Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 39: Der Raub der Moranerin - Andreas Zwengel - E-Book

Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 39: Der Raub der Moranerin E-Book

Andreas Zwengel

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Beschreibung

Während die Besatzung der fluguntauglichen Promet II auf Rettung wartet, erkunden die Pioneer-Teams von Alanna Mylon und Ewald Ponder auf Okon unbekannte Signale.Unterdessen folgt die Japetus der Spur der Fragmente aus dem fremden Raumschiffwrack. Sie führt zum möglichen Aufenthaltsort der ehemaligen Besitzer des Schiffes. Doch der scheinbar friedvolle Planet zwingt zwei Besatzungsmitglieder in eine unbeschreibliche Odyssee.

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Andreas ZwengelDER RAUB DER MORANERIN

In dieser Reihe bisher erschienen

5001 Christian Montillon Aufbruch

5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse

5003 Vanessa Busse Dunkle Energie

5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts

5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne

5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner

5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind

5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt

5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer

5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko

5011 Ben B. Black Zegastos Kinder

5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen

5013 Achim Mehnert Böser Zwilling

5014 Achim Mehnert Sternentod

5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet

5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!

5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv

5018 H. W. Stein Der Tod und das Leben

5019 Achim Mehnert Die Delegation

5020 Achim Mehnert Das Attentat

5021 Achim Mehnert Flucht aus der Terrorstadt

5022 Achim Mehnert Die Tragödie von Gij

5023 Gerd Lange Das fremde Ich

5024 Andreas Zwengel Geheimwaffe Psychomat

5025 Andreas Zwengel Im Bann der roten Sonne

5026 Andreas Zwengel Das Schiff der S-herer

5027 Gerd Lange Das Eindenker-Tribunal

5028 Andreas Zwengel Der Bote des Todes

5029 Gerd Lange & Andreas Zwengel Alarm im Solsystem

5030 Andreas Zwengel Negor in Not

5031 Andreas Zwengel Im Reich des Orff

5032 Andreas Zwengel Orffs Sonnenreigen

5033 Andreas Zwengel Der falsche Orff

5034 Andreas Zwengel Entscheidung auf Baranad

5035 Gerd Lange Im Licht der drei Monde

5036 Andreas Zwengel Planet der Bestien

5037 Andreas Zwengel Mysteriöse Vergangenheiten

5038 Andreas Zwengel Wächter des Schwarzen Imperiums

5039 Andreas Zwengel Der Raub der Moranerin

5040 Andreas Zwengel Transition ins Gestern

Andreas Zwengel

Der Raub der Moranerin

RAUMSCHIFF PROMETBand 39

Als Taschenbuch gehört dieser Roman zu unseren exklusiven Sammler-Editionen und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt.Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannExposé: Gerd LangeTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-599-9

Promet II, Position im Weltraum und Terra-Zeit an Bord unbekannt

Blind und stumm bewegte sich die Promet II durch den Normalraum. Die Sensoren an Bord funktionierten nicht mehr. Für die Besatzung war sehr schnell die Ernüchterung gekommen. Die Transition vom Planeten Ankoria zu diesem Ort war tatsächlich ihre letzte gewesen. Die Energie auf der Promet reichte nicht einmal mehr dafür aus, ihren aktuellen Standort im All zu bestimmen.

Es war bereits ein langer Heimweg gewesen und nun würde er noch viel länger dauern. Dabei war noch nicht einmal die Möglichkeit bedacht, es überhaupt nicht zurück nach Terra zu schaffen.

„Alle Energiereserven sind aufgebraucht“, meldete Arn Borul nach seiner Kontrolle sämtlicher Systeme.

„Gestrandet im All, ohne zu wissen, wo wir sind“, klagte Jörn Callaghan. „Ich komme mir vor, wie ein Schiffbrüchiger in vergangenen Zeiten.“

Peet nickte. „Und wie bei schiffbrüchigen Seeleuten, wissen wir nicht, ob die Rettung nicht ganz in der Nähe liegt.“

„Ja, bei ihnen direkt hinter dem Horizont, bei uns vielleicht auf dem nächsten Planeten“, sagte Arn.

