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24 Weihnachts- und Adventsgeschichten für die ganze Familie
Das E-Book Plätzchenduft, Sternenglanz und Schneegestöber wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Weihnachten, Advent, Kurzgeschichten, Familiengeschichten, llesefreundlicher Druck, Jugend- und Kinderfreundlich
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Seitenzahl: 167
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Gedanken zum Weihnachtfest von Kater Tiger Schlafmütze
Pyramidenanschieben
Das Engelchen und der Schneemann
Das schwarze Schaf
Wo ist Teddy?
Ein Nussknacker reist um die Welt
Der verschwundene Stiefel
Aufregung im Katzencafé
Die Erbschaft
Engel bringen Glück
Mäuseweihnacht
God Jul
Kinderstreiche
Ein tierischer Schutzengel
Weihnachtsfreude per Post
Versöhnung unterm Tannenbaum?
Wo ist der Weihnachtshase?
Ein Geschenk vom heiligen Antonius
Erstens kommt es anders…
Die kleine Stubenfliege
Ohne Moos nix los
Der Zaungast
Die Wende
Der Weihnachtsmann und de fliegende Teppich
Ein verspätetes Weihnachtswunder
Die schöne Vorweihnachtszeit ist meiner Katzenmama immer schon lieb und teuer gewesen. Aber inzwischen nimmt der Stress überhand, finde ich jedenfalls. Vor allem in den Jahren, in denen der Heilige Abend schon am vierten Advent ist, so wie im letzten Jahr. Da kommt sie vor lauter Dingen, die sie erledigen muss gar nicht mehr zur Ruhe. Sie möchte allen gerecht werden; der Familie, den Freunden und Bekannten und natürlich nicht zuletzt auch den Lesern ihrer Bücher. Aber das allerschlimmste ist die Tatsache, dass sie auch für mich weniger Zeit findet als sonst, dabei bin ich doch sooo liebedürftig. Aus meiner Zeit als Streuner habe ich viel nachzuholen. Deshalb fühle ich mich immer am wohlsten wenn meine Leute in der Nähe sind. Und ich liebe es sehr, wenn ich auf dem Schoß meiner Katzenmama schlafen kann. Das kann ich gut aushalten – wenn es nach mir geht sogar stundenlang. Bei der vorweihnachtlichen Hektik bei uns zuhause geht es jedoch weniger um die Geschenke, die sich meine Menschen zu Weihnachten gegenseitig machen. Darum kümmert sich meine Katzenmama schon das ganze Jahr über. Wenn jemand einen Wunsch äußert, dann versucht sie sich das zu merken und kauft vieles schon im Lauf des Jahres. Außerdem gibt es doch ohnehin kein schöneres Geschenk als die Liebe einer Katze oder?
Aber, pünktlich zum Advent müssen die Fenster geputzt werden, damit die Engelschar und alle anderen Dekorationen nicht vor schmutzigen Scheiben stehen müssen. Das ganze Haus soll zum Weihnachtsfest auf Hochglanz gebracht werden - obwohl unter uns, damit nimmt sie es inzwischen nicht mehr ganz so genau, schließlich arbeitet sie ja noch. Außerdem gehen ihre Lesungen bis kurz vor dem Fest weiter, das hält sie auch auf Trab. Das macht sie zwar gern und freut sich immer, wenn es ihr gelingt die Zuhörer durch ihre Geschichten wenigstens ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu bringen. Wenn die Patienten über Weihnachten in einer Reha-Klinik bleiben müssen, dann gefällt den meisten das nämlich nicht besonders - ist ja verständlich. Als Hausfrau muss meine Katzenmama die Menüs für die Feiertage sorgfältig planen und dafür einkaufen, die Wäsche soll sauber im Schrank liegen, der Tannenbaum muss besorgt und geschmückt werden und und und… Es gibt unglaublich viel zu tun! Manchmal tun sie und mein Katzenpapa mir richtig leid. Natürlich nimmt auch die Weihnachtspost ganz viel Zeit in Anspruch, denn meine Katzenmama findet es doof, den Empfängern nur mit ein paar dürren Worten ein frohes Fest zu wünschen. Nein, das reicht ihr nicht! Vielen