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Auf der Suche nach einem neuen Job als Gesetzeshüter kommt Jake Gutterson in das verschlafene Städtchen Pepperville. Dort bringt er zwei Ganoven hinter Gitter. Doch der unerfahrene Sheriff des Ortes wird überwältigt, die beiden können fliehen und planen wenig später einen Raubüberfall auf einen reichen Rancher. Sie wissen allerdings nicht, dass Jake Gutterson inzwischen zum Marshal ernannt wurde. Die Jagd beginnt.
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Seitenzahl: 235
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Western Legenden
In dieser Reihe bisher erschienen
9001 Werner J. Egli Delgado, der Apache
9002 Alfred Wallon Keine Chance für Chato
9003 Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen
9004 Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen
9005 Dietmar Kuegler Tombstone
9006 Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang
9007 Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod
9008 Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin
9009 Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana
9010 Thomas Ostwald Blutiges Kansas
9011 R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs
9012 Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk
9013 Andreas Zwengel Die spanische Expedition
9014 Andreas Zwengel Pakt der Rivalen
9015 Andreas Zwengel Schlechte Verlierer
9016 R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen
9017 Dietmar Kuegler Der letzte Rebell
9018 R. S. Stone Walkers Rückkehr
9019 Leslie West Das Königreich im Michigansee
9020 R. S. Stone Die Hand am Colt
9021 Dietmar Kuegler San Pedro River
9022 Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen
9023 Dietmar Kuegler Alamo - Der Kampf um Texas
9024 Alfred Wallon Das Goliad-Massaker
9025 R. S. Stone Blutiger Winter
9026 R. S. Stone Der Damm von Baxter Ridge
9027 Alex Mann Dreitausend Rinder
9028 R. S. Stone Schwarzes Gold
9029 R. S. Stone Schmutziger Job
9030 Peter Dubina Bronco Canyon
9031 Alfred Wallon Butch Cassidy wird gejagt
9032 Alex Mann Die verlorene Patrouille
9033 Anton Serkalow Blaine Williams - Das Gesetz der Rache
9034 Alfred Wallon Kampf am Schienenstrang
9035 Alex Mann Mexico Marshal
9036 Alex Mann Der Rodeochampion
9037 R. S. Stone Vierzig Tage
9038 Alex Mann Die gejagten Zwei
9039 Peter Dubina Teufel der weißen Berge
9040 Peter Dubina Brennende Lager
9041 Peter Dubina Kampf bis zur letzten Patrone
9042 Dietmar Kuegler Der Scout und der General
9043 Alfred Wallon Der El-Paso-Salzkrieg
9044 Dietmar Kuegler Ein freier Mann
9045 Alex Mann Ein aufrechter Mann
9046 Peter Dubina Gefährliche Fracht
9047 Alex Mann Kalte Fährten
Alex Mann
Ein aufrechter Mann
Jake GuttersonBand 2
Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-666-8Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!
Als er links den felsigen Hang hinaufschaute, entdeckte er ein kleines, flackerndes Licht. Es sah aus wie der Schein eines Lagerfeuers. Vielleicht gab es dort oben eine Höhle, in der man Schutz vor dem strömenden Regen finden konnte?
Mit dem Handrücken wischte sich Jake Gutterson den Regen aus dem Gesicht. Es war ein fürchterliches Wetter, das ihn mitten auf der Prärie, wo es keinerlei Deckung gab, überrascht hatte. Er war vollkommen durchnässt, allerdings nicht vom Regen, sondern vom eigenen Schweiß, der sich unter dem weiten, schwarzen Gummiponcho gebildet hatte, den er sich übergeworfen hatte.
Wer immer da oben sein Lager bezogen hatte, er hatte keinen Grund, etwas gegen ihn zu haben. Also lenkte Jake Gutterson sein Pferd über die nassen Felsen zu dem Licht hinauf, in der Hoffnung, wie ein ins Wasser gefallenes Kätzchen Schutz zu finden.
Vor der Höhle entdeckte er ein prächtiges, hochgewachsenes braunes Pferd. Obwohl seine Mähne klatschnass war und am Fell des Halses festklebte, konnte man sehen, dass es sich um ein gutes, teures Tier handelte. Auf der Flanke waren zwei schwungvoll eingebrannte S sichtbar.
Das Pferd wieherte, als Jake Gutterson seinen Braunen an die Höhle heranführte, und gleich darauf stand ein Mann im Eingang, der seinen Revolver auf ihn gerichtet hielt. Er trug ein leichtes blaues Hemd und ausgeblichene Reithosen, an denen deutlich erkennbar war, dass sie einem Cowboy gehörten, der es gewohnt wart, Chaps zu tragen, die er nun vermutlich abgeschnallt hatte. Das Alter des Mannes ließ sich unter dem dichten Vollbart schwer schätzen, aber Jake Gutterson glaubte, anhand der Stimme schätzen zu können, dass er kaum älter als dreißig war.
