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Peet Orell und seine Besatzung sehen auf Niklan ihrer Strafe für das unberechtigte Betreten des Verbotenen Kontinents entgegen. Die Lage erscheint aussichtslos, doch Dr. Fiona Modesta hat eine Idee.Auf Ankoria sind die sieben Ewigen erwacht. Sie finden ihren Planeten in totaler Aufruhr, was ohne ihr Eingreifen in einem Tod bringenden Konflikt von galaktischen Ausmaßen enden muss.
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Seitenzahl: 157
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Andreas ZwengelWÄCHTER DES SCHWARZEN IMPERIUMS
In dieser Reihe bisher erschienen
5001 Christian Montillon Aufbruch
5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse
5003 Vanessa Busse Dunkle Energie
5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts
5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne
5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner
5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind
5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt
5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer
5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko
5011 Ben B. Black Zegastos Kinder
5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen
5013 Achim Mehnert Böser Zwilling
5014 Achim Mehnert Sternentod
5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet
5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!
5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv
5018 H. W. Stein Der Tod und das Leben
5019 Achim Mehnert Die Delegation
5020 Achim Mehnert Das Attentat
5021 Achim Mehnert Flucht aus der Terrorstadt
5022 Achim Mehnert Die Tragödie von Gij
5023 Gerd Lange Das fremde Ich
5024 Andreas Zwengel Geheimwaffe Psychomat
5025 Andreas Zwengel Im Bann der roten Sonne
5026 Andreas Zwengel Das Schiff der S-herer
5027 Gerd Lange Das Eindenker-Tribunal
5028 Andreas Zwengel Der Bote des Todes
5029 Gerd Lange & Andreas Zwengel Alarm im Solsystem
5030 Andreas Zwengel Negor in Not
5031 Andreas Zwengel Im Reich des Orff
5032 Andreas Zwengel Orffs Sonnenreigen
5033 Andreas Zwengel Der falsche Orff
5034 Andreas Zwengel Entscheidung auf Baranad
5035 Gerd Lange Im Licht der drei Monde
5036 Andreas Zwengel Planet der Bestien
5037 Andreas Zwengel Mysteriöse Vergangenheiten
5038 Andreas Zwengel Wächter des Schwarzen Imperiums
Andreas Zwengel
Wächter des Schwarzen Imperiums
RAUMSCHIFF PROMETBand 38
Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannExposé: Gerd LangeTitelbild: Rudolf Sieber-Lonati & Manfred SchneiderLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-598-2Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!
Ankoria war ein Planet, der in längst vergangener Zeit als Irrläufer durch das Weltall reiste. Sein endlos scheinender Weg wurde von sieben jungen, eng beieinanderstehenden Sonnen beendet, die ihn zwischen sich einfingen. Seitdem war er dort fest verankert und drehte sich nur noch um seine eigene Achse.
Irgendwann begann der steinige Himmelskörper unbekannter Herkunft, sich im Schein der sieben Fixsterne zu erwärmen. Aus den chemischen Elementen, die Ankoria während seiner Reise auf der Oberfläche gesammelt hatte, bildete sich eine Atmosphäre. Schließlich entstanden Ozeane auf der zerklüfteten Oberfläche und zaghaft entwickelte sich auf den wenigen Landmassen pflanzliches Leben. Dieser Prozess dauerte mehr als eine Milliarde irdischer Jahre. Für einen kurzen Moment von wenigen zehntausend Jahren glich der Planet einem Paradies, doch dann trat Ankoria in eine neue Entwicklungsphase. Die Ozeane begannen auszutrocknen und hinterließen auf ihrem Rückzug weitverzweigte Höhlensysteme und riesige Hohlräume in dem felsigen Planetenboden. Schon bald war Ankoria nur noch ein kalter, lebensfeindlicher Felsbrocken im All.
