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Als Jake Gutterson im winterlichen Montana ein abgelegenes Städtchen erreicht, kann er im letzten Augenblick verhindern, dass ein Indianer von einem aufgebrachten Mob gehängt wird. Da Jake Gutterson für den Winter eine feste Bleibe sucht, bietet er dem alten Sheriff seine Dienste als Hilfssheriff an. Schnell wachsen in ihm Zweifel an der Schuld des Indianers. Er begibt sich auf die Suche nach dem wahren Mörder.
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Seitenzahl: 254
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Western Legenden
In dieser Reihe bisher erschienen
9001 Werner J. Egli Delgado, der Apache
9002 Alfred Wallon Keine Chance für Chato
9003 Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen
9004 Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen
9005 Dietmar Kuegler Tombstone
9006 Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang
9007 Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod
9008 Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin
9009 Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana
9010 Thomas Ostwald Blutiges Kansas
9011 R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs
9012 Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk
9013 Andreas Zwengel Die spanische Expedition
9014 Andreas Zwengel Pakt der Rivalen
9015 Andreas Zwengel Schlechte Verlierer
9016 R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen
9017 Dietmar Kuegler Der letzte Rebell
9018 R. S. Stone Walkers Rückkehr
9019 Leslie West Das Königreich im Michigansee
9020 R. S. Stone Die Hand am Colt
9021 Dietmar Kuegler San Pedro River
9022 Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen
9023 Dietmar Kuegler Alamo - Der Kampf um Texas
9024 Alfred Wallon Das Goliad-Massaker
9025 R. S. Stone Blutiger Winter
9026 R. S. Stone Der Damm von Baxter Ridge
9027 Alex Mann Dreitausend Rinder
9028 R. S. Stone Schwarzes Gold
9029 R. S. Stone Schmutziger Job
9030 Peter Dubina Bronco Canyon
9031 Alfred Wallon Butch Cassidy wird gejagt
9032 Alex Mann Die verlorene Patrouille
9033 Anton Serkalow Blaine Williams - Das Gesetz der Rache
9034 Alfred Wallon Kampf am Schienenstrang
9035 Alex Mann Mexico Marshal
9036 Alex Mann Der Rodeochampion
9037 R. S. Stone Vierzig Tage
9038 Alex Mann Die gejagten Zwei
9039 Peter Dubina Teufel der weißen Berge
9040 Peter Dubina Brennende Lager
9041 Peter Dubina Kampf bis zur letzten Patrone
9042 Dietmar Kuegler Der Scout und der General
9043 Alfred Wallon Der El-Paso-Salzkrieg
9044 Dietmar Kuegler Ein freier Mann
9045 Alex Mann Ein aufrechter Mann
9046 Peter Dubina Gefährliche Fracht
9047 Alex Mann Kalte Fährten
Alex Mann
Kalte Fährten
Jake GuttersonBand 3
Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-668-2Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!
Er blickte den eisblauen Wolken hinterher, die mit jedem Atemzug im kalten Winterwind von Montana verwehten. Graugrün breiteten sich die Hügel vor ihm aus, die im Sommer sicherlich saftiges Weideland abgaben. Jetzt waren die Halme mit Frost überzogen. Die vereinzelt stehenden Bäume hatten ihr letztes Laub verloren. Nur Schwärme von Krähen hatten sich in ihren knorrigen Ästen niedergelassen. In der Ferne konnte er die weißen Spitzen der Rocky Mountains im Dunst erkennen. Es hatte Jake Gutterson diesmal weit nach Norden verschlagen auf der Suche nach einem neuen Job und vielleicht sogar einer neuen Heimat. Womöglich war es nicht seine beste Idee gewesen, ausgerechnet im Winter die warmen Gefilde von Texas und New Mexiko zu verlassen. Auch dort konnten die Winter kalt werden, aber wenn die Sonne so hoch stand wie jetzt, wärmte sie einen zumindest.
Nicht so in Montana. Die Sonne war eine trübe, blassgelbe, verschwommene Scheibe hinter einem durchgehend grauen Himmel. Ein kalter Wind fauchte über das Land und zwang ihn dazu, den Kopf tief in den hochgeschlagenen Kragen seines Mantels zu ziehen. Er spürte, wie seine Fingerkuppen in den gefütterten Handschuhen langsam ihr Gefühl verloren. Unter den Hufen seines Pferdes knirschte es mit jedem Schritt, denn eine dicke Raureifschicht überzog das Gras.
Jake Gutterson musste niesen und spürte, wie ein kalter Tropfen an seiner Nasenspitze langsam zu Eis gefror. Er sehnte sich jetzt nach nichts mehr als nach einem warmen Bett und einem Whiskey. Er hielt auf die kleine Stadt Eutaw Springs zu. In dem letzten Ort, den er durchquert hatte, hatten ihm einige Leute erzählt, dass der Sheriff von Eutaw Springs bereits in die Jahre gekommen sei und nicht nur einen Gehilfen, sondern sogar einen potenziellen Nachfolger suchte.
