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„(...) Als am 16. Dezember 1869 Sacramento fiel, sprachen die wenigen Zeitzeugen von einem gigantischen Heer, welches sich bis zum Horizont erstreckt hatte (…)“
Death in the West – a Study (Seattle, 2005)
Zwei Männer.
Der eine – hitzköpfig, unbeugsam, im Herzen noch ein Kind.
Der andere – verbraucht, erfahren, erschöpft.
Ein Ziel.
Sein Name: Tobin V. Kelly – der Steel Colonel. Ein Psychopath, ein Sadist, ein Armeeabtrünniger und nun der alleinige Herrscher eines Wüstenkaffs namens Courage.
Alte Rechnungen, die beglichen werden müssen.
Mit Blei, mit Blut, mit Entschlossenheit.
Nur eine Sache steht den beiden noch im Weg.
Die Auferstehung.
Es ist Zahltag.
Es ist … Showdown in Courage.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
SHOWDOWN
IN
COURAGE
von
Torsten Scheib
Vollständige Ausgabe 2019
Copyright:
© HAMMER BOOX, Bad Krozingen
(Fehler sind natürlich - wie immer - beabsichtigt und dürfen ohne Aufpreis behalten werden J )
Lektorat: Hammer Boox
Korrektorat: Ingemar Goldberger
Endkorrektur: Susi Swazyena
Cover: Azrael ap Cwanderay
Satz und Layout: HAMMER BOOX
EINE BITTE:
Wie ihr vielleicht wisst, ist HAMMER BOOKS noch ein sehr junger Verlag.
Nicht nur deshalb freuen wir uns alle, wenn ihr uns wissen lasst, was ihr von diesem Roman haltet.
Schreibt eine Rezension, redet darüber, fragt uns, wenn ihr etwas wissen wollt...
DANKE!
Zwei waschechten Cowboys gewidmet:
Ian Fraser »Lemmy« Kilmister
(1945 – 2015)
und
George Andrew Romero
(1940 – 2017)
Taube Ohren und schlaflose Nächte.
Ich habe zu danken.
SHOWDOWN IN COURAGE ist ein besonderer Kurz-Roman, wie ihr feststellen werdet. Nicht nur, weil er von dem hochgeschätzten Torsten Scheib stammt und Torsten bekanntermaßen großartig schreibt – Wilder Westen und Zombies … das ist SO schräg, das MUSS gut sein, dachte ich mir, als das Manuskript eintrudelte.
Aber mehr als das.
IST wirklich gut!
Ist VERDAMMT GUT!
Ich will hier nicht spoilern, sondern verweise stattdessen auf Torstens Nachwort am Ende des Romans, in dem er ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert.
Gewohnterweise liefert er auch noch den passenden Soundtrack dazu. Ebenfalls am Schluss dieses Buches zu finden.
Und auch den ersten Cover-Entwurf für dieses Buch wollen wir euch nicht vorenthalten. Er stammt – wie sonst? - von Azrael ap Cwanderay (und wurde letztlich verworfen, weil im Buch kein Skelett-Häuptling auftaucht – soviel Spoiler darf sein ;)
Bleibt eigentlich nur, euch beste Unterhaltung zu wünschen.
So, wie ihr es von Hammer Boox gewöhnt seid!
Herzlichst
Markus Kastenholz
„(...) Als am 16. Dezember 1869 Sacramento fiel, sprachen die wenigen Zeitzeugen von einem gigantischen Heer, welches sich bis zum Horizont erstreckt hatte (…)“
Death in the West – a Study (Seattle, 2005)
Zwei Männer.
Der eine – hitzköpfig, unbeugsam, im Herzen noch ein Kind.
Der andere – verbraucht, erfahren, erschöpft.
Ein Ziel.
Sein Name: Tobin V. Kelly – der Steel Colonel. Ein Psychopath, ein Sadist, ein Armeeabtrünniger und nun der alleinige Herrscher eines Wüstenkaffs namens Courage.
