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Ein Raumschiff, unterwegs zu fernen Welten, über den Pluto, das Sonnensystem hinaus. Eine kleine Welt für sich mit einer kühnen Besatzung, die es wagt, den interstellaren Abgrund zu bezwingen. Vergnügungsreise oder ernste wissenschaftliche Expedition? Gibt es an Bord des Schiffes noch offene Horizonte im Gegensatz zu den verwalteten Planetenwelten? Oder werden auch die Astronauten manipuliert? Merkwürdigen Phänomenen sehen sich die Männer und Frauen des Schiffes im All gegenüber, Erscheinungen, die der klassischen wie der Einsteinschen Physik Hohn zu sprechen scheinen. Gibt es draußen in der Leere, wo nichts sein sollte, etwa auch Planeten? Sogar solche mit irdischem Abfall? Verwirrender und verwickelter noch als früher baut der Autor dieses gedankliche Vexierspiel auf, virtuos spielt er mit Illusionen und der Realität und spart dabei auch mystische Erfahrungen nicht aus. Spielerisch stellt Franke die fiktionale Realität in Zweifel und setzt andere an ihre Stelle, in einem Verfahren, das nahezu surrealistisch zu nennen ist, aber dennoch die Naturwissenschaft nicht preisgibt. »Franke bietet nicht nur Utopie, sondern vor allem kritisches Betrachten, Aufzeigen von Auswüchsen, Warnung vor Missbrauch.« (Wiener Zeitung)
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Seitenzahl: 342
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Herbert W. Franke
Science-Fiction-Roman
SF-Werkausgabe
Herbert W. Franke
Band 16
hrsg. von Hans Esselborn & Susanne Päch
Herbert W. Franke
TRANSPLUTO
Science-Fiction-Roman
SF-Werkausgabe Herbert W. Franke
Band 16
hrsg. von Ulrich Blode und Hans Esselborn
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.
Copyright © 2024 by art meets science – Stiftung Herbert W. Franke
www.art-meets-science.io
Dieses Werk wird vertreten durch die AVA international GmbH, München, www.ava-international.de
Die Originalausgabe ist 1982 im Suhrkamp Verlag erschienen.
Titelbild: Thomas Franke
Lektorat & Korrektorat: Michael Haitel
E-Book-Erstellung: global:epropaganda
Verlag
art meets science – Stiftung Herbert W. Franke
c/o mce mediacomeurope GmbH
Bavariafilmplatz 3
82031 Grünwald
ISBN 978 3 911629 15 7
STECKBRIEF
Wegen dringenden Verdachts der Mitwirkung bei der Entfuehrung eines Raumschiffes werden folgende Personen gesucht:
CURT LONGSON, geboren am 7. Mai 2046 in Portsmouth, England, Physiker und Wissenschaftshistoriker;
LASZLO ROTH, geboren am 22. November 2040 in Budapest, Ungarn, Publizist;
FREDERIK DANNER, geboren am 3. Maerz 2037 in Port Hedland, Australien, Getriebetechniker.
Curt Longson war in den letzten Jahren im Raumfahrthistorischen Institut der Technischen Universitaet in Boston, Massachusetts, taetig und hat sich Anfang des Jahres offiziell zu einem achtwoechigen Urlaub abgemeldet.
Laszlo Roth war als Journalist fuer verschiedene Illustrierte taetig; sein Aufenthalt waehrend des letzten Jahres ist unbekannt – zuletzt soll er in Brasilien gesehen worden sein, doch koennte er sich auch in Afrika aufgehalten haben.
Frederik Danner war als Pensionist im Tessin angemeldet, wo er ein kleines Anwesen besass. Da er allein lebte, kann ueber die Zeit seines Verschwindens keine Aussage gemacht werden.
Die drei Gesuchten waren Teilnehmer der Expedition 2066 nach Alpha Centauri und kamen dort infolge eines tragischen Zwischenfalls ums Leben.
Wer hat die genannten Personen nach dem 20. Januar dieses Jahres noch gesehen? Auch unwichtig scheinende Beobachtungen sind an die Zentralstelle des Sicherheitsdienstes oder beim naechsten Polizeirevier zu melden.
Dieses Fahndungsblatt wurde aufgrund der in der zentralen Personenkartei gespeicherten Daten von einem Computer der Firma Clemens-Data zusammengestellt.
Irgendein Geräusch hatte ihn geweckt … er horchte in das Dunkel hinein … Es war still. Und doch war der Raum von undefinierbaren Geräuschen erfüllt. Ein tiefer Summton, manchmal ein kaum wahrnehmbares Knacken oder Knistern.
Curt hatte sich noch längst nicht aus der Umhüllung des Schlafs gelöst, befand sich noch unter dem Eindruck blasser Träume, die nicht mehr zu fassen waren.
Er versuchte, den Kopf ein wenig zu heben … es kostete ihn Anstrengung – erst jetzt merkte er, dass ihn eine seltsame, körperlose Erstarrung umfasst hatte. Im selben Moment stellte er aber auch fest, dass sie sich bereits zu lösen schien – es war, als erhielte er in kleinen Schüben, in Abständen von einigen Sekunden, mehr und mehr seine Bewegungsfreiheit zurück. Aber noch immer waren seine Lider schwer, er hielt die Augen geschlossen.
Jetzt vermochte er die Geräusche schon besser zu differenzieren. Der Summton schien von fern herzukommen, eine sanfte Vibration, die wie eine Flüssigkeit im Raum lag. Dagegen konnte er nun den Ursprung des Knisterns orten – er musste oberhalb seines Bettes, etwas seitlich vom Kopfende, liegen. Außerdem aber vernahm er jetzt auch ein Zischen, ein Lufthauch strich über sein Gesicht. Er spürte einen angenehmen, belebenden Duft …
Zeit, um die Augen zu öffnen, Zeit zum Erwachen! Es begrüßt Sie Ihr Kapitän. Ein schöner Tag beginnt, ein glücklicher Tag. Bleiben Sie ganz ruhig liegen, Sie haben noch fünf Minuten Zeit. Fünf Minuten, um richtig wach zu werden, fünf Minuten Übergang von Dunkelheit zu Licht. Bleiben Sie ganz entspannt, geben Sie sich angenehmen Gedanken hin! Bei uns gibt es keine Eile, keine Hast. Bei uns sollen Sie sich wohl fühlen. Noch fünf Minuten …
Die Stimme tönte voll, freundlich, wohlwollend. Echtzeitübertragung oder Bandaufnahme? Schwer zu sagen. Warum auch darüber nachdenken? Was war doch empfohlen worden? Fünf Minuten Ruhe, die man genießen sollte …
Es war dieses Zischen, der Luftzug, der Geruch … Ein stimulierendes Gas, ein Spray – Chemikalien … Mittel zur Steuerung der Psyche, zur Kontrolle der Gefühle, zur Lenkung der Bedürfnisse. Freude und Leid, Hoffnung und Verzweiflung, Liebe und Hass, Mut und Angst, je nach Bedarf geweckt oder gedämpft, den äußeren Umständen angemessen, abgestimmt auf Aufgaben und Fähigkeiten, Überwindung von Hemmungen, Missachtung psychischer und sozialer Gesetze, Probleme lösen auf Biegen und Brechen, die Ziele erreichen, die gesetzt wurden – von wem?
