Sherryl & Lynette - Regnum defende - Blossom Rydell - E-Book

Sherryl & Lynette - Regnum defende E-Book

Blossom Rydell

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Sherryl McLaughlin ist Mitarbeiterin des britischen Inlandgeheimdienstes ›MI5‹ und lässt Lynette Baxter, Leiterin der ›Internal Affairs‹, nicht aus den Augen. Ihr Chef will herausfinden, warum diese ihn ausspioniert. Er braucht Sherryl, um sie zum Schweigen zu bringen oder zumindest vorübergehend abzulenken. Aber ihre Annäherungsversuche bringen sie ihr viel näher, als sie erwartet hat, – und nach einer Nacht in ihrem Bett ist sie sich keineswegs mehr so sicher, auf wessen Seite sie steht. Wird sie an ihrer Mission festhalten können? Oder werden ihre Gefühle alles zerstören, wofür sie so hart gearbeitet hat?

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Seitenzahl: 316

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Sherryl & Lynette

Regnum defende

Lesbian – Romance – Spionage

Blossom Rydell

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar

1. Auflage

Covergestaltung:

© 2021 Thomas Riedel

Coverfoto:

© 2021 depositphotos.com

Dieses Werk enthält sexuell explizite Texte und erotisch eindeutige Darstellungen mit entsprechender Wortwahl. Es ist nicht für Minderjährige geeignet und darf nicht in deren Hände gegeben werden. Alle Figuren sind volljährig, nicht miteinander verwandt und fiktiv. Alle Handlungen sind einvernehmlich. Die in diesem Text beschriebenen Personen und Szenen sind rein fiktiv und geben nicht die Realität wieder. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Orten sind rein zufällig. Das Titelbild wurde legal für den Zweck der Covergestaltung erworben und steht in keinem Zusammenhang mit den Inhalten des Werkes. Die Autorin ist eine ausdrückliche Befürworterin von ›Safer Sex‹, sowie von ausführlichen klärenden Gesprächen im Vorfeld von sexuellen Handlungen, gerade im Zusammenhang mit BDSM. Da die hier beschriebenen Szenen jedoch reine Fiktion darstellen, entfallen solche Beschreibungen (wie z.B. das Verwenden von Verhütungsmitteln) unter Umständen. Das stellt keine Empfehlung für das echte Leben dar. Tipps und Ratschläge für den Aufbau von erfüllenden BDSM-Szenen gibt es anderswo. Das vorliegende Buch ist nur als erotische Fantasie gedacht. Viel Vergnügen!

Impressum

© 2021 Blossom Rydell

Verlag: Kinkylicious Books, Bissenkamp 1, 45731 Waltrop

Druck: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks

»Spionieren ist eine schöne Sache.

Man verschafft sich die Genüsse des Diebes

und bleib dabei ein ehrlicher Mann«

Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862)

Kapitel 1

Schon zum dritten Mal innerhalb einer Minute schaute ich auf die Uhr. Es war eine meiner schlechten Angewohnheiten, die in einer für mich feindlicheren Umgebung vermutlich bereits ausgereicht hätte, mich zu töten. Doch zu meinem Glück handelte es nur einen Pub der LGBT-Community, angefüllt mit tuntigen Männern in Westen und Shorts, Frauen von unterschiedlicher Attraktivität und Überzeugungskraft, sowie einer Handvoll Crossdresser, Teilzeitfrauen und Transidente. Aber selbst im viktorianisch angehauchten ›Comptons‹, das von all seinen Gästen liebevoll ›The Grand Dame of Queer Street‹ genannt wurde, bemerkten Leute gewisse Dinge.

»Na, hat dich dein Date versetzt?«

Ich wandte mich dem Mittvierziger hinter dem Hufeisen-Tresen im Erdgeschoss zu, der mich mit seinen sechseinhalb Fuß um einiges überragte und schätzte, dass er wohl deutlich mehr als das doppelte meines Körpergewichts auf die Waage brachte. Der überwiegende Teil schienen Muskeln zu sein, und die langhaarige blonde Perücke tat ihr Bestes, um seine rauen Gesichtszüge etwas abzumildern. Insofern er überhaupt eine ›Foundation‹ benutzte, so war sie schlecht ausgewählt worden und hatte einen äußerst schlechten Job gemacht. Hinzu kam das knallige pinkfarbene Cocktailkleid mit seinen üppigen Rüschen, das sich in voller Länge an den verkehrten Stellen wölbte – trotz all der Silikonpolsterungen an Hüfte, Po und Brust. Er brauchte wirklich dringend jemanden, der ihn in Sachen Mode beriet und zeigte, sich richtig feminin anzuziehen.

»Nein!«, rief ich ihm zu, über das gerade laufende Stück ›Girls like Girls‹ von Kiyoko und das allgemeine Geschwätz hinweg.

»Ah, verstehe«, erklärte er übertrieben, und kam mir wie ein schlecht ausgebildeter Schauspieler vor, der seine Rolle maßlos überzeichnete. »Ich hoffe, du hast Glück, Schwester.«

Schwester? Du meine Güte! Ich lächelte höflich und suchte mit den Augen wieder den Pub ab. Lynette hätte jetzt hier sein sollen. Wenn es eine Sache gab, die für sie bezeichnend war, dann war es ihre verlässliche Pünktlichkeit. Das sie bislang noch nicht aufgetaucht war, machte mich zwar nicht gerade nervös, aber es würde meine Aufgabe um einiges schwieriger machen, wenn ich ihr nicht bald näherkam. In meinen ersten fünf Tagen in der neuen Abteilung hatte ich noch nicht allzu viel über das herausgefunden, mit dem sie sich gerade beschäftigte. Es war also höchste Zeit, es aus ihr herauszukitzeln, ansonsten konnte es schnell zu spät sein. In meinem Beruf war Geduld oft der bessere Weg um zum Ziel zu kommen, aber Bloomfield hatte das Gefühl, dass es eilte und uns die Zeit davonlief. Wenn Lynette, als leitende Ermittlerin der von allen gefürchteten ›Internal Affairs‹, meinen Vorgesetzten tatsächlich auf ihrem Radar hatte und ausspionierte, wie er es vermutete, musste ich dafür stichhaltige Anhaltspunkte finden, und zwar bald.

