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60 Kurzgeschichten, in denen Katzen und andere Vierbeiner die Hauptrolle spielen
Das E-Book Alles fing mit einem Kater an wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Katzen, Tiergeschichten, Familiengeschichten, Jugend, größere Schrift
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Seitenzahl: 300
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Spezi
Hilde
Toulouse
Jeany
Popeye
Mila und Sternschnuppe
Tiger
Hilfe - eine Maus im Haus
Habibi
Mio
Ildikó
Jimi
Viveka und Skippy
Viola
Aladdin
Der Kater vom Spielplatz
Rosina
Franjo
Mit Findus auf Reisen
Puscha
Prinz Kringel und der Ersatzosterhase
Jill
Micky und Minnie
Hannelore
Wuschel
Das Findelkind
Larry
Felizitas, Trine und Lilith – ein unglaubliches Trio
Amigo Benny
Brezel
Pummelchen
Jaspers
Melisande
Tegtmeier
Eine ungewöhnliche Freundschaft
Tahnee
Mieze Katz
Bibi aus Berlin
Mia die Mühlenkatze
Gulliver
Motzemieze
Larry und Willi
Bastet
Laurin
Diana
Scooby und Merlin
Miezemann
Eule
Der Gerichtskater
Honey Bun
Dagobert und Fidelio
Mirja
Cato
Griseldis
Elvis, eine Mühlengeschichte zum Jubiläum
Petunia
Bootsmann und Störtebecker
Sheela – Born To Be Wild
Miri
Begleitservice
Sieh mal an, ich wohne hier,
mit ´nem kleinen Katzentier,
möchte es auch nicht mehr missen,
morgens „Mauchen“ zu begrüßen,
und ihr Schnurren zu vernehmen;
ja, damit kann sie mich zähmen.
Umgekehrt sollt es doch sein,
doch hab´ ich kein Herz aus Stein.
Sieht sie so süß an mir hoch,
kriegt sie ihren Willen doch.
Die Gezähmte ich nun bin –
ach, was soll´s; ich nehm´s so hin.
Dieses bezaubernde Katzengedicht hat mir eine Zuhörerin geschenkt und mir auch erlaubt, dass ich es meinen Katzengeschichten voranstellen darf – allerdings möchte die Verfasserin leider nicht namentlich genannt werden.
So heiße ich, und außerdem ist das ein beliebtes Getränk, das hier in der Kneipe ausgeschenkt wird. Ich war eine Zeit lang „auf der Walz“, weil ich zuhause nicht mehr erwünscht war. Denke ich jedenfalls, weil meine Familie fortgezogen ist und mich dabei zurückgelassen hat. Einfach so. Ich habe wirklich nichts angestellt, im Gegenteil. Ich habe mich nie beschwert, wenn ich nicht regelmäßig gefüttert werden konnte, weil kein Geld da war, um Dosenfutter zu kaufen. Dann habe ich mich eben in der Nachbarschaft durchgeschnorrt oder mir zwischendurch eine Maus gefangen. Eines Tages waren sie fort, und ich habe nicht mal bemerkt, dass sie vorher ihre Siebensachen zusammengesucht haben. Gut, viel war da ohnehin nicht einzupacken, aber ich war schon sehr traurig, dass sie mich nicht mitgenommen haben. Manchmal können Menschen wirklich treulos sein – leider. Jedenfalls musste ich mich von einem Tag auf den anderen völlig allein durchs Leben schlagen und das klappte auch - mehr oder weniger. Aber als der Sommer vorbei war, fand ich es doch an der Zeit mir ein neues Zuhause zu suchen. So bin ich eben mit einem Gast zusammen in den „Grünen Heinrich“ marschiert, habe meinen treuesten Katerblick aufgesetzt und siehe da, ich durfte bleiben. Weil ich bis dahin weder eine Tätowierung noch einen Chip bekommen habe, konnte Ulli, das ist der Wirt und jetzt mein Katzenpapa, meine Ursprungsfamilie zum Glück nicht ausfindig machen. War auch gut so – mit denen bin ich ohnehin fertig. Mit der Zeit haben sich die Gäste an mich gewöhnt, und ich bin sowas wie ein Maskottchen für die Kneipe geworden. Unsere Stammgäste kennen mich ja sowieso, und auch die Anderen haben sich noch nie beschwert, wenn ich neben ihnen auf einem leeren Barhocker Platz genommen habe. Inzwischen habe ich sogar einen eigenen, der für mich reserviert ist. Ulli hat ein kleines Messingschild mit meinem Namen an der Lehne angebracht, damit alle Bescheid wissen. Einige Stammgäste bringen mir inzwischen ab und zu Leckerlis mit, und einer hat tolle Fotos von mir gemacht. Die hat Ulli im Gastraum aufgehängt. Bei ihm geht’s mir gut.
Eine Weile war die Kneipe zu. Es gibt nämlich momentan so einen ollen Virus, der den Leuten das Leben schwermacht. Im ganzen Land sind viele daran erkrankt, und einige sind sogar daran gestorben. Wegen der Ansteckungsgefahr, überall wo sich mehrere Leute treffen, musste auch unser Lokal lange geschlossen bleiben, so wie alle Gaststätten, Cafés und Restaurants. Ulli war deshalb ganz schön in Sorge, denn wenn er seinen Betrieb nicht öffnen darf, kommt ja kein Geld in die Kasse. Wovon sollen wir dann leben? Alle Gastwirte haben es im Moment wirklich schwer. Am Anfang waren so gut wie alle Läden in der Stadt dicht, nur die Supermärkte und Apotheken durften geöffnet bleiben. Das waren schlimme Wochen.
