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Phineas war einer der mächtigsten CEOs in London, bis er eine dumme E-Mail verfasste. Anschließend durfte er sich wieder von unten nach oben arbeiten. Das war an sich keine große Sache, denn er hatte es bereits schon einmal getan … … Doch dieses Mal musste er es in einem Rock und auf High Heels tun … Wenn ein chauvinistischer CEO eines großen Unternehmens alle gegen sich aufbringt, hat er nur einen Ausweg: einen neuen Job als Sekretärin! High Heels, Bleistiftröcke und Seidenblusen ersetzen Anzüge und Krawatten von ›Armani‹, und es dauert nicht lange, bis das einst mächtige Vorstandsmitglied sein Leben als attraktive Büroassistentin liebt. Jedoch ist die Arbeit in der Unternehmenswelt nicht immer einfach, insbesondere für Frauen. Kann Phineas, trotz seines anspruchsvollen Chefs, einer Bürorivalin und aufkeimenden Romanze mit einem Kollegen, sein Geheimnis bewahren und sich rehabilitieren, ohne sein Make-up zu ruinieren …?
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Seitenzahl: 255
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Phineas
Bibbidy Bobbidy Booze
Transgender –Erotic – Romance
Blossom Rydell
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar
1. Auflage
Covergestaltung:
© 2021 Thomas Riedel
Coverfoto:
© 2021 depositphotos.com
Dieses Werk enthält sexuell explizite Texte und erotisch eindeutige Darstellungen mit entsprechender Wortwahl. Es ist nicht für Minderjährige geeignet und darf nicht in deren Hände gegeben werden. Alle Figuren sind volljährig, nicht miteinander verwandt und fiktiv. Alle Handlungen sind einvernehmlich. Die in diesem Text beschriebenen Personen und Szenen sind rein fiktiv und geben nicht die Realität wieder. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Orten sind rein zufällig. Das Titelbild wurde legal für den Zweck der Covergestaltung erworben und steht in keinem Zusammenhang mit den Inhalten des Werkes. Die Autorin ist eine ausdrückliche Befürworterin von ›Safer Sex‹, sowie von ausführlichen klärenden Gesprächen im Vorfeld von sexuellen Handlungen, gerade im Zusammenhang mit BDSM. Da die hier beschriebenen Szenen jedoch reine Fiktion darstellen, entfallen solche Beschreibungen (wie z.B. das Verwenden von Verhütungsmitteln) unter Umständen. Das stellt keine Empfehlung für das echte Leben dar. Tipps und Ratschläge für den Aufbau von erfüllenden BDSM-Szenen gibt es anderswo. Das vorliegende Buch ist nur als erotische Fantasie gedacht. Viel Vergnügen!
Impressum
© 2021 Blossom Rydell
Verlag: Kinkylicious Books, Bissenkamp 1, 45731 Waltrop
Druck: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks
»Nichts ist engherziger als Chauvinismus und Rassenhass.
Mir sind alle Menschen gleich, überall gibt’s Schafsköpfe
und für alle habe ich die gleiche Verachtung.
Nur keine kleinlichen Vorurteile«
Karl Kraus (1874-1936)
Kapitel 1
Hinter seinem dreitausend Pfund teuren Kirschholzschreibtisch und auf seinem ergonomisch gestalteten Bürosessel, fühlte sich Phineas, in seinem auf Maß geschneiderten ›Armani‹-Anzug, einen Blick durch den freien Bereich der Milchglastür seines Luxusbüros werfend, wie ein Mann, der es bis ganz nach oben geschafft hatte …
… wie der Geschäftsführer, der für jede Sekunde des Tages seiner Firma verantwortlich zeichnete.
Die Belegschaft des Büros war von ihm bereits aufgefordert worden, ins Wochenende zu gehen. Den ganzen Vormittag über hatte er mit zunehmender Unzufriedenheit beobachtet, wie die Mitarbeiter, die bereits vor seiner Zeit eingestellt worden waren, immer wieder beisammenstanden und plauderten – wie sie die kostbare Zeit des Unternehmens verschwendeten.
Die haben doch einfach keine Ahnung, was es braucht, um wie ein Schweizer Uhrwerk zu funktionieren, eine Einheit zu werden!, war es ihm ein ums andere Mal durch den Kopf gegangen. Immerzu wechselten sie von einem Platz zum anderen, beantworteten E-Mails oder studierten irgendwelche firmeninternen Memos, indessen sie herauszufinden versuchten, wie der neue Kopierer funktionierte. Er selbst wusste es auch nicht, aber das musste er auch nicht, denn als CEO brauchte er selbst ja keine Kopien zu erstellen. Und abgesehen von all dem, schätzte er es nicht sonderlich, wenn Mitarbeiter unbegründete Gerüchte verbreitete.
