Western Legenden 14: Pakt der Rivalen - Andreas Zwengel - E-Book

Western Legenden 14: Pakt der Rivalen E-Book

Andreas Zwengel

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Beschreibung

Mason, Violet und ihr russischer Freund Oblomow stehen kurz davor, den vergessenen Schatz von Cibola zu heben, doch immer wieder kommen ihnen ihre Verfolger in die Quere. Rivalisierende Parteien wetteifern um das Gold, darunter ungarische Adelige, die mexikanische Armee, ein vertriebener Indianerstamm, eine Bande Zugräuber, Söldner, Desperados … Eigentlich jeder im amerikanischen Südwesten, der in der Lage ist, eine Waffe zu halten.Die Printausgabe umfasst 224 Buchseiten.

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Seitenzahl: 243

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WESTERN LEGENDEN

In dieser Reihe bisher erschienen

9001 Werner J. Egli Delgado, der Apache

9002 Alfred Wallon Keine Chance für Chato

9003 Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen

9004 Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen

9005 Dietmar Kuegler Tombstone

9006 Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang

9007 Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod

9008 Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin

9009 Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana

9010 Thomas Ostwald Blutiges Kansas

9011 R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs

9012 Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk

9013 Andreas Zwengel Die spanische Expedition

9014 Andreas Zwengel Pakt der Rivalen

9015 Andreas Zwengel Schlechte Verlierer

9016 R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen

9017 Dietmar Kuegler Der letzte Rebell

Andreas Zwengel

Pakt der Rivalen

Historischer Western

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2020 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-414-5Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Gast des Hauses

Die Sonne spiegelte sich im klaren See. Ruhe und Frieden herrschten auf dem Wasser und vermittelten allen Betrachtern ein Gefühl von Geborgenheit. Die Häuser des kleinen Ortes Authority schienen verlassen zu sein. Es gab kein Geschrei, keine Tierlaute, keine Maschinengeräusche und vor allem keine Schüsse. Paradiesische Zustände für jedermann, der sich auf der Suche nach Sicherheit und Geborgenheit befand. Wie doch der Schein trügen konnte.

Violet hatte aus ihrem Versteck heraus beobachtet, wie sie Oblomow in das Hotel von Authority schleppten. Beruhigt, dass sie ihn nicht an Ort und Stelle umgebracht hatten. Sie würden ihn am Leben lassen. Wenigstens so lange, bis sie alles wussten, was er wusste. Wie lange würde das wohl dauern? Wie viel Zeit blieb ihr, um ihn zu befreien? Sie war zu Lupos Haus gelaufen und hatte gegen die Tür getrommelt. Als ihr geöffnet wurde, war es Lupo persönlich. Er schaute überrascht, sie so schnell wieder zu sehen. Aber er schien sich auch darüber zu freuen und bat sie in sein Haus. Violet redete hastig auf ihn ein, bis er schnell den Kopf schüttelte vor lauter Unverständnis und sie in den Salon führte, damit sie sich etwas beruhigte. Er goss ihr einen großen Whiskey ein und bat sie, daran zu nippen. Violet kippte ansatzlos das ganze Glas herunter, und Lupo hob überrascht eine Augenbraue, bevor er begeistert lächelte.

„Also, noch mal von vorne.“

Violet erzählte ihm eine gekürzte Fassung der Ereignisse.

„Die beiden Ungarn haben Oblomow auf offener Straße entführt und in ihr Hotel verschleppt?“, brachte Lupo es auf eine noch kürzere Fassung.

Sie nickte.

„Und warum?“

Diese Frage hatte sie befürchtet. Doch sie zögerte keine Sekunde mit ihrer Lüge. „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“

„Es ist besser, wenn Sie jetzt erst einmal ein paar frische Sachen überziehen. Ich werde mich in der Zwischenzeit um ein paar Angelegenheiten kümmern.“ Lupo läutete eine Glocke, und eine junge Schwarze in Dienstbotenkleidung kam herein und knickste. „Bringen Sie Miss Violet in das rote Zimmer. Sie ist unser Gast.“

Die Schwarze knickste erneut und machte eine auffordernde Bewegung zur Treppe.

„Ich werde mich um Ihren Freund kümmern“, versprach Lupo. Violet wollte ihn begleiten, was er jedoch kategorisch ablehnte. Sie war es nicht gewohnt, schnell klein beizugeben. Doch dieser Mann ließ sich davon nicht einschüchtern.