Dann jedoch kamen aus den Tiefen des Weltraums hochtechnisierte Wesen, die die Welt für sich in Besitz nahmen. Sie gaben dem Planeten seinen Namen und machten Ankoria wegen des außergewöhnlichen Standorts zwischen den sieben Sonnen zum Zentrum ihres zukünftigen Sternenreiches. Sie errichteten eine gewaltige Stadt, bauten die Höhlen zu Werften aus und begannen, mit den reichlich vorhandenen Bodenschätzen eine neue Art von Raumschiffen zu bauen. Diese Schiffe hatten eine besonders auffällige Form, die aus drei Grundelementen bestand: Zwei Kugelkörper, verbunden mit einem rohrförmigen Mittelteil. Mit ihren Schiffen wollten die Wesen den Seitenarm dieser Galaxie bereisen, ihre neue Heimat erkunden und vorhandene Zivilisationen friedlich miteinander vereinen.
Doch es sollte anders kommen …
*
Der fast zweihundert Meter lange Spindelraumer glitt langsam durch das All. Die grazile und schnittige Form verlieh ihm eine Eleganz, die man gewöhnlich unter Frachtern vergeblich suchte, die eher funktional gebaut wurden. Während seiner Entwicklung wurde der Spindelraumer noch unter dem Namen B-Null geführt, doch als das fertige Schiff schließlich vor seinem Jungfernflug stand, entschied man sich um und taufte den Frachter zu Ehren Arn Boruls auf den Namen Moran. Und nun befand sich die Moran auf der Suche nach eben diesem Arn Borul und der übrigen Besatzung der Promet II.
„Irgendwelche Spuren entdeckt?“, fragte Captain Eric Worner, der erfahrene Kommandant der Moran.
„Nicht seit Sie das letzte Mal gefragt haben“, erwiderte sein Stellvertreter Captain James Lee Murdock und fügte in Gedanken hinzu: Also in den letzten drei Minuten.
„Halten Sie weiter die Augen auf, Captain.“ Wenn man die beiden so hörte, kam man nicht auf die Idee, dass die zwei privat befreundet waren und sich duzten. An Bord der Moran pflegte man einen militärischen geprägten Umgangston, der keine Vertraulichkeiten zuließ.
Seit zwei Tagen befand sich die Moran an der letzten bekannten Position der verschollenen Promet II und suchte vergeblich nach Spuren des Schiffes. Eigentlich sollte dieser Zwischenstopp für die Promet reine Routine sein, aber irgendwas war schief gelaufen.
Peet Orell und seine Besatzung wollten das Objekt Nov-33 untersuchen, die Überreste einer von der Erde aus nicht sichtbaren Nova. Die direkte Sicht auf dieses Objekt von Terra aus wurde durch zwei Dunkelwolken versperrt, deshalb sollte eine Untersuchung vor Ort erfolgen. So war zumindest der Plan gewesen.
Captain Worner blickte noch einmal durch die transparente Sichtscheibe im Bug der Zentrale und wandte sich dann seinem Führungsstab zu.
Neben Captain Murdock waren dies der Erste Offizier Bennet Forster, Chefnavigator Professor Graeme Wallis, Chefkommunikatorin Yoko Maru, Chefingenieurin Igna Forster und Wissenschaftsoffizierin Erin Seuer. Sie hatten schon eine Menge Vermutungen darüber angestellt, wie Peet Orell vorgegangen war, nachdem er feststellen musste, dass von dieser Position aus keine guten Messungen vorgenommen werden konnten.
Professor Wallis vermutete, dass Peet sein Schiff radial vorwärts gesteuert hatte. Aufgrund der Berechnungen seines Astronavigators hatte er recht genau gewusst, wo sich die Sonne Nov-33 nach den Daten von Horf Elos in etwa befinden muss.
„Aber die genaue Ortung dieses Supernova-Objektes ist aufgrund der beiden Dunkelwolken, hinter denen es sich verbirgt, weiterhin nicht möglich, Captain“, gab Erin Seuer zu Bedenken. „Wir könnten noch dichter herangehen, aber wir würden dies ohne Sicht und gesichertes Wissen tun. Es könnte also auch grandios schiefgehen.“
„Wir sind hier, um die Promet II zu finden. Ich habe keine Lust, Harry T. Orell zu berichten, dass wir nicht gründlich genug gesucht haben. Aber ich stimme Ihnen zu, was die Gefahren angeht. Ich bevorzuge ebenfalls eine Vorgehensweise, bei der wir das Gefahrenpotenzial dieses Objektes beurteilen können, ohne die Moran oder ihre Besatzung zu gefährden. Die Sicherheit geht vor.“ Captain Worner sah von einem Gesicht zum nächsten. „Aber darüber hinaus, will ich auch unbedingt wissen, was mit der Promet II geschehen ist. Sieht jemand hier eine Möglichkeit, um mir beide Wünsche zu erfüllen?“
Yoko Maru und Erin Seuer sahen sich an. Es war ihnen deutlich anzumerken, dass sie eine Idee hatten, aber sich noch nicht einig waren, ob sie diese auch vorbringen sollten.
