Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 33: Der falsche Orff - Andreas Zwengel - E-Book

Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 33: Der falsche Orff E-Book

Andreas Zwengel

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Beschreibung

Was haben die Zeren des Orff zu verbergen? Mar Toger und Mo Humas, zwei hochrangige Angestellte im Palast des Orff, werden von den Wächtern der Regierung gejagt. In ihrer Begleitung ist ein Mann, der dem Allmächtigen Gebieter zum Verwechseln ähnelt.Auf dem Planeten Osch kämpft die Mannschaft der Promet II um das Leben von zwei Abtrünnigen, die auf eine entlegene Leitstelle verbannt wurden. Gefahr droht auch von drei Tonnenraumern mit tödlichen Vollstrecker-Robotern an Bord.

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Andreas ZwengelDER FALSCHE ORFF

In dieser Reihe bisher erschienen

5001 Christian Montillon Aufbruch

5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse

5003 Vanessa Busse Dunkle Energie

5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts

5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne

5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner

5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind

5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt

5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer

5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko

5011 Ben B. Black Zegastos Kinder

5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen

5013 Achim Mehnert Böser Zwilling

5014 Achim Mehnert Sternentod

5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet

5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!

5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv

5018 H. W. Stein Der Tod und das Leben

5019 Achim Mehnert Die Delegation

5020 Achim Mehnert Das Attentat

5021 Achim Mehnert Flucht aus der Terrorstadt

5022 Achim Mehnert Die Tragödie von Gij

5023 Gerd Lange Das fremde Ich

5024 Andreas Zwengel Geheimwaffe Psychomat

5025 Andreas Zwengel Im Bann der roten Sonne

5026 Andreas Zwengel Das Schiff der S-herer

5027 Gerd Lange Das Eindenker-Tribunal

5028 Andreas Zwengel Der Bote des Todes

5029 Gerd Lange & Andreas Zwengel Alarm im Solsystem

5030 Andreas Zwengel Negor in Not

5031 Andreas Zwengel Im Reich des Orff

5032 Andreas Zwengel Orffs Sonnenreigen

5033 Andreas Zwengel Der falsche Orff

5034 Andreas Zwengel Entscheidung auf Baranad

Andreas Zwengel

Der falsche Orff

RAUMSCHIFF PROMETBand 33

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannExposé: Gerd LangeTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-593-7Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Befehl 52. Wus 04591. 6 der Zeren des Palastes von ­Baranad

An alle Wächter von Baranad

Der Mar Toger, Oberster Siegler des Orff, Kennziffer 04304 515, wird vermisst.

Zuletzt soll er sich in Begleitung einer Bediensteten befunden haben, mit der Weisung des Hohen Zer Yuy, sich nicht außerhalb des Palastbereichs zu begeben. Da er mit einer wichtigen Aufgabe betraut ist und sich sein Aufenthaltsort nicht lokalisieren lässt, müssen die Zeren des Palastes von Baranad von der schlimmen Befürchtung ausgehen, dass dem Mar etwas zugestoßen ist.

Mit großer Besorgnis wendet sich der Hohe Zer Yuy heute an alle Wächter mit dem Befehl, nach dem Mar Ausschau zu halten und über das Palastrufsystem unter der Zugangskodierung Wus 04591 unverzüglich mit Angabe der persönlichen Kennziffer Meldung zu geben, wenn der Mar Toger gesichtet wird oder anderweitige Hinweise über seinen Verbleib während der letzten 25 Sila gegeben werden können.

Sofern der Mar Toger persönlich angetroffen wird, sind er und alle begleitenden Personen zur Sicherheit sofort zu betäuben und ohne Rücksicht auf Kastenzugehörigkeit sofort den Zeren des Palastes zuzuführen.

Alle Wächter, die keine Angaben zum Verbleib des Mar Toger machen können, sind verpflichtet, wegen der möglichen Gefahr für Leib und Leben des Mar innerhalb der nächsten 15 Sila mit ihrer persönlichen Kennziffer ihren momentanen Standort sowie eine Negativauskunft unter Zugangskodierung Wus 04592 abzugeben. Dies dient dazu, den lückenlosen Verbleib des Mar innerhalb der letzten 25 Sila dokumentieren zu können.