Als ihn eine weitere kräftige Böe von der Seite traf und seinen ganzen Körper durchschüttelte, fragte sich Jake Gutterson, ob er wirklich ein Interesse daran hatte, dauerhaft in einem so kalten Staat zu arbeiten. Doch er verspürte noch weniger Lust, durch das eisige Winterwetter wieder nach Süden zu reiten. Wenn er also diesem Sheriff in den kalten Monaten ein wenig zur Hand gehen könnte, dann sollte es ihm recht sein. Im Frühjahr würde er dann weitersehen.
Er bog in ein kleines Tal ein, kaum mehr als eine Senke zwischen den verstreut daliegenden eisüberzogenen Hügeln. Im grauen Dunst der Ferne konnte er die spitzen, schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains immer deutlicher erkennen, deren Schatten bis hierher zu reichen schienen. Eutaw Springs sollte – so hatte man ihm zumindest berichtet – einige Meilen vor dem Gebirge liegen, an einem kleinen See. Die Stadt lebte vor allem von Kupfer, das in zahlreichen Minen auf einem dieser Hügel abgebaut wurde.
Nach einer weiteren Stunde in der Kälte sah Jake Gutterson schließlich Rauch hinter einer Hügelkuppe aufsteigen. Es waren mehrere schmale Rauchsäulen, die darauf hindeuteten, dass es hinter dem Hügel eine Siedlung gab, in der Menschen sich vor der Kälte verkrochen und es sich hinter ihren gusseisernen Öfen oder gemauerten Kaminen gemütlich machten.
„Komm, alter Junge“, sagte Jake Gutterson mehr zu sich selbst als zu seinem Pferd, dem er die Sporen gab und es so über den Hügel trieb. Als er die Kuppe erreicht hatte, erkannte er Eutaw Springs. Es war eine typische Frontiertown aus schnell errichteten Holzhäusern, deren Wände noch in einem hellen Gelb leuchteten, als wären die Bretter gerade erst aus dem Sägewerk gekommen. Es gab eine große Mainstreet und zwei kleine Seitenstraßen, die sich bis zu dem See zogen, wo ein kleiner Steg errichtet worden war. Im grauen Wasser dümpelte ein Dutzend Boote mit festgezurrten Segeln.
Der Ort wirkte seltsam verlassen, trotz der vielen kleinen Rauchsäulen, die aus den Schornsteinen der Häuser aufstiegen, ehe sie vom Wind verweht wurden. Dies verwunderte Jake Gutterson, denn es war zwar kalt, aber für Menschen, die in dieser Gegend wohnten, konnte das nicht so ungewöhnlich sein. Doch auf den Straßen der Stadt ließ sich gar kein Leben ausmachen.
Jake Gutterson ritt die Mainstreet entlang und passierte eine Reihe verlassen wirkender Häuser. Die Straße bestand aus einer Aneinanderreihung großer, vereister Schlammpfützen. Es gab Geschäfte, eine kleine Bank, das Büro des Sheriffs, hinter dessen Fenster er ein Licht ausmachen konnte, eine kleine Druckerei, wenigstens zwei Hotels, drei Saloons. Aber keine Menschenseele. Jake Gutterson runzelte verwundert die Stirn, als er sein Pferd vor einem der Saloons zügelte. Er hatte große Lust, einen Whiskey zu trinken. Doch die verschlossenen Türen und die unheimliche, nur vom eisigen Säuseln des Windes unterbrochene Stille, machten auf ihn keinen besonders einladenden Eindruck.
Er ritt weiter die Straße entlang, die sich jetzt einen Hügel hinaufzog, als er im Wind erste aufgebrachte Schreie vernahm. Er gab seinem Tier erneut die Sporen und lenkte es zwischen zwei Häusern hindurch in die Richtung, aus der er die Rufe zu vernehmen glaubte.
Und tatsächlich, an der Seite des Hügels hatte sich eine große Zahl der Bewohner von Eutaw Springs um einen alten, knorrigen Baum versammelt. Unter einem der dicken Äste dieses Baumes saß ein Mann auf einem Pferd. Er trug eine einfache Hose, ein Hemd und eine Jacke, und Jake Gutterson glaubte sehen zu können, dass der Mann fror. Oder war das Zittern darauf zurückzuführen, dass man ihm einen Strick um den Hals gelegt und das andere Ende direkt an dem knorrigen Ast befestigt hatte?