Während ich noch meinen Gedanken nachhing, konnte ich aus den Augenwinkeln ausmachen, wie sie plötzlich das ›Comptons‹ betrat. Für eine Geheimagentin war sie ein ziemlicher ›Eyecatcher‹. Ihr langes, dunkles, fast blauschwarzes Haar fiel bis weit über die Mitte ihres Rückens. Ihre dunkle, mediterrane Haut, die sich durch ihre spanischen Vorfahren erklärte, ließ ihre Zähne noch weißer aussehen. Und ihre vollen, zum Küssen einladenden Lippen und dunkelbraunen Augen rundeten das attraktive, begehrenswerte Bild ab. Für den Abend hatte sie ein kleines schwarzes Kleid ausgewählt, das ihre langen schlanken und formvollendeten Beine wundervoll zur Geltung brachte.

Lässig wandte ich mich wieder der Theke zu und beobachtete ihre Annäherung im riesigen Spiegel. Der sechseinhalb Fuß große Mann hinter dem Tresen in seinem Cocktailkleid, der lieber eine blonde Sexbombe sein wollte, zwinkerte mir grinsend zu. Diesem Typen, Mädchen oder was auch immer er darstellen wollte, schien nicht das Geringste im Gastraum zu entgehen.

Lynette kam an die Bar und bestellte sich einen ›Malibu Sunrise‹ – einen Kokoslikör mit Orangensaft, ein wenig Zitrone und Grenadine-Sirup. »Sherryl …?!« Sie starrte mich an.

Ich gab vor, nichts von ihrer Ankunft bemerkt zu haben und schenkte ihr ein freudiges Lächeln. Obwohl wir die ganze Woche eng zusammengearbeitet hatten, legte ich meine Arme um sie und drückte sie fest. Schließlich trafen wir uns ja in einer Lokalität für Schwule und Lesben. Ich spürte ihr anfänglich steifes Zögern, dass sich aber schnell zu einer sanften Umarmung entspannte.

»Was machst du denn an einem Ort wie dem ›Comptons‹?«, kam ich ihr zuvor, ehe sie mich dasselbe fragen konnte. Schließlich wollte ich das Gespräch nicht mit dem falschen Fuß anfangen.

»Ach, es ist …«, sie lächelte und schaute sich kurz um, »… einfach nett hier. Ich komme ganz gerne her, wenn ich mal etwas trinken möchte. Besonders nach einem anstrengenden Tag. Hier sind immer alle gut gelaunt und man kann sich toll entspannen«

»Kann ich gut verstehen. Hier wird man nicht gleich von irgendwelchen Jungs angemacht und kann davon ausgehen, nicht auch noch auf Kollegen zu treffen, nicht wahr?« Ich grinste sie an, nippte an meinem Cocktail, Ihren auf mein Glas fallenden Blick bemerkend und lächelte still in mich hinein. Als ich hergekommen war, hatte ich nämlich einen Moment lang darüber nachgedacht, ihr Lieblingsgetränk zu bestellen, es aber unterlassen und mich für einen ›Sex on the beach‹ entschieden. Ich hatte ihr gegenüber nicht wie eine ›Stalkerin‹ erscheinen wollte, wenn wir genau das gleiche Getränk zu uns nahmen. Das war auch der Grund, warum ich kein kleines schwarzes Kleid ausgewählt hatte. Mein enganliegendes Rotes hatte eine ähnliche Passform und brachte meine Brüste und meinen Hintern aufregend zur Geltung. Und ich hoffte, dass es in Verbindung mit meiner Unterwäsche und den hautfarbenen Nahtnylons ausreichte, sie ordentlich zum Sabbern zu bringen.

»Genau. Ich hasse es, noch Leute nach der Arbeit zu treffen, mit denen ich eh schon den ganzen Tag zusammenarbeite …« Ihre Stimme verstummte, als ihre Taktlosigkeit bemerkte. »Dich habe ich damit natürlich nicht gemeint«, fügte sie schnell hinzu.

Ich lachte laut und drückte ihr leicht den Unterarm. »Ist angekommen!« Ich taumelte kurz, um ein paar zusätzliche Getränke vorzutäuschen, und ließ mich etwas gegen die Bar fallen.

»Vorsichtig!« Sie streckte die Hand aus, um mir Halt zu geben.

»Alles klar. Ich bin nur versetzt worden«, sagte ich und schwenkte einen unsicheren Zeigefinger in der Luft.

»Wie? An diesen Ort?«

»Nein. Wie dumm von mir.« Ich lachte übertrieben. »An deinen Ort.« Ich tippte mit dem Zeigefinger auf ihr Brustbein und machte dann eine Show, in der ich mich ernüchtert zeigte. »Es tut mir leid, dass du mich so siehst. Ich schaff das einfach nicht, mich ordentlich zu betrinken.«

»Ach, tust du nicht?« Lynette lächelte.

»Oh, habe ich doch auch nicht …« Ich grinste. »Gehört auch nicht zu meinen Angewohnheiten, hörst du? Nicht, dass das in meiner Personalakte auftaucht.«

»Okay. Wird es nicht.« Sie sog ein wenig am Trinkhalm ihres ›Malibu Sunrise‹ und beobachtete mich genau. »Du bist doch nicht hergekommen, um dich zu betrinken, nicht wahr? … Also: Warum bist du hier?«

»Amber«, antwortete ich nur.

»Amber? Ist sie deine Freundin?«

Ich machte ein trauriges Gesicht. »Nicht einmal mehr das.«

»Hat sie dich verärgert?«

»Oooh, ja. Und ich hoffe, dass sie jetzt sehr glücklich ist.« Ich hob mein Glas zum Gruß an meine imaginäre Geliebte.

»Was ist sie? … Eine Freundin?«

»Freundin, Geliebte, eine großartige Küsserin …«, ließ ich sie mit Wehmut in der Stimme wissen. »Als sie nach Rom versetzt wurde, sagte sie noch, sie würde auf mich warten. Ich wollte ihr sogar schon einen Ring kaufen.«

»Was ist passiert?«

Ich seufzte. »Sie hat nur ein halbes Jahr gebraucht. Sechs verdammte Monate. Da war ich auch schon abgeschrieben. Sie hat mir gesagt, dass sie sich verliebt hat.«

»In eine andere Frau?«

»Schlimmer.«

»Also in einen Mann«, hielt Lynette fest.