Jörn schnaufte. „Möchte vielleicht jemand einen Blues anstimmen? Würde gut passen zur momentanen Stimmung an Bord.“

Die Eingangsschleuse öffnete sich und Dave Landon betrat die Zentrale. „Ich würde mich gerne mit dem ­transitionsfähigen Beiboot ausschleusen lassen und versuchen, außerhalb des Schiffes unsere Position zu bestimmen.“

Peet stemmte sich aus seinem Kommandosessel hoch. „Gute Idee. Ich finde sie so gut, dass ich dich begleiten werde.“

Landon war der Leiter des Spezialistenteams. Er war sowohl Pilot als auch Astro-Spezialist der Promet II und dadurch der perfekte Kandidat für diese Aufgabe. „Dank der unabhängigen Energieversorgung der Beiboote könnten wir sogar versuchen, mit dem Hypercomsender der T-1 Kontakt mit Terra aufnehmen und dort um Hilfe zu bitten.“

„Worauf warten wir noch?“, fragte Peet und schritt zur Schleuse. Dort drehte er sich noch einmal zu seiner Mannschaft um. „Jeder an Bord soll so gut es geht dafür sorgen, dass sich der Zustand unseres Schiffes nicht weiter verschlechtert.“

„Wir halten die Füße still“, versprach Jörn. „Etwas anderes bleibt uns ja ohnehin nicht übrig.“

Peet folgte Dave Landon in den Beiboothangar, wo die T-1 bereitstand. Allan Biggs und Elker Hay hatten die Startvorbereitungen übernommen, aber sie wirkten nicht besonders zufrieden, als ihr Kommandant den Hangar betrat.

„Probleme?“, fragte Peet sofort. „Abgesehen von den bekannten?“

„Die T-1 ist bereit“, berichtete Biggs. „Aber wir wissen nicht, wie wir die Hangartüren öffnen sollen, um euch rauszulassen.“

„Diesen Teil haben wir nicht bedacht“, gab Hay zu.

Peet sah in die Runde. „Und was machen wir jetzt?“

„Wir brauchen irgendwoher Energie, um die Türen zu öffnen“, überlegte Landon. „Können wir vielleicht etwas von den Beibooten abzapfen?“

Peet winkte ab. „Das sollte nur die letzte Möglichkeit sein. Kann sein, dass wir bald alle auf die Beiboote umsteigen müssen.“ Er kehrte zur Zentrale zurück und schilderte das Problem. Ungeduldig wartete er auf einen Vorschlag und wie so oft kam er von Arn Borul.

„Ich bin nicht sicher, ob es funktioniert, aber es wäre möglich, durch Umleitung der Restenergie aus den Triebwerken die Automatik der Hangartüren zu aktivieren“, sagte der Moraner.

„Können wir die Reste denn entbehren?“, erkundigte sich Peet besorgt.

„Für einen nennenswerten Einsatz der Triebwerke reicht sie ohnehin nicht mehr aus. Genau genommen funktionieren nur noch die Lebenserhaltungssysteme. Alle übrige Energie wurde mit dem letzten Transitionssprung aufgebraucht.“ Arn betrachtete ihre Situation sehr rational und das war auf jeden Fall hilfreicher, als in Panik zu verfallen. „Früher oder später geht uns die komplette Energie aus und dann wird auch die Lebens­erhaltung ihre Arbeit einstellen. Da uns keine andere Lösung einfällt, sollten wir alles in diesen Versuch investieren.“

„Das werden wir tun“, stimmte Peet ihm zu. „Machen wir uns bereit.“

Es dauerte noch eine ganze Stunde, bis Peet und ­Landon starten konnten. Sie saßen im Cockpit des Bei­bootes T-1 und trugen ihre Raumanzüge, um über deren Bordcom Kontakt zu Gus Yonker, Elker Hay und Allan Biggs halten zu können. Die saß in diesem Moment in der Comzentrale der Promet und an den Kontrollpulten des Hangars und nutzten die internen Energieversorgungen ihrer Raumanzüge. Denn auch sämtliche Kommunikations­anlagen des Schiffes waren ohne Energie, sowohl Bordcom als auch Hypercomsender.

„Es reicht nicht aus“, rief Biggs ihnen zu.

„Mehr Energie“, befahl Peet.

„Es ist jetzt schon mehr, als wir dafür vorgesehen hatten“, schaltete sich Hay in das Gespräch ein.

