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Was ist Ökumene? Wie wird sie heute praktiziert? Worin unterscheidet sich biblische von unbiblischer Einheit? Solche Fragen beantwortet dieses Buch. Kompetente Autoren stellen die verbreitetsten Religionen und ökumenischen Bestrebungen sachlich und fair dar und bieten dem Leser eine Analyse und Beurteilung aus bibeltreuer theologischer Sicht. Im Anhang finden sich zwei aufrüttelnde Beiträge über den gegenwärtigen Stand der Ökumene: Eiszeit in der Ökumene? Warum die Römisch-Katholische Kirche ihren Absolutheitsanspruch nicht aufgeben kann Die Stunde der Konservativen – Kommt jetzt der Aufbruch der Bibeltreuen?
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Seitenzahl: 226
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Ökumene-Lexikon
Lothar Gassman (Hrsg.)
© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe
Herausgeber: Lothar Gassmann
Unter Mitarbeit von: Marc Dannlowski, Hans-Werner Deppe, Reinhard Franzke, Reinhard Möller, Walter Rominger, Ulrich Skambraks, Rainer Wagner
Cover: Caspar Kaufmann
ISBN: 978-3-95893-104-6
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
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Abrahamitische Religionen (AR)
Absonderung
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ACK
Assisi
Bekenntnis-Ökumene (BÖ)
Buddhismus
Charta Oecumenica (Ch. Oe.)
Einheit
Evangelikale und Ökumene
Evangelische Allianz (EA)
Exklusivismus
Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre
Hinduismus
Internationaler Rat Christlicher Kirchen (ICCC)
Islam
Lausanner Bewegung
Neue Weltordnung (NW)
Ökumene
Pluralismus
Rückkehr-Ökumene nach Rom
Taizé
Toleranz
Weizsäcker, Carl Friedrich von
Zeitgeist
Zur aktuellen Lage: „Liebe, Geschwisterlichkeit, Welteinheit“ - Als Augenzeuge beim Europatag in Stuttgart
Entweder Umkehr nach Rom oder Eiszeit in der Ökumene?
Die Stunde der Konservativen
Literatur zur Vertiefung
Unsere Empfehlungen
ist ein in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts von Ökumenikern aufgebrachter Sammelbegriff für die Weltreligionen, die sich von ihrem Selbstverständnis und ihrem Ursprung mehr oder weniger stark auf eine völkische oder geistliche Abstammung vom alttestamentlichen Patriarchen Abraham stützen. Zu AR zählen ökumenisch ausgerichtete Theologen das Christentum, den Islam und das Judentum mit ihren vielfältigen Abspaltungen (z.B. Bahai, Drusen). Dabei gehen die Anhänger des Gedankens der AR davon aus, dass sich das Judentum und der Islam geistlich und völkisch von Abraham her ableiten. Das Christentum sieht seine Herkunft von Abraham mehr geistlich und offenbarungsgeschichtlich:
Judentum (völkisch): Abraham über Sara – Isaak – Jakob – die 12 Patriarchen
Islam (völkisch): Abraham (im Koran Ibrahim genannt), über Hagar – Ismael
Christentum (geistlich und über Jesus völkisch): Abraham hat den gleichen rechtfertigenden Glauben wie Christen (Röm. 4,11f). Abraham ist über Jesus der Stammvater des christlichen Glaubens (Mt 1,1).
Unübersehbar sind Ähnlichkeiten der drei Religionen:
1. Die Gottesvorstellung aller drei Religionen ist der Monotheismus (Eingottglaube). 2. Ursprung des Glaubens ist/sind Offenbarung(en). 3. Der Wille Gottes wurde in jeder dieser Religionen in einem „Buch göttlichen Ursprungs“ fixiert (Judentum: hebräische Bibel AT. Christentum: Bibel aus AT und NT. Islam: Koran). 4. Im Christentum, Judentum und Islam finden sich teilweise ähnliche Gesetze und Werte. 5. Die alttestamentlichen Propheten werden, wenn auch verschieden stark, geachtet.
