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Auf der Suche nach dem Exilplaneten der Urbevölkerung von Riddle findet die Promet-Crew zwei Raumschiffwracks mit Leichen insektoider Raumfahrer. Dies führt sie auf die Spur einer Tragödie um Unterdrückung und Krieg, die bis zu den Andorern reicht.Die vor einem Jahr geflüchteten Anführer der Terror-Gruppe Terra den Terranern haben sich auf dem Planeten Trilunae eingerichtet. Dort wird Jerome Lefuet Zeuge der Landung eines Großraumschiffes mit Robot-Kämpfern des Orff. Er und Durgent geraten in Lebensgefahr.
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Seitenzahl: 155
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Andreas ZwengelÜBERFALL AUF WASP
In dieser Reihe bisher erschienen
5001 Christian Montillon Aufbruch
5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse
5003 Vanessa Busse Dunkle Energie
5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts
5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne
5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner
5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind
5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt
5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer
5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko
5011 Ben B. Black Zegastos Kinder
5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen
5013 Achim Mehnert Böser Zwilling
5014 Achim Mehnert Sternentod
5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet
5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!
5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv
5018 H. W. Stein Der Tod und das Leben
5019 Achim Mehnert Die Delegation
5020 Achim Mehnert Das Attentat
5021 Achim Mehnert Flucht aus der Terrorstadt
5022 Achim Mehnert Die Tragödie von Gij
5023 Gerd Lange Das fremde Ich
5024 Andreas Zwengel Geheimwaffe Psychomat
5025 Andreas Zwengel Im Bann der roten Sonne
5026 Andreas Zwengel Das Schiff der S-herer
5027 Gerd Lange Das Eindenker-Tribunal
5028 Andreas Zwengel Der Bote des Todes
5029 Gerd Lange & Andreas Zwengel Alarm im Solsystem
5030 Andreas Zwengel Negor in Not
5031 Andreas Zwengel Im Reich des Orff
5032 Andreas Zwengel Orffs Sonnenreigen
5033 Andreas Zwengel Der falsche Orff
5034 Andreas Zwengel Entscheidung auf Baranad
5035 Gerd Lange Im Licht der drei Monde
5036 Andreas Zwengel Planet der Bestien
5037 Andreas Zwengel Mysteriöse Vergangenheiten
5038 Andreas Zwengel Wächter des Schwarzen Imperiums
5039 Andreas Zwengel Der Raub der Moranerin
5040 Andreas Zwengel Transition ins Gestern
5041 Andreas Zwengel Überfall auf Wasp
Andreas Zwengel
Überfall auf Wasp
RAUMSCHIFF PROMETBand 41
Als Taschenbuch gehört dieser Roman zu unseren exklusiven Sammler-Editionen und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt.Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.© 2023 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Gerd LangeExposé: Gerd LangeTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-601-9
Jörn Callaghan traf als erster in der Werft der HTO ein. Er war mit seinem Kommandanten Peet Orell verabredet, um sich zwei Tage vor dem Start vom einwandfreien Zustand der Promet II zu überzeugen. Das gehörte zur üblichen Routine vor einer geplanten Reise. Es war die erste große Mission nach ihrem Abenteuer in der Vergangenheit von Riddle. Sie hatten den Planeten in seiner früheren Form besucht, als er noch Andor hieß und den Angriff der Schwarzen Raumer hautnah erlebt. Vier Monate lag das inzwischen zurück, aber die Erinnerung daran war noch immer frisch.
Die Vorbereitungen für ihre nächste Reise liefen auf Hochtouren. Eine ganze Flotte an Schwebeplattformen pendelte zwischen den Lagerhallen und dem Bugbereich der Promet II hin und her. Für die Reise mussten die Vorratskammern komplett aufgefüllt werden. Genug, um notfalls ein ganzes Jahr unterwegs zu sein. Das war zwar nicht geplant, aber es kam immer wieder vor, dass sie an einem Ort zu einem längeren Aufenthalt gezwungen waren.
