Western Legenden 35: Mexiko Marshal - Alex Mann - E-Book

Western Legenden 35: Mexiko Marshal E-Book

Alex Mann

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Beschreibung

Nachdem er bei seiner letzten Wahl zum Sheriff eine Niederlage erlitten hat, lässt sich Jake Gutterson von einem mexikanischen Bauern als Beschützer für das kleine Dorf San Pedro in den Bergen der Sierra Madre anwerben. Die Bewohner des Ortes leiden unter den Übergriffen des Banditen Hugo und den übertriebenen Steuerforderungen korrupter Rurales.Jake Gutterson kämpft für die Menschen in San Pedro, doch dann dringt Hugo mit seiner Bande in das kleine Dorf ein. Es kommt zum alles entscheidenden Kampf.

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Seitenzahl: 202

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Western Legenden

In dieser Reihe bisher erschienen

9001 Werner J. Egli Delgado, der Apache

9002 Alfred Wallon Keine Chance für Chato

9003 Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen

9004 Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen

9005 Dietmar Kuegler Tombstone

9006 Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang

9007 Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod

9008 Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin

9009 Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana

9010 Thomas Ostwald Blutiges Kansas

9011 R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs

9012 Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk

9013 Andreas Zwengel Die spanische Expedition

9014 Andreas Zwengel Pakt der Rivalen

9015 Andreas Zwengel Schlechte Verlierer

9016 R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen

9017 Dietmar Kuegler Der letzte Rebell

9018 R. S. Stone Walkers Rückkehr

9019 Leslie West Das Königreich im Michigansee

9020 R. S. Stone Die Hand am Colt

9021 Dietmar Kuegler San Pedro River

9022 Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen

9023 Dietmar Kuegler Alamo - Der Kampf um Texas

9024 Alfred Wallon Das Goliad-Massaker

9025 R. S. Stone Blutiger Winter

9026 R. S. Stone Der Damm von Baxter Ridge

9027 Alex Mann Dreitausend Rinder

9028 R. S. Stone Schwarzes Gold

9029 R. S. Stone Schmutziger Job

9030 Peter Dubina Bronco Canyon

9031 Alfred Wallon Butch Cassidy wird gejagt

9032 Alex Mann Die verlorene Patrouille

9033 Anton Serkalow Blaine Williams - Das Gesetz der Rache

9034 Alfred Wallon Kampf am Schienenstrang

9035 Alex Mann Mexico Marshal

9036 Alex Mann Der Rodeochampion

9037 R. S. Stone Vierzig Tage

9038 Alex Mann Die gejagten Zwei

9039 Peter Dubina Teufel der weißen Berge

9040 Peter Dubina Brennende Lager

9041 Peter Dubina Kampf bis zur letzten Patrone

9042 Dietmar Kuegler Der Scout und der General

Alex Mann

Mexico Marshal

Jake GuttersonBand 1

Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-546-3Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

1. Kapitel

Jake Gutterson schloss leicht die Augen und umfasste das kleine Whiskeyglas mit den Fingerspitzen beider Hände. Dann nahm er es in die Rechte und kippte es mit einem Zug herunter.

„Noch einen.“

Der Barmann sah ihn mitleidig an und dieser Blick verärgerte Jake Gutterson.

„Der geht aufs Haus.“

„Du kannst mich mal mit deinem Mitleid, Will. Dass ich meinen Job los bin, heißt nicht, dass ich meine Rechnungen nicht mehr begleichen kann.“ Er zog drei Ein-Dollar-Noten aus seiner Westentasche hervor. „Lass die Flasche stehen.“

Der Barmann nickte. Das Mitleid war nicht aus seinem Blick gewichen. „Ich wollte nur sagen, dass ich für Sie gestimmt habe.“

Jake Gutterson füllte sich selbst nach und überließ sich seinen düsteren Gedanken.