… Curt wäre fast wieder eingenickt. Es war ein Ruck, der durch seinen Körper lief und ihn weckte. Er richtete sich abrupt auf, stützte sich dabei mit den Händen ab … scharfe Kanten, dazwischen eine Rille, so breit, dass er gerade seinen Mittelfinger über eine weiche, nachgiebige Masse gleiten lassen konnte. Er tastete nach außen – statt des senkrechten Seitenteils eines Bettes fühlte er eine gewölbte Fläche: Er lag in der bauchigen Mulde eines Halbzylinders.
Plötzlich empfand er die absolute Dunkelheit beängstigend. Er saß auf der Matratze, die Schultern hielt er eingezogen, auf seine Stirn trat Schweiß.
Aus dem Lautsprecher sanfte, heitere Musik. Dann wieder die Stimme.
Die fünf Minuten sind um. Wir wünschen einen guten Morgen. Wir wünschen einen glücklichen Tag. Sie stehen am Beginn einer Reise, die Ihnen Erholung und Unterhaltung bringen wird. Wir führen Sie bis an die Grenze des Sonnensystems, unter unserer Leitung werden Sie die Wunder der Planeten schauen. Die Beschleunigungsphase ist vorbei, wir befinden uns in freiem Flug, die Bahn der Erde liegt weit hinter uns. Um Ihnen die Unannehmlichkeiten des Andrucks zu ersparen, haben wir Sie in Narkose versetzt. Ein harmloses Betäubungsmittel, völlig unbedenklich. Sollten Sie noch einige Gedächtnislücken haben, so machen Sie sich keine Sorgen – sie werden nach und nach vergehen. Denken Sie nicht an Vergangenheit oder Zukunft! Sie befinden sich auf einer Vergnügungsreise – nur die Gegenwart gilt. Wir schalten nun das Licht ein – bitte bereiten Sie sich auf das Frühstück vor. Jedem von Ihnen steht ein eigener Bediensteter zur Verfügung, der Ihnen helfen wird. Nun haben Sie fünfzehn Minuten Zeit – dann holen wir Sie zum Frühstück ab. Wir unterhalten Sie mit Musik.
Während der letzten Worte waren die Lampen eingeschaltet worden, ganz langsam glommen sie auf, wurden heller, ein alltäglicher Vorgang, der hier seltsame Bedeutung gewann. Curt saß noch immer niedergeduckt und schwitzend auf seinem Lager, seine Augen, an die Dunkelheit gewöhnt, nahmen die Umgebung schon während des ersten Aufdämmerns wahr: ein kabinettgroßer Raum, schmal und niedrig, die Längswände, links und rechts seines Bettes, völlig leer, von einem milchigen Grau, die Wand am Fußende von einer jetzt geschlossenen Tür durchbrochen. Die vierte Seite nahm ein Lichtvorhang ein, dahinter, vage, die Konturen eines Baderaums: Dusche, Waschmuschel, Klosett, dazu die üblichen Armaturen. Das Bett tatsächlich als Zylinder ausgebildet; der untere Teil, in dem er lag, aus schwarzem Kunststoff, über ihm, an der Decke, wie das Dach eines Himmelbetts, der zweite Teil, ebenfalls von der Form eines Halbzylinders, eine Art Deckel, der Kunststoff durchsichtig und nur an zwei Stellen durchbrochen, an denen die Halterung eingriff, eine Art Teleskopverbindung zur Decke.
Vergnügungsreise, Besichtigungen, Erholung … Curt beruhigte sich ein wenig. Die seltsamen Umstände? – Da war doch von Gedächtnislücken die Rede gewesen. Ja, er litt unter Gedächtnislücken. Wie war er hierhergekommen? Wer war er? Er wusste seinen Namen: Curt Longson. Er war … er hatte … er bemühte sich vergeblich …
Er glitt von seinem Lager herunter, betrat den Baderaum und verrichtete seine Notdurft. Dann trat er an den Waschtisch. Im Spiegel sah ihm ein müdes Gesicht entgegen, ungewöhnlich bleich, von schwarzem Haar umrahmt. Jetzt erst fiel ihm das hellblaue Nachthemd auf, das er trug – für ihn ein höchst ungewohntes Kleidungsstück. Er zog es aus, putzte sich die Zähne, duschte …
Er war eben beim Abtrocknen, als er ein paffendes Geräusch hörte. Er drehte sich um, trat einen Schritt vor den Lichtvorhang. Ein Android war ins Zimmer gekommen, über dem Arm, säuberlich zusammengefaltet, trug er blaue Wäsche. Er war nicht viel mehr als ein Meter fünfzig groß, die Haut dunkel, doch mit einem blonden Pelz bedeckt, auch die Kopfmähne war blond und reichte an den Wangen fast bis zum Hals hinunter. Dem Gesichtsausdruck nach ein Typ der höheren Intelligenzstufe: das platte Gesicht, das runde Kinn, die hochgezogenen Lippen, die gütigen, pupillenlos schwarzen Augen dieser Geschöpfe.
»Ich bin Anthropus. Ich bin dein Diener. Ich wünsche einen guten Morgen.«
Curt hatte nie einen persönlichen Androiden besessen, und der Luxus, den man hier trieb, überraschte ihn. Aber warum nicht? Eine solche Reise … warum nicht?
Wir hoffen, Sie sind zurechtgekommen. Noch drei Minuten bis zum Frühstück. Wir rufen nach den Zimmernummern auf! Sie finden diese sowohl an der Innen- wie auch an der Außenseite Ihrer Kabinentür. Wird Ihre Nummer genannt, dann treten Sie bitte ohne zu zögern auf den Gang. Folgen Sie den Anweisungen Ihres Androiden! Der Transport erfolgt vollautomatisch. Für Ihr Wohl ist gesorgt. Wir wünschen guten Appetit!
Curt blickte umher – in seinem Raum befanden sich weder ein Schrank noch eine Kommode.
»Wo sind …« Er stockte. »– mein Koffer … meine Tasche?«
Der Android schüttelte den Kopf. »Du brauchst keinen Koffer. Keine Sachen. Hier ist für alles gesorgt.«
»Aber ich brauche einen Anzug! Wie soll ich …?«
Anthropus trat vor, hielt ihm die blaue Wäsche hin. »Hier! Das ist bequemer. Es ist schick, sehr persönlich.« Er faltete die Wäschestücke auseinander – es war eine Art Pyjamahose mit einer dazugehörigen Jacke, recht kunstvoll mit Ornamenten bestickt: stilisierte Vögel, Blumen, Sterne. Er strich mit seiner behaarten Hand mit den sauber gestutzten Krallen liebevoll über die Figuren, blickte dann traurig an sich herab – er trug einen metallsilbernen Smokingrock und eine mattschwarze Hose.
Achselzuckend schlüpfte Curt in die Kleider, die tatsächlich recht bequem waren, in weiße Sandaletten, die Anthropus unter dem Lager hervorgezogen hatte.