»Nein! In die verfluchte Stadt. Wie kann ich mit einer ganzen Stadt konkurrieren?« Ich warf meine Arme nach oben und verlor fast meinen Cocktail.

»Na, da besteht doch noch Hoffnung. Ich meine, du könntest doch …«

»Nach Italien ziehen? Geht nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann ja nicht mal die Sprache! … Dieses seltsame Latein.«

»Ähm … Also ich glaube ja nicht, dass sie da noch viel Latein sprechen.«

»Oh, wie das? Hat sich da schon wieder was geändert?«

»Geändert?« Sie schaute mich irritiert an.

»Naja, ich meine: Greifen diese verdammten Sesselpupser in Brüssel jetzt auch schon in Landessprachen ein? … Fuck, Brüssel! Gut, dass wir mit denen nichts mehr zu tun haben!«

»Und du hast gar nicht mit dem Gedanken gespielt?«, nahm sie ihren Faden wieder auf.

»Nee … Ich liebe es hier. Vielen Dank. Meine Familie, Bekannten und besten Freunde sind hier.« Ich streichelte ihren nackten Unterarm mit meinen Fingerspitzen. »Jetzt bin ich hier seeeeehr glücklich.«

»Das ist gut zu hören.« Lynette lächelte warm.

Ich ließ meinen Blick über ihr Gesicht huschen und späte durch meine zusammengekniffenen Augen. »Du bist sehr schön, Lynette Baxter, weißt du das?"«

»Ich, ähm … Danke, Sherryl.«

»Ja, wirklich. Richtig hübsch. Kommt deine Familie aus Spanien?«

»Sie kam«, korrigierte Lynette. »Vor vier oder fünf Generationen. So genau weiß ich das gar nicht.«

Ich streichelte durch ihre Haare. »Du hast großes Glück. Du hast …«, ich lächelte, als ich in ihre dunklen Augen sah, »… so einen süßen, exotischen Blick. Der bittet mich förmlich, mich in dich zu verlieben.« Im nächsten Augenblick küsste sie auch schon. Es war kein leidenschaftlicher Kuss, sondern einer mit geschlossenem Mund, Lippen auf Lippen, und mit vielleicht etwas zu viel Druck, um einer der romantischen Art zu sein. Schließlich musste ich ja meine Rolle als Betrunkene spielen, und ich hatte nur wenig Zeit mich an sie heranzumachen. Also musste ich die vielen Regeln des Flirtens einfach überspringen und auf volles Risiko gehen. Sie hätte mich jederzeit von sich schieben können, und irgendwie hatte ich es auch erwartet. Aber sie tat es nicht. Selbst als ich meine Arme um ihren Hals schlang, hielt sie sanft meine Unterarme und wartete geduldig, bis ich fertig war. Als ich mich endlich von ihr zurückzog, tat ich so, als wäre gar nichts zwischen uns passiert. »Bitte! Noch einen ›Sex on the beach‹, Bar-Mistress!«

Nach einem kurzen Augenblick schlenderte die sechseinhalb Fuß große Mann-Frau mit einem frischen Glas und schlauen Grinsen, um den grell geschminkten Lippen, zu mir herüber und schob es mir zu.

Als ich den Cocktail in den Händen hielt, prostete ich Lynette zu. »Der beste Kuss seit langem«, erklärte ich. »Danke, dass du so verdammt sexy bist.« In diesem Moment war ich mir nicht wirklich sicher, wie sie auf mein starkes Engagement reagieren würde. Noch konnte es in beide Richtungen verlaufen …

***

Kapitel 2

Lynette wohnte in der Nähe des ›St. James Parks‹, nicht allzu vom ›Comptons‹ entfernt. Nach einem weiteren gemeinsamen Glas, hatten wir uns auf den Weg in ihre Wohnung gemacht. Ich wusste, dass sie gelegentlich Mädchen mit in ihr Bett nahm, aber auch, dass sie seit über einem Jahr keine feste Beziehung mehr führte – weshalb es für mich moralisch völlig okay war.

Noch in dem Moment, da die Haustür hinter uns ins Schloss fiel, küssten wir uns. Unsere Lippen pressten sich aufeinander, als wir uns beide um Befriedigung bemühten – und als meine Zunge im die ihre tanzte, verstrubbelte sie mir meinen kupferfarbenen Bob.

Unsere Nasenflügel flatterten, als unser Atem laut entwich und wir uns eng aneinanderpressten, wobei meine Hüfte gegen ihre ruckte. Mit meinen Händen fuhr ich über ihren Rücken und bemerkte das Fehlen eines Büstenhalters, ehe ich sie auf die schön gerundeten Backen ihres Hinterns gleiten ließ. Sie stöhnte auf, als ich sie drückte, und zog mein Gesicht fester an das ihre, bis wir Gefahr liefen, uns gegenseitig zu beißen.

Mein Gott, schoss es mir durch den Kopf, was ist diese Frau nur für ein Vulkan!

Ich trat mit einem Fuß ganz leicht zur Seite und brachte ihren Oberschenkel in direkten Kontakt mit meinem Allerheiligsten; und als ich meine Hüften neigte, um mich an ihr zu reiben, tat sie mir es gleich. Innerhalb weniger Sekunden stöhnten und keuchten wir beide vor Erregung – obwohl wir noch immer ganz angezogen waren. Ich spürte die sich von meinem Becken ausbreitende Hitze, was mich veranlasste, mich noch fester an ihr zu reiben. Unsere Küsse verwandelten sich in kontrollierte Ausbrüche der Leidenschaft, die mehrere Sekunden andauerte und dann für eine weitere in den Himmel unserer Lippen eintauchte.

»Mhm, … mhm, … mhmmm …!«, stöhnte ich.