Jetzt wartete er darauf, dass auch die Mitarbeiter ihre Büros verließen, die sich wie zumeist, noch lange an ihrem Arbeitsplatz aufhielten, um sich noch Aufgaben zu widmen, die ihrer Meinung nach keinen Aufschub bis zum nächsten Tag duldeten. Doch Phineas wusste besser als jeder andere, dass sie nicht aus purer Loyalität gegenüber dem Unternehmen in ihren dunklen Büros herumhingen – zumal an einem Freitagabend und der Aussicht auf ein freies Wochenende. Es waren Mitarbeiter, die sich, aus welchen Gründen auch immer, ganz offensichtlich an ihrem Arbeitsplatz wohler fühlten, als bei ihren Familien zu Hause, oder schlicht keine Ahnung hatten, was sie mit sich selbst anfangen sollten.
Für ihn selbst galt das nicht. Er blieb, weil es ihm gefiel, und weil er eine letzte E-Mail verschicken musste – aber erst nach der flüchtigen Bodenreinigung der Putzfrau, die ihr dürftiges Gehalt nicht wert war. Über ihre Entlassung werde ich später noch mit ihr reden müssen, dachte er still. Ich empfange hier eh keine Kunden. Warum eine Frau beschäftigen, die alles sauber hält? Das können die Mitarbeiter ebenso gut nebenher erledigen.
Er hatte den Text für die neue Bürorichtlinie bereits im Kopf, die er später per E-Mail rausschicken wollte.
›Ab sofort verbindliche Anweisung für die Büros!
Im Rahmen eines umweltfreundlichen Unternehmens nehmen Sie beim Verlassen Ihres Arbeitsplatzes künftig Ihren eigenen Müll mit nach draußen, wenn Sie gehen und sorgen für ein stets sauberes Umfeld. Das bezieht sich nicht nur auf das regelmäßige Abwischen des Schreibtisches, sondern auch auf das Fegen ihrer Büros.‹
Abgesehen vom Hinweis auf die Umwelt, sollte ich besser noch einige weitere eindeutige Schlagworte einbauen, und … Ein vielsagendes Lächeln umspielte seine Lippen, derweil er über die E-Mai nachdachte. Vielleicht sollte ich einen Preis ausloben … Sauberster Arbeitsplatz des Monats … oder einen für die besten Reinigungsvorschläge? Ich könnte sie dadurch untereinander in Konkurrenz treten lassen … Der Preis muss ja an etwas Großartiges gekoppelt sein … Es reicht, wenn ihnen damit ein gewisser Respekt gezollt wird … Letztlich sind es doch alle nur Dummköpfe … Alle! Sie werden tun, was ich anweise … Sie werden es gerne tun und nicht einmal merken, wie sie von mir manipuliert werden!
Das dachte Phineas zumindest, als er sich kurz darauf daransetzte seine E-Mails, einschließlich dieser, zu verfassen …
… der Rund-Mail, die sein ganzes Leben verändern würde …
Kapitel 2
Nach nochmaligem Lesen der gesamten E-Mail, jedes einzelne Wort prüfend auf die Waagschale legend, hatte Phineas der Anrede schlussendlich das Wort ›geehrte‹ hinzugefügt. Der harte, aber seiner Meinung nach sehr faire Inhalt, machte die höfliche Einführung erforderlich. Umsatz war für ihn in der Unternehmenswelt eine Sache und für den sorgten die Mitarbeiter – nicht unbedingt das Management, wenngleich es natürlich seinen Anteil daran hatte; aber eben nur einen Anteil, nicht mehr.
›Sehr geehrte Mitarbeiter der ›Trans Global Logistics, Warehousing & Consulting‹!
Nachdem ich aufmerksam all die anschaulichen Kommentare und Meinungen verfolgt habe, die in den letzten Monaten eintrafen, ist es an der Zeit für klare Worte:
Die ›Trans Global Logistics‹ ist durchaus kein Unternehmen mit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis.
Es gab in den vergangenen Wochen zahlreiche Denkanstöße, Blogbeiträge, Tweets und sonstige Eingaben zu dieser Thematik. Bereits seit einiger Zeit gibt es in befreundeten Unternehmen mit über fünfhundert Angestellten Diskussionen darüber, wie das Problem eine Gleichstellung der Geschlechter erreicht werden kann.
An vielen dieser Gesprächsrunden habe ich teilgenommen, wenngleich ich die Ansicht vertreten, dass das Thema schlicht überbewertet wird. Leider hat die diesbezügliche Diskussion inzwischen eine Größenordnung erreicht, die sich bereits auf die Arbeit in unserem Unternehmen auswirkt – was impliziert, dass ich darauf reagieren muss: unverblümt, auf den Punkt kommend und effizient.
Was heißt das?
Es bedeutet in erster Linie, dass nichts an den Einstellungskriterien geändert wird! …‹
Das Schreiben der Rund-Mail fühlte sich für ihn so gut an, dass er sich zufrieden in seinem Ledersessel zurücklehnte, um voller Stolz auf die Zeilen auf seinem Monitor zu schauen und den freien Platz darunter. Hm, was gibt es sonst noch zu sagen?, fragte er sich. Immerhin wurde mir die Firma anvertraut, mit der klaren Anweisung, sie so zu führen, wie ich es für richtig halte … Ich habe also völlig freie Hand! Er ließ ein leichtes, sich selbst zustimmendes Nicken folgen. Allerdings sollte ich bedenken, dass simpel bei schlichten Gemütern nicht immer funktioniert und man es ihnen am besten direkt erklärt, ehe es zu überflüssigen Rückfragen kommt.