Dann wurde es langsam besser und alle schöpften Hoffnung, dass das Leben wieder seinen gewohnten Gang gehen konnte. Allerdings dürfen immer noch nicht so viele Leute zu uns kommen wie sonst, und die Gäste, die kommen, müssen in der Kneipe auf einem Zettel ihren Namen und ihre Adresse und Telefonnummer hinterlassen. Zudem sollen sie notieren, von wann bis wann sie hier waren. Falls der Virus jemanden erwischen sollte, müssen alle, die zur gleichen Zeit da waren, benachrichtigt werden, damit sie sich testen lassen können, ob sie auch betroffen sind. Viele finden das blöd und wollen ihre Daten nicht rausrücken, aber wenn sie das nicht tun, darf Ulli sie nicht bedienen. Jedenfalls ist es vor Kurzem tatsächlich passiert, dass einer unserer Stammgäste sich den Virus eingefangen hat. Daraufhin musste Ulli alle Zettel des Tages an dem er hier gegessen hat, durchforsten, um den Leuten Bescheid geben zu können. So weit so gut, aaaber dann kam der Hammer! Er hat nämlich festgestellt, dass es zwei Namen unter der angegebenen Anschrift gar nicht gab. Da hatte glatt jemand einen falschen Namen angegeben und die Handy-Nummer stimmte auch nicht. Ulli war mächtig sauer und hat laut geschimpft: „Unverantwortlich ist das! Genau diese Idioten sind es, die uns Anderen das Leben derzeit noch schwerer machen!“
Das war auch nicht in Ordnung, finde ich. Aber was nun? Da war guter Rat teuer. Ulli ist natürlich gleich zu seinem Hausarzt gegangen und hat sich auf Corona testen lassen. Unsere Kellnerin Uschi hat er ebenfalls prompt zum Doktor geschickt. Zum Glück hat sich aber keiner von beiden angesteckt.
Dem Gesundheitsamt hat er es auch gemeldet, damit er keinen Ärger kriegt. Sollen die doch sehen, ob sie die Leute ausfindig machen können. Nur gut, dass ich mich nicht mit solchen Sachen rumschlagen muss!
Ich habe schon viele Sommer gesehen, aber nun muss ich leider sagen, dass ich in der letzten Zeit immer mehr vergesse. So ist es wohl, wenn man alt wird. Die müden Knochen wollen nicht mehr so, schmerzen auch öfter, der Appetit lässt nach, die Sehkraft auch und sogar das Putzen und Striegeln des Pelzes fällt mir gelegentlich etwas schwer. Aber ich war immer eine gepflegte Katze, und das möchte ich auch bleiben. Am besten kann ich mich noch an die Zeit erinnern, als ich ein kleines Kätzchen war. Drei Geschwister hatte ich, eines war schwarz und grau gestromt, so wie ich, ein anderes war pechschwarz mit weißen Ohren und weißen Pfötchen und das dritte war mausgrau. Unsere Mama war sehr stolz auf uns. Sie hat uns geliebt und uns alles beigebracht, was eine selbstständige Katze lernen muss. Nach und nach sind wir zu unseren Familien gekommen, und ich weiß nicht, wie es meinen Geschwistern ergangen ist – leider. Aber ich habe es gut getroffen, das muss ich sagen. Außer Mama und Papa waren schon zwei Kinder da, als ich zu ihnen kam. Anna und Niels haben mich sehr verwöhnt, und wenn sie aus der Schule kamen und gegessen hatten, immer viel mit mir gespielt. Ab und zu haben sie sogar Schimpfe bekommen, wenn ihnen das wichtiger war als ihre Hausaufgaben. Menschenkinder haben es viel schwerer als Katzen, sie brauchen so viel länger, um aufs Leben vorbereitet zu werden. Inzwischen sind die beiden erwachsen und kommen nur noch selten zurück in ihr Elternhaus, und ich glaube, ihre Eltern vermissen sie. Vor allem ihre Mutter musste sich erst daran gewöhnen, dass sie jetzt nur noch für ihren Mann und mich sorgen muss. Aber sie kümmert sich wirklich gut um uns, und ich glaube, ich bin für sie fast so etwas wie ein drittes Kind. Aber inzwischen bin ich eher eine Katzenoma, denn auch ich habe mehrfach Kinder bekommen und sie in die Welt hinausziehen lassen müssen. Nun bin ich eine alte Katze. Ich liege hier unter einem blühenden, süß duftenden Fliederbusch und denke an die guten alten Zeiten zurück. Es könnte mir gut gehen, wenn ich zuhause wäre. Bin ich aber leider nicht, ich weiß gar nicht wo ich bin. Hab´ mich irgendwie verlaufen und finde den Weg zurück nicht mehr. Ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Ich hatte Lust, mal wieder ein wenig weiter zu laufen als gewöhnlich, aber das hätte ich nicht tun sollen. Hunger habe ich auch, aber meine Fressnäpfe sind leider nicht in Sicht. Ich fühle mich schwach und elend. Ich will nach Hause, kommt denn niemand und holt mich hier weg?