„Wer sind Sie?“, fragte der Mann.
„Mein Name ist Jake Gutterson.“
„Sind sie ’n Kopfgeldjäger?“
„Sind Sie denn einer?“
Der Mann schaute Jake Gutterson verwirrt an.
„Ich bin ein nasser Reiter, der auf dem Weg zur nächsten Stadt vom Regen überrascht wurde und ihnen verdammt dankbar wäre, wenn er sich an ihrem Feuer ein wenig trocknen könnte“, sagte Jake Gutterson.
„Hab’ aber nichts zu essen da.“
„Das könnte ich schon beisteuern.“
Der Mann zögerte einen Moment. Dann steckte er sich den Revolver in den Hosenbund und bedeutete Jake Gutterson mit einem Kopfnicken, ihm in die Höhle zu folgen.
Jake band sein Pferd neben dem des Cowboys fest und schnallte den Sattel ab.
„Hol dir keinen Schnupfen“, sagte er und tätschelte die Flanke des armen Tieres, welches instinktiv die Nähe und Wärme des Braunen suchte.
Dann ging er in die Höhle. Der andere Mann schien vom Regen nicht so überrascht worden zu sein, denn er hatte Zeit gehabt, ein wenig Feuerholz zu sammeln, welches er auf einen kleinen Haufen geschichtet hatte, neben welchem sein Sattel lag.
Jake Gutterson warf seinen eigenen Sattel auf der gegenüberliegenden Seite ab und zog seinen Poncho aus.
„Haben Sie auch einen Namen, Mister?“
„Ja“, sagte der Cowboy und stierte ins Feuer.
„Und würden Sie mir den für einen Kaffee und ein bisschen gebratenen Speck auch verraten?“
Er knöpfte sich seine Weste auf und zog das nasse Hemd aus, ehe er mit nacktem Oberkörper anfing, sein Kochgeschirr auszubreiten. Er füllte Wasser aus seinem Ziegenledersack in eine kleine Kanne und stellte sie ins Feuer. Dann schnitt er etwas Schinken in seine Pfanne und hielt diese über die Flammen.
„Luke Wilson“, sagte der Cowboy schließlich, als ihm der erste Geruch von gebratenem Speck in die Nase kroch.
„Haben Sie Angst vor Kopfgeldjägern, Luke Wilson?“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Weil ich einen Fremden, der bei dem Sauwetter mein Lager ansteuert, nicht als Erstes danach fragen würde, ob er ein Kopfgeldjäger ist. Wenn ich nichts zu verbergen habe, würde es mich nicht interessieren, und wenn ich es hätte, wäre es unclever.“
„Warum?“ Wilson wirkte wieder etwas nervöser.
„Sie können die Hand von der Kanone lassen. Ich sag ihnen ja nur, dass Sie mit so einer Frage unnötig Aufmerksamkeit erregen.“
„Aha.“
„Sie sind Cowboy?“
„Ja.“
„Suchen Sie Arbeit?“
„Mal sehen.“
Sie schwiegen eine Weile. Als das Wasser kochte, schüttete Jake Gutterson etwas Kaffeepulver hinzu und ließ alles noch einmal aufkochen. Dann schnitt er zwei Scheiben Brot ab.
„Haben Sie einen Teller?“
„Ja.“
Luke Wilson griff in eine Satteltasche und holte einen einfachen verzinnten Teller hervor. Er schien noch etwas zu suchen, fand es aber nicht. Also griff er in die zweite Satteltasche und holte eine glänzende Gabel heraus. Dann hielt er Jake den Teller hin.
Jake Gutterson gab ihm Brot und Speck und warf einen interessierten Blick auf die Gabel.
„Ist das Silber?“
„Ja.“
„Nobles Essbesteck.“
„Wollen Sie auch eine?“
„Haben Sie noch mehr davon?“
Luke Wilson griff nach der zweiten Satteltasche, öffnete sie und hielt sie Jake Gutterson entgegen.
„Donnerwetter“, sagte Jake, als er die vielen silbernen Gabeln, Messer und Löffel, die beiden vergoldeten Taschenuhren, die Zigarrenkiste und die beiden Geldnotenbündel entdeckte.
„Ist das alles ihr’s?“
„Sehen Sie hier noch jemanden?“
„Nein. Aber ich weiß, wer nach dem Essen die Zigarren spendiert“, sagte Jake Gutterson, holte sein Essbesteck aus der Tasche und hielt es Luke Wilson entgegen. „Vorerst reicht mir das hier.“
„Wenn Sie meinen.“
Sie aßen schweigend und tranken ihren Kaffee. Danach bot Luke Wilson ihm eine Zigarre an, die der kleinen Banderole zufolge aus Jamaika kam.