Die vordergründigen Ähnlichkeiten der monotheistischen Buchreligionen veranlassten die Anhänger des Gedankens der AR, über das Suchen nach Gemeinsamkeiten die grundsätzlich trennenden Hauptgedanken der Religionen stark zu ignorieren oder zu nivellieren. Mit der Erklärung »Nostra aetate« („Über das Verhältnis der kath. Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“) öffnete Rom beim 2. Vatikanischen Konzil den Weg zu engerer Zusammenarbeit mit den Fremdreligionen und zur Akzeptanz von nichtchristlichen Religionen als Erkenntnisquelle des Glaubens und Weg zu Gott. Im für Glaubensfragen verbindlichen Katechismus der Katholischen Kirche heißt es zum Verhältnis zum Judentum (§ 62a + 64):
„In der Zeit nach den Patriarchen machte Gott Israel zu seinem Volk … Durch die Propheten bildete Gott sein Volk Israel heran in der Hoffnung auf das Heil … Heilige Frauen Sara, Rebekka, Rahel, Miriam, Debora, Hanna, Judit und Ester erhalten die Heilshoffnung Israels lebendig; deren reinste Gestalt ist Maria.“
Zum Islam sagt derselbe Katechismus (§ 841):
„Die Beziehung der Kirche zu den Muslimen: Die Heilsabsicht umfasst aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Festhalten am Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einzigen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird.“
Schon einige Jahrhunderte nach dem Aufkommen des Islams stellte die Katholische Kirche eine Verwandtschaft mit dem Islam fest. Der katholische Theologe Johannes von Damaskus betrachtete den Islam noch im 8. Jahrhundert als christliche Sekte. Neben der offiziellen Kirche ist es vor allem der Leiter der Stiftung Weltethos, der frühere Tübinger Theologieprofessor Hans Küng, der die geistliche Verbundenheit zwischen den monotheistischen Religionen behauptet und vorantreibt.
Im evangelischen Bereich geht die Verbundenheit der sogenannten AR auf die Aufklärung zurück (Lessings Ringparabel in „Nathan der Weise“). Aber auch die humanistischen Gedanken von Hans Küngs Motto „Ohne Religionsfrieden kein Weltfrieden“ wirken sich hier aus. Der Ökumenische Rat der Kirchen und seine Vorläufer erkannten seit der Weltmissionskonferenz in Jerusalem 1928 und der Weltmissionskonferenz in Bangkok 1973 in verschiedenen Verlautbarungen „Offenbarungen Gottes“ und „Wirkungen des Heiligen Geistes“ in nichtchristlichen Religionen an. In der Praxis beteiligen sich Vertreter der protestantischen Kirchen an den multireligiösen Friedensgebeten in Assisi und anderswo. Zum festen Programm der Evangelischen Kirchentage gehören gemeinsame Andachten und andere Veranstaltungen mit Muslimen und Juden (sowie anderen Religionen). Die Ratsvorsitzenden der EKD versenden regelmäßig offizielle kirchliche Grüße zu den hohen jüdischen und islamischen Festen. Die angestrebte enge Verbindung AR schließt natürlich Mission aus (Weltmission). Aus diesem Grunde wurden Judenchristen von offiziellen Kirchentagsveranstaltungen mit Vertretern des Judentums ausgeschlossen.
Bibeltreue Theologen sehen zwar auch Berührungspunkte in der Lehre der sogenannten monotheistischen Religionen. Allerdings stellt sich die Frage, ob es sich beim islamischen Allah wirklich um den Gott Abrahams handelt. Aufgrund der Geschichte des Hauptheiligtums Kaaba in Mekka ist vielmehr anzunehmen, dass sich hinter Allah der altorientalische Mondgott verbirgt, der nach biblischen Verständnis nichts mit dem Gott Israels und der Christen, Jahwe, zu tun hat, sondern ein Götze ist.
Lit.: H. v. Glasenapp, Die fünf Weltreligionen, 1963; R. Scheffbuch, Bangkok 73, 1974; Lausanner Bewegung, Christlicher Glaube und Islam, 1997; R. Wagner, Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und Ökumene, 2002.Rainer Wagner
Das Neue Testament nennt mehrere Umstände, unter denen Christen sich von anderen Gläubigen (oder solchen, die sich nur so nennen) trennen sollen:
Treue Gläubige sollen sich von sektiererischen, parteigeistigen Menschen abwenden (Röm 16,17; Tit 3,10). Das sind Menschen, die Sondergruppen unter Christen bilden wollen – durch Sonderlehren, Irrlehren, Personenkult, Exklusivansprüche, persönliche Streitigkeiten etc. (Sekte).
Treue Gläubige sollen solche aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, die trotz mehrfacher Ermahnung unbußfertig an ihren Sünden festhalten (1. Kor 5,11; Mt 18,17).
Treue Gläubige sollen sich von solchen abwenden, die zwar äußerlich religiös sind, aber die lebensverändernde Kraft Gottes leugnen (2. Tim 3,5).
Treue Gläubige sollen keine Gemeinschaft mit Irrlehrern haben, die z. B. die Auferstehung leugnen. Stattdessen sollen sie Abstand nehmen von aller Ungerechtigkeit, und Gemeinschaft suchen mit gottesfürchtigen Christen (2. Tim 2,16-22). Sie sollen sich auch von solchen distanzieren, die eine unbiblische Lehre über Jesus Christus vertreten, z. B. seine Gottheit leugnen (2. Joh 1,10).
Treue Gläubige sollen Gemeinschaft mit »unordentlich lebenden« Christen vermeiden, die sich z. B. weigern zu arbeiten (2. Thess 3,6-11).