„Na, wenn das nicht unser Ex-Sheriff ist“, sagte eine freudige Stimme zu seiner Linken. Jake Gutterson presste die Zähne zusammen. Die Stimme gehörte zu Rick O’Neal. „Muss wehtun, so eine Wahlklatsche mit fast 700 Stimmen Unterschied. Und das in einem so ­kleinen County.“

„Wenn du gekommen bist, nur um den Sheriff zu ärgern, dann hau ab, O’Neal“, sagte der Barmann.

„Er ist nicht mehr Sheriff. Und ich bin gekommen, um ein Bier zu trinken. Konnte ja nicht wissen, dass unser ehemaliger Gesetzeshüter hier seinen Kummer ertränken will.“

„Du solltest ein Schild neben deinem Eingang anbringen, Will“, meinte Jake Gutterson, während der Barmann widerwillig ein Bier zapfte. „Hunde und Gesindel bleiben draußen. Dann müsste ich meinen Whiskey nicht in Gesellschaft solcher feigen Aufschneider trinken.“

„Wie hast du mich eben genannt?“ Rick O’Neal drehte sich zu Jake Gutterson herum und ließ die Rechte neben seinem Revolver baumeln.

„Ich nannte dich einen feigen Aufschneider, O’Neal. Und dazu nenne ich dich einen miesen Drecksack. Aber dass du jetzt so tust, als würdest du dich mit mir schießen wollen, finde ich irgendwie belustigend.“

„Sie haben mich beleidigt. Ex-Sheriff. Wüsste also nicht, warum der Gedanke so belustigend sein soll.“

„Weil alle hier wissen, ganz besonders du selbst, O’Neal, dass du nicht mal dann eine Chance gegen mich hättest, ob mit Revolver oder den Fäusten, wenn ich die ganze Flasche hier getrunken hätte.“

„Wollen Sie wirklich dem neuen Sheriff gleich etwas zu tun geben, indem Sie einen Unschuldigen erschießen?“

Mit einem Mal fuhr Jake Gutterson herum und hielt seinen Revolver in der Hand. „Warum eigentlich nicht? Ich meine, als Sheriff hätte ich diese Situation sicherlich anders gelöst. Aber jetzt, wo die braven Bürger dieses Countys der Meinung sind, sie hätten lieber einen ­anderen, und wo ich nur noch ein Zivilist bin, warum sollte ich da meine Streitigkeiten anders regeln als ihr?“

„Die Leute haben Sie abgewählt, weil Sie zu gewalttätig waren, Gutterson. Wie bei dem Cowboy von Livingston, dem Sie die Schulter zerschossen haben.“

„Ich denke, er ist ganz gut dabei weggekommen.“

„Er und seine Freunde wollten nur ein bisschen Spaß haben.“

„Ja, aber der Chinese, dem sie zwischen die Beine geschossen haben, fand sie nicht sonderlich witzig.“

„Und wenn schon. Es ist nur ein Chinese.“

„Meine Auffassung des Jobs war immer, dass ich mich um alle Bürger des Countys kümmern sollte. Nicht nur die Weißen. Coover Behan wird das sicherlich anders händeln.“

„Sie hätten dem Cowboy damals nicht gleich in die Schulter schießen sollen.“

„Ich hätte das gern vermieden, aber als ich ihn aufforderte, mit der Knallerei aufzuhören, hat er seine Waffe auf mich gerichtet.“

„Der Mann wird nie wieder als Cowboy arbeiten können.“

„Wir alle tragen die Konsequenzen unseres Handelns.“

„Und aus eben diesem Grund sind Sie nicht wiedergewählt worden.“

„Willst du mich jetzt zu Tode quatschen, O’Neal, oder verpisst du dich endlich?“

„Sie richten eine Waffe auf mich und haben mir keine Chance gegeben, zu ziehen.“

„Du hattest die Hand schon fast am Kolben. Warst einfach zu langsam.“

„Ich sag Ihnen was. Lassen Sie Ihren Colt noch mal um den Finger wirbeln und ich zeige Ihnen, wie schnell ich bin.“

Jake Gutterson wirbelte den Revolver einmal um den Finger und spannte den Hahn.