Alte Rechnungen, die beglichen werden müssen.
Mit Blei, mit Blut, mit Entschlossenheit.
Nur eine Sache steht den beiden noch im Weg.
Die Auferstehung.
Es ist Zahltag.
Es ist … Showdown in Courage.
»I will go
Where no one's gone
Doubt is fear is my desire
Blood and tears
Dripping down through
Brimstone and hellfire …«
Avatarium, Road to Jerusalem
»Selbst mit der heutigen Technik ist es unmöglich, den exakten Grund des Ausbruchs zu bestimmen. War es eine Krankheit? Ein Fluch aus alten Vorzeiten? Man weiß es nicht. (…)
Einzig, dass der Beginn im Süden New Mexicos seinen Anfang nahm, gilt als zutreffend.«
How the West was Lost: A Factual Study (New York, 1985)
New Mexico, August 1869
Ein Schuss brandete über die Steppe. Vorübergehend war es, als würde das wogende Gras innehalten. Sogar die konstanten Gesänge der Heuschrecken schienen verstummt.
Dem Schuss folgte Hohn.
Eine Geste von Tobin Kelly – und der Spott fand ein Ende. Nun waren seine Männer wieder mucksmäuschenstill; ihre Züge versteinert.
Sand und Kieselsteinchen knirschten unter Kellys glänzenden Hessenstiefeln, als er vortrat. Seine stahlgrauen Augen musterten die mächtige Kiefer vor ihm. Der würzige Duft von Harz lag in der Luft.
Beinahe liebevoll glitt seine Hand über die zerklüftete Rinde.
»Ich habe diesen Baum schon immer bewundert«, bemerkte er voller Anerkennung. »Er ist so kraftvoll. So widerspenstig.« Die andere Hand ballte sich zur Faust. »Unabhängig der Widrigkeiten, er lässt sich nicht von hier vertreiben. Durch nichts und niemanden. Das ist das Schöne an der Natur.
Sie steht im Einklang, kennt dabei aber keine Respektlosigkeit. Anders als gewisse Menschen – nicht wahr, Guzmán?«
Der Angesprochene konnte nicht antworten. Seine Aufmerksamkeit galt einzig der Stuhllehne, auf der er balancierte. Der Schimmer des Mondes machte aus dem Schweiß auf dem Gesicht des Mexikaners Diamanten auf einem Samttuch. Eine Vene pulsierte auf seiner Stirn, Nerven- und Muskelstränge spannten sich am Hals.
Zum Abschied tätschelte Kelly den Baum zweimal. Direkt vor seinem Opfer nahm er Stellung ein: Beine zusammen, Kiefer gereckt, den Oberkörper militärisch gestrafft. Zufrieden schwelgte er im Entsetzen des mexikanischen Farmers.
»Es existiert kaum ein größeres Übel als Respektlosigkeit, compadre. Bereits damals, zu Armeezeiten jagte ich jedem, der es gewagt hatte, mich und meine Befehle zu missachten, eine Kugel zwischen die Augen. Wer keinen Respekt kennt, keine Ehrfurcht besitzt, der ist kaum mehr als ein räudiges Tier. Ich meine … wo kämen wir denn hin, würden alle deinem Beispiel folgen, Guzmán? Nicht lange, und in Courage würde das Chaos herrschen, Anarchie – oh, Verzeihung. Selbstverständlich kannst du nichts mit diesen Begriffen anfangen. Aber ich denke, du begreifst auch so, worauf ich hinaus will.«
Wie durch Zauberhand klemmte ein schlanker Zigarillo zwischen Kellys behandschuhten Fingern. An den Stoppeln seiner Wange riss er sich ein Sturmstreichholz an und führte es zum Ende der gerollten Tabakblätter.
»Darum ist auch dein ungebührliches Benehmen mir gegenüber umso unerklärlicher. Ich meine – eine bescheidene, monatliche Abgabe für ein sorgenfreies Leben für deine Familie und dich … ist das wirklich zu viel verlangt? Bin ich denn so ein Unmensch?«
Und als Guzmán nichts sagte:
»ANTWORTE MIR GEFÄLLIGST!«
Erneut schien die Natur zu verstummen.
