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Bei einem Zwischenstopp im All gerät die Promet II in den Einfluss einer sterbenden Riesensonne. Doch diese Unnova namens Nov-33 ist kein lohnendes Forschungsobjekt, sie entpuppt sich für Peet Orells Mannschaft als totbringende Katastrophe. Unterdessen befindet sich die Diaz kurz vor der Ankunft auf dem Planeten Okan, als die Besatzung ein unbekanntes Objekt auf Kollisionskurs entdeckt. Tim Axelrod, Vivien Raid und ein Außenteam fliegen mit einem Beiboot dem Gebilde entgegen und entdecken das Relikt einer unbekannten Macht.
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Seitenzahl: 152
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Andreas ZwengelMYSTERIÖSE VERGANGENHEITEN
In dieser Reihe bisher erschienen
5001 Christian Montillon Aufbruch
5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse
5003 Vanessa Busse Dunkle Energie
5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts
5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne
5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner
5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind
5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt
5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer
5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko
5011 Ben B. Black Zegastos Kinder
5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen
5013 Achim Mehnert Böser Zwilling
5014 Achim Mehnert Sternentod
5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet
5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!
5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv
5018 H. W. Stein Der Tod und das Leben
5019 Achim Mehnert Die Delegation
5020 Achim Mehnert Das Attentat
5021 Achim Mehnert Flucht aus der Terrorstadt
5022 Achim Mehnert Die Tragödie von Gij
5023 Gerd Lange Das fremde Ich
5024 Andreas Zwengel Geheimwaffe Psychomat
5025 Andreas Zwengel Im Bann der roten Sonne
5026 Andreas Zwengel Das Schiff der S-herer
5027 Gerd Lange Das Eindenker-Tribunal
5028 Andreas Zwengel Der Bote des Todes
5029 Gerd Lange & Andreas Zwengel Alarm im Solsystem
5030 Andreas Zwengel Negor in Not
5031 Andreas Zwengel Im Reich des Orff
5032 Andreas Zwengel Orffs Sonnenreigen
5033 Andreas Zwengel Der falsche Orff
5034 Andreas Zwengel Entscheidung auf Baranad
5035 Gerd Lange Im Licht der drei Monde
5036 Andreas Zwengel Planet der Bestien
5037 Andreas Zwengel Mysteriöse Vergangenheiten
5038 Andreas Zwengel Wächter des Schwarzen Imperiums
Andreas Zwengel
Mysteriöse Vergangenheiten
RAUMSCHIFF PROMETBand 37
Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannExposé: Gerd LangeTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-597-5Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!
Es war der vorletzte Tag vor ihrer Landung auf Okan, auf der Diaz plante man heute zwei Transitionen durchzuführen, mit denen sie 856 Lichtjahre zurücklegen wollten. Clark Colnar hatte in seiner Unterkunft bereits fünf Becher bereitgestellt, denn es war inzwischen zu einem Ritual vor jeder Transition geworden, sich zusammen mit einigen ausgewählten Besatzungsmitgliedern und Passagieren auf den Sprung vorzubereiten. In der Fachliteratur wurden Meditations- und Entspannungstechniken empfohlen, mit denen sich die Nebenwirkungen einer Reise durch das Parakon mildern ließen, doch Colnar und seine Gefährten hatten eine ganz eigene Methode entdeckt.
Es klopfte an der Tür, Ewald Ponder trat ein. Der große Kanadier mit der Halbglatze sah Colnar fragend an. „Ist er schon da?“
Der Triebwerks-Chefingenieur der Cailida Diaz schüttelte den Kopf. Enttäuscht schloss Ponder die Tür hinter sich und trat an den Tisch. Sofort klopfte es erneut.
Vivien Raid und Tim Axelrod trafen zusammen ein. Überhaupt sah man die beiden Gäste von der Promet II nur selten getrennt an Bord.
„Ist er schon da?“, fragte Tim und sah sich suchend um. Bei der Größe der Kabine genügte ein einziger Blick, um festzustellen, wer sich darin befand.
„Er kommt sicher gleich“, beruhigte Colnar seine Gäste.