„Beeindruckende Nummer, O’Neal. Ich würde sagen, ich erschieß dich jetzt, dann kann ich endlich weitertrinken.“

„Ich war noch nicht bereit.“

„Dein Problem ist, dass du zu viele schlechte Dime Novells liest, O’Neal. So läuft das aber im echten Leben nicht. Wir warten nicht auf ominöse Zeichen oder bis alle bereit sind. Die ganzen Arschlöcher, die ich in den letzten drei Jahren festgenommen habe, hätten alle zuerst gezogen und zuerst geschossen. Aber davon hast du ja keine Ahnung, O’Neal. Denn du reißt nur das Maul auf. Aber ganz ehrlich, was machst du, wenn dich jemand mal die Konsequenzen dafür ausbaden lässt? Was, wenn ich derjenige wäre? Jetzt.“

O’Neal schluckte und sämtliche Farbe schien aus seinem Gesicht zu weichen.

„Du kannst aber deinen Kopf aus der Schlinge ziehen und mir einen Gefallen tun und dich einfach verpissen.“

O’Neal zögerte nur einen kurzen Moment, dann machte er auf dem Absatz kehrt und eilte schnurstracks aus dem Saloon. Jake Gutterson steckte behäbig seinen Revolver weg und wandte sich wieder seinem Glas zu.

„Bravo, Sheriff“, sagte Will, der Barmann. „Wurde Zeit, dass dem Arschloch mal jemand richtig die Leviten liest. Ich hatte nur Angst, dass er mir vor Angst auf den Fußboden pisst.“

„Nenn mich nicht mehr so, Will.“

„Was meinen Sie?“

„Nenn mich nicht mehr Sheriff.“

„Ist gut, Sheriff.“

Jake Gutterson überhörte diese letzten Worte und konzentrierte sich weiter auf sein Glas. Er dachte nicht an die Zukunft. Obwohl er es ungern zugab, aber die Wahl­niederlage gegen Coover Behan nagte gewaltig an seinem Stolz. Er wusste, dass viele Menschen im County mit seinen Methoden unzufrieden waren. Aber er hatte in drei Jahren nie jemanden erschossen und das war sicherlich eine gute Bilanz angesichts der vielen Fehden zwischen Rinder- und Schafzüchtern, Weißen und Schwarzen und Chinesen, Alteingesessenen und Neuankömmlingen. Er hatte diese Menschen nicht gebeten, ihre Ansprüche, Meinungen und Hoffnungen mit der Waffe durchzusetzen. Es waren nicht seine Methoden. Es war der Umstand, dass er es nicht allen recht machen konnte. Coover Behan war eine Marionette der Alteingesessenen und der Rinderleute, die Melville Town aufgebaut hatten, und er war glatt genug, um auch genügend Neuansiedler auf seine Seite zu ziehen. Behan konnte reden und Leute um den Finger wickeln. Solche Dinge waren nie Jake Guttersons Sache gewesen. Sein Hauptargument war immer, dass er seinen Job tat, aber damit gewann man keine Wahl.

Und so hatte Behan in einem Erdrutschsieg gewonnen und das, obwohl er es nicht einmal für nötig gehalten hatte, während der Wahlveranstaltungen einen Revolver zu tragen. Nicht, dass Jake Gutterson sich ausschließlich auf seine Waffe verließ. Im Gegenteil. Er war tunlichst darum bemüht, Schießereien zu vermeiden. Aber er wusste, dass dies dann am besten ging, wenn alle Bürger und vor allem alle möglichen Gegner davon überzeugt waren, dass man der beste Schütze der Gegend war. Von Behan war dagegen nicht einmal bekannt, ob er überhaupt eine Waffe besaß, geschweige denn, ob er mit ihr umgehen konnte.