„Raus mit der Sprache, es gibt keine dummen Ideen“, sagte Captain Worner, der den Blick bemerkt hatte.
„Natürlich gibt es die“, widersprach Professor Wallis. „Sie machen sich keine Vorstellung davon, wie viele ich mir im Laufe meines Lebens anhören musste.“
„Ich meinte, an Bord der Moran gibt es keine.“ Der Kommandant warf dem Professor einen strengen Blick zu. „Und ich möchte nicht, dass Besatzungsmitglieder davor zurückschrecken, mir eine Idee vorzutragen, selbst wenn sie völlig absurd sein sollte.“
Erin wollte beteuern, dass dies nicht der Fall war und sie nicht im Mindesten davor zurückschreckte, sich lächerlich zu machen. Aber dann verzichtete sie auf diese Rechtfertigung und trug stattdessen die Idee vor, über die Yoko und sie zuvor gesprochen hatten. „Wir verzichten auf die direkte Flugrichtung voraus, wie die Promet es getan hat. Stattdessen bringen wir die Moran in eine Position seitlich der hinteren Dunkelwolke, in einer sicheren Entfernung von fünfzig Lichtjahren.“
„Wir wissen nicht sicher, ob die Promet direkt darauf zu geflogen ist“, sagte Professor Wallis. „Ich gehe immer noch von einer kreisförmigen Annäherung aus.“
„Und dann?“, fragte Captain Worner an die beiden Frauen gerichtet.
„Von dort aus analysieren wir per Scan mit dem Dekametro den Zustand des Objekts“, führte Yoko aus.
„Früher oder später werden wir aber auch direkt vor Ort nachsehen müssen“, sagte der Erste Offizier Bennet Forster.
Seine Tochter Igna Forster räusperte sich. „Wir könnten eine Sonde vorschicken.“
„Klingt gut. Ungefährlich für die Besatzung und ein verschmerzbarer Verlust bei der Ausrüstung“, sagte Captain Murdock.
„Schön, dass Sie bereits von einem Fehlschlag ausgehen“, sagte die Chefingenieurin.
„Eine Sonde wird nicht ausreichen“, kam es von Professor Wallis. „Sie besitzt nicht genug Messgeräte, um Antworten auf alle unsere Fragen zu finden.“
„Was schlagen Sie stattdessen vor, Professor?“
„Wir rüsten das Beiboot T-1 mit allem aus, was wir an Ortungs- und Aufzeichnungstechnik aufzubieten haben und schicken es unbemannt zur vermutlich letzten Materialisationsposition der Promet II. Es kann in direkter Nova-Nähe alles erfassen, was Rückschlüsse auf die physikalischen Eigenschaften des Nova-Objekts und den möglichen Verbleib des Schiffes zulässt.“
„Die T-1 wäre ein ziemlicher Verlust für uns“, merkte Captain Murdock an.
„Sie tun es schon wieder“, beschwerte sich Igna Forster. „Das Beiboot ist noch nicht mal gestartet, aber Sie formulieren schon die Verlustmeldung.“
„Das spart Zeit, wenn es soweit ist“, gab Murdock zurück und setzte ein Lächeln hinzu.
„Wir werden die Programmierung der T-1 entsprechen anpassen“, sagte Yoko. „Das unbemannte Beiboot wird regulär nach Ablauf einer Stunde zurück zur Moran kommen oder im Falle einer Gefahr sofort automatisch in Nottransition gehen.“
„Aber wir müssen natürlich nicht auf die Rückkehr des Beibootes warten“, setzte der Professor hinzu. „Die Hypercom-Sender an Bord werden gewährleisten, dass bereits während der Mission alle wichtigen Daten zu uns gesendet werden.“
Der Kommandant der Moran nickte zufrieden. „Wie lange wird es dauern, bis wir das alles umsetzen können?“
Die Mitglieder des Führungsstabs gaben ihre jeweiligen Einschätzungen ab.