„Es geht um alles oder nichts. Wenn wir die Tore nicht aufbekommen, war die Energie, die wir bisher verbraucht haben, verschwendet.“

„Ich sehe zu, was Arn noch zusammenkratzen kann“, meldete Gus.

Peet und Landon warteten weiter. Sie blickten auf das geschlossene Tor vor ihnen, als könnten sie es durch Gedankenkraft öffnen.

„Es gibt doch eine Möglichkeit, sie manuell zu öffnen“, sagte Landon.

„In unserer momentanen Situation viel zu gefährlich. Einige unserer Sicherheitssysteme sind ausgefallen. Wenn irgendetwas schiefgeht und wir es nicht schaffen, den Hangar wieder manuell zu verschließen, könnte das unser Ende bedeuten“, entgegnete Peet.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schloss sich die Innenschleuse zwischen Hangar und Schiff, denn solange sie offenstand, ließen sich die Außentüren aus Sicherheitsgründen nicht öffnen. Endlich glitten auch diese auseinander und Peet lenkte das Beiboot hinaus ins All, wo er die T-1 sofort wendete. Der Blick zurück zur Promet offenbarte nichts Gutes. Die Türen hatten sich sofort automatisch hinter ihnen geschlossen.

„Das war es“, meldete Gus über Helmcom. „Wir haben alles verbraucht. Jetzt bleibt nichts mehr, um den Hangar wieder für euch zu öffnen.“

„Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist. Momentan widmen wir uns erst einmal unserem eigentlichen Vorhaben.“

„Viel Erfolg“, wünschte Gus.

Beide Raumschiffe schwebten nun dicht neben­einander. Dave Landon und Peet begannen sofort, die Umgebung zu scannen.

„Wir befinden uns in der Nähe eines jupiterähnlichen Gasplaneten“, meldete Landon. „Und in der Ferne befindet sich eine rote Sonne.“

„Das grenzt die Möglichkeiten noch nicht besonders ein“, sagte Peet enttäuscht. Er hatte zwar nicht erwartet, dass es einfach werden würde, aber eine etwas markantere Umgebung wäre in ihrer jetzigen Situation hilfreich gewesen.

„Moment mal.“ Landon klang aufgeregt. „Ich stelle gerade fest, dass es sich sogar um ein Doppelsonnensystem handelt. Wir haben hier einen ehemaligen Roten ­Riesen mit normaler Leuchtkraft und einen roten Zwergstern als kleinere Begleitersonne.“

„Das müsste doch ein deutlicher Hinweis darauf sein, um welches System es sich handelt.“

„Der Bordcomputer bietet uns drei bekannte Sonnensysteme, die infrage kommen“, erklärte Landon. „Ich habe hier die entsprechenden Daten.“

„Gut. Dann grenzen wir es mit Hilfe des Dekametro weiter ein.“

Durch eine kurze Transition in 0,8 Lichtjahren Entfernung zur Sonne nahmen sie eine günstigere Position ein, damit das Dekametro mehr Daten erfassen konnte. Es dauerte eine Weile, bis sie verwertbare Ergebnisse bekamen, aber anschließend war Landon höchst zufrieden. „Wir haben jetzt genug Informationen, um dieses System einwandfrei als NY Virginis zu identifizieren“, verkündete er.

„Gut“, sagte Peet. „Wir wissen also, wo wir sind. Jetzt müssen wir nur noch eine Möglichkeit finden, um von hier wegzukommen.“

„Kehren wir zur Promet zurück?“, fragte Landon.

„Bevor wir zurück transitieren, versuche ich noch einen Hypercomkontakt mit der Erde zu bekommen.“ Er schenkte Landon ein breites Grinsen. „Jetzt, wo wir unsere Position kennen, können wir auch jemanden bitten, uns abzuholen.“

*

Lar-System, Planet Okan, 29.04.2093, Terra-Zeit

Die 17-Uhr Teatime von Nathaniel Randall hatte seit dem Vortag viel von ihrem romantischen Charme verloren. Seine Freundin Grit Malon musste auf Anordnung von Harry T. Orell vor vier Stunden mit der Diaz außerplanmäßig zur Erde starten und so saß er stattdessen zusammen mit Ewald Ponder und Alanna Mylon in der Comzentrale, um die niederfrequenten Funkimpulse vom Vortag auszuwerten. Zwei weitere Fachleute arbeiteten mit ihnen in der bogenförmigen Basisstation am Rande des Raumhafens von Okan. Immer wieder studierten sie die Funkimpulse, die Grit und er während des Hypercomkontaktes mit der HTO angemessen hatten.