„Jake Gutterson“, drang da die Stimme seines Kontrahenten an sein Ohr.

Coover Behan hatte den Saloon in seinem feinen dunkelgrünen Anzug mit der gelb bestickten schwarzen Seidenweste betreten. Es war derselbe Anzug, den er am Morgen in Gesellschaft seiner Wahlkampfunterstützer getragen hatte. Um seine Hüfte hatte er einen braunen Coltgürtel geschnallt. Der war neu.

Der ehemalige Sheriff von Melville Town ignorierte den neuen Amtsinhaber und starrte einfach weiter auf sein Whiskyglas.

„Ich rede mit dir Jake.“

„Erstens heißt es auch für Sie Mister Gutterson, Sheriff. Zweitens haben Sie mir keine Frage gestellt. Und drittens rede ich nicht mit Ihnen.“

„Du solltest jetzt den Saloon verlassen, Jake. Du bist betrunken und pöbelst die Leute an.“

„Das ist Unsinn, Mister Behan“, mischte sich Will, der Barkeeper, in das Gespräch ein.

„Es heißt Sheriff. Und das Gespräch geht Sie nichts an.“

„Wer in meinem Saloon Leute anpöbelt, weiß ich immer noch am besten. Sheriff. Und wenn das kleine Würstchen O’Neal heulend zu Ihnen gerannt ist, um Ihnen zu erzählen, dass Sheriff Gutterson ihn angepöbelt habe, so sage ich Ihnen, dass es hier nichts für Sie zu tun gibt, weil die Geschichte erstunken und erlogen ist.“

Behan musterte den Saloonbesitzer mit finsteren Augen. Es war kein Geheimnis, dass er ihn nicht ausstehen konnte, denn William Hooker hatte immer zu den erklärten Unterstützern von Jake Gutterson gezählt und so manche Rede, die im Laufe des Wahlkampfes in seinem Saloon zu Ehren des ehemaligen Sheriffs gehalten wurde, mit einer Runde Freibier belohnt.

„Wegen was wollen Sie mich denn jetzt festnehmen, Behan? Wegen Pöbelei oder wegen Trunkenheit“, schaltete sich Jake Gutterson wieder in das Gespräch ein.

„Wegen beidem.“

„Verstehe. Nun, betrunken bin ich noch nicht, weil mich ständig irgendwelche Arschlöcher von der Seite anquatschen. Wäre ich es, würde ich längst auf meinem Pferd sitzen und würde dieses Scheißnest hinter mir lassen. Was die Pöbelei anbelangt ...“ Er zog rasch seinen Revolver und wandte sich Coover Behan zu. „Haben Sie schon genug Deputys ernannt, um sich mit mir anzulegen, Behan?“

Der neue Sheriff schluckte überrascht. Mit so einer Reaktion hatte er nicht gerechnet. „Was soll das, Gutterson? Sie bedrohen den Sheriff? Dafür stecke ich Sie für ein paar Wochen in den Knast.“

„Sieht das hier gerade so aus, als würden Sie mich festnehmen? Ganz ehrlich, Behan, ich tu Ihnen einen Gefallen. Jetzt haben Sie die Gelegenheit, den Leuten, die Sie gewählt haben, zu beweisen, dass Sie auch die Eier haben, die für den Job notwendig sind. Scheiße, Sie werden ständig mit irgendwelchen betrunkenen, pöbelnden Dreckskerlen zu tun haben, die bereit sind, eine Waffe auf Sie zu richten. Die Frage, über die Sie sich dann klar werden müssen ist: Schneiden die Kerle nur auf oder haben Sie auch den Schneid, abzudrücken? Ihr Abzeichen wird ihnen in dem Moment nicht helfen, denn Mord ist Mord und man kann keinen aufhängen, nur weil der, den er umgelegt hat, ein Sheriff war. Also, was tun Sie, Behan?“