Lynettes Hände umfassten meinen Nacken, um mich fest an sie zu ziehen, als ihre Zunge in meinen Mund hinein und aus ihm herausschoss. »Oh, fuck! … Du verrücktes … Mist … stück!«, schaffte sie zwischen zwei Küssen. »Was … zur Hölle … machst du … mit mir?!«

»Ich … ich will … dich … so verdammt!«, antwortete ich und spürte wie ihre Daumen und Zeigefinger um meinen Hals krochen, wo sie sich gleich darauf trafen. Ich nahm es als Zeichen, dass sie fordernder wurde, und es gefiel mir, als sie sich fest gegen mich lehnte, ihren Oberschenkel zwischen meine schob und mich dabei gegen die Wand drückte.

»Und jetzt raus mit der Sprache. Was wird das hier für eine Nummer, du kleine Bitch?!«, raunte sie mir bedrohlich ins Ohr.

Plötzlich ergriff mich nackte Angst, als ihre Daumen einen ersten leichten Druck auf meinen Kehlkopf ausübten. Ich packte sie an den Handgelenken, im Versuch, sie von mir wegzuziehen – aber sie war mir an Stärke überlegen. »Arhhh …«, krächzte ich an ihrem festeren Griff vorbei. »Arrrhh …!«

»Was ist das für ein verdammtes Spiel? Raus damit!«

Inzwischen wurde es mir schwarz vor Augen und meine Sicht drohte zu versagen. Ich kämpfte darum, ihre Handgelenke irgendwie zu verdrehen, musste aber direkt feststellen, dass mir dazu die Kraft fehlte.

»Ich weiß, dass du nicht betrunken bist, Miststück! Warum also diese ›Ich mach' einen auf heißen, geilen Feger-Nummer‹? Es waren reichlich Frauen in der Bar, die sich nur zu gern von dir hätten abschleppen lassen. Warum hast du ausgerechnet mich ausgewählt?«

»Ich ... liebe ...« Ich hätte bereits reagieren sollen, als ich ihre Daumen an meiner Kehle spürte, aber irgendetwas hatte mir gesagt, ich solle sie gewähren lassen und abwarten. Es war völlig verrückt, doch mein Bauchgefühl hatte mich mehr als einmal aus schwierigen, ja, manchmal ausweglosen Situationen gerettet. Ich vertraute auf meinen Spürsinn, obwohl mir die Beine versagten und ich auf ihr Knie zu rutschen anfing. Dabei ließ ich meine Augen zurückrollen und lehnte meinen Kopf gegen ihre Schulter, während ich in ihrem Griff erschlaffte. Es war teils ein Akt der Kapitulation, teils ein Mangel an Kraft.

»Fuck …!«, bellte sie und ließ meinen Hals los.

Meinem ersten Instinkt folgend, wollte ich nach Luft schnappen. Doch zugleich wollte ich es ihr nicht zu leicht und es richtigmachen. Also nutzte ich meine ›Free Diving‹-Trainingserfahrungen, wandte die Technik des statischen Atemstillstands an und begann jede Spannung in meinem Körper zu lösen, als würde ich mich auf eine Meditation vorbereiten – wobei ich weiter zu Boden rutschte. Ich spürte, wie mir Lynette unter die Arme griff und mich behutsam auf den Boden sinken ließ – und wenngleich ich kleiner und leichter war, musste sie deutlich Kraft aufbringen.

»Fuck!« Sie schlug mir ins Gesicht. »Wach' auf, Bitch!«

Ich schaffte es meinen Kiefer hängen zu lassen, und selbst als mich der zweite Schlag traf, gelang es mir nicht zu blinzeln. Aber mir lief die Zeit davon, denn wenn ich nicht bald atmete, würde ich völlig ohnmächtig werden.

»Scheiße! Scheiße! Scheiiiißeee …!«

Lynette drückte ihren Mund auf meinen und blies ihre warme Luft in meine Lungen – Luft, die ich dringend brauchte. Okay, sie war ›Second-Hand‹, aber tausendmal besser als gar keine.

»Jetzt komm' schon! Komm' schon …!«, murmelte sie, während ihre Finger meinen Puls am Handgelenk suchten.

Meine Atemfrequenz war zwar auf null gesunken, aber mein Puls, so flach ich ihn auch bekommen hatte, war noch vorhanden. Für mehrere Sekunden schenkte sie mir noch einmal Luft, worauf ich ein heiseres Keuchen folgen ließ.

»Komm' schon, Kleines ... Es tut mir leid ... Es tut mir wirklich leid.« Sie atmete wieder für mich und drückte dann ihre Wange an meine.

Okay, dachte ich. Es wird langsam Zeit. Also sog ich keuchend Luft ein, bis es nicht mehr ging, krümmte meinen Rücken und riss meine Augen auf.

»Ja! Gut so! … Jaaaa …!« Lynette drückte ihre Hände auf meine Wangen. »Komm' zurück zu mir, Kleines.«

Ich röchelte und täuschte ein Trauma vor.

Lynette umarmte mich fest, ehe ihr bewusstwurde, dass sie mich gerade zu erdrosseln versucht hatte. Augenblicklich ließ sie mich los und bedeckte mein Gesicht mit Küssen. »Oh, mein Gott. Ich habe dich fast umgebracht. Es tut mir so leid. Bitte, vergib mir!«

Ich nickte und tätschelte ihren Unterarm. »Du musst echt mal an deinem Verfolgungswahn arbeiten und zu vertrauen lernen«, keuchte ich heiser und fasste mir an meinen schmerzenden Hals.

