Umdenken tut Not - Gerhard Roos - E-Book

Umdenken tut Not E-Book

Gerhard Roos

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Beschreibung

Unsere Gesellschaft benötigt in der Sicht des Autors, Senior von knapp 81 Lebensjahren, dringend ein anderes Denken. Das allgemeine Bewusstsein der Bevölkerung, auch in Behörden, Versicherungen und sogar Gerichten, lässt eine Menge zu wünschen übrig und bedarf dringend der Änderung. Nicht durch die Scharlatanerie der Populisten und Influencer, sondern durch Einsicht in die realen Möglichkeiten.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Gemeinschaften schaffen sich Führung

Gesellschaftsordnungen

Grundsätzliche Korrekturen tun not

Zukunftssorgen anderer Art

Rassismus und Ähnliches

Arbeiterströme

Fundamentalismus

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Die Eingeschränkten

Die Brandstifter

Vorwort

Je nach Sichtweise sprechen Politiker, Wissenschaftler, Journalisten und allerlei andere Kluge über unsere gegenwärtigen sozialen Verhältnisse von zwei, drei oder auch zahlenmäßig mehr „Klassen“ unserer Gesellschaft. Ich lehne mich an keine dieser Sichtweisen an sondern lasse die denkbare Zahl der „Klassen“ bewusst offen.

Die folgend niedergeschriebenen Gedanken beruhen etwas weniger auf intensiven und etwa statistisch nachprüfbaren soziologischen oder politologischen Forschungen und Veröffentlichungen als auf meinen persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen aus gut acht Lebensjahrzehnten. Wie auch auf allerlei historischem Wissen, das ich meiner Berufsausbildung und -tätigkeit verdanke. Sowohl beruflich als auch bis heute ehrenamtlich habe ich unzählige Menschen durch Sozialberatung und direkte Hilfen begleitet, damit ist eine profunde Kenntnis der jüngeren Veränderungen unserer sozialen Situation seit etwa 1965 herangewachsen.

Somit ist das Folgende ganz bewusst aus Beobachtungen gewachsen und nicht ausschließlich aus akademischwissenschaftlicher Arbeit. Angesichts der üblen aktuellen Neigung, Meinungen wie Tatsachen zu behandeln, umgekehrt auch Tatsachen wie Meinungen, halte ich es für nötig, diese Vorbemerkung zu schreiben.

Ein „Promi“ bin ich zwar nicht, warum soll aber ein schlichter Alltagsmensch seine Lebenserfahrung nicht aufschreiben? Also frisch ans Werk!

Gemeinschaften schaffen sich Führung

Ob in der Pflanzen- oder Tierwelt oder in menschlichen Gruppierungen, überall lässt sich Vergleichbares beobachten: Immer gibt es Schwächere und Stärkere bis zu Extremen, also ganz Schwachen und ganz Starken.

Schön zeigen lässt sich das für die Pflanzenwelt an unseren Wäldern. Deutlich sichtbar sind die Bäume die Starken. Alle anderen pflanzlichen Waldbewohner ordnen sich diesen unter. Auf und in den Böden, auf der Rinde, teilweise sogar als Schmarotzer im Geäst. Die Gesundheit und Kraft des Baumbestandes garantiert allen anderen Pflanzen, vom Unterholz über Schmarotzer bis zu Mikroben, das Leben. Aber nicht ohne Gegenleistung. Die untergeordneten Arten schützen, helfen Wasser speichern, lockern den Boden und generieren unzählige Nährstoffe für die großen Leitpflanzen, die Ihnen schattigen Lebensraum bieten. In der Pflanzenwelt entwickeln sich also die Führungswesen gattungsübergreifend.

Anders ist das zumeist in der Tierwelt. Von der Leitelefantin, dem Affenvater und dem Leithammel bis hin zur Insektenkönigin gibt es zahllose Beispiele überraschend geordneter, zuweilen aber auch brutal erkämpfter Leitungsorganisationen, innerhalb deren Strukturen die geschützten Schwachen ihre dienenden Funktionen – auch zur Stützung der Starken – zu erfüllen haben. Fast alle aber streng innerhalb ihrer Gattung. Der Löwe als „König der Tiere“ ist eher einem Mythos entsprungen als einer echten Funktion dieses Tieres.

Aus der Menschheitsgeschichte ist bekannt, dass bereits recht frühe Sippenstrukturen erforscht werden konnten, in denen – wenn überhaupt – patriarchalische oder matriarchalische Führungen geherrscht haben dürften. Der Jäger ernährte und schützte die Hüterin des Hauswesens, die Schwangere und Gebärende, die für die Zukunft der Sippe Verantwortliche samt Nachkommen. Auch hier ein Verhältnis auf Gegenseitigkeit. Und Wanderung war notwendig, um die Versorgung zu sichern.