Randall versorgte alle Anwesenden mit Tee und nippte anschließend an seiner eigenen Tasse. Die beruhigende Zubereitungszeremonie und die Inhaltsstoffe des Lavendels verfehlten an diesem Tag ihre Wirkung. Zu nervös und aufgeregt waren alle im Raum. Inzwischen wusste jeder von ihnen Bescheid, dass es sich bei der Quelle dieser Signale höchstwahrscheinlich um Funk­botschaften der seit Jahrhunderten verschollenem Einwohner der Gigantenstadt handelte. Diese Impulse hatte alle in Alarmbereitschaft versetzt und zugleich elektrisiert. Sie wollten gerne viel mehr über ihren Ursprung und ihre Bestimmung erforschen, doch leider gab es keine Möglichkeit dazu.

Bisher hatten sie nur die grobe Richtung orten können. Die Signale kamen von nordwestlich des Raumhafens, aber Randall war nicht in der Lage, die genaue ­Entfernung zu bestimmen. Diese wurde aber benötigt, um die genaue Position des Senders heraus­zubekommen. Wenn ihnen das gelang, würden sie vielleicht sogar ergründen können, wo der Empfänger dieser Botschaften zu finden war.

Alanna Mylon meldete sich zu Wort. „Ich schlage vor, die Diaz bei ihrer nächsten Transitionsetappe anzufunken, damit sie einen Hypercomkontakt herstellt. Wenn alles gutgeht, wird dadurch der unbekannte Sender wieder angeregt zu funken. Mit drei Standorten können wir dann auf Okan eine Dreieckspeilung der Funkquelle durchführen. Einer der Standorte ist die Comzentrale, die beiden anderen werden von zwei Expeditionsgleitern gestellt, die sich im Norden und Westen der Stadt positionieren.“

Dieser Vorschlag war für alle in der Comzentrale akzeptabel.

„Ich werde eines der Gleiterteams anführen“, sagte Alanna und wandte sich an Ponder. „Ich nehme an, du willst das zweite Team führen.“

„Richtig“, bestätigte Ponder. „Wir starten morgen und passen für die Aktion die fünfte Transitionspause der Diaz ab.“

Alanna nickte. „Ich informiere die Pioneers. Und jetzt brauche ich etwas Stärkeres zu trinken als ein paar eingeweichte Kräuter.“

*

System NY Virginis, 29.04.2093

Nachdem die Hypercomverbindung zur Erde aufgebaut war, hatte Peet zuerst mit Theodor Crook gesprochen, dem Sicherheitschef der HTO. Und danach mit Harry T. Orell. Die Freude seines Vaters über den Kontakt war groß und Peet konnte das nachvollziehen, als er hörte, dass sie nach irdischer Zeitrechnung ganze drei Monate verschwunden gewesen waren. Vater und Sohn tauschten erste Informationen aus und freuten sich auf das bevorstehende Wiedersehen.

Anschließend transitierten Peet und Dave mit der T-1 zum Standort der Promet zurück. Die Besatzungsmitglieder versuchten immer noch vergeblich, die geschlossenen Hangartüren mit Bordmitteln zu öffnen. Wie befürchtet reichte die Restenergie der Promet dafür nicht mehr aus.

„Tut mir leid, wenn ich wie ein Türsteher klinge, aber ihr kommt hier nicht rein“, erklärte ihnen Szer Ekka über die Bordcom der Raumanzüge.

„Wir hatten Kontakt mit Terra. Sie werden kommen, aber es dauert noch etwas, bis sie da sind“, sagte Peet. „Wir müssen ungefähr zwei Tage durchhalten.“

„Ich werde die übrige Besatzung informieren. Wir haben uns in der Zwischenzeit eine Reihe von Rationierungs­möglichkeiten für die verbleibende ­Energie überlegt. Die nächsten zwei Tage werden wohl für uns alle nicht besonders gemütlich. Wollt ihr die Zeit in der T-1 verbringen?“

„Das ist nicht unsere erste Wahl!“, rief Landon.

