Abtreiben? - Lothar Gassmann - E-Book

Abtreiben? E-Book

Lothar Gassmann

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Beschreibung

Dr. Lothar Gassmann, Theologe (Autor), und Ute Griesemann, Ärztin (Co-Autorin), stellen sich den Fragen von schwangeren Frauen, die überlegen, ob sie abtreiben sollen. Sie geben Denkanstöße und Informationen, die wenig bekannt sind. Sie legen ein aufrüttelndes Buch vor, das jede betroffene Frau, aber auch alle Verantwortlichen und Interessierten kennen sollten. Ab wann ist der Mensch ein Mensch? Was geschieht bei einer Abtreibung? Welche Folgen hat die Abtreibung für die Frau? Welche körperlichen und seelischen Schäden treten auf? Wie verhält man sich in einer Notlage? Solchen Fragen gehen die Verfasser nach. Ihre Antworten erschöpfen sich nicht in nüchternen Fakten, sondern werden zu leidenschaftlichen Plädoyers für die Schwächsten unserer Gesellschaft: die ungeborenen Kinder und ihre in Not geratenen Mütter. Dabei zeigt sich deutlich: Abtreibung ist nicht nur ein Frauenproblem. Abtreibung ist ein Krankheitssymptom unserer Zeit, in der viele Menschen die Beziehung zu Gott verloren haben und biblische Maßstäbe nicht mehr achten – einer Zeit, in der Begriffe wie „christliche Nächstenliebe“ und „die Zehn Gebote“ fast schon zu Fremdwörtern geworden sind.

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Abtreiben?

Fragen und Entscheidungshilfen

Dr. Lothar Gassmann/Ute Griesemann

Impressum

© 1. Auflage 2019 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Dr. Lothar Gassmann/Ute Griesemann

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-235-7

Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de

Kontakt: [email protected]

 

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Autor

Dr. Lothar Gassmann dient als Prediger, Lehrer, Evangelist und Publizist. Er schrieb zahlreiche christliche Bücher, Aufsätze und Lieder zu geistlichen und theologischen Themen. Seit 2009 ist er Mitarbeiter beim Christlichen Gemeinde-Dienst (CGD) und Schriftleiter der Vierteljahres-Zeitschrift "Der schmale Weg". Er ist Mitbegründer der freien Bibelgemeinde Pforzheim und des Jeremia-Verlags sowie Mitbegründer und 1. Vorsitzender der Lukas-Schriftenmission. Sein Motto lautet: "Ich weiß nichts als allein JESUS CHRISTUS, den Gekreuzigten" (1. Korinther 2,2).

Noch ehe ich dich gebildet im Mutterleib, habe ich dich gekannt. Jer 1,5

Wussten Sie, dass jeder Mensch einmalig und kostbar ist?Nicht einmal eineiige Zwillinge haben den gleichen Fingerabdruck. Wussten Sie, dass das Herz des ungeborenen Kindes bereits am 23. Tag nach der Empfängnis schlägt?Wussten Sie, dass das Kind im Mutterschoß während des ersten Monats 10.000 Mal größer wird?

Inhalt

Titelblatt

Impressum

Autor

Widmung

Einleitung

1. Ab wann ist es denn ein Mensch?

2. Wie geht eine Abtreibung vor sich?

3. Welche Folgen hat eine Abtreibung für die Frau?

4. Abtreibung – nur ein Frauenproblem?

5. Was tun bei einer gesellschaftlichen oder finanziellen Notlage?

6. Was tun bei Vergewaltigung und Inzest?

7. Was tun, wenn das Kind geschädigt oder missgebildet sein wird?

8. Was tun, wenn die Schwangerschaft Leben oder Gesundheit der Mutter bedroht?

9. Nur noch Wunschkinder? Abtreibung, Verhütung und Empfängnisregelung

10. Kann man denn noch Kinder in diese Welt setzen?

11. Totales Selbstbestimmungsrecht der Frau?

13. Ist Abtreibung Schuld?

14. Was ist uns das Leben wert?

15. Wer bietet Hilfe?

16. Es war meine Tochter

17. 75 000 Abtreibungen auf dem Gewissen

Unsere Empfehlungen

Einleitung

„Ich bin schwanger.

Ich bekomme ein Kind.

Ich habe doch immer aufgepasst …

Es ist einfach unmöglich, dass ich dieses Kind bekomme!

Ich weiß nicht ein noch aus.