›… Das Unternehmen sucht auch weiterhin ausschließlich die klügsten der Klügsten in seinem strengen, zeitaufwändigen Einstellungsprozess aus. Beeinträchtigende Änderungen in der Gewinnung wirklich qualifizierter Talente, würden den bereits angestellten Mitarbeitern und damit der Firma nur schaden – völlig unerheblich, ob männlich, weiblich oder was auch immer! …‹
Mhmmm …, murmelte er in sich hinein. Dieses ›was auch immer‹ fühlt sich in der heutigen Zeit nicht wirklich richtig an, dachte er, während es ihn dazu drängte, mit der rechten Maustaste die ›Thesaurus‹ anzuklicken, um den Text zu ändern. Doch dann schrieb er seine Mail ohne Bearbeitung weiter, wie er es in seiner Gewissenhaftigkeit sonst nicht tat.
›… Darüber hinaus duldet der Vorstand keinerlei Änderungen in der Art und Weise, wie in der Firma Geschäfte abgewickelt werden. Dennoch werden alle Beschwerden oder Kommentierungen seitens der Belegschaft von unserer wunderbaren Personalabteilung berücksichtigt – die, wenn ich daran erinnern darf, zu 41% weiblich besetzt ist ...‹
Einundvierzig Prozent, klingt doch schon ziemlich gut. Immerhin beinahe die Hälfte, ging es ihm lächelnd durch den Kopf, und bei Weitem besser als beim Rest der anderen Abteilungen.
›Jeder, der das Gefühl hat, dass seine Bedürfnisse nicht erfüllt werden, wird gebeten, seine Anliegen an die jeweils zuständige Abteilung zu richten.
Jedoch möchte ich Sie, bevor Sie eine weitere E-Mal senden, daran erinnern: …‹
Er musste über die Ironie des letzten Satzes lächeln, ehe er fortfuhr:
›… Schlafen Sie eine Nacht, ehe Sie eine Beschwerde formulieren und gehen Sie in sich, ob diese wirklich nötig ist. Gehen Sie alle Punkte genauestens durch, die Ihrer Meinung nach tatsächlich geändert werden sollten.
Fragen Sie sich, ob ihr Arbeitsplatz – der Ort, an den Sie die Firma wochentags und in seltenen Fällen auch an Wochenenden einlädt – wirklich so komfortabel wie ihr schönes, heimeliges und geräumiges Zuhause sein muss? Vor allem in Hinblick darauf, dass Ihr Zuhause durch das Gehalt seitens der Firma bezahlt wird?...‹
Phineas ließ seine Finger einen Moment ruhen, holte tief Luft und entfernte die ›All Caps‹ in der letzten Zeile. Seit er mit der Mail begonnen hatte, war seine Verärgerung leicht angestiegen – ihm waren die beiden Praktikantinnen gut in Erinnerung geblieben, die sich lauthals über den Ruf der Firma ausgelassen hatten und deren Gespräch er ungewollt Zeuge geworden war. Diese College-Schülerinnen hatten doch tatsächlich die Chuzpe gehabt, darauf hinzuweisen, dass sie ein potenzielles Stellenangebot der Firma möglicherweise nicht annehmen würden. Ihr werdet auch garantiert keines bekommen, grollte er in sich hinein und dachte daran, dass er deren Lebensläufe direkt mit einem ›abgelehnt‹ markiert hatte. Wenn es ihnen bei uns nicht passt, sollen sie es woanders für ein Drittel des Gehalts und ein Viertel an Prestige versuchen!
Allerdings hatte diese kleine ›Gerechtigkeit‹ seinen Wunsch, die Dinge richtig zu stellen, nicht gestillt. Doch dafür würde die E-Mail sorgen, der nun nur noch eine Schlussfolgerung fehlte.
›Denken Sie also daran: Auch, wenn Sie ein geschätzter Mitarbeiter der›Trans Global Logistics‹ sind und Ihre Einstellung ein leuchtendes Beispiel für die Firma in all ihren Geschäftsbereichen ist – Menschen machen Fehler. Seien Sie also nicht dumm, indem Sie sich unnötig beschweren oder Gerüchte in die gegen die Hand Welt streuen, die Sie füttert!
Sollte sich jemand beschweren wollen: Ich bin jederzeit verfügbar. Ich gehe mit gutem Beispiel voran, arbeite hart und hoffe, Sie tun es auch.
Phineas Hathaway, Geschäftsführer‹
Kapitel 3
Die zwei Monate zwischen dem Absenden der E-Mail und der schicksalshaften Vorstandssitzung waren für Phineas die nervenaufreibendsten seines Lebens. Natürlich war ihm bewusst, dass er die Situation selbst heraufbeschworen hatte, auch wenn er anfangs nicht bereits gewesen war, sich das einzugestehen.