Leuten schreibt sie inzwischen Mails oder ruft sie an, aber auch das kostet Zeit. Besinnliche Weihnachten? Pustekuchen! Meistens kommen meine Menschen erst am Nachmittag des Heiligen Abend zur Ruhe. Wenn alles erledigt ist, die letzte Post unterwegs, das Essen vorbereitet ist und das Telefon stillschweigt, dann können sie sich endlich darauf freuen, dass zum Weihnachtsfest ihre Tochter mit ihrer Familie kommt. Vorher gehen sie meistens noch zur Kirche, um sich noch ein bisschen mehr Weihnachtsstimmung zu holen. Besonders schön finden meine beiden es, dass ihr Enkel Tim, der am Heiligen Abend bei dem Krippenspiel im Familiengottesdienst schon im letzten Jahr mitgewirkt hat, noch einmal dabei sein wird. Dieses Mal verkörpert er Josef, das ist eine wichtige Rolle und er hat sogar einen Solopart, den er singen muss. Wie alle Großeltern sind meine Katzeneltern sehr stolz auf Tim. Ich mag ihn ebenfalls gern, denn er ist ein netter Kerl. Zu schade, dass ich das nicht miterleben kann, aber zu Weihnachten ist es in der Kirche immer rappelvoll und dort wäre es mir sicher auch zu laut. Da bin ich zuhause besser aufgehoben! Wenn alle wieder da sind und die Lichter am Weihnachtsbaum brennen, wird der Kamin angemacht und später gibt es Geschenke. Beim Auspacken geht es noch mal lebhaft zu. Papier und Schleifenband liegen auf dem Boden, und ich verziehe mich meistens nach oben, zumindest solange bis die größte Hektik vorbei ist und wir zum gemütlichen Teil übergehen können. So ist das wohl in den meisten Familien.
Dabei ist der Sinn des Festes doch ein ganz anderer, jedenfalls, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Aber ich glaube, das haben die meisten Menschen inzwischen vergessen. Wenn Weihnachten wirklich das Fest der Liebe und des Friedens sein soll, dann ist es umso trauriger, dass es in großen Teilen der Welt so ganz anders aussieht. –
Aber darüber möchte ich gar nicht weiter nachdenken, denn ändern kann ich ja doch nichts daran. In diesem Sinne wünscht allen - ganz besonders natürlich den Katzenfreunden unter Euch
Fröhliche Weihnachten
Euer Tiger Schlafmütze
Kennen Sie eventuell auch den Brauch des Pyramidenanschiebens? Als mein Mann und ich nach der Wende aus beruflichen Gründen in den Osten, genauer gesagt, nach Sachsen, umgesiedelt sind, war mir diese Art die Adventszeit einzuläuten zunächst völlig neu. Eine nette Nachbarin, mit der ich mich recht schnell angefreundet hatte, fragte mich am Wochenende zum ersten Advent ob ich Lust hätte, mit ihr ins Nachbardorf zu fahren, um diese Tradition kennen zu lernen. Natürlich stimmte ich sofort begeistert zu, denn die seinerzeit ursprünglich für den Hausgebrauch angefertigten weihnachtlichen Holzpyramiden aus dem Erzgebirge kannte ich natürlich. So eine drehte sich in der Vorweihnachtszeit schon lange in unserem Haus, aber die großen Nachbildungen waren mir neu. Inzwischen sind diese Riesenpyramiden fester Bestandteil etlicher Weihnachtsmärkte in Ostdeutschland. Seit einiger Zeit drehen sich aber auch einige große Pyramiden auf Weihnachtsmärkten im Westen, die meisten davon waren ein Geschenk ihrer Partnerstädte aus dem Osten. Meine neue Nachbarin Sybille erklärte mir unterwegs, dass sogar schon um das Jahr 1930 die allererste Weihnachtspyramide dieser Größenordnung hergestellt worden sei. Ich war natürlich sehr gespannt auf das, was uns erwartete. Als wir auf den Parkplatz fuhren, sah ich schon die vier großen elektrisch beleuchteten Kerzen der hohen Pyramide leuchten. Sie drehte sich ganz langsam um ihre eigene Achse, und erst bei näherer Betrachtung erkannte ich die handwerklichen Feinheiten