Was soll nun werden?“

Das ist eine alltägliche Situation. Eine Frau ist schwanger ungewollt schwanger. Jede Frau kann in diese Situation kommen. Sie muss dann zu einer Entscheidung finden. Es darf keine vorschnelle Entscheidung sein, sondern eine Entscheidung, die sie auch später noch bejahen kann. Dazu gehört Information.

Ein Kind zu bekommen, ist in unserer Wohlstandsgesellschaft nicht immer ein freudiges Ereignis. Die Schwangere ist oft mit ihren Problemen allein. Selten strecken sich ihr sofort hilfsbereite Arme entgegen. Nicht immer stößt sie auf das Verständnis des Ehepartners oder Freundes. Nicht immer helfen Eltern oder Bekannte. Unverheiratete Mütter werden schief angesehen. Kinderreichtum gilt weithin als sozial unerwünscht. Unsere Wohnungen und Siedlungen sind oft kinderfeindlich. Große Familien sind finanziell stark belastet. Kann man sich da für das Kind entscheiden? Oder ist Abtreibung eine Lösung?

Ein Theologe und eine Ärztin stellen sich in diesem Buch Fragen von schwangeren Frauen, die überlegen, ob sie abtreiben sollen. Dabei geben die Verfasser nicht immer fertige Antworten. Aber sie geben Denkanstöße und Informationen, die oft wenig bekannt sind und die trotzdem bei einer verantwortlichen Entscheidungsfindung nicht fehlen dürfen. Angesprochen sind nicht nur die Frauen, sondern auch deren Männer, Eltern und Freunde, angesprochen sind alle Bürger der Gesellschaft. Denn alle sind mehr oder weniger an der Entscheidung der Frau beteiligt. –

Ein wichtiger methodischer Hinweis: Wer wenig Zeit hat und sich schnell informieren möchte, lese nur den normal gedruckten Text; wer nähere Informationen sucht, lese auch den Kleindruck.

1. Ab wann ist es denn ein Mensch?

Der Mensch ist Mensch von der Zeugung an. Sobald die weibliche Eizelle und die männliche Samenzelle beim Befruchtungsvorgang ineinander verschmelzen, entsteht vollständiges menschliches Leben.

Leben ist es, weil es seine eigenen Zellen nachbilden kann. Sehr bald sind auch Stoffwechsel- und Ernährungsprozesse nachweisbar.

Menschlich ist es, weil es die spezifisch menschliche Chromosomenzahl von 46 Chromosomen1 und menschliche Erbinformation hat.

Vollständig ist es, weil der ganze Mensch in der befruchteten Eizelle vorliegt. Qualitativ (wertmäßig) wird danach nichts mehr hinzugetan, denn alle Anlagen sind bereits vorhanden. Was hinzukommt, sind nur quantitative (mengenmäßige) Komponenten: Nahrung, Sauerstoff – und Zeit, um zu wachsen und zu reifen. Das ändert aber nichts daran, dass bereits die befruchtete Eizelle der ganze Mensch ist.

Chromosomen sind die hauptsächlichen Träger der Erbinformation. Sie und ihre Teilstücke, die Gene, bestehen im Wesentlichen aus den äußerst feinen Kettenmolekülen der DNS (Desoxyribonucleinsäure), auf denen die ganze Erbinformation wie auf Mikrotonbändchen aufgezeichnet ist. Der Informationsgehalt des menschlichen Erbmaterials beträgt nach Schätzungen von Molekularbiologen etwa 5 Milliarden Informationseinheiten. Das ist umgerechnet etwa so viel Information, wie sie in 600 000 Druckseiten mit je 500 Worten oder einer Bibliothek von mindestens 1000 Büchern aufbewahrt ist. Und diese ganze „Bibliothek“ befindet sich in einer DNS-Menge von bloß sechs Milliardstel Milligramm im unsichtbar kleinen Zellkern!

Jeder Mensch besitzt anderes, ihm eigentümliches Erbgut, weil sich die Chromosomen bei jeder Befruchtung in unendlicher Mannigfaltigkeit immer verschieden kombinieren.2 So entsteht jeder Mensch schon bei der Zeugung als ein unverwechselbares, einzigartiges Wesen. Vom Moment der Zeugung an ist festgelegt, wie groß er sein wird, welche Begabungen und Charaktereigenschaften in ihm liegen, welche Haarfarbe, Augenfarbe, ja sogar Schuhgröße und Fingerabdrücke er haben wird usw. also alle unveränderlichen Merkmale seines Wesens.3

Die Anlagen sind dem Menschen somit mitgegeben. Was aber daraus wird ob er seine Anlagen ausbaut oder verkümmern lässt –, liegt an ihm und an seiner Umgebung, die ihn fördern oder behindern kann. Am Wesenskern des Menschen, der bei der Zeugung angelegt wird, können aber solche (zeitlich sekundären) Einflüsse nichts ändern.