Gestern habe ich mächtig Glück gehabt, mir ist eine fette Maus über den Weg gelaufen, und es ist mir tatsächlich gelungen sie zu fangen. Aber mein Magen knurrt schon wieder und Durst habe ich auch. Seitdem ich von zuhause fortgelaufen bin, ist die Sonne schon einige Male auf und wieder untergegangen. Was mache ich bloß?
Ein mitleidiger Mensch hat mich heute mit zu sich nach Hause genommen und mir netterweise dort etwas Futter gegeben. Das hat er sich von seiner Nachbarin, die eine Katze hat, für mich erbeten. Aber behalten kann er mich nicht, sagt er. Er wird mich in ein Tierheim bringen, da kommen alle verloren gegangenen Tiere hin, und wenn sie Glück haben, dann finden ihre Menschen sie da wieder. Wie das gehen soll? Fragt mich bloß nicht, dass weiß ich nicht, aber jetzt sitze ich in einer Transportbox, die er sich auch von der netten Nachbarin geliehen hat, und wir sind auf dem Weg zum Tierheim. Er sagt, ich muss keine Angst haben, da wird gut für mich gesorgt. Schöner Trost – ich möchte viel lieber nach Hause! Jetzt hält der Wagen an, und meine Box wird vom Rücksitz genommen. Und dann sehe ich ein fremdes Gesicht vor mir. Es ist eine Frau, die mich aus der Box hebt, mich gründlich betastet, mir ins Mäulchen schaut und mich schließlich wieder in die Box steckt. Dann bringt sie mich in ein Gehege mit vielen anderen Katzen. Dort öffnet sie die Tür wieder und lässt mich raus. Vorsichtig verlasse ich die Box, und dann sehe ich noch einmal den Mann, der mich hierhergebracht hat. Er beugt sich zu mir hinunter, streichelt mich zum Abschied und geht dann schnell weg. Soll ich ab jetzt den Rest meines Lebens hier verbringen? Erst mal drücke ich mich in die hinterste Ecke und warte ab was geschieht. Die anderen Katzen scheinen sich hier wohl zu fühlen. Einige schlafen oder fressen, andere springen umher und eine kommt auf mich zu und fragt woher ich komme.
„Weiß ich nicht, aber ich will nach Hause“, gebe ich unfreundlich zur Antwort.
„Ein Zuhause, das wollen wir alle“, maunzt sie zurück, aber dann verzieht sie sich wieder und lässt mich in Ruhe. Ist besser so. Ich rolle mich erst mal zusammen und schlafe eine Runde. Danach kann ich vielleicht über meine Lage nachdenken.
Nachdem ich aufgewacht bin, fühle ich mich etwas besser. Wenig später kommt ein junges Mädchen in unser Gehege und bringt uns etwas zu fressen. Auch mir stellt sie ein paar Körnchen hin, die ich lustlos knabbere. Aber Durst habe ich, und das frische Wasser schmeckt gut. Ich weiß nicht wie lange ich schon im Tierheim bin, aber eines Tages, ich traue meinen Augen kaum, taucht tatsächlich meine Katzenmama auf.
„Hilde, da bist Du ja!“, ruft sie.
Ich kann es kaum glauben, aber diese Stimme kenne ich nur zu gut, das ist sie - ganz bestimmt. Einen Moment später steht sie tatsächlich vor mir, nimmt mich hoch und sagt: „Du hast Dich verlaufen, stimmt´s? Aber jetzt hole ich Dich wieder nach Hause. Und in Zukunft passen wir besser auf Dich auf – versprochen.“
Ich bin sehr froh, als sie mich auf den Arm nimmt, und um ihr das zu zeigen, schmiege mich ganz eng an ihre Brust.
„Wie alt ist Hilde?“, höre ich die Frau vom Tierheim fragen. „Wir haben sie auf etwa fünfzehn Jahre geschätzt.“
„Ich denke eher, sie müsste jetzt schon fast achtzehn Jahre alt sein“, antwortet meine Katzenmama. „Sie ist unser Ömchen und ab und zu schon etwas orientierungslos, aber sie würde nie absichtlich fortlaufen.“
Stimmt, freiwillig wäre ich nicht abgehauen, so wie früher mal, wenn ein fescher Kater nach mir rief. Vor Glück schnurre ich ganz laut und gelobe feierlich, dass ich von jetzt an im Garten bleiben werde. In meinem eigenen Garten, denn den kenne ich gut, und der Rest der Welt interessiert mich eigentlich gar nicht mehr.