„Wir können noch lange darüber diskutieren oder Sie ruhen sich jetzt aus, und ich kümmere mich endlich um ihren Freund. Ganz wie Sie möchten, Violet.“

Hinter seiner gleichbleibenden Freundlichkeit steckte eine Entschlossenheit, der zu widersetzen ihr momentan die Kraft fehlte. Lupo hatte schon vermutet, dass Violet nicht wegen ihrer kurzen Begegnung auf dem Floß und seinem Charme zu ihm gekommen war. Sie hatte ihn aufgesucht, weil sie niemanden außer ihm in Authority kannte. Er bemühte sich, sie aufzuheitern, aber es gelang ihm nicht, ihr mehr als ein dünnes Lächeln abzugewinnen. Er musste wohl ihr Problem lösen, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Das bedeutete, diesen Oblomow zu retten, der entweder ihr Vater, Liebhaber oder Arbeitgeber war. Vielleicht auch zwei von dreien.

Violets Zimmer war fast so groß, wie der Empfangsraum im Archangel. Die Wände waren mit rotem Samt bezogen, das gewaltige Himmelbett mit roter Seide. Man sah dem Haus von außen nicht an, welcher Luxus sich im Inneren verbarg. Sie blickte in den Wandspiegel und legte ihre Sachen ab, die sie auf ihrem Weg durch die Wüste getragen hatte und nie mehr tragen, geschweige denn wiedersehen wollte. Dann suchte sie nach frischer Kleidung. Sie öffnete die beiden Flügeltüren des ersten Schranks und betrachtete die Garderobe darin. Nie zuvor hatte sie eine solche Auswahl gesehen. Es gab zwei Schränke, die vor Kleidern in allen Größen und für jeden Anlass überquollen. Sie fragte sich, woher Lupo sie alle hatte und zu welchem Zweck. Sie wählte ein Kleid aus, das nur bis zu den Knöcheln reichte und ihr genügend Bewegungsraum bot. Wenn es nützlich war, spielte Violet gerne das hilflose Weibchen. Die Rolle bereitete ihr gewöhnlich sogar Vergnügen, weil sie die Männer unvorsichtig machte und diese jede Deckung fallen ­ließen. Das Kleid stand ihr ­ausgezeichnet, obwohl es recht schlicht war. Zusammen mit den verfilzten Haaren und der schmutzigen Haut wirkte sie wie eine rausgeputzte Farmerin. Das reichte nicht, um einen Mann wie Lupo zu beeindrucken. Sie wählte ein anderes Kleid aus. Dann goss sie Wasser aus einem Krug in die Waschschüssel auf der Kommode und wusch sich Gesicht und Haare. Mit einem Waschlappen begann sie, sich den wochenalten Dreck vom Leib zu schrubben. Sie musste das Wasser mehrmals wechseln, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Anschließend griff sie zu einer Haarbürste und widmete sich den widerspenstigen Strähnen auf ihrem Kopf. Es war eine Tortur, aber sie stand sie tapfer durch. Nachdem sie sich angekleidet hatte, fand sie in den Schubladen zahlreiche Kosmetikartikel, von denen sie sofort Gebrauch machte. Endlich war sie mit dem Ergebnis zufrieden.

Es klopfte an der Tür, und Lupo streckte den Kopf herein. Er hatte den Mund bereits zu einer fröhlichen Begrüßung geöffnet, als er Violet erblickte. Sie trug ein kirschrotes, schulterfreies Kleid, war frisch gewaschen und frisiert. Die glänzenden Haare waren hochgesteckt und ihr Gesicht dezent geschminkt. Ein erstickter Ton kam aus seiner Kehle, und er trat in den Raum.

„Mein Gott. Sie sehen atemberaubend aus.“

„Finden Sie?“ Violet hielt ein anderes Kleid aus dem Schrank vor sich. „Und wem gehört dieses Tippi hier?“

„Meiner Mutter.“

„Oh“, sagte Violet lächelnd und hängte es in den Schrank zurück. „Mister Carlyle ...“

„Nennen Sie mich Lupo, bitte“, bot er strahlend an, drehte sich zur Seite und bot ihr seinen angewinkelten Arm. „Das Mittagessen steht bereit. Ich hoffe, Sie haben trotz allem Appetit.“

Lupo gab sich als vollendeter Gentleman. Violet hatte viele solcher Männer auf dem Schiff ihres Vaters kennengelernt. In Sitka waren sie eher rar gesät gewesen und wenn, dann handelte es sich meist um Offiziere oder Priester.

„Haben Sie schon etwas erfahren können?“, erkundigte sie sich.