„Sie waren bis heute Morgen selbst Sheriff, Gutterson. Sie werden doch jetzt nicht auf die andere Seite des Gesetzes überwechseln?“

„Warum nicht? Ich meine, wenn ich Ihnen jetzt eine Kugel in den Bauch jage, an der Sie qualvoll verrecken, weil Doc Morrison ein Kurpfuscher ist, wer soll mich dann davon abhalten, die Stadt zu verlassen?“

„Allein für diese Drohung könnte ich Sie festnehmen.“

„Wenn Sie das könnten, würden Sie jetzt mit Ihrer Waffe auf mich zielen, oder?“

Zur dramatischen Untermalung der brenzligen Situation, in der sich Coover Behan befand, spannte Jake Gutterson den Hahn seines Revolvers langsam und bedächtig, sodass jedes der drei Klicken bis zur Feuerrast deutlich zu hören war.

„Ich gebe Ihnen genau eine Stunde Zeit, die Stadt zu verlassen, Gutterson. Dann vergesse ich das alles hier.“

Jake Gutterson kicherte amüsiert. „Sie wollen mir eine Chance geben? Damit ich die Stadt verlasse? Sie haben wahrscheinlich mein voll bepacktes Pferd draußen gesehen und außerdem habe ich gerade gesagt, dass ich verschwinde, sobald ich betrunken genug bin. Wollen Sie so Ihr Gesicht wahren, Behan? Indem Sie sich großzügig zeigen? Was ist, wenn ich Sie jetzt nicht gehen lasse?“

„Sie sollten diese Chance sofort ergreifen, Gutterson. Wenn Sie mich noch länger bedrohen, telegrafiere ich an die benachbarten Countys und lasse ein Kopfgeld auf Sie aussetzen.“

„Ich würde zu gern hierbleiben, um zu sehen, wie der erste betrunkene Viehtreiber Sie erschießt, weil er begreift, dass Ihre einzige Waffe leere Drohungen sind. Ich habe vielleicht das Vertrauen der Wähler hier verloren. Aber mit meinen Kollegen kam ich immer gut klar. Bob Roundtree und Phil Hopper werden Sie auslachen, wenn Sie ihnen am Wahltag meinen Steckbrief telegrafieren.“

„Sie werden das Gesetz achten.“

„Sicherlich. Aber nicht so eine Witzfigur wie Sie, die das eigene verletzte Ego zum Gesetz erhebt.“ Jake ­Gutterson nahm den Colt in die linke Hand, goss sich mit der rechten noch ein Glas Whisky ein und kippte es herunter. Dann korkte er die Flasche zu und wechselte noch mal die Revolverhand. „Ich hatte eigentlich vor, die ganze Flasche zu leeren, bevor ich mich aufmache. Aber wer weiß, was für Idioten hier noch auftauchen. Und wenn ich dann voll wäre, würde ich vielleicht doch noch Lust bekommen, Sie umzulegen, Behan. Einfach, weil Sie sich einen Job angeeignet haben, der Ihnen nicht zusteht, weil Sie nicht den Mumm haben, der dafür notwendig ist. Aber Sie haben Schwein. Es hat mir gereicht, das hier noch einmal allen Leuten zu zeigen. Morgen wird bestimmt schon die ganze Stadt über Sie lachen. Ich begnüge mich damit, ab und zu mal in den Zeitungen nachzuforschen, ob Sie irgendjemand erschossen hat, weil Sie solche Situationen nicht händeln können.“

Zur Demonstration seiner Fähigkeiten ließ er seinen Colt einmal um den Finger wirbeln und ins Holster gleiten. Dann griff er nach seiner Flasche und ging langsam auf den Ausgang zu. Als er direkt neben Coover Behan stand, sah er ihm noch einmal fest in die Augen. „Ich rate Ihnen, wenn ich gleich weiter gehe und Ihnen den Rücken zudrehe, nicht auf den Gedanken zu kommen, dass Ihre Chancen dann besser stehen. Ich hatte nie vor, zum Sheriffkiller zu werden. Dass das so bleibt, hängt ganz von Ihnen ab.“

Damit ging er weiter. Coover Behan wagte kaum, sich umzudrehen, sondern wandte nur den Kopf, bis Jake Gutterson durch die beiden Schwingtüren verschwunden war.