„In Ordnung“, sagte Captain Worner schließlich. „Beginnen Sie mit den Vorbereitungen, der Start der T-1 wird also in zwölf Stunden erfolgen.“
*
Die N-1 der Promet II hatte den Planeten umrundet und hielt auf den Hauptkontinent von Niklan zu. Die Stadt Ogir war bereits am Horizont auszumachen. Peet Orell lenkte das Beiboot persönlich und unternahm keine Flugmanöver, die ihm die vier Gleiter der Bruciden als Fluchtversuch auslegen konnten. Hinter ihm befanden sich Szer Ekka, Junici Borul, Dr. Fiona Modesta und der Brucide Sork Barun. Alle verhielten sich ruhig und vermieden den Augenkontakt mit den fünf Bewachern an Bord. Diese würden auf jede Provokation oder unbedachte Geste reagieren, denn für sie hatten die Gefangenen einen schändlichen Frevel begangen.
Peet und seine Begleiter kannten die Anklage, die ihnen Sicherheitschef Irn Rizun per TriDi-Funk verkündet hatte: Überflug und Betreten des verbotenen Kontinents sowie Inbetriebnahme eines Kommunikationsgeräts in der Station einer fremden Spezies. Alle diese Taten stellten Hochverrat an den Regeln der Familienmutter Risal Ladas dar und mussten geahndet werden. Rizun hatte sogar durchblicken lassen, dass man ihnen Spionage zur Last legen konnte. Mit anderen Worten: Rizun nahm an, dass sie sich im Auftrag einer fremden Macht auf Niklan befanden, um die Bruciden auszuspionieren.
In Peets Augen eine lächerliche Vorstellung, wenn man bedachte, unter welchen Umständen sie auf den Planeten gelangt waren. In dem Fall hätten sie ein äußerst riskantes Täuschungsmanöver durchgeführt, das die gesamte Besatzung das Leben hätte kosten können. Aber Rizun hielt sie möglicherweise für entschlossen genug, um ein solches Vorgehen zu wählen. Hielt er sie am Ende sogar für Spione der Tasel‘schen Allianz, die ihre Jagd auf die Planetenfresser nie beendet hatte? Dann waren Peet und seine Besatzung wirklich in großen Schwierigkeiten, denn die Bruciden würden niemals zulassen, dass sie den Planeten verlassen und von der Existenz der Überlebenden berichten konnten.
Peet hatte bereits versucht, die Schuld auf sich zu nehmen, um Sork zu entlasten. Doch das war nicht gelungen, da Sork von der Tragweite des Verbots gewusst hatte und von den Folgen, die ihm bei einer Missachtung drohten. Seine Schuld wog in den Augen seines Volkes viel schwerer als die der Besucher. Aber nur, solange diese sich nicht tatsächlich als Spione in den Diensten der Taseler entpuppten.
Die vier Gleiter geleiteten die N-1 zu einer Landefläche, die sich direkt neben der Promet II befand. Kaum hatte das Beiboot aufgesetzt, wurde ein quaderförmiges Fesselfeld darübergelegt, das außerhalb der Maschine kaum mehr als einen Meter Platz bot. Einen erneuten Start schloss das Fesselfeld aus. Die Gleiter stiegen wieder auf und kehrten zu ihrer Basis zurück.
Peet öffnete den Ausgang der N-1 und die fünf Bewacher stiegen schweigend aus. Sie traten durch eine Öffnung des Fesselfeldes, die sich hinter ihnen sofort wieder schloss, und bestiegen ein Schwebefahrzeug, das sie in Richtung Stadt beförderte.
„Tja, ich vermute, wir sind hier erst einmal gefangen“, sagte Szer Ekka. „Es könnte ungemütlicher sein.“
„Es wird noch ungemütlicher“, versicherte Sork, der sich mit ihnen in Gefangenschaft befand.
Die übrigen Besatzungsmitglieder der Promet II waren natürlich auf die seltsamen Vorkommnisse aufmerksam geworden. Jörn und Arn näherten sich dem Fesselfeld.
„Ich habe gestern schon vermutet, dass ihr irgendetwas ausheckt“, sagte Jörn.