„Hoffentlich ist ihm die Medizin nicht ausgegangen“, sagte Tim.
„Das wäre in der Tat bedauerlich“, stimmte ihm Vivien zu. „Glücklicherweise sind wir ja bald an unserem Ziel angekommen.“
„Ich weiß gar nicht, wie ich in Zukunft Transitionen überstehen soll“, murmelte Colnar.
„Es gibt einen wunderbaren Trunk aus Feigentee, der ...“, begann Vivien.
„Nein, danke“, unterbrach Clark Colnar. „Ich denke, ich habe meine Medizin gefunden.“
Als es erneut an der Kabinentür klopfte, drehten sich alle Köpfe in die Richtung. Die Tür ging auf, und Dr. Bonelli trat ein.
Der Bordarzt blickte in die erwartungsvollen Gesichter und sah beunruhigt, wie sich alle brav hinter ihren jeweiligen Bechern aufgestellt hatten. Er legte seine Hand auf eine pausbäckige Wange. „Du meine Güte, was habe ich nur angerichtet.“
Ponder lachte. „Es ist doch nur ein liebgewonnenes Ritual. Immerhin bekommt jeder lediglich eine eher homöopathische Dosis.“
Der Arzt stellte seine Tasche auf den Tisch und nahm die allseits bekannte Flasche heraus. Er schien über einen unendlichen Vorrat seines Zaubertranks gegen Transitionsbeschwerden zu verfügen, bei dem es sich um nichts anderes als einen Südtiroler Obstbrand handelte.
„Darüber wollte ich noch mal mit dem Doc reden“, meldete sich Colnar zu Wort. „Ich habe das Gefühl, dass eine gewisse Immunisierung bei mir eingetreten ist. Es wäre wohl besser, wenn wir die Dosis der Medizin erhöhen.“
„Keine Chance“, sagte Dr. Bonelli, während er die Flasche aufschraubte und einschenkte. „Meine Vorräte nähern sich früher als erwartet dem Ende.“
„Aber Herr Doktor, ich bekomme da immer so ein Ziehen im Rücken ...“
Dr. Bonelli bedachte Colnars Leidensmiene mit einem verständnisvollen Blick. „Da sollte man wirklich kein Risiko eingehen.“
Der Astrophysiker nickte heftig und alle anderen grinsten wegen des Laienschauspiels.
„Deshalb schlage ich vor, dass wir uns nach der Transition auf der Medo-Station treffen. Dort werde ich einen Komplettcheck vornehmen. Man weiß nie, wo solche Beschwerden herrühren. Wie lange liegt beispielsweise deine letzte Prostatauntersuchung zurück?“
„Andererseits sollte man es mit der Medizin auch nicht übertreiben“, ruderte Colnar eilig zurück. „Immerhin enthält dieser Trank ja wohl etwas Alkohol, damit ist nicht zu spaßen. Ich werde zusätzlich Gymnastik machen, das wird meine Rückenbeschwerden lindern.“
„Das ist immer ein guter Vorsatz“, bestätigte Dr. Bonelli und ergriff seinen Becher.
In diesem Augenblick schrillte über Bordcom der Annäherungsalarm. Alle Anwesenden zuckten zusammen, denn ihre zehntägige Reise nach Okan war bisher ruhig verlaufen.
Dr. Bonelli seufzte. „Scheint so, als müssten wir unsere Vorsorgeschluckimpfung verschieben.“
Doch bevor der Arzt die Becher wieder einsammeln konnte, griffen alle zu.
„Sicher ist sicher“, sagte Colnar. Der Astrophysiker ließ den Becher in seinem dichten, schwarzen Bart verschwinden, auch alle anderen stürzten den Obstbrand hinunter.
Die Stimme des 2. Kommandanten Duke B. Stafford ertönte über Bordcom: „Besatzungsmitglieder Colnar, Raid, Axelrod und Randall bitte sofort zum Beiboothangar!“
Eilig verließen alle Colnars Kabine und machten sich auf den Weg. Ponder und Dr. Bonelli bogen zu ihren Stationen ab, während die drei anderen zum Hangar im Bug des Raumers eilten. Er hatte die Form eines Zylinders, der drei gleich große Kammern besaß. Seine ungewöhnlichen Ausmaße erklärten sich dadurch, dass jedes eingeflogene Beiboot mitsamt der Kammer sofort wieder um 180° gedreht werden konnte, um erneut startklar zu sein.