Direkt neben diesem Mann, dessen kupferfarbene Haut zusammen mit dem schulterlangen blauschwarz schimmernden Haar die einzigen Hinweise auf seine indianische Herkunft bildeten, stand ein korpulenter hochgewachsener Weißer mit einem weißen Stetson, eine riesig wirkende Gestalt. Er war in einen grüngrauen Mantel gehüllt, für den wohl mehr Stoff benötigt wurde als für alle Kleidungsstücke, die Jake Gutterson in den letzten fünf Jahren besessen hatte. Das rundliche, hinter einem schwarzen Bart versteckte Gesicht mochte unter normalen Umständen nett und freundlich wirken. Doch der Mann, der seine gewaltige rechte Pranke im Hosenbund des Indianers vergraben hatte, schien eine wutgetriebene Rede zu halten, die ihm finstere Zornesfalten auf die Stirn trieb. Die aufgebrachte Menge, Männer, Frauen und auch Kinder, alle in ihre dicken Wintersachen gehüllt, schienen dem Dicken zuzustimmen, auch wenn Jake Gutterson kein Wort von dem verstand, was irgendjemand sagte. Aber das war auch überhaupt nicht notwendig, denn was hier vorging, war offensichtlich.
Langsam lenkte er sein Pferd auf die aufgebrachte Menschenmenge zu. Keiner, nicht einmal der große Dicke, der immer wieder einmal in seine Richtung schaute, schien ihn wahrzunehmen. Sie alle waren viel zu aufgebracht und freuten sich, den Indianer gleich hängen zu sehen.
Jake Gutterson versuchte, einzelne Menschen in dieser Menge zu erkennen, was nicht leicht war, da sich alle hinter hochgeschlagenen Kragen und dicken Schals versteckt hatten und mit dem Rücken zu ihm standen. Der Winter brach gerade erst über Montana herein und noch hatten sich anscheinend nicht einmal die Einheimischen an den frostigen Wind gewöhnt. Aber er glaubte zu erkennen, dass es sich fast ausnahmslos um Weiße handelte. Das musste nichts bedeuten, sagte aber in der Regel alles.
„... also“, sagte der Dicke mit nochmals angehobener Stimme. Es war das erste Wort, welches Jake Gutterson klar verstehen konnte. „Wenn niemand mehr etwas zu sagen hat, schlage ich vor, wir hängen die Rothaut auf.“
Die Menge brüllte einmal zustimmend auf. Fäuste und Knüppel wurden in die Höhe gestreckt, und als der Dicke freudig grinsend ausholte, um dem Pferd einen kräftigen Klaps auf den Hintern zu geben, nachdem der Jubel langsam abebbte, sagte Jake Gutterson mit kräftiger Stimme: „Ich würde das an Ihrer Stelle sein lassen.“
Das überraschte Schweigen, das ihm mit einem Schlag entgegenschlug, war so frostig wie das Wetter. Die Menge drehte sich zu ihm um. Tatsächlich waren es fast alles Weiße.
„Wer sind Sie, Mister?“, fragte der Dicke, der sich als Erster wieder gefangen und die Hand ungläubig gesenkt hatte.
„Mein Name ist Jake Gutterson.“
„Nun, Mister Gutterson. Das hier geht Sie nichts an. Halten Sie’s Maul oder verschwinden Sie.“
„Welcher Richter hat denn den armen roten Bruder verurteilt?“
Der Dicke grinste und breitete die Arme aus. „Einen Richter haben wir in Eutaw Springs noch nicht. Aber wie Sie sehen, haben wir die größte Jury, die sich jemals auf ein Urteil geeinigt hat.“
„Eine Jury ist immer gleich groß. Aber ich gebe zu, dass Sie einen recht anständigen Mob zusammenbekommen haben. Kann aber sein, dass ich im Laufe meiner Karriere schon größere gesehen habe.“
Jake Guttersons Pferd schnaubte verächtlich, so als wolle es seine Worte unterstreichen. Dabei war dem armen Tier wohl einfach nur kalt.
Der Dicke schniefte und zuckte mit den Schultern. „Wenn Ihnen nicht passt, was wir hier machen, Mister, dann verschwinden Sie doch einfach. Drehen Sie um und gehen Sie dahin, wo Sie hergekommen sind. Hier in Eutaw Springs haben Sie anscheinend nichts verloren.“
„In einem Nest, etwa dreißig Meilen von hier, hat man mir gesagt, dass euer alter Sheriff Hilfe braucht. Ich sehe hier gar keinen Sheriff. Wo ist er?“
„Der sitzt in seinem Gefängnis und wartet, dass die ganze Sache hier vorübergeht. Vielleicht kuriert er seine Kopfschmerzen aus.“
„Ihr habt ihn niedergeschlagen und euch den Gefangenen geholt?“
„Mister, langsam wird uns allen kalt. Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie es da zu tun haben. Der Kerl ist ein Mörder. Also lassen Sie uns das Schwein aufhängen, damit wir endlich in unsere warmen Häuser zurückkehren können.“
„Ob der Kerl ein Mörder ist, muss erst ein Richter festlegen. Aber wenn ihr ihn jetzt aufhängt, dann seid ihr alle zusammen, wie ihr hier steht, Mörder. Und dann wird es schwer, einen Ast zu finden, der stark genug ist, um dich zu hängen, Fettsack.“
Ein paar Menschen in der Menge kicherten, doch der Dicke sah Jake Gutterson finster an. „Wollen Sie mir drohen, Mister Gutterson?“
„Ich sage nur, dass ich nicht zulassen werde, dass ihr den Indianer hängt.“
„Was wollen Sie tun? Etwa den Strick durchschießen?“ Er lachte höhnisch.