„Jörn und Arn haben bereits die Möglichkeiten durch­gesprochen“, sagte Szer. „Ihr könntet in den ­Raumanzügen über die Notschleuse ins Schiff zurückgelangen.“

„Es würde wahrscheinlich funktionieren, aber ich möchte die T-1 nicht unbeaufsichtigt im All zurücklassen. Wir bleiben hier an Bord“, erklärte Peet.

„Oh nein“, jammerte Landon. „Zwei Tage bei Not­rationen?“

Szer Ekka räusperte sich. „Leider gibt es ein weiteres Problem, ein wesentlich größeres.“

„Ich nehme an, es geht um die Sonne.“

„Richtig, Dave. Wir müssen die Promet vor den Silikatpartikeln schützen, die die rote Sonne im System verbreitet. Aber wir haben keinen Schutzschirm.“

„Was schlagt ihr vor?“, fragte Peet.

„Ihr habt den funktionierenden Kombi-Schutzschirm der T-1. Wenn es uns gelingt, dessen Wirkung auf die Promet II auszudehnen, sind wir sicher.“

„Das dürfte möglich sein“, sagte Peet.

„Wir werden uns sofort darum kümmern“, versprach Landon. „Der Schutz ist auch angebracht, da diese Sonne anders ist, als sie sein sollte. Eigenartigerweise fehlt ihr die bei Roten Riesen übliche Umhüllung aus abgestoßenem Wasserstoff. Aber dieser Umstand war ein entscheidender Punkt zur Identifizierung unseres Standorts. Die fehlende Umhüllung ist der terranischen Wissenschaft schon seit Jahrzehnten bekannt, ohne ihn hätte der Computer es nicht auf ein bestimmtes System eingrenzen können.“

Peet steuerte die T-1 so dicht wie möglich an die ­Promet heran, während Landon die Einstellungen des KSS veränderte, um seinen Schutz auf das größere Schiff auszuweiten.

„Jetzt wird uns der Zugang noch auf andere Art verwehrt. Solange wir den Schutzschirm stellen, können wir nicht an Bord der Promet zurück“, sagte Landon, nachdem er seine Arbeit abgeschlossen hatte.

„Machen wir das Beste aus unserem Aufenthalt“, erwiderte Peet. „Ich hoffe, wir haben genug Brettspiele an Bord.“

*

Terra, Kanada, Yellowknife, HTO-Raumhafen, 29.04.2093

Auf dem Startgelände der HTO hatten sich Angehörige der Promet-II-Crew eingefunden, die das Angebot annehmen wollten, mit der Moran und dem Reparaturschiff HTO-246 nach NY Virginis aufzubrechen.

Captain Worner und Captain Logan Fortin beobachteten von ihren jeweiligen Schiffen aus, wie die Fluggäste über das Rollfeld kamen. Überrascht waren die beiden Kommandeure vom persönlichen Erscheinen von HTO-Chef Harry T. Orell. Sie nahmen nicht an, dass er sie begleiten wollte, aber er nutzte die Gelegenheit, um die Passagiere zu verabschieden. Er selbst konnte aus Termin­gründen nicht mitfliegen, um seinen verschollenen Sohn zu begrüßen. Aber das verwunderte ­niemanden. Ein Konzern wie die HTO war ein Fulltime-Job und ließ dem HTO-Chef kaum Freizeit.

Er schüttelte gerade die Hände von Mrs und Mr Ekkagalowitsch, den Eltern von Szer Ekka, die im Begriff standen, ihren ersten Weltraumflug zu unternehmen. Wahrscheinlich wäre ihnen ein anderer Anlass dafür lieber gewesen, wie zum Beispiel ein Urlaub. Andererseits war die Rettung ihres Sohnes auch ein schöner Grund für die Reise.

Hinter ihnen schritten Lorn Jaci und Mo Humas auf die Moran zu. Die beiden hatten sich inzwischen angefreundet und waren zusammen in das leere Appartement von Enders Payntor gezogen, der beschlossen hatte, auf Riddle zu bleiben.

Skadi Nøklestad und Dr. Victoria Melburn kamen zusam­men. Sie waren die Partnerinnen von Jörn ­Callaghan und Peet Orell. Die quirlige Norwegerin redete ohne Unterlass auf die Medizinerin ein, eine Folge ihrer Vorfreude und Erleichterung. Victoria Melburn lächelte viel und sprach wenig, ihre Gedanken waren bei Peet und ihrem bevor­stehenden Wiedersehen.

