bitte“, entgegnete Holmes etwas beleidigt. „Aber ich erfahre soeben, dass ein Fremder in unser Haus zieht.“
„Unser Haus?“ Mrs. Hudson blickte vom Bett auf und sah Holmes eindringlich an. „Dies ist nicht unser, sondern mein Haus, und in dem entscheide ich allein, wer ein oder auszieht.“
„Also gut, Ihr Haus“, stöhnte Holmes mit verdrehten Augen. „Aber dürfte ich bitte trotzdem erfahren, wer ...?“
„Es ist nur vorübergehend, machen Sie sich keine Sorgen“, unterbrach ihn Mrs. Hudson. „Der Herr hat mir telegrafiert, dass er sich ein wenig in London umsehen möchte. Höchstens für ein paar Wochen.“