Hi Fans! Ich bin Toulouse. Von meiner Katzenmama Sabine habe ich diesen schönen Namen erhalten. Ich war von Anfang an ihr Seelenkater, wie sie sagt, denn wir beide verstehen uns auch ohne viele Worte. Mein Pelz ist übrigens pechschwarz. Außerdem habe ich ein weißes Lätzchen auf der Brust, sowie weiße Pfötchen und auch helle Schnurrhaare. Wir leben schon ziemlich lange zusammen, und zu unserer Familie gehören Katzenpapa Hans und meine Brüder Simenon Raschkralle, meistens kurz Simi gerufen, Lucky, the Braveheart, einfach Lucky genannt und der vorwitzige Benny, der eigentlich Benjamin Franklin heißt, aber das ist zum Rufen auch zu lang. Ich vertrage mich mit allen gut, aber mein liebster Schmusekumpel ist eindeutig Benny. Wir kuscheln ganz oft zusammen, und ich glaube, er kann ohne mich schon gar nicht mehr einschlafen. Ich habe durchaus eine kleine Sonderstellung in unserem Haushalt. Warum? Das will ich Euch sagen. Ich bin der Einzige, der unsere Katzenmama ab und zu in die große, weite Welt begleiten darf. Das macht mir immer viel Freude! Sobald sie nach meiner Leine greift, weiß ich, es ist mal wieder soweit. So waren wir schon bei der Feuerwehr und in einem Kindergarten zu Besuch. Außerdem hat mich Sabine auch in ein Altenheim mitgenommen, um den Senioren dort eine Freude zu machen. Die Kleinen im Kindergarten wollten mich alle streicheln und haben meiner Katzenmama ganz viele Fragen gestellt. Einige hatten zuhause selbst eine Katze, aber ich glaube, alle Anderen hätten mich am liebsten mit nach Hause genommen. „Nix da“, hat meine Katzenmama gesagt. Ich weiß, sie würde mich für kein Geld der Welt hergeben! Keinen von uns, und das ist auch richtig so, denn wir gehören schließlich zur Familie.
Aber sie hat mich schon mal „ausgeliehen“. Ihre Freundin Brigitta schreibt nämlich Bücher. Am liebsten Tiergeschichten, wie sie selbst sagt, deshalb gibt es natürlich auch ganz viele Katzengeschichten von ihr. Die stellt sie in Lesungen vor, und so kam es, dass Sabine und ich sie schon einige Male dabei begleitet haben. Das erste Mal war das in einer Buchhandlung in unserer Stadt. Ich habe mich gewundert, wie viele Leute gekommen waren, um meiner Katzenmama und Brigitta zuzuhören, und ich glaube, die beiden Frauen hatten mächtig Lampenfieber. Ich weniger, mir hat es richtig Spaß gemacht meine Umgebung zu erkunden. Allerdings bin ich nicht mehr der Jüngste und meine Augen lassen auch ein wenig nach, deshalb mussten sie mich ein paar Mal retten, wenn ich mich mit meiner langen Leine zwischen den Stühlen verheddert hatte. Aber das hat gar nicht gestört, im Gegenteil, alle Zuhörer fanden es prima, dass ein echter Kater bei der Lesung anwesend war. Brigitta´s eigener Kater würde das nämlich nie machen, der Schisser! Irgendwann wurde es mir aber zu langweilig nur zwischen den Beinen der Besucher herumzustrolchen, deshalb bin ich lieber in das große Schaufenster gesprungen und habe mir die vielen Bücher angeschaut, die darin ausgestellt waren. Zum Erstaunen aller bin ich auf meinen Samtpfötchen so vorsichtig dazwischen auf und ab marschiert, dass nichts umgefallen ist. Ha, das war doch eine meiner leichtesten Übungen - was denken die Leute denn von uns Katzen? Witzig war es auch, den Passanten, die draußen auf der Straße und dem Bürgersteig unterwegs waren, nachzuschauen. Einige blieben sogar stehen und klopften an die Scheibe und lachten oder winkten mir zu, als sie sahen, dass ich kein Dekostück war.
„Schau mal, da sitzt ein echter Kater im Schaufenster“, hörte ich gleich mehrere Leute staunend sagen. Schließlich habe ich mich in eine Ecke gequetscht und ein bisschen gedöst. Als ich drinnen den Applaus aufbrausen hörte, wurde ich wach und bin zurück in den Laden gesprungen. Während die Zuhörer sich die Bücher anschauten, meiner Katzenmama und Brigitta Fragen stellten oder ein Buch kaufen wollten, habe ich für meinen selbstlosen Einsatz eine Belohnung bekommen. Eine ganze Tüte mit Leckerlis hat Brigitta für mich rausgerückt, und die durfte ich sofort auffuttern. Natürlich brauchte ich dazu keine Aufforderung, ruck zuck waren die in meinem Bäuchlein verschwunden. Ich glaube, ich habe den beiden Damen ein kleines bisschen die Schau gestohlen, aber das fanden sie total in Ordnung. Brigitta hat anschließend sogar gefragt, ob meine Katzenmama und ich sie nicht immer zu ihren Lesungen begleiten wollten. Nee Leute, den Stress tue ich mir wirklich nicht an, dazu sind es viel zu viele Abende, an denen wir dann unterwegs sein müssten. Ab und zu mal, das ist was anderes, dann ist es auch für mich eine schöne Abwechslung in meinem Katzenalltag.