Guzmáns Unterkiefer bebte. Er blinzelte Tränen hinfort. Ungeduldig zückte Kelly ein zweites Mal an diesem Abend seinen Colt und schoss das zweite Stuhlbein weg.
Der Mexikaner wurde nach vorne gerissen, behielt aber die Balance. Die Schlinge um seinen Hals knarzte.
Die Blicke beider Männer kreuzten sich. Während Kelly voller Zufriedenheit die Furcht in Guzmáns Augen bemerkte, tauchte dieser ab in die dunkle Seele eines Monstrums, das dank Gewalt und Furcht zum mächtigsten Mann in Courage aufgestiegen war und dafür Sorge trug, dass Hunger und Armut herrschten.
Nüchtern nahm Kelly den nächsten Zug. Graublauer Rauch strömte aus seinen Nasenlöchern und umwallte sein kantiges Antlitz.
»Dann … willst du mir also nicht Antwort geben«, bemerkte er, den Zigarillo studierend. »Fürwahr, äußerst bedauerlich. Besonders hinsichtlich deiner kleinen Tochter – und ihrer wahrlich bildhübschen Mutter. Kannst dich gesegnet schätzen.« Er schnippte das dunkelbraune Stäbchen davon.
Ein Schuss – und Guzmán blieb nur noch ein jämmerliches Stuhlbein. Die Schlinge wurde enger. Erbarmungslos steigerte das raue Seil den Druck an seiner Kehle.
»Verzeihen Sie mir, Señor Kelly!«, krächzte er. »Bitte – Erbarmen! Sie kriegen alles von mir; was Sie wollen. Alles! Die Felder, das Haus. Aber ... bitte – verschonen Sie meine Familie. Te lo suplico!«
»Du flehst mich um Gnade an?« Mit dem Lauf tippte sich Kelly gegen die Brust. »Das ist ungemein löblich von dir, Guzmán. Deine Generosität ist bewundernswert, auch wenn die meisten deiner Besitztümer quasi längst mir gehören. Somit wage ich die forsche Behauptung, dass du in der Tat deine Lektion gelernt hast.«
Der Mexikaner erlaubte sich ein Lächeln. Kelly tat es ihm gleich.
»Nun ja, man ist ja kein Unmensch.« Kelly kehrte dem Mexikaner den Rücken zu und schenkte einem seiner Männer einen raschen Augenwink. Er wusste, was zu tun war.
Ein vierter Schuss bellte.
Der beinlose Stuhl fiel zu Boden. Hilflos baumelte der Mexikaner röchelnd in der Luft. Die gefesselten Hände schlugen gegen seinen Rücken. Das Weiß seiner Augen wurde zinnoberrot.
»Andererseits fragte ich mich schon immer, wie gut dein Eheweib im Bett ist. Und mit fünfzehn ist deine Cristina auch kein kleines Mädchen mehr. Gewiss sind dir die Reaktionen meiner Männer nicht entgangen; jedes einzelne Mal, wenn dein liebreizendes Töchterchen in der Stadt Vorräte besorgen war…«
Guzmán wollte aufbegehren, doch sein eingedrückter Kehlkopf beschränkte es auf speicheliges Reißen. Weitere Blutgefäße platzten in seinen Augen. Aus zinnober- wurde kupferrot.
Die vier anderen Männer stimmten erneut ihr hämisches Gelächter an. Kelly ließ sie gewähren. Wortlos klopfte er Guzmán, dessen Todeskrämpfe rapide nachließen, gegen den Oberschenkel, ehe er ihm eine Kugel ins Herz verpasste.
Der Körper des Mexikaners erschlaffte. Ein dunkler Fleck breitete sich in Guzmáns Schritt aus. Es stank nach Urin und Fäkalien.
»Sollen wir ihn losmachen, Boss?«, erkundigte sich einer der Männer.