„Wo haben Sie zuletzt gearbeitet?“, fragte Jake Gutterson und blies die erste blaue Wolke ins Feuer.
„Wieso interessiert Sie das?“
„Es ist nicht so, dass mich das wirklich interessiert. Es ist einfach die einzige, halbwegs vernünftige Frage, die mir einfällt, um unser Gespräch in Gang zu halten, bevor ich mich aufs Ohr lege.“
„Hab‘ vier Monate auf der Ranch von Stephen Summerfield gearbeitet.“
„Wo liegt die?“
„’n Stück nordöstlich von hier.“
„Gibt’s da auch ’ne Stadt?“
„Pepperville. Etwa zehn Meilen von der Ranch entfernt.“
„Noch nie gehört.“
„Da haben Sie nichts verpasst.“
Luke Wilson war offensichtlich kein Mann für ausschweifende Konversation, daher rauchten sie ihre Zigarren schweigend zu Ende, bevor Jake Gutterson auch sein Unterzeug wechselte, sich seine Schlafstätte so gut wie möglich zurechtmachte und sich dann in seiner Decke einrollte. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Daher schlief er schnell ein.
*
Als Luke Wilson am nächsten Morgen erwachte, war Jake Gutterson schon auf. Kaffeewasser kochte auf einem neuen Feuer.
„Guten Morgen. Gut geschlafen?“
„Ging so“, sagte Wilson und schob seine Decke zurück.
„Für einen Mann, der Angst hat, von Kopfgeldjägern verfolgt zu werden, haben Sie einen ziemlich festen Schlaf.“
„Ich hab’ keine Angst vor Kopfgeldjägern.“
„Aber es sind welche hinter ihnen her.“
Luke Wilson griff rasch nach seinem Revolver, spannte den Hahn und zielte auf Jake Gutterson.
„Sie stellen mir zu viele komische Fragen, Mister Gutterson.“
„Ehrlich? Dabei habe ich die wirklich wichtigen Fragen noch gar nicht gestellt.“
„Was für Fragen?“
„Fragen, auf die ich die Antworten schon kenne.“
„Zum Beispiel?“
„Wo der Inhalt Ihrer einen Satteltasche herkommt.“
„Das sind meine Sachen.“
„Jetzt vielleicht. Aber vorher gehörten Sie einem Rancher namens Stephen Summerfield, dem auch der Braune draußen gehört.“
„Das ist mein Pferd.“
„Hab’s mir gerade noch einmal angesehen. Das Tier ist seine 200, wenn nicht 300 Dollar wert. Eine enorme Summe für ein Pferd. Aber natürlich nur ein Pappenstiel für jemanden, der mit einer Satteltasche voller Silberbesteck, goldener Uhren und dicken Geldbündeln durch die Gegend reitet.“
„Sie sind doch ’n Kopfgeldjäger.“
„Nein, ich kann nur eins und eins zusammenzählen, wenn ich ein Brandzeichen sehe und wenn eine Vogelscheuche wie Sie so blöd ist, mir seine Beute direkt unter die Nase zu halten.“
„Tja, da hab’ ich mich wohl etwas dumm angestellt. Aber jetzt bin ich der Mann mit der Waffe in der Hand.“
„Das stimmt.“ Jake Gutterson rührte langsam den Kaffee um.
„Wir machen es so: Sie lassen ihre Waffen hier und ich lass’ sie ungeschoren abhauen. Sie können meinetwegen zu Summerfield oder nach Pepperville reiten. Schätze, das werden Sie ohnehin tun, um mich anzuschwärzen und irgendeine Belohnung zu kassieren. Aber ich reite in die andere Richtung.“
„Nein, Sie werden mit mir mitkommen“, sagte Jake Gutterson ungerührt.
„Mister, für jemanden, der so schlau rechnet, handeln Sie gerade ganz schön dumm. Haben Sie noch nicht begriffen, dass ich eine Waffe auf Sie gerichtet habe?“
„Und haben Sie vergessen, dass ich sagte, Sie hätten einen verdammt festen Schlaf?“
„Was?“
Jake Gutterson blickte zu Luke Wilson auf. „Würden Sie sich denn trauen, ihre Waffe überhaupt abzufeuern?“
„Wenn Sie mich dazu zwingen.“
„Dazu zwinge ich Sie bestimmt nicht. Aber Sie werden mit mir zu diesem Mister Summerfield reiten.“
Luke Wilson drückte ab. Der Hammer schlug ins Leere.