„Nein, das würde wohl nicht klappen“, sagte Jake ernst. „Ich hab’ mich mal mit einem Kerl vom Zirkus unterhalten, die wollten so eine Nummer mit einem Kunstschützen in ihr Programm aufnehmen. Haben ewig geübt. Mit einer Puppe natürlich. Aber er meinte, so oft er den Strick auch traf, er ist nie gerissen. Der Mann hat sich damit schon fast wissenschaftlich auseinandergesetzt und erzählte mir, dass es irgendetwas mit der Spannung des Seils zu tun hat, und dieses den Schuss irgendwie absorbiert. Ich hab’ das alles nicht so genau verstanden. Was bei mir hängen geblieben ist, ist nur, dass es wohl nicht geht, obwohl ich auch schon zwei oder drei Angeber gehört habe, die das Gegenteil behaupteten. Jedenfalls, obwohl ich mich für einen ziemlich guten Schützen halte, würde ich es nicht riskieren, jetzt so einen Schuss zu landen. Es hängt einfach zu viel daran. Also im übertragenen Sinn natürlich.“
„Und was wollen Sie dann tun?“, fragte der Dicke mit einem breiten Grinsen.
Jake Gutterson schlug seinen Mantel nach hinten und griff mit klammen Fingern nach seinem Revolver. Er war alles andere als schnell, aber alle Männer des Mobs, selbst die wenigen, die bewaffnet waren, wurden von der Dreistigkeit dieses Mannes, der sich allein gegen mehr als 300 Menschen stellte, so überrascht, dass keiner ihn daran hinderte zu ziehen.
Jake spannte den Hahn und das metallische Klicken schien in der frostigen Luft noch lauter widerzuhallen als sonst.
„Ich schieß einfach auf dich, Fettsack. Und ganz ehrlich, du bist so breit, dich treffe ich mit verbundenen Augen oder wenn ich sternhagelvoll bin, wenn die Nacht so schwarz ist, wie ein Bärenarsch. Mit links oder rechts. Wahrscheinlich würde ich dich sogar treffen, wenn ich nicht mal auf dich zielen würde. Dich kann man einfach nicht verfehlen. Da versuch’ ich mich doch nicht an dem Seil.“
„Sie haben ’n ziemlich großes Maul, Gutterson“, sagte der Dicke wütend.
„Ja, aber auch ’ne geladene Knarre, ’ne ruhige Hand und ziemlich viel Erfahrung im Abknallen von Mistkerlen. Also rate ich dir, von dem Pferd da wegzutreten.“
Der Dicke presste wütend die Lippen zusammen.
„Ich erklär’s dir noch mal, Fettsack. Ich muss einfach Fettsack sagen, weil Sie mich zwar nach meinem Namen gefragt haben, sich aber ihrerseits nicht vorgestellt haben. Also, ich habe hier sechs Kugeln in meiner Knarre und noch ein paar in meinem Gewehr. Ich habe noch nicht durchgezählt, aber ihre Jury zählt wohl ein paar Leute mehr. Ich werde also nicht einen Schuss vergeuden, um meinen Worten mehr Gewicht zu verleihen oder ihnen eine Warnung auszusprechen. Die erste Kugel sitzt. Und sie wird gleich sitzen, wenn Sie nicht von dem verfluchten Pferd zurücktreten.“
Langsam machte der Dicke zwei Schritte zurück.
„Das reicht nicht.“
Er machte noch drei Schritte.
„Wer hat ein Messer?“
Es hoben sich mehrere Hände und Jake Gutterson wies mit der Mündung auf einen Mann in einem dicken blauen Mantel, der nahe bei dem Indianer stand.
„Wie heißen Sie?“
„William. William Higgins.“
„Mister Higgins. Sie sehen wie ein ganz vernünftiger Mann aus. Nehmen Sie bitte Ihr Messer, steigen Sie auf das Pferd und schneiden Sie die Fesseln und den Strick durch.“
„Was haben Sie vor?“, fragte der Dicke und wollte bereits wieder einen Schritt nach vorn machen, doch Jakes Revolvermündung schwang sofort auf ihn ein.
„Du hältst jetzt das Maul, Fettsack. Aber um die Frage zu beantworten, die sicherlich auch andere interessiert: Ich werde diesen Indianer jetzt zu eurem Sheriff zurückbringen. Der wird mir bestimmt sagen können, was hier gespielt wird und ob wir den Mann freilassen oder einsperren, bis ein richtiger Richter kommt.“
William Higgins griff in seine Hosentasche und holte ein kleines Taschenmesser hervor. Er kletterte hinter dem Indianer auf das Pferd, klappte das Messer auf und durchtrennte zuerst den Strick und dann die Fesseln, mit denen die Hände des Gefangenen auf den Rücken gebunden waren.