dieses aus Holz hergestellten Kunstwerks. Die Erbauer hatten gewiss manche Stunde liebevoller Arbeit dort hineingesteckt. Das Bauwerk bestand aus insgesamt vier Etagen. Auf der unteren Ebene waren die traditionellen Figuren der Region in verschiedenen Ausführungen angeordnet – Engel, Bergleute, Nussknacker und natürlich Räuchermännchen. Auf der zweiten Etage tummelten sich in einer verschneiten Landschaft einige Kinder, die gerade dabei waren, einen großen Schneemann zu bauen. Ein großer Hund war ebenfalls dabei. Wiederum eine Etage höher war eine Krippenszene dargestellt. Maria saß mit verklärtem Blick neben der Krippe und schaute ihr Kind an. Josef stand neben den beiden und sah ebenfalls voll Stolz auf seine kleine Familie. Daneben hatten Ochs und Esel Platz gefunden. Drei Hirten mit einigen Schafen waren ebenfalls auf dem Weg zur Krippe. Ganz oben schwebte über allen ein himmlischer Engelschor. Was mich ganz besonders begeisterte, das war die Tatsache, dass alle Figuren sehr lebensecht und dennoch vollkommen unterschiedlich aussahen. Es schien, als ob sich mehrere Künstler an diesem Werk beteiligt hatten. Auf meine Frage danach, erklärte Sybille mir, dass so gut wie alle Einwohner des Dorfes auf irgendeine Art und Weise daran mitgewirkt hatten, um ihre eigene und ganz besonders schöne Weihnachtspyramide herzustellen.
„Soweit ich weiß, hat es fast zwei Jahre gedauert, bis sie fertig war“, erzählte Sybille weiter, während wir beide über den kleinen Weihnachtsmarkt schlenderten. Dort gab es natürlich einen Stand mit Glühwein und auch die berühmte Thüringer Bratwurst fehlte nicht. An einer anderen Ecke wurden frische Waffeln gebacken. Eine ältere Dame bot an ihrem Stand selbst gestrickte Socken und bemalte Christbaumkugeln an. Etwas abseits stand ein freundlicher Herr und zeigte seine Schnitzarbeiten. Besonders gut gefielen mir seine verschiedenen wunderschön bemalten Nussknacker und Räuchermännchen, die unaufhörlich vor sich hin pafften. Er hatte auch Weihnachtspyramiden, die etwa zwei Meter hoch und für draußen gedacht waren. Von diesen kleinen Kunstwerken konnte ich mich gar nicht losreißen. Sie hatten nur drei Etagen, waren aber ebenfalls sehr aufwändig gedrechselt und geschnitzt.
„So eine Pyramide hätte ich gern für unseren Garten“, sagte ich begeistert und fragte, ob ich ein Foto machen und meinem Mann senden dürfe. Netterweise erlaubte mir der Verkäufer das, und wenige Minuten später hatte ich das o.k. meines Mannes auf dem Smartphone. Er wollte später mit unserem Kleintransporter nachkommen, denn Sybille´s Auto war nicht geeignet, so eine große Pyramide zu transportieren. Also wurde das von mir ausgesuchte gute Stück reserviert und beiseitegestellt, bis mein Mann da sein konnte. Inzwischen bummelten Sybille und ich weiter über den Marktplatz. In einer Bude wurden selbst gezogene Kerzen verkauft, die Sybille besonders gut gefielen. Dann entdeckte ich an dem Bücherstand ein altes Kinderbuch, das ich seinerzeit besessen hatte und war ganz aus dem Häuschen. Sofort erinnerte ich mich daran, dass ich dieses Bilderbuch damals heiß und innig geliebt hatte. Ich konnte einfach nicht widerstehen und kaufte es mir, obwohl es einige deutliche Gebrauchsspuren aufwies, aber schließlich wurden dort nur antiquarische Schätze angeboten. Ich freute mich jedenfalls riesig über diesen nostalgischen Fund, weil er mich für einen Augenblick in meine glückliche Kindheit zurückversetzte.
„Wie lange bleibt der Weihnachtsmarkt geöffnet?“, fragte ich Sybille, als wir am Glühweinstand neben den lodernden Flammen im Feuerkorb saßen, um uns mit einem heißen Punsch aufzuwärmen.