Die Musik, die eine ununterbrochen dahinplätschernde Untermalung geliefert hatte, brach ab, ein Gongschlag … ein Zeichen, ein Signal? Im selben Moment, gänzlich unerwartet, wurden die beiden Längswände transparent, und Curt konnte in die Nachbarzimmer blicken, und durch diese hindurch in die nächsten und so fort, bis die Sicht schließlich undeutlich wurde und in einem weißgrauen Schimmer unterging. Und in allen diesen Kabinen, die jetzt eher zu einem riesigen Schlaf- und Wohnsaal zusammengezogen schienen, standen hellblau gekleidete Männer, die sich verblüfft umsahen.
Inzwischen hatten die Aufrufe der Zimmernummern begonnen. Und plötzlich öffnete sich – wieder mit einem Paffen – die hydraulische Tür, der Android schob Curt hinaus und zog den schon erwähnten Gleitschlitten aus der ebenso erwähnten Nische. Es war eine kleine Plattform, gerade so groß, dass man die Füße darauf stellen konnte, an der Vorderseite aufragend eine Art Schutzgitter, zwei Stützen für die Arme, in der Mitte einige mit Ziffern und Zeichen versehene Druckknöpfe.
Curt stellte sich auf dieses Gefährt, er spürte, dass die Standfläche ein wenig nachgab und dass in diesem Moment unter seinen Füßen ein Surren begann. Mit ihm gleichzeitig waren Dutzende anderer Männer den Gang auf und ab auf ihre Gleitschlitten gestiegen. Wie unter einem gemeinsamen Kommando richteten sich diese plötzlich einheitlich aus und setzten sich in Bewegung. Die Androiden blieben an den Kabinentüren zurück.
*
8.10 UHR WECKEN
8.30 UHR FRUEHSTUECK
WORTE DES KAPITAENS
9.30 UHR LICHT- UND TONKONZERT
10.30 UHR ERGOMETRISCHES TRAINING
11.15 UHRFREIZEIT
12.15 UHR MITTAGESSEN
13.30 UHR RUHEPAUSE (obligatorisch)
15.00 UHR BELLEVUETERRASSE
16.30 UHR ESPRESSO
17.00 UHR HOLOVISION
18.00 UHR RUHEPAUSE
19.00 UHR ABENDESSEN
20.00 UHR KOMMUNIKATION
20.45 UHR HOLOVISION
21.45 UHR MEDITATION
22.00 UHR LICHT- UND TONKONZERT
22.30 UHR NACHTRUHE
*
Der Schwebeschlitten hielt an einem der automatisierten Essplätze: zwei Sitze, seitlich von der Förderwand mit der Speiseausgabe; ein mechanischer Greifer schob Teller, Bestecke, kunststoffverpackte Portionen, Kugelflaschen mit Saugstäbchen und was alles noch gebraucht wurde aus der deckelversehenen Nische, die während der Mahlzeit unzählige Male auf- und zuschlug. Der ganze Saal, einige Tausend Tische, war von einemständigen Klappern erfüllt.
Der zweite Platz war bereits besetzt: Eine Dreißig- bis Fünfunddreißigjährige mit dunkelbraun gebrannter Haut und rot gefärbten Haaren blickte ihn erwartungsvoll an. Wie alle anderen Damen unter den Passagieren trug sie ein rosarot gefärbtes und bunt besticktes Gewand, vornehm als Kimono, dem Eindruck nach eher als Pyjama zu bezeichnen.
Als Curt eine Verbeugung andeutete und sich setzte, streckte sie ihm die Hand hin und sagte: »Ich bin Amadea. Wissen Sie, dass wir vom Computer als Partner für diese Reise ausgesucht wurden? Ich habe mich schon nach Ihnen erkundigt – Sie sind Curt Longson. Ich weiß schon viel über Sie …«
Das Ausgeben der Getränke unterbrach ihr Geplauder, zunächst waren sie damit beschäftigt, die knisternden Hüllen von den Speisen zu lösen und in den Abfallschlucker zu werfen. Auch an den anderen Tischen begann nun ein Knistern wie von unzähligen elektrischen Entladungen.
Curt sah sich unauffällig um. Ein fensterloser Raum, der Boden leicht zylindrisch gewölbt – Rotorsystem, Zentrifugalkraft als Funktion des Radius, eine synthetische Hohlwelt, Kopf nach innen, Beine nach außen.
Amadea hatte Curt beobachtet.
»Unter uns der leere Raum. Nur eine dünne Hülle zwischen unseren Füßen und dem Vakuum. Aufregend, finden Sie nicht? Man hätte den Boden auch durchsichtig machen können, doch das wäre gegen die Gesetze – wer nicht schwindelfrei ist … Verstehen Sie? Aber ich freue mich schon auf die Bellevueetage. Der Sternenraum vom Weltraum aus gesehen, das muss imposant sein. Aber was rede ich denn da, Sie kennen das doch alles!«
Curt blickte sie von unten herauf an – es war ihm unangenehm, dass sie offenbar mehr über ihn wusste als er selbst. Ihr rotes Haar leuchtete – Fluoreszenzfarbe? Jedenfalls passte es gut zu ihrem dunklen Teint, zu ihrem offenbar ständig erstaunten Gesicht. Ihre Lippen waren voll, die Nase ein wenig breit – keine Schönheit, gewiss, aber als Reisebegleitung …
»Ich bin Modezeichnerin, die letzten Monate ein ziemlicher Stress, wissen Sie. Diese Reise – hab’ ich mir lange gewünscht. Kann es gar nicht glauben, dass es die Wahrheit ist. Saturn, Jupiter, bis zum Pluto soll es gehen, so habe ich gehört. Aber für Sie bedeutet es wahrscheinlich wenig …«
Der Schwenkarm schob ein kugelrundes Frühstücksei, gemeinsam mit dem Becher in Folie verpackt, vor die beiden hin, und wieder hatten sie damit zu tun, die Verpackung zu lösen.
»Gute Versorgung hier, alles recht gediegen. Das kann ich mir nur einmal im Leben leisten. Man muss es genießen! Ich weiß gar nicht, wie ich die Credits dafür zusammengebracht habe. Die Gedächtnislücken, Sie haben ja davon gehört. Geht es Ihnen auch so? Es soll an der Narkose liegen – eine gute Art, Beschleunigung erträglich zu machen. Aber vielleicht steckt noch mehr dahinter, was meinen Sie?«
Was sollte mehr dahinterstecken? Und was meinte er dazu? Irritiert blickte er sie an.
»O nein, natürlich nichts Schlimmes. Ich habe etwas ganz anderes gemeint. Dass sie uns schonen wollen. Lass die Sorgen daheim, das sagt sich so leicht. Aber mit Unterstützung von Medikamenten …? Oh – ich habe nichts dagegen.«
Curt hatte mit Appetit gegessen, doch plötzlich war er satt. Er schob Reste des Essens, Besteck, Teller und Servietten zur Seite und ließ alles zusammen in den Abfallschlucker gleiten. Er sah sich um – sprach etwas dagegen aufzustehen? Alle anderen waren noch mit der Mahlzeit beschäftigt, die meisten saßen über ihre Teller gebeugt oder unterhielten sich mit ihren Partnern. Nur zwei oder drei Tische von Curt entfernt saß ein Mann – markantes Gesicht, breite Nase, der Ansatz einer Glatze vor leicht gewelltem, zurückgestrichenem Haar –, der zu ihm herübersah. Als sich ihrer beider Blicke trafen, wandte er den Kopf nicht gleich ab, sondern starrte Curt noch einige Sekunden weiterhin an – gedankenverloren? – vielsagend? – höhnisch?