„Vielen Dank, Mister Higgins“, sagte Jake Gutterson freundlich. „Sie können wieder herunterkommen.“
Higgins kletterte vom Pferd und der Indianer lenkte das Tier rasch durch die Menge in Richtung auf Jake Gutterson.
„Sprichst du meine Sprache?“, fragte Jake.
Der Indianer musterte ihn mit einem stoischen Gesichtsausdruck, als würde ihn die ganze Angelegenheit nichts angehen. „Sprichst du meine?“, fragte er dann in einem nur leicht durch einen Akzent verfärbten Englisch.
„War ja nur eine Frage. Ich werde jetzt ein paar Schritte rückwärts reiten und die Menge hier im Auge behalten. Sie führen mich.“
Er erwartete keine Antwort von dem Indianer und wandte sich stattdessen an die Menge. „Okay, Leute. Ich lasse euch hier noch zwei Minuten frieren und bringe den Mann ins Gefängnis zurück. Seid so gut und folgt mir nur in großem Abstand. Sonst kriege ich noch Angst und meine Kanone geht los.“
Er setzte sein Pferd in Bewegung. Der Indianer legte dem Tier sanft seine Hand auf die Flanke und schien es durch diese Bewegung regelrecht zu führen. Nach etwa hundert Yards und nachdem Jake Gutterson sich vergewissert hatte, dass die Meute ihm nicht gleich folgen würde, wendete er sein Pferd und ritt neben dem Indianer her.
„Ein einfaches Danke würde mir vollkommen ausreichen“, sagte er schließlich.
Doch der Indianer blickte nur starr geradeaus.
„Man könnte meinen, mein Eingreifen kam Ihnen ungelegen.“
„Sie haben mir nur Zeit verschafft, die ich in diesem kalten Gefängnis verbringen muss. Am Ende wird man mich ja doch hängen.“
„Weil Sie schuldig sind?“
„Weil ich ein Indianer bin.“
„Was wirft man Ihnen denn vor?“
„Mord.“
„Wen sollen Sie den umgebracht haben?“
„Ein Indianermädchen.“
„Könnten Sie mir die Geschichte vielleicht einfach erzählen, ohne dass ich jedes Wort mit einer Frage aus Ihnen herausholen muss?“
„Ich habe gesagt, dass ich unschuldig bin. Aber das interessiert keinen. Wenn Sie meine Geschichte hören wollen, fragen Sie doch den Sheriff.“
Jake Gutterson schnaubte genervt. Sie ritten zurück in die Stadt und hielten ihre Pferde vor dem Sheriff’s Office an. Jake saß ab und zog seine neue Winchester aus dem Futteral.
„Gehen wir rein“, sagte er zu dem Indianer, der anscheinend auf diese Aufforderung gewartet hatte.
Da auf Jakes Klopfen niemand antwortete, öffnete er die Tür.
Das Office war recht klein und wurde von zwei Öllampen erhellt. In einer Ecke stand ein gusseiserner Ofen, dessen Klappe bereits rot zu glühen anfing und der eine aus Jake Guttersons Sicht angenehme Wärme verbreitete. Neben dem Ofen saß ein älterer Mann auf einem Stuhl. Er hielt eine Tasse zwischen seinen beiden Händen und starrte ausdruckslos auf das glühende Metall.
Jake Gutterson zog sich den Hut vom Kopf.
„Sind Sie Spencer C. Tucker?“
„Wer will das wissen?“, fragte der Mann, ohne seinen Blick von dem Ofen abzuwenden.
„Mein Name ist Jake Gutterson. Ich bringe Ihnen Ihren Gefangenen zurück.“
Bei diesen Worten fuhr der Mann überrascht herum. Erst jetzt erkannte Jake, dass seine gesamte rechte Gesichtshälfte geschwollen war und blaugrün schimmerte.
Jake schob den Indianer an sich vorbei in Richtung auf den Ofen.
„Ich schätze, der sollte eigentlich noch in einer Zelle sitzen.“
Ungläubig erhob sich Spencer C. Tucker. „Wer sind Sie? Der Marshal?“
„Ich war mal Marshal. Und auch mal Sheriff. Jetzt bin ich gerade gar nichts. Henry Miles, der Town Marshal aus diesem Nest, das einen Tagesritt von hier entfernt liegt, hat mir gesagt, dass Sie vielleicht einen Gehilfen brauchen könnten. Und da ich den Winter über nicht mehr durch dieses unerhört kalte Land streifen will, dachte ich mir, ich biete mich mal an. Egal, was es bringt.“
„Momentan bringt es vor allem viel Ärger ein. Sie sehen ja, wie sie mich zugerichtet haben. Die Leute hier wollen das Gesetz jetzt in die eigene Hand nehmen. Wozu braucht es da noch einen Sheriff?“
Jakes Blick wanderte durch den Raum. An einer Wand stand ein Bett, kaum mehr als eine primitive Pritsche, die Tucker anscheinend als Schlafstätte diente, davor eine einfache Holztruhe und über dem Kopfende ein Gewehrständer. Neben dem Ofen stand ein einfacher Schreibtisch, sauber aufgeräumt. Nur eine Kanne stand auf der vorderen linken Ecke.