Inzwischen war es recht kalt geworden und der im Wetterbericht angekündigte Schneefall hatte ebenfalls schon eingesetzt. Unaufhörlich tanzten die Flocken um uns herum. Es dauerte nicht lange bis alles unter einer dünnen Schneedecke lag, wodurch der ganze Weihnachtsmarkt noch malerischer aussah. Bei dieser romantischen Kulisse konnte man einfach nicht anders als ganz schnell in festliche Weihnachtsstimmung zu kommen, fand ich.
„Der Markt findet immer nur am ersten Adventswochenende statt, aber die Pyramide bleibt bis Neujahr stehen, sonst würde sich der aufwändige Transport ja gar nicht lohnen. Die freiwillige Feuerwehr kümmert sich um den Auf- und Abbau. Den Rest des Jahres wird sie im alten Gerätehaus untergebracht“, erklärte mir Sybille weiter. „Das traditionelle Anschieben findet meistens am Freitagabend statt und oft ist das ganze Dorf dabei auf den Beinen, um zu helfen. Die Buden sind dann schon aufgestellt, aber sie dürfen erst am Samstag zum Verkauf geöffnet werden. Deshalb bringen sich am Freitagabend viele Leute ihren Glühwein in Warmhaltekannen und Kekse selbst mit.“
„Warst Du schon mal dabei?“, fragte ich sie.
„Das habe ich mir schon oft vorgenommen, aber irgendwie hat es nie geklappt – leider. Es ist sicher ein Mordsspaß für alle Beteiligten.“
„Dann sollten wir uns das für die Adventszeit im nächsten Jahr als festen Termin im Kalender eintragen“, schlug ich vor.
Sybille lachte und fand, das sei eine gute Idee. „Aber dann nehmen wir unsere Männer auch mit und losen vorher aus wer nach Hause fahren muss“, setzte sie verschmitzt hinzu. „Der Glühwein ist so lecker, davon könnte ich glatt noch mehr vertragen!“
Seit unserem ersten Besuch bei dem traditionellen Pyramidenanschieben ist dieser Brauch auch für meinen Mann und mich ein fester Bestandteil der Adventszeit geworden, und wir freuen uns jedes Jahr erneut darauf.
Susi, das jüngste Engelchen im Himmel, mochte nichts lieber als durch das große Himmelsfernrohr auf die Erde hinab zu schauen. Was die Menschen so anstellten, das interessierte es sehr. Petrus hatte den kleinen Engel allerdings streng ermahnt, mit dem empfindlichen Gerät äußerst vorsichtig umzugehen. Daran hielt sich das Engelkind, und so gab es für Petrus keinen Grund zur Klage. Jetzt war Winter und es hatte tüchtig geschneit. Der kleinste Engel war ganz begeistert davon. Hier und dort erkannte man schon vereinzelt große Tannenbäume, die mit Lichtern geschmückt waren und in der Dunkelheit hell leuchteten. Von Tag zu Tag wurden es mehr, und daran hatten Susi und alle Engel im Himmel große Freude.
„Bald ist Weihnachten. Dafür arbeiten wir, aber Du bist noch zu klein, um uns zu helfen“, hatte man dem kleinen Engel erklärt.
In diesen Wochen ist immer viel zu tun, und so hatte keiner der größeren Engel viel Zeit, sich um das Engelkind zu kümmern. Stattdessen wurde es als Bote eingesetzt und lief zwischen den himmlischen Werkstätten hin und her, um Nachrichten zu überbringen. Aber es langweilte sich dennoch oft, wenn es so ganz allein durch den weiten Himmel stromerte.
Durch das große Fernrohr sah das Engelchen Susi gespannt dabei zu, wie die Kinder ihre Schlitten hervorholten und damit die Hügel erklommen, um anschließend jubelnd wieder hinunter zu sausen. Einen prächtigen Schneemann hatten die Kinder auf der Erde auch gebaut. Er trug einen bunten Schal und zum Schluss stülpte ihm ein kleines Mädchen eine rote Pudelmütze über den dicken Kopf. Die dunklen Kohlenaugen des Schneemanns schienen vor lauter Lebensfreude zu funkeln und schauten geradewegs zum Himmel hinauf, so kam es dem kleinen Engelmädchen vor. Susi wusste, dass Schneemänner leider in der Regel ein sehr kurzes Leben haben, und hatte sich schon lange so sehr gewünscht, im Himmel einen Schneemann bauen zu können. Der große Schneemann begeisterte das kleine Engelchen über alle Maßen und es wünschte sich nichts mehr, als ihn bei sich zu haben, am liebsten für immer und ewig. Aber zumindest wollte es ihn einmal besuchen. Aber wie sollte das gehen? Schließlich fasste der kleine Engel sich ein Herz und fragte einen größeren Engel: „Wie komme ich auf die Erde?“
„Was willst Du denn dort?“, fragte der große Engel erstaunt.