Draußen bemerkte der ehemalige Sheriff das halbe Dutzend Leute, das sich bereits die Nasen an den Fenstern des Saloons platt gedrückt hatte und sicherlich in wenigen Minuten die Nachricht vom Versagen Coover Behans und dem Abgang des alten Sheriffs in Melville Town verbreiten würden. Er band sein Pferd los, schwang sich in den Sattel und verließ die Stadt.

2. Kapitel

Die Sonne brannte heiß auf den roten Sand des Llano Estacado. Ein einsamer Reiter auf einem Maultier bahnte sich seinen Weg durch das mit ausgetrockneten Büschen überzogene Land. Er trug schlichte weiße Baumwollkleidung, einfache Sandalen, einen leichten, an den Rändern schon etwas zerpflückten Strohsombrero und einen blauen Poncho. Der Blick des Reiters, dessen brauner Teint und blauschwarzes Haar die mexikanische Herkunft verrieten, war stur auf den Boden gerichtet, wo sich die Hufspur eines einzelnen Pferdes abzeichnete. Nur ab und zu hob er den Kopf, in der stillen Hoffnung, eventuell den dazugehörigen Reiter zu entdecken. Aber er wusste auch, dass diese Hoffnung illusorisch war. Ein gutes Pferd war nun einmal schneller als ein Maultier. Allerdings war es nicht so ausdauernd. Daher begann das Herz des Mexikaners vor Aufregung schneller zu pochen, als die Luft am Horizont immer stärker flimmerte. Wie dieses Flimmern entstand, konnte er sich nicht erklären, aber er wusste, dass es stets über Flüssen zu sehen war. Vor ihm musste der Rio Pecos liegen, der sich tief in den Wüstenboden eingegraben hatte. Vielleicht fand er da den Reiter, dem er folgte, weil dieser sein Pferd im kühlen Nass des Flusses saufen ließ. Vielleicht hatte der Mann sogar beschlossen, an dieser vorteilhaften Stelle sein Nachtlager zu errichten, weil es unwahrscheinlich war, in der Wüste südlich des Rio Pecos eine bessere Stelle zu finden.

Der Mexikaner trieb sein Maultier zur Eile an und nach einer halben Stunde hatte er tatsächlich den tiefen Einschnitt erreicht, in dem die graugrünen Fluten des Rio Pecos langsam nach Süden zogen, wo sie irgendwann in den Rio Grande mündeten. Vorsichtig trieb er sein Tier den Hügel hinunter. Maultiere sind auch bessere Kletterer als Pferde, dachte er dabei, achtete aber weiterhin auf die Spuren des einsamen Reiters.

Obwohl der Rio Pecos ein großer und wasserreicher Fluss war, blieb die Vegetation auch nahe an seinem Ufer spärlich. Die Büsche waren etwas größer und grüner, aber das Gras zwischen ihnen war trocken. Allerdings wuchs in der Wüste abseits des Flusses überhaupt kein Gras. Bäume gab es an diesem Abschnitt des Pecos eigentlich auch nur selten zu sehen. Umso mehr wunderte sich der Mexikaner, dass sich an einer Flussschleife ein Stück stromabwärts ein kleiner Hain gebildet hatte. Er konnte nicht wissen, dass der Strom an der Innenseite der Kehre frische, nährstoffreiche Erde angeschwemmt hatte, die er zuvor Hunderte Meilen weiter im Norden irgendwo dem Uferboden entrissen hatte.