„Alle Achtung“, sagte Jake Gutterson. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so schnell so eiskalt abdrücken würden. Es gehört schon einige Überwindung dazu, jemanden einfach so abzuknallen. Aber da man ja immer mal falschliegen kann, habe ich vorsichtshalber in der Nacht ihren Revolver entladen.“
„Sie verfluchter ...“, begann Luke Wilson. Doch Jake Gutterson stand auf und hatte plötzlich seinen eigenen Revolver in der Hand.
„Sie können jetzt noch einen Kaffee trinken. Gegessen haben Sie gestern. Wir reiten in zehn Minuten.“
Luke Wilson rieb sich mit dem Handrücken über die Nase und schluckte schwer. „Sie können mich nicht zu Summerfield bringen.“
„Ich denke, das sollte keine Herausforderung sein. Aber ob Sie selber reiten oder ich Sie auf ihr gestohlenes Pferd binden muss, hängt ganz von ihnen ab.“
„Sie verstehen das nicht“, sagte Wilson und wurde sichtlich nervöser. „Summerfield wird mich umbringen lassen.“
„Na ja, Sie haben ihn beklaut. Da wird er nicht sonderlich erfreut drüber sein. Aber deswegen bringe ich Sie nicht zu ihm. Wir geben ihm seine Sachen wieder und dann übergebe ich Sie in Pepperville dem Sheriff oder Marshal.“
„Sie kennen Summerfield nicht.“
„Und Sie kennen mich nicht. Also hören Sie auf zu diskutieren.“
„Hören Sie. Nehmen Sie sich meinetwegen meine Satteltaschen und bringen Sie die zu Summerfield. Er wird ihnen eine Belohnung zahlen und Sie können mich laufen lassen.“
„Laufen trifft es ziemlich gut. Denn das Pferd gehört ja auch nicht ihnen. Wie weit würden Sie hier zu Fuß kommen? Ohne Wasser?“
„Das Pferd müssten Sie mir schon lassen.“
„Es gehört aber nicht ihnen.“
„Summerfield schuldet mir noch Lohn.“
„300 Dollar? Mächtig gutes Gehalt für vier Monate Arbeit.“
„Ich ...“
„Wollen Sie jetzt noch Kaffee oder soll ich damit das Feuer löschen“, unterbrach Jake Gutterson das Gespräch.
Luke Wilson schüttelte mit dem Kopf und sah ein, dass es keinen Sinn hatte, weiter Widerstand zu leisten.
„Mir ist der Appetit vergangen.“
Als sie die Höhle verließen, stand die Sonne gerade einmal eine Handbreit über dem flachen Horizont der Prärie. Und dennoch war sie schon warm genug, damit der Regen der vergangenen Nacht in dichten Schwaden vom Boden aufstieg. Die Luft war unangenehm feucht.
Jake folgte Luke Wilson, der seinen Braunen nach Nordosten lenkte. Sie durchquerten ein niedriges Gebirge mit breiten Tälern, auf dessen anderer Seite sich fruchtbares Weideland ausbreitete. Satte grüne Wiesen zogen sich bis zum Horizont. Sie durchwateten einen breiten Fluss, der durch den Regenfall des letzten Tages mächtig angeschwollen war.
Am späten Nachmittag konnte Jake Gutterson in der Ferne einen Wald ausmachen, neben dem sich mehrere weiße Gebäude abzeichneten.
„Ist das Summerfields Ranch?“, fragte er Luke Wilson, der nur zustimmend brummte.
Eine halbe Stunde später hatten Sie die Ranch erreicht. Sie bestand aus einem großen, mehrstöckigen Herrenhaus, das auf einem soliden gemauerten Fundament errichtet worden war. Weit verstreut auf dem großzügig eingezäunten Gelände gab es mehrere Ställe für Pferde und Hühner, Blockhäuser für die Cowboys und Vorratshüten. Am mannshohen Zaun eines Corrals hatte sich vermutlich ein Dutzend Cowboys versammelt, die gebannt beobachteten, wie einer von ihnen ein wildes Pferd zuritt.
Als Jake Gutterson und Luke Wilson sich der Ranch näherten, wandten sich immer mehr Cowboys um. Jake sah, wie sie in seine Richtung zeigten. Vermutlich hatten sie Wilson wiedererkannt.
Die Cowboys scharten sich um einen hochgewachsenen Mann, der statt der Chaps und dem weit geschnittenen Arbeitshemd einen grauen Anzug mit Krawatte trug. Als Jake sein Pferd zügelte, musterte dieser Mann Luke Wilson mit finsteren Blicken. Er trug einen dichten Schnurrbart, in dem es noch einige schwarze Haare gab, während sein sauber gescheiteltes und kurz geschnittenes Haupthaar vollkommen ergraut war. Er war ein kräftig gebauter Mann, der nun mit seiner großen Hand in die Zügel von Luke Wilsons Pferd griff, den Cowboy immer noch mit finsterer Miene anstarrte und sich dann etwas freundlicher Jake Gutterson zuwandte.