So schmerzlich es sein kann, diesen Anweisungen Folge zu leisten, wird es wahre Einheit nur dann geben, wenn Gläubige sich an diese Richtlinien halten. Wer diesen Aufforderungen zur Trennung und A. nicht nachkommt, wird eine nicht klar umrissene Gemeinschaft bilden mit ungehorsamen Menschen, deren Beziehung zu Gott gestört ist oder gar nicht besteht. Eine Einheit zeichnet sich nicht nur durch Verbundensein aller Glieder aus, sondern auch durch Abgrenzung aller dieser Glieder von allem anderen. In einer Ehe sind Mann und Frau nur dann wirklich »eins«, wenn keiner von beiden noch andere intime Beziehungen hat – sonst wird ihre eheliche Einheit unterwandert und zersetzt. Die Trinkwasserversorgung einer Stadt ist eine Einheit, die durch verbundene Rohre gebildet wird. Wenn nun aber versehentlich eines der Rohre gleichzeitig mit dem Abwassersystem verbunden ist, bildet das Trinkwassersystem keine Einheit mehr, sondern ist offen und mit allen anderen, schmutzigen Gewässern verbunden. Verbindungen, die gebotene Abgrenzungen auflösen, darf es aber für Christen nicht geben, denn »welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?« (2. Kor 6,14-15).
Für diese biblische A. ist sowohl der Einzelne verantwortlich als auch die ganze Ortsgemeinde, insbesondere ihre Hirten und Führungspersonen. Doch in der heutigen evangelikalen Bewegung ist die biblische Lehre von A. und Gemeindezucht nicht nur unliebsam geworden, sondern wird auf breiter Front ignoriert (Gemeinde). Ist die Einheit, die die Evangelische Allianz und ihre Gleichgesinnten erstreben, vielleicht gerade deshalb zum Scheitern verurteilt, weil Gottes Gebot der A. missachtet wird?
Der Ruf nach Einheit wird oft mit dem evangelistischen Zeugnis vor der Welt begründet. Doch tut es diesem Zeugnis keinerlei Abbruch, wenn man sich von Irrlehren, Unmoral und Toleranz gegenüber dem Bösen distanziert. Im Gegenteil zersetzt fehlende A. und Gemeindezucht die Einheit der treuen Gläubigen. Und Untreue gegenüber dem Wort Gottes nützt gewiss nicht dem evangelistischen Zeugnis.
Lit.: E. Brüning / H.-W. Deppe / L. Gassmann, Projekt Einheit. Rom, Ökumene und die Evangelikalen, 2004.Hans-Werner Deppe
„Die Einheit der Christen zu fördern, ist das Ziel der ökumenischen Bewegung. Sie findet ihren Ausdruck im weltweiten ÖRK, aber auch in nationalen, regionalen und örtlichen Zusammenschlüssen. In vielen Ländern gibt es nationale Kirchen- und Christenräte oder Arbeitsgemeinschaften christlicher Kirchen. In unserem Land ist der entsprechende nationale Zusammenschluss die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V. (ACK) (englisch. Council of Christian Churches in Germany)“ (Selbstdarstellung der/des ACK von 1999).
Beim ACK handelt es sich um den Nationalen Christenrat Deutschlands, im Sinne der weltweiten Ökumenischen Bewegung. John Raleigh Mott (1865-1955) begann in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, sogenannte nationale Christenräte zu gründen. Nach seiner Meinung sollten die Christenräte dazu dienen, die Arbeit der christlichen Kirchen in den einzelnen Ländern zu koordinieren und das gegenseitige Kennenlernen zu verstärken. Heute sind die Räte de facto die Außenstationen des Weltkirchenrates (Ökumenischer Rat der Kirchen; ÖRK) in den einzelnen Staaten. Zwar erklären die Christenräte, dass sie nicht zum ÖRK gehören, dies stimmt aber nur formal. Der Ökumenische Rat der Kirchen ist, wie es in seiner Basis heißt, „eine Gemeinschaft von Kirchen“ und nicht von regionalen kirchlichen Zusammenschlüssen, wie es die Christenräte sind. Der ACK erklärte: „Die Beziehung des ACK zum ÖRK ist die eines 'Associated Council'. Das bedeutete, dass zwischen dem ACK und dem ÖRK ein offener Informationsaustausch stattfindet. … Der ACK hat im ÖRK kein Stimmrecht.“ Dieses offizielle Informations- und Arbeitsverhältnis von ACK und ÖRK besteht seit 1955. Die jeweilig aktuellen Themen des ÖRK werden über die Nationalen Christenräte in den Ländern propagiert und besprochen. Allerdings gehören dem ACK wie auch den Nationalen Christenräten anderer Länder Kirchen an, die keine Mitglieder im ÖRK sind, z.B. die Römisch-Katholische Kirche. Von daher sind die Einigungserfolge der nationalen Christenräte noch umfassender als die des ÖRK.