Promet-Koch Armand Leon und Triebwerkstechniker Charles Gelon wollten ihre ehemaligen Kollegen wiedersehen, nachdem beide aus unterschiedlichen Gründen nicht an dieser Mission teilnehmen konnten. Wie alle anderen auf dem Flugfeld hatten sie lange glauben müssen, dass die Promet II samt Besatzung im Nirgendwo verschollen war. Deshalb wollten sie nicht abwarten, bis ihre Freunde wieder zur Erde zurückkehrten, sondern sich aktiv an der Rettung beteiligen.

Harry T. Orell erkannte Pieter Truggle, der ihn über einen langen Zeitraum unentwegt genervt hatte, bis der HTO-Chef ihn probeweise als Beiboot-Pilot auf der Moran einsetzte. Truggle wurde später der erste Leiter des Spezialistenteams der Promet II, aber er hatte diesen Posten nur kurz besetzt. Es war immer wieder zu Differenzen zwischen ihm und der übrigen Besatzung gekommen. Truggle erzählte inzwischen jedem gegenüber, dass es sich dabei um fachliche Dinge gehandelt hatte, aber Harry T. Orell wusste es besser. Der Mann war ein unangenehmer Zeitgenosse, der sich durch Recht­haberei, zotige Witze und anzügliche Bemerkungen unbeliebt gemacht hatte. Deshalb bekam er im Anschluss einen Bürojob, bei dem er wenig Kontakt zu anderen Menschen haben musste. Wahrscheinlich hätte man ihn ganz aus der HTO ausgeschlossen, wenn er nicht einen großen Erfolg vorzuweisen hätte: Er war es, der auf Gij den 1.500 Jahre alten Datenspeicher des Moraners Yu Kodas gefunden hatte,1 was zum Forschungsprojekt Horf Elos führte.

Der HTO-Chef verspürte nicht die geringste Lust, sich mit Truggle zu unterhalten, da ein solches Gespräch wie üblich nur drei Punkte beinhaltete. Erstens: Die Verleumdungen, die ihn seinen früheren Posten gekostet hatten. Zweitens: Seine herausragende Leistung bei der Sicherstellung des Datenspeichers. Drittens: Die Frage, wann er endlich wieder Besatzungsmitglied auf einem HTO-Schiff werden konnte. Der Mann besaß nicht die geringste Einsicht in sein Fehlverhalten und seine mangelnden Fähigkeiten.

Harry T. Orell setzte ein erfreutes Lächeln für Truggle auf, winkte kurz und bog dann rasch ab, bevor Truggle ihn erreichte.

Pieter Truggle war für einen Moment überrascht und überlegte, ob er Orell folgen sollte, doch der war bereits in einer Gruppe prominenter Gäste untergetaucht. In dieser Gesellschaft konnte Truggle nicht die drei Dinge ansprechen, die ihm am Herzen lagen. Doch da sah er eine andere vertraute Person. Er entdeckte Lorn Jaci, der ihn im vergangenen Dezember an Bord der Promet II ersetzt hatte. Er mochte den Moraner nicht und warf ihm vor, ihm seinen Job gestohlen zu haben, indem er Truggles guten Ruf zerstörte. Das äußerte er natürlich nicht gegenüber anderen Raumfahrern, denn die würden ihm wahrscheinlich widersprechen. Entweder, weil sie die Wahrheit kannten oder Lorn Jaci, dem sie ein solches Verhalten niemals zutrauten.

Mehrere Durchsagen verkündeten, dass es Zeit wurde, an Bord zu gehen. Darauf hatten die Passagiere nur gewartet. Eilig strebten sie den Maschinen zu. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung an Bord. Alle waren von Vorfreude erfüllt.

Kurz darauf starteten die beiden Schiffe in Richtung NY Virginis. Ihre Reise zur Promet II würde zwei Tage in Anspruch nehmen. Geplant waren vier Transitionen pro Tag bei einer Höchstsprungweite von jeweils 250 Lichtjahren. Erst dann konnten sie die vermisste Besatzung endlich in ihre Arme schließen.

*

Lar-System, Planet Okan, 30.04.2093, Terra-Zeit

Die beiden Expeditionsgleiter waren gleichzeitig gestartet und hatten sich sofort getrennt.