Von Drachen, Prinzessinnen und Prinzen - Rainer Güllich - E-Book

Von Drachen, Prinzessinnen und Prinzen E-Book

Rainer Güllich

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Beschreibung

Von Drachen, Prinzessinnen und Prinzen   Ein Märchenbuch   Erzählt werden sieben Märchen. In sechs der Geschichten spielen Drachen, Prinzessinnen und Prinzen die entscheidende Rolle. Das siebente Märchen spielt im zauberhaften Orient, im Stil der Erzählungen aus »Tausendundeine Nacht«.   - Die Traumprinzessin - Der Zwergenprinz - Schneewittchens Befreiung - Der Wolfsprinz - Prinzessin Alana und die zwölf Räuber - Der Drache und der Prinz - Ibrahim und Ali

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Rainer Güllich

Von Drachen, Prinzessinnen und Prinzen

Ein Märchenbuch

Für meine Enkelkinder Theo, Lutz, Frida und SkadiBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Die Traumprinzessin

Es war einmal ein Prinz, der lebte mit seinen königlichen Eltern in einem wunderbaren Schlosse in einem wunderschönen Königreich. Sie lebten glücklich und zufrieden, die Untertanen liebten ihren König und seine Familie, es gab kein Gezeter und Gezänke, im ganzen Königreiche nicht.

Da kam nun die Zeit, da der Prinz seinen Kinderjahren entwachsen und ein wohlgestalteter Jüngling geworden war. Da sprach der König zu ihm: "Mein Sohn, siehe, deine Mutter und ich sind alt und schwach geworden. Es liegt nun an dir, dich des Wohles des Königreiches und unserer Untertanen anzunehmen. Es ist somit an der Zeit, dass du dir eine standesgemäße Gemahlin suchst. Ziehe aus, suche dir eine holde Prinzessin, die du von Herzen liebst, und kehre zu uns zurück. Dann können deine Mutter und ich in Ruhe sterben."

Der Prinz nahm sich die Worte seines Vaters zu Herzen, bestieg seinen Rappen und zog hinaus in die Welt, um sich eine edle Prinzessin zu suchen.

Er erklomm Berge, durchquerte Täler, selbst reißende Flüsse waren ihm kein Hindernis, um dem Wunsch des Vaters zu folgen. Doch fand er in keinem der Königreiche, die er besuchte, eine Prinzessin, die sein Herz berührte. Es gab genug Prinzessinnen von edlem Geblüt, die ihm von Herzen gern gefolgt wären, doch der Prinz fand alle zu töricht und ohne Liebreiz.

Enttäuscht kehrte er zu seinen Eltern zurück und bat seinen Vater um Verzeihung, dass er zu wählerisch bei seiner Suche nach einer geeigneten Gemahlin gewesen sei.

Doch sein Vater sprach: "Sei nicht traurig mein Sohn, dass du die rechte Prinzessin nicht gefunden hast. Ich hoffte sehr, dein Herz würde für eines der edlen Mädchen sprechen. So war die Zeit für Herzensdinge noch nicht reif gewesen."

Die Worte seines Vaters trösteten den Prinzen zwar, doch konnte er sich nicht recht beruhigen und fiel des Abends in einen unruhigen Schlaf. Ihm träumte, dass er im Garten des väterlichen Schlosses spazieren ging, und ihm eine wunderschöne Prinzessin in einem weißen Kleide begegnete. Ihre Augen strahlten so hell wie die Sonne, ihr goldenes Haar duftete wie ein Frühlingsmorgen. Ihre Wangen überzog eine leichte Röte, die ihrem Äußeren einen edlen Glanz verlieh.

Sofort entbrannte in dem Prinzen eine tiefe Liebe zu dem holden Geschöpf. Sogleich wollte er ihr seine Liebe gestehen, doch gerade als er den Mund öffnen wollte, verwandelte sich das anmutige Wesen vor seinen Augen in eine alte, hässliche Hexe. Sie trug ein schwarzes Gewand, so dunkel wie die tiefste Nacht, ein spitzer Hut bedeckte ihre weißen strähnigen Haare. Entsetzt fuhr der Prinz zurück ... und wachte auf.

Der Prinz begab sich sogleich zum Schlafgemach seiner Eltern und berichtete ihnen von dem Traume, da er wusste das mit Gesichten in denen Hexen, Zauberer und Kobolde vorkamen,  nicht zu spaßen war.