„Mein Name ist Stephen Summerfield. Ich bin der Besitzer dieses Pferdes.“
„Und noch von ein paar anderen Sachen, nehme ich an. Ich bin Jake Gutterson.“
„Ich bin sehr überrascht, Mister Gutterson. Ich habe erst heute Morgen jemanden losgeschickt, der den Diebstahl meiner Sachen beim Sheriff von Pepperville zur Anzeige bringt. Das liegt aber in dieser Richtung.“ Er wies mit dem Daumen über seine Schulter. „Und Sie kommen aus der anderen.“
„Ich hatte Glück. Mister Wilson hier ist etwas unglücklich bei der Wahl seiner Gesprächsthemen.“
„Sind Sie Kopfgeldjäger?“
„Nein. Haben Sie denn etwas ausgesetzt?“
„Die Wiederbeschaffung von General Hood ist mir durchaus etwas wert.“
„Sie scheinen Humor zu haben.“
„Warum?“
„Sie nennen ein so schnelles Pferd nach jemandem, der an Krücken gehen muss?“
„Ich habe in General Hoods Stab gedient. Diese Namenswahl sollte ein Zeichen des Respekts sein.“
„Ich verstehe. Nun, in den Satteltaschen von Mister Wilson finden Sie die anderen Sachen, die er gestohlen hat. Was das Pferd betrifft, so wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie es gegen ein anderes eintauschen würden, damit ich Mister Wilson nach Pepperville bringen kann.“
„Oh, Sie können den Drecksack gern hierlassen.“ Er wandte sich zu einem seiner Cowboys um. „Lew, bring die schwere Bullenpeitsche.“
„Was ist denn eine schwere Bullenpeitsche?“, wollte Jake Gutterson wissen.
„Das werden Sie gleich sehen.“
Einer der Cowboys rannte zu den Unterkünften und kam kurz darauf mit einem großen, geflochtenen Lederriemen zurück, der in regelmäßigen Abständen seltsame Verdickungen aufwies, und reichte diesen an Stephen Summerfield.
„Darf ich mal?“, fragte Jake Gutterson und streckte fordernd die Hand aus. Summerfield reichte ihm die schwere Peitsche.
Jake Gutterson betastete die Verdickungen und runzelte die Augenbrauen. „Sind das Stahlkugeln?“
„Ganz recht“, sagte Summerfield.
„Und die nehmen Sie für Bullen?“
„Nein. Nur das Leder ist aus Bullenhaut.“
„Damit zerfetzen Sie einem Mann nicht nur die Haut. Mit den Kugeln brechen Sie ihm auch alle Knochen.“
„Das kann passieren“, sagte Summerfield und strich sich mit Daumen und Zeigefinger über die Enden seines Schnurrbarts.
Jake Gutterson warf die Peitsche in den Staub und griff nach Luke Wilsons Satteltaschen. Er band sie los und reichte sie dem Rancher.
„Mister Summerfield, ich sagte, ich bringe Ihnen Ihre Sachen zurück. Mister Wilson hier ist ein Fall für das Gesetz.“
„Mister Wilson ist einer meiner Cowboys. Um die kümmere ich mich schon ganz gut selbst.“
„So, wie ich das sehe, hat er gekündigt. Ich übergebe ihn dem Sheriff von Pepperville.“
„Was erhoffen Sie sich davon, Mister Gutterson? Es ist noch kein Kopfgeld auf Mister Wilson ausgesetzt.“
„Sie sagten doch, dass Ihnen die Wiederbeschaffung Ihres Pferdes etwas wert sei.“
„Richtig.“ Summerfield durchsuchte die Satteltasche mit dem Silberbesteck und den Uhren. Er zog die beiden Geldbündel heraus und reichte die Taschen an einen seiner Cowboys weiter. Das eine Bündel steckte er in seine Westentasche. Von dem anderen zählte er zwanzig Fünfdollarnoten ab, schob sie ineinander und hob sie hoch. „Das hier sind hundert Dollar. Das ist die Belohnung dafür, dass Sie mir General Hood und die anderen Sachen wiederbeschafft haben.“ Er zählte weitere zwanzig Scheine ab und legte sie so in die Hand, dass die beiden Stapel ein V bildeten. „Und das hier ist dafür, dass Sie mir diesen Pferdedieb übergeben.“
Jake Gutterson lenkte sein Pferd ein wenig näher an Stephen Summerfield heran und zog das erste Bündel aus seiner Hand.
„Vielen Dank. Hundert Dollar reichen mir fürs Erste.“
Langsam zog Summerfield die Hand zurück und fuhr mit dem Daumen über die Scheine des zweiten Stapels.