So waren wir auch bei einer Lesung in einem Katzencafé dabei. Wo, das darf ich nicht verraten, denn was da passiert ist, das sollte ich eigentlich nicht erzählen, aber für Euch mache ich eine Ausnahme. Also, das war so: Die Samtpfötchen gehören da zum lebenden Inventar, wenn man so will. Die Besucher freuen sich, wenn sie die streicheln können oder ihnen zuschauen dürfen, wenn die Katzen bei den Serviererinnen auf der Schulter sitzen. Natürlich kommt es vor, dass besonders neugierige Katzen auf die Tische springen, und manchmal sind sie sogar so dreist, zu versuchen den Gästen ein Stück Kuchen vom Teller zu klauen. An dem Tag als wir da waren, gab es ein bisschen Aufregung deshalb. In der Pause, als die Leckereien serviert wurden, war nämlich eine Katze auf einen der Tische gesprungen und hatte zunächst mit einem kleinen Mädchen und ihrer Mutter ein bisschen geschmust. Dann verließ die Mama kurz den Raum, und die Kleine blieb mit der Katze zurück. Kurz darauf erschien die Serviererin und stellte für Mutter und Tochter jeweils einen Teller mit einem Stück Sahnetorte hin. Dieser duftenden Köstlichkeit, direkt vor ihrer Nase, konnte die Katze wohl nicht widerstehen. Augenblicklich begann sie damit, bei dem einem Stück einen Teil der Sahnegarnitur mit ihrer winzigen, rosigen Zunge abzuschlecken. Das kleine Mädchen quietschte vor Vergnügen, und alle schauten sich nach ihr um. In dem Moment kam auch ihre Mama zurück, aber die fand das Ganze gar nicht lustig. Sie riss der Katze schnell den Teller fort und schimpfte mit ihrer Tochter, weil sie nicht aufgepasst hatte. Natürlich erschrak die Katze und sprang sofort vom Tisch, um sich in dem Tumult unter einer Bank zu verkriechen. Die meisten Gäste lachten aus vollem Halse, und meine Katzenmama und Brigitta lachten ebenfalls mit. War doch auch nicht so schlimm oder?
„Wer ein Katzencafé besucht, der muss einfach mit sowas rechnen“, das haben sie beide gesagt und sich anschließend die Lachtränen aus den Augen gewischt. Zum Trost bekam das Mädchen ein neues Stück Torte. Und ich durfte von Sabine´s Finger heimlich ein bisschen Sahne schlecken. Hm, die war wirklich lecker!
Meine Katzenmama ist nicht mehr die Jüngste, deshalb benutzt sie außerhalb der Wohnung eine Gehhilfe mit Rädern. Und oft begleite ich sie, wenn sie damit spazieren geht oder eine Kleinigkeit einkaufen möchte. Zwei Mal in der Woche laufen wir beide zur Tagespflege, das ist nicht weit, und sie trifft dort nette Leute. Außerdem freuen sich die anderen Gäste auch, wenn sie mich sehen. Aber als wir uns gestern auf den Weg gemacht haben, ist meine Katzenmama plötzlich gestolpert und hingefallen. Sie stöhnte und hat mehrfach versucht sich wieder aufzurichten, aber das klappte einfach nicht. Ich konnte ihr natürlich nicht helfen, und leider war auch niemand in der Nähe. Aber dann hatte ich eine Idee. Ich bin einfach allein bis zum Haus der Tagespflege gelaufen und habe dort vor der Terrassentür so lange gemaunzt, bis dort eine der Mitarbeiterinnen, das war Ute, auf mich aufmerksam geworden ist. Sie hat die Glastür geöffnet und erstaunt gefragt: „Jeany, was ist los? Willst Du heute allein kommen?“
Was sollte ich anderes tun, als weiterhin laut zu miauen, damit sie merken sollte, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich habe mich nicht abwimmeln lassen, auch nicht durch das Leckerli, das sie mir netterweise zustecken wollte. Ich habe es gar nicht beachtet, sondern immer weiter laut um Hilfe miaut. Und endlich fiel bei ihr der Groschen. Daraufhin hat sie eine Kollegin gebeten, nach den alten Herrschaften zu sehen, weil sie ahnte, es gab einen guten Grund, warum ich so aufgeregt war. Sonst benehme ich mich nämlich immer sehr gesittet. Ich bin vorausgelaufen, und nach einigen Schritten sah sie schon meine Katzenmama, die auf dem Bürgersteig lag. Daraufhin ist Ute so schnell sie konnte zu ihr gerannt, aber ich war trotzdem schneller.
„Oh Frau Horstmann, wie gut, dass Jeany uns Bescheid gesagt hat. Haben Sie Schmerzen? Soll ich einen Krankenwagen rufen?“, fragte sie.
„Ach, ich, weiß nicht…“, antwortete meine Katzenmama unschlüssig.
„Kommen Sie, ich helfe Ihnen erst mal aufzustehen“, schlug Ute vor.
Dann fasste sie meine Katzenmama unter die Achseln und wollte sie stützen, aber das half nicht, im Gegenteil. Meine Katzenmama stöhnte nur noch lauter.
„Ich fürchte, ich habe mir doch etwas gebrochen,“, sagte sie unter Tränen. „Das hat mir gerade noch gefehlt!“
„Ich rufe jetzt erst mal einen Krankenwagen, dann sehen wir weiter. Wie ist das denn passiert?“, fragte Ute.
„Ich weiß es nicht, das ging alles so schnell“, stammelte meine Katzenmama.