„Meine Männer sind im Hotel und hören sich um. Es scheint, dass die beiden Ihren Freund tatsächlich bei sich haben, und es geht ihm wohl gut. Sie hätten ihn auch wohl kaum in ihr eigenes Hotelzimmer entführt, um ihn dort zu töten. Das hätten sie auch direkt auf der Straße erledigen können.“

„Wegen der Zeugen?“

„Zeugen gab es genug, als sie ihn durch das Hotel auf ihr Zimmer brachten. Gleichgültig, was sie vorhaben: Sie wollen ihn nicht umbringen. Aber jetzt werden wir erst einmal essen.“

Violet und Lupo saßen gemeinsam an dem gedeckten Esstisch, der ausreichend Platz für zwanzig Personen bot. Er bemerkte ihre gedrückte Stimmung, die immer düsterer wurde, je länger das Essen andauerte. Ein junges schwarzes Mädchen brachte als Hauptgericht einen Auflauf aus Hühnchen, Reis und Gemüse und löffelte eine kleine Portion auf Violets Teller. Sie schien das Essen nicht zu bemerken und sah abwesend zum Fenster hinaus.

Lupo Carlyle war zu sehr Gentleman, um eine Dame in Not zu bedrängen. Doch er wurde neugierig. „Sie haben mir noch nicht alles erzählt.“

Violet schreckte aus ihren Gedanken. „Was meinen Sie?“

„Wer sind die beiden Ungarn? Wie haben Sie diese Leute kennengelernt und was wollen sie von Ihrem Freund Oblomow?“

„Das ist eine lange Geschichte“, sagte Violet.

Er ist also nicht ihr Vater, dachte Lupo, denn das hätte sie sofort korrigiert.

„Sie haben in Sacramento gemeinsame Geschäfte gemacht und dabei kam es zu einem Missverständnis.“

Lupo lächelte. „Das muss aber ein gewaltiges Missverständnis gewesen sein, wenn sie ihm bis hierher gefolgt sind. Genau genommen sind sie sogar vor ihm eingetroffen. Widerspricht das nicht dem Prinzip einer Verfolgung?“

„Es handelt sich wohl um eine Frage der Ehre und da sind diese europäischen Adeligen sehr heikel. Ich kann Ihnen aber wirklich nicht sagen, worum es sich genau gehandelt hat. Oblomow hat sich mir gegenüber ebenfalls darüber ausgeschwiegen.“

Lupo nickte verständnisvoll, glaubte ihr jedoch kein Wort.

Hinter Violet öffnete sich die Küchentür und ein uniformierter Butler trug ein Tablett herein.

„Wünschen Sie Tee oder Kaffee?“, sagte eine Stimme und Violet hob überrascht den Kopf und sah den Butler an. Mason starrte ebenso überrascht zurück.

*

Bartholemew P. Mason hatte bereits den Mund geöffnet gehabt, als Violet unmerklich den Kopf schüttelte. Es war besser, wenn niemand wusste, dass sie sich kannten. Er räusperte sich kurz und bemühte sich um ein möglichst unauffälliges Verhalten. Mason bereitete es keine Mühe, überzeugend einen Dienstboten zu spielen. Schließlich war er in einem Haushalt mit einer kaum überschaubaren Anzahl an Personal aufgewachsen und hatte fast zwei Jahrzehnte Zeit gehabt, ihre Tätigkeiten und ihr Verhalten zu studieren. Er hatte mit einigem gerechnet, aber nicht mit einem Treffen mit Violet. Wie konnte das sein? Andererseits, wenn sie sich irgendwo in Amerika aufhielt: warum dann nicht hier?

Mason war nach seiner Flucht aus Little Ennis immer weiter nach Südwesten gereist. Manchmal etwas mehr östlich, dann wieder weiter westlich, um seinen ­Verfolgern die Arbeit zu erschweren, aber immer das Ziel vor Augen. Obwohl er kaum noch damit rechnete, ­Violet in dem ­Kloster anzutreffen. Er hatte einfach zu lange für den Weg gebraucht. Mason wäre gerne noch einmal Oblomow und ihr begegnet, doch sein Leben war ihm noch etwas wichtiger.

Seine erste Rettung erfolgte durch Lincoln, Mathilde und Abbie. Für die zweite war er selbst verantwortlich. In solch verlassenen Gegenden gab es umso deutlichere Hinweise, wenn man in die Nähe menschlicher Behausungen kam. Vielleicht wurde man mit der Zeit einfach aufmerksamer und sensibler für das, was man vermisste, und bemerkte deshalb auch kleinste Details. Im unberührten Sand konnten selbst die schwächsten Spuren deutlich ins Auge stechen, und als sie irgendwann die Fährte von Reitern und Wagen gekreuzt hatten, waren sie ihr kurzerhand gefolgt.