„Ist das Tee?“, fragte Jake Gutterson, der glaubte, den Geruch von Minze wahrnehmen zu können.
„Bedienen Sie sich.“
„Haben Sie eine Tasse?“
„In der Kiste.“
Jake Gutterson trat an die Kiste heran. Unter dem Deckel befand sich eine hölzerne Ablage mit zwei Griffen, sodass man sie aus der Kiste herausheben konnte. Auf dieser Ablage stand das Essgeschirr des Sheriffs. Eine Pfanne, vier Teller, drei Tassen, etwas Besteck. Jake nahm zwei der Blechtassen und füllte sie mit Tee. Eine davon reichte er dem Indianer.
„Ich würde sagen, wir sperren unseren roten Freund hier erst einmal wieder weg“, sagte er.
„Die Schlüssel hängen neben der Tür.“
Jake wollte eigentlich sagen, dass er hierfür gar nicht zuständig sei, aber nach einem Blick in das zerschundene Gesicht des Sheriffs griff er nach dem Schlüssel und öffnete die hölzerne Tür, die in den Hinterraum des Office führte. Links und rechts des schmalen Ganges befanden sich zwei kleine Zellen.
Jake öffnete eine davon und bedeutete dem Indianer, der sich nicht zu wehren schien, hineinzugehen.
„Es ist kalt“, sagte der Gefangene.
Tatsächlich schien es dank der beiden kleinen vergitterten Fenster in dem Raum so kalt zu sein wie draußen.
„Ich kümmere mich drum“, sagte Jake Gutterson.
Er ging zurück in das Office.
„Lassen sich die Fenster drüben nicht verschließen?“
„Doch. Von außen.“
Jake Gutterson verließ die angenehme Wärme des kleinen Büros und kehrte in die eisige Kälte der Stadt zurück. Sanfter Schneefall hatte eingesetzt und die dicken Flocken häuften sich rasch zu einer durchgehenden weißen Schicht an. Als er um das Haus herumging, um zwei vor den Fenstern liegende Holzläden einzuhängen, bemerkte er, wie der Mob langsam in die Stadt zurückkehrte.
Er verschloss beide Fenster und blieb dann einen kurzen Moment vor der Tür des Office stehen. Die meisten Menschen schienen in ihre Häuser zurückzukehren. Einige, die sich um den großen Dicken geschart hatten, warteten immer noch unschlüssig auf der Straße.
„Könnte sein, dass wir gleich noch mal Ärger kriegen“, sagte er, als er in das Office zurückkehrte und die Tür hinter sich schloss.
Der Sheriff zuckte resignierend mit den Schultern. „Wahrscheinlich werden sie ihn jetzt endgültig aufhängen.“
„Was hat er denn getan?“, fragte Jake Gutterson und wärmte sich seine Hände an dem Becher mit dem Tee.
„Ihm wird vorgeworfen, Elisabeth Winter umgebracht zu haben.“
„Ist das ein Indianermädchen?“
„Ja. Sie hat sich taufen lassen und einen zivilisierten Namen angenommen.“
„Verstehe. Und was soll sein Motiv gewesen sein?“
„Miss Winters war sehr schön.“
„Das reicht wohl bei vielen Männern. Sie war verheiratet?“
„Ja. Mit Thomas Winter.“
„Und der spielt in diesem Ort welche Rolle?“
„Er ist der Sohn von Stephen Winter, dem hier die meisten Minen gehören.“
„Und so ein Mann nimmt sich ein Indianermädchen zur Frau?“
„Warum nicht? Sie war, wie gesagt, sehr hübsch.“
„Das hält viele Menschen nicht davon ab, Vorbehalte gegen solche Verbindungen zu haben.“
„Ja, das stimmt. Auch dem alten Winter hat die Wahl seines Sohnes gar nicht geschmeckt. Aber Thomas ist in dieser Hinsicht nicht nur besonders liberal, er hat auch Rückgrat, wenn es um Auseinandersetzungen mit seinem Alten geht.“
„Verstehe. Und welche Beweise hat man gegen unseren Freund? Wie heißt er eigentlich?“
„Seinen indianischen Namen kann ich nicht aussprechen. Unsere Leute nennen ihn scherzhaft Hängt-an-der-Flasche.“
„Er trinkt?“