Dann zog Ute ihr Smartphone aus der Tasche und rief die Feuerwehr an. In einem zweiten Gespräch informierte sie ihre Kollegin Martina, dass sie vorerst bei uns bleiben würde. Es hat zum Glück nicht lange gedauert, da hörten wir schon das Tatü Tata des Krankenwagens, der mit Blaulicht angebraust kam. Inzwischen waren mehrere Leute dazu gekommen, aber falls meine Katzenmama sich etwas gebrochen haben sollte, war es sicher besser, sie nicht zu bewegen, hat Ute denen erklärt. Das haben uns auch die Männer von der Feuerwehr bestätigt, als sie meine Katzenmama dann ganz vorsichtig auf eine Trage gehoben und anschließend in den großen Krankenwagen geschoben haben. Ich wollte auch mit reinspringen, aber das durfte ich nicht. Ungerecht war das, ich wäre so gern mitgefahren, schließlich war ich es doch, die Hilfe geholt hatte.
„Können Sie sich bitte um meine Jeany kümmern?“, fragte meine Katzenmama, und Ute nickte.
Sie ließ sich den Hausschlüssel geben, und versprach später im Krankenhaus anzurufen, schließlich war das ja ein Notfall. Und dann fuhr der Krankenwagen ab, während Ute mich auf dem Arm hielt.
„Du kommst jetzt erst mal mit“, bestimmte sie, und dann sind wir beide die paar Schritte bis zur Diakoniestation zurückgelaufen. Ihre Kollegin Martina staunte nicht schlecht, als Ute ihr berichtete, was passiert war.
„Du bleibst am besten erst mal hier, Jeany. Wenn wir Feierabend haben, bringe ich Dich nach Hause und erkundige mich nach Deiner Katzenmama“, versprach mir Ute.
Das war eigentlich nicht das, was ich wollte, aber was sollte ich machen? Zuhause kam ich nicht rein, außerdem war ja keiner da. Für die anderen Gäste in der Tagespflege war das Ganze auch aufregend, aber alle haben mich gelobt, denn wer weiß wie lange meine Katzenmama auf den Bürgersteig gelegen hätte, wenn ich nicht Hilfe geholt hätte. Und kurz nach dem Mittagessen klingelte das Telefon. Meine Katzenmama war dran und berichtete Martina, dass sie wieder zuhause war. Im Krankenhaus hatte man sie gründlich untersucht, aber zum Glück hatte sie sich nichts gebrochen, sondern nur eine starke Prellung davongetragen, daher durfte sie zurück nach Hause.
„Ach, das freut mich aber!“, hörte ich Martina sagen. „Ute oder ich bringen Ihnen Jeany nach Feierabend zurück. Sie sollten sich jetzt erst mal ausruhen. Ist das in Ordnung?“, fragte sie.
Puh, ich war sooo erleichtert das zu hören, als Martina es Ute erzählte. Bis ich wieder nach Hause konnte würde es noch einige Stunden dauern, also habe ich mich erst mal in einer Ecke zusammengerollt und ein Nickerchen gemacht. Das hatte ich nach all der Aufregung doch verdient oder? Und die angebotenen Leckerlis, die habe ich mir dann auch schmecken lassen. Wie versprochen, hat Ute mich später nach Hause gebracht.
„Jeany ist eine echte kleine Heldin“, hat sie gesagt.
Meine Katzenmama lachte. „Stimmt, ich werde Ihr jetzt schnell eine Dose mit ihrem Lieblingsfutter aufmachen, das hat sie sich redlich verdient!“
Na, das kann ich mir doch nicht entgehen lassen! Also macht es gut, liebe Leute und passt gut auf Euch auf, ich kann schließlich nicht überall sein!
Ob Ihr es glaubt oder nicht, die Menschen missbrauchen uns Katzen zu allen möglichen Schandtaten. Ich muss das wissen, denn ich wohne seit einiger Zeit im Knast. Freiwillig, weil es mir immer noch besser erschien als auf der Straße zu leben - jedenfalls für den Übergang. Als ich herkam, hatte ich zuvor einen heftigen Kampf mit einem anderen Kater. Da war ich wirklich froh, dass mich die nette Gefängnisseelsorgerin gefunden und mitgenommen hat. Sie hat meine Wunden versorgt, mich gesund gepflegt und aufgepäppelt. Sie hat mir den Namen Popeye gegeben. Um ihr eine Freude zu machen, habe ich irgendwann darauf gehört. Das Leben eines jungen Katers, noch dazu als ungeliebter Streuner, kann verflixt mühsam und manchmal sogar gefährlich sein – leider. Alle Männer, die hier wohnen, sind irgendwie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und weil sie erwischt worden sind, hat man sie zur Strafe eingesperrt. Einige bleiben nur einige Monate, andere müssen viele Jahre brummen. Die meisten arbeiten tagsüber in einer der Werkstätten der Justizvollzugsanstalt, so heißt unser Zuhause offiziell. Abends muss jeder Gefangene in seine Zelle, die dann bis zum nächsten Morgen hinter ihm verschlossen wird. Ich fürchte, viele die hier einsitzen haben etwas richtig Schlimmes verbrochen. Zum Beispiel mit Drogen gedealt; das ist ein ganz übles Zeug, von dem schon viele Leute süchtig geworden sind. Manche sind sogar daran gestorben, deshalb ist es streng verboten damit zu handeln. Wer damit erwischt wird, der kommt ins Gefängnis. Einmal im Monat dürfen die Häftlinge unter Aufsicht Besuch empfangen, und auch dabei werden sie bewacht. Aber im Gegensatz zu den Gefangenen, darf ich mich auf dem Gelände frei bewegen. Es ist bestimmt kein leichtes Leben für die Männer, und die meisten sind froh, wenn sie hier überhaupt ein paar Freunde finden. Mich lieben fast alle. Ich bringe Fröhlichkeit und Abwechslung in ihr ansonsten recht eintöniges Leben. Bei meinem Anblick werden auch die härtesten Kerle weich, streicheln mich oder heben mir von ihrem Essen die leckersten Bissen auf. Nein, in dieser Hinsicht kann ich mich wirklich nicht beklagen. Trotzdem ist dieser Ort auf die Dauer nichts für mich, aber das wusste ich eigentlich schon vor dieser üblen Geschichte.