Am Eingang trafen sie auf den Funker Nathaniel Randall. Gemeinsam betraten sie den Beiboothangar, wo Duke B. Stafford sie bereits erwartete. Er stand vor der T-1, neben ihm eine überdurchschnittlich große Frau.
Der 2. Kommandant der Diaz nickte ihnen zu. „Ich darf euch Liza Zorić vorstellen, sie gehört zu den Expeditionsteilnehmern, die für Erkundungsflüge auf Okan vorgesehen sind. Sie wird euch begleiten.“
Colnar schenkte Liza ein Lächeln und wandte sich an seinen Vorgesetzten. „Begleiten, wohin?“
„Wie ihr gehört habt, gab es einen Annäherungsalarm. Wir haben ein Objekt ausgemacht, das sich mit etwa hundert Metern pro Sekunde auf die Diaz zubewegt.“
„Das ist nicht besonders schnell“, bemerkte Tim Axelrod.
„Richtig. Da wir selbst mit wesentlich höherer Geschwindigkeit fliegen, besteht die Gefahr einer Kollision, das fremde Objekt ist fast doppelt so groß wie die Diaz.“
„Also schickst du uns diesem Objekt entgegen, damit wir herausbekommen, ob es zu einer Bedrohung werden kann“, fasste Colnar zusammen.
„Ganz genau. Wir werden unsere Geschwindigkeit inzwischen drosseln. Vielleicht handelt es sich nur um einen Asteroiden, aber wir wollen auf Nummer Sicher gehen. Die Koordinaten sind bereits übermittelt, ich wünsche euch viel Erfolg.“
Liza Zorić stieg als erste in die T-1 und nahm ganz selbstverständlich auf dem Pilotensitz Platz. Kaum saßen alle, lenkte sie das Beiboot aus der Kaverne durch die in Windrosen-Aufteilung angelegte Schleuse hinaus. Draußen im All nahm sie sofort Kurs auf die angegebenen Koordinaten.
Randall schaltete die Verbindung zu Stafford auf Bordcom, damit er ihnen weiterhin einen Lagebericht geben konnte.
„In weniger als zwei Minuten sollte das Objekt in Sicht kommen“, berichtete Liza Zorić.
„Hier spricht Roana“, mischte sich plötzlich eine weitere Stimme in den Comverkehr. Die Kommandantin der Diaz sprach direkt aus der Zentrale zu ihnen. „Es gibt eine neue Entwicklung. Das Objekt befindet sich eindeutig auf Kollisionskurs. Ich habe deshalb ein Ausweichmanöver angeordnet, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Leider hat sich herausgestellt, dass das Objekt seinen Kurs dem unsrigen angeglichen hat.“
„Es will einen Zusammenstoß?“, fragten Stafford im Beiboothangar und Colnar in der T-1 zeitgleich.
„Sieht ganz so aus“, bestätigte Kommandantin Murrough. „Wir haben das Manöver gerade noch einmal wiederholt und sind auf den ursprünglichen Kurs zurückgekehrt. Das Objekt ist uns erneut gefolgt und bleibt auf Crashkurs.“
„Das klingt nach einem Angriff“, sagte Colnar.
„Vorsichtshalber haben wir unseren Flug unterbrochen, um den Zeitpunkt der Kollision hinauszuzögern“, berichtete Roana Murrough. „Ihr fliegt das fremde Objekt an und untersucht es, damit wir wissen, mit was wir es zu tun haben. Und bei der Gelegenheit findet ihr auch gleich heraus, wie es gestoppt werden kann.“
Clark Colnar schnaubte. „Es gibt keine zu großen Aufgaben, es gibt nur Herausforderungen, habe ich recht?“
„Stimmt“, bestätigte Duke B. Stafford. „Und man wächst an ihnen. Viel Glück!“
„Noch dreißig Sekunden bis Sichtkontakt“, meldete Liza und setzte spöttisch hinzu: „Seid ihr auch so gespannt wie ich?“
Vor ihnen zeichneten sich Umrisse in der Dunkelheit ab, die die Sterne im Hintergrund verdeckten. Es handelte sich tatsächlich um einen gewaltigen Brocken, der beinahe gemächlich durchs All reiste.