„Ich verstehe Sie immer noch nicht, Mister Gutterson. Pferdediebe werden in diesem Staat nach wie vor gehängt. Wenn wir uns um Mister Wilson kümmern, wird er irgendwann wieder als Cowboy arbeiten können. Vielleicht.“
„Ja, vielleicht. Wahrscheinlich werden Sie ihn aber zu Tode prügeln.“
„Dann kommt es ja auf dasselbe heraus.“
„Nein. Es gibt einen Unterschied, ob dieser Mann vom Gesetz verurteilt wird oder von Ihnen.“
Summerfield lacht leise, wobei sein Brustkorb bebte. Er steckte den zweiten Stapel Dollars weg und schaute Jake Gutterson dann mit einem breiten Grinsen aus seinen stahlblauen Augen an.
„Jetzt verstehe ich. Sie sind ein Prinzipienreiter. Sie waren bestimmt selbst einmal Gesetzeshüter.“
„Sie haben es erfasst.“
„Sheriff oder Marshal?“
„Beides.“
„Wo zuletzt?“
„Mexiko.“
„Mexiko, aha.“ Summerfield nickte langsam. „Dort enden anscheinend die Prinzipienreiter. Oder sie ziehen dann arbeitslos hier durch die Prärie.“
„Ich habe gerade hundert Dollar verdient. Es geht mir also nicht schlecht.“
„Und gedenken Sie, die hundert Dollar noch irgendwo auszugeben?“
„Zum Ausgeben ist Geld ja schließlich da, oder nicht?“
„Ja, zum Teil. Ich spare den Großteil meines Vermögens.“
„Sie wollen damit sagen, dass Sie ein dickes Bankkonto haben.“
Summerfield winkte verächtlich ab. „Banken werden von Yankees kontrolliert und denen kann man nicht trauen. Nein. Ich bin meine eigene Bank. In meinem Arbeitszimmer steht ein Tresor der Hall’s Safe & Lock Company aus Cincinnati. Eines der neuesten Modelle. Darin lagern an die 30.000 Dollar.“
Jake Gutterson pfiff beeindruckt.
„Ja, allerdings“, sagte Summerfield zufrieden. „Es ist tatsächlich eine beeindruckende Summe. Daher will ich nicht knauserig sein und die Prämie für Mister Wilson verdoppeln.“
Jetzt war es an Jake Gutterson, ein breites Grinsen aufzusetzen und mit dem Kopf zu schütteln. „Mister Summerfield. Wenn es mir um Geld gehen würde, hätte ich schon bei den hundert Ja gesagt. Aber wie Sie festgestellt haben, bin ich ein Prinzipienreiter.“
„Mister Gutterson. Dieser Mann wird definitiv hier auf der Ranch bleiben. Ob und wie Sie meinen Besitz verlassen werden, liegt ganz in Ihrer Hand.“
Jake Gutterson warf einen kurzen Blick auf das Dutzend Cowboys. Nur die Hälfte von ihnen war bewaffnet, aber drei Mann hatten bereits die Hand am Kolben ihrer Pistolen.
„Mister Summerfield, ich habe nur noch eine letzte Frage, bevor ich von hier fortreite.“
„Schießen Sie los.“
„Wer kennt die Kombination für Ihren Tresor?“
„Nur ich natürlich.“
„Verstehe. Dann sollten Ihre Männer sich darüber klar werden, dass keiner sie für ihre Arbeit bezahlen wird, wenn es hier zu einer Schießerei kommt. Denn es ist völlig egal, dass die beiden Jungspunde da hinten ihre Waffen schon fast gezogen haben, Sie erwische ich auf jeden Fall noch.“
„Sie sind so gut?“
„Ja.“
Summerfield drehte sich zu seinen Cowboys um. Jake Gutterson nutzte die Gelegenheit, sein und Luke Wilsons Pferd ein paar Schritte rückwärtsgehen zu lassen.
„Sie können General Hood beim Sheriff in Pepperville abholen“, sagte Jake Gutterson und tippte sich grüßend an den Hut. Dann ließ er sein Pferd noch einige Schritte rückwärtsgehen, bis er sicher war, dass ihn die Cowboys mit ihren Revolvern nicht treffen würden. Doch Summerfield schien die Situation ohnehin akzeptiert zu haben.
Jake Gutterson und Luke Wilson wendeten ihre Pferde und ritten davon.
Pepperville war ein kleines Städtchen im äußersten Nordwesten von Texas. Es profitierte zum einen von dem halben Dutzend Ranches in der Umgebung, die das gute Weideland der Gegend für Vieh- und Pferdezucht nutzten, und von ein paar nahe gelegenen, nicht übermäßig ergiebigen Kupferminen, die immerhin rentabel genug waren, damit sich eine Bergbaugesellschaft hier niederlassen konnte. Da Pepperville noch über keine Eisenbahnverbindung verfügte, hatten sich drei kleine Transportunternehmen gegründet, die das Kupfer nach Osten schafften und Pepperville mit Waren versorgten.