„Eine harmlose Katze kann sich überall einschleichen“, hat einer der Häftlinge grinsend gesagt. Er wollte, dass ich für seinen Kameraden einige verbotene Dinge in dessen Zelle schmuggle. Dabei wusste ich nicht mal wo ich seinen Kumpel finden konnte, aber weil ich überall herumstromern kann, dachte er wohl, sein Freund würde mich schon finden. Deshalb hat er mir eine kleine Plastiktüte um den Hals gebunden, in die er die Sachen gesteckt hat. Woher er die bekommen hat? Keine Ahnung - vielleicht hat einer der Besucher oder seine Anwältin die für ihn mitgebracht. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung. Hier wird mit allem möglichen gehandelt und auch getauscht. Natürlich ist auch das streng verboten, aber die Wärter bekommen nicht immer alles mit, und manche drücken möglicherweise auch hier und da ein Auge zu. Natürlich nur, wenn es sich um harmlose Dinge handelt. Schwer war der Beutel nicht, trotzdem fühlte ich mich nicht wohl damit. Aber ich konnte das Ding auch nicht abstreifen. Also bin ich damit losgelaufen. Immer, wenn ein Wärter kam, habe ich mich versteckt so gut ich konnte, aber dann hat mich doch einer entdeckt, gepackt und in eine freie Zelle gesteckt. Natürlich habe ich mich nach Kräften gewehrt und die Krallen ausgefahren und gekratzt, half aber nix, er war stärker. Ich war stinksauer, schließlich konnte ich doch nichts dafür, dass so ein Idiot meinte, ich sollte für ihn den Boten spielen. Die Tüte hat mir der Aufseher gleich abgenommen; wenigstens etwas, angeblich war eine Sim-Karte und sogar Rauschgift drin. Beides hätte ich keinesfalls abliefern dürfen, aber konnte ich das wissen oder mich dagegen wehren? Nee, natürlich nicht. Meine liebe Freundin hatte ein paar Tage frei und war leider nicht da, um mich zu befreien. Das eingesperrt sein hat mir ganz und gar nicht gefallen, das könnt Ihr mir glauben! Und als sich am nächsten Morgen dann die Zellentür öffnete, bin ich sofort entwischt, obwohl ich gewaltigen Hunger hatte. Zwar habe ich gesehen, dass der Beamte, der nach mir schauen wollte, für mich ein Schälchen und eine Dose Futter dabeihatte, aber das war mir in dem Augenblick völlig schnurz. Ich ahnte, dass ich etwas Verbotenes getan hatte, deshalb hatte ich große Angst, dass sie mich womöglich auch auf unbestimmte Zeit hier einkasteln würden. Nein danke, nicht mit mir! Wie ein Irrwisch bin ich durch die Gänge geflitzt; zum Glück bin ich schlank und passe durch die Gitterstäbe, die die einzelnen Bereiche voneinander trennen. Das Personal braucht dafür Schlüssel, ich nicht. Durch pures Glück habe ich irgendwann den Ausgang gefunden, nachdem ich eine ganze Weile umhergeirrt war. Und dann stand ich im Innenhof. Dort habe ich mich hinter Büschen versteckt, bis sich das große Tor kurz öffnete und ein Auto auf den Hof rollte, dass einen weiteren Gefangenen brachte. Diesen Moment habe ich ausgenutzt, um auf die Straße zu laufen. Schade, meine Freundin werde ich wohl nie wiedersehen, aber ein Kater wie ich, der braucht seine Freiheit. Vielleicht habe ich ja Glück und finde doch noch ein schönes, weniger gefährliches Zuhause, drückt bitte mal ganz fest die Daumen, dass mir das gelingt!