Außerdem wurden in den Containern technisches Gerät und wissenschaftliches Equipment geliefert, das anhand der Bedarfslisten der Crew zusammengestellt worden war. Entsprechend Ziel und Anlass der Reise wurde oft unterschiedliche Ausrüstung benötigt.
Seit ihrer Rückkehr von Riddle war der Alltag der Promet-Besatzung recht unspektakulär verlaufen. Sie hatte einige kürzere Forschungsflüge unternommen, die ohne größere Zwischenfälle oder nennenswerte Ereignisse erfolgt waren. Mit anderen Worten: langweilige Routine.
Das Aufregendste in dieser Zeit waren die Flugstunden mit dem neuen Beiboot R-1. Einer der berühmten Abfangjäger von Riddle, der nun zum festen Inventar der Promet II gehörte. Alle Piloten der Spezialcrew hatten damit reichlich Flugerfahrung sammeln können, aber das war nichts im Vergleich zu einem neuen Forschungsflug der Promet II, der sie zu unbekannten Welten und neuen Abenteuern führte.
Jörn Callaghan entdeckte eine Gestalt am Fenster des Verwaltungsgebäudes von Sperrkreis Eins. Die Sperrkreise wurden zum Schutz vor Werksspionage durch ein System aus Überwachungskameras, Posten und Streifen des HTO-Werkschutzes speziell gesichert. Zusätzlich konnten an gekennzeichneten Stellen im Boden in wenigen Augenblicken Wände aus Marsonstahl hochgefahren werden, die den Sperrkreis in eine Festung verwandelten. Das Betreten für unautorisierte Personen sollte grundsätzlich unmöglich sein, doch es gab immer ein erstes Mal.
Die Gestalt am Fenster winkte Jörn zu und er erkannte Mo Humas, das neueste Mitglied ihrer Besatzung. Offenbar fieberte auch sie dem bevorstehenden Start entgegen. Er mochte sie sehr und es beeindruckte ihn, wie schnell sie sich zum vollwertigen Crewmitglied entwickelt hatte. Mo gehörte zum Volk der Dorkava und war wie alle weiblichen Angehörigen ihres Volkes eine Psi-Auflöserin, was bedeutete, dass sie sich durch feste Materie bewegen konnte. Nach der Revolution gegen den Orff war sie der Promet-Besatzung beigetreten und Lorn Jaci hatte ihre Ausbildung übernommen. Dabei bewies Mo eine große Sprachbegabung und hatte sehr schnell Terranisch gelernt. Diese Mischsprache aus Englisch, Spanisch, Deutsch und Französisch löste seit 40 Jahren immer mehr das reine Englisch als globale Verständigung auf Terra ab. Ein Prozess, der durch das Auftauchen außerirdischer Kontakte noch beschleunigt worden war.
Jörn winkte zurück und bemerkte zwei Personen, die aus dem Gebäude traten. Es handelte sich um Peet Orell und dessen Lebensgefährtin Dr. Victoria Melburn. Sie gingen schweigend nebeneinander und ihre Gesichter machten einen bedrückten Eindruck. Erst als sie Jörn sahen, entspannten sie sich etwas und bemühten sich um ein Lächeln. Selbst Jörn Callaghan, der bestimmt nicht übersensibel in Gefühlsdingen war, wusste sofort, dass hier etwas nicht stimmte.
„Die Vorbereitungen laufen gut und sollten bis morgen früh abgeschlossen sein“, erstattete Jörn Bericht. „Dann können wir in aller Ruhe die Endkontrolle machen.“
„Oder ihr fliegt einfach schon einen Tag früher los“, schlug Victoria bissig vor. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich zur Seite, um Peet nicht anzusehen.
Jörn bemerkte, dass sie sich über ihren Spruch ärgerte. Sie hatte sich ihren Zorn nicht anmerken lassen wollen, aber die Gefühle waren stärker gewesen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Jörn besorgt.
Victoria schnaubte. „Was soll ich sagen? Er kann es anscheinend gar nicht abwarten, schnell genug von mir wegzukommen.“
„Das stimmt doch nicht“, widersprach Peet halbherzig.