„Und wieder einmal lagst du mit deiner Vermutung richtig“, antwortete Peet.
Arn und Junici waren sich so nah gekommen, wie es das Feld erlaubte. Es teilte bei Berührungen zwar keine Stromschläge aus, aber der Kontakt verursachte ein unangenehmes Kribbeln auf der Haut.
„Offenbar wird man uns hier festhalten, bis der Rat entschieden hat, was mit uns geschehen soll“, sagte Peet.
„Die Strafe hängt wohl von eurem Vergehen ab“, überlegte Jörn. „Dann ist das jetzt eine gute Gelegenheit uns einzuweihen, was ihr eigentlich angestellt habt.“
„Nichts weiter als Forschungsarbeit“, sagte Dr. Modesta.
„Allerdings in einer verbotenen Zone und mit dem Wissen um dieses Verbot“, erklärte Peet und berichtete den beiden zuerst, was Sork Barun ihnen über die Vergangenheit der Bruciden erzählt hatte und anschließend, was sie in der Station auf dem anderen Kontinent entdeckt hatten.
Jörn pfiff beeindruckt. „Ein Wunder, dass wir anderen uns noch auf freiem Fuß befinden, und sie kein Fesselfeld über die Promet gelegt haben.“
„Ihr habt keine Verstöße gegen unsere Regeln und Gesetze begangen“, erläuterte Sork. „Deshalb könnt ihr euch überall auf dem Ogir-Kontinent frei bewegen. Hier zählt nur die Schuld des Einzelnen.“
„Das gilt aber nicht für euch selbst“, sagte Arn. „Bei euch Bruciden müssen auch diejenigen Buße tun, die selbst nichts verbrochen haben, sondern allein aufgrund ihrer Herkunft. Keiner von euch gehörte persönlich zu den Planetenfressern.“
„Aber wir wollen uns natürlich deswegen nicht beschweren“, versicherte Jörn, der seine Freiheit gerne behalten wollte.
„Welche Strafe erwartet euch wohl?“, erkundigte sich Arn.
Sork zuckte mit den Schultern. „Wenn wir Glück haben, werdet ihr nur von Niklan verbannt.“
„Und wenn wir kein Glück haben?“, fragte Peet.
„Dann wird nur der Rest eurer Mannschaft verbannt, und ihr vier müsst hier eure Strafe verbüßen.“
„Das kommt überhaupt nicht in Frage“, brauste Jörn auf. „Wir werden gemeinsam von hier verschwinden. Egal, was es kostet.“
„Wir sollten nichts übereilen“, beruhigte ihn Peet. „Noch steht überhaupt nicht fest, wie der Rat entscheiden wird. Allerdings klingen die Anklagepunkte nicht sehr ermutigend.“ Er wandte sich zu Junici. „Konntest du die Position von Niklan ermitteln, während wir auf unserem verbotenen Außeneinsatz waren?“
Die Moranerin schüttelte bedauernd den Kopf. Er hatte ihr den Auftrag heimlich erteilt, um Sork und das gesamte Volk der Bruciden deswegen nicht zu beunruhigen. Sie wollten nicht, dass ihre neue Heimat bekannt wurde, und deshalb sollten auch ihre Besucher nicht den genauen Ort kennen. „Das war leider nicht möglich“, sagte Junici. „Sämtliche Ortungen der N-1 außerhalb des Aput-Systems haben versagt. Es kam mir so vor, als ob Störfelder außerhalb der Bahn des achten Planeten alle Ortungen unterbinden.“
„Das hätte ich euch auch sagen können“, behauptete Sork. „Aber ich verstehe natürlich, weshalb ihr mir nichts von eurem Vorhaben erzählt habt. Von der Ur-Siedlerfamilie wurde bereits während der ersten zwanzig Nikluden eine entsprechende Abschirmung installiert. Wir sind zwar in der Lage, Hyperfunk von außen in unserem Planetensystem zu empfangen, aber der umgekehrte Weg ist verwehrt.“
„Ihr wollt von anderen erfahren, aber selbst nicht entdeckt werden, nehme ich an.“
„Wir hoffen in erster Linie auf eine Kontaktaufnahme mit den beiden anderen Siedlerschiffen, die noch irgendwo unterwegs sein können. Für sie wollen wir erreichbar bleiben, auch wenn es bisher nicht zu einem Kontakt gekommen ist.“
„Die sind inzwischen wahrscheinlich auch irgendwo sesshaft geworden“, zeigte Peet die simpelste Möglichkeit auf. Es gab allerdings noch zahlreiche andere, die Sork sicher auch bewusst waren.