„Ja. Sehen Sie, etwas weiter westlich von hier gibt es ein kleines Blackfoot-Reservat. Die dortigen Indianer haben sich im Laufe der Zeit zerstritten. Die einen haben sich, so gut es geht, mit ihrem Leben arrangiert, die anderen sind dem Alkohol verfallen. Sie bewohnen eine verlassene Minenarbeitersiedlung direkt am Fuße der Rockys. Dort brennen sie Schnaps und verkaufen ihn an Jäger, Fallensteller oder wer immer ihn haben will. Einige von ihnen kommen ab und zu in die Stadt, um sich etwas besseren Stoff zu kaufen. Hängt-an-der-Flasche war am häufigsten in unseren Saloons anzutreffen.“
„Und das macht ihn zu einem potenziellen Mörder?“
„Na ja, er hatte sich in Elisabeth Winter verguckt, was ihm keiner verübeln kann, denn sie war, wie gesagt, ein sehr hübsches Mädchen. Aber da sie auch ziemlich anständig war, hat sie ihn abblitzen lassen. Vor zwei Tagen fand man sie spät am Abend hinter dem Sägewerk. Sie war vergewaltigt und erstochen worden, mit dem Messer von Hängt-an-der-Flasche.“
„Das noch in der Leiche steckte, damit auch der Dümmste schnell auf den Gedanken kommt, dass er für den Mord verantwortlich ist?“
„Natürlich. Deswegen musste ich auch in Jimi Langs Saloon gehen und ihn festnehmen.“
„Ach, er war so freundlich, nicht nur ein Beweisstück zurückzulassen, sondern gleich noch hier im Ort zu warten, um Ihnen den Ritt hinaus ins Reservat zu sparen?“
„Hören Sie“, sagte der Sheriff und verzog erstmals wütend die Stirn. „Sie können sich Ihren Sarkasmus sparen. Ich mache diesen Job lange genug, um zu wissen, dass man misstrauisch werden sollte, wenn etwas zu eindeutig ist. Aber wer immer der wahre Mörder ist, er hat zurecht darauf spekuliert, dass es ausreichend ist, ein paar offensichtliche Beweise auszulegen, um den Verdacht auf den Indianer zu lenken. Die meisten Menschen hier haben mit den friedlichen Blackfoot kein Problem, aber die Schnapsbrenner kann keiner leiden.“
„Eine andere Frage. Wer ist der Fettsack, der den Indianer aufhängen wollte?“
„Das ist Jesse Woods. Ihm gehört das Sägewerk. Er kann ein ganz anständiger Kerl sein, aber eben nicht in solchen Angelegenheiten. Wenn es Ärger gibt, ist er immer mit an vorderster Front.“
„Klingt mir nicht nach einem anständigen Kerl.“
„Seine Arbeiter behandelt er gut.“
„Hat er Ihnen auch seine Behandlung zukommen lassen?“, fragte Jake Gutterson und zeigte auf das geschwollene Gesicht des Sheriffs.
„Natürlich war er das. Er hat die Leute zusammengetrommelt, an meine Tür geklopft und die Auslieferung von Hängt-an-der-Flasche gefordert. Als ich mich weigerte, hat er zugeschlagen. Er mag fett sein. Aber seine Fäuste sind verdammt schnell.“
Jake Gutterson trank einen Schluck Tee und sog tief die Luft ein, als er von draußen eine Stimme hörte.
„Machen Sie auf Sheriff! Machen Sie auf und geben Sie den Indianer wieder raus, sonst kommen wir rein und holen ihn uns. Wir haben Sie einmal geschafft, da schaffen wir auch Sie und den Fremden.“ Es war die Stimme des Fettsacks Jesse Woods.
„Akzeptieren Sie mich als Ihren Hilfssheriff?“, fragte Jake Gutterson rasch.
„Ich sehe nicht, was mir das bringen soll.“
„Akzeptieren Sie mich?“
Der Sheriff erhob sich langsam von seinem Stuhl, ging zu seinem Schreibtisch hinüber und öffnete eine Schublade, aus der er einen Blechstern holte.
„Sie haben den Indianer einmal gerettet. Ich würde zumindest gerne sehen, wie Sie das jetzt noch einmal schaffen wollen.“ Damit warf er Jake Gutterson den Stern zu.
Er heftete sich das Abzeichen an die Brust und strich kurz mit seinen Fingern darüber. Es war ein gutes Gefühl, wieder einen Stern zu tragen. Selbst, wenn es nur als Hilfssheriff war. Er zog seinen Mantel aus und hängte ihn an einen Haken an der Wand. Dann prüfte er den Sitz seines Anzugs und bewegte seine steif gewordenen Finger ein wenig, die sich nur langsam wieder erwärmten.