Sie funkelte ihn an. „Ach nein? Du bist entweder unterwegs im All oder hier und gelangweilt, das sind die beiden Peets, zwischen denen ich wählen darf.“
„Wir reden später“, sagte Peet, doch sie reagierte nicht darauf. Die Zeit bis zum Abflug versprach, nicht sehr angenehm zwischen ihnen zu verlaufen. Aber letztlich rauften sie sich wohl wieder zusammen, denn sie hatten sich versprochen, nie im Streit auseinanderzugehen. Schon gar nicht bei einer wochenlangen Reise ins Weltall.
„Gut“, sagte sie in Peets Richtung. „Wir sehen uns zu Hause.“
Dann verabschiedete sie sich wesentlich herzlicher von Jörn und ging zum Gebäude zurück.
Jörn sah ihr nach. „Sie ist sauer“, stellte er fest.
„Sie hat auch Grund dazu.“
„Aber sie wusste, worauf sie sich einlässt.“
„Stimmt schon und mit meiner Arbeit als Kommandant kommt sie auch zurecht, aber in letzter Zeit hat sie wohl den Eindruck, dass ich jeden Flug annehme, auch die unwichtigen.“
„Oh je, wenn sie erstmal den Eindruck hat, dass du sie vernachlässigst …“
„Ich habe ihren Urlaub vergessen“, gestand Peet.
„Das klingt nicht gut.“
„Sie hat Doppelschichten geschoben, um sich eine Woche freizuschaufeln, die wir gemeinsam verbringen wollten.“
„Gar nicht gut.“
Inzwischen hatten sie die Promet II erreicht, wo die Bodenmannschaft dabei war, die Laderäume zu bestücken.
Ein Geräusch ertönte über ihnen. Eine der Schwebeplattform war in Schieflage geraten und der Container darauf rutschte über den Rand.
Jörn reagierte sofort und sprang in Peets Richtung. Er riss ihn mit sich und sie landeten auf dem harten Rollfeld. Aus etwa zehn Metern Höhe stürzte der Container von der Plattform und prallte nur wenige Zentimeter neben den beiden Männern auf den harten Untergrund. Die Hülle verformte und verbog sich lautstark nach allen Seiten. Die Türen platzten auf, der Inhalt flog ins Freie. Mehrere Gegenstände trafen Jörn und Peet. Sie drehten sich schützend zusammen und ächzten unter den Treffern, bis es vorbei war.
Peet blieb liegen und versuchte, die Schäden an seinem Körper einzuschätzen. Er war nicht von spitzen oder scharfen Dingen getroffen worden und blutete anscheinend nicht, aber er hatte eine Menge schmerzhafter Treffer einstecken müssen. Morgen würde es viele blaue Flecken zu zählen geben. Er drehte den Kopf zu Jörn, der neben ihm lag. „Danke. Ich war in Gedanken und habe es nicht bemerkt.“
Jörn rollte sich auf den Rücken und winkte ab. „Gern geschehen. Außerdem hast du mit deinem Körper das meiste von dem Krempel abgehalten. Wir sind quitt.“ Er stützte sich auf den Ellenbogen auf. „Vielleicht hat Victoria damit zu tun. Mit einem gebrochenen Bein kann sie dich eine ganze Woche lang pflegen, ohne dass du ihr wegläufst.“
„Gerade weil sie Ärztin ist, hat sie für ihren Urlaub sicher andere Pläne.“
„Du musst das wieder gutmachen.“
„Versteht sich von selbst. Aber wie? Die Reise können wir nicht mehr absagen.“
„Du nimmst sie mit und ihr bleibt die ganze Woche in deiner Kabine, während ich mich um das Schiff kümmere.“
Peet grinste. „Ich weiß, für dich wäre das der perfekte Urlaub, aber Victorias Interessen sind doch etwas breiter gefächert.“
„Ich versuche nur zu helfen.“
„Danke, aber ich fürchte, das Problem ist etwas komplexer.“
Peet liebte Victoria und er hatte auch nicht die geringsten Zweifel daran, dass sie seine Gefühle erwiderte. Es waren die äußeren Umstände, die Probleme schafften. Nur leider wollte er an diesen Umständen nichts ändern. Peet hätte sofort einen Posten in der Geschäftsleitung der HTO übernehmen können und wäre dadurch dauerhaft in Yellowknife geblieben. Sie könnten so eine normale Beziehung führen und sich jeden Abend in ihrem gemeinsamen Zuhause sehen. Aber gelang es ihm, auf die Reisen mit der Promet zu verzichten? Langweilte er sich nicht zu Tode, wenn er jeden Tag in seinem Büro bei der HTO Dienst tat? Ganz sicher wäre das der Fall und er fürchtete, dass er sehr schnell Victoria die Schuld daran geben würde. Er wollte gerne mit ihr zusammen sein, aber nicht auf die Abenteuer mit der Promet verzichten. Warum konnte er nicht beides haben?