Der Auffindung des Mar Toger dienende Hinweise oder die direkte Überführung des Mar in die Obhut der Zeren des Palastes werden nach Beurteilung der Werthaltigkeit und vorbehaltlich der Zustimmung des Hohen Zer Yuy mit einer Aufwertung des persönlichen Dreiers des Meldenden um mindestens 20 bis höchstens 150 Werteinheiten belohnt.

Dieser Befehl ist unverzüglich von allen Wächtern des Palastes von Baranad umzusetzen.

Möge der Mar Toger durch die Meldungen der Wächter bei bester Gesundheit aufgefunden werden.

Die Zeren des Palastes von Baranad, 

gesiegelt am 35. 12. Junkti

Kapitel 1

Baranad-Stadt, Palast des Allmächtigen Gebieters Orff, 35. 12. Junkti

Der Mar Toger und Mo Humas saßen immer noch zusammen mit dem Orff auf der Bank im Garten seines privaten Wohntraktes und blickten vollkommen erstaunt zum Himmel. Keiner von ihnen hatte mit diesem ­desaströsen Ablauf des Sonnenreigens gerechnet. Vor allem der Mar war fassungslos. Er hatte bereits vier Reigen in seinem Leben gesehen und der letzte von ihnen war schon nicht besonders beeindruckend gewesen. Gesteuert hatte ihn der Auslöser Renc Kun, der glücklicherweise nicht Togers Wahl für dieses Amt gewesen war. Ein anderer Mar hatte Kun wegen seiner Verfehlungen nach Osch verbannt. Vielleicht wäre das schon ein Hinweis darauf gewesen, diesen verantwortungsvollen Posten nicht unbedingt nur mit Straftätern zu besetzten. Es musste doch ein paar Idealisten und glühende Orff-Anhänger geben, die mit Freude und Todesverachtung die Leitstelle Tro übernehmen wollten. Allerdings sollte sich Toger momentan weniger Gedanken um die vorherigen Sonnenreigen machen, denn er trug die Mitverantwortung für diesen hier.

Inzwischen fand er sogar Katastrophe eine viel zu milde Bezeichnung dafür. Der Sonnenreigen war viel zu früh gestartet und lange vor der vollen Blüte zerfallen. Allem Anschein nach war das Ereignis nicht nur optisch eine Enttäuschung, sondern es war offenbar auch noch total zerstörerisch. Er konnte nur vermuten, was sich gerade im Tro-System abspielte. Trotzdem musste er etwas sagen. Schließlich saß er neben dem Orff, dem allmächtigen Gebieter, der dieses Ereignis angeordnet hatte und zu dessen Ehren es veranstaltet wurde. Toger konnte nicht einfach nur stumm herumsitzen, als habe er nichts damit zu tun. Gerade erst hatte er im Saal des Obersten Zer miterleben müssen, wie der Orff den aktuellen Auslöser, Togers Auslöser, zusammengebrüllt hatte, damit dieser Sonnenreigen ein Erfolg wurde. Und nun diese Schande. Der Mar wagte nicht einmal, seinen Kopf in Richtung des Orff zu wenden.

Während seine Gedanken noch rasten und er überlegte, was er nun tun sollte, änderte sich die Anzeige auf dem großen Visoren-Bildschirm über dem Palast. Anstelle der kläglichen Reste des gescheiterten Ereignisses, wurden nach kurzer Pause Bilder eines früheren Sonnenreigens gezeigt. Mar Toger erkannte sofort, dass es sich um die Aufzeichnung des vorletzten Sonnenreigens handelte, und er war sicher nicht der einzige, dem das auffiel. Aber immerhin gab es nun eine Übertragung des angekündigten Schauspiels als Machtspektakel des Orff. Der Ersatz wurde von den Zeren nicht kommentiert, sie versuchten wohl tatsächlich, damit beim Publikum durchzukommen.