»Ja, ich weiß.« Sie presste ihre tränennasse Wange an meine. »Es liegt an diesem verfluchten Job. Manchmal drehe ich einfach durch.«

»Du hast mir nicht vertraut, nicht wahr? Obwohl wir in der gleichen Abteilung arbeiten?«

»Stimmt. So verrückt das auch klingt.«

»Immerhin hast du mich am Leben gelassen«, grinste ich sie an. »Bedeutet das, dass ich den Test bestanden habe?«

»Ja, du entzückendes, dummes Mädchen. Natürlich hast du bestanden.«

Ich rieb mir die Kehle. »Nun, da geht es mir gleich deutlich besser.«

Lynette half mir auf die Beine. »Ich werde das wieder gut machen, Kleines …« Sie neigte sich mir zu und flüsterte mir ins Ohr: »Hattest du jemals eine ganze Nacht lang umwerfenden Sex mit einer geilen, wenn auch leicht paranoiden Chica?«

»Nein, nicht, dass ich mich erinnere …« Ich schüttelte meinen Kopf. »Ah, Moment, da … da gab es mal ein Mädchen auf Kuba …«

»Klugscheißerin! Dann komm'. Du hattest einen Schock und musst dich hinlegen.«

»Angezogen?« Ich hob eine Augenbraue. »Oder nackt?«

»Ich werde mich schon darum kümmern. Vielleicht lass' ich dir ein wenig von deiner aufregenden Unterwäsche.« Sie grinste, wischte sich eine Träne weg und warf einen Blick auf meine bestrumpften Beine. »Ich stehe auf heiße Dessous.«

An diesem Punkt wusste ich endgültig, dass ich Lynettes Vertrauen gewonnen hatte …

***

Kapitel 3

Die Morgendämmerung befleckte bereits den Himmel, als sie mich zu Bett brachte, und sie war nur zwanzig Minuten von ihrem Versprechen auf eine Nacht voller Sex entfernt. Auch wenn Lynette nicht meine erste Frau war, so hatte ich bislang nicht die geringste Ahnung davon, wieviel Spaß zwei Mädchen tatsächlich miteinander haben konnten. Männer waren im Bett zwar ganz okay, aber es mit Frauen zu treiben, war für mich immer ein besonderes ›Highlight‹.

Sie hatte es nicht eilig, mich auszuziehen und sich eine gefühlte volle Stunde Zeit gelassen, mir mein Kleid vom Leib zu schälen, um meine Spitzenunterwäsche freizulegen. Die blieb noch für gut eine Stunde an Ort und Stelle, ehe sie zum Bestandteil eines wunderbaren Striptease wurde, den sie gekonnt in die Länge gezogen hatte.

Und dabei war es nicht so, dass sie mich nicht berührt hätte. Oh, nein. Das tat sie laufend, aber immer durch meine Kleidung hindurch. Ich brannte bereits vor Verlangen und wartete verzweifelt auf die Berührung ihrer Hände auf meiner nackten Haut, als sie meinen BH entfernte.

Sie selbst hatte sich ebenso schnell entkleidet wie mich. Als sie mich küsste, hielt sie meine Handgelenke mit ihren Händen fest umschlossen – nachdem sie mir glaubhaft versicherte hatte, mich nicht wieder zu erwürgen zu wollen – und bedeckte meinen Körper mit Küssen; ausgehend von meinem Mund, Gesicht und Hals, bis hinunter zu meinen immer noch hautfarbenen bestrumpften Oberschenkeln.

Mehrfach wollte ich sie berühren, aber sie lehnte es immer wieder vehement ab und meinte: »Jetzt noch nicht« und »Ich habe noch einiges gut zu machen, Kleines.«

Ihr Mund fühlte sich himmlisch auf meiner Haut an und ihre Zunge göttlich. Das erfuhren insbesondere meine Brustwarzen, als sie mir den BH löste. Sie ließ sich von mir streicheln, ihr mit den Fingern durch die Haare fahren, während sie meine kleinen Brüste erfreute und bot mir eine klare Sicht, als sie meine Nippel zu voller Größe brachte, ehe sie ihre Lippen um sie legte und verlockend langsam in ihren Mund saugte. Dann neckte sie die Spitzen mit ihrer Zunge und machte mich verrückt. Wann immer sie sich zurückbewegte, sorgte sie dafür, dass sie meinen verletzten Hals mit ihren federweichen Küssen bedachte und nach jedem einzelnen ein aufrichtiges »Sorry« murmelte.

»Längst vergeben«, seufzte ich. »Es tut auch nicht mehr weh.«

»Ich hätte dich töten können, Kleines. Ich muss es wieder gut machen, und wenn auch nur hier.« Sie legte eine Hand an die Stelle ihrer Brust wo sich ihr Herz befand.

Möglichweise hätte sie mich tatsächlich töten können, nur würden wir das nie mit Sicherheit wissen. Immerhin hatte sie die gleiche Ausbildung wie ich durchlaufen, und war dementsprechend ebenso gut ausgebildet. Mit einer früheren Reaktion, wäre es mir wohl durchaus gelungen, mich aus ihrem Griff zu befreien und die Gefahr einer Strangulation zu vermeiden. Was anschließend zwischen uns passiert wäre, war weit entfernt jeder Vermutung. Allerdings war ich mir sicher, dass wir beide ordentlich ausgeteilt und uns verletzt hätten.

Lynette griff hinter ihren Rücken und öffnete ihren BH. Ihre Brüste waren voll und schwer, mit großen Nippeln und entsprechenden Warzenhöfen.

Als sie sich über mich beugte und mir eine ihrer Brustwarzen in den Mund tauchte, saugte ich dankbar daran. Bis zu diesem Moment hatte sie mir nicht erlaubt, irgendeinen Körperteil von ihr zu berühren – abgesehen von ihren Haaren. Möglicherweise vertraute sie mir noch immer nicht zu einhundert Prozent, aber vielleicht ging es ihr auch einfach nur darum, die Kontrolle zu behalten. Ich griff nach einer ihrer Brüste und fragte mich, ob sie mich aufhalten würde. Doch endlich erlaubte sie meinen Fingern, ihre weiche, empfindsame Haut zu streicheln und zu drücken.

Sie seufzte, umfasste mit ihrer Hand meine Wange und streichelte sie sanft mit ihrem Daumen.

Als ich an ihrer Brustwarze saugte und fühlte, wie sie sich in meinem Mund direkt versteifte, schwang sie ein Bein über meinen Oberschenkel und bewegte sich ein wenig nach oben, bis ihrer gegen meinen Schritt drückte. Ich stöhnte, als sie mein Allerheiligstes rieb, das noch immer in meinem roten Spitzenhöschen gefangen war.