»Es ist noch nicht soweit, sie holen uns wieder ab – mit den Gleitschlitten. Eine nützliche Erfindung, nicht wahr? Aber zuerst, haben Sie das Programm nicht gelesen? – zuerst wird der Kapitän noch zu uns sprechen. Ich bin darauf schon sehr gespannt. Vielleicht sagt er uns Näheres über die Reise? Früher, in den Ozeanschiffen, saßen die Kapitäne im Speisesaal, unterhielten sich mit den Gästen. Das stelle ich mir recht hübsch vor.«
Allmählich erstarb das Knistern des Papiers, schlugen die Deckel nur noch selten knallend über die Ausgabenischen. Selbst die Stimmen wurden leiser, als wäre es tatsächlich die Erwartung auf etwas Besonderes, die die Menschen zum Schweigen brachte.
Einen wunderschönen Tag, meine Damen und Herren! Hier spricht der Kapitän. Willkommen an Bord, willkommen bei dieser Reise, die wir erst seit Kurzem im Programm haben. Besichtigungsfahrten um Mars und Venus – das beeindruckt heute kaum noch Schulkinder. Wir aber werden weit über die Nachbarplaneten hinausgehen, bis an die Grenzen des Sonnensystems – dorthin, wo die unglaubliche Leere des Weltraums beginnt. Die Eindrücke, die Ihnen bevorstehen, wurden bisher nur wenigen Menschen zuteil. Trotzdem aber werden Sie diese Reise – noch vor Jahrzehnten nur waghalsigen Pionieren möglich – in voller Sicherheit durchführen. Ich möchte nicht von ungefähr jetzt schon auf die vielfältigen Kontrolleinrichtungen hinweisen, die jede Art von Gefahr völlig ausschließen. Wenn wir hin und wieder eine Alarmübung durchführen müssen, so liegt das nur noch an den antiquierten Vorschriften. Was uns viel mehr Kopfzerbrechen bereitet hat, das war Ihre Bequemlichkeit: Sie sollen diese Planetenreise nicht nur sicher, sondern auch mit allem denkbaren Komfort ausführen. Dazu bietet Ihnen unser Schiff die Bellevueetage mit der einzigartigen Panoramasicht. In bequemen Liegen ruhend, werden sie durch eine nahezu unsichtbare Durglasscheibe eine Panoramasicht rund durch den Raum haben. Es wird Ihnen vorkommen, als ob Sie die Sterne greifen könnten. Die Route ist so gewählt, dass wir an sämtlichen Außenplaneten vorbeikommen. Wenn es uns auch nicht möglich ist zu landen, so gehen wir doch nahe genug heran, um die Landschaft genießen zu können. Die Kraterwelt des Mars, das Streifenmuster des Riesenplaneten Jupiter, Saturn mit dem System seiner Ringe, das Wolkenmeer des Uranus, die Aurora des Neptun, die Kristallfelder des Pluto. Zum ersten Mal werden die drei Außenplaneten in eine Besichtigungsfahrt mit einbezogen. Das ist aber noch nicht alles! Wir werden uns auch den wichtigsten Monden nähern und einen Planetoiden ein Stück auf seinem Weg begleiten. Zuletzt möchte ich aber noch erwähnen, dass die Gesellschaft auch alles für Ihr leibliches Wohl und für Ihre Unterhaltung getan hat. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich einmal auf ungewöhnliche Weise vom Alltag zu lösen! Machen Sie von unseren Sonderdiensten Gebrauch – Massagen, Musik, Meditation … Genießen Sie diese Reise! Genießen Sie …! Das rät Ihnen Ihr Kapitän!
Wieder ertönte ein Gongschlag, und langsam ebbten die Geräusche ab. Es war ein Raunen und Murmeln, das durch den Saal wogte, sich an den Wänden brach und über dem gewölbten Boden zurücklief … Noch hatte sich niemand vom Platz erhoben, die Erwartung war hochgeschraubt, die Begeisterung greifbar zu spüren, die Stimmung entsprach jener eines Schönwetter-Feiertags, Freude, Fröhlichkeit, ja sogar ein wenig Rührung, das Glück, dabei sein zu dürfen, auserwählt zu sein …
… welche Freude, welches Glück … Curt ertappte sich dabei, dass sein Gefühl einer unbegründeten Euphorie nachgegeben hatte, ohne dass er sich ihr entziehen konnte. Und er hörte ein leises Zischen, irgendwoher von oben, spürte einen prickelnden Geruch …
Schlagartig änderte sich das Bild. Die Schlittenwagen, die bisher an die Rückseite der Sitze eingeklinkt gestanden waren, schwenkten aus, die Frauen und Männer in den rosaroten und blauen Kleidern stellten sich darauf, die Fahrzeuge setzten sich in Bewegung, bildeten lange, schlangenartig gewundene Reihen, die zuerst langsam, dann schneller fortrückten, sich teilten, in mehrere Dutzend Gänge einliefen und ihre Last exakt vor den Kabinen absetzten. Die Türen öffneten sich automatisch – das leise Paffen der Hydraulik –, man trat in die Zelle ein, fast schon wieder ein wenig ermüdet vom Essen, von der Aufregung, von der Spannung. Man schlüpfte aus den Schuhen, legte sich auf das Bett, die Wände wurden milchig, hellgrau, das Licht dämpfte sich bis zu einer wohltuenden Dämmerung, dann erklang Musik keine seichte Untermalung mehr, nein, schöne, feierliche Klänge, und auf den Wänden tauchten Farben auf, diffuse, wolkenartige Gebilde, die nach und nach Gestalt gewannen, Figuren bildeten … Ein Tanz schwereloser Körper, ein Reigen von Farbe und Licht, sich ständig verändernde Muster, eine kristalline Ordnung in unabsehbare Tiefe hinein, dann wieder einige wenige blumen- oder sternartige Gestalten, einander durchdringend, überlagernd, ein ständiger Wechsel, manchmal einfach, manchmal kompliziert, immer wieder überraschend, begeisternd …
Es war ein schwer beschreibbarer Zustand, in dem sich Curt befand – das Bewusstsein leicht getrübt, aber kein Schlaf, kein Dahindämmern, keine Träume, gerade das Gegenteil: höchste Konzentration, helle Wachheit, doch keine Spur von Anstrengung, kein Willensakt – mühelose Hingabe an den Augenblick, an die Kunst.