„Ich habe da einen Freund, den möchte ich gern mal besuchen“, wich das kleine Engelchen aus.
„So, so“, wunderte sich der größere Engel, aber er fragte nicht weiter, sondern erklärte Susi, dass nur der Weihnachtsmann mit seinen Rentierschlitten einmal im Jahr auf die Erde kam, um den Kindern zu Weihnachten Geschenke zu bringen.
„Kann ich da nicht mitkommen?“
„Ich fürchte, das geht nicht, aber Du kannst den Weihnachtsmann ja trotzdem fragen“, schlug der andere Engel vor.
Von dieser Aussicht getröstet, machte sich das kleine Engelmädchen gleich auf den Weg. Der Weihnachtsmann war sehr erstaunt über diese Bitte und wiegte den Kopf hin und her, bis er schließlich sagte: „Am Heiligen Abend habe ich immer so viel zu tun, da kann ich Dich leider nicht mit zur Erde nehmen. Aber lass mich nachdenken, vielleicht fällt mir doch noch etwas ein.“
Sofort bekam das kleine Engelchen ein schlechtes Gewissen, weil es dem lieben Weihnachtsmann, der ohnehin schon so viel zu tun hatte, durch diesen Wunsch noch mehr aufbürdete. Dennoch vertraute es dem verdutzten Weihnachtsmann an; „Ich möchte den dicken Schneemann so gern besuchen oder mir selbst einen bauen. Warum gibt es bei uns im Himmel keine Schneemänner?“
„Weil wir keinen Schnee haben, den brauchen wir hier ja auch nicht“, erklärte der geduldige Weihnachtsmann.
Das Engelchen trollte sich daraufhin und ging wieder zu dem großen Himmelsfernrohr, um zu schauen ob der Schneemann noch an seinem Platz stand. Natürlich war er noch da – wohin sollte er auch gegangen sein? Er erschien dem kleinen Engelkind anziehender denn je. Aber wie sollte Susi zu ihm gelangen? Schließlich fasste sie einen tollkühnen Plan. Sie hatte doch Flügel. Warum also sollte es ihr nicht gelingen, einfach zur Erde zu fliegen? Und so wartete sie einen günstigen Moment ab, in dem keiner der anderen Engel in der Nähe war, breitete ihre kleinen Flügel aus und flog zur Erde hinunter. Puh, der Weg war viel weiter als gedacht. Aber tapfer hob und senkte der kleine Engel unaufhörlich die Flügel und langsam, ganz langsam kam er seinem Ziel näher. Der Schneemann hatte bemerkt, dass sich am Himmel etwas tat und stutzte, als plötzlich ein goldlockiges Engelchen direkt neben ihm in den Schnee purzelte.
„Wer bist Du und wo kommst Du her?“, fragte er.
Der kleine Engel schüttelte sich den Schnee aus den Flügeln und erklärte munter: „Ich komme aus dem Himmel. Bei uns gibt es leider keine Schneemänner. Mein Name ist Susi. Ich möchte Dich besuchen.“
„Oh, das ist aber schön!“, freute sich der Schneemann; dann fuhr er fort: „Weißt Du, die Kinder kommen nur noch selten zu mir. Die gehen jetzt lieber rodeln.“
Inzwischen hatte man im Himmel festgestellt, das Susi, der kleinste Engel, verschwunden war. Alle waren in heller Aufregung und hatten schon überall gesucht, bis dem Weihnachtsmann plötzlich wieder einfiel, worum Susi ihn vor einigen Tagen gebeten hatte. Das hatte er in seiner Zerstreutheit schon wieder vergessen. Schnell eilte Petrus zum Himmelsfernrohr und sah Susi neben dem Schneemann stehen.