Der ACK wurde am 10. März 1948 in Kassel gegründet. Damals gehörten ihm die Evangelische Kirche in Deutschland, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, die Methodistenkirche in Deutschland, die Evangelische Gemeinschaft in Deutschland, die Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden und das Bistum der Altkatholiken in Deutschland an. Der Bund Freier Evangelischer Gemeinden trat als Gastmitglied bei. Der erste Geschäftsführer des ACK, Otto v. Harling, berichtet, dass bereits 1946 die Kirchenkanzlei der EKD vom vorläufigen Ausschuss des ÖRK in Genf die Anregung, auf die Gründung eines Nationalen Christenrates zuzugehen, bekam. Seit Anfang 1947 gab es dann offizielle Verhandlungen zwischen der EKD und den deutschen Freikirchen. Seit 1955 besteht ein offizielles Informations- und Arbeitsverhältnis mit dem ÖRK in Genf. Bedingt durch die politische Teilung Deutschlands in zwei Staaten, konnten die ACK-Delegierten aus den Kirchen auf dem Gebiet der damaligen DDR bereits seit 1963 nicht mehr an den gemeinsamen Sitzungen teilnehmen und kamen unter sich zusammen. 1970 wurde dann offiziell die „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR (AGCK)“ gegründet. Obwohl auch in der Zeit der deutschen Teilung zwischen den beiden Arbeitsgemeinschaften Verbindungen bestanden, verliefen manche Entwicklungen unterschiedlich. So gab es unterschiedliche Mitgliedschaften. Im ACK waren die Römisch-Katholische Kirche (Deutsche Bischofskonferenz) und die Griechisch-Orthodoxe Metropolie Vollmitglieder, während in der AGCK die Katholische Kirche einen Beobachterstatus innehatte, der erst im Mai 1990 in eine Mitgliedschaft umgewandelt wurde. Ähnliche Unterschiede gab es bei einigen Freikirchen. Nach der Wiedervereinigung schlossen sich die beiden deutschen Christenräte bei einer Tagung im November 1991 in Eisenach zusammen. Die Bevollmächtigten von elf Kirchen, den „Gründungsmitgliedern“, unterzeichneten die neuerarbeitete Satzung. Sie entspricht in § 1 der Basis des ÖRK („Die im ACK zusammengeschlossenen Kirchen bekennen den Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland und trachten danach, gemeinsam zu erfüllen, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“.) Sitz des ACK ist die sogenannte Ökumenische Zentrale in Frankfurt am Main.
Der ACK hat Voll- und Gastmitglieder sowie Beobachter. Die Beobachter erfüllen den Status einer Kirche nicht voll, wobei die mehr als 100 zum Bund der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden gehörigen Brüdergemeinden 1985 beim Bundestag dieser Freikirche namens ihrer Gemeindeglieder eine Erklärung weitergaben, dass sie und ihre Gemeinden sich als nicht zum ACK zugehörig betrachten. Diese Erklärung wurde schon 1983 von den Brüdergemeinden beschlossen. Vollmitglieder sind:
Evangelische Kirche in Deutschland, Römisch-Katholische Kirche, Orthodoxe Kirche in Deutschland (mit acht in Deutschland wirkenden Nationalkirchen), Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Evangelisch-methodistische Kirche, Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK), Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland, Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, Evangelische Brüder-Unität, Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen, Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland, Die Heilsarmee in Deutschland, Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in Deutschland, Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland, Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland, Arbeitsgemeinschaft Angelikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland.
Gastmitglieder sind:
Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland, Apostelamt Jesu Christi, Christlicher Gemeinschaftsverband Mülheim a. d. Ruhr GmbH.
Ständige Beobachter sind:
Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker); Arbeitsgemeinschaft Ökumenischer Kreise e.V., Evangelisches Missionswerk in Deutschland.
Lit.: R. Wagner, Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und Ökumene, 2002; H. Grafen, Gemeinde Jesu – ökumenisch-katholisch vereinnahmt?, 1987.Rainer Wagner
Was ist in A./Italien am 27. Oktober 1986 geschehen? Dort haben auf Einladung von Papst Johannes Paul II. in einer gemeinsamen Veranstaltung Juden und Christen zu Gott gebetet, und Moslems, Hindus, Buddhisten, Vertreter von Natur- und anderen Religionen haben ihre Götzen, Dämonen und Ahnengeister angerufen. So bat etwa ein 90jähriger Zauberer vom Togosee als Vertreter der afrikanischen Stammesreligionen den „krachenden Donner“ und die „guten Geister der Vorfahren“ um „Weltfrieden“ und um „Frieden im Vatikan“. Die nordamerikanischen Indianer rauchten die Friedenspfeife „zu Ehren des Großen Geistes, der Mutter Erde und der vier Winde“ und baten diese Mächte um den Segen für den „Heiligen Vater“. Und die Buddhisten, die überhaupt keine ansprechbare jenseitige Macht kennen, murmelten eine Meditation.