Weil du dich bereits für eines von beiden entschieden hast und sie weiß, wie deine Entscheidung ausgefallen ist, musste er sich gedanklich eingestehen.
Die Rettungskräfte trafen ein. Mit ihnen war auch Lademeister Benny Graham bei ihnen. Er war insbesondere für die Schiffe Promet II, Moran, Suuk und Cailida Diaz zuständig und leitete die aktuelle Verladung. Der Mann stapfte durch die Trümmer und griff Peet unter die Arme, um ihn zwischen der verstreuten Ladung hervorzuziehen. Während er ihn in Sicherheit brachte, forderte er mit seiner Com den Werkschutz an.
„Meine Güte, habt ihr Jungs ein Glück gehabt.“
„Das lag nur an den überragenden Reflexen von Jörn“, ächzte Peet.
Jörn hatte sich allein aufgerichtet und winkte mit gekünstelter Bescheidenheit ab. „Zu diesem Tanz gehörten zwei und du hast dich prima führen lassen.“
„Clowns“, knurrte Graham. Ihm saß der Schreck noch zu sehr in den Knochen, als dass er schon Scherze über den Vorfall machen konnte. Andererseits war er froh darüber, dass die beiden Betroffenen es locker nahmen, denn ihm würde man die Verantwortung an dem Vorfall geben.
Peet blickte nach oben. „Du kannst jetzt aufhören, mich zu ziehen. Wir sind jetzt weit genug entfernt. Selbst für den Fall, dass der Container noch explodieren sollte.“
Der Lademeister der HTO-Werft antwortete nicht und starrte an ihm vorbei zu dem aufgeplatzten Container. Zwischen den Lebensmittelpackungen ragte ein menschlicher Arm hervor.
„Ach du meine Güte“, entfuhr es Graham. Er ließ Peet los und stürzte auf die offenen Türen zu. Mit beiden Händen fegte er die Pakete zur Seite und legte den Mann frei.
„Ist das ein blinder Passagier?“, fragte Jörn und kam humpelnd näher.
Graham wandte sich an einen seiner Männer. „Ich will sofort wissen, woher der Container kommt und wie lange er unterwegs war.“
War der Mann durch den Sturz des Containers umgekommen oder schon zuvor verhungert? Oder erstickt?
„Und holt einen Arzt!“
Victoria Melburn eilte sofort zum Landeplatz zurück, als sie hörte, dass es einen Unfall gegeben hatte und Peet davon betroffen war. Die Sorge war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, als sie die Unfallstelle erreichte und ihn sofort zu untersuchen begann.
Peet beruhigte sie, obwohl er einen schaurigen Anblick bot. „Mir fehlt nichts, wirklich.“
„Wer von uns beiden hat Medizin studiert?“ Sie suchte gewissenhaft seinen Körper ab.
„Jawohl, Frau Doktor.“ Er fügte sich, ließ den Hinterkopf auf den Boden sinken und lächelte.
An der Stirn hatte er eine Platzwunde, das Blut bedeckte sein halbes Gesicht. Sein übriger Körper wies diverse Flüssigkeiten auf, die aus dem Container ausgetreten waren. Nichts davon schien giftig zu sein.
„Hör auf, so blöd zu grinsen“, sagte Victoria wütend und drückte eine Stelle, von der sie wusste, dass sie schmerzen musste.