Mason war kein herausragender Spurenleser, aber zumindest konnte er an der Tiefe der Abdrücke, die die Räder hinterlassen hatten, erkennen, dass die Wagen beladen gewesen waren. Dies bedeutete Essen und Wasser. Es bedurfte keiner Abstimmung, wohin sie weiterreisen sollten. Sie hatten so unglaubliches Glück gehabt, den Männern aus Authority zu begegnen. Ansonsten wären sie wohl ewig durch die Gegend geirrt. Mehrmals hatten sie zuvor in der Ferne Indianer gesehen und sich schnell versteckt. Alle kannten die Gräuelgeschichten, in denen die Wilden weiße Farmer massakrierten. Mason glaubte nicht die Mythen von den brutalen Monstern, die willkürlich mordeten und vergewaltigten. Er wusste, dass die Indianer gute Gründe hatten, sich gegen die vordrängenden Weißen zu wehren. Mason hatte von Sand Creek und Adobe Walls gehört. Es bedeutete allerdings nicht, dass die Indianer ihm gegenüber freundlich gesonnen waren, nur weil er Verständnis für sie aufbrachte.

Die Einkäufer aus Authority wollten sie anfangs zum Teufel jagen, doch nachdem Mathildes Betteln vergebens war, verlegten sich Mason und Lincoln auf Drohungen. Die Männer wollten keinen unnötigen Ärger und nahmen sie mit in die Stadt. Der klapprige Planwagen mit dem weißen und dem schwarzen Paar war, kaum dass er die Ortsgrenze von Authority passiert hatte, zusammengebrochen. Ein paar kleine Steinbrocken auf dem Weg hatten den notdürftig reparierten Rädern den Rest gegeben.

Lupo begutachtete die unwillkommenen Gäste. Er machte den beiden Paaren das Angebot, für ihn zu arbeiten, bis sie sich die Reparatur oder einen neuen Wagen leisten konnten, um die Reise nach Kalifornien fortzusetzen. Nicht dass er sie dringend gebraucht hätte, aber er wollte keine Leute umherziehen lassen, die überall von seinem kleinen Ort erzählen konnten. Sie nahmen an. Mathilde würde in seinem Haus die Küche übernehmen, Lincoln die Ställe und das Anwesen, Abbie wäre Dienstmädchen und Mason der Butler. Sie hatten ein Zimmer pro Paar mit recht schmalen Betten bekommen. Mason war es unangenehm. Doch sie konnten es nicht ändern und schon gar nicht riskieren, nachts die Zimmer zu wechseln. Trotzdem fühlten Mathilde und Lincoln sich wohl und rechneten aus, wie viel Geld sie durch ihre Beschäftigung zurücklegen konnten. Dafür wollten sie es auch in Kauf nehmen, getrennt voneinander zu schlafen.

Sie hielten diesen opferbereiten Vorsatz gerade einmal zwei Nächte durch, dann begannen die nächtlichen Wanderungen. Das brachte einige Spannungen mit sich. Nachts musste Mason warten, bis Lincoln mit Mathilde fertig war und danach hörte er ihn in seinem eigenen Schlafzimmer mit Abbie verschwinden. Dort kam es oft zu geflüsterten Diskussionen. Lincoln schien der Meinung zu sein, dass ihm die Scheinehe auch ähnliche Rechte einräumte. Der Mann schien das Risiko zu lieben, denn wenn Mathilde ihm auf die Schliche kam, würde es sehr ungemütlich unter ihrem Dach werden. Auch Lupo würde sie, ohne mit der Wimper zu zucken, wieder in die Wüste jagen, wenn sie ihm Ärger bereiteten. Sie konnten sich nicht darauf verlassen, dass ihn seine Bewunderung für Mathildes Kochkünste darüber hinwegsehen ließe.

Lupo Carlyle hatte bisher einen ehemaligen Armeekoch in seinen Diensten gehabt, der es gewohnt gewesen war, für Hundertschaften zu kochen und meist mit billigen bis minderwertigen Zutaten. Die Feinabstimmung bei kleineren Portionen gelang ihm nur selten und nach scheinbar endlosen Wochen mit Eintopf und Wildgulasch stand Lupo der Sinn nach einer abwechslungsreichen Küche. Mathilde hatte ihn mit ihren Kochkünsten mühelos erobert. Als sich Lupo nach der ersten guten Mahlzeit seit langer Zeit in seinem Stuhl zurücklehnte und mit der Serviette über die Mundwinkel strich, war die gesamte Truppe eingestellt.

Und auch nach dieser Mahlzeit versäumte Lupo es nicht, die Köchin zu loben. „Richten Sie das bitte Ihrer Frau aus, Mason“, sagte Lupo, wobei ihm nicht Violets überraschter Blick entging.