Alles hatte mit lautstarken Rufen nach seiner sofortigen Entlassung begonnen, der schnell weitere folgten, die, Salome gleich, seinem Kopf sogar auf einem silbernen Tablett forderten. Einem Wunsch, dem sich Flavius Josephus zufolge, schon Herodes Antipas ›um der Eide und um derer wollen, die mit zu Tisch lagen‹ nicht verweigern konnte, worauf er Johannes den Täufer köpfen und der Tänzerin dessen Haupt auf einer Schale bringen ließ.
Kurz darauf hatte er sich eine Reihe neuer Follower auf Twitter eingefangen, von denen sich direkt über geschätzte achtzig Prozent beleidigt fühlten und ihren Shitstorm über ihn ausgebreitet hatten, noch ehe es ihm gelungen war, seinen ›Account‹ auf ›private‹ umzustellen, indessen die restlichen zwanzig Prozent die ›Wahrheit seiner Worte‹ unterstrichen.
Erst als er die ›Tweets‹ seiner ›Unterstützer‹ las, hatte er sich zu fragen begonnen, ob seine E-Mail nicht vielleicht doch ein unüberlegter Fehler gewesen war, denn das waren durchaus keine Menschen, die er mit sich oder der Firma in Verbindung bringen wollte. So langsam hatte es ihm gedämmert, dass Teile seiner E-Mail recht kontrovers gewesen waren, und seine nachfolgende Erklärung, dass er mit ihr einen Dialog im Unternehmen anstoßen wollte, war auf taube Ohren gestoßen. Niemand wollte ihm auch nur Ansatzweise abnehmen, dass er, einer der mächtigsten CEOs in London, die richtigen Schritte einleiten wollte, wo er seine Meinung auf so klare und unnachgiebige Art zum Ausdruck gebracht hatte …
… Und noch schlimmer war, dass ihm seine Worte in jede nur erdenkliche Weise verdreht wurden. Seine schlichte Reaktion auf das dumme Gerede zweier Praktikantinnen war für ihn zu einer Jeremiade geworden, einem Klagelied, von der sich alle anderen Londoner CEOs unbedingt zu distanzieren versuchten. Männer, von denen Phineas nur zu gut wusste, dass sie in ihren patriarchalischen Ansichten noch um Einiges krasser als er selbst waren, waren sofort zu Befürwortern von Gleichheit und Gleichstellung der Geschlechter geworden, um sich eines guten Karmas zu versichern. Dabei hatten sie in ihren Unternehmen Zugeständnisse gemacht, die in Phineas Company schon seit langem Einzug gehalten hatten. Mit Sprüchen wie: »Oh, wir sehen das ganz anders wie Mr. Hathaway«, unterwarfen sie sich der Allgemeinheit, wenngleich nicht ein einziges Wort davon stimmte und ihre Pinocchio-gleichen Nasen mit jedem weiteren Kommentar noch um Einiges länger wurden.
Fast über Nacht war Phineas zum Paria geworden. Und dass er noch nicht dem Richtblock zugeführt worden war und seinen Kopf verloren hatte, hatte er nur der fachmännischen Schadensbegrenzung seitens der PR-Abteilung zu verdanken – die, wie sich herausstellte tatsächlich mehrheitlich weiblich war.
Doch auch von dieser war klar herausgestellt worden, dass nicht das Unternehmen an sich das Problem war, sondern er ...
… Weshalb er, auch ohne dass es ihm jemand sagte, wusste, dass er gehen musste …
Kapitel 4
Im Grunde genommen hatte Phineas mit dem Aufsichtsrat Probleme, seit er die erste E-Mail gesendet hatte – spätestens aber seit dem Samstag, an dem alle mit einem alarmierenden Ping auf ihren Smartphones und einem heftigen Stich in ihren Herzen aufgewacht waren. Der Aktienkurs hatte sich erholt und wieder dem Preis vor dem Crash genähert, was ihm ein wenig Zeit und Luft zum Atmen verschaffte.
Die fünf Mitglieder des Vorstandes wussten, dass er über die Fähigkeiten verfügte, dieses Unternehmen zu leiten und auch um sein gutes Netzwerk in der Schifffahrtsbranche – Verbindungen, die, ganz unabhängig davon, welches Start-Up oder welches Unternehmen mit ihnen zusammenarbeitete, sicherstellten, wie ihre Produktion und somit der Umsatz gesteigert werden konnte. Ihm war klar, dass die Suche nach einem neuen CEO Monate andauern würde – ein Zeitraum, in dem sein Nachfolger das ganze Unternehmen lahmlegen konnte, ja, es vermutlich sogar würde.
Er hatte alles dazu getan, um seine Position zu halten. Inzwischen räumten sogar die Vorstandsmitglieder, die ihn lieber seines Postens enthoben sehen wollten, ein, dass sie ihn dringend brauchten. So dumm die E-Mail auch gewesen sein mochte, in Bezug auf seine Entscheidungen hatte er immer noch eine hervorragende Erfolgsbilanz vorzuweisen – ein regelmäßiger Gewinnzuwachs seit seinem Amtsantritt und absolut keine Beschwerden über sein Verhalten gegenüber weiblichen Mitarbeiterinnen …
… Zumindest nicht bis zum Zeitpunkt dieser verheerenden E-Mail.