Kritik: In A. und den seither immer wieder durchgeführten interreligiösen „Friedensgebeten“ kam es zur Übertretung des ersten Gebots, das lautet: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“ (2. Mo 20,2 f). „Aus Ägyptenland“ – das heißt auch: aus den heidnischen Religionen Ägyptens heraus hat Gott sein Volk geführt (vgl. 5. Mo 6,4 ff; 2. Kö 17,35 f; Jes 44; Jer 10 u. a.)! Veranstaltungen wie der Friedensgebetstag in A. und – soweit sie Synkretismus praktizieren – auch die Versammlungen des Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung führen das Volk Gottes jedoch wieder in finsterstes Heidentum hinein! Daran können einzelne Wahrheitselemente nichts ändern, die durch Gottes Güte auch in nichtchristlichen Religionen erhalten geblieben sind (vgl. Apg 14,17; 17,23.28; Röm 1,19 f; 2,14-16). Denn zu groß ist die Verfinsterung, die durch die Macht der unvergebenen Sünde, des Götzendienstes und der Dämonie über dem Heidentum schwebt (vgl. Apg 14,15; 17,23.30; Röm 1,21 ff). Der Dialog – und erst recht das gemeinsam veranstaltete „Gebet“ – mit Heiden beinhaltet immer die Gefahr, selbst dieser Dämonie zu verfallen (1. Kor 10,14-22).
Lit.: Die Friedensgebete von Assisi, 1987. – Kritisch: R. Franzke / L. Gassmann / S. Leuenberger, Ökumene der Religionen und Absolutheit Jesu Christi, 2001.Lothar Gassmann
Der Terminus „BÖ“ ist eng mit dem „Ersten Ökumenischen Bekenntnis-Kongress“ verbunden, der im Oktober 2004 in Freudenstadt (Deutschland) tagte und aus dessen Arbeit der „Freudenstädter Aufruf“ erwuchs. Beide entstanden vor dem Hintergrund eines scheinbar zerfallenden christlichen Glaubens in Europa und der Frage nach Inhalt und Ausrichtung des zukünftigen Europas, dessen politische Führung bewusst auf einen Gottesbezug im Verfassungsentwurf verzichtet hatte. Die von Prof. Dr. Peter Beyerhaus geleitete „Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften“ führte ihre bisher als „Theologischer Konvent“ bezeichnete Konferenz neu als „Ersten Ökumenischen Bekenntnis-Kongress“ durch, wobei die katholisch ausgerichtete „Gustav-Siewerth-Akademie“ Mitveranstalter wurde. Der „Erste Ökumenische Bekenntnis-Kongress“ wurde vorher und hinterher mehrfach auch als „Erster Ökumenischer Bekenntniskonvent“ bezeichnet, wohl in Anspielung darauf, dass er der siebte Europäische Theologische Konvent gewesen wäre bzw. war (vgl. Diakrisis, 2/2005, S. 70). Neben Protestanten und Katholiken wirkten auch Orthodoxe mit.
Als Schöpfer der „BÖ“ muss Prof. Dr. Peter Beyerhaus gesehen werden, der hierin eine Notwendigkeit für die Gegenwart sieht. Er, der unter Evangelikalen als Kritiker jeder synkretistischen Ökumene der Religionen geschätzt wird, bejaht mit Entschiedenheit eine Ökumene, die sich aus „bekennenden“, also konservativen Gläubigen der drei Konfessionen Protestantismus, Katholizismus und Orthodoxie bildet. Sein Anliegen ist es, in der gegenwärtigen „Umbruchszeit“ (Freudenstädter Aufruf) angesichts einer Minderheitenposition konservativer Christen aller drei Konfessionen, diesen gläubigen Überrest zu sammeln, um sich angesichts einer antichristlichen Eschatologie zu verbinden. Dabei ist der „Freudenstädter Aufruf“ ein Versuch, im ethisch-politischen Bereich wie auch im konfessionellen Europa noch einmal die Stimme zu erheben und „die Leitenden in Staat und Kirche sowie alle hörbereiten Bürger im sich vereinenden Europa“ zu den christlichen Wurzeln zurückzurufen.