„Jawohl, Frau Doktor“, wiederholte Peet.
„Wenn ihr beiden mit eurer Partnermassage durch seid, gibt es hier noch einen Notfall zu versorgen“, drängte Jörn.
Victoria war bereits auf den Beinen. Die Untersuchung von Peet hatte weniger als eine Minute gedauert, nun stieg sie zu Benny Graham in den offenen Container hinein. Der Mann hatte bei dem Absturz schwere Verletzungen erlitten. Während Victoria Melburn den bewusstlosen Fremden erstversorgte, traf Theodor Crook zusammen mit seinen Leuten vom Werkschutz ein und gab ihnen Anweisung, sofort das Gebiet weiträumig abzusichern. Falls es sich um einen Sabotageakt handelte, wollte er sichergehen, dass es der Täter und etwaige Komplizen nicht vom Gelände schafften.
Mehrere Rettungsgleiter trafen ein, um Peet, Jörn und den Fremden in die Werksklinik zu bringen.
*
Zwei Tage nach dem Unfall traf sich Harry T. Orell mit der Hauptcrew der Promet II zur Besprechung. Sie hatten mehrere Themen auf ihrer Tagesordnung und verschiedene Gäste dazu eingeladen. Darunter Dr. Lyndon Hellbrook und Dr. Robert McNally, Theodor Crook, sowie Lademeister Benny Graham und Chef-Asistroniker Bodo Wolters, der seit drei Monaten das Auswertungsteam der Ereignisse von Andor leitete.
„Ich glaube, ich spreche im Namen von uns allen“, begann Harry T. Orell, „wenn ich sage, wie froh wir sind, dass die Sache so glimpflich für euch ausgegangen ist.“
„Nur ein paar Prellungen“, sagte Jörn, „da sind wir Schlimmeres gewöhnt.“
„Aber es wäre vermeidbar gewesen“, sagte Theodor Crook halblaut.
Benny Graham sah zu dem Sicherheitsleiter hinüber, um herauszufinden, ob dies eine Spitze gegen ihn war, doch Crook schien seinen Blick nicht zu bemerken.
„Wie geht es unserem Blinden Passagier?“, fragte der HTO-Chef die beiden Ärzte.
„Leider nicht gut“, erwiderte Dr. Hellbrook. „Der junge Mann hat schwere Hirnverletzungen und zahlreiche Knochenbrüche erlitten. Besonders besorgniserregend sind allerdings seine inneren Verletzungen an mehreren Organen.“
„Sie sind so schwer, dass wir stündlich mit seinem Ableben rechnen“, brachte Dr. McNally die Sache auf den Punkt.
Lademeister Graham konnte nicht länger ruhig zuhören. „Ich versichere, dass bei der Beladung der Promet II alles fehlerfrei verlaufen ist. Der Absturz des Containers hatte keine technischen Ursachen und wurde auch nicht durch Fehler des HTO-Personals beim Be- oder Entladen verschuldet. Es handelt sich nur um einen unglücklichen Zufall.“
„Das ist nicht ganz richtig“, widersprach Crook.
„Was soll das heißen?“, brauste Benny Graham sofort auf. Er hatte also doch richtig vermutet, Crook wollte ihm und seinen Leuten die Schuld an dem Unfall geben.
Der Werkschutzleiter der HTO war kurz erstaunt über diesen Ausbruch, begriff aber sofort dessen Hintergrund. „Richtig ist, dass das HTO-Personal keine Schuld an dem Vorfall trägt. Aber es handelt sich nicht um einen Zufall.“
„Was bedeutet das?“, hakte Harry Orell nach.
„Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass der Absturz des Containers von unserem Blinden Passagier verursacht wurde.“
„Wissen wir schon, um wen es sich bei ihm handelt?“, fragte Peet und kam damit seinem Vater zuvor.
Crook nickte und rief das Datenblatt eines fröhlich grinsenden jungen Mannes auf. „Es handelt sich um Bert Callson, siebenundzwanzig Jahre alt. Er ist der Sohn eines langjährigen Zulieferers der HTO.“
Harry T. Orell hob die Augenbrauen. „Hieronymus Callson? Von der General Space Equipment Inc.?“
„Genau der“, bestätigte Crook.