Es interessierte ihn auch gar nicht. Stattdessen entlockte ihm der Anblick des Schecken, der an einem der Bäume festgebunden war, ein freudiges Lächeln. Rasch lenkte er sein Maultier zu dem Lagerplatz, fand diesen aber verlassen vor. Das Pferd stand ungesattelt vier Schritt vom Ufer entfernt. Der Sattel lehnte ein wenig abseits davon an einem Baum. Davor war trockenes Holz für ein Lagerfeuer zusammengetragen worden. Aber der Reiter war nirgends zu sehen.

Der Mexikaner stieg ab, band sein Maultier an den Baum neben das Pferd und schaute sich um, konnte aber niemanden entdecken. Er schob seinen Sombrero in den Nacken und kratzte sich nachdenklich an der Stirn.

„Ich nehme an, du bist allein“, sagte plötzlich eine Stimme.

Der Mexikaner sah sich nochmals um, konnte aber immer noch niemanden entdecken.

„Bist du allein?“

„Ja ... ja, das bin ich. Wo sind Sie, Señor?“

„Offensichtlich da, wo du mich nicht sehen kannst.“

Die Stimme kam aus Richtung des Steilhangs, der sich direkt an den kleinen Hain anschloss. Aber der Mexikaner konnte immer noch niemanden entdecken.

„Sind Sie der Sheriff von Melville Town?“

„Ich war es. Ich nehme an, wenn Behan mich verfolgen lassen würde, hätte er jemand anderen geschickt.“

Der Mexikaner schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Señor. Ich komme nicht von Mister Behan.“ Der Name bereitete ihm sichtbar Probleme. Da sah er, wie sich ein ­Schatten von einem der Felsen löste. Der Mann konnte ihn die ganze Zeit sehen, seit er am Flussufer entlangritt. Er aber hatte ihn bisher nicht entdecken können.

Der Mexikaner hätte sich vielleicht mehr über den Anblick des ehemaligen Sheriffs von Melville Town gefreut, wenn dieser nicht mit dem Gewehr im Anschlag auf ihn zugekommen wäre.

„Ich habe dich schon vor drei Stunden entdeckt. Ich weiß, dass du allein bist.“ Jake Gutterson trat direkt auf den Mexikaner zu und drückte ihm die Mündung der Winchester in den Bauch. „Aber vielleicht sollst du ja auch nur den Kontakt von mir zur eigentlichen Verfolger­gruppe halten, die dir im Abstand einer halben Stunde folgt.“ Gutterson blickte den Mexikaner unter der Krempe seines schwarzen Hutes hervor scharf an. „Sag mir, Juan, reitet ein Aufgebot hinter dir her?“

„Mein Name ist Benito, Señor. Und ob mir ein Aufgebot folgt, weiß ich nicht. Ich bin Ihnen nachgeritten, weil ich mit Ihnen reden will.“

„Hast du jemanden bemerkt, der hinter dir hergeritten ist?“

„Um ehrlich zu sein, habe ich nur auf den geachtet, der vor mir war.“

Jake Gutterson musterte den Mexikaner eine halbe Minute eindringlich. Dann senkte er den Lauf seines Gewehrs. „Schätze, wenn du etwas zu verbergen hättest, würdest du schon wie Espenlaub zittern und wärst in Schweiß ausgebrochen.“ Er warf einen kurzen Blick auf die Hose des Mexikaners. „Oder Schlimmeres. Du willst also mit mir reden?“

„Ja, Señor.“

„Dann mach erst einmal das Feuer an. Ich habe nämlich Hunger und Durst auf Kaffee. Vorher bin ich zu nichts imstande.“

Geschickt schichtete der Mexikaner das gesammelte Holz zu einem kleinen Stapel auf, holte aus einem Leinen­sack, der am Sattel seines Maulesels baumelte, ein altmodisches Feuerzeug hervor und kurz darauf begannen die Flammen zu knistern.