„Also, ein Asteroid ist das nicht“, stellte Liza fest.
Als die T-1 sich dem Objekt näherte, wurde allen an Bord schnell klar, dass es sich um das Bruchstück eines gewaltigen Raumschiffs handeln musste. Ausgehend von der Form stammte dieses Teil von einem kugelförmigen Schiff, das wirklich beachtliche Ausmaße besessen haben musste. Oder immer noch besaß, falls der Rest noch intakt war.
„Die Bauart ist unbekannt, wir haben nichts Vergleichbares in unseren Datenbanken“, sagte Nathaniel Randall, der eine Analyse vorgenommen hatte. Der Computer hatte das mögliche Aussehen des Schiffes anhand des Bruchstückes rekonstruiert und daraufhin nach etwas Vergleichbarem unter den gespeicherten Schiffstypen gesucht.
„Vielleicht ist das Modell noch neu und daher nicht im System“, sagte Vivien. „Gut möglich, dass es sich auf seinem Jungfernflug befand, da passieren oft die merkwürdigsten Dinge.“
Sie umkreisten den unversehrten Teil des Kugelrumpfes und entdeckten dahinter ein riesiges Areal aus größtenteils intakten Decks, auf denen man noch einzelne Räume erkennen konnte. Die Ränder des Bruchstücks waren nach außen hin stark zerfetzt, als ob das riesige Trümmerteil vom Rest des Riesenraumschiffs abgesprengt worden war.
Liza flog eine zweite Umrundung. „Hat schon jemand eine Idee, wie wir diesen Brocken von der Diaz fernhalten?“, fragte sie in die Runde. „Wir werden dieses Ding bestimmt nicht dadurch bremsen, dass wir uns dagegenstemmen.“
Colnar stellte fest, dass ihm die Pilotin langsam immer sympathischer wurde. Sie besaß so eine gradlinige Sicht auf die Dinge, die er sehr schätzte.
Die T-1 umflog das Wrackteil, und plötzlich wies Tim Axelrod auf den Bildschirm vor sich. „Da tut sich was!“
Liza verringerte die Geschwindigkeit der T-1, und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die Stelle, die Tim ihnen gezeigt hatte. An der unzerstörten Außenwandung hatte sich eine runde Ausbuchtung geöffnet.
„Zu klein für eine Schleuse“, sagte Colnar.
„Aber die geeignete Größe für ein Abwehrgeschütz“, platzte es aus Vivien heraus. Ein mannsdickes Rohr fuhr aus der Öffnung. Es besaß eine spiralige Ummantelung aus dünneren Rohren. Das Rohrende folgte der Flugbahn des Beibootes, und währenddessen begann das dünne Rohrgeflecht wabernd zu glühen.
„Wir müssen hier sofort verschwinden!“, zischte Colnar.
„Ich arbeite daran“, gab Liza nicht weniger angespannt zurück. Sie hatte bereits zwei waghalsige Kursänderungen vorgenommen, die das Geschützrohr aber augenblicklich nachvollzog.
Colnar beugte sich zu ihr herüber und betätigte die Taste für die Nottransition im selben Moment, als aus dem Rohr ein greller Lichtblitz auf die T-1zuraste.
*
Die Promet II war startklar für ihren zweiten Flug nach Aquan. Peet Orell und seine Crew brannten darauf, auf den Planeten zurückzukehren, um dort die Forschungen mit Dr. Fiona Modesta fortzuführen. Aber sie wollten natürlich auch unbedingt ihre Suche nach dem Rodon-Erz fortsetzen, von dem sie beträchtliche Mengen auf Aquan vermuteten. Die ersten Analysen waren sehr vielversprechend gewesen, doch leider hatten ein Erdbeben und ein dadurch ausgelöster Tsunami die Bohrkonstruktion zerstört und so weitere Probebohrungen verhindert.