Toger linste vorsichtig zum Orff neben sich und erwartete Gebrüll. Nach diesem Debakel musste der Allmächtige Gebieter sicher seine sanfte Art schnell wieder ablegen und zu alter Form zurückkehren.

„Es tut mir leid, Allmächtiger Gebieter“, stammelte Toger. „Ich bin absolut entsetzt über dieses Debakel. Es gibt keine ausreichenden Worte der Entschuldigung für mein Versagen und ich unterwerfe mich völlig Eurer Gnade.“

Als keine Antwort erfolgte, wagte es der Mar, den Orff direkt anzusehen. Der Allmächtige Gebieter schien keineswegs erzürnt, wegen des misslungenen Sonnen­reigens. Mit einem Ausdruck von Freude auf dem Gesicht betrachtete er die Aufzeichnung des früheren Sonnen­reigens auf dem Visoren-Bildschirm.

Irritiert fuhr Toger fort: „Ich bitte auch um Vergebung und Gnade für den neuen Auslöser Nare Dugas und seine Frau. Sie sind neu auf diesem Posten und verfügten nicht über die notwendige Erfahrung. Und wenn ich das bemerken darf, ich wurde auch etwas von der Aufgabe überrumpelt, diesen Posten so schnell besetzen zu müssen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, einen geeigneten Kandidaten zu …“ Der Orff unterbrach ihn, indem er eine Hand leicht anhob. Toger schwieg sofort.

Der Allmächtige Gebieter reagierte völlig gelassen und lächelte den Mar sogar an. „Ich darf dich beglückwünschen, Mar Toger. Es war ein mutiger Schritt, diesen Auslöser auszuwählen.“

Toger klappte die Kinnlade herunter. Es war ein guter Moment, um einfach mal zu schweigen und sich an der Tatsache zu erfreuen, dass er offenbar davongekommen war. Doch er war so überrascht von der Reaktion des Orff, dass er einfach weiterredete. „Ich verstehe nicht, warum weder der Hohe Zer noch die anderen Zeren dieses Debakel vorhergesehen haben. Wir hätten noch rechtzeitig eingreifen können, um euch diese Blamage zu ersparen, Allmächtiger Gebieter.“

Der Orff seufzte traurig. „Die Zeren sind Lügner. Sie haben schon seit langer Zeit ihre Fähigkeit der Prognose von zukünftigen Wahrheiten eingebüßt.“

Toger erschrak bis ins Mark. In aller Öffentlichkeit die Macht der Zeren anzuzweifeln war ein unglaublicher Frevel, der mit dem sofortigen Tod bestraft wurde. Er blickte sich nach allen Seiten um, ob jemand die Worte gehört hatte. Selbst die Tatsache, dass der Orff persönlich sie ausgesprochen hatte, konnte den Mar nicht beruhigen.

Das Bild auf dem großen Visoren-Bildschirm änderte sich und riesengroß erschien am Himmel über Baranad City das Gesicht des Orff.

Mit steinerner Miene und gewohnt herrischem Ton begann er zu sprechen: „Bürger meines Reiches. Freuen wir uns über den gelungenen Ablauf des Sonnenreigens, den ich als Zeichen meiner Dankbarkeit habe erscheinen lassen. Zum Wohle aller Bewohner des Reiches. Dank meiner weitreichenden Fürsorge für alle Völker meines Reiches gibt es keine Konflikte und Kriege mehr. Alle leben vereint in Wohlstand und Frieden, denn erst unter meiner Herrschaft ist unser Planetenverbund zur ewigen Blüte aufgestiegen. Aber auch das Wohlergehen so vieler anderer Völker liegt mir am Herzen, die bisher noch nicht ihren Weg in unser Reich gefunden haben und noch nicht alle seine Vorzüge genießen können. Wir blicken in eine strahlende Zukunft. Aber es gibt dort draußen auch eine Menge Völker, die uns feindlich gesonnen sind. Die Zwietracht säen wollen, indem sie Lügen verbreiten. Sie sind neidisch auf unseren Erfolg und wollen ihn uns wegnehmen. Sie wollen nicht daran teilhaben an unserer großen Vision und wollen kein Teil des Reiches werden. Nein, sie wollen alles für sich, ohne sich dafür anzustrengen. Sie sind Diebe und Mörder. Deshalb müssen wir auch in Zukunft wachsam sein, wenn uns Fremde besuchen. Ihr habt sicher von den Leuten in dem Tropfen­schiff gehört. Das sind Verbrecher der schlimmsten Sorte und nur die Vorhut. Jederzeit können andere an ihrer Stelle erscheinen. Sie machen unhaltbare ­Versprechungen, mit denen sie vielleicht die Schwächsten unter uns verführen können, eine Dummheit zu begehen. Deshalb müssen wir wachsam sein und es auch bleiben, um allen Bedrohungen von außen zu trotzen. Hört nicht auf solche Verlockungen und meldet jedes Fehlverhalten, nur so bleiben wir stark genug.“