Für Anliegen und Ausrichtung der „BÖ“ spielt offensichtlich Beyerhaus’ Hochachtung für den russischen Schriftsteller und Philosophen Wladimir Solowjew eine entscheidende Rolle: Solowjews „Kurze Erzählung vom Antichristen“ (1900) sieht neben einer korrupten und angepaßten Weltkirche in den drei großen Konfessionen des Katholizismus, Protestantismus und der Orthodoxie einen Überrest sogenannter „bekennender Christen“. Deren Repräsentanten sind der „letzte Papst“, Papst Petrus II. (!), der deutsche Theologieprofessor Pauli und der russisch-orthodoxe Starez Johannes – und sie verbinden sich miteinander … Diese von Beyerhaus sehr geschätzte Vision stellt – im zeitgenössischen Kontext unserer Gegenwart – eine sogenannte „Ökumene von unten“ dar, also keine Ökumene, die von Kirchenfunktionären, Synoden und Konzilien propagiert und gelenkt wird, sondern eine Ökumene des „treuen Überrestes bekennender Gläubiger“.
In diesem Kontext definiert der „Freudenstädter Aufruf“ die „BÖ“ folgendermaßen:
„Alle, die an Jesus Christus glauben, sollten sich, unbeschadet ihrer unterschiedlichen konfessionellen Zugehörigkeit und Prägung, zu einer Gemeinschaft des Betens und Bekennens zusammenschließen. Eine solche Bekenntnisökumene zeichnet sich gegenüber sonstigen, vielfach nivellierenden ökumenischen Bestrebungen aus durch Treue zum authentischen christlichen Glauben, gerade auch, um eine gemeinsame Front zu bilden gegen antichristliche Geistesströmungen, die in alle konfessionellen Traditionen eindringen.“
Beurteilung: Ablehnung antichristlicher Strömungen und das Anliegen der Neuevangelisierung Europas (ein Terminus von Papst Johannes Paul II.) verbinden die Befürworter der neuen „BÖ“, wohingegen ihnen ein gemeinsames Credo (Glaubensbekenntnis) ebenso fehlt wie ein klares Bekenntnis zur Heiligen Schrift als uneingeschränkter und maßgebender Richtschnur im Sinne des Sola Scriptura (Allein die Heilige Schrift) im Sinne der Reformation. Die von Beyerhaus und dem „Freudenstädter Aufruf“ propagierte neue „BÖ“ hat sich sowohl von der Basis der Alleingültigkeit der Heiligen Schrift als auch von der Basis reformatorisch geprägter Bekenntnisse verabschiedet. Reformatorische Bekenntnisse sprechen sich, biblisch begründet, gegen zahlreiche Irrlehren aus Katholizismus und Orthodoxie aus; an diesen halten aber gerade die „bekennenden Glieder“ dieser Konfessionen bewusst fest – andernfalls wären sie längst ausgetreten und hätten sich zum schriftgemäßen Glauben bekannt! Die neue „BÖ“ findet ihre Einheit in der Trauer über den europäischen Zerfall und der Marginalisierung des Christentums, sie hat dem aber keine biblisch-reformatorische Einheit entgegenzusetzen. Von daher muss sie – bei aller vordergründig guten Absicht – doch zugleich als Verführung der Gemeinde Jesu eingestuft werden.
Lit.: Als zustimmende Literatur sind bisher die veröffentlichten Vorträge vom „Ersten Ökumenischen Bekenntnis-Kongress“ anzusehen, die von Prof. Dr. Peter Beyerhaus in der Quartalszeitschrift „Diakrisis“ publiziert wurden (Hefte 1+2/2005). Kritische Essays erschienen in der Zeitschrift „Erneuerung & Abwehr“ unter der Redaktionsleitung von Dr. Lothar Gassmann, so: (1) Gerhard K. Ulrichs: „’Bekenntnis-Ökumene’ – was verbirgt sich dahinter?“ (Heft 1/2005), (2) Lothar Gassmann: „Theologischer Konvent, Europa und ‘Bekenntnis-Ökumene’“ (Heft 1/2005), (3) Reinhard Möller: „Der ‚Freudenstädter Aufruf’ auf dem Prüfstand“ (Heft 2/2005).Reinhard Möller
Innerhalb des B. gibt es mindestens drei bekannte Richtungen: das kleine Fahrzeug; das große Fahrzeug und den Diamantweg; den tibetischen B. oder Tantrismus. In allen Systemen finden sich einige wenige anthropologische und weltanschauliche Grundlehren, die im wesentlichen auf Siddharta Gautama (= Buddha, der „Erwachte“ oder „Erleuchtete“), den Begründer des B., zurückgehen. Danach hat der Mensch zwar keine unsterbliche Seele, dennoch wird er immer wieder geboren (Reinkarnation), wobei das Karma, die Bilanz der guten und der schlechten Taten des jeweils vorangegangenen Lebens, wie ein physikalischer Impuls auf die neue Existenz übertragen wird. Die anthropologische Grundsituation des Menschen hat Buddha in den sog. Vier Edlen Wahrheiten zusammengefasst. Sie lauten sinngemäß:
Das irdische Leben ist (immer nur) Leid; es unterliegt der Vergänglichkeit, der Krankheit, dem Alter und Tod sowie der Trennung von dem, was man liebt.