„Wahrscheinlich“, sagte Sork mit einer Stimme, die deutlich machte, für wie wenig realistisch er diese Möglichkeit in Wahrheit hielt. Er seufzte. „Ich werde nun Verbindung mit Ala aufnehmen.“
Bei all den Vergehen, deren er angeklagt war, spielte ein verbotener mentaler Kontakt nun auch keine Rolle mehr. Peet nahm an, dass dies auch nicht der Punkt war, der dem Bruciden Sorgen machte, sondern das bevorstehende Gespräch mit seiner Zeitpartnerin, die er hintergangen hatte. Sie würde sehr enttäuscht von ihm sein, und angesichts der Geschichte dieses Volkes konnten sie nicht davon ausgehen, dass Ala ihnen helfen würde.
Sorks Gestalt straffte sich etwas, als die Verbindung entstand. Das war allerdings auch das Einzige, was Peet und die anderen davon mitbekamen. Starr stand Sork zwischen ihnen, bis er nach zwei Minuten wieder entspannte und seine Schultern nach unten sackten.
„Wie ist es gelaufen?“, erkundigte sich Peet.
„Sie ist wütend und enttäuscht, aber insgesamt war es weniger schlimm als erwartet“, gab Sork Auskunft. „Ala will sich bemühen, über den Rat eine Amnestie zu erwirken, aber die Aussichten dafür stehen äußerst schlecht. Es gibt nichts, was sie zu unserer Verteidigung vorbringen könnte.“
„Unkenntnis der Sachlage fällt wohl aus“, überlegte Arn. „Ihr könntet euch auf geistige Unzurechnungsfähigkeit berufen.“
Peet hob die Augenbrauen. „Wir haben einen verbotenen Kontinent betreten und eine verlassene Station erforscht, weil wir plötzlich verrückt geworden sind?“
„Nein, so meinte ich das nicht. Ihr wart nur nicht für diese Vergehen verantwortlich. Habt ihr nicht eben noch erzählt, dass Sork ein Mutant ist, der anderen seinen Willen aufzwingen kann? Er könnte euch manipuliert ...“
„Kommt nicht in Frage“, unterbrach Peet entschieden.
Arn nickte. „Dachte ich mir schon. Aber wir sollten trotzdem nicht tatenlos abwarten, bis die Bruciden über unser Schicksal entschieden haben. Falls der Rat gegen uns urteilt, müssen wir darauf vorbereitet sein und bereit zum Handeln.“
„Das werden wir“, versicherte Peet.
*
In der Zentrale der Moran verfolgten Captain Worner und sein Führungsstab von ihrer neuen Position aus den Abflug des Transitionsbootes. Die T-1 war entsprechend ihrer Planung mit zahlreichen Mess- und Ortungssensoren ausgestattet worden und bereit für ihren Einsatz.
Angespannte Stille herrschte in der Zentrale, niemand wagte etwas zu sagen. Und niemand hätte gewusst, was er in dieser Situation sagen sollte. Gebannt starrten sie alle auf die eingehenden Ortungsdaten. Immer mehr Informationen erreichten die Moran.
„Was ist das denn?“, entfuhr es Captain Worner, als die ersten Bilddaten des Nov-33-Objektes eintrafen. Anstelle des erwarteten weißen Neutronensterns sahen sie einen schimmernden inneren Ringausschnitt aus Materie, der ein Schwarze Loch umgab. In einer angedeuteten Spirale stürzte die Materie in das Schwarze Loch hinein.
„Bei Nov-33 könnte es sich um eine Unnova in Form einer Dunklen Supernova handeln“, erklärte Professor Graeme Wallis. „Es hat keine Kernkollaps-Supernovae stattgefunden, bei der normalerweise ein Neutronenstern im Zentrum entsteht. Stattdessen sehen wir hier als Folge einer sogenannten fehlgeschlagenen Supernova ein Schwarzes Loch.“