Der Mar Toger verfolgte staunend die Ansprache. Er verstand nun gar nichts mehr. Wie konnte der Orff dort angeblich direkt zu seinen Untertanen reden? Warum gab man nicht zu, dass es eine Aufzeichnung war? Nur darum konnte es sich handeln, schließlich saß der Orff die ganze Zeit neben ihm. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass die Haarfarbe nicht stimmte. Der Orff hatte braune Haare, die hatte er auch zuletzt noch bei dem Gespräch mit dem Auslöser auf Osch gehabt. Aber dieser Mann hier hatte graues Haar. Er wirkte nicht älter, nur die Haarfarbe unterschied sich. Wurde er für seine Ansprachen ans Volk geschminkt?

Mo Humas bemerkte den prüfenden Blick des Mar und wandte sich dann an den Orff. „Der Mar Toger ist sehr verwirrt wegen der jüngsten Ereignisse. Ich könnte mir vorstellen, dass er tausend Fragen hat. Darf ich ihn einweihen?“

Der Orff nickte. „Nur zu.“

Bevor Mo ein weiteres Wort sagen konnte, wurde es laut im Gebäude. Der Lärm drang sogar bis zu ihnen in den Garten. Alle drei standen von der Bank auf. Der Orff lief in den Wohnbereich um nachzusehen, während auf dem Visor sein Abbild immer noch weitersprach. Mo folgte dem Allmächtigen Gebieter.

Zurück blieb der Mar Toger, der nicht so recht wusste, was er nun tun sollte. Doch da es keinen anderen Weg aus dem Garten gab als durch das Gebäude, schloss er sich ihnen an. Der Orff marschierte durch den kargen Flur und legte ein ordentliches Tempo vor. Von hinten war nicht zu erkennen, ob er wegen des Lärms empört war oder nur neugierig den Geräuschen folgte. Mo Humas hatte ihn inzwischen eingeholt und wollte ihn gerade am Arm festhalten, als sie weiteren Lärm hörten und ihn dieses Mal als Explosion identifizierten. Im Inneren des Palastes wurden Türen aufgesprengt, jemand drang mit Gewalt in den Privatbereich des Orff ein.

Am Durchgang zu den Räumlichkeiten blieben Mo und der Orff stehen, sodass Toger sie einholen konnte. „Was geschieht hier?“, fragte er außer Atem.

Mo stieß einen Laut aus, dass er schweigen solle. Also schob er sich an ihr vorbei neben den Orff, um in den Raum zu sehen, den er vorhin durchquert hatte. Er erstarrte beim Anblick von mehreren Eindringlingen, die sich im Raum verteilten und direkt auf sie zu kamen.

„Ist denn niemand zum Schutz des Orff hier?“, flüsterte Toger aufgeregt.

„Das da sind die Wächter des Orff“, antwortete Mo hinter ihm.

„Sie suchen uns, um uns vor einer drohenden Gefahr zu beschützen“, sagte Toger mit unsicherer Stimme.