Die Hinwendung war so vollkommen, dass er es kaum merkte, als der Boden seines Lagers leicht zu schaukeln und zu wellen anfing, als von unten herauf, aus dem Sockel seiner Koje, bogenartig gekrümmte Arme hochschwenkten, mit gummibesetzten Gliedmaßen nach seinen Muskeln tasteten und eine sanfte, doch entschiedene Massage begannen. Bald war sein ganzer Körper in Bewegung, ein Stück skelettlose Masse, leicht und locker, harte Arbeit im Zustand der Entspannung, systematisch ausgeklügeltes Training, das man nicht selbst, sondern andere mit einem durchführten …
Zelle – Kloster, Sanatorium, Gefängnis … vielleicht ein wenig von alledem und doch etwas ganz anderes: ein Automat, auf das Wohlergehen des Menschen abgestimmt, auf die Erfüllung seiner Wünsche nicht ohne dessen Kontrolle, auf Befriedigung seiner Bedürfnisse, verbunden mit einer einfühlsamen Stimulation, ein Programm zur Optimierung des Wohlbefindens.
Das Schiff, eine physikalische, aber auch eine biochemische, psychochemische, medikotechnische und soziotechnische Einrichtung, ein autonomer Organismus, der sich nicht nur selbst, sondern auch die ihm Anvertrauten erhielt, eine Vergnügungsmaschinerie, Insel der Heiterkeit in einem leeren Raum, Hort von Wärme und Licht, Reservat freundschaftlichen Verständnisses, menschlichen Wohlwollens – ein System zur Verbesserung des Menschen.
In gewissem Sinn war alles nur Beiwerk, Vorspiel. Unbestrittener Höhepunkt war und blieb die Bellevueterrasse. Alles andere hätte man in entsprechender Weise auch auf der Erde haben können. Dort gab es Vergnügungsparks, Erholungszentren, Freizeitareale, die alle Raffinessen hochgezüchteter Vergnügungskultur aufwiesen. Das aber war einzigartig: die Konfrontation mit dem All!
So gab es keinen unter ihnen, der nicht diesem Augenblick entgegenfieberte – der sich nun endlich erfüllen würde. Bellevueterrasse. Sie saßen in bequemen Fauteuils, eine riesige Arena, aber nicht auf einen Mittelpunkt ausgerichtet, sondern kreisförmig gebogen, in sich zurücklaufend, auf das nahezu einen halben Kilometer überspannende Ringfenster ausgerichtet, das jetzt noch dunkel war. Gedämpftes Licht an der Decke und die übereinandergestapelten Sitzreihen entlang. Nun wurde es noch eine Nuance dunkler, der große Augenblick musste ganz nahe sein!
Meine lieben Passagiere! Eine große Stunde in Ihrem Leben bereitet sich vor, und ich, Ihr Kapitän, will Sie dabei nicht allein lassen. Die Konfrontation mit dem Weltraum wird für jeden von Ihnen ein unbeschreibliches Erlebnis sein, für manche vielleicht sogar etwas Schockierendes, Erschreckendes. Sollten Sie den geringsten Anflug von Schwindel spüren, dann holen Sie aus dem rot markierten Kästchen an Ihrer rechten Armlehne die Atemmaske hervor, drücken sie auf das Gesicht und atmen tief durch. Mit dem Sauerstoff leiten wir Ihnen ein beruhigendes Mittel zu, das keinerlei Angst oder Stress zulässt. Und nun, meine Damen und Herren, kein Grund mehr zu weiterer Verzögerung. Es naht ein Höhepunkt Ihres Aufenthalts auf diesem Schiff – genießen Sie ihn!
Die Lampen verdunkelten sich nun weiterhin, bis sie nur noch als matte Lichtflecke zu erkennen waren. Und dann ging ein Seufzen und Stöhnen durch den Raum: Das Schwarz der Glasscheibe war plötzlich durchbrochen – unwillkürlich entstand der Eindruck, draußen läge eine gewaltige Lichtflut, deren Energienadeln nun die Hülle zerstachen und ihre Glut durch winzige Öffnungen in den Aussichtsraum sandten. Dieser Eindruck verschwand aber ebenso rasch, wie er gekommen war – plötzlich lagen dort, direkt vor den ergriffenen Zuschauern, die Sterne. Keine Rede mehr von einer Trennwand, einem Fenster – der Abgrund begann unmittelbar vor den Sitzreihen, der schwarze Schlund mit den schwebenden Lichtpunkten, das Vakuum, das Nichts – dem sienun ausgeliefert waren. Ein Anblick, gewaltig, an der Grenze dessen, was man ertragen konnte. Die atemlose Stille wurde nur durch schleifende und schmatzende Geräusche unterbrochen; es gab doch eine ganze Menge von Leuten, die nun die Hilfe der chemischen Mittel in Anspruch nehmen mussten.
Auch Curt war beeindruckt – er konnte sich diesem Eindruck nicht entziehen, ob er nun wollte oder nicht. Das hatte nichts mit der inszenierten Show zu tun, es kam nicht darauf an, wann und wo – eine klare Winternacht auf der Erde, das Panoramafenster eines Raumschiffes, die Sicht durch den Helm eines vakuumdichten Schutzanzuges … Aber wann und wo? – einen Moment hatte er geglaubt, einem Geschehen auf die Spur gekommen zu sein, das ihn irgendwo in den Tiefen des Unterbewussten zu beschäftigen schien, vergrabenen Inhalten seines Gedächtnisses, der Vorgeschichte dieser Reise, den Ursachen für seine seltsame Situation – denn dass er nicht zu jenen zählte, die da rund um ihn herum in den Polstersitzen hockten, war klar …
Amadea gehörte zu jener Minderheit, die auf das beruhigende Pharmagas verzichten konnte.
»Ist es nicht wunderbar, so klar, so hell … Der Kapitän hatte recht – es kommt einem vor, als säße man im Freien, als wäre man ein Teil davon … irgendwie … ich bin richtig ergriffen, kann es nicht beschreiben – einfach überwältigend. Sie sagen nichts? Beeindruckt Sie das nicht? Weckt das nicht irgendetwas in Ihrem Inneren? Aber was rede ich da? – Für Sie ist es nichts Neues, Gewohnheit, Alltag …«
Curt konnte den Blick nicht von diesem Schauspiel lösen – eigentlich absurd, der Weltraum als Bühne, Unterhaltung, Gefühlskitzel … Aber es war mehr, viel mehr …
»Wie ist es denn, dort draußen, weit von der Sonne entfernt? Sieht es ebenso aus? Oder ist es anders – irgendwie anders?«
Der Sternenraum – der optische Eindruck immer derselbe, kam es auf den Standpunkt an? Immer derselbe Anblick, und doch etwas völlig anderes, irgendwo, weit entfernt, irgendwo draußen …
»Wissen Sie, ich freue mich darüber, dass wir es gemeinsam erleben. Irgendetwas müssen Sie doch dabei empfinden, nach so langer Zeit: die Vergangenheit, Erinnerungen … Sie müssen ihn doch auch gespürt haben: diesen Hang, über alle Grenzen hinwegzugehen, der Enge eines Gefängnisses zu entrinnen, und selbst wenn es groß wie die Erde ist. Ich habe es auch empfunden, gewiss, aber wann hatte ich schon Gelegenheit … Sie wissen, mein Beruf. Ich bin zu spät draufgekommen, das ist es. Was weiß man schon über sich selbst, seine Interessen, seine Fähigkeiten, wenn man sich einen Beruf aussucht? Erst viel später … Zu spät! Ich hätte Physik studieren sollen, wie Sie, oder etwas Ähnliches. Vielleicht Astronomie, Exobiologie, Raumfahrttechnik. Aber was rede ich da, das Studium wäre mir sicher zu schwer gewesen, die Mathematik zu kompliziert …«
Trauer lag in ihrer Stimme, sie hielt den Kopf gesenkt, das Gesicht dunkel unter dem selbst im verfinsterten Raum noch leuchtenden Haarschopf … Weinte sie? Irgendetwas irritierte Curt. Er blickte wieder hinaus: die Sterne in Bewegung, wie über eine Scheibe verstreut, die sich rasch drehte, deren Mittelpunkt nicht zu erkennen, vom Schattenriss des Raumschiffs verborgen – der lang gestreckte, zylindrische Körper schien über ihren Köpfen zu schweben –, je tiefer man die Augen senkte, um so rascher das Dahingleiten der Sterne, große Bögen, Schwungrad von links nach rechts, ganz unten, am Rande des Blickfelds, nur noch Kurven, vom Licht gezeichnet, im Kreis bewegten Sternschnuppen gleich.