Somit wurde in der Naturwissenschaft Entscheidendes erkannt. Einer der führenden Humanembryologen, Prof. Dr. Erich Blechschmidt, schreibt: „Ein Mensch wird nicht Mensch, sondern ist Mensch und verhält sich schon von Anfang an als solcher. Und zwar in jeder Phase seiner Entwicklung von der Befruchtung an.“4 Er muss nur noch wachsen und reifen. Es ist vielen unbekannt, wie schnell dies vor sich geht: so schnell, dass er schon innerhalb der Drei-Monats-Frist nicht nur vom Erbmaterial her, sondern sogar mit bloßem Auge als Mensch erkennbar ist. Vier Wochen nach der Befruchtung ist der wachsende Embryo (Keimling) nämlich bereits zehntausendmal größer als das befruchtete Ei. Sein Gewicht wird er bis zur Geburt gar um das Sechsbillionenfache vergrößern. Zu 90% vollzieht sich sein Wachstum im Mutterleib, zu nur 10% außerhalb.

Doch verfolgen wir seine Reifung der Reihe nach mit. Lesen wir das Tagebuch eines Ungeborenen5:

1. Tag: Heute hat mein Leben begonnen. Doch meine Eltern wissen es noch nicht. Ich bin noch kleiner als ein Apfelkern, aber schon unverwechselbar ich. Es ist jetzt klar: Ich werde ein Mädchen sein mit blonden Haaren.

12. Tag: Ein bisschen großer bin ich schon geworden. Mutter tut alles für mich. Ihr Blut lässt mich wachsen. Dabei weiß sie immer noch nicht, dass es mich gibt.

19. Tag: Jetzt beginnt mein Mund zu werden. In einem Jahr kann ich damit fröhlich lachen. Und ein wenig später auch sprechen. Ich weiß sogar schon, welches mein allererstes Wort sein wird: Mama. –

Wer behauptet eigentlich, dass ich noch kein Mensch bin? Und ob ich's bin! Genauso wie ein Krümelchen Brot auch Brot ist.

23. Tag: Mein Gehirn und mein Nervensystem bilden sich. Heute hat mein Herz angefangen zu schlagen. Von nun an wird es in gleichmäßigem Takt mein Leben lang klopfen. Bis es einmal müde wird und stehenbleibt. Dann bin ich tot. Aber dieses Ende ist noch so weit, ich stehe ja erst am Anfang.

29. Tag: Jetzt lebe ich schon einen Monat. Jeden Tag wachse ich ein bisschen. Meine Arme und Beine bekommen allmählich Form. Aber es wird noch lange dauern, bis ich zu Mama und Papa laufen und meine Arme um ihren Hals legen kann.

39. Tag: An meinen Händen bilden sich winzige Finger. Eines Tages werden sie eine Puppe halten, einen Ball werfen, eine Blume pflücken und die Hand des Mannes streicheln, den ich liebe.

47. Tag: Heute hat der Doktor meiner Mutter gesagt, dass es mich gibt. Bist du glücklich darüber, Mama? Du musst noch warten, bis du mich in deinen Armen wiegen kannst.

64. Tag: Zwei Monate bin ich jetzt alt. Ich habe schon ein richtiges Gesicht. Hoffentlich sehe ich einmal so aus wie meine Mutter.

70. Tag: Wenn es nicht so stockdunkel um mich herum wäre, könnte ich schon sehen. Aber bald werden meine Augen die Welt draußen wahrnehmen können: Sonnenschein, Blumen und kleine Kinder. Wie wird das Meer aussehen, wie die Berge? Und vor allem: Mama, wie siehst du aus?

80. Tag: Mama, ich kann dein Herz schlagen hören. Nimmst du auch mein leises Tap-tap, Tap-tap wahr? Du wirst eine ganz gesunde kleine Tochter haben. Manche Babys haben es schwer, in die Welt hineinzukommen. Da können freundliche Ärzte helfen. Aber manche Mütter, glaube ich, wollen ihre Kinder gar nicht haben. Ich jedenfalls kann es kaum erwarten, auf deinen Armen getragen zu werden, dein Gesicht anzufassen und dich anzusehen. Ob du auch so gespannt auf mich wartest wie ich auf dich?