„Da unten ist sie ja!“, rief er.
Er war sehr erleichtert, aber natürlich musste der kleine Engel schleunigst wieder in den Himmel zurückgebracht werden, das stand fest.
„Übermorgen ist Heiligabend; vielleicht könnte ich die Kleine auf meiner Reise um die Erde wieder mit zurückbringen“, überlegte der Weihnachtsmann.
„Und was soll sie bis dahin so allein auf der Erde? Nein, das geht nicht“, wandte Frau Weihnachtsmann ein.
„Dann passe ich solange auf sie auf“, schlug das Engelmädchen Philippa vor.
Sie war schon einige Male auf der Erde gewesen und begleitete den Weihnachtsmann regelmäßig am Heiligen Abend, wenn er die Geschenke zu den Kindern brachte.
„Traust Du Dir das auch wirklich zu?“, vergewisserte sich Frau Weihnachtsmann.
„Aber natürlich!“
„Gut, dann ist das entschieden.“
Mit diesen Worten beendete Petrus die Diskussion. „Aber ich werde jeden Eurer Schritte am Himmelsfernrohr verfolgen, damit Ihr keine Dummheiten macht“, setzte er grimmig hinzu.
Schließlich kannte er den Wildfang Philippa nur zu gut. Als sie in den Himmel kam, hatte sie zunächst bei der Engelschar für mächtig viel Wirbel gesorgt, aber seitdem sie bei dem Weihnachtsmann und seiner Frau lebte, war sie recht vernünftig geworden. Wenig später machte Philippa sich auf den Weg, begleitet von vielen Ermahnungen und noch mehr guten Ratschlägen seitens der lieben Frau Weihnachtsmann. Außerdem hatte sie ein Säckchen mit Sternenstaub dabei, denn wenn Engel die Erde besuchen, können sie damit ihre Flügel unsichtbar machen.
Der Schneemann staunte sehr, als er sah, dass ein zweiter Engel zur Erde hinab schwebte. Susi, das kleinste Engelchen schaute sehr erschrocken drein, weil es befürchtete, ausgeschimpft zu werden. Aber Philippa erklärte Susi, dass der Weihnachtsmann sie beide übermorgen mit zurück in den Himmel nehmen würde und sie sich bis dahin auf der Erde aufhalten durften. Susi jubelte und klatschte vor Freude in die kleinen Händchen. Aber der Schneemann sah traurig drein.
„Dann bin ich ja wieder allein“, seufzte er.
Philippa tröstete ihn und sagte: „Das werden wir sehen. Bestimmt fällt mir bis dahin etwas ein!“
„Können wir ihn nicht mit in den Himmel nehmen?“, fragte Susi hoffnungsvoll.
„Ich denke nicht, da ist es doch viel zu warm für ihn, es sei denn…“, überlegte Philippa.
„Ja?“, fragte der kleine Engel hoffnungsvoll.
Aber mehr wollte Philippa zunächst nicht sagen. Die zwei Tage auf der Erde gingen viel zu schnell vorüber fanden die beiden Engel und der Schneemann. Er wusste viele schöne Geschichten, die er ihnen gern erzählte. Außerdem waren Philippa und Susi gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt gewesen. Dort hatte Susi hinter einer der geschmückten Holzbuden ein winziges Kätzchen aufgelesen. Es war pechschwarz und um das dünne Schwänzchen zog sich ein schmaler, schneeweißer Rand.
„Oh, wie süß!“, jubelte das Engelkind und nahm das offenbar sehr hungrige kleine Wesen sofort auf den Arm. „Wenn wir schon den Schneemann nicht mitnehmen können, dann möchte ich wenigstens dieses Kätzchen nicht hierlassen. Du hast doch auch eine Katze, Philippa. Bitte, bitte!“, bettelte Susi.
Die nette Marktfrau musste schmunzeln, als sie diese kleine Szene beobachtete. Sie hielt die beiden Mädchen für Schwestern und schenkte ihnen sogar ein Tütchen ihrer selbstgebackenen Kekse.
„Das ist ein kleiner Kater und ein Streuner“, erklärte sie. „Er braucht ganz dringend ein Zuhause. Wollt Ihr ihn nicht mitnehmen?“