Der König sprach: „Wir werden den königlichen Zauberer befragen müssen, er wird uns Rat geben.“

Als der Zauberer erschienen war und der Prinz von seinem Traume erzählt hatte, sagte der Zauberer: „Die Hexe, die dem Prinzen erschienen ist, ist die Hexe Eldora, die nur wenige Meilen entfernt im Dunkelwald lebt. Die junge Prinzessin ist mir nicht bekannt. Jedoch ist die Botschaft deutlich. Der Prinz muss sich in den Dunkelwald begeben und die Hexe aufsuchen. Sie wird ihm sagen können, wer die Prinzessin ist.“

Prinz Edelmut, denn so hieß der Prinz, war über diese Nachricht von Herzen froh. Denn seine Seele verzehrte sich nach der schönen Traumprinzessin. Von der Hexe würde er sicher mehr erfahren können.

So machte er sich gleichen Tages auf den Weg um im Dunkelwald die Hexe Eldora aufzusuchen. Im Dunkelwald war es dunkel und schaurig. Dem Prinzen wollte es fast bang im Herzen werden. Doch brauchte er nur der schönen Prinzessin aus seinem Traume zu gedenken und der Mut eines Löwen kehrte in seinem Herzen ein.

Der Wald wurde immer düsterer. An der düstersten Stelle stand ein kleines Haus mit kleinen Fenstern. Dies musste das Hexenhaus sein.

Der Prinz trat an das Haus heran und klopfte dreimal an die Türe.

„Wer ist da?“, ertönte eine garstige Stimme.

„Ich, Prinz Edelmut, bin es. Ich suche die Hexe Eldora, die mir nächtens im Traum erschienen ist.“ Der Prinz stemmte seine Arme in die Hüften.

Die Türe öffnete sich und die Hexe Eldora trat aus dem Haus heraus. Sie trug ein schwarzes Kleid, der spitze Hut auf dem Kopf sah genau so aus, wie aus dem Traume. Die Hexe hatte ein altes, hässliches Gesicht. Dem Prinzen schauderte.

„Warum bist du mir im Traum erschienen?“ Des Prinzen Stimme zitterte. Er griff an seinen Degen und sein Mut kehrte zurück.

„Ich suche Erlösung“, antwortete die Hexe. „Ich bin eine verwunschene Prinzessin. Ein meinem Vater feindlich gesinnter Zauberer hat meine Eltern, mich und das gesamte Königreich mit einem Fluch belegt. Mein Schicksal ist es, in dieser Gestalt zu verweilen, bis ein edler Prinz mich zu seiner Frau nimmt. Ich bin schon anderen Prinzen im Traum erschienen, doch keiner hat sich je auf den Weg zu mir gemacht. Keiner entbrannte in Liebe zur Traumprinzessin. Du bist der Erste, der sich zu mir gewagt hat. Doch wirst du nun mir, da du mich in meiner Gestalt gesehen hast, den Rücken kehren.“ Und die Hexe Eldora fing an, bitterlich zu weinen.

Dem Prinzen wurde es ganz wunderlich ums Herz. Er fühlte sich der Hexe nah, sein Herz schien sie schon seit ewigen Zeiten zu kennen.

„Weine nicht“, sagte der Prinz mit samtener Stimme. „Was muss ich tun, um den Fluch von dir zu nehmen?“

„Du musst meine Lippen küssen und mir dein Eheversprechen geben.“ Die Worte der Hexe zitterten.

„Höre, Eldora“, sprach der Prinz. „Ich will dich erlösen. Ich fühle, dass du die Wahrheit sagst. Ich erkenne dein edles Herz. Ich gebe dir hiermit mein Eheversprechen.“

Kaum hatte der Prinz diese Worte gesagt, wurde es um ihn herum so überirdisch hell, dass er die Augen schließen musste.

Als er die Augen wieder öffnete, stand vor ihm eine wunderschöne Prinzessin mit langen, goldenen Haaren, mit blauen Augen, die so hell wie ein See im Sonnenlicht leuchteten.

Dort wo das Hexenhaus gestanden hatte, stand ein prunkvolles Schloss, die düstere Waldeslichtung hatte sich in einen wunderschönen Park verwandelt.

„Dies ist das Schloss meiner königlichen Eltern und ich bin die Prinzessin Elinor.“ Prinzessin Elinor trat auf den Prinzen zu und küsste ihm sanft die Stirn.

Die Schlosstreppe herunter kamen König Edelfried und Königin Lieselohn, die Eltern der Prinzessin, um ihren zukünftigen Schwiegersohn zu begrüßen.

Alle freuten sich sehr. Boten wurden zu den Eltern des Prinzen ausgesandt, sie sollten mit Gefolge zum Schloss im Dunkelwald kommen, der nun aber Freudenwald heißen würde. Es sollte nämlich noch am selbigen Tage Hochzeit sein.

Und so geschah es. Es war die größte und schönste Hochzeit, von der man je gehört hatte.

Ein Jahr später wurde dem Prinzen Edelmut und der Prinzessin Elinor ein kleines Mädchen geboren. Und sie lebten in Freuden und Zufriedenheit und wenn sie nicht gestorben sind …