Die Ursachen des Leids und der Wiedergeburt sind die Leidenschaften und „Anhaftungen“ des Menschen in Form von Gier (Begierde), Hass und Unwissenheit (oder Verblendung).
Die Lösung des Heilsproblems, die Er-Lösung des Menschen, besteht folgerichtig in der Nichtanhaftung an die Welt, in der geistigen Haltung des absoluten Gleichmuts, wenn sowohl die positiven (Begierde, Liebe, Zuneigung) als auch die negativen (Hass/Ablehnung) „Anhaftungen an die Welt“, wenn Unwissenheit, Wahn und Verblendung überwunden sind.
Zu dieser Haltung des absoluten Gleichmuts und der Nichtanhaftung führt der sog. Achtfache Pfad. Der Achtfache Pfad des Buddha umfasst im wesentlichen drei Elemente: Erstens die rechte Erkenntnis oder Weisheit, zweitens die rechte Zucht und Moral und drittens die rechte Meditation oder Geistesübung. Zur rechten Erkenntnis und Weisheit zählen vor allem die Erkenntnis der Vier Edlen Wahrheiten, der Vergänglichkeit und Leerheit aller Dinge, das Nichtanhaften an vergängliche Dinge u.a.m. Zur rechten Zucht und Moral gehören die Tugenden wie z.B. Wohlwollen und Güte gegenüber allen Wesen, Mitleid und Mitgefühl, Nichttöten, Nichtstehlen, Nichtlügen, Nichtverletzen. Zur rechten Meditation gehören: ein ritueller Ort (ruhig, zurückgezogen); eine rituelle Körperhaltung (bequem machen, aufrecht, kerzengerade sitzen, Lotussitz, Augen schließen, Zunge an den Gaumen, Blick auf die Nasenwurzel oder auf die Nasenspitze, Finger zum Kreis schließen); das Abschalten der Sinneswahrnehmung (der fünf Tore); das Abschalten des Geistes, des Denkens und der Gedankentätigkeit bzw. Ruhe, Stille und Leere des Geistes; die Konzentration des Geistes auf „einen Punkt“ (Gegenstand, Bild, Reliquie, Statue, Gedanken, Lehrsatz, Sinnesreiz, auf eine verwesende Frauenleiche (!) usw.); das Visualisieren einer „Gottheit“ vor dem inneren oder geistigen Auge.
Obwohl der B. keinen Gott kennt, werden Buddha, der Geist eines Toten bzw. ein Totengeist als „Gott“ und der jeweilige Dalai Lama, ein lebender Mensch, als „Gottheit“ verehrt und angebetet. Gleichzeitig gibt es auch im B. ein ganzes Heer furchterregender Götter, Geister und Dämonen. Darüber hinaus existieren insbesondere im tibetischen B. und Tantrismus zahlreiche geheime Lehren und Praktiken, die der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind. Dazu gehören unter anderem das Befragen von Orakeln (oder Geistern) und die tantrischen Rituale (Kalachakra-Tantra), die nach vorliegenden Studien die Anbetung und Verehrung der Geschlechtsorgane und des rituellen Geschlechtsverkehrs, alle möglichen Formen der Unzucht, den sexuellen Missbrauch und das rituelle Töten junger Mädchen sowie viele weitere grausame und völlig abartige Praktiken umfassen (vgl. Trimondi/Trimondi: Der Schatten des Dalai Lama, S.46 ff; 67, 72, 75, 80, 99, 118, 120, 122, 171 ff, 295, 305). Und dazu gehören die Magie als Mittel der Politik und die magische Mandalapolitik, wie z.B. das Kalachakra-Sandmandala, das der Dalai Lama überall in der Welt verbreitet (vgl. ebd., S. 560 ff; 569 ff; Mandala).
Auch wenn immer wieder die „Ähnlichkeit“ zwischen B. und christlichem Glauben behauptet wird, so besteht hier in Wirklichkeit ein unüberbrückbarer Widerspruch gemäß 1. Kor 10,20 und 2. Kor 6,14 ff. – der Widerspruch zwischen göttlicher Offenbarung und dämonischer Inspiration.