Die Firma zu führen war zu seinem Lebensinhalt geworden. Nie hatte er sich Zeit für ein Date genommen und auch nicht gefragt, wie sein persönliches Leben in zehn, zwanzig oder gar dreißig Jahren aussehen könnte. Immerzu gab es irgendwelche Meetings und neue Probleme, die nach einer Lösung verlangten sowie Herausforderungen, die von ihm angegangen sein wollten. Mit Haut und Haar hatte er sich der Company verschrieben, immer sein Bestes gegeben, und alles Sonstige darüber hintenangestellt.
Und jetzt werden sie alles daransetzen, mich zu feuern, ging es ihm wehmütig durch den Kopf. Es sei denn, ich kann sie eines anderen überzeugen.
Er erwartete, dass ihm ein konzentrierter, heftiger Windstoß entgegenwehen würde, sobald er durch die breite Doppeltür in den Konferenzsaal trat. Doch es kam anders und blieb windstill – ja, die Luft stand förmlich im Raum, vom Licht erwärmt, das durch die raumhohen Fenster am Ende des Saals fiel.
Nicholas Clearwater saß den Fenstern am nächsten, während sich die drei weiblichen Mitglieder des Vorstands etwas abseits von ihm niedergelassen hatten.
Nicholas' stählerner Gesichtsausdruck war weniger Besorgnis erregend. Aber die kurzen Blicke der Frauen zeigten ihm mehr als deutlich, wen er gleich von sich überzeugen musste. Denn er wusste: wären allein sie ausschlaggebend, hätten sie ihm den dünnen Ast auf dem er bereits saß direkt abgesägt und er wäre weg vom Fenster gewesen. Seine Position war bislang nur dank Christopher Davenports Intervention ungefährdet geblieben.
»Schön Sie zu sehen, Phineas«, begrüßte ihn dieser. »Bitte nehmen Sie Platz.«
Wie er es erwartet hatte, war für ihn im Voraus eine Sitzgelegenheit vorbereitet worden – ein schlichter, metallener Klappstuhl, der einen krassen Gegensatz zu den robusten, super bequemen ›Made in Germany‹ gefertigten Bürostühlen stand, die den anderen vorbehalten waren.
»Ist es wohl möglich, die Klimaanlagen einzuschalten?«, erkundigte er sich mit einem höflichen Grinsen. Trotz seiner Erfahrung in Sitzungssälen war er ein wenig nervös, als er sich dem Schiedsgericht über sein Schicksal gegenüber niederließ, wobei er nicht noch mehr ins Schwitzen geraten wollte als er es ohnehin bereits tat.
»Die Raumtemperatur ist gut«, bemerkte Maddison Huntington darauf – die neueste Ergänzung im Vorstandsteam – eine attraktive Frau mit viel Branchenerfahrung und einer ausgesprochenen Vorliebe für ärmellose Blusen. Sie trug einen knielangen Rock, der sie kaum vor der Kälte schützte und hatte ihre Knöchel unter dem Tisch gekreuzt.
Nicholas und Christopher trugen Anzüge wie er selbst und schafften es cool zu bleiben, während er sich mit dem Ärmel schnell das Gesicht abwischte, indessen er mit ernstem Ausdruck solange auf seinem Platz umherrutschte, bis er meinte eine bequeme Position gefunden zu haben.
»Lasst mich direkt festhalten«, begann Nicholas, »dass ich schon immer gegen jedwede Form der Diskriminierung gegen leitende Mitarbeiter unseres Unternehmens gewesen und es auch heute noch bin.« Mit einem festen Nicken seines weißen, bärtigen Kinns ließ er seinen anodynen Kommentar auf alle wirken und sah, in Erwartung ihrer Zustimmung, zu den Frauen hinüber. Als er diese nicht bekam, streckte er seinen Rücken und starrte Phineas an.
Du solltest dich nicht darüber wundern, alter Mann, dachte Phineas bei sich und behielt den beschämten Gesichtsausdruck bei. Sie wissen doch alle, dass du ein Arschloch bist.Während er selbst Nicholas wegen seiner vierzig Jahre im ›Business-to-Business‹-Geschäft anerkannte, hielten ihm die anderen einige seiner inzwischen recht veralteten Vorstellungen vor, an denen er immer noch festhielt.
Phineas erinnerte sich noch gut daran, wie er Nicholas auf behutsame Weise erklärt hatte, warum seine Amtszeit als CEO keine Erweiterung der bereits mehr als ausreichend vorhandenen Fax-Geräte im gesamten Bürokomplex beinhalten würde und sich sagen lassen musste, er solle sich nicht allzu sehr auf die neuen ›unbekannten Technologien‹ verlassen – und dabei unter anderem E-Mails meinte.
Für Phineas waren Männer wie Nicholas wertvolle Berater, auch wenn sie sich mit der Zeit oft hinter neuen Strömungen zurückfielen – wozu für ihn auch neue Bürostrukturen gehörten. Während Nicholas seine Popularität zu steigern versuchte, indem er ihn im Wesentlichen bereits entlassen hatte, hatte sich seine tatsächliche Einstellung gegenüber Frauen und deren Rechte am Arbeitsplatz kein bisschen verändert. Und die Frauen, die mit ihm im Vorstand saßen, wussten deshalb nur zu genau, dass seine Kommentare reine Lippenbekenntnisse waren, und behandelten diese daher auch als solche.
»Christopher?« Maddison sah zu dem im Schatten des Tisches sitzenden Mann hinüber, der sich daraufhin nach vorne neigte und die goldenen Manschettenknöpfe seines ›Button-Down‹-Hemdes im Sonnenlicht funkeln ließ.
»Wenn die Mitglieder des Vorstandes gestatten«, setzte er mit leiser, sonorer Stimme an, »möchte ich eine Alternative zur Entlassung vorschlagen.«
»Angenommen«, erwiderte Ashley Billings, die rothaarige Erbin, die dem Vorstand beigetreten war, nachdem ihr Vater eine große Beteiligung an der Firma übernommen hatte. »Sprechen Sie nur weiter, Christopher.«
Gleich darauf durchschnitt dessen feste, unbeschwerte Stimme den Dunst von Phineas Geist. Er hatte sich bereits überlegt, wie er jedes einzelne Mitglied des Vorstandes auf seine Seite bringen konnte, da sowohl Nicholas, Maddison, Ashley als auch Stephanie ihre individuellen Wünsche hatten. Alle hatten Wünsche, er selbst ja auch, und es war an ihm diese herauszufinden – zumindest einen davon. Nur bot Christopher diesbezüglich kein leichtes Ziel, denn soweit er es beurteilen konnte, besaß der Mann bereits alles. Seine Kaffeefirma ›One-More-Cup‹ hatte enorm an Popularität gewonnen und mit Hilfe der Company schnell eine globale Kundschaft erreicht. Im Gegenzug hatte ihnen Christopher einen erstklassigen Zugang zur Londoner Prominenz und deren bevorzugten Anliegen verschafft, was der Firma eine großartige Option für gezielte Direktwerbung bedeutete.
Christopher führte ein erfolgreiches Geschäft, verkehrte mit der ›High Society‹ und nannte eine umwerfende, wunderschöne Frau sein eigen. Wenn er ihn nicht gerade mit etwas erpressen konnte, besaß er nichts, was er ihm anbieten konnte. Also war alles was ihm in diesem Fall blieb abwarten und sehen welche ›Alternative‹ der Mann dem Vorstand anzubieten hatte. »Ich bin ganz Ohr«, ließ er ihn wissen.
Christopher nickte einmal kurz und faltete auf dem Tisch seine Hände. »Was Sie getan haben, war eine ernste Beleidigung. Ich glaube auch nicht, dass hier jemand anwesend ist, der das anders sieht. Wir akzeptieren Ihre Entschuldigung zwar als aufrichtig, aber …«
An dieser Stelle hüstelte Maddison verhalten.
»… wir glauben nicht, dass Sie genau verstanden haben, warum sich unsere Mitarbeiter so betroffen fühlen. Ohne dieses Verständnis hat der Vorstand jedoch nicht das Gefühl, dass wir noch an der alten Vereinbarung festhalten können.«
Na, großartig, dachte Phineas. Läuft das jetzt auf eine weitere Entschuldigungstour hinaus? »Was soll ich darauf sagen?«, setzte er in bereuendem Tonfall an. »Ich habe mein aufrichtiges Bedauern bereits mit Worten zum Ausdruck gebracht.« Er versuchte nicht zu seufzen, angesichts seiner Lage, sich quasi erneut dafür verantworten zu müssen. »Wie ich bereits durch meine Buchhalterin bestätigt habe, werde ich eine nicht unerhebliche Spende an den ›Women-in-Workplace-Fund‹ und neue Verhaltens-Richtlinien einführen ...«
»Das alles sei unbenommen …«, unterbrach ihn Maddison einwerfend.
Phineas war es egal, ja, sogar ganz recht, denn so würde er die Litanei darüber, was er getan hatte oder nun zu tun gedachte, deutlich schneller hinter sich bringen.
»… es macht aber nicht wett, worauf Christopher gerade hingewiesen hat. Mir scheint, dass es Sie nicht wirklich interessiert, was uns anbelangt.«
»Ich war dem Vorstand gegenüber immer offen und für jede Anfrage verfügbar«, erwiderte Phineas.
»Maddison meinte das Uns nicht in Bezug auf den Vorstand«, erklärte Stephanie korrigierend.
»Sie meinte uns Frauen«, ergänzte Ashley.
»Korrekt«, bestätigte Maddison nickend.
»Das stimmt«, fügte Nicholas hinzu, »und obgleich auch ich ein Mann bin, sympathisiere ich sehr mit der weiblichen Belegschaft, die …«
»Geschenkt, Nicholas. Das wurde längst deutlich und zur Kenntnis genommen«, fiel ihm Maddison ins Wort.
An seiner Stelle setzte Christopher ein: »Ich habe dies Problematik bereits eingehend mit meiner Frau, meiner vertrauenswürdigsten Beraterin besprochen. Und wir sind darüber einig geworden, dass dieser Mangel an Verständnis und Vertrauen in der Tat mit einem geeigneten Rehabilitationsprogramm behoben werden könnte.«
Phineas blinzelte. »Sie wollen, dass ich an einer Reha-Maßnahme teilnehme?«
»So kann man es in gewissem Sinne umschreiben, Phineas«, erklärte Christopher mit einem versteckten, aber seltsam süffisanten Grinsen in den Mundwinkeln. »Allerdings spreche ich in diesem Fall nicht von einem erholsamen ›Spa‹-Wochenende oder einigen Stunden auf der bequemen Couch irgendeines Psychiaters. Wir beabsichtigen, diese Arbeit selbst zu übernehmen, auch wenn die Therapie ein wenig experimentell sein dürfte.«
Phineas musste über die Bemerkung eines ›Spa-Wochenendes‹ innerlich lachen. In London war die Art von Reha-Zentren, auf die sich Christopher bezog, tatsächlich eher Orte der Erholung für Prominente mit schlechter Presse, die sich reinzuwaschen suchten, indem sie die eine oder andere Sucht vortäuschten. Er hatte aber weder getrunken noch irgendwelche Drogen zu sich genommen, so dass diesbezüglich zumindest für ihn keine Chance bestand. »Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist«, räumte er leichthin ein und lächelte, trotz Maddisons und Stephanies skeptischen Blicken.
»Wenn Christopher der Auffassung ist«, Ashley wandte sich Nicholas zu, der neben ihr saß, »dass diese Therapie funktioniert, bin ich geneigt, seinen Plan zu befürworten.«
»Wenngleich ich anmerke möchte, dass ich meine Vorbehalte habe, werde ich mich dem anschließen«, erklärte Maddison.
»Einverstanden«, nickte Ashley, indessen Nicholas nur ein leises Grunzen von sich gab.
»Nun, dann liegt es an Ihnen, Christopher«, stellte Ashley im Namen aller fest. »Wenn Sie wirklich bereit sind, sich der Sache anzunehmen, sich anzustrengen und tatsächlich eine Verhaltensänderung herbeiführen können … Nun, dann werde ich Ihnen die Finanzierung für einen dreimonatigen Aufenthalt in der ›Nova Attitude Foundation‹ zur Verfügung stellen.«
Phineas hatte noch nie von der ›Nova Attitude Foundation‹ gehört. Aber das überraschte ihn nicht wirklich, denn in London hatten so einige Unternehmer ihre privaten Projekte oder Stiftungen. Er vermutete, dass die Einrichtung etwas mit seinen Freunden in der ›High Society‹ zu tun hatte – und dass es, trotz seiner Worte eher einem ›Spa-Wochende‹ glich.
Ein Vierteljahr erschien ihm keine allzu lange Zeit zu sein, um leckere Smoothies zu trinken und in einer Therme zu meditieren. In gewisser Weise macht es sogar Sinn, ging es ihm durch den Kopf. Ich werde von ihnen für eine Weile aus dem Rampenlicht gehalten und wenn sich alles beruhigt hat, setzen sie mich wieder hinter meinen CEO-Schreibtisch … Alles in allem nichts wofür ich mich freiwillig gemeldet hätte, aber deutlich besser als alles zu verlieren. »Was soll ich sagen? … Ich bin einverstanden« Er schlug leicht mit den Händen auf seine Schenkel.»Was auch immer es verlangt. Ich bin bereit, an der Maßnahme teilzunehmen.«
Die Frauen des Vorstandes sahen Christopher an, der mit nachdenklichem Blick über Phineas‘ direkte Zustimmung nachdachte. »Ich bin sicher, meine Frau wird Ihnen gerne dabei behilflich sein, die Dinge einmal aus der Perspektive einer Frau zu sehen«, ließ er ihn nach einer gefühlten Ewigkeit wissen.
Die kryptischen Worte waren für Phineas schwer zu deuten, weshalb für ihn weiterhin unklar blieb, was genau Christopher meinte und sich für ihn nun ändern würde …
Kapitel 5
Wie Phineas schnell herausfand, war Christopher Davenports Frau sowohl die Vorstandsvorsitzende der ›Nova Attitude Foundation‹ als auch deren Präsidentin. Zugleich war sie aber auch zugleich deren Schatzmeisterin, Leiterin des operativen Geschäfts, Sekretärin und wie es schien auch die Hausmeisterin, da sie gerade den Müll aus ihrem Büro hinausbrachte, das offensichtlich auch ihr und Christophers Zuhause war. Behutsam ließ er seinen, auf einem ›Jaguar XK‹ basierenden, ›Lyonheart K‹ auf am Bordstein vor dem Eingangsbereich ausrollen. Er liebte diesen auffälligen Sportwagen, von dem in aufwändiger Handarbeit nur zweihundertfünfzig Exemplare gefertigt worden waren.