All das hatte dazu geführt, dass die Bürger der Stadt einen bescheidenen Wohlstand erlangen konnten. Die wichtigsten Gebäude der Stadt waren bereits aus roten Backsteinen errichtet worden, darunter das Sheriff’s Office, das Büro der Minengesellschaft, eine Bank und zwei größere Hotels. Und auch die aus bunt gestrichenen Holzplanken gebauten Gebäude machten einen freundlichen Eindruck.
Jake Gutterson und Luke Wilson ritten die Mainstreet herunter und passierten ein Fenster mit der Aufschrift Chester P. Wright – Advocat.
„Einen Anwalt gibt’s für dich hier auch“, sagte Jake Gutterson an Wilson gewandt.
„Wright? Da kann ich mich gleich in der Zelle selber aufhängen. Ich weiß nicht, wann der das letzte Mal einen Fall gewonnen hat.“
„Dafür sieht sein Büro recht respektabel aus.“
„Natürlich. Er lässt sich ja auch für die Fälle bezahlen, die er verloren hat.“
„Anwalt müsste man sein.“
„Ja, aber mich werden sie als Pferdedieb aufhängen.“
Jake Gutterson warf dem Cowboy einen mitleidigen Seitenblick zu. „Ich denke nicht, dass es so weit kommen wird. Das Gesetz lässt es zwar noch zu, aber kleine Fische wie dich hat meines Wissens schon lange keiner mehr aufgehängt.“
Schweigend ritten sie bis zum Büro des Sheriffs, das sich am anderen Ende der Straße befand. Sie banden ihre Pferde an einem Haltebalken fest. Luke Wilson schien sich trotz seiner Befürchtungen in sein Schicksal gefügt zu haben und folgte Jake Gutterson widerspruchslos.
Als er die Tür geöffnet hatte, fiel Jake Guttersons Blick auf einen jungen Mann in schwarzer Hose und blauer Weste, der breitbeinig, die Knie gebeugt, vor seinem Schreibtisch stand und sich im Ziehen übte. Gerade als Jake die Tür aufgestoßen hatte, blickte er in die Mündung eines Revolvers. Instinktiv ging seine eigene Hand an die Waffe und er hatte sie bereits gezogen und gespannt, ehe sein Unterbewusstsein verstand, dass dieser Colt nicht in feindlicher Absicht gezogen worden war.
Jake Gutterson musterte den Mann mit den glatten Wangen und kurzen schwarzen Haaren, der einen Stern an der Weste trug.
„Mein Gott, Sheriff. Sie sollten beim Üben vielleicht nicht unbedingt genau auf die Eingangstür zielen.“
„Vielleicht kann ich in meinem Büro machen, was ich will?“
„Schon. Aber ich hätte beinahe abgedrückt.“
„Ich hatte meine Waffe schon gezogen.“
Jake Gutterson nickte langsam. „Schon möglich. Meine ist aber auch geladen.“ Er steckte seinen Revolver weg.
„Sie würden wohl kaum einen Gesetzeshüter erschießen.“
„Sheriff, wenn ich eine Mündung sehe, die auf mich zeigt, verschwende ich in der Regel keine Zeit damit, festzustellen, ob der Schütze einen Stern trägt oder nicht.“
Auch der junge Sheriff steckte seine Waffe behäbig wieder ins Holster.
„Darf ich ihnen einen Tipp geben, Sheriff?“
Der Mann zuckte desinteressiert mit den Schultern.
„Ihr Revolvergurt sitzt zu hoch. Sie haben lange Arme. Wenn Sie die Hände so lässig baumeln lassen, wie es unerfahrene Revolverschwinger gern machen, dann haben Sie schon mal einen vergleichsweise langen Weg, bevor Ihre Hand an den Kolben kommt. Sie müssen die Schulter weit hochziehen, verdrehen Ihren ganzen Körper und das macht schnelles und präzises Zielen ziemlich schwer.“
„Sie haben wohl Ahnung davon?“
„Sonst wäre mir das nicht aufgefallen.“
„Was meinten sie mit unerfahrener Revolverschwinger?“
„Sollte keine Beleidigung sein, Sheriff. Nur eine Beobachtung.“
„Vielleicht sollten Sie Ihre Beobachtungen für sich behalten.“
„Könnte ich. Ich dachte nur, ich sag’s ihnen, bevor sie in ’ner richtigen Schießerei feststellen, dass das nicht sonderlich clever war, die Hand so betont lässig an der Seite baumeln zu lassen.“
„Wo sollte ich sie den sonst haben?“
„Na, am Kolben.“
„Damit der andere denkt, ich will gleich ziehen?“
„Sie sind der Mann mit dem Stern, Sheriff. Wann immer Sie in so eine Situation geraten, sollte Ihr Gegenüber merken, dass Sie es ernst meinen.“
Der junge Mann sinnierte kurz über diese Worte nach und nickte dann langsam.