»Wow …«, bemerkte sie, mit einem begeisterten Lächeln in der Stimme. »Du bist ja schon richtig nass, Kleines.«

»Mhmm, …mhmm …«

***

Kapitel 4

Völlig ausgelaugt und gehetzt erschien ich am folgenden an meinem Schreibtisch. Lynette hatte mir gerade einmal zwei Stunden Ruhe gegönnt und mich etwas schlafen lassen, dafür aber mit zahlreichen multiplen Orgasmen belohnt. Getreu ihren Worten hatte sie mich tatsächlich erst um vier Uhr morgens zwischen meinen Beinen berührt – abgesehen vom Reiben ihres Beines an meinem Schritt – und den Steg meines Höschens eine halbe Stunde später zur Seite gezogen, um mich mit langen, anhaltenden Küssen und neckenden Schlägen ihrer Zunge herauszufordern.

Was Lynette mit mir angestellt hatte, war die reinste Folter gewesen. Nachdem sie mich immer wieder geleckt, an mir gesaugt und mich mit ihren Fingern gefickt hatte, war ich so erschöpft beim Einsetzen der Morgendämmerung, dass ich versuchte, mich von ihr wegzurollen. Aber sie hatte mich in Position gehalten und zu einem weiteren erschütternden Höhepunkt gebracht.

Als sich mein ›Pager‹ meldete, warf ich einen prüfenden Blick auf das Display. Es war Bloomfield. Ich beeilte mich, ein Telefon zu finden, und schüttelte die Spinnweben aus meinem Gehirn, als ich mit einigen Aktenmappen an meiner Brust den Korridor entlang trottete. Infolge meiner Übernachtung bei Lynette, trug ich noch immer das rote Cocktailkleid vom Vorabend, über das ich meine elegante Jacke geworfen hatte. Mit einem hellen Schal verbarg ich die blauen Druckstellen an meiner Kehle, die Lynettes Daumen hinterlassen hatten.

Unten herum war ich nackt, denn mein rotes Spitzenhöschen gehörte jetzt ihr. Sie hatte es als unverschämtes Andenken einbehalten. Vielleicht als eine Trophäe, möglicherweise aber auch als eine Art Geisel, die es meinerseits auszulösen galt. In diesem Punkt war ich mir nicht ganz sicher. Aktuell wusste ich nur, dass ich einige Koffeinpillen brauchen würde, wenn ich es mir zurückholen wollte. Denn noch eine weitere Nacht wie diese, würde mich unweigerlich umbringen.

Von einem der Wandtelefone nahm ich den Hörer in die Hand, tippte die im ›Pager‹ angezeigte Nummer ein und wartete, bis mein Vorgesetzter antwortete. »Drachenfisch?«, erkundigte ich mich.

»Wie ist Ihr kleines Tête-à-Tête letzte Nacht gelaufen, kleiner Rotfeuerfisch?«, fragte Bloomfield mit einem Schmunzeln in der Stimme. »Mir ist zu Ohren gekommen, das Licht wäre die ganze Nacht an gewesen.«

Verdammt!, knurrte ich in mich hinein. Hat er mich etwa beobachtet? »Auf die kleinen schmutzigen Details werden Sie verzichten müssen, Drachenfisch. Sie erhalten die Ergebnisse. Ende der Geschichte.«

»Ich würde schon gerne die Details Ihrer neuen Verbindung erfahren.« Seine abgesenkte Stimme duldete keinen Widerspruch.

Wie pervers ist das denn?, schoss es mir durch den Kopf. »Es war körperlich äußerst fordernd«, schnappte ich ausweichend.

»Ich bin sicher, Ihnen befohlen zu haben, ein Mikro und eine Brustkamera zu tragen.«

»Habe ich auch.«

»Und warum hat die Datenübertragung nicht funktioniert?«

»Kann ich mir nur mit einem Übertragungsfehler erklären. Tut mir leid.«

»Und was haben Sie für mich?«, hakte er nach. »Oder waren Sie so damit beschäftigt, sich wie eine Schlampe zu benehmen, dass Sie Ihre Mission darüber vergessen haben?«

Schlampe, geht's noch? Was maßt er sich an?, durchfuhr es mich, ehe ich mich wieder auf das Wesentliche, meine Mission, besann. »Ich habe drei Abhörgeräte in ihrem Büro installiert, Drachenfisch. Nicht nachweisbare. Und ein ›Repeater‹ über das ›WLAN‹. Plus fünf Wanzen in ihrer Wohnung.«

»Auch eine in ihrem Schlafzimmer?« In seiner Stimme lag es Lauerndes, Hoffnungsvolles.

»Sorry. So viele ›SpyBugs‹ hatte ich nicht.«

»Ich muss sagen, dass ich sehr enttäuscht von Ihnen bin, kleiner Rotfeuerfisch.«

»So spielt das Leben«, merkte ich lapidar an.

»Nun gut. Ich werde überwachen, was Sie gepflanzt haben. Vielleicht können wir die Sache noch in den Griff bekommen.«

Ich unterbrach das Telefonat und dachte über das Gesprochene nach. Bloomfield war eindeutig besorgt, denn wenn Lynette tatsächlich eine Doppelagentin war, mussten wir das schnellstens herausfinden. Schließlich arbeitete sie als Leiterin der ›Internal Affairs‹ – eine Schlüsselposition, von der aus sie großen Schaden anrichten konnte …

***

Kapitel 5

Wie sich recht schnell herausstellte, hatte Bloomfield Recht, Lynette zu verdächtigen. Denn indem wir ihre Telefongespräche mithörten und E-Mails auswerteten, kamen wir ihr auf die Spur und ermittelten ihren Decknamen. Obendrein hatte er bewusst diverse Orte in der Stadt aufgesucht, um sich von Lynettes Agenten verfolgen zu lassen, die ihr am nächsten Morgen detailliert Bericht erstatteten.

Sie hatte ihm den wenig schmeichelhaften Decknamen ›Mistkäfer‹ verpasst, und seine Mitarbeiter, zu denen ich, wie ich erleichtert feststellte, nicht gehörte, hießen ›Stinkwanze‹, ›Libelle‹ und ›Schmeißfliege‹. Sie schien eine ausgesprochene Vorliebe für ekelhafte Insekten zu haben. Anscheinend hatte sich der ›Mistkäfer‹ nicht mit ›Mauerwespen‹ getroffen. – womit, wegen des Plurals, wohl ein bestimmter, außerhalb des Geheimdienstes stehender Personenkreis gemeint war. Jedenfalls wurde deutlich, dass er genauestens überwacht wurde, und ich fragte mich, weshalb? Wenngleich das natürlich seine Angelegenheit war und nicht meine.