Inzwischen hatte die Promet II eine neue Bohrausrüstung geladen, damit sie sich endlich Gewissheit verschaffen konnten. Es ging bei dem mutmaßlichen Rodon-Fund um eine unfassbare Menge Geld, und gleichzeitig war es auch ein Rennen gegen die Zeit, da die HTO ihre Besitzansprüche bei den Terra States anmelden musste. Doch dazu war eine absolut verlässliche Bestätigung des Fundes nötig, und für eine solche reichten die beiden bisherigen Bohrkernproben leider nicht aus.
Peet Orell stand auf dem Flugfeld der HTO-Werft und sah zu seinem Schiff auf. Das anmutige Gebilde mit der charakteristischen Tropfenform war für ihn schon lange zu seinem Zuhause geworden. Allein der Anblick der Promet II weckte in ihm die Abenteuerlust. Aber auch ein wenig Wehmut. So viele aufregende Erlebnisse verband er mit diesem Schiff, aber es erinnerte ihn auch daran, wie gefährlich ihre Einsätze waren. Bei diesem Flug fehlten diesmal gleich mehrere Mitglieder seiner Besatzung, und das beschäftigte ihn sehr.
Rámon Mara und Charles Gelon waren bei der Zerstörung des Bohrturms verletzt worden. Rámon konnte zwar an dieser Mission wieder teilnehmen, aber Charles musste immer noch seine gebrochenen Beine auskurieren. Bordkoch Armand Leon war dieses Mal nicht dabei, da er den Detektiv Enders Payntor in dessen Appartement in Yellowknife pflegte. Sie waren beide bei einem Terroranschlag der Organisation Terra den Terranern auf Riddle anwesend gewesen, dem Payntors zukünftige Ehefrau Nicole Sanders zum Opfer gefallen war. Es brauchte noch einige Zeit, bis der Detektiv seine körperlichen Verletzungen überwunden hatte. Ob er sich von dem Verlust seiner geliebten Nicole je wieder erholte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand sagen. Armand würde ihn jedenfalls nicht aus den Augen lassen, und er selbst hatte die seelischen Auswirkungen des Attentats ebenfalls noch nicht überwunden, wie ihm auf seinem letzten Flug klargeworden war.
Peet nickte Armand zu, der zum Start der Promet II erschienen war, und sein geschätzter Koch winkte zurück. Armand Leon war nicht der einzige, der gekommen war, um die Besatzung zu verabschieden. Auf dem Flugfeld standen auch Lorn Jaci und Mo Humas, die auf dem HTO-Gelände eine gemeinsame Wohnung bezogen hatten. Der ehemalige Leiter des Spezialistenteams und die Dorkava-Frau würden in den nächsten Wochen daran arbeiten, Mo sowohl in die terranischen Sprachgewohnheiten und Gebräuche einzuführen als auch in das Bordleben auf der Promet II. Letzteres konnte erst einmal nur theoretisch erfolgen.
Und zu guter Letzt fehlten von der Stammbesatzung noch Vivien Raid und Tim Axelrod, die momentan an die Diaz ausgeliehen waren.
Peet war erleichtert, dass sich Dave Landon und Doc Ridgers so gut von ihrer Erkrankung erholt hatten, die sie durch den Kontakt mit den seltsamen Glockenblumen auf Satex b befallen hatte. Peet war inzwischen für jedes bekannte Gesicht dankbar, das sich an Bord befand.
Zu seiner Überraschung erschienen auch Shalyn Shan und Vanessa Modesta. Sie wollten Dr. Fiona Modesta, Vanessas Mutter, verabschieden, die auch an dieser zweiten Reise nach Aquan teilnehmen würde. Die Wissenschaftlerin hatte deshalb eigens eine erweiterte Ausrüstung zur Erforschung der Algenfische und eventuell weiterer dort lebender Spezies an Bord nehmen lassen. Obwohl Dr. Modesta es kaum abwarten konnte, ihre Arbeit fortzusetzen, schien ihr der Abschied von Vanessa und Shalyn doch schwerzufallen.