„Wer sind Sie?“, fragte er schließlich.
„Ich heiße Jake Gutterson.“
„Sie waren schon mal Gesetzeshüter?“
„Von Zeit zu Zeit.“
„Was wollen Sie hier?“
„Hätten Sie vielleicht die Güte, mir erst einmal zu sagen, wie Sie heißen, Sheriff?“
„Ich bin Pernell Sullivan, aber alle nennen mich Pike.“
„Nun gut, Mister Sullivan – so sollten Sie die Leute nennen, die Sie nicht zu Ihren Freunden zählen, denn Sie sind eine Respektsperson – ich bringe Ihnen einen Dieb.“
Er trat einen Schritt zur Seite und Luke Wilson, der das ganze bisherige Gespräch interessiert belauscht hatte, trat in den Raum.
„Luke Wilson. Hab gehört, dass du Mister Summerfield beklaut hast.“
„Der Mann hat mir noch nicht mal mein erstes Monatsgehalt bezahlt.“
„Liegt vielleicht daran, dass er den Schaden ersetzen musste, den du im King Crowe Saloon angerichtet hast.“
„Ich hab’ den Streit nicht angefangen.“
„Das haben aber auch alle von Mister Summerfields anderen Cowboys behauptet.“ Sullivan wandte sich Jake Gutterson zu. „Warum haben Sie ihn nicht gleich bei Summerfield gelassen?“
Überrascht zog Jake eine Augenbraue hoch. „Das muss ich Ihnen noch erklären, Sheriff?“
„Na ja, immerhin hat Mister Summerfield das Kopfgeld auf Luke ausgesetzt.“
„Wie viel?“
„250 Dollar.“
„Nett. Mir hat er einhundert geboten. Plus einhundert für die Sachen.“
„Und warum ...“
„Wie lang sind Sie schon Sheriff, Sullivan?“
„Knapp drei Monate.“
„Und haben Sie sich seitdem schon mal ein wenig mit dem Gesetz vertraut gemacht oder beschränken Sie sich auf Ihre kleinen Ziehübungen?“
„Ich weiß nicht, ob mir Ihr Ton gefällt.“
„Und mir gefällt der Schwachsinn nicht, denn Sie erzählen. Wenn Mister Summerfield das Gesetz unterstützen möchte, indem er ein Kopfgeld auf die Ergreifung eines Diebes aussetzt, dann ist das seine Sache. Aber nichtsdestotrotz gehört der Dieb dem Gesetz. Sprich Ihnen.“
Sullivan kratzte sich unsicher am Hinterkopf.
„Geben Sie mir einfach meine 250 Dollar, sperren Sie den Mann ein und machen Sie sich selber schlau. Ein Stück die Straße herunter gibt’s ’nen guten Anwalt, wie ich erfahren habe.“
„Aber wie soll ich Ihnen das Geld geben, wenn ich Luke nicht an Mister Summerfield übergeben kann?“
„Das ist Ihr Problem. Sie haben doch ein wenig Barschaft für solche Fälle da?“
„Natürlich.“
„Dann her mit dem Geld oder ich lasse Mister Wilson samt General Hood laufen. Ganz ehrlich? Auf dem Pferd hole nicht einmal ich ihn mehr ein.“
Pernell Sullivan musste noch einmal kurz überlegen. Dann trat er hinter seinen Schreibtisch, schloss eine kleine Schublade auf und holte ein dünnes Bündel blaugrüner Dollarnoten hervor. Er zählte fünf Fünfziger ab und schloss den Rest wieder in seiner Schublade ein. Dann zog er aus einer anderen Schublade einen kleinen Vordruck und schob ihn zusammen mit den Scheinen über den Tisch.
„Ich brauche noch Ihre Bescheinigung unter dieser Quittung.“
Jake Gutterson ging auf den Schreibtisch zu, überflog den Vordruck, in den er noch den Betrag des empfangenen Geldes einsetzen musste, und kritzelte dann seine kantige Unterschrift in die rechte untere Ecke.
„Der Mann gehört Ihnen, Sheriff.“
Sullivan musterte Luke Wilson und schien einen Moment lang nicht zu wissen, was er mit ihm machen sollte. Dann kam er langsam um seinen Schreibtisch herum. Jake Gutterson warf ihm einen kritischen Blick zu, griff auf einmal nach seiner Brust und zog den Stern ab.