Das alles bekannt, nicht weiter überraschend – aber etwas anderes … Jetzt bemerkte er es: ein Blinken, recht schwach, aber doch deutlich zu sehen vor dem schwarzen Schatten des Flugkörpers. Wenn, gemessen an der Helligkeit des Himmels, undurchdringliches Schwarz die Konstruktion verbarg, so waren doch Konturen zu erkennen. In diesem Teil des Schiffs, in gehörigem Sicherheitsabstand von der bewohnten Region, befanden sich die Fusionstriebwerke, ein kompliziertes System, dessen Struktur sich nur zum Teil hinter der zylindrischen, die Achse umkleidenden Wand verbarg. Andere Teile, bizarre Aufbauten, ausflankende Flossen, schräg gestellte Kühlgitter, Verstrebungen zur Erhöhung der mechanischen Festigkeit, Leitern und Geländer für Monteure, die Überholarbeiten vorzunehmen hatten – das alles deutete sich in den ausgezahnten, an Schneeflockenkurven erinnernden Konturenlinien an. Und irgendwo, in der Nähe der nun stillstehenden Triebwerke, in der eintönig schwarzen Tinte aufglühend: rotes Licht, kurz, kurz, lang, kurz, lang, kurz …
Unwillkürlich bewegte Curt die Lippen, daraus formten sich Worte: »… kleenex … möglichst … viel … bin … in … peinlicher … lage … muss … jetzt … aufhören … melde … mich … wieder …« Der variierte Morsecode – unter den Passagieren gab es sicher keinen, der ihn verstand. Aber das Personal des Schiffs …? Es musste doch Techniker geben, Navigatoren, Elektroniker! – wenn sie vielleicht auch nichts zu tun hatten, nur für den Notfall. Ein wenig unruhig blickte er sich um – hatten es auch andere gesehen? Als er auf seinem Sitz hin und her rückte, schwankte die Helligkeit des Lichtpunkts, am stärksten war sie, wenn er ruhig in der Mitte seines Platzes saß. Ein Laserstrahl! Sehr schwach, aber genau auf seinen Platz gerichtet, auf ihn. Im luftleeren Raum hinterließ er keine Leuchtspur, Telekommunikation, immaterielle Verbindung zwischen Sender und Empfänger, elektromagnetische Wellen, für den Außenstehenden unsichtbar. Die Nachricht betraf ihn, ihn allein. Nur wenige, die rund um ihn herum saßen, hatten die Chance gehabt, das Zeichen zu sehen, und diese verstanden nicht, würden es für Routine halten, irgendwie zum Schiff gehörig … Aber er … was bedeutete das, was sollte er tun? Und sollte er es tun?
Im großen, ringförmigen Raum wurde es lauter, die Zeit der ersten Ergriffenheit war vorbei, die Anpassung erfolgt rasch, selbst an das Wunderbare. Flüstern erklang, Worte, noch unter dem Einfluss des Erlebnisses, aber schon irrten die Blicke ab, schweiften die Gedanken, das gewohnte Denk- und Handlungsschema brach durch, Diskussionen, Gelächter … Irgendwo draußen, unmittelbar angrenzend und doch unerreichbar, der Weltraum mit den Sternen.
»Wenn ich das meinen Kollegen in der Redaktion erzähle, sie werden mir nicht glauben … Man sollte das fotografieren! Schade, dass wir keine Fotoapparate mitnehmen durften. Doch wird es doch sicher irgendwo Ansichtskarten geben, meinen Sie nicht? Komisch, diese Lichtpunkte sehen aus, als wären sie alle gleich weit entfernt. Dabei kann man sich zwischen ihnen durchbewegen, weiter und weiter, eigentlich unglaublich! Wochenlang, monatelang, eine Expedition ins Unbekannte! – ist das nicht etwas, was einen das ganze Leben lang nicht mehr loslässt? Kann man sich der Nachwirkung überhaupt entziehen? Kann man sich in eine Bibliothek setzen, Exzerpte von Büchern schreiben, Karteien anlegen, Mikrofilme verwalten?«
Exzerpte verfassen, Mikrofilme verwalten … richtig, damit hatte er sich beschäftigt, viele Jahre hindurch – die letzten Jahre. Bücher aus dem zwanzigsten Jahrhundert, aus der Anfangszeit der Raumfahrt, wissenschaftlich kaum von Wert, eher Museumsstücke. Doch er hatte eine Beziehung zu ihnen, der Geruch von Papier, Leim und Druckerschwärze rief in ihm die Vorstellung waghalsiger Abenteuer wach, Pioniertaten, von nichts anderem getragen als von ungesicherten Hypothesen, vagen Vermutungen, großen Hoffnungen … Er hatte sie alle gelesen, die Berichte der Amerikaner und der Russen, der Japaner und der Europäer … Mond, Mars, Venus, das Sonnensystem hatte sich ihnen erschlossen, Erkundungszüge, kühner als die Entdeckungsfahrten von Kolumbus und Magellan. Sie hatten sich hinaustragen lassen aus der vertrauten Sphäre, weg von der Grenze zwischen einem winzigen Konzentrat von Materie, das ihr Lebensbereich war, und dem leeren Raum, weg von allem, an das sie sich während Jahrmillionen angepasst hatten, Vorstoß zum völlig Neuen, Anpassung an eine Situation, an der alle Mechanismen der Veränderung durch Versuch und Irrtum scheitern mussten.
Er hatte ganz von vorn begonnen, bei den Hypothesen von Ziolkowski und Oberth. Peenemünde, V 2, die Sputniks, die Geminiflüge, die Landung auf dem Mond – der kleine Schritt, der erste auf einem vorgezeichneten Weg, der überraschend schnell zu Ende gegangen war. Er hatte alles genau studiert, Fakten, die im Schrifttum fehlten, recherchiert, das Material ergänzt, bis er mit der gewonnenen Übersicht zufrieden war – und er hatte selbst in den ältesten Unterlagen schon nach Anzeichen dessen gesucht, was sich schließlich, für die moderne Wissenschaft völlig überraschend, herausgestellt hatte.