Die Erfindung von Ackerbau und Viehzucht vor rund 12.000 Jahren führte dazu, dass allmählich Menschen sesshaft wurden, die Bevölkerung stark zunahm, Privateigentum an Land und Vorräten sowie Konkurrenz entstand und sich die sozialen Strukturen der Gruppen änderten. Je nach Lebensraum entwickelte sich das nicht ganz gleich, vor allem die Zusammenführung der Sippen in Stämme und erst recht dann in ganze Völker bedurfte neuer Strukturen. „Vom Vater über den Häuptling zum Fürsten“ beschrieb das einst unser Geschichtslehrer.

Vor etwa 5.000 Jahren nahm das alles extrem an Fahrt auf. Despoten etablierten sich, die sich auf Armeen stützten. So bildeten sich Staaten und große anonyme Gesellschaften mit schnell wachsenden sozialen Unterschieden. Dadurch leben wir heute in einer gespaltenen Welt, für die wir, wenn man so möchte, nicht gemacht sind. Das muss man wissen, wenn man die Tücken unserer modernen Alltagswelt verstehen will. Sowohl in den globalen Beziehungen als auch in den regionalen Strukturen.

Je unübersichtlicher die betreffende Gemeinschaft, auch durch die wachsende Überbevölkerung, desto mehr Abstufungen der Führungsebenen entstanden. Ein Abzählreim aus meinen Kindertagen spiegelt schön das Bewusstsein der Bevölkerung aus der Zeit der Feudalherrschaft wider – im Falle Deutschland aus dem Kaiserreich: „Kaiser, König, Kurfürst, Rat, Edelmann, Landmann, Knoppsoldat.“ Nun könnte man denken, die späteren gesellschaftlichen Veränderungen – über den Faschismus zur Demokratie – hätten daran grundlegend etwas geändert. Das ist aber ein Irrtum. Jede Form der staatlichen Organisation fordert neue Führungsformen heraus. Eliten gibt es immer, die sind nur anders gestützt und erst recht anders zusammengesetzt. Zudem nicht immer direkt erkennbar, das macht dann die Sache für den Normalbürger undurchsichtig und beängstigend.

Dazu kommt, dass anders als dort, wo Pflanzen und Tiere unberührt miteinander leben, in menschlichen Gruppierungen fast ausnahmslos die Abhängigkeiten ihre gegenseitige Ausgewogenheit verlieren, weil die Starken, die Eliten also, die Schwachen nicht nur schützen und versorgen, sondern auch intensiv auszunutzen beginnen. Das ist die Kehrseite zahlreicher Hierarchien!

Betrachten wir dazu nur einmal die uns im Bereich staatlicher Ordnungen seit dem Mittelalter bekannten politischen Organisationsformen der Gesellschaft.

Gesellschaftsordnungen

Beginnen wir mit der jüngeren deutschen Geschichte. Vor Kurzem las ich einen Satz, der mich nachdenklich gemacht hat: „Der Sozialismus ist daran zugrunde gegangen, dass er nie realisiert wurde, der Kapitalismus geht daran zugrunde, dass er realisiert wurde!“ Nun bin ich Zeitzeuge beider System-Experimente auf deutschem Boden und will diese These ein wenig auf ihre Substanz abklopfen.

Schon immer beschäftigte mich die Frage, was am „real existierenden Sozialismus“ des „Ostblocks“ – bei uns der DDR – das Scheitern verursacht hat. Theoretiker wie Marx und Engels hatten eindeutig den Nutzen der „Werktätigen“ im Blick und erwarteten, dass deren Aufbegehren, notfalls durch Revolutionen, ein Gleichgewicht zwischen dieser Bevölkerungsmehrheit und den „Finanzeliten“ werde herstellen können. Ein grundlegender Irrtum. Dass dies nicht gelang, lag eindeutig an der Tatsache, dass sich innerhalb der „Arbeiterklasse“ in atemberaubender Geschwindigkeit neue Eliten herausbildeten, die der Masse der Werktätigen ihre Kontrollorgane und ihre Planwirtschaft, also ihr spezielles Machtsystem, aufzwingen konnten. Und dies mit allen perfiden Mitteln autoritärer Herrschaft.

So waren die Führungskader entstanden, die durch zahllose Mätzchen den Bürgern einerseits einen Wohlfahrtsstaat boten, andererseits jede erdenkliche Freiheit zur Lebensplanung entzogen Die ständig belauerte Bevölkerung wurde auf allen Lebensebenen abhängig vom Wohlwollen der Führenden gemacht. Sichere Arbeitsplätze, obwohl es zu wenig Arbeit gab, und volle Konten ohne genügend Waren. Wer die Macht hatte, machte was er wollte. (Eindrucksvoll und kompetent dargestellt in: Jürgen Waschek, Dessauer Knallerbsen – Begegnungen im Wandel, Geest-Verlag 2013, ISBN 978-3-86685-374-4.)

Im allmählichen Sterbeprozess des „westlichen“ Kapitalismus steckt aktuell tatsächlich fast die gesamte Weltbevölkerung. Der Kapitalismus setzt darauf, wir alle seien gewinnmaximierende Egoisten.