Lynette hatte viele weitere Berichte erstellt, aber ich richtete mein Hauptaugenmerkt auf den, der sich auf den ›Mistkäfern‹ bezog – zumal mich Bloomfield damit beauftragt hatte, herauszufinden, wem sie Meldung erstattete. Der einzige konsistente Name, den ich aus all ihren Unterlagen herausziehen konnte, war ›Vojvodina‹, was für mich eindeutig nach Balkan klang – und sich nach kurzer Recherche als Name einer kleinen serbischen Stadt herausstellte. Nur warum sollte sie, eine geschätzte Mitarbeiterin der britischen Regierung, jemandem mit einem serbischen Städtenamen Bericht erstatten? Natürlich war es nur ein Code und nicht der richtige Name des Agenten – aber dennoch …

Mein ›Pager‹ meldete sich. Es war Lynette, die mich rief. Anstatt mich telefonisch bei ihr zu melden, eilte ich direkt zu ihrem Büro und klopfte an die Tür.

»Herein!«

Ich öffnete und trat ein.

Sie blickte auf und lächelte. »Ein kurzer Ruf und du kommst schon angerannt? Ich schätze das sehr an einer Frau. Ich sollte dich zu meiner Dauer-Sklavin machen ... Das du wie ich auf heiße Dessous stehst, weiß ich ja bereits. Vielleicht hast du ja auch einen Faible Lack, Leder und Latex?«

»Durchaus möglich. Finde es doch heraus«, erwiderte ich mit einem frechen Grinsen, ehe ich erklärte: »Ich war gerade in der Nähe. Es war einfacher herzukommen als anzurufen, … Mistress Lynette.« Ich schenkte ihr ein schelmisches Lächeln, knickste mädchenhaft und berührte kurz den Schal an meiner Kehle.

»Hmm … Würdest du mir bitte einen Gefallen tun?«

»Seit wann muss man eine Leibeigene um etwas bitten?«, grinste ich.

»Stimmt auch wieder. Mir gefällt deine Einstellung, Sherryl.« Sie lachte, wedelte mit meinem Höschen, das wie eine aufreizende Erinnerung an unsere gemeinsame Nacht neben ihrem Pott Kaffee lag und schnupperte daran, ehe sie ihre Trophäe wieder zur Seite legte. »Ich habe hier einige wichtige Transkriptionen, die dringend weitergeleitet werden müssen.« Sie deutete auf einen braunen Umschlag.

»Transkripte auf Papier?« Ich runzelte die Stirn.

»Diese sind zu brisant, um per E-Mail versendet zu werden. Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann.« Sie schaute mich fragend an. »Würdest du?«

»Wohin?« Ich wollte nicht zu eifrig erscheinen, ihre Unterlagen in die Hände zu bekommen. Also warf ich einen Blick auf die Aktenmappen, die ich bereits mit mir führte.

»Die müssten ins Untergeschoss, ›Section 6‹.«

Wie beiläufig zuckte ich die Achseln. »Ich muss eh noch in die ›Section 4‹.« Ich nickte zustimmend und fügte, um meinen Eifer weiter zu verwässern hinzu: »Ja, kann ich machen. Ich muss aber vorher noch im achten Stock etwas erledigen. Auf dem Weg runter kann ich die Transkripte mitnehmen.«

Sie nickte zufrieden und legte den Umschlag auf ihren Schreibtisch.

Mein Herz pochte heftig, als ich auf dem Weg zu einer fiktiven Erledigung mit dem Fahrstuhl zwei Etagen nach oben fuhr und einmal die gesamte Länge des Korridors durchquerte. Lynette vertraut mir wertvolle Informationen an, schoss es mir durch den Kopf.

Ging es in den Transkripten womöglich um den ›Mistkäfer‹? Dann machte ich mir bewusst, dass es sich auch um einen Test ihrerseits handeln konnte und beschloss Vorsicht walten zu lassen.

*

Zehn Minuten später nahm ich den Umschlag von Lynettes Schreibtisch.

»Wirf sie in das Fach ›Null-Achtzehn‹ ab, meine süße Sklavin«, bemerkte sie mit einem frechen Grinsen, ohne wirklich von ihrem Bildschirm zu mir aufzublicken.

»Ganz wie Mistress befiehlt.« Ich knickste und erwiderte ihr Grinsen, ehe ich aus ihrem Büro eilte.

*

Ich ignorierte den Aufzug und nahm stattdessen das Treppenhaus, weil mir dieser Weg ausreichend Zeit gab, den Umschlag auf dezente Weise zu untersuchen. Er war groß genug, um Druckerpapier im Standard-Briefformat aufzunehmen, und schien auf den ersten Blick unauffällig. Ich schnupperte am Siegel, leckte dann kurz an einer Stelle über die obere Einstecklasche und schmeckte Menthol. Wie hinterhältig, dachte ich. Dann entdeckte ich etwas am Inhalt, dass sich für mich nicht richtig anfühlte. Es kam mir so vor, als befände sich im Umschlag außer Papier noch etwas anderes. Die untere Klappe war frei von Menthol. Als ich sie geringfügig öffnete und hineinschaute, wurde die Falle offensichtlich. Bei einem unüberlegten Herausziehen der Lasche, hätte mich eine lilafarbene Staubwolke überzogen, die selbst dann, hätte ich sie von meiner Kleidung und Haut entfernen können, unter UV-Licht noch nachweisbar gewesen wäre. Mir blieb also nichts weiter übrig, als die Falle behutsam zu umgehen. Dabei achtete ich darauf, ob es noch eine gab und warf einen schnellen Blick auf die zehn Papierbögen.

Lächelnd stellte ich fest, dass sie sämtlich leer waren. Lynette hatte mich also tatsächlich einem Test unterzogen. Während ich den Umschlag wieder sorgsam schloss, achtete ich darauf, dass keine Spuren meines Öffnens sichtbar waren. Dann gab ich den Umschlag mit den angeblichen Transkriptionen ab und auch die übrigen Unterlagen, die ich bei mir hatte. Bevor ich wieder nach oben eilte, sammelte ich ein paar Aktenmappen in der ›Section 4‹ ein.