Hier bricht das Tagebuch ab. Dann heißt es nur noch: „Mama, warum hast du das getan? Warum hast du es zugelassen, dass sie mein Leben nahmen? Wir hätten es doch so schön zusammen haben können.“

Die Mutter hat eine Abtreibung vornehmen lassen. Hätte sie das nicht getan, dann würde ein gesundes Kind heranwachsen, vorausgesetzt, dass keine erbschädigenden Faktoren da sind und Keimschädigungen vermieden werden.

Dabei ist die Geburt nicht eine so einschneidende Grenze, wie manchmal angenommen wird. Das Kind vor der Geburt unterscheidet sich in seinem Wesen in keiner Weise von dem Kind nach der Geburt. Was sich ändert, ist nur, dass ihm Nahrung und Sauerstoff nun nicht mehr über die Nabelschnur, sondern von außen zugeführt werden. Nähme man an, dass das Menschsein mit der Fähigkeit begänne, unabhängig zu existieren, dann wäre weder das ungeborene noch das geborene Kind ein Mensch. Denn weder vor noch nach der Geburt ist es für sich allein lebensfähig. Stets benötigt es Nahrung, Geborgenheit, Liebe usw. von anderen. Und dieses Angewiesen-Sein auf andere hört nie auf. Zwar erlangt der Mensch verschiedene Grade von Unabhängigkeit. Dennoch ist er von der Zeugung an bis zum Tod auf den Mitmenschen angewiesen. Der Mensch ist ein soziales Wesen. (Übrigens gibt es Kinder, die schon im 5. Schwangerschaftsmonat geboren wurden und – ärztliche Hilfe vorausgesetzt – voll lebensfähig waren6.

Die Bedeutung der bereits vorgeburtlichen Mutter-Kind-Beziehung wird in einem neuen Wissenschaftszweig hervorgehoben, der seit einigen Jahren lebhafte Beachtung erfährt: der vorgeburtlichen (pränatalen) Psychologie. Ihre wichtigsten Ergebnisse7: Mutter und Kind bilden eine Leib-Seele-Einheit (eine Einheit zwischen zwei Individuen). Das ungeborene Kind erlebt sehr früh schon mit, was die Mutter empfindet. Liebevolle Zuneigung und Erwartungsfreude der Mutter übertragen sich auf das Kind in günstiger Weise. Angst, Ärger, Ablehnung und Stress hingegen wirken sich negativ auf seine Entwicklung aus (bis hin zu höherer Frühgeburtenrate und Sterblichkeit bei abgelehnten Kindern!). Der Herzschlag der Mutter ist schlaffördernd, wenn er normal und ruhig ist, ebenso sanfte Musik, die das Kind schon wahrnehmen kann. Signale, Lärmreize und aufreizende Musik lösen eine gegenteilige Reaktion aus. Bei Versuchen, die mit Nadelstichen im Mutterleib durchgeführt wurden, empfand das Kind Schmerz; auf äußere und innere Reize reagierte es mit Zuckungen und Ausweichbewegungen. Sogar ein Schlaf-Wach-Rhythmus wurde festgestellt – träumt das Ungeborene?

Eine entscheidende Entdeckung der vorgeburtlichen Psychologie und Physiologie bezieht sich auf die Entstehung des Gehirns. Manche Forscher bezeichneten den Abschluss der Gehirnentwicklung als Beginn des Menschseins: Erst dann seien Wahrnehmung, Reaktion, Körperfunktionen und Bewusstsein möglich. Durch Beobachtung der allerfrühesten Bewegungsmuster und -automatismen hat man jedoch herausgefunden, dass diese Eigenschaften wenn auch in sehr einfacher Form schon da sind, bevor Zentralnervensystem und Gehirn ausgereift sind. Ja noch mehr: Im Zusammenspiel mit den Genen (Erbträgern) tragen Wahrnehmungen, Reize etc. zur Ausbildung des Gehirns bei. Das ungeborene Kind nimmt beispielsweise schon in den ersten Wochen einen Druck, der auf den Mutterleib ausgeübt wird, durch seine ersten einfachen Nervenverbindungen (Synapsen) als Reiz wahr (Wahrnehmung). Daraufhin liefert ihm sein genetisches Programm die Information, um mit dieser Situation fertigzuwerden (genetische Information). In unserem Beispiel lautet die Information etwa: „Veränderte Stellung!“ Aufgrund dieses andauernden Zusammenspiels von Wahrnehmung und Information wird das Gehirn laufend weiter aufgebaut.8 Die Gehirnentstehung als fortlaufender Prozess lässt sich somit nicht als Grenzmarke der Entstehung des Menschseins gebrauchen, ebenso wenig wie die Entstehung von „Bewusstsein“ oder „Geist“. Alles dies ist bei der Zeugung angelegt und wird danach in einer komplizierten Reifung fortlaufend verwirklicht. Der einzig sichere Termin, an dem der Beginn des Menschseins anzusetzen ist, ist und bleibt die Zeugung.