Jake Gutterson füllte derweil seine Kaffeekanne mit Flusswasser und stellte sie in die Flammen. Während sie beide schweigend darauf warteten, dass das Wasser zu kochen anfing, schnitt Gutterson Speckscheiben in eine Pfanne.

„Willst du auch etwas“, fragte er den Mexikaner kurz angebunden.

Doch der hielt abwehrend die Hände vor die Brust und versuchte, ein möglichst freundlich wirkendes Lächeln aufzusetzen. „Oh nein. Vielen Dank, Señor. Ich bin versorgt.“

Damit griff er erneut in den Leinensack und holte einen Beutel hervor, worin sich kleine runde Weizen­tortillas befanden. Als Jake Gutterson diese karge Mahlzeit bemerkte, schnitt noch etwas zusätzlichen Speck in die Pfanne.

Das Wasser kochte und Jake gab das Kaffeepulver dazu. „Hast du eine Tasse?“, fragte er den Mexikaner, nun schon viel vertraulicher.

„Ich habe Wasser, Señor.“

„Und ich habe gefragt, ob du eine Tasse hast. Oder möchtest du keinen Kaffee?“

„Ich möchte Sie nicht um Ihre Vorräte erleichtern.“

„Schätze, ich war zuerst an dieser Lagerstätte. Also bist du mein Gast. Was ist? Möchtest du nun Kaffee?“

„Gern, Señor.“ Benito ging ein weiteres Mal zu seinem Maultier und holte einen einfachen hölzernen Becher aus dem Leinensack.

„Pack den Sattel weg, damit dein Tier sich ausruhen kann“, forderte Jake Gutterson. „Dann reden wir.“

Benito gehorchte mit größter Untertänigkeit, zog den Sattel und die Decke von seinem Maulesel und nahm sich noch etwas Zeit, das verschwitzte Tier abzureiben.

Als er ans Feuer kam, begann die Dunkelheit bereits, sich über das Tal zu senken. Das letzte Sonnenlicht schimmerte rot auf den Wellen des Rio Pecos. Auf dem Boden am Feuer standen zwei Teller mit Speck und zwei Blechtassen mit dampfendem Kaffee.

„Hatte noch Geschirr dabei“, sagte Jake Gutterson ruhig. „Den Kaffeegeschmack hättest du wohl nie wieder aus deinem Holzbecher herausbekommen. Setz dich und iss.“

„Ihr seid zu gütig, Señor“, sagte Benito, setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den weichen Boden und begann, den heißen, salzigen Speck zu essen. Dabei musterte er den ehemaligen Sheriff von Melville Town gelegentlich mit verstohlenen Blicken. Doch Gutterson schien sich nicht weiter für ihn zu interessieren.

Als sie beide ihre Teller geleert hatten und sich an den Kaffeetassen festhielten, fragte Gutterson: „Möchtest du rauchen?“

„Nein danke, Señor.“

Gutterson musterte das scheue Gesicht des Mexikaners, als er das schmale Zinnetui unter seinem Rock hervorholte. Er entnahm ihm einen kleinen Zigarillo, klappte es zu und warf es Benito in den Schoß.

„Nun nimm dir schon eine.“ Benito freute sich, nahm sich einen Zigarillo und reichte das Etui dem ehemaligen Gesetzeshüter zurück.

„Also, nachdem ich dir schon mein Essen, meinen Kaffee und meine Zigarillos aufzwingen musste, mein Freund, hoffe ich, dass ich dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase herausziehen muss.“ Er zündete sich seinen Zigarillo mit einem glühenden Zweig an.

„Mein Name ist Benito Marascial. Ich komme aus einem kleinen Dorf aus Nuevo Leon. Wir ... wir brauchen Hilfe.“

Er machte eine Pause und Jake Gutterson fühlte sich herausgefordert, ihm nun doch seine Geschichte Stück für Stück aus der Nase zu ziehen. „Wie groß ist euer Dorf?“

„Es leben zweiundachtzig Menschen in San Pedro.“

„Alles Bauern?“