*

Violet gab keine Ruhe wegen Oblomow. Lupo blieb geduldig und versuchte, sie zu beruhigen. Doch bald musste er einsehen, dass Worte nicht ausreichten. Er versprach, zum Hotel zu gehen, um die Angelegenheit persönlich zu klären. Sie bat ihn, eine Waffe mitzunehmen, da man den beiden Ungarn nicht trauen konnte. Lupo lachte über ihre Besorgnis und betonte, dass es in seiner Stadt niemand wagen würde, eine Waffe auf ihn zu richten.

„Die beiden kommen von außerhalb. Sie sind mit dieser Tradition nicht vertraut“, argumentierte sie.

„Das ist das Erste, was man hier lernt.“

Violet wartete allein im Haus. Um zehn Uhr abends verdunkelte das Personal das Haus. Lampe um Lampe wurde den Flur entlang gelöscht, sodass es den Eindruck erweckte, die Dunkelheit würde langsam durch das Haus kriechen. Violet ging an dem gefüllten Bücherregal entlang und strich dabei mit dem Zeigefinger über die Buchrücken.

Dieses Leben hier war so völlig von dem entfernt, das sie in Alaska geführt hatte. Anfangs hatte Violet dort nichts besessen als die Kleider an ihrem Leib. Sie musste sich eine Schlafkammer mit mehreren Mädchen teilen und besaß kein eigenes Bett, sondern nur das, welches als nächstes frei wurde. Ihr Vater hatte sie früher stets als ruhelosen Geist bezeichnet, und sie hatte ihre freien Stunden nicht mit geisttötenden Vergnügungen wie Opium oder Alkohol vergeudet, um ihr Schicksal erträglicher zu gestalten. Es gab viele ungehobelte und brutale Burschen oder solche, die unter Alkoholeinfluss ihre schlechtesten Eigenschaften offenbarten, die den Mädchen das Leben schwer machten. Betrogene Ehemänner oder Frauenhasser, die sie stellvertretend büßen ließen. Es gab so viele Facetten und Violet hatte nicht wenige von ihnen kennengelernt. Doch sie war von klein auf an die Gesellschaft von Rüpeln, Säufern und Schlägern gewohnt und konnte mit ihnen umgehen.

Violet hörte Schritte auf der Treppe. Lupo kehrte zurück und war überrascht, sie wach vorzufinden.

„Auf der Suche nach einer geeigneten Bettlektüre, meine Liebe?“

„Ich kann ohnehin nicht schlafen.“

Lupo legte seinen Hut auf den kleinen Beistelltisch und nahm in dem Sessel ihr gegenüber Platz. „Sie machen sich immer noch Sorgen um Ihren Freund. Ich kann Ihnen versichern: Er befindet sich bei bester Gesundheit.“

„Wie können Sie da so sicher sein?“

„Ich habe mit Baron Lugosi gesprochen und mich nach Oblomows Befinden erkundigt. Es schien die schnellste und effektivste Vorgehensweise. Er hat mir versichert, dass sich Ihr Freund freiwillig bei ihm aufhält.“

„Das ist eine Lüge.“

„Und ich habe Oblomow selbst gefragt. Er bestätigt die Geschichte. Alle drei waren freundlich, aber auch kurz angebunden. Ich kann es ihnen auch nicht verdenken, wenn ein völlig Fremder mit einem dermaßen seltsamen Anliegen an ihre Tür klopft.“

Violet ließ sich nicht so leicht beruhigen und quetschte Lupo nach jedem Detail aus. Er blieb gelassen und ­beantwortete dieselben Fragen auch beim dritten und vierten Mal noch gleichbleibend freundlich. Er brachte sie dazu, sich auf ihr Zimmer zurückzuziehen und sich etwas Schlaf zu gönnen. Sie war zwar viel zu aufgewühlt, um auch nur an Schlaf zu denken, doch sie folgte seinem Wunsch, um ihren Gastgeber nicht zu verärgern.

Von ihrem Zimmer aus sah Violet hinüber zum Hotel. Einige der Fenster waren erleuchtet, und sie überlegte, hinter welchem sich Oblomow gerade aufhielt. Obwohl sie nichts hätte tun können, fühlte sie sich schuldig, weil sie sich in Sicherheit befand und untätig blieb. Oblomow an ihrer Stelle hätte sich wahrscheinlich mit Waffen­gewalt Zugang zum Hotel verschafft. Gegen ihren Willen musste sie lächeln, als sie sich den kleinen Russen in der Rolle des wild um sich schießenden Helden vorstellte. Ihr Lächeln erlosch zeitgleich mit einer Lampe drüben im Hotel.