Ehe ich in den Korridor betrat, griff ich in meine Handtasche, brachte minimal etwas Wimperntusche in mein rechtes Auge ein und wartete, bis es zu tränen anfing. Dann machte ich mich auf den Weg zu Lynette.

*

Sie tippte immer noch auf der Tastatur ihres Laptops herum.

»Hör' zu, … ich habe mich gefragt …«, setzte ich an und verlieh meiner Stimme einen schüchternen Klang. »Wo … wo isst du normalerweise zu Mittag? Ich meine; Wenn du alleine essen möchtest, macht es mir natürlich nichts aus. Ich gehe ja meistens in die Kantine, und wenn du mich nicht in deiner Nähe haben möchtest, ist das in Ordnung. Ich … ich wollte auch nur fragen, ob du vielleicht … Also, du weißt schon …«

»Sherryl! Du musst zwischendurch auch mal Luft holen, um Gottes willen!«, reagierte Lynette gutmütig. »Wenn du mit mir zu Mittag essen willst, ist es in Ordnung. Normalerweise sitze ich draußen auf einer der Bänke am Themse-Ufer.«

»Am Ufer? Ja, klar, großartig. Da ist es sehr schön …« Ich wollte mich bereits abwenden, blieb aber stehen, als Lynette mit ihren Augen rollte.

»Hast du die Transkriptionen abgeliefert, wie ich dich gebeten habe?«

»Ja, sicher. War kein Problem. Die sind wohlbehalten in ›Null-Achtzehn‹ angekommen.« Ich schnippte mit den Fingern wie ein übereifriger Teenager.

»Was ist denn mit deinem Auge los, Sherryl?« Lynette runzelte die Stirn.

»Oh …« Ich wischte mir die Träne vom rechten Auge. »Muss wohl Staub reinbekommen haben, denke ich, oder eine Wimper.« Ich versteifte mich, als Lynette um den Schreibtisch herumging und meine Wangen mit ihren Händen umschloss. Ihre Fingernägel stachen mir leicht in den Nacken, als sie mein tränendes Auge genau betrachtete.

Einen Moment später winkte sie wie eine Ärztin mit einem Stift vor meinem Gesicht und leuchtete es mit ultraviolettem Licht aus. Erneut runzelte sie ihre Stirn und inspizierte mein Auge noch einen kurzen Moment, ehe sie mich wieder losließ. Ich stieß ein eingeschüchtertes Quietschen aus.

»Ich kann nichts sehen, Sherryl«, konstatierte sie, bevor ich sie nach dem leuchtenden Stift fragen konnte. »Es treiben sich mal wieder üble Viren rum. Aber es scheint dir ja soweit gut zu gehen. Wenn es eine Wimper war, ist sie jedenfalls wieder raus.«

»Kannst du mit dem Ding Viren erkennen?« Ich stellte mich dumm und deutete auf das UV-Lämpchen.

»Einige Viren fluoreszieren«, behauptete sie und ging zurück zu ihrem Schreibtisch. »Wir wollen doch nicht, dass du gerade jetzt krank wirst, oder?«

»Nein. Sicher. Natürlich nicht.«

»Du scheinst nervös zu sein, Sherryl. Stimmt etwas nicht?«

Ich senkte meinen Blick auf meine Schuhspitzen. »Letzte Nacht …«, flüsterte ich. »Ich stehe noch immer etwas neben mir.« Ich hob meinen Kopf und grinste. »Und bin sowas von müde. Aber es war so unbeschreiblich schön … und seit deiner Frage, ob ich vielleicht auch Lack, Leder und Latex schätze, habe ich Kopfkino.«

»Ach ja?« Lynette lächelte mich an. »Dann spiele deine Karten richtig aus, Sherryl, und wir erleben schon bald eine weitere Nacht? Dann kannst du mir auch ein wenig von dem Film erzählen, der in deinem hübschen Köpfchen abläuft.«

»Das würde mir sehr gefallen.« Ich legte meine gespreizte Hand an meinen Hals. »Solange du mich nicht wieder umbringen willst.«

»Das werde ich nicht. Versprochen … Hat das Vergnügen den Schmerz wenigstens wettgemacht, den ich dir angetan habe?«

Ich grinste wie ein Teenager. »Ja … und noch viel mehr.«

»Das freut mich.« Sie wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu. »Kann ich dich noch einmal einspannen, wenn ich einen diskreten Boten brauche?«

»Du kannst mich jederzeit einspannen, wenn du einen diskreten Boten brauchst.«

Lynette seufzte bei meiner ungeschickten Alliteration. »Wir sehen uns zum Mittagessen, Sherryl.«

***

Kapitel 6

Lynette nutzte unsere Mittagspause, um alles über mich zu erfahren und schien mit meiner Geschichte zufrieden zu sein. Ich hatte ihr erzählt, dass ich mich bereits während meines Studiums der Kriminalistik für diese Art der Regierungsarbeit interessiert und mich beworben hatte. Auch davon, wie riesig meine Freude gewesen war, das knallharte Auswahlprogramm bestanden zu haben und aktuell in diversen Abteilungen arbeiten zu können, um allen Facetten der Geheimdienst-Tätigkeit kennenzulernen.

»Ich kann mich noch gut an diese Zeit erinnern, ehe ich für meinen ersten Einsatz und die anschließende Spezial-Ausbildung ausgewählt wurde, nachdem meine Eignung endlich beurteilt wurde«, sagte sie. »Dieses verdammt lange Jahr, ohne wirklich zu wissen, was sie von mir am Ende erwarten und ob sie mich überhaupt behalten würde. All diese ständigen Tests, bei denen man schnell durchfallen kann.«

»Das rein akademische Zeug finde ich, ist einfach«, antwortete ich. »Zweimal im Monat die Klausuren bestehen? Das ist weniger das Problem.«

»Es sind die fiesen Fallgruben, die sie dir stellen, nicht wahr? Die ›TFUs‹, stimmt's?« Lynette grinste wissend. »Ich habe mich so oft gefragt, was für ein kranker Verstand sich die ausgedacht hat.«

Die erwähnten ›Traps for the Unwary