Lit.: M. Kamphuis, Ich war Buddhist, 2002; R. Franzke / L. Gassmann / S. Leuenberger, Ökumene der Religionen und Absolutheit Jesu Christi, 2001.Reinhard Franzke
Als »Meilenstein des ökumenischen Prozesses« wurde ein Dokument bezeichnet, das gemeinsam von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK, Zusammenschluss evangelischer und orthodoxer Kirchen) und dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE, römisch-katholisch) herausgegeben und im April 2001 unterzeichnet wurde. Auf dem ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin im Mai 2003 wurde diese »Ch. Oe.« von 16 Kirchen, darunter die Römisch-Katholische Kirche sowie zahlreiche orthodoxe und evangelische Kirchen und Freikirchen, in einem feierlichen Gottesdienst unterschrieben. Angeregt worden war diese Charta auf der Europäischen Ökumenischen Versammlung 1997 in Genf. Diese großen Europäischen Ökumenischen Versammlungen werden gemeinsam von KEK und CCEE veranstaltet. Die KEK repräsentiert die europäische Ökumene und entspricht dem ÖRK auf weltweiter und dem ACK auf deutscher Ebene. Obwohl sie die klassische liberale Ökumene repräsentiert, sind Evangelikale und angeblich »Bibeltreue« stark im KEK vertreten: Zu den deutschen KEK-Mitgliedern gehören neben der EKD und den Alt-Katholiken u.a. auch der Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden (BEFG, Baptisten) und die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK; Methodisten).
Das Hauptthema der Charta ist die Verständigung und Versöhnung von Kirchen, Kulturen, Völkern und Religionen in einem neuen Europa. Die Kirchen verpflichten sich in der Charta, die Einigung des europäischen Kontinents zu fördern. Dabei wird der christliche Glaube jedoch lediglich als eine Kraft verstanden, die zur religiösen »Bereicherung Europas« dient. So heißt es unter dem Punkt »Europa mitgestalten«:
„Wir sind überzeugt, dass das spirituelle Erbe des Christentums eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas darstellt. Aufgrund unseres christlichen Glaubens setzen wir uns für ein humanes und soziales Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung kommen.“
Das Nachrichtenmagazin »Topic« kommentiert:
„Mit dieser Verpflichtung haben die Kirchen gleich mehrere zentrale Absichten der Freimaurerei unterschrieben … »Menschenrechte«, »Freiheit«, »Toleranz«, »Solidarität« (=Brüderlichkeit), sind zentrale Begriffe der Freimaurerei, die in der Bibel keine oder eine andere Bedeutung als im weltlichen Bereich haben. Die Toleranz ist dabei der Schlüssel allen freimaurerischen Denkens und Handelns. Sie fungiert als »Bindemittel« für unterschiedlichste Ansichten.“
Mit der Charta verpflichten sich die Kirchen auch, das Evangelium nur in gegenseitiger Absprache zu verkündigen:
„Wir verpflichten uns, über unsere Initiativen zur Evangelisierung mit den anderen Kirchen zu sprechen, darüber Vereinbarungen zu treffen und so die schädliche Konkurrenz sowie die Gefahr zu neuer Spaltung zu vermeiden.“
Was die einzelnen Kirchen unter »Evangelium« verstehen, steht dabei überhaupt nicht zur Debatte. Für die römisch-katholische Kirche bedeutet »Evangelisation«, Menschen zu Werkgerechtigkeit, Ritualismus und Marienverehrung hinzuführen. Hätten sich wohl Luther und der Ablassprediger Tetzel in Sachen Evangelisation einigen können? Hätten sie einander die Hände geschüttelt und zustimmend genickt und anerkannt, dass man in freundschaftlichem Miteinander sowohl die biblische als auch die römisch-katholische Auffassung vom Seelenheil verkündigen solle?
Das biblische Evangelium sucht man vergeblich in der Charta und ihren Begleitmaterialien. Die Religiosität der Charta ähnelt vielmehr dem römisch-katholischen Verständnis. Ziel ist die »sichtbare Einheit«, d. h. die organisatorische, hierarchische Einheit, wie die katholische Kirche sie stets aufrechterhalten hat. Anzustrebende Wegepunkte zu dieser sichtbaren Einheit sind die »gegenseitig anerkannte Taufe« und die »eucharistische Gemeinschaft«. Das Ziel heißt also Sakramentalismus – ein Wesensmerkmal des Katholizismus. Die Eucharistie gibt es in den reformatorischen Kirchen gar nicht; und mit der Taufe ist offenbar die Ritualtaufe gemeint, durch die man ohne biblische Bekehrung zum »Christen« und zum Glied der ökumenischen Kirchen gemacht wird.
Stark katholisch anmutende Rituale, Symbole und Bilderverehrung (Bilderkult) finden sich auch in den Gottesdienstvorschlägen der »Arbeitshilfe« zur Charta. Den Gemeindezusammenkünften im Neuen Testament sind solche Zeremonien fremd. Die »Arbeitshilfe« empfiehlt hingegen sogar Bräuche des römisch-katholischen Festes »Mariä Himmelfahrt«.
Die Charta geht jedoch noch einen Schritt weiter. Unter Punkt 11, »Beziehungen zum Islam pflegen«, verpflichten sich die Kirchen: