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Auf dem Rückflug von Suuk nach Terra ortet die Mannschaft der Promet II ein fremdes Raumschiff. Als das unbekannte Objekt zum Angriff übergeht, flüchten Peet Orell und seine Crew in eine nahe Dunkelwolke, nicht ahnend, dass dort ein noch viel größerer Feind auf beide Schiffe wartet.In Kanada sucht währenddessen Privatdetektiv Enders Payntor nach den verschwundenen Hintermännern der Organisation Terra den Terranern und begibt sich dabei in tödliche Gefahr.Die Printausgabe umfasst 150 Buchseiten.
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Seitenzahl: 154
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In dieser Reihe bisher erschienen
5001 Christian Montillon Aufbruch
5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse
5003 Vanessa Busse Dunkle Energie
5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts
5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne
5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner
5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind
5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt
5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer
5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko
5011 Ben B. Black Zegastos Kinder
5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen
5013 Achim Mehnert Böser Zwilling
5014 Achim Mehnert Sternentod
5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet
5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!
5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv
5018 H. W. Stein Der Tod und das Leben
5019 Achim Mehnert Die Delegation
5020 Achim Mehnert Das Attentat
5021 Achim Mehnert Flucht aus der Terrorstadt
5022 Achim Mehnert Die Tragödie von Gij
5023 Gerd Lange Das fremde Ich
5024 Andreas Zwengel Geheimwaffe Psychomat
5025 Andreas Zwengel Im Bann der roten Sonne
5026 Andreas Zwengel Das Schiff der S-herer
5027 Gerd Lange Das Eindenker-Tribunal
5028 Andreas Zwengel Der Bote des Todes
Andreas Zwengel
Das Schiff der S-herer
RAUMSCHIFF PROMETBand 26
Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2020 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannExposé: Gerd LangeTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-586-9Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!
„Z-spera!“, fluchte Kommandant K-hron aus seinen beiden Mündern gleichzeitig. Während sein linkes Gesicht durch das große Sichtfenster der Zentrale die Vorgänge vor ihnen im All betrachtete, blickte das rechte Gesicht zu seiner Pilotin und Partnerin Q-wal. Sie war genauso überrumpelt und verwirrt wie er und musste ihm eine befriedigende Antwort schuldig bleiben.
Die C-Hoge wurde heftig durchgeschüttelt, sodass alle S-herer an Bord des Forschungsraumschiffes nach einem festen Halt griffen.
Sie waren sorglos gewesen, weil sich ihre Forschungsmission kurz vor ihrem Ende befand und sie schon bald wieder ihren Heimatplaneten erreichen würden. Aber deshalb hatte keiner von ihnen seine Pflichten vernachlässigt oder aus Sorglosigkeit einen Fehler begangen. Die Ursache musste woanders zu finden sein.
K-hron hatte nur einen Zwischenstopp vom Parakon-Flug angeordnet und bereute dies nun zutiefst. Der Wiedereintritt vom I-purm – wie das Parakon in der S-herer-Sprache hieß – in das Normaluniversum war für sie nur ein Routinemanöver. Und ungefähr so gefährlich wie eine G-stir-Jagd auf O-tona. Es war einfach lächerlich, dass sie dabei sterben sollten.
Eine weitere Energieentladung traf die C-Hoge wie ein Schlag mit einem mächtig großen Knüppel.
„Kriegst du das Schiff unter Kontrolle?“, rief K-hron zu seinem Navigator J-kru, der fieberhaft daran arbeitete, das Raumschiff wieder zu stabilisieren. Seine Frau H-reta, ebenfalls Schiffstechnikerin, unterstützte ihn schweigend. Sie hatte die hellblauen dünnen Lippen beider Münder fest aufeinandergepresst.
Bei allen S-herer hatte sich der weiß-blau getönte Haarkranz mit den kurzen Stoppelhaaren aufgerichtet, wie es immer bei Erregung oder Gefahr geschah. Sie waren eine erfahrene Besatzung und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, doch ihre Forschungsmission hatte länger gedauert als geplant. Sie sollte beendet sein, bevor man bei R-mol die ersten Anzeichen ihrer Schwangerschaft sehen konnte. Inzwischen ließ sich die bevorstehende Niederkunft nicht mehr verbergen. Außerdem war ihr Unternehmen strapaziöser ausgefallen, als jeder von ihnen erwartet hätte. Selbst ein notorischer Schwarzseher wie F-der hätte nicht mit diesem Verlauf gerechnet. Technische Probleme vor Ort, verschwundene Proben, ein kranker Navigator und eine Herde wild gewordener Huftiere auf D-ager hatten ihre Mission unnötig verlängert. Wäre die Vorstellung nicht so absurd gewesen, hätte Kommandant K-hron an Sabotage geglaubt. Aber es handelte sich nur um eine Aneinanderreihung unglücklicher Ereignisse.
Navigator J-kru und Waffentechnikerin R-mol arbeiten an ihren Instrumenten, während sich ihre beiden anderen Gesichter unentwegt ansahen. Sie wollten sich gegenseitig Hoffnung machen und sich durch Blicke ihrer Liebe versichern. Ihr gemeinsamer Nachwuchs zeichnete sich nur allzu deutlich unter R-mols hautengem Anzug aus elastischem, hellblauem Faserstoff ab. Deshalb wollten die beiden schnellstens auf ihre Heimatwelt S-her zurückkehren, um dort ihr Kind zu gebären. Sie hatten während des gesamten I-purm-Fluges von nichts anderem gesprochen, weshalb nicht nur sie beide auf eine schnelle Rückkehr hofften. Schiffstechniker F-der hatte nichts gesagt, aber ihm ging das Thema schon eine Weile ziemlich auf die Nerven, und wenn er die Gesichter richtig las, die dem Pärchen abgewandt waren, ging es nicht nur ihm so. Doch in dieser Situation hätte er lieber noch stundenlang weiter den Erzählungen über die bevorstehende Geburt gelauscht, als so kurz vor der Heimat zu sterben. Er leckte sich mit seiner dunkelblauen Zunge über die Lippen, während sein zweiter Mund den anderen Anweisungen zurief.
In diesem Moment fielen weite Teile der Bordinstrumente aus. „Was zum Z-spas ist das für ein Z-spera?“ F-ders Finger flogen über das Eingabefeld, dann beugte er sich vor und drehte den Kopf zur Seite, um die Anzeigen besser sehen zu können. Er stellte fest, dass die Speicherbänke des Schiffes fast leer waren. Das konnte nicht sein. Laut der letzten Überprüfung sollten ihre Speicher ausreichen, um nach S-her zu fliegen und sogar anschließend wieder an diese Stelle hier zurückkehren zu können.
„Was ist los?“, erkundigte sich Kommandant K-hron, dem der starrende Blick seines Besatzungsmitgliedes aufgefallen war.
„Wir haben alle Energie verloren“, antwortete der Techniker, ohne sich von der Anzeige wegzudrehen. Da die Augen der S-herer, ebenso wie Münder und Nasenschlitze, seitlich am Kopf lagen, konnten sie einen Großteil der Zentrale parallel im Blick behalten. Und nicht nur das, die S-herer konnten gleichzeitig mit zwei Gesprächspartnern unabhängig voneinander kommunizieren. Dies war durch ein Steuerungssystem möglich, das die visuellen Reize der beiden Augen aufgrund der binokularen Sicht über die zwei Gehirne dem jeweiligen Mund beim Sprechen zuordnete. Allerdings galt ein solches Verhalten als sehr unhöflich, weshalb man immer darauf achtete, immer nur auf einer Gesichtsseite einen Gesprächspartner zu haben.
F-der startete eine neue Überprüfung des Systems und studierte die eingehenden Werte.
Maschinenraum und Antriebsanlagen im rückwärtigen Teil des Schiffes. Er erhielt das gleiche desaströse Ergebnis wie beim ersten Mal. Weder für das Triebwerk für Parakonflüge im Heck stand irgendwelche Energie zur Verfügung, noch für die vier Korrekturtriebwerke für Flüge im Normalraum und Planetenatmosphären. Ansonsten verfügte die C-Hoge nur noch beidseitig über je ein Steuer- und ein Antigravmodul in mittlerer Höhe auf P-bro und L-bro.
Der Navigator musste hilflos dabei zusehen, wie ein Bereich nach dem anderen seinem Einfluss entglitt. Die Notsysteme schalteten sich ein und so gelang es ihm immerhin, das Forschungsschiff unter Kontrolle zu bekommen. Sie würden zwar nicht steuerlos durch das All treiben, aber ihre tatsächliche Lage war nicht sehr viel besser.
„Die Ursache ist ein technischer Defekt, aber ich weiß noch nicht, wodurch er ausgelöst wurde“, erklärte F-der und fuhr sich mit der Hand über die trockenen Lippen, während sein zweiter Mund sprach: „Aber ich kann sagen, was er zur Folge hatte. Beim Übergang aus dem Zwischenraum ins Normaluniversum hat sich die Transformatorenenergie schlagartig in das All entladen.“
Der Kommandant sah seinen Techniker an. „So schlimm?“
„Die Konverter sind leer und Nachschub an Brennelementen ist nicht vorhanden“, antwortete H-reta anstelle ihres Mannes und musste nicht erklären, was das bedeutete. Ihre Lage erschien aussichtslos. Die C-Hoge war mit ihren gerade mal sechzig Metern Länge zu klein für Beiboote. Sie konnten auch keine Hilfe rufen. Funktechnisch befanden sich die S-herer während des Raumfluges nur in der Lage, Bordkommunikation beziehungsweise Normalraumfunk zu betreiben. Sie waren vollkommen von der Kommunikation mit ihrem Heimatplaneten abgeschnitten, da sie keinen Hyperraumfunk beherrschten. Sie konnten in ihrer Notlage nicht einmal ein anderes Schiff zu Hilfe holen. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihre Reise nur noch mit Unterlichtfahrt fortzusetzen. Doch selbst dafür würden die verbliebenen Energiereserven nicht ausreichen. Sie mussten unterwegs verwertbare Rohstoffe für die erforderliche Energiegewinnung finden, sonst endete ihre Reise irgendwo im All. Niemand konnte sagen, ob sie erfolgreich sein würden oder wie lange ihre Heimreise dauerte.
Die Borsten im Haarkranz von R-mol standen starr in die Höhe und zitterten, als würden sie jeden Moment abbrechen. Sie hatte beide Hände um ihren Bauch geschlungen und sah J-kru flehend an. „Ich wollte doch nur, dass unser Kind auf S-her geboren wird. Nun können wir froh sein, wenn wir vor seiner Volljährigkeit zurückkehren.“
„Du hörst dich schon an wie F-der“, klagte ihr Partner, aber auch er verspürte in diesem Moment nicht viel Optimismus. Er nickte und strich ihr beruhigend über den Rücken, aber beide Münder schwiegen, weil seine Stimme unweigerlich gezittert hätte.
„Machen wir uns auf den Weg. Das wird eine sehr lange Reise“, sagte Kommandant K-hron.
*
Thosro Ghinu und seine Mitstreiter kehrten an Bord der Promet II nach Suuk zurück. Ihr Einsatz auf dem sterbenden Planeten Menag war für sie beendet. Die Rettungsmission wurde unterdessen von der Moran fortgesetzt. Sie führte die Umsiedlungsmaßnahmen der Nags von dem untergehenden Planeten nach Negor durch, der Heimatwelt der Nekroniden.
Thosro hatte beschlossen, keine Zeit mehr zu verschwenden. Er wollte so schnell wie möglich ihre Besprechung fortsetzen, die vor einigen Tagen durch den Absturz eines Diskusschiffes unterbrochen worden war. Deshalb verabschiedete er sich nach der Landung sehr übereilt von der Promet-Crew und bestellte das Ehepaar Shan in sein Labor, um im kleinen Kreis am Projekt Horf Elos weiterzuarbeiten. Die übrigen Projektbeteiligten würden per Com-Konferenz über die weiteren Geschehnisse informiert werden.
Liam und Dromm Shan erschienen dieses Mal nicht in wallenden, reich verzierten Gewändern, sondern trugen funktionale Arbeitskleidung. Die beiden Moraner waren Spezialisten für Astrophysik und Raumfahrttechnik. Sie arbeiteten schon seit 2065 mit Thosro Ghinu zusammen, der sie damals für das Geheimprojekt TITA engagiert hatte. In dieser langen Zeit war zwischen ihnen ein Vertrauensverhältnis gewachsen, das durch nichts erschüttert werden konnte.
Sie begrüßten sich freundlich, und Thosro konnte kaum glauben, dass es erst vier Tage her war, seit sie zum letzten Mal zusammengesessen und über Horf Elos gesprochen hatten. So viel war seitdem geschehen, dass es dem alten Wissenschaftler viel länger vorkam. Er war zu Beginn ihrer Besprechung sehr in sich gekehrt. Zuerst dachten sich die Shans nicht viel dabei und schoben es auf den erschöpfenden Einsatz, den ihr Freund hinter sich hatte. Doch als sie ihn mehrmals durch Ansprache aus seinen Gedanken rissen, erkundigte sich Liam, was ihn so sehr beschäftigte. Thosro Ghinu berichtete vom Fund der Kyalan, des Raumschiffes seiner Urahnin Loan Vhirr. Sie hatten das Wrack auf Menag gefunden, begraben unter den Sandschichten unzähliger Jahre.
„Besonders macht mir zu schaffen, dass das Schiff von den Nags im Inneren völlig demontiert worden ist.“
„Warum haben sie das getan?“, erkundigte sich Dromm. „Gab es einen Grund dafür?“
„Die Nags wollten die Rohstoffe. Sie haben nur den Materialwert der Maschinen gesehen und keinen Gedanken an die Funktionsweise verschwendet. Sie haben die Speicher einfach herausgerissen, und ich möchte gar nicht wissen, was sie mit ihnen angestellt haben. Unersetzliche Informationen sind dadurch verloren gegangen.“ Thosro schüttelte resignierend den Kopf.
Die Shans konnten seine Gefühle wegen dieses Verlustes gut nachvollziehen. Die Speicher hätten Antworten auf unzählige Fragen enthalten können, die den Wissenschaftler schon lange beschäftigten.
Nachdem Thosro geendet hatte, berichteten die Shans über ihre neuen Ergebnisse. Die Daten auf dem Stick vom Planeten Gij waren noch immer nur teilweise entschlüsselt, was zum einen an der schieren Fülle an Daten lag, zum anderen an den vielen Lücken im Datenbestand. Der Datenstick war anderthalb Jahrtausende lang in offenem Gelände der Witterung ausgesetzt gewesen und hatte dadurch Schaden genommen. Den Shans war es während Thosros Abwesenheit gelungen, weitere Daten zu entschlüsseln und eine grobe Einteilung in drei Kategorien zu schaffen. Zum einen die technischen Daten des Fluges, dann das persönliche Tagebuch von Kapitän Yu Kodas und zuletzt die wissenschaftlichen Daten über die gesammelten Forschungsergebnisse der Reise. In der letzten Kategorie gab es zahlreiche Unterkategorien, die meisten waren allerdings nur noch in sehr bruchstückhafter Form erhalten.
„Liam hat ein Dossier über eine Spezies entdeckt, die die Terraner Zyklops nennen“, erzählte Dromm.
Thosro sah interessiert zu Shalyn Shans Mutter. „Ich habe diesen Namen noch nie gehört.“
Liam Shan nickte. „Das ging mir genauso, und ich muss zugeben, das hat auch meine Neugier geweckt. Ich habe mehrere Hinweise entdeckt, dass sie zu Kodas Schiff Kontakt hatten.“
Thosro nickte, als Aufforderung weiterzureden, doch Liam schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider wies ausgerechnet dieser Datensatz die größten Schäden auf.“
„Wir wissen nun, wie Kodas’ Schiff hieß: Es war die Huanikar, mit siebzehn Moranern Besatzung an Bord.“
„In den Dateien warten noch unschätzbar wertvolle Informationen auf uns, aber wir kommen leider nicht an sie ran. Wenn es nur um Verschlüsselungen oder Sicherheitsvorkehrungen ginge, hätten wir sicher einen Weg gefunden, doch viele Dateien sind beschädigt und müssen rekonstruiert werden.“
„Wie können wir weiter vorgehen?“, erkundigte sich Thosro.
„Uns fehlen hier auf Suuk die technischen Möglichkeiten, um die Ordner lesbar zu machen“, erklärte Liam Shan. „Möglicherweise hätte die HTO mehr Erfolg bei der Auswertung.“
Der alte Wissenschaftler musste ihr zustimmen. „Die Rekonstruktion und weitere Auswertung der Daten sollte bei der HTO auf Terra erfolgen. Mir ist nicht wohl dabei, solche wichtigen Informationen dorthin zu schicken, selbst wenn es auf einem sicheren und verschlüsselten Kanal geschieht.“
„Kein Senden, wir bringen den Stick persönlich dorthin“, sagte Dromm entschlossen. „Wir haben während deiner Abwesenheit schon mehrfach darüber gesprochen. Es ist der sicherste Weg.“
„Dann sollten wir Peet Orell informieren.“ Thosro lächelte das Ehepaar an. „Und ihr beide werdet eurer Tochter Shalyn beibringen müssen, dass ihr Training bis auf Weiteres ausfallen wird.“
*
An Bord der Promet II gab Jörn Callaghan seinem Freund und Kommandanten Peet Orell einen Überblick über die anstehenden Erledigungen. Es handelte sich ausschließlich um Routinearbeiten. Nichts davon erweckte Peets Interesse, aber er hörte sich trotzdem alles geduldig an. Als Jörn seine Liste beendete, entfuhr ihm ein Seufzer der Erleichterung. „Gut, wir werden uns der Reihe nach um alles kümmern. Und wenn ich wir sage, meine ich dich.“
„Da wäre noch etwas“, sagte Jörn.
„Ja?“
„Draußen wartet ein Techniker der Moran und möchte dich sprechen.“
„Weißt du, worum es geht?“
„Der Triebwerker Ramón Mara möchte auf die Promet II wechseln.“
„Wieso ist er hier auf Suuk und nicht auf seinem Schiff?“
Jörn grinste. „Er hat den Start seines Schiffes nach Menag verpasst.“
„Klingt nicht gerade nach einem zuverlässigen Mitarbeiter. Was wissen wir über ihn? Die Kurzfassung, bitte.“
„Halbindianer, lebt auf Kuba, Ingenieur mit zahlreichen Diplomen“, las Jörn von seiner Com ab. „Durchgehend hervorragende Bewertungen seiner technischen Fähigkeiten und des sachlichen Verstandes. Einige Eintragungen wegen Fehlverhaltens, aber nichts Schwerwiegendes. Anscheinend hat er ein paar Probleme damit, sich unterzuordnen. Die meisten Einträge betreffen unerlaubtes Rauchen an Bord. Davon hat er eine ganze Menge. Anscheinend hat er ein kleines Suchtproblem.“
„Brauchen wir ihn denn, wir haben schließlich Pino?“
„Mal abgesehen davon, dass er als Triebwerks-Experte einen fast ebenso guten Ruf wie Pino genießt, könnten wir ihn zur Aufstockung unseres technischen Personals gebrauchen. Er könnte Lion Aley ersetzen.“
„Sehen wir ihn uns mal an“, entschied Peet.
Ein hochgewachsener, schlanker Mestize trat ein, blieb vor den beiden Männern stehen und nahm eine stramme Haltung ein, ohne jedoch zu salutieren. Man konnte ihm seine Dienstzeit auf der Moran deutlich ansehen. Vor allem wegen der Verhaltensweisen der Besatzung, auf die Captain Worner auf seinem Schiff Wert legte.
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Mister Mara. Wie mir Mister Callaghan mitteilt, haben Sie Ihr Schiff verpasst und möchten nun bei uns anheuern.“
„Das ist richtig“, sagte Ramón.
„Niemand weiß, wie lange die Maßnahme der Moran auf Menag noch in Anspruch nehmen wird.“
„Verstehen Sie meine Bitte nicht falsch, Commander, ich möchte nicht deshalb auf die Promet II wechseln, weil mir die Wartezeit hier auf Suuk zu lange wird.“
„Sondern?“
Ramón grinste und zeigte dabei schneeweiße Zähne. „Sagen wir einmal, ich komme mit dem militärischen Drill auf der Moran nicht so gut zurecht. Ich mag es lieber informell.“
„Falls Sie die Promet für einen Spielplatz halten, muss ich Sie leider enttäuschen.“
Ramón schüttelte ernst den Kopf. „Nein, auf keinen Fall. Das nicht. Ich möchte meine Zeit gerne sinnvoll verbringen und auch etwas wagen können, das über die Vorschriften hinausgeht. Ich möchte meine Zeit nicht mit belanglosen Tätigkeiten verbringen müssen.“
Peet und Jörn wechselten einen Blick. „Was meinen Sie genau?“, erkundigte sich Jörn.
„Ich möchte nicht mit einem leeren Mülleimer zur Entsorgungsstation gehen müssen, nur weil die Mülleimer nach Dienstplan an diesem Tag zu dieser Uhrzeit geleert werden. Ich möchte nicht mit einem leeren Mülleimer den Vorgang des Ausleerens simulieren müssen, nur weil es der Dienstplan so vorsieht.“
„Verstehe“, sagte Peet.
„Das ist nur ein Beispiel dafür, wie meine Zeit verschwendet wird, die ich viel gewinnbringender einsetzen könnte. Aber es fasst mein Problem ganz gut zusammen.“
Peet nickte. „Ich lasse es mir durch den Kopf gehen und werde Sie heute noch über meine Entscheidung informieren.“
„Bei allem Respekt, aber vertrösten Sie mich gerade, um mir die Ablehnung nicht direkt ins Gesicht sagen zu müssen?“
Jörn holte tief Luft, um den Techniker in seine Schranken zu weisen.
Doch Peet beruhigte ihn mit einer Handbewegung, dann richtete er sich an Ramón. „Nein, Mister Mara, es bedeutet genau das, was ich gesagt habe. Dass ich darüber nachdenken muss und Ihnen anschließend meine Entscheidung mitteilen werde.“ Peet sprach ausgesprochen ruhig. „Falls Sie der Besatzung der Promet II beitreten, werden Sie schnell feststellen, dass wir hier nicht um den heißen Brei herumreden. Hier an Bord gibt es keine Spielchen.“
Aber Jörn war noch nicht fertig mit Ramón. „Ihnen ist hoffentlich bewusst, was Captain Worner bei einer solch unverschämten Bemerkung mit Ihnen gemacht hätte?“
„Natürlich“, sagte Ramón Mara und sein Grinsen blitzte wieder auf. „Aber ich habe vom Ruf des berühmten Peet Orell gehört und musste mir selbst ein Bild machen.“
Jörn war verblüfft. „Das ist ein riskantes Spielchen, das Sie hier betreiben, guter Mann.“
„Habe ich bestanden?“, fragte Peet Orell amüsiert.
„Ich muss darüber nachdenken“, sagte Ramón. „Anschließend werde Ihnen meine Entscheidung mitteilen. Darf ich mich zurückziehen?“
Orell nickte und sah dem Halbindianer nach, bis er den Raum verlassen hatte.
„Ganz schön frech“, kommentierte Jörn.
„Hast du den Eindruck, dass unser Freund etwas vor uns verbirgt?“, fragte Peet.
Jörn zuckte mit den Schultern. „Auf jeden Fall das Geheimnis, wie man als Kettenraucher so weiße Zähne haben kann.“
*
Zwei Männer saßen sich in dem Büro gegenüber. Jeder von ihnen mit einem Kristallglas voll Whiskey in der Hand. Der Besitzer des Büros, ein athletischer Hüne mit kurzem Haar, hob sein Glas und brachte einen Toast aus. „Auf Friedel“, sagte Theodor Crook, der Werkschutzleiter der HTO.