Diese naturwissenschaftlichen Erkenntnisse erhalten ihre Bestätigung durch eine Autorität, bei der man zunächst keine Aussagen zu naturwissenschaftlichen Themen erwartet: die Bibel. Man muss aber sehen, dass es der Bibel und hinter ihr steht Gott selbst um den Menschen und um seine Welt geht. Deshalb sind sämtliche Aussagen der Bibel nicht nur auf Gott und den Himmel, sondern auch auf den Menschen und die Welt bezogen. Am deutlichsten wird dies darin, dass Gott selbst Mensch geworden ist in seinem Sohn Jesus Christus.

Was sagt nun die Bibel über den Menschen und über den Beginn menschlichen Lebens? Zunächst: Jeder Mensch ist von Gott geschaffen. Ferner: Jeder Mensch ist als Gottes Ebenbild geschaffen.9Jeder Mensch hat damit göttlichen Ursprung und eine unvergleichliche Würde, die ihm keiner nehmen darf (selbst dann nicht, wenn er Würde und Leben anderer Menschen antastet, z. B. ein Mörder ist). Auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland stellt fest: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art. 1,1). „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ (Art. 2,2).

Gilt das auch für das ungeborene Kind? Und ab wann? – Lesen wir Psalm 139, die Verse 13 bis 16, wo der Beter rückblickend Gott für seine Erschaffung dankt. Man könnte diesen für unser Thema zentralen Text geradezu als Danklied des ungeborenen Kindes bezeichnen.

„Denn du hast meine Nieren (mein Innerstes) bereitetund hast mich gebildet im Mutterleibe.Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin.Wunderbar sind deine Werke;das erkennt meine Seele.Es war dir mein Gebein nicht verborgen,als ich im Geheimen gemacht wurde,als ich gebildet wurde unten in der Erde.Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war,und alle Tage waren in dein Buch geschrieben,die noch werden sollten und von denen keiner da war.“

Lesen wir dann Psalm 22, Vers 10 und 11:

„Du hast mich aus dem Leib meiner Mutter gezogen;du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.Auf dich bin ich geworfen vom Mutterleib an,du bist mein Gott von meiner Mutter Schoss an.“

und Psalm 71, die Verse 6, 9 und 20:

„Auf dich habe ich mich verlassen vom Mutterleib an;du hast mich aus dem Leib meiner Mutter gezogen.Dich rühme ich immerdar (…)Verwirf mich nicht in meinem Alter,verlass mich nicht, wenn ich schwach werde (…) Du machst mich wieder lebendig.“

Folgendes wird deutlich10:

Gott kennt den Menschen schon, bevor er gezeugt wird („alle Tage waren in dein Buch geschrieben“). Er hat einen Plan für sein Leben.11 (Wir ahnen etwas von der Größe dieses Planes, wenn wir uns erinnern, welche unvorstellbare Informationsfülle in einer einzigen winzigen befruchteten Eizelle enthalten ist: die Information für eine ganze Bibliothek; siehe oben).

Sofort von der Zeugung an wird dieser Plan verwirklicht. Gott selbst bildet den Menschen im Mutterleibe. Das ungeborene Kind ist nicht einfach Teil des Körpers der Mutter, sondern es kommt aus der Schöpferhand Gottes. Nicht die Mutter, sondern Gott schafft einen neuen Menschen. Die Mutter schenkt dem von Gott erschaffenen Menschen Nahrung, Wärme und Schutz.

So gibt es von Anfang an nicht nur eine Mutter-Kind-Beziehung, sondern auch eine Gott-Kind-Beziehung, und zwar beiderseitig („Du bist mein Gott“ „Auf dich habe ich mich verlassen vom Mutterleib an“) eine deutliche Bestätigung dafür, dass schon das ungeborene Kind Bewusstsein hat und als Leib-Seele-Geist-Einheit anzusehen ist. Es handelt sich von Anfang an um eine personale Beziehung.12