Wenige Minuten später klopfte es an ihrer Tür und die junge Schwarze brachte ihr eine Tasse Tee. Violet wies auf die kleine Anrichte, wo sie ihn abstellen sollte, und fragte nach ihrem Namen.

„Ich heiße Abbie.“

„Du bist mit Mason unterwegs gewesen, Abbie?“

Die beiden Frauen unterhielten sich eine Weile, und Violet erfuhr, was es mit Masons Ehefrau auf sich hatte. Obwohl sie es sich nicht eingestehen wollte, erleichterte es sie doch. Bald darauf wurde Abbie unruhig und verabschiedete sich. Violet nahm an, dass Lupo zu seinen Dienstboten vielleicht nicht ganz so großzügig war wie zu seinen Gästen.

Ihr fiel der Tee wieder ein, und sie trank ihn lauwarm. Wenig später döste sie am Fenster ein und schlüpfte schließlich doch ins Bett. Lupo hatte recht: Sie war völlig erschöpft.

*

„Violet, wir müssen miteinander reden“, raunte Mason, schlüpfte mit einem Kerzenständer in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Sie hatte die Decke hochgezogen und sah ihm gespannt entgegen. „Ich höre“, sagte sie.

Mason war deutlich jünger, als er in Alaska durch den Bart erschienen war. Jetzt, frisch rasiert, erkannte man durchaus die jugendlichen Züge in seinem erwachsenen Gesicht. Violet fiel auf, dass sie ihn nie gefragt hatte, wie alt er eigentlich sei. Das stammte noch von der alten Angewohnheit, kein biografisches Interesse an Männern zu entwickeln, die für sie nicht relevant waren. Violet hatte kein Problem damit, jemanden um seiner selbst willen zu lieben. Doch als Partner kamen nur solche Männer infrage, die in der Lage waren, ihr Überleben zu sichern. Das hatte nichts mit dem Wunsch nach Luxus oder reiner Gier zu tun, sondern entstammte einzig dem Wunsch nach Sicherheit. Ein mittelloser Herumtreiber kam für sie nicht infrage, ganz egal, wie sehr sie ihn mochte. Sie hatte Oblomow gefragt, aber der hatte keinerlei Wissen über oder Interesse an Masons Vergangenheit gehabt. Also bildete sie sich ihr Urteil aus dem, was sie sah. Wenn es ihr gelang, selbst genug Geld anzuhäufen, würde sie vielleicht in diesem Punkt etwas gelassener werden. Doch in diesen Zeiten war es für eine Frau unglaublich schwer, auf anderem Weg als Heirat oder Erbschaft ein Vermögen zu machen.

Mason berührte sie leicht an der Schulter. Mason konnte seine Augen nicht von Violet abwenden. Die vormals blasse Haut war nun nahtlos gebräunt. Sie sah einfach atemberaubend aus. Aber etwas stimmte nicht mit ihr.

„Was ist los?“, fragte er besorgt.

„Ich bin wach“, beteuerte Violet, obwohl sie sich ganz und gar nicht danach fühlte.

Violet fühlte sich merkwürdig. Sie war müde, leicht benommen und ihre Gedanken schweiften ständig ab. So sehr die Reise sie auch angestrengt hatte, konnte es nicht sein, dass sie ständig in einen Schlaf fiel, der schon eher einer Bewusstlosigkeit glich. Vor allem, da sie von Oblomows unbestimmtem Schicksal so aufgewühlt war.

Mason erinnerte sich an einen Abend, als Violet und er auf dem Balkon des Archangel saßen und über den Hafen blickten. Er hatte sich bereits in eine sentimentale Stimmung getrunken und sie schien für diesen Abend ihren harten Schutzschild an den Nagel gehängt zu haben. Sie plauderten über Belanglosigkeiten, und er hatte ein paar Scherze gemacht, um sie zum Lachen zu bringen. Irgendwann hatten sie sich gleichzeitig nach ihren Gläsern gebeugt und waren in einer Stellung verharrt, aus der Romanzen entstehen. Ein tiefer Blick in die Augen, anhaltendes Schweigen, leichtes Vorbeugen und ...

„Verlieb dich bloß nicht in mich“, hatte Violet gesagt, war aufgestanden und nach drinnen gegangen. Sie interpretierte auch Masons Interesse nur als die übliche Suche nach Sex.

Violet zuckte aus ihrem Dämmer und sah Mason mit leicht verschleiertem Blick an. „Ich bin so froh, dich wieder zu sehen.“

Mason hatte bisher mit niemandem über seine Empfindungen für Violet gesprochen. In Sitka, als ihm niemand näher stand als Oblomow, hatte er lieber schweigend gelitten. Er konnte mit dem kleinen Russen über alles reden, aber nicht über dieses spezielle Thema. Schon weil Oblomow niemals hätte schweigen können und Violet in einer Flut geschmackloser Witze Masons Gefühle für sie offenbart hätte. Nicht aus Gehässigkeit, sondern in der festen Überzeugung, ihm einen Gefallen zu erweisen, indem er das Unausgesprochene aussprach.

Masons zärtliche Gefühle für Violet waren nie erwidert worden, sie hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass finanzielle Sicherheit ihr oberstes Lebensziel war.

„Du bist so schnell verschwunden, damals in Sitka“, murmelte Violet mit schläfriger Stimme.

Mason war von Alaska nach Süden in Richtung Mexiko gereist. Jedenfalls hatte so sein Plan ausgesehen. Wie er stattdessen in einem Fass mit Salzheringlake in Colorado endete, hatte viele Gründe, die zu kompliziert waren, um sie einzeln aufführen zu können. „Ich hielt es für das Beste. Oblomow redete nur noch von der Eisenbahn und mir war klar, dass das nicht meine Zukunft sein würde. Und du ...“

„Ja?“

„Du hast die ganze Zeit über erzählt, welche reichen Männer in San Francisco leben und wie du dir einen von ihnen angeln würdest. Ich wollte nicht dabei zusehen.“

„Das war doch nur Gerede.“

„Ich war mir da nicht so sicher. Ich mache dir da keinen Vorwurf. Es ist nur so ... ich meine, du musst das doch bemerkt haben.“

Violet presste die Lippen aufeinander, dann gestand sie: „Ich hatte manchmal so einen Verdacht. Aber du hast nie etwas gesagt.“ Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, ihm noch einmal in ihrem Leben zu begegnen. Jetzt mischte sich in ihre Wiedersehensfreude auch noch die Erleichterung, nicht mehr allein zu sein und Unterstützung zu haben, um Oblomow zu befreien. Violet hatte lange nicht an Mason gedacht. Wenn es aber darum ging, einen Verbündeten zu finden, war er ihre erste Wahl. Er war verlässlich, nicht völlig blöde und sogar mutig, wenn ihm das Ziel lohnenswert erschien. „Wir müssen Oblomow retten. Wer weiß, was die mit ihm anstellen.“

„Wir bringen ihn in Sicherheit, versprochen.“ Mason berührte ihren Arm. „Aber zuerst werde ich alles tun, um dich aus diesem Haus zu bringen.“

„Danke, Bart. Ich weiß das zu schätzen.“

Er fasste sie an den Schultern und versuchte, ihr in die Augen zu sehen. Doch ihr Kopf schwankte von einer Seite zur anderen, als wäre er auf einem Kugelgelenk befestigt. Ihre Augen waren glasig und die Pupillen kaum noch zu erkennen. Dann kippte ihr Kopf nach hinten weg.

Mason fasste sie am Hinterkopf und bog ihr Gesicht zu sich heran. „Du hörst mir nicht richtig zu. Ich rede nicht davon, dir einen kleinen Gefallen zu tun. Ich will dein Leben retten.“

Alter Adel

Baron Tibor Lugosi war ein feinsinniger Schöngeist, der beim Sitzen die Beine übereinanderschlug und beim Trinken den kleinen Finger abspreizte. Er trug ein seidenes Halstuch und ein ebensolches Einstecktuch. Jeden Morgen überprüfte er die Länge seines Schnurrbartes, zupfte Nasenhaare und schmierte sich Pomade ins Haupthaar, bis es den perfekten Sitz hatte. Wenn seine Kleidung beschmutzt wurde, musste er sich sofort umziehen und dies konnte durchaus mehrmals an einem Tag geschehen. Außerdem wusch er sich ständig die Hände und konnte keine Form von Schmutz an sich ertragen. Da er einen gewissen Luxus pflegte, hielt er sich bevorzugt in Städten auf. Er hatte Ungarn mit seinem gesamten weltlichen Besitz verlassen. In Form von flachen Goldblättchen, die er in einem Hüftgürtel an seinem Körper trug. Viele waren davon nicht mehr übrig. Lugosi hatte nicht vor, ohne den ersehnten Schatz von Cibola in seine Heimat zurückzukehren. Die Nachrichten, die er von dort erhielt, erfreuten ihn ohnehin nicht. Er hatte nicht die Revolution überstanden, um nun, nach dem Bündnis mit Österreich, in einer Doppelmonarchie zu leben.