Mein Name ist Mila, und ich bin eine schwarzweißgrau getigerte Katze. Vor der Brust habe ich ein weißes Lätzchen und unter dem Bauch auch einen hellen Fleck. Das Erste, was ich in meinem Leben geschnuppert habe, war außer dem süßen Milchgeruch unserer Katzenmutter der Duft von Pferden. Unsere Katzenmutter hatte sich nämlich in unserem Gestüt in eine Box zurückgezogen, um ihre Kleinen zur Welt zu bringen. Das war eine gute Wahl, denn im Pferdestall ist es immer warm und gemütlich. Es war die Box von Sternschnuppe. Das ist eine wunderschöne, braune Stute mit schwarzer Mähne. Sie ist wirklich sehr temperamentvoll und unglaublich schnell. Zusammen mit unserer Katzenmutter hat sie sich um uns gekümmert, aber von Anfang an besonders um mich. Unsere Katzenmutter und meine Geschwister sind irgendwann ihrer Wege gegangen, aber ich bin immer in Sternschnuppes Nähe geblieben, und bald waren wir unzertrennlich. Ich halte mich so gut wie immer in ihrer Nähe auf, und wenn Sternschnuppe auf der Weide grasen darf, dann komme ich natürlich auch mit. Oft lässt sie mich dann auf ihrem Rücken reiten. Ich finde es toll, die Welt aus dieser Perspektive anzuschauen. Unsere Menschen wissen das wir zusammengehören, und so darf ich immer dabei sein, wenn Sternschnuppe läuft. Sie ist nämlich ein Rennpferd und hat schon ganz viele Turniere gewonnen, eigentlich fast alle, an denen sie teilgenommen hat. Sie wird in Fachkreisen als Wunderstute gehandelt. Ich glaube, so viele Pokale wie sie hat noch kein anderes Pferd mit nach Hause gebracht. Natürlich bringt dieser Ruhm es auch mit sich, dass wir viel unterwegs sein müssen, was für eine Katze wie mich eigentlich ganz und gar nicht typisch ist. Aber ich möchte Sternschnuppe nicht allein lassen, weil ich weiß, sie braucht mich genauso wie ich sie. Ich gebe ihr Kraft und Zuversicht vor jedem neuen Rennen. Deshalb schlafen wir auch nach wie vor in einer Box, fressen zusammen und sind die allerbesten Freunde, da spielt die Größe gar keine Rolle. Wie ich schon sagte, nimmt Sternschnuppe an Pferderennen in der ganzen Welt teil. Deshalb müssen wir manchmal sogar mit dem Zug zu den Orten befördert werden, wo diese Wettkämpfe stattfinden. Und dabei gab es einmal einen kleinen Zwischenfall, denn unser neuer Pferdepfleger wusste nicht, dass er außer Sternschnuppe unbedingt auch mich in den Transporter hätte bringen müssen. Vielleicht war das für alle so selbstverständlich, dass keiner daran gedacht hat, ihm das zu sagen. Erst dachte Sternschnuppe wohl, ich würde nach ihr in den Transporter gesetzt, aber ehe sie sich versah schloss sich hinter ihr die Tür, und ich war nicht mit drin. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass man sie geholt hatte. Ab und zu hat man ja selbst ein dringendes Bedürfnis zu erledigen, daher war ich irgendwo draußen, als das Unglück geschah. Dann kam ich zurück in den Stall und fand ihn leer. Ihr könnt Euch sicher denken, wie erschrocken ich war. Überall habe ich nach Sternschnuppe gesucht, auf dem ganzen Hof. Aber sie war fort – ohne mich. Ich war sehr traurig und konnte es gar nicht fassen, denn das war noch nie geschehen. Bis, nach unendlich langer Zeit, der Wagen des Gestüts wieder auf den Hof gerumpelt kam und der neue Mann nach mir rief, während ich Sternschnuppe laut nach mir wiehern hörte. Natürlich bin ich sofort gekommen, weil ich mir Sorgen um meine Freundin gemacht habe. Und dann wurde ich wieder zu ihr in den Transporter gesetzt, und Sternschnuppe berichtete mir empört, dass der Mann sie in den Zug verfrachten wollte, weil mal wieder ein großes Rennen stattfinden sollte. Leider hatte ihm vorher niemand gesagt, dass ich immer mitreise. Aber Sternschnuppe hatte sich standhaft geweigert den Anhänger zu verlassen, und als sie dann von mehreren Helfern in den Zug bugsiert werden sollte, da hat sie richtig protestiert. Hat um sich getreten, laut nach mir gewiehert und war nicht zu bewegen den Transporter zu verlassen. Der Zug ist schließlich ohne sie abgefahren. Dann kam endlich jemand auf die Idee hier anzurufen und unseren alten Pferdepfleger um Hilfe zu bitten. Der ahnte vielleicht sogar was los war und ist sofort zum Bahnhof gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Ihm ist es schließlich gelungen Sternschnuppe zu beruhigen. Dann sind sie mit ihr zurückgefahren, um mich zu holen. Mit mir zusammen war Sternschnuppe lammfromm und hat sich ohne Probleme in den Zug bringen lassen. Sie war immer noch entrüstet, weil man sie abgeholt hatte, ohne daran zu denken mich auch mitzunehmen.
Aber natürlich hat sie ein paar Tage später auch in dieser Stadt das große Rennen gewonnen, und ich habe währenddessen im Stall auf sie gewartet und ihr dafür ganz tüchtig die Pfötchen gedrückt. Wieder sind wir mit einem Pokal nach Hause gekommen, und die Familie, der das Gestüt gehört, ist sehr stolz - auf uns beide! Sie wissen genau, dass ich auch zu Sternschnuppes Triumpf beigetragen habe. Nun können wir uns für eine kleine Weile auf der Koppel ausruhen, solange bis das Training für das nächste Rennen beginnt. Und der neue Pferdepfleger, im Grunde ist er ein guter Kerl, wird bestimmt dafür sorgen, dass ihm so ein Missgeschick nicht wieder passiert.
Einige meiner Geschichten beruhen auf einer wahren Begebenheit, so wie auch diese. Es gab tatsächlich ein ungarisches Rennpferd, dass niemals ohne seine Katzenfreundin auf Reisen ging.