»Oh, hallo! Du musst Phineas sein, nicht wahr?«, begrüßte sie ihn herzlich, wobei sie ihn duzte, und ließ den Deckel des blauen Mülleimers zufallen. Dann wischte sie sich ihre Hände ab und umarmte ihn herzlich – eine Geste, die Phineas schon lange nicht mehr erlebt hatte. »Es freut mich, dich kennenzulernen und bin froh darüber, dass wir in den nächsten Monaten zusammenarbeiten werden.«
»Ähm, ich auch«, antwortete er und klopfte ihr leicht auf den Rücken, obwohl er sich ein wenig wohler gefühlt hätte, wenn Christopher bei seinem ersten Besuch der ›Nova Attitude Foundation‹ anwesend gewesen wäre – doch der hatte in seiner Firma ganz andere Aufgaben zu lösen und keine Zeit ihm das Händchen zu halten. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er nicht, dass sich die ›Klinik‹ in dem Wohnhaus befand. Hätte er es gewusst, hätte er unter Garantie darauf bestanden, denn es fühlte sich für ihn irgendwie befremdlich an, die Frau eines anderen Mannes in deren Wohnung allein zu besuchen.
Andererseits entsprach nichts an seinem Besuch seinen Erwartungen. Christopher Davenport besaß ein mehr als beachtliches Vermögen und das zweistöckige Haus im klassischen viktorianischen Stil war zwar hübsch anzusehen, entsprach aber nicht im Geringsten dem villenhaften Herrenhaus, das er sich im Vorfeld vorgestellt hatte. Seine Frau trug ein süßes, legeres Sommerkleid mit winzigen Trägern und Sandalen, die ihre frisch lackierten roten Zehen zeigten. Doch auch das Kleid fiel nicht gerade in die Kategorie, die er bei ihr, der Frau eines mehrfachen Multimillionärs und erfolgreichen Geschäftsmannes zu sehen vermutet hatte – ganz abgesehen von ihrem mehr als unerwartet herzlichen Verhaltens ihm gegenüber.
»Komm‘ rein«, forderte sie ihn lächelnd auf. »Bitte nicht daran stören, dass es hier ein bisschen chaotisch aussieht … Ich habe nur ein wenig geputzt.«
Ist das nicht eine Aufgabe, mit der sich eher ein Dienstmädchen befassen sollte?, dachte Phineas bei sich, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, denn es gab andere Dinge, die ihm aktuell weit wichtiger erschienen. »Ähm, mein Wagen?«, murmelte er und deutete zur Straße zurück.
Darleen Davenports blonden Locken wehten in der leichten Brise, als sie ihren Kopf schief legte. »Ist schon in Ordnung dort zu parken«, meinte sie, die leere Straße hinunterblickend, und lachte herzlich. »Für unsere Nachbarschaft würde ich mich verbürgen. Alles nette und anständige Mitbürger … Du solltest dir also keine Sorgen um dein ›Baby‹ machen, Phineas. Es wird noch da sein, wenn wir fertig sind.«
Er errötete auf der Stelle, sowohl weil sie seinen Luxusschlitten schlicht ›Baby‹-nannte, und er das Umfeld, in dem sich die beiden niedergelassen hatten, nicht hatte herabsetzen wollen. Die Häuser mit ihren gepflegten Vorgärten sahen gemütlich aus, wenngleich er einen deutlichen Mangel an Sicherheitskameras vermisste – schön versteckt zwischen den Blättern der die Grundstücke umrandenden Hecken.
Sie stiegen die Stufen des Eingangsbereichs hinauf und betraten die Haupthalle, die von einer ebenso makellosen Schönheit war, wie das Äußere des Hauses. Die Wände waren im unteren Bereich weiß getäfelt, darüber hellblau tapeziert und mit unzähligen, dekorativen Bilderrahmen behangen, die Fotos von Christopher, Darleen und ihren prominenten Freunden zeigten.
Phineas bemerkte, dass Christopher auf allen Bildern einen dunklen Anzug trug, sich Darleens Outfits aber nicht ein einziges Mal wiederholten – zumindest nicht, soweit er das in der Kürze der Zeit überblicken konnte. Auf einem steckte sie in einem roten Empire-Kleid, das einem dem Atem raubte, auf einem anderen zeigte sie sich in einem recht kühnen, enganliegenden Oberteil und einem Rock in grellem Neon-Pink. Und auf allen Fotos wirkte sie mit ihrem perfekten weißen Lächeln und ihrer jugendlichen Miene eher wie ein Hollywood-Star als eine erfolgreiche Rechtsanwältin, die sich einem Nebenprojekt wie der ›Nova Attitude Foundation‹ widmete.
»Ich hoffe, du hattest keine Probleme herzufinden«, bemerkte sie beiläufig, derweil sie ihn in den Salon führte.
Phineas wusste, dass die meisten Geschäftsleute die Innengestaltung ihrer Immobilie professionellen Raumausstattern überließen und in der Regel ein modernes Aussehen mit viel schwarzem Leder und hellen Teppichen bevorzugten. Er selbst hatte dieses Design immer für ziemlich steril gehalten, aber das, was hier geleistet worden war, hätten auch bestens bezahlte Spitzenkräfte dieser Zunft nicht besser machen können, denn er war sich sicher, dass sich die Eigentümer des Hauses selbst der Inneneinrichtung angenommen hatten.
Die Sofas in königlichem Rot waren ausgewählte Antiquitäten, die inmitten eines großen, offenem Raum standen, dessen riesige, gläserne Doppeltür in einen einladenden Garten führte.
»Das ›GPS