Und so hatte er sich vorgearbeitet, über Jahrzehnte hinweg, die Landungen auf den nahe- und später auch den ferngelegenen Planeten – Jupiter, Saturn, Uranus, das Doppelsystem Pluto-Charon. Die vergebliche Suche nach Transpluto – die Vorbereitungen auf das nächste große Ziel, den Vorstoß zum nächsten Stern, der nächsten Sonne. Und schließlich … doch so weit war er noch nicht gekommen. Mit Absicht hatte er die letzten Ereignisse in dieser Geschichte ignoriert, was nicht bedeutete, dass er nicht zielstrebig darauf losgesteuert wäre. Er hatte sich dem Ende des Bogens mehr und mehr genähert, und es schien nicht mehr viel gefehlt zu haben, bis … Er stockte … Immer wieder, von welcher Seite her er es auch versuchte, kam er an die Grenze, die – zunächst noch, so hoffte er – unüberwindlich schien. Und jetzt: ein Bruch in der stetigen Linie, ein Sprung über eine Kluft des Vergessens, eine unerwartete, eine absurde Situation … Sollte er sich auf diese ungewohnte Art vielleicht schließlich doch dem Endpunkt nähern?
Die Sterne kreisten auf ihren Bahnen, Erscheinungen, Lichtjahre entfernt, Jahrmillionen in der Vergangenheit, festen Gesetzen gehorchend, scheinbar unabänderlich. In Wirklichkeit aber … ein Düsenstoß, ein Schub in diese oder jene Richtung, eine Lageänderung der Achse, eine Beschleunigung oder Verzögerung der Rotation – diese kleinen Ereignisse genügten, um das kreisende Firmament aus den Bahnen zu heben, die Geschwindigkeiten der dahinpfeilenden Sterne zu verändern, sie, wenn gewünscht, zum Stillstand zu bringen oder um willkürlich gewählte andere Achsen kreisen zu lassen. Subjektive und objektive Anschauung, Bewegung und Gegenbewegung, Naturgesetze, Invarianten, die Wahrheit, die irgendwo hinter den Dingen steckt … Wie leicht irrt sich der Mensch, der dem vertraut, was er vor sich sieht!
»Ich glaube, unsere Zeit ist um«, sagte eine Stimme neben ihm. Er war so in Gedanken versunken, dass er sie zwar hörte, aber nicht verstand. Das grenzenlose Universum, grenzenlos, doch nicht unendlich … Und was liegt dahinter?
»Ich könnte noch stundenlang hier sitzen, dieses Schauspiel genießen. Ich verstehe nicht, wie oberflächlich die Leute sind … für einige Minuten eine Sensation, dann nur noch Gesprächsstoff, bevor man sich gesättigt abwendet. Schauen Sie doch – die seichte Unterhaltung ist ihnen wichtiger! Ich bin froh, dass wir zusammengekommen sind – ich glaube, wir könnten einander verstehen. Ich glaube, wir passen gut zusammen!«
Wie aus einem Traum erwachend, drehte sich Curt zu Amadea herum. Noch immer war er in Gedanken verloren, und so merkte er nicht, dass er sie unwillkürlich mit den Blicken abtastete, sie musterte, als sähe er sie zum ersten Mal.
Unwillkürlich wehrte sie ab.
»Oh – Sie denken doch nicht … diese Umgebung, der strenge Zeitplan, da gibt es keine Missverständnisse. Ich hoffe, wir werden Freunde, so verstehen Sie es doch auch? Auf das geistige Verstehen kommt es an, auf die Kongruenz des Denkens. Später vielleicht … nach der Reise … wer weiß …«
Sie blickte hinaus in die unbestimmte Ferne, das Haar nun ein wenig zerzaust, sie kam ins Stottern, stockte … der Gong ertönte, und sie stand rasch auf.
»Um neunzehn Uhr sehen wir uns beim Abendessen. Auf Wiedersehen!«
Sie lief die Stufen hinauf, überholte einige Passagiere, die keine Anstalten machten, sich zu beeilen, dann war sie hinter der Balustrade verschwunden. Curt warf einen letzten Blick durch das Fenster, durch das die Sterne nur noch schwach schimmerten. Als einer der letzten verließ er den Raum.
Ruhezeit, Nacht … Ganz anders als auf der Erde – kein elementares Ereignis, nur ein Posten im Programm.
Auf ihren Lagern hingestreckt hatten sie sich den milden Einflüssen des Licht- und Tonkonzerts überantwortet. Der Körper entspannt, die Muskeln schlaff, die Konzentrationsfähigkeit getrübt – Vorbereitung auf den erholsamen Schlaf. Ein Wallen und Weben farbiger Schleier auf der Wand, man konnte die Augen schließen, einige tiefe Atemzüge lang … Man versäumte nichts, weil es nichts zu versäumen gab – die diffusen Flecken bewegten sich, auf und ab, ähnlich wie Flammen im Kamin, Spiel der Wasserwellen mit den Reflexen, vom Zufall geregt, ohne tiefere Bedeutung, ohne durchgreifende Ordnung, und doch schön, angenehm …
Dann, in die abschwellende Musik hinein, die Worte des Kapitäns, väterlich, beruhigend.
Ein schöner Tag geht nun vorbei, ein wichtiger Tag, ein einmaliger Tag, mehr als ein Datum auf dem Kalender, ein unvergessliches Erlebnis, Eindrücke, unverwischbar, Erinnerungen, von denen man noch lange zehrt, Höhepunkte des Lebens in der sozialen Gemeinschaft, durch die Pionierleistungen unserer Astronauten ermöglicht. Ich hoffe, Sie sind glücklich und zufrieden. Der Tag war ausgefüllt. Sie haben die Ruhe verdient. Schließen Sie die Augen, rufen Sie sich noch einmal die Bilder wach, die Sie heute gesehen haben – und schlafen Sie befriedigt ein. Das wünscht Ihnen Ihr Kapitän. Eine wunderschöne gute Nacht!
Die Musik spielte noch weiter, lang gezogene, langsam vibrierende Töne, leiser und leiser …
Curt nickte ein … schreckte wieder auf … das Licht war ausgegangen, rund um ihn herum die Schwärze der künstlichen Nacht.
Irgendwo in der Tiefe seines Gehirns kreisten Gedanken, Wünsche, Fragen – zu tief, um sie zu fassen.