„Begreifst du es nicht? Sie sind die drohende Gefahr“, sagte Mo Humas. „Wir müssen weg!“

Mehrere Wächter kamen in ihre Richtung und hatten die Waffen im Anschlag. Eine Flucht in den Garten war aussichtslos, da es von dort kein Entkommen gab, es sei denn man konnte fliegen oder besaß ein sehr, sehr langes Seil, um sich am Palast herunterzulassen. Instinktiv hob Toger die Hände, um zu zeigen, dass er für niemanden eine Gefahr darstellte. Er hoffte natürlich, dass die Wächter stehenblieben, sobald sie den Orff erkannten, der neben ihm stand. Dann wird aber eine gewaltige Entschuldigung fällig, weil sie uns so einen gehörigen Schreck eingejagt haben, dachte der Mar.

Der Orff tat überhaupt nichts, er stand nur da und blickte den Wächtern entgegen. Er brauchte auch nichts zu tun, er war schließlich der Orff. Mar Toger kam sich plötzlich lächerlich vor, weil er die Hände erhoben hatte. Er ließ sie sinken. In diesem Moment schossen die Wächter auf den Orff, der auf der Stelle zusammenbrach.

Sie haben auf den Allmächtigen Gebieter geschossen!, durchfuhr es Toger.

Er drehte sich zu Mo um, doch der Gang zum Garten hinter ihm war leer. Wie konnte sie so schnell bis zum Ausgang gelangt sein? Sie hatte doch gerade noch mit ihm gesprochen.

Er streckte den Wächtern seine Hände entgegen, doch die schossen ohne zu zögern. Betäubt von den Lähmstrahlen sank der Mar Toger zu Boden.

Kapitel 2

An Bord der Promet II, 04.12.2092

Die Besatzung der Promet verarbeitete immer noch die Nachwirkungen ihres letzten Gefechts. So ungewohnt ein Kampfeinsatz für die Mannschaft auch war, so hervorragend hatten sie sich doch gegen fast zwei Dutzend Vollstrecker-Roboter geschlagen. Allerdings hatten sie auch einen hohen Preis dafür gezahlt. Es gab mehrere Verletzte unter ihnen. Die meisten waren mit leichten Blessuren davongekommen und bei einigen war auch nur der Stolz verletzt worden, aber im Fall von Lorn Jaci erwies sich der Streifschuss am Oberarm als deutlich schlimmere Verletzung als zunächst angenommen.

Doc Ridgers setzte sofort eine Notoperation an und kümmerte sich zusammen mit einem OP-Roboter und dem Ersthelfer Peer Haglund als Assistenten um Lorns Arm, um diesen vor einer Amputation zu retten. Zu den Komplikationen war es gekommen, weil sich Teile des Raumanzuges tief in der Wunde mit Muskeln, Gewebe und Knochen verbunden hatten und nur schwer voneinander zu trennen waren.

Die übrigen Verletzten geduldeten sich auf der Krankenstation und ließen sich von anderen Besatzungsmitgliedern versorgen. Niemand wollte während der Operation stören, denn es hatte sich bereits an Bord herumgesprochen, wie schlimm es um Lorn stand. Der moranische Pilot war innerhalb der Promet-Besatzung sehr beliebt und alle wünschten ihm nur das Beste.

Der Doc hatte die Wunde freigelegt und machte sich daran, alle Fremdkörper zu entfernen, um sich ­anschließend um die entstandenen Schäden zu kümmern. OP-Roboter versorgten die winzigen Verletzungen. Doc Ridgers hätte sie kaum selbst beheben können. Haglund beobachtete unterdessen auf einem Bildschirm die Fortschritte im Inneren von Lorns Arm.

„Sein gesamter Körper hat durch den Treffer einen Schock erlitten“, sagte der Doc angespannt und leitete eine zerstörte Blutbahn um.

„Ein Wunder, das wir nicht noch mehr Schwerverletzte haben“, erwiderte sein Assistent.

„Ja, wir sind wirklich mit einem blauen Auge davongekommen, aber bei Fällen wie diesem sieht man wieder einmal, wie selbst anfangs leichte Verletzungen zu einem Problem werden können. In früheren Zeiten wurde ein Großteil der Opfer von Schusswunden von einer nachfolgenden Infektion dahingerafft.“

„Zumindest diesen Punkt haben wir im Griff“, sagte Haglund.

