Sind die Menschenrechte westlich? - Hans Joas - E-Book

Sind die Menschenrechte westlich? E-Book

Hans Joas

4,7
11,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wenn die Idee der Menschenrechte ein Charakteristikum der westlichen Kultur ist, wie kann es dann sein, dass die längste Zeit europäischer Geschichte von Sklaverei und Folter durchzogen ist? Hans Joas zeigt anhand der Rechtfertigung von Inhumanität im Westen, wie fragil der Fortschritt in Richtung einer Sakralisierung der Person ist, und warnt vor jedem kulturellen Triumphalismus, der sich auf die erreichten Fortschritte beruft.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 47

Bewertungen
4,7 (16 Bewertungen)
11
5
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über das Buch

Die westliche Kultur gilt als Wiege der Menschenrechte, doch sie hat auch Sklaverei, Folter und Kolonialismus praktiziert. Sowohl die historische als auch die aktuelle Rechtfertigung von Inhumanität im Westen – Stichwort Guantanamo – belegt, wie fragil der Fortschritt in Richtung einer Sakralisierung der Person tatsächlich ist. In der so oft bemühten Rede von den »europäischen Werten« erkennt Hans Joas weniger den Geist der Selbstkritik als vielmehr den Tonfall sicheren Besitzes.

»Erschütternde, geradezu vernichtende Antworten.«

Süddeutsche Zeitung

Über den Autor

Hans Joas, geb. 1948, ist Soziologe und Sozialphilosoph. Er lehrt als Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin und ist außerdem Professor und Mitglied des Committee on Social Thought an der University of Chicago.

Hans Joas

Sind die Menschenrechte westlich?

Kösel

Copyright © 2015 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlag: Weiss Werkstatt, München

Umschlagmotiv: Weiss Werkstatt, München, unter Verwendung zweier Bilder© shutterstock / Nik Merkulov / BildNr. 119393245

© shutterstock / Andrey_Kuzmin / BildNr. 112721938

ISBN 978-3-641-16131-6

www.koesel.de

Für Ulrich Herbert

und Jörn Leonhard

Inhalt

Die Gefahr eines westlichen Triumphalismus

Das Zeitalter der Transzendenz und seine Folgen

Die Rechtfertigung der Sklaverei

Folter und Kolonialismus

1948: kein westliches Oktroi

Anmerkungen

Die Gefahr eines westlichen Triumphalismus

Im achtzehnten Jahrhundert verschwand dieFolter als legitimes Mittel aus den Rechtssystemen aller europäischen Staaten. Im folgenden, dem neunzehnten Jahrhundert, wurde die Sklaverei in den USA, aber auch in allen anderen Gesellschaften der westlichen Hemisphäre, in denen sie sich zu einer zentralen ökonomischen Institution entwickelt hatte, abgeschafft, zuletzt in Brasilien 1888. Für mich, aber gewiss nicht nur für mich, gehören diese beiden Prozesse zu den wichtigsten Kapiteln in der Geschichte der Menschenrechte. Dies gilt unabhängig davon, ob in der Rhetorik der Zeit der Begriff Menschenrechte eine große Rolle spielte oder nicht. An den jahrzehntelangen intellektuellen Auseinandersetzungen und sozialen Kämpfen, die mit beiden Prozessen verbunden waren, wird unmittelbar anschaulich, dass die entsprechenden rechtlichen Veränderungen weit mehr waren als bloße Veränderungen der Gesetzeslage. Es handelte sich vielmehr um grundlegende kulturelle Transformationen, für die ein aufs Rechtliche begrenzter Zugriff zu eng wäre. Um diese kulturellen Transformationen auf den Begriff zu bringen, spreche ich von der »Sakralisierung der Person«1 . Ich schlage vor, die Menschenrechte und den sie fundierenden Glauben an eine universale Menschenwürde als das Ergebnis eines spezifischen Sakralisierungsprozesses aufzufassen, d. h. eines Wandels, in dem jedes einzelne menschliche Wesen mehr und mehr und in immer stärker motivierender und sensibilisierender Weise als heilig angesehen und dieses Verständnis im Recht institutionalisiert wurde. Dabei hat der Begriff Heiligkeit bzw. Sakralität hier keineswegs eine ausschließlich religiöse Bedeutung; er kennzeichnet vielmehr ganzheitliche, affektiv intensive und Menschen als offensichtlich berechtigt erscheinende Wertbindungen aller, auch säkularer, Art.

ENDE DER LESEPROBE