Lugosi hatte mehrere Zimmer des Hotels gemietet. Er mochte keine Nachbarn und wollte sich frei bewegen können. Oblomow hatte ein eigenes Zimmer bekommen. Es war zwar nur eine fensterlose Abstellkammer, doch dafür hatten sie darauf verzichten können, ihn zu fesseln. Am Abend hatte die Baronin ihn aus der Kammer geholt, damit er dem Bürgermeister der Stadt bestätigte, dass er sich freiwillig bei den Lugosis aufhielt. Sie verzichtete auf ausführliche Androhungen dessen, was geschehen würde, falls er es nicht tat.

Oblomow hatte Violets Verehrer vom Floß erkannt und vermutet, dass er in ihrem Auftrag die Lugosis aufsuchte. Um Violets Sorge zu mildern, bestätigte er, sich aus freien Stücken im Hotel aufzuhalten. Zum einen fühlte Oblomow sich relativ sicher, da die Lugosis ihn noch brauchten, um das Rätsel des Buches zu lösen. Zum anderen befand sich das Buch nun im Besitz der Ungarn, und Oblomow würde dort bleiben, wo das Buch war.

Am Morgen des zweiten Tages ließen sie ihn in ihr Zimmer, wo ein Frühstück auf ihn wartete. Während Oblomow gierig Eier und Bohnen verschlang, ging der Baron im Raum auf und ab und referierte den Inhalt des Notizbuches. Der Russe beachtete ihn nicht, bis der letzte Krümel seines Frühstücks mit dem letzten Schluck Kaffee heruntergespült war. Dann wischte er sich mit dem Ärmel über den Mund, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah zu Lugosi auf. „Wenn Sie so gut Bescheid wissen, warum brauchen Sie mich dann noch?“

„Nun, mein kleiner russischer Freund: Sie haben bei unserem ersten Zusammentreffen ein paar sehr interessante Sachen gesagt. Also, warum sollte ich mir Ihre recht ungewöhnliche Sichtweise nicht zunutze machen?“

Die Baronin saß mit übereinandergeschlagenen Beinen und vor der Brust verschränkten Armen in einem Morgenmantel auf dem Kanapee in der Ecke und machte ein verächtliches Geräusch. Sie schien wütend zu sein und Oblomow nahm an, dass sie andere Pläne mit ihm gehabt hatte, als ihn zum Frühstück einzuladen. Er konnte nicht sagen, welchen der beiden Lugosis er bedrohlicher fand. Aber die Baronin nahm unter allen ihm bekannten Frauen eine Spitzenposition ein, wenn es um Kaltblütigkeit ging. Allerdings auch im Bereich Schönheit. Die beiden waren ein ausnehmend schönes Paar und erregten für gewöhnlich sicher viel Aufsehen.

„Ich traue ihm nicht. Warum gehen wir ein Risiko ein, indem wir ihn am Leben lassen?“, sagte sie im selben Moment wie zur Bestätigung.

„Schatz, wir sollten jede Chance nutzen.“

„Es ist ein Fehler“, beharrte sie.

Der Baron glaubte, dass Oblomow mehr wusste, als er ihnen bisher erzählt hatte, und solange Lugosi das glaubte, blieb der Russe am Leben. Die Baronin allerdings zweifelte an Oblomow. Wenn es ihm nicht gelang, sie davon zu überzeugen, dass er wichtig war, würde sie ihrerseits den Baron überzeugen können, dass er es nicht war.

Die Baronin war misstrauischer als ihr Mann, doch Oblomow gab die richtigen Antworten. Er hatte eine Menge Tricks drauf, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, und der verlässlichste war stets, Schwäche zu zeigen. Wer erwartet, dass Frauen aufgrund eines instinktiven Beschützerinstinkts besser darauf ansprangen, irrte. Es waren die Männer. Stets in Konkurrenz zu allen anderen männlichen Lebewesen und von dem Wunsch besessen, diese übertrumpfen zu müssen, wurden sie sofort vertrauensselig, wenn sie spürten, dass dies einmal nicht nötig war. Man musste ihnen nur das Gefühl vermitteln, allen anderen völlig überlegen zu sein, damit sie ihre Deckung fallen ließen. Oblomow beherrschte jede Form von Unterwerfungsgeste und zögerte nicht, sie zu seinem Vorteil einzusetzen. Falsche Scham kannte er dabei nicht. Er musste sich selbst nichts mehr beweisen. Seine Zeit unter den Pelzjägern und die Reise über die Beringstraße hatten ihn härter gemacht, als es für die meisten vorstellbar war. Er hatte Menschen kennengelernt, die auf derselben Strecke Finger und Zehen verloren hatten und die überrascht waren, wenn sie hörten, zu welcher Jahreszeit er es geschafft hatte.