„Das wird aber leider Lorn auch nicht trösten, wenn im Anschluss sein Arm nicht mehr völlig funktionstüchtig ist. Der Mann ist Pilot und will es auch bleiben.“

Der Energiestrahl hatte Muskeln, Sehnen und Blutgefäße zerstört und verschmort. Der Doc musste ganze Bereiche im Inneren des Armes rekonstruieren. Es reichte nicht, die Wunden zu säubern und zu nähen. Nach einem Energiestrahltreffer gab keine Adern mehr, die man noch flicken konnte, damit sie wieder Blut transportierten. Die Operation konnte zwei Stunden dauern und auch nach der Operation war Lorn noch nicht außer Lebensgefahr. Die Maschinen stabilisierten seine Lebensfunktionen, aber es konnte immer zu unvorhergesehenen Komplikationen kommen. Deshalb beschlossen der Doc und sein Assistent relativ schnell, Lorn Jaci im Anschluss an die Operation in ein künstliches Koma zu versetzen.

Kapitel 3

Die Promet II befand sich inzwischen wieder im Orbit um den Planeten Osch und hatte sich durch den Kombi-Schutzschirm getarnt. Sie wollten sichergehen, dass keine Verstärkung eintraf, um die Vollstrecker zu unterstützen und die Leitstelle zu schützen.

Peet Orell stand im ständigen Kontakt mit Professor Bruno Zettmyr im Astro-Lab, der sie über die Entwicklung des Sonnenreigens auf dem Laufenden hielt.

„Das Parakon befindet sich aufgrund der Implosionen an den vier Projektionspunkten des Sonnenreigens noch immer in Aufruhr“, berichtete Zettmyr gerade.

„Geht davon eine Bedrohung für uns aus?“, wollte Peet wissen.

„Momentan beruhigen sich die Werte langsam. Wenn es so weitergeht, könnte die Stabilität im Parakon bald wieder erreicht sein, aber wir müssen es weiter beobachten.“

„Wie lange könnte das dauern?“

Der Professor hielt kurz Rücksprache mit Szer Ekka und Vian Thoo. „Wir schätzen übereinstimmend, dass es in etwa zwei Stunden soweit ist.“

„Gut, Professor, halten Sie mich weiterhin auf dem Laufenden“, sagte Peet, unterbrach die Verbindung zum Astro-Lab und verband sich mit Pino Tak im Triebwerksraum.

„Wie sieht es bei dir aus, Pino?“

„Nichts Neues, ich rate weiterhin von Transitionen ab“, antwortete der Triebwerksexperte. Die Borul-Triebwerke für den Sprung in den Hyperraum waren durch die Nähe zu der starken Parakon-Energie immer noch nicht einsatzfähig. Deswegen hatten sie zuletzt nur die DeGorm-Antriebe genutzt. Allerdings war inzwischen durch den Beschuss des letzten Vollstreckers eines der DeGorm-Triebwerke funktionsuntüchtig, was die Promet II noch weiter einschränkte.

„Wie läuft die Reparatur?“

„Immer noch schleppend“, gab Pino zu. „Ich finde ständig weitere Schäden. Winzig klein, aber störend.“

„Wie sieht es mit dem Zeitplan für die Reparatur aus?“, erkundigte sich Peet.

„Deinem phantastischen oder meinem realistischen Zeitplan?“

„Sowohl als auch.“

„Ich tue, was möglich ist, aber ich kann dir noch keinen genauen Zeitpunkt nennen. Immer wenn ich glaube, einen Überblick über die Schäden zu haben, zeigt mir das Diagnoseprogramm ein paar neue defekte Stellen. Es ist so viel einfacher, etwas zu zerstören, als etwas aufzubauen. Im nächsten Leben suche ich mir einen Job in der Abrissbranche.“

„Ich muss dir nicht sagen, wie dringend wir einen vollständig funktionierenden Antrieb brauchen?“

Pino Tak seufzte. „Nein, musst du nicht.“