Die General Space Equipment Inc. war ein weltweit agierendes Unternehmen mit Sitz in Calgary. Die HTO bezog schon lange deren Produkte zur Ausrüstung ihrer Schiffe und bisher hatte es nie irgendwelche Probleme gegeben.
„Aber wie kam er in den Container?“, stellte Jörn eine sehr berechtigte Frage.
„Wir haben das Gebiet um die Promet II abgesperrt, da die Untersuchungen noch immer im Gange sind, aber die bisherigen Ergebnisse lassen keinen anderen Schluss zu, als dass sich Bert Callson selbst freiwillig darin eingesperrt hat.“ Crook blickte in die erstaunten Gesichter reihum und fuhr fort. „Er war mit einer professionellen Survivalausrüstung ausgestattet, die es ihm ermöglicht hätte, zehn Tage in dem Container auszuhalten.“
„Essen hatte er genug“, bemerkte Jörn, denn jeder der zehn gelieferten Lebensmittelcontainer enthielt genug Nahrung, um die zwei Dutzend Besatzungsmitglieder für einen Monat zu versorgen.
„Richtig, Nahrung war nicht das Problem“, bestätigte Crook. „Außerdem war Callson auch erst seit zwei Tagen unterwegs. Ihm wurde zum Verhängnis, dass er sein Beatmungssystem falsch aktiviert hatte und ihm der Sauerstoff ausging. Er drohte, in dem Container zu ersticken. Deshalb hat er wohl in Panik versucht, den Container von innen aufzubrechen, was die Ladeplattform ins Schwanken und letztendlich den Container zum Absturz brachte.“
Harry T. Orell warf einen Blick auf das Bild des guttrainierten, jungen Mannes, bevor er sich wieder seinem Sicherheitschef zuwandte. „In Ordnung, das war das Wie, jetzt würde ich gerne das Warum hören. Was hatte er in dem Container zu suchen?“
„Dieser Teil der Geschichte ist noch unerfreulicher. Callson hatte nicht nur eine Survivalausrüstung bei sich, sondern auch umfangreiches Spionageequipment der GSE Inc.“
„Werkspionage?“, fragte Orell verblüfft.
„So sieht es aus. Ich habe die World Police eingeschaltet, die sofort Ermittlungen direkt bei der GSE Inc. eingeleitet hat. Zum jetzigen Stand der Ermittlungen müssen wir davon ausgehen, dass Callson in Eigenregie bei der HTO spionieren wollte.“
Peet Orell rieb sich das Kinn. „Wenn er an Bord der Promet II wollte, war er sicher an der außerirdischen Technik interessiert, die sich auf unserem Schiff befindet.“
„Er plante wohl, nach der Entladung mit seiner Beute in dem leeren Container unbehelligt von der Promet und dem HTO-Gelände zu gelangen“, vermutete auch Crook.
Benny Graham schüttelte den Kopf. „Was hat sich der Junge denn vorgestellt, wie lange so eine Entladung dauert? Glaubte er wirklich, genug Zeit zu haben, um zwischendurch in aller Ruhe das gesamte Schiff durchsuchen zu können?“
„Vielleicht wusste er bereits, wo er suchen wollte“, sagte Crook.
Harry T. Orells Augen verengten sich. „Ein Insider, der ihm Tipps gegeben hat?“
Crook zuckte mit den Achseln. „Nur eine Möglichkeit. Aber wenn ich betrachte, wie dilettantisch die ganze Aktion ansonsten geplant und ausgeführt wurde, gehe ich eigentlich nicht davon aus.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sein Vater etwas davon wusste.“
Crook stimmte seinem Chef zu. „Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die GSE Inc. darin verwickelt ist. Ich vermute, es handelt sich um eine unabhängige Aktion von Bert Callson.“
„Aber er muss doch einen Abnehmer im Auge gehabt haben. Er allein konnte mit diesem Wissen nichts anfangen, außer es an den Meistbietenden zu verkaufen“, sagte Harry T. Orell.