Leises Zischen aus verborgenen Düsen, ein leichter, wohltuender, betäubender Geruch …
Unwillkürlich drehte Curt den Kopf zur Seite und versuchte, durch den Stoff des Kissens zu atmen. Etwas in ihm, irgendein jetzt unterdrückter Rest seiner Persönlichkeit, lehnte sich verzweifelt gegen den Zwang auf, dem er unterworfen war. Doch von der inneren Aufruhr gelangte nur ein schwaches Glimmen an die Oberfläche des Bewusstseins, gerade um eine Spur schwachen Widerstands auszulösen. Die Nase ans Kissen gepresst, bekam er nur wenig Sauerstoff, unwillkürlich atmete er tief und kräftig ein, spürte, dass die Müdigkeit verflog. Er schob das Kissen hoch – sodass es einem dachförmigen Schutzwall gegen das hinabströmende Gas bildete. Was er gewann, war ein wenig Zeit, die Möglichkeit, jene Fragen zu stellen, die sich ganz von selbst aufdrängten, durch die stetige Beanspruchung von außen aber unterdrückt worden waren. Er war Curt Longson. Er war Oberassistent an einer technischen Hochschule, verantwortlich für die Bibliothek. Er war Fachmann für die Geschichte der Raumfahrt. Davor? Studium, Schule … die Erinnerungen waren verblasst. Aber es gab noch etwas, das Wichtigste, das sich ihm noch entzog.
Und seine Situation, hier und jetzt? Er gehörte nicht dazu, daran bestand kein Zweifel. Freiwillig hätte er sich nie zu so einer Fahrt gemeldet; Vergnügen, Erholung, Ferien, gewiss, aber ebenso gewiss nicht so! Und außerdem …: Da gab es noch andere Unterschiede … seine Erinnerungslücken – sicher, der Kapitän hatte auf das Narkosemittel hingewiesen, doch bei den anderen schien dessen Wirkung längst vorbei. Und bei ihm … warum gerade er?
Am stärksten lehnte er sich dagegen auf, dass auch seine Gefühle kontrolliert wurden. Er war sich im Klaren darüber, dass er eigentlich empört sein sollte, verärgert, verängstigt oder etwas dergleichen, nicht aber geduldig, zufrieden, glücklich … Dieses paradoxe Glücksgefühl! Selbst jetzt, da er sich durch einen Trick ein wenig klare Gedanken erschwindelt hatte, schien ihm irgendeine überzeugende Stimme zuzuflüstern: … du bist zufrieden, du bist glücklich. Lass die Skrupel, die störenden Fragen … ungelöste Probleme? – was liegt schon daran! Alles vorbei, alles weit entfernt – unwichtig. Du fühlst dich gut, du schläfst selig ein … darauf kommt es an …
Sein Kopf sank zurück, sein Mund hatte sich leicht geöffnet, der Atem war flach, langsam.
Die eintönige Stille, das leise Summen in der Ferne … einschläfernd, kein menschlicher Laut, keine schlagenden Türen, keine aufheulenden Motoren, kein Knirschen von Raupenketten, kein Poltern durcheinanderfliegender Werkzeuge, kein Krachen einstürzender Mauern …
Wieder schrak er zusammen – leise, doch als Unterbrechung der Eintönigkeit des ewigen Gleichklangs wie das Knallen eines Sektkorkens unter der darübergelegten Serviette …: ein Paffen, ein leises Schleifen, Schritte. Einen Moment lang das helle Rechteck der offenen Tür – gedämpfter Schein der Glimmlampen auf dem Gang, ständig brennendes Notlicht nach Vorschrift. Eine Silhouette, die kurz darin auftauchte. Dann wieder ein Schleifen, das Ächzen gepresster Luft, Finsternis.
Eine Täuschung? Unmöglich – er war hellwach. Gespannt lag er da, starrte vergeblich in die Finsternis, horchte … Leise Schritte, ein schwacher Duft … er kannte ihn …
Jemand trat an sein Lager, er fühlte eine Hand, tastend, an seiner Schulter, an seiner Wange …
»Verzeih mir! … ich musste kommen. Der Gedanke, dass wir hier die ganze Zeit zusammen sind, während dieser Reise, und dass wir niemals …«
Unwillkürlich hatte er den Arm ausgestreckt, er fühlte weiches Haar, eine Schulter. Amadea hatte sich vor sein Bett gekniet, legte den Kopf auf seine Brust.
»Ich hatte solche Sehnsucht! Ich wünsche mir so sehr … Bist du mir böse?«
War er ihr böse? Seine Gefühle wechselten rasch. Einen Moment lang hatte er sich geärgert, dann war er erstaunt gewesen, dann wieder unangenehm berührt … Doch jetzt, als er ihre tastenden Hände an den Wangen, am Hals, an den Armen spürte, fühlte er, wie plötzlich eine Welle der Erregung durch seinen Körper lief. Sie war eine Frau, warm und weich, Geborgenheit ausstrahlend, Zuneigung … Schon lange hatte er es nicht mehr empfunden … seit … ganz kurz zuckte ein irrer Schmerz in ihm auf, so stark, dass er hart darum kämpfte, ihn zu unterdrücken, nicht an die Oberfläche zu lassen …
Er begann, ihre Zärtlichkeiten zu erwidern, streichelte ihr Haar. »Wie hast du es geschafft … Wie bist du hierhergekommen?«
»Du bist mir nicht bös? Ich bin so glücklich! … Ich habe meinen Androiden bestochen. Anthropus.« Noch immer vor dem Lager kniend, begann sie ihn zu küssen.
»Bestochen? Aber wie …?«
»Diese Androiden … sie sind ganz scharf auf Parfüm. Wusstest du das nicht? Ich hab’ ihm ein Fläschchen gegeben. Ihr Geruchssinn ist viel besser ausgeprägt …«
Sie schnüffelte, als wollte sie ihre Worte unterstreichen. Nun küsste sie ihn heftiger. Dann, kurz entschlossen, mit einem unterdrückten Auflachen, stieg sie zu ihm ins Bett, schlüpfte unter die Decke. Sie hatten beide nur ihre komischen Nachthemden an, er spürte ihren Körper fest auf seinem, sie drängten sich aneinander, hielten sich gegenseitig fest. Die Unterlage war viel zu eng für zwei Personen, die aufgewölbten Ränder ließen keine Bewegungsfreiheit zu, allmählich glitt er über sie, zerrte den hindernden Stoff der Hemden beiseite, der sie noch trennte …
Sie liebten sich ungehemmt und hungrig, dann blieben sie erschöpft liegen, ohne ihre Stellung zu verändern. Curt spürte ihren Atem am Ohr, und dann flüsterte sie: »Das ist schöner als der Weltraum mit all seinen Sternen. Das ist der Höhepunkt der Reise – ich weiß es. Ich liebe dich, liebst du mich auch?«
»Ja, ja!« Er sagte es, ohne zu überlegen. Obwohl er schon wieder eine gewisse Distanz spürte, war er noch erregt, wollte sie noch spüren, festhalten. Eine Weile lagen sie still, eingehüllt in die Dunkelheit.
Plötzlich grelles Licht, ein schriller, heulender Ton. Das Auf und Ab einer Sirene, elektronisch simuliert.
»Alarm! Gerade jetzt!« Einen Moment lang versuchte Amadea, sich loszureißen, dann, unter dem Gewicht Curts, sank sie kraftlos nieder.
»Was bedeutet das? Was sollen wir tun?«
»Nichts!«, flüsterte die Frau. »Bleib ruhig liegen, rühr dich nicht! Wenn wir Glück haben, merken sie nichts.«