„Sheriff“, erklang die Stimme von Jesse Woods aufs Neue. „Wir wollen Ihnen ja wirklich nichts tun, aber das eben war eine ganz linke Nummer. Wenn Sie uns nicht aufmachen, kann ich für nichts garantieren.“
„Er hat schnelle Fäuste, sagen Sie?“, fragte Jake Gutterson an den Sheriff gewandt.
Spencer C. Tucker nickte langsam.
„Dann sollte ich ihn wohl besser nicht an mich herankommen lassen“, sagte Jake Gutterson und grinste zuversichtlich. Sein Blick fiel auf die große Teekanne. Er nahm sie und wog sie in der Hand. Sie war immer noch halb gefüllt, groß, schwer und warm.
„Wollen Sie Woods auf einen Tee einladen?“, fragte Tucker.
„Ist vielleicht keine schlechte Idee. Ich fürchte aber, er wird sich selbst einladen wollen.“
Jake Gutterson ging langsam zur Tür, öffnete sie und trat auf die kleine, überdachte Veranda hinaus.
Noch immer rieselte der dickflockige Schnee sanft auf die Straße nieder. Er hatte den braunen Schlamm bereits vollständig bedeckt, und auch die Schultern der zwei Dutzend Männer, die sich um Jesse Woods geschart hatten, waren bereits weiß von Schnee.
„Sie schon wieder?“, fragte Woods, wirkte aber wenig überrascht. „Wir wollen mit dem Sheriff sprechen.“
Jake Gutterson schlug seine Jacke etwas zurück, sodass der Stern auf seiner Brust sichtbar wurde. „Sie reden mit seinem Stellvertreter.“
„Das ging ja schnell.“
„Wenn Sie reden wollen, kommen Sie doch rein. Nur Sie. Ihre Freunde können nach Hause gehen. Kommen Sie rein und wir klären, was es zu klären gibt.“
„Ist das ein Trick?“
„Wovor haben Sie Angst?“
„Ich habe keine Angst.“
„Dann kommen Sie doch her“, sagte Jake Gutterson, lächelte freundlich und hob die schwere Teekanne wie zur Einladung.
Woods setzte seinen schwerfälligen Körper in Bewegung. Der frisch gefallene Schnee klebte an seinen Schuhen, die gewaltige Abdrücke auf der weißen Straße hinterließen. Er schaute finster und schniefte, als er die Veranda betrat. Sein Blick war fest auf Jake Gutterson gerichtet und der neue Hilfssheriff von Eutaw Springs spürte, dass der dicke Sägewerksbesitzer seine Chancen abschätzte.
Doch als Woods direkt vor ihm stand, ihn misstrauisch beäugte und seine gewaltigen Pranken langsam zu Fäusten ballte, schwang Jake Guttersons Arm mit der schweren Teekanne herum. Er traf Woods am Kopf, aber der massige Mann wankte kaum. Dennoch war er von dem Schlag überrascht und seine rechte Hand wollte nach der schmerzenden Wange greifen, als Jake Gutterson seine vorteilhafte Stellung ausnutze und einen schnellen Tritt gegen Woods’ linkes Knie ansetzte. Dieser Treffer saß. Woods stöhnte schmerzerfüllt auf und knickte ein. Als der aufgedunsene Kopf niedersank, setzte Jake Gutterson zu einem kurzen Faustschlag an, unter dem er die breite Nase brechen hörte. Jetzt schrie Woods vor Schmerzen auf. Doch Jake Gutterson war noch nicht fertig. Er packte den Mann an beiden Schultern und schleuderte ihn mit aller Kraft, den Kopf voran, gegen den Türrahmen. Das halbe Office schien unter dem Aufprall zu wackeln. Doch anstatt Woods loszulassen, warf ihn Jake Gutterson unter Aufbringung all seiner Kräfte ins Innere des Office.
„Ich komme gleich und helfe Ihnen, den Mann in eine Zelle zu tragen“, sagte Jake Gutterson und schaute kurz auf den vor Schmerz stöhnenden Woods herab. „Oder wir rollen ihn rein.“
Dann zog er die Waffe und drehte sich herum. Woods’ Gefolgsleute standen noch immer wie erstarrt auf der Straße.
„Möchte noch jemand mit dem Sheriff reden?“
Die Männer schwiegen. Erst nach einer ganzen Weile sagte einer von ihnen: „Sie sind ein linker Hund. Sie haben Jesse versprochen, dass ihm nichts passiert.“
„Nein, nein“, sagte Jake Gutterson. „Ich sagte, wir klären, was es zu klären gibt. Mister Woods hat den Sheriff tätlich angegriffen, einen Gefangenen aus dem Gefängnis geholt und einen Lynchmob zusammengetrommelt. Er kann froh sein, dass Ihr Gefängnis zwei Zellen hat, sonst müsste ich ihn auf der Latrine einsperren, denn es würde sicherlich nicht gut ausgehen, wenn ich Mister Woods mit dem Indianer in dieselbe Zelle stecke.“
„Wollen Sie damit sagen, dass Sie Mister Woods festnehmen?“