Die beiden Studentinnen beabsichtigten, direkt nach dem Start der Promet zurück nach Genf zu fliegen, wo Vanessa ihr dortiges Studium an der Genfer Astro-Universität abbrechen wollte. Sie hatte auf der gemeinsamen Reise nach Aquan große Begeisterung für das Fachgebiet ihrer Mutter entwickelt und wollte deshalb ihr Studienfach wechseln. Eine überraschende Entwicklung für Mutter und Tochter.
Peet vermutete, dass Shalyn noch einen weiteren Grund für ihre Anwesenheit auf dem Flugfeld hatte. Ihm war nicht entgangen, wie sehr die junge Moranerin für Jörn Callaghan schwärmte. Sie wollte sich bestimmt auch von ihm verabschieden und hielt deshalb Ausschau nach ihm. Allerdings war ihre Art alles andere als unauffällig, denn sie schaute sich unablässig in alle Richtungen um.
Trotzdem entdeckte Peet den Gesuchten zuerst und seufzte im selben Moment bedauernd, denn sein Co-Kommandant erschien nicht allein. An seinem Arm hatte sich Skadi Nøklestad eingehakt und lachte ausgelassen, während sie gemeinsam über das Flugfeld kamen. Peet kannte die quirlige Norwegerin schon lange. Skadi hatte für die HTO als Pilotin auf der Route Mars-Terra gearbeitet, wobei Peet und Jörn sie kennengelernt hatten. Jörn und sie waren vor fünf Jahren schon einmal ein Paar gewesen, als sie sich vor Kurzem bei der Taufe der Diazwiedertrafen, hatte es erneut zwischen ihnen gefunkt. Peet mochte Skadi sehr und gönnte den beiden ihre neu aufgeflammte Liebe, aber er bedauerte es auch, zusehen zu müssen, wie Shalyn Shan alle Farbe aus dem Gesicht wich. Die junge Moranerin wäre am liebsten still und heimlich verschwunden, aber da traten die beiden bereits zu ihnen. Jörn stellte allen seine Freundin Skadi vor. Er war wieder frisch verliebt und deshalb gerade wenig sensibel für die verletzten Gefühle von Shalyn, deren Schwärmerei er nie so richtig ernstgenommen hatte. Unter normalen Umständen wäre ihm sicher nicht entgangen, wie sehr Shalyn um Fassung rang. Sie schüttelte Jörn die Hand und bedankte sich für die vielen Erfahrungen, die sie an Bord sammeln durfte.
„Jederzeit wieder“, sagte Jörn freundlich, aber seine Aufmerksamkeit galt Skadi, der er sich sofort wieder zuwandte. Ihm war tatsächlich nicht aufgefallen, wie nüchtern und kühl Shalyns Verabschiedung ausgefallen war.
Peet trat hinter Shalyn. „Du wirst uns also diesmal nicht begleiten?“
Sie erschrak nicht, wischte sich schnell durchs Gesicht und drehte sich dann mit einem scheinbar fröhlichen Lächeln zu Peet um. „Geht leider nicht, ich muss zurück an die Uni.“
„Dein Studium ist wichtig. Aber hast du denn dort Gelegenheit, um Flugstunden zu nehmen? Ich stelle es mir traumhaft vor, über den Alpen zu fliegen.“
„Ist es.“
„Gut so, ich hab mit Jörn eine Wette laufen. Es geht darum, ob wir es bei dir mit einem zukünftigen weiblichen Raumschiffkommandanten zu tun haben.“
Shalyn machte ein ernstes Gesicht. „Und wer von euch beiden wettet gegen mich?“
Peet grinste. „Keiner, wir setzen beide auf dich. Unsere Wette geht nur darum, in welchem Jahr es dir gelingt. Ich habe die ungeraden Jahre. Das hat ein Münzwurf entschieden.“
Shalyn lachte und umarmte Peet. „Danke für alles. Und pass gut auf Jörn auf.“ Sie winkte ihm im Weggehen noch einmal zu und rief dann aus einiger Entfernung: „Gewöhnt euch schon einmal an den Begriff Raumschiffkommandantin!“
Peet winkte fröhlich zurück und begann